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Herr Alan hatte mir eine Mail geschrieben, er habe nun Rinderfilet und natürlich auch Tiramisu all’arrancia (Orange), gleich mit der Frage, wann wir kämen. Da gab es natürlich kein Zögern, und wir machten einen zeitnahen Termin.
Obwohl wir ja schon so oft hier zu Gast waren, kann man mit Fug und Recht sagen, dass dies das Highlight der Besuchshistorie war. Es war auch am teuersten, aber es hat sich gelohnt.
Schon beim letzten Besuch fand ich das Amuse gueule überragend, und dennoch konnte es mit dem heutigen nicht mithalten. Auf einer Schieferplatte stand eine volle Vorspeise vor mir. Der Boden war mit schwarzen Linsen bedeckt, darauf ein knuspriges Wachtelbein, ein angemachtes Rindertatar und eine Lachs-Sahne-Mousse, dekoriert mit ein paar großen Blaubeeren und Rucola. Dass bei fehlender Randerhöhung nicht alle Blaubeeren und Linsen bei mir bleiben wollten, ist sicher nachvollziehbar. Ich weiß nicht, ob nach dem Servieren kugelrunder Blaubeeren auf topfebenen Brettern automatisch der Fußboden kontrolliert wird. Wenn ich mir eine Blaubeere im Sohlenprofil und den Gang durch das Restaurant damit vorstelle (alle 1,5 m ein blauer Fleck), denke ich, es wäre sinnvoll.
Das exzellente hausgebackene Weißbrot in drei Ausführungen, drei Sorten Salz, ein schönes Olivenöl in einem kleinen Teller und ein Glas Lucente (14,80 für 0,2) bildeten eine perfekte Begleitung. Besser kann ich mir eine Einstimmung auf ein tolles Essen kaum vorstellen.
Salzauswahl
Der Chef bediente uns den ganzen Abend, aber jeder der anwesenden Servicemitarbeiter kam mehrfach an unseren Tisch, um nach unserem Wohlbefinden zu fragen, sogar unmittelbar nach Dienstantritt. Caglar Alan, der Chef, hatte es sich auch nicht nehmen lassen, unseren obligatorischen Aperitif, ein Glas Roederer weiß (11,90), bei uns zu servieren. Wir machten es wie beim letzten Mal, einen Roten für den Anfang, einen tollen Riesling (33,50)für den Rest. Dass der über alle Zweifel erhabene Lucente gerade offen ausgeschenkt wurde, war einfach Glück.
Roederer
Da ich den Riesling nach dem Entkorken probieren durfte und ich ihn noch zu warm fand, eilte der Chef mit einem großen Kübel Eiswürfel herbei und schüttete unseren Sektkühler mehr als randvoll. So war er perfekt, als wir unseren Rotwein ausgetrunken hatten. Das San Pellgrino im Kühler wurde mit 5,90 berechnet.
Mein getrüffeltes Carpaccio di manzo (16,90)und die Wachteln (15,90)für meine Frau bildeten die Vorspeise. Und wieder war es eine überreichliche Portion. Vier Wachtelbrüstchen und vier Beine hatte sie hübsch angerichtet auf dem Teller, auf Rucola und mit Birne garniert. Die Haut war bilderbuchhaft gebräunt und knusprig. Ich musste helfen, weil sonst die Kapazität für das Hauptgericht erschöpft gewesen wäre. Herr Alan hatte zum Verfeinern einen prachtvollen alten Balsamico auf den Tisch gestellt.
Carpaccio di manzo
Olivenöl/Bals. zum Dippen
Wachtelteller
An dieser Stelle hätten wir nun eigentlich noch ein Sorbet aufs Haus bekommen. Ich weiß nicht, ob in unseren Gesichtern schon ein leicht gequälter Ausdruck zu erkennen war. Jedenfalls bot Herr Alan an, ausnahmsweise auf ein Sorbet zu verzichte, was wir dankbar akzeptierten.
Meine Frau bekam Ihr Rinderfilet (Premiere im Tesoro) mit Gemüse (29,90), ich vor allem mit Trüffeln (35,50). Wir tauschten die Beilagen (Kartoffeln und Möhren für meine Frau, die ganzen Paprikateile und Zucchini für mich. Als ich zur Hälfte fertig war, kam Herr Alan nochmals mit dem Trüffelhobel und schritt zur Tat. Das Fleisch war medium und medium rare bestellt und war dafür ein wenig zu lange auf dem Grill gewesen, schmeckte aber trotzdem zart und herzhaft. Ich denke, wenn man immer nur die Daumenprobe beim Rumpsteak gemacht hat, kann man sich bei Filet schon ganz schön täuschen. Ich glaube, das wird noch. Die Röstaromen waren ausgeprägt, und noch nie habe ich im Tesoro etwas nachgewürzt.
Filetsteak nach Plünderung
Da das Tesoro extra für meine Frau ein Tiramisu all’arrancia (Orangen) (gratis) zubereitet hatte, war es etwas peinlich, einfach nichts mehr essen zu können. Wir nahmen es somit professionell verpackt mit nach Hause.
Tiramisu all'arrancia
Der Vater des Chefs ließ es sich natürlich nicht nehmen, uns noch einen tollen Grappa einzuschenken. Immerhin kennen wir uns seit fast 40 Jahren.
Grappa
Beim Abschied trug der Chef uns noch auf, Gran Borgo herzlich zu grüßen. Man habe sich gemocht.
Dieser Abend wird lange in Erinnerung bleiben. So gut isst man selten. Meine Frau, die ja endlich ihren Willen bekommen hat (Filet statt Rumpsteak) war mindestens so begeistert wie ich.
Die 5 nach Küchenreise (unbedingt wieder) versteht sich wohl von selbst.