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Im Oktober 2019 waren wir zum ersten Mal eingekehrt, und der Abend ist auch hier verewigt Mein Fazit damals war die Vorhersage eines recht bald sich einstellenden Sterns durch den Guide Michelin. Der Stern kam dann auch nur ein paar Monate nach der Eröffnung im Frühjahr 2020. Ziemlich parallel zum ersten Lockdown 2020, der kurz nach der Bekanntgabe der Verleihung begann. Das Virus verhinderte dann sehr zuverlässig einen neuen Besuch in 2020. Auch Ostern 2021 scheiterte eine zweite Einkehr. Jetzt aber klappte es nach abermaligen verlegen des Termins auf Ende Mai. Wir freuten uns sehr auf die Küche von Laurin Kux und seinem Team.
Über den Nachmittag radelten wir im Sonnenschein gemütlich von Rheine nach Roxel, sogar für einen Besuch in Burg Hülshoff blieb noch Zeit, im Schatten der Droste (ihrer Büste) verbrachten wir eine schöne Pause im Sonnenschein. Dann ging es zu 18 Uhr über die Brücke der A1 zum Restaurant der Familie Ackermann.
Drahtesel wurden abgestellt und verschlossen und schon vor der offenen Tür wurden wir von Frau Ackermann herzlich im Empfang genommen und mit den Worten „Sie fahren ja noch Fahrräder ohne Motor“ für die Radtour gelobt. Testcheck wurde erledigt, wir durften eintreten. Seit einer Woche ist die Innengastronomie in Münster geöffnet und am Vortag unseres Besuches hatte auch Herr Kux sein Ferment mit etwas längerem Vorlauf als das Restaurant geöffnet. Es ging aber nicht mehr in den Weinkeller, eigentlich schade, sondern durch das Restaurant nach hinten in den Gartenbereich. Auf der Rückseite befindet sich das neue Heim des Ferment in einem kleinen ehemals als Veranstaltungsraum genutzten Nebengebäude.
Geht man noch weiter hinaus in den Garten, erblick man den Außenbereich im Garten des Grundstücks, den das Ferment nun als Außengastronomie nutzt. Auch dort war eingedeckt.
Meine Frau und ich entschieden, bei dem schönen Wetter, einer der ersten schönen Frühsommertage 2021, erst einmal draußen Platz zu nehmen für einen ersten Aperitif. Nimmt man Platz, dann blickt man in die Natur hinter dem Restaurantgelände.
Zwei junge Damen stellten sich als Serviceteam im Ferment vor und erfragten erste Wünsche. Ein Pils für mich, zum Durstlöschen, das war meine erste Order. Und dann noch zusammen mit meiner Frau ein Aperitif. Ein Champagner für meine Frau, ein Gin Tonic für mich. Die kamen dann zusammen mit den Speisekarten und der Weinkarte. Heute Abend war ich derjenige, der die Weine auswählen würde. Und relativ schnell war ein Wein erwählt, der etwas Vorarbeit benötigen würde.
Vom Weingut Wittmann in Rheinhessen, die große Lage Aulerde, Riesling trocken, Jahrgang 2006. Da kann weder Frau noch Herr Carsten1972 widerstehen. Die Teamleiterin unsere Services erwies sich über den Abend als äußerst kenntnisreiche Sommelière und war zugleich mit einer Karaffe zur Stelle um den Wein angemessen atmen zu lassen. Ebenso wurde er im Laufe des Abends immer wieder heruntergekühlt, wenn er beim Erwärmen noch besser atmen konnte. Es war klar, dieser Wein war für den zweiten Teil unseres Abends im Ferment vorgesehen. Den ersten Teil begleitete ein Wein aus dem Markgräfler Land unser Menü, von Martin Wassmer, ein Sauvigon blanc 2018 Reserve.
Das sollte passen zu den von uns erwählten 5 von 6 Gängen. Den Fleischgang bestellten wir beide ab, nur Fisch und Meeresfrüchte würden heute Abend Bestandteile der meisten Gänge sein. Der Service hatte inzwischen abgefragt, ob wir draußen noch die Küchengrüße würden essen wollen. Wollten wir, es war noch immer schön sonnig draußen. Laurin Kux servierte wie alle weiteren Gänge selber am Tisch Brot mit einer Salzbutter.
Dann kamen drei Küchengrüße an den Tisch, zuerst eine Auster mit einer Erbsencreme und (ich glaube) einem Radieschen-Sorbet.
Daneben stellte Herr Kux eine Variation von saurem Zwiebelfleisch vom Wagyu-Rind, dass er vom Hof Holtmann in Münster bezieht, bei dem auch ich ab und zu Fleisch bestelle.
Hier bekam ich dann schon eine erste Andeutung dessen, was die Küche von Laurin Kux auszeichnet, in fast jedem Gericht findet sich immer eine vernehmliche Säure, die aber stets sehr intelligent in die anderen Aromen eingebunden ist. Das Ganze war auf einem halben Macaron angerichtet und feines Fingerfood. Noch mehr Umami bei Küchengruß drei.
Pastrami. Das war eine Ferment Version des Klassikers der jüdischen Küche von New York, veredelt mit Kaviar. Gut, aber nicht so gut wie der vorhergehende Küchengruß. Nach den drei Grüßen ging es dann in den Gastraum, es wurde spürbar kälter draußen. Die beiden Damen sorgten im Hintergrund dafür, dass alles von draußen nach drinnen kam, was wir noch benötigen würden. Bald stand auch wieder Laurin Kux vor uns und servierte Gang 1.
Makrele und Attilus Kaviar mit fermentierter Gurke, Dillsorbet und Apfel verkündete er beim Servieren. Ein Sud aus fermentierter Gurke wurde angegossen am Tisch. Ich glaube nicht, dass ich in meinem Leben schon mal ein Tatar aus Makrele gegessen habe, aber das rohe Makrelenfleisch zusammen mit dem Sorbet und den Apfelaromen war ein erster Höhepunkt dieses Menüs. Zwei Stücke vom Filet waren abgeflämmt worden und harmonierten sehr gut mit dem wieder von Säure dominierten Sud. Es folgte Gang 2.
Gebeizter Carabinero mit Karotte, Kimchi und Zitrone. An den Tisch kam der Teller ohne den Fonds, der wurde am Tisch angegossen und war eine olfaktorische Sensation. Im Teller der in Zitrone gebeizte Carabinero, wieder Säure, mit Karottenstreifen und einem Karotten-Kimchi-Püree. Das Ganze dann umhüllt von einem Kracher von Krustentier-Sauce. Das Beste, die Sauciere bleib am Tisch, bis kein Tropfen mehr drin war! Lecker, ich war glücklich!
”Alles” von der Jakobsmuschel mit Blumenkohl und Tagetes nannte sich der nächste Gang. Das „Alles“ bezog sich auf den nachträglich angegossenen Fond, der aus den Resten des Inhalts einer Jakobsmuschel gezogen wurde, wenn man Muskel und Rogen entnommen hat. Ein wirklich sehr interessanter Fonds mit einem ganz eigenen Aroma. Crunch kam aus dem Chip aus Rogen und der Blumenkohl war geröstet verarbeitet. Gang zwei und drei waren Extraklasse-Meeresfrüchtegänge!
Gedämpfter Steinbutt mit fermentierter Spargel, Shii Take und Chorizo. Steinbutt höchster Güte war Hauptbestandteil des finalen Hauptganges in unserem Menü. Die obligatorische Säure brachte der angegossene Sud aus fermentierten Spargel in das Gericht. Fein eingebundenes Umami brachten die Pilze. Zu diesem Gang dann das erste Glas des faszinierenden Rieslings aus der besten Westhofener Lage. Das passte! Den Fleischgang hatten wir ja abbestellt, also folgte für uns als finaler fünfter Gang ein Dessert. Aber davor gab es noch einen kleinen Übergang zum Süßen, kein Sorbet.
Ein Cocktail aus Karotte, Sellerie, und weiteren Gemüsen.
Macadamiacreme mit Fichtensprossen, Himbeere und Sauerampfer. Ohne Säure geht es bei Laurin Kux auch im Dessert nicht, hier war es dann der Sauerampfer, der das besorgte. Und die Säure und Frische des Sauerampfers waren ein guter Gegenpol zur recht mächtigen Creme aus Nuss. Petit fous schlossen unser Menü ab.
Laurin Kux bleibt dabei, auch mit dem ersten Stern serviert er fast alle Gänge selber am Tisch, und erklärt die Philosophie hinter den Kompositionen. Ich mag dabei besonders die immer prägnante Säure in allen Gerichten, dass gefällt. Und man merkt auch, Herr Kux liebt die Gänge mit Fisch und Meeresfrüchten mehr als die Fleischgänge, den Fleischgang haben wir nicht vermisst in diesem Menü.
Ein besonderes Lob an die beiden Damen, die sich um den Service im Ferment an unserem Abend kümmerten. Insbesondere unsere junge Sommelière machte mit ihrem Engagement viel Freude und beide Damen hatten großen Anteil daran, dass wir uns am Abend des Besuchs über die komplette Zeit sehr wohl fühlten. Wie schon beim ersten Besuch ist der Service ein wirklich hervorzuhebender Punkt im Ferment!
Tja, was soll ich nun als Fazit schreiben? Jahrelang war für mich einzig das Giverny in Münster ein sicherer kulinarischer Ankerpunkt in der Universitätsstadt. Und dann kommen innerhalb kurzer Zeit zwei junge Köche aus Hamburg mit ihren Gattinnen und bescheren Münster zwei Sterne, eben im Ferment und im Coeur d’artichaut. Und beide gefallen mir mit ihren Küchenstilen sehr, Frederic Morel mit einer bretonisch-kreolischen Küche und Laurin Kux mit seiner auf Fisch und Meeresfrüchte fokussierten Küche. Beide haben sich den Stern redlich verdient und in beiden Restaurants ist eine Einkehr ein große Freude.
Es steht fest, meine Frau und ich werden in diesem Sommer noch mal in das Ferment einkehren, an einem Sommerabend, den wir komplett im Freien verbringen möchten im Schein der untergehenden Sonne. Und dabei möchten wir wieder die Küche von Laurin Kux genießen.