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| Wieso, weshalb, warum…|
Dominic Gerberding und seine charmante Partnerin Janine Heinrichs sind wieder in heimischen Gefilden angekommen und ich hatte vergangenen Donnerstag endlich Gelegenheit, mir das neue gastronomische Kapitel der beiden auf der Zunge zergehen zu lassen.
Der gebürtige Solinger Gerberding, der seine Ausbildung zunächst in den Sterne-Himmeln von Baiersbronn und Gstaad absolvierte, entschied sich nach dem Verlassen des Küchenchef-Posten im Restaurant Pfaffenberg zunächst für ein kleines Intermezzo in der seinerzeit noch existenten Des’tille, bevor es gemeinsam mit seiner Lebensgefährtin auf internationale Abenteuer ging.
Die gut 18 Monate dauernde Work and Travel Weltreise mit vielen faszinierenden Destinationen in Asien und Neuseeland hat inspirierende Spuren hinterlassen, nicht nur kulinarisch, sondern auch was die eigene Lebensgestaltung und die Prioritäten, die man in dieser setzt, angeht.
Wir hatten am Donnerstag die Gelegenheit zu einem ausgedehnten, freundlichen Plausch und freuten uns beide über das Wiedersehen. Neben dem aktuellen Thema #1 und seiner gravierenden Auswirkungen auf die Gastronomie, dem leidigen Thema der Kostenstrukturen in der gehobenen solchen, dem frappierenden Fachkräftemangel etc. pp. erklärte er mir auch die persönlichen Gründe dafür, warum statt Fine Dining mit Service im feinen Zwirn nun ein stationärer Food Truck in Kooperation mit Bastian Jordan den neuen beruflichen Mittelpunkt bilden sollte.
Ich denke – und das ist meine persönliche Interpretation – das Freiheitsgefühl, das die beiden nach vielen Jahren in der Küche und im Service mit all den überlangen Schichten und wenig Raum für Privatleben und Freunde, überkommen hat, war sicherlich überwältigend und dem Vernehmen nach haben sie es auch nach Kräften genossen.
Gemischt mit den vielfältigen Eindrücken, den die Straßenküchen der besuchten 15 Länder hinterließen, stand nach der Rückkehr für beide fest, sich eben nicht mehr in das oft nicht nur zeitlich beengende Korsett der gehobenen Gastronomie quetschen zu lassen, mit all den Opfern, die man hierfür zu erbringen hat.
Die umtriebige Solinger Olivenöl Dynastie Jordan dürfte vielen - nicht zuletzt wegen geschickter Product Placement Aktivitäten im TV und Dauerpräsenz in den einschlägigen Gourmet-Publikationen - keine Unbekannte mehr sein, seit 1989 produziert man auf Lesbos hochwertiges Öl, die Großeltern von Bastian Jordan leben ständig auf der Insel, mittlerweile hat sich das Sortiment zu einem ansehnlichen griechischen Bio-Feinkost-Füllhorn gemausert.
Da Gerberding und Jordan sich kannten, wurde die Idee zu „Jordans Genuss Truck“ geboren, ein stationärer Food Truck mit festen Öffnungszeiten, platziert auf dem Parkplatz der neuen, großzügigen Jordan Verkaufsräume in Landwehr.
Für alle Beteiligten eine charmante Win-Win-Situation, neben Kochkursen und Catering bietet der Truck den beiden Gastro-Abenteurern eine weitere verlässliche Einnahmequelle und Basti Jordan freut sich neben der neuen „Werks-Kantine“, die sein Mittagessen nachhaltig bereichert hat, sicher auch über eine weitere Möglichkeit, seine Produkte zu platzieren und unmittelbares Feedback der Kunden einzuholen.
Und diese, davon konnte ich mich am Donnerstag selbst überzeugen, kommen zahlreich und rekrutieren sich nicht nur aus Kunden des Jordan Geschäftes. Sie eint jedoch alle ein Faible für Kulinarik, Aufgeschlossenheit, Neugier und gute Produkte, so mein persönlicher Eindruck der von mir erlebten, kultivierten Gästeschar aller Altersklassen vor Ort.
Das freute mich sehr, denn abseits von Food Truck Mainstream mit fettigen Burgern, Pulled Pork Tristesse & Co. ist es insbesondere in der Provinz mitunter schwer sich zu behaupten; aber die Kombination aus kreativen, aromenreichen Gerichten und einem fanatischen Fokus auf exzellenten, nachhaltigen Produkten aus der Region scheint zu verfangen.
| Schön, und was gibt’s zu essen? |
Stolz ist man unter anderem auf die nach eigenen Rezepturen in der Landmetzgerei Keil (mit Hof und tiergerechter Haltung in Reken) hergestellten Bratwürste und weitere dort bezogene hochwertige Fleischwaren, aber eben auch auf die Tagesgerichte als solches.
Rustikale Eintöpfe wie eine Lauch-Kartoffel Variante bilden die Option „Soup of the week“, dazu gesellen sich Angebote aus der Standardkarte wie
• Omas Rinderroulade "gezupft" mit Rotkrautsalat, Essiggurke und Baconmarmelade in einer frisch gebackenen Dinkeltasche zu 6,50€
• Bunte Salad Bowl mit Edamame, Möhrenstreifen, Kichererbsen, Rotkrautsalat, Tomate, Rote Bete, Quinoa , Jordans Fetakäse und Sesam-Dressing – ebenfalls zu 6,50€
oder aber die von mir verkostete
• Jordans Bratwurst vom Iberico Schwein mit Olivenpesto, "Indian Spice" Feigensalami und griechischem Kyknos Ketchup in einer Dinkeltasche zu 4,00€
Bei all diesen Gerichten steckt viel Liebe im Detail, die Rouladen werden 13 Stunden auf Niedrigtemperatur gegart, das Bacon Jam wird natürlich auch selbst hergestellt und wenn man auf – wie im Falle von Feta, der veganen Feigensalami oder dem Ketchup – auf Produkte aus dem Regal setzt, handelt es sich stets um hochwertige Gourmet Ware aus dem Jordan Sortiment.
Bei den Tagesangeboten unterstreicht Dominic Gerberding einmal mehr, dass dieser Foodtruck sich von der Masse abhebt, so gesellt sich in einer Woche die
• Ceviche vom Skrei "Cook Island Style" mit Basmatireis zu 12,00€
zu eher bodenständig-regional klingenden, jedoch vom anwesenden Publikum in den höchsten Tönen gelobten (es war der Rinderbrust Tag) Dingen wie
• Gebratene Blutwurst mit frischem Apfelragout und Kartoffelstampf zu 8,50€ und
• Gekochte Rinderbrust mit Meerettichsauce, Rote Bete Salat und Kartoffelpüree zu 10,00€.
Janine Heinrich rundet das Ganze mit passenden Desserts ab, in der letzten Woche war bspw. ein verlockend klingender
• Zitronenkuchen mit Blutorange, das Stück zu 3,50€,
im Angebot, der dem Vernehmen nach auf viel Gegenliebe stieß.
| Aha, klingt gut, aber wie war’s denn??? |
Jordans Bratwurst – 4,00€
Nach der Bestellung sollten noch einige Minuten vergehen, bis ich meinen farbenfrohen Mittags-Snack erhalten sollte, hier werden keine labbrigen Metro-Phosphat-Stangen stundenlang auf dem Grill warm gehalten sondern à la minute produziert.
Auch bei den Getränken legt man Wert auf Qualität und Nachhaltigkeit, statt auf Pepsi & Co. setzt man daher auf Bio-Limonaden der Firma Mölle, ich entschied mich für die Variante mit Zitrone und Minze, die leicht gekühlten 0,33l zu fairen 3€.
Auf einem netten Porzellan Teller wurde der farbenfrohe Street Food Hot Dog schließlich überreicht, das nicht zu störrische Fettpapier sollte beim Verzehr sehr hilfreich sein, obwohl das Bild hier täuscht, das Ganze war in Sachen Größe sehr kompakt, die Wurst eher eine XXL Version einer Nürnberger und kürzer und dünner als eine normale Grillbratwurst.
Jordans Bratwurst
Die auch recht dünne und damit sehr gut handle-bare Dinkel-Tasche wurde mit aromatischem Oliven-Pesto und dem herausragenden Kyknos Ketchup bestrichen, auf der unteren Seite zudem noch Scheiben der erwähnten veganen Feigensalami mit indisch inspiriertem Gewürzfundament.
Diese „Salami“ von Jordan entstand übrigens nicht mit dem Gedanken, ein Fleischprodukt imitieren zu wollen wie man mir erklärte, sondern die Bezeichnung erfolgte aufgrund der frappierenden Ähnlichkeit des fertigen Produktes mit der italienischen Dauerwurst.
Ich mag solche Analogien trotzdem nicht wirklich, was der geschmacklichen Tiefe dieses interessanten Produktes allerdings keinen Abbruch tat, insbesondere mit dem leicht säuerlichen Pesto eine sehr schöne Kombination.
Unter dem Protagonisten noch mundgerecht zerkleinerter Pflücksalat, obenauf noch milde Röstzwiebeln und Krümel des himmlisch cremigen Jordan Fetas, den man direkt aus Lesbos importiert.
Ich klappte das Ganze mit Hilfe des Fettpapieres zusammen und was auf dem Foto noch als vielleicht schwierig zu essen anmuten könnte, passte wunderbar verlustfrei in die Dinkel-Tasche und konnte ebenso verzehrt werden, ohne Gefahr für die Garderobe wohlgemerkt, bei mir ja immer ein heikles Thema.
Die gottlob grobe, grundehrliche Bratwurst selbst wurde mit Hingabe rundherum knusprig braun gebraten und überraschte mit kleinen, aromatischen Olivenstücken im Brät, was bei der Bezeichnung „Jordans Bratwurst“ sicher auch Sinn ergibt.
Wer sich die Zutaten durchgelesen hat und ein wenig sensorisches Vorstellungsvermögen hat, kann sich sicher vorstellen, was auf dem Gaumen passiert, wenn ein Biss alle Komponenten beinhaltet: richtig, großes Umami-Feuerwerk der niederträchtigsten Sorte.
Eine Wurst zu braten ist keine Kunst. Eine Wurst zu kreieren und diese mit diversen Aromen so zu kombinieren, das die Grundidee „Hot Dog“ plötzlich so viel mehr wird als die Summe ihrer im Ursprung banalen Teile, verdient jedoch Wertschätzung und Hochachtung.
Zufrieden und mit Freude inhalierte ich regelrecht das kleine Gaumenfeuerwerk, die Frage ob es schmecken würde bejahte ich zwischenzeitlich mehr als gerne.
Die entspannte, freundliche und kommunikative Grundstimmung im kleinen Vorzelt mit einfachen Bierzeltgarnituren und zwei Stehtischen trug ebenfalls dazu bei, dass diese sonnige Mittagspause auf ihre Art und Weise eine der schönsten seit Langem sein sollte.
Da der mehrfach erwähnte Bastian Jordan sich an diesem Mittag am Nebentisch die Rinderbrust gönnte, entwickelte sich ein nettes Gespräch um die perfekte Zubereitung einer solchen, meine Vorliebe für heiß geräuchertes Brisket konnte er uneingeschränkt teilen (guter Mann!:-)) und siehe da: Charly’s Diner war ihm unbekannt!
Das musste ich natürlich sofort ändern, es folgte ein freundlicher Verweis auf zwei wortreiche Kritiken auf einem gewissen Gastroportal, dem er noch vor Ort nachging und beim Durchforsten meines BBQ-Epos in Tolstoi-Format dann auch sehr angetan war.
Wir setzten unseren Plausch noch auf dem Parkplatz fort, keine Frage, wenn Food Nerds auf einer Wellenlänge liegen, gehen die Themen nicht so schnell aus, der grundsympathische Eindruck, den er mir schon vor einiger Zeit auf der Anuga vermittelte, sollte sich bestätigen, ein sehr netter Zeitgenosse!
Fazit
Das kulinarische Versprechen wird eingehalten: kreatives, aromenreiches, gesundes Street Food mit exzellenten Zutaten. Eine wirkliche Bereicherung für die meist armselige Landschaft der gastronomischen Solinger Mittags-Tisch Optionen.
Vor allem freut mich aber, dass es gesehen wird, die Leute kommen aus Hilden, Solingen, Langenfeld und sogar Leverkusen und auch der WDR hat kürzlich wegen eines Berichtes angefragt, schön, dass der Mut der beiden belohnt wird.
Egal ob der Truck, das Catering oder die Kochkurse, ich wünsche den mutigen „Selbstverwirklichern“ allen erdenklichen Erfolg bei der beruflichen Neuausrichtung und werde als neuer Stammgast hoffentlich meinen kleinen, bescheidenen Teil beitragen können.
Bis bald in Landwehr!
P.S.
Der Truck ist auch Samstag immer fest an Ort und Stelle, die aktuelle Angabe beruht auf einem Missverständnis des mir hier so selbstlos zur Seite gesprungenen Oparazzo, das Website-Layout war hier etwas verwirrend, hoffe das wird bald korrigiert.