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Das chinesische Restaurant in Domnähe hat den Ruf, echte chinesische Spezialitäten im Angebot zu haben.
YouDinner nannte deshalb sein Event dort auch: AUTHENTIC CHINESE CUISINE.
Viele Kritiker (Gote und Henn, Kritiker vom Kölner Stadtanzeiger zum Beispiel) loben die Speisekarte mit Spezialitäten. Auch „tischnotizen“ - unser GG-Kollege - gehört u.a. zu den Feinschmeckern, die das Lokal schätzen.
Ich war bisher nur vor langer Zeit einmal zum Mittagsbuffet dort; und das hat natürlich mit den a la carte „Köstlichkeiten“ des Hauses nicht so viel zu tun; aber es war ein ordentliches und schmackhaftes Angebot damals.
Um über typische Küchen mehr Informationen zu bekommen, muss man wohl wirklich selber probieren und nicht nur lesen oder von anderen hören.
„Der wahre Gourmet ist ja vor allem sehr tolerant und immer an Neuem interessiert. Schließlich würde er sich ja selber blockieren wenn er - wie das die Scheinschmecker oft tun - immer nur die gleichen Sachen sucht.“, sagte schon Jürgen Dollase über unbekannte Küchen.
Also habe ich mich angemeldet und war gespannt.
Ambiente
Das Lokal liegt für den Öffentlichen Nahverkehr recht günstig, denn es befindet sich in Domnähe. Von Außen sieht das Restaurant recht unscheinbar und schmal aus.
Aber innen ist es gar nicht so klein, wie es scheint, weil neben dem Erdgeschoss weitere Stockwerke zum Unternehmen gehören.
Nach dem Betreten des Lokals musste ich dann über eine Wendeltreppe bis zur zweiten Etage klettern. Dort hatte YouDinner seine Zelte aufgeschlagen.
Da die S-Bahn eine große Verspätung hatte (ein Polizeieinsatz wurde als Grund genannt), eilte ich etwas schneller zum Restaurant. Dann noch die zwei Etagen hoch kraxseln – mit Maske – da war ich schon in Wallung und war froh über ein Glas Sprudel vorweg und einen Sitzplatz.
Der Raum war mehr als schlicht ausgestattet: blanke Tische, einfaches Geschirr, keine große Dekoration. Auch das ist wohl authentisch – denn viele Speisen wurden in kleinen Schüsseln zeitgleich auf dem Tisch verteilt. Da ist man um jeden freien Millimeter ohne Gläser, Flaschen, Teller und Gerichte froh.
Für mich bedeutet dies innerlich jedoch etwas Stess, weil ich gerne viel Platz für mich habe.
Sauberkeit
Alles war ordentlich gepflegt.
Sanitär
Gottseidank auch auf der Etage – ebenerdig zu erreichen. Recht klein und sehr einfach gehalten.
Service
Die drei jungen Kräfte (ein Mann, zwei Frauen) stellten ohne Ende Schüsseln auf den Tisch, räumten Teller ab, bzw. deckten neu ein oder brachten neue Getränkeflaschen. Im Übrigen haben wir uns dann selbst versorgt.
Zu einem Gespräch mit dem Personal konnte es dabei kaum kommen. Ich hätte gerne mehr zu den Gerichten und Zutaten erfahren. Auch ein Blick in die Küche oder Erklärungen zu den Zutaten oder Zubereitungsarten hätten mir gefallen.
Sicher ist das auch eine Frage der Sprache; denn ich kann kein Chinesisch und mein Schulenglisch hätte auch nicht gereicht, um über das spezielle Essen zu reden. Aber das soll keine „Klage“ sein, sondern nur mein Wunsch nach mehr Verständnis für die Landesküche zum Ausdruck bringen.
Authentic Chiniese Cuisine
Ein Menü in 5 Runden
Runde 1: Vorspeisen
Gewürzte Entenzungen
Für mich sahen die Teile wie getrocknete Chilischoten aus. Sie waren auch außen sehr widerstandsfähig; also recht zäh bzw. hart. Innen lag wohl der Geschmack. Ich habe etwa drei Stücke auf verschiedene Arten gekaut, aufgebrochen bzw. ausgesaugt. Dabei habe kein Ekel empfunden, aber auch keinen Genuss erfahren. Sicher waren sie typisch zubereitet, aber ich brauche Entenzungen wohl nicht unbedingt.
Marinierte Schweineohren mit Gurken
Dieses Gericht brauche ich sicher auch nicht (oft). Von der Konsistenz her erinnerte es mich an Schweineschwänzchen oder Hühnerhälse (bei der Oma hieß das Stross (Gurgel) kauen) – nur ohne die vielen Knöchlein bzw. Gelenke. Nur am Rande: Vom Huhn habe ich als Kind gerne Herz, Magen und Leber gegessen – aber nicht den wabbeligen Hals. Die knorpeligen Stücke habe ich auch tapfer abgenagt und teilweise geschluckt.
Mit den Gurkenstücken hatte ich keine Probleme.
Quallensalat mit Gurke
Vielleicht hatte ich durch die für mich hohe Schärfe bei den Saucen der Gerichte vorher, meinen Geschmack etwas „verloren“. Der Salat war daher für mich im Mund nicht einzuordnen. Ich konnte es essen, aber die „Streifen“ haben bei mir keinen bleibenden Eindruck hinterlassen. Die dünnen Stücke erinnerten etwas an dicke Spaghetti, waren aber nicht so lang, was ich sehr gut fand.
Tofu mit tausendjährigen Eiern
Egal wie diese Paste bzw. Bohnenquark jeweils hergestellt, zubereitet bzw. verarbeitet wird, für mich schmeckt es entweder langweilig oder auch etwas unangenehm. Es ist mir einfach bisher immer zu weich und glitschig und unangenehm im Mund.
Die schwarzen kleingeschnittenen Eierteile, die in dem Gericht ebenfalls verarbeitet waren, hatten für mich ebenfalls eine zu weiche Konsistenz, aber zeigten doch mehr Geschmack als der Tofu. Der Geruch war nicht so toll, aber das salzig-würzige Element müsste ich noch intensiver probieren, war aber heute für mich etwas Besonderes.
Mini-Frühlingsrolle mit Gemüse
Hier fühlte ich mich doch zu Hause. Sie waren knusprig und war angenehm gewürzt. Sie schmeckten wie erwartet; also eigentlich zu normal im Verhältnis zu den anderen Gerichten der Runde.
Gut war es auch für mich, dass ich die Röllchen frühzeitig verkostet habe. Die anderen Gerichte waren teilweise für mich sehr scharf oder sehr streng: viel Koriander, Chili etc. beherrschten den Mundraum.
Runde 2: Suppe
Enten-Suppe nach Schanghai-Art
Die Suppe war für mich erst einmal eine „Beruhigung“ für Zunge und Gaumen. Sie spülte die würzigen und heftigen Aromen weg. Die Brühe war relativ klar, mit leicht milchigen Noten. Die Gemüseeinlage war reichhaltig. Aber es war weniger scharf als die Gerichte davor. Und so kam mir die Brühe sogar leicht neutral vor. Doch sie erfrischte meine Geschmacksnerven erfreulich.
Runde 3: Fisch und Meeresfrüchte
Barsch nach Schanghai-Art
Der Fisch war im Ganzen gegart worden. Das Filet war butterzart und würzig. Wir konnten Stücke einfach von den Gräten abtragen. Für mich der beste Happen dieser Runde. So möchte ich ihn gerne wieder verkosten.
Scharf-saurer Tintenfisch
Die länglichen Stücke sahen auf den ersten Blick von Weitem gedreht aus und erinnerten mich spontan an Nudeln, an Fusilli. Aber als die Schüssel näher an mich herankam, sah ich doch die Abweichungen in Form, Farbe und Länge.
Das Fleisch war durchaus weich und würzig zubereitet, aber es schmeckte für mich fraglos anders als die mediterrane Zubereitung von Oktopus.
Gebratener Krebs mit Chili und Pfeffer
Wie es wohl in China üblich ist, wurden die Tierchen mit Panzer nur grob gehackt und so weiter verarbeitet. Das machte das Essen schon recht schwer; zusätzlich waren in der feurigen Sauce überall harte Splitter der Meerestiere enthalten. Also hatte ich ab und an „Fremdkörper“ im Mund, die ich nicht schlucken wollte.
Ich habe ein paar Stücke ausgelutscht und versucht auszukratzen. Aber das war mir zu mühsam auf die Dauer. Da stimmte für mich nicht das Verhältnis Genuss und Geschmack. Es erinnerte mich etwas an das Verzehren von Seeigel – nur noch schwerer zu handhaben.
Daher stehen für mich Arbeit und Genuss in einem Widerspruch und ich würde den Teller nicht mehr bestellen; auch wenn es fachlich so gemacht sein soll.
Schweineblut mit Garnelen, Tintenfisch und Pilzen
Die große Schüssel war randvoll mit Flüssigkeit und festen Bestandteilen gefüllt. Optisch war die Oberfläche bräunlich und erschien fettig schimmernd. Der Duft erinnerte mich an Panhas, was auch kein Wunder ist, weil meine Oma nach dem Schlachten aus den Resten, die nicht in die Blutwurst kamen, eine dickliche Sauce bzw. Suppe in der Pfanne machte und mit Brot auslöffelte.
Mir hat hat das leider nie geschmeckt und ich esse Blutwurst auch heute nur in sehr geringen Mengen. Das war jetzt vom Geschmack her gar nicht so heftig wie in der Erinnerung, aber es war für mich auch recht mutig bis sehr scharf gewürzt und überdeckte daher viel.
Die kleinen Garnelen schmeckten leicht durchgegart, die Pilze waren relativ weich in der Suppe und dem Tintenfisch konnte ich wiederum wenig abgewinnen.
Das war auf jeden Fall eine reichhaltige und spezielle Speise – und sicher nicht ekelig für mich.
Runde 4: Hauptgerichte
Schweinebauch mit Hoi-Sin-Sauce
Das Fleisch war recht dünn aufgeschnitten und dabei außen leicht gebraten und innen sogar saftig. Nach den Ohren vom Anfang war dies für mich schon eher ein wirklicher Genuss. Auch die pikante Sauce passte dazu und war für mich gerade richtig in der Schärfe.
Rindfleisch mit Pak Choi nach Szechuan-Art
Auch das Rindfleisch war weich und zart. Das Gemüse war noch in der Form zu erkennen und nicht zu weich.
Ebenfalls für mich jederzeit wieder bestellbar.
Lammfleisch mit Chili und Koriander
Auch das Lamm war noch saftig geraten. Hier nahm aber durch Chili und Koriander die Schärfe wieder Fahrt auf. Aber die Kombination konnte mich überzeugen.
Gebratene Ente nach Peking-Art
Wenn Entenbrust eine krosse Haut hat und innen noch saftig ist, schmeckt mir das immer. Zu Hause bereite ich oft solche Kurzbratstücke vor: In der kalten Pfanne lasse ich dann das Fett aus der Haut kross ausbraten, lege das Stück bei 80 Grad in den Backofen und wende es dann in Butter und Kräutern noch einmal sanft auf Serviertemperatur; die Haut muss kross bleiben und das Fleisch sollte dünn aufgeschnitten sein.
Hier war es für mich sehr schmackhaft gelungen.
Mapo-Tofu mit Hackfleisch
Auch diese Tofu-Variante war nicht mein Fall. Aber nun weiß ich, dass ich wohl nie ein Freund dieses Produktes werde. Aber Probieren will ich auch in Zukunft nicht ausschließen; ich gehe, so gut ich kann, immer ergebnisoffen heran.
Wasserspinat mit Knoblauch
Diese Gemüsezubereitung war in Ordnung, hat sich aber bei mir nicht nachhaltig im Gedächtnis festgesetzt.
Gebratene Auberginen nach Art des Hauses
Die länglichen Stücke waren auf der Schale gebraten und dann wohl gedünstet worden. Die Hülle war also spröde hart und das Fleisch völlig weich. Der Geschmack war typisch für das Gemüse. Also völlig in Ordnung, aber es war für mich auch kein besonderes Erlebnis. Das Auberginenpüree in der Dröppelminna bleibt daher der Star unter den „weichen“ Varianten des Gemüse.
Grüne Bohnen mit Olivenpaste
Das war bei den Bohnen völlig anders. Sie haben mich voll überzeugt. Sie hatten einen schönen Grünton und waren wohl genau richtig aufgekocht worden. Dann mit Fett wahrscheinlich auf Glanz gebracht und herrlich gewürzt.
Das war für mich das beste Gemüse des Abends. Und „Bohnen“ müssen sich zukünftig an dieser Zubereitung messen lassen.
Runde 5: Dessert
Gebackene Banane mit Honig
Banane mag ich eigentlich nur „roh“ aus der Schale – und dann auch nicht zu reif, sondern mit leichtem Biss. Das war natürlich hier nicht der Fall; denn die Banane wurde gebraten. Die Stücke wurden zu kleinen Kugeln geformt und mit Honig getränkt bzw. übergossen.
Das war sehr süß, aber eben außen knackig – und somit für mich das beste Teil vom Nachtisch.
Süßkartoffel-Reiskuchen
Das lockere Bällchen war außen knusprig; es war innen hohl – also luftgefüllt. Und relativ dünn in der Außenwand. Auch dieser Süßigkeit konnte ich nicht viel abgewinnen. Aber es war durchaus essbar, weil es auch festere Bestandteile aufwies. Ziemlich süß war es natürlich auch.
Gebackene kandierte Banane
Die Stücke waren ebenfalls gebacken aber durchgängig relativ weich. Außen waren ein klebriger Guss und Erdnussstücke aufgetragen worden.
Das kann ich essen, aber brauche es nicht unbedingt.
Nachtisch – wenn er so typisch sein sollte – brauche ich dann nicht. In griechischen und türkischen Lokalen sind die Nachspeisen ebenfalls meist quietsche-süß. Eine positive Ausnahme war da das „phaedra“ mit seinem „ Ekmek“ (trotz Engelhaar, Honig und Feige).
Getränke
Klassische chinesische alkoholische Getränke sind der Reiswein, starker Schnaps und der chinesische Pflaumenwein, sowie Bier. Weinkonsum war in China eher unüblich, wird aber bei Chinesen der Mittelschicht und reiche chinesische Familien immer beliebter (Quelle Wikipedia).
Für uns gab es Gerolsteiner medium oder natur und zwei Weine.
Der Weißwein wurde bis zu den Hauptgerichten gereicht: Dr. Loosen Riesling trocken 2019. Er war gut gekühlt und konnte sich auch gegen scharfe Zutaten durchsetzen.
Dann folgte als Rotwein: 2018 Côtes du Rhône Tradition Domaine de la Janasse. Das erste Glas konnte bei mir nur die Zunge frei machen von den Restaromen von den Meeresfrüchten. Aber dann stellte er sich noch als ganz manierlich heraus: Rote Früchte, etwas würzig und leichte mineralische Noten.
Vorweg hatte es einen „Pflaumenwein“ gegeben, der schon in Gläschen abgefüllt auf dem Tisch bereitstand.
Preis-Leistungs-Verhältnis
Für die große Palette an Speisen und die Auswahl quer durch die Gesamtkarte war der Betrag völlig angemessen. Schließlich waren auch die Getränke mit eingeschlossen – lediglich Kaffee oder Tee gab es am Ende gar nicht.
Fazit
Ein Resümee ist immer sehr persönlich geprägt. Schließlich waren wohl alle Gerichte handwerklich so gelöst, wie man sich eine authentische Küche vorstellt. Meine Tochter hat mehrfach mit Bekannten chinesischer Herkunft in verschiedenen Städten gegessen und konnte meine Beschreibungen der Aromen und der Anrichteweise nur als typisch bestätigen.
Daher kann man hier tatsächlich Gerichte abseits von Büfett und Mittagstisch bekommen.
Allerdings habe ich teilweise einfach Probleme mit dem Geschmack und der Konsistenz gehabt.
Die gleichen Gerichte würde ich mir nicht mehr durch die Bank bestellen. Aber es gab auch für mich herrliche Portionen und auf der Karte auch noch Teilgebiete, die ich durchaus erkunden möchte.
Daher mein Fazit:
Heute war es ein denkwürdiges und einmaliges Erlebis.
3 – wenn es sich ergibt – für mich.
Für Liebhaber von Innereien und speziellen Gerichten sicher auch
4 (gerne wieder) - denn einige „Mit-Esser“ waren hier schon mehrfach und waren voll des Lobes – auch ein Mann, der mehrere Jahre beruflich in China tätig war.
(1 – sicher nicht wieder, 2 – kaum wieder, 3 – wenn es sich ergibt wieder, 4 – gerne wieder, 5 – unbedingt wieder – nach „Kuechenreise“)
Datum des Besuchs: 21.09.2020 – abends – 1 Person
Meine Genießer-Erlebnisse stehen auch bei http://kgsbus.beepworld.de/archiv.htm