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Am See, auf dem See, im See.........unter dieses Motto wurde der Ostersonntagabend 2017 gestellt.
"Muss ich hin Nummer 2" ist die alte Schule in Fürstenhagen. Es war fest eingeplant, wir kehren wieder ein, wenn wir in Carwitz sind. Und so hatte ich schon sehr früh für den Ostersonntagabend einen Tisch für meine Frau und mich reserviert. Letztes Jahr im August hatten wir ein paar Tage in der alten Schule verbracht, in diesem Jahr nur einen Abend. Trotzdem war es ein sehr angenehmes Wiedersehen. Alle drei Damen im Service vom letzten Jahr begrüßten uns aufs Herzlichste und nahmen sich sofort unserer an.
Frau Schmidthaler wies uns den reservierten Tisch an und wir nahmen Platz. Das Ambiente der alten Schule ist in meinen älteren Berichten umfassend beschrieben, ich will hier nichts mehr hinzu fügen. Die Tische wie immer recht schlicht eingedeckt.
Vieles der Dekoration kommt direkt aus der umgebenden Natur. Und in diese wandert Daniel Schmidthaler dann auch, und sammelt alles mögliche ein, was seine Menüs kulinarisch bereichern könnte. Da gibt es dann Triebspitzen vom Schilf, Giersch, Bärlauch, Brennnessel, Wacholder, Heu, , frische Birkentriebe,Tannenzweige und so weiter...alles dies wird sich im Bericht über unser Ostermenü wiederfinden. Ein Fokus liegt bei Daniel Schmidthaler immer auf möglichst regionalen Zutaten.
Beim Aperitif, einem Rieslingsekt aus dem Rheingau, wie immer vor dem einsehen der Karte ein erster Gruß aus der Küche, und wie immer offenbart sich hier schon die Küche des Daniel Schmidthaler.
Kalbskroketten auf rauchenden Tannenzweigen, Wachtel Eier und dazu noch weitere Schmankerl, ich muss leider zugeben, dass ich nicht mehr weiß was es war. Mea Culpa, aber Tischnotizen (!) sind meine Sache nicht. Aber ich weiß noch, dass alle Bestandteile äußerst schmackhaft waren. Und Herr Schmidthaler ist natürlich sehr schlau, diesen Küchengruß vor dem überreichen der Karte zu servieren, denn es macht noch mehr Lust auf das Folgende.
Dann kam die Karte und es gab eine kleine Überraschung. Es wird keine Menüfolge bekannt gegeben, es ist nur noch möglich, zwischen 4 und 7 unbekannten Gängen zu wählen. Das ist natürlich für den, der die Qualität der Küche kennt, nicht fein! Hat er eine Alternative zu den maximal möglichen 7 Gängen? Nein! Denn er verpasst garantiert den einen möglichen Gang, der unbedingt hätte dabei sein sollen! Blick zur Frau, nicken und wir orderten 7 Gänge. Das fiel ihr allerdings auch nicht schwer, denn es ist bei uns obligatorisch, ich lade meine Frau immer am Ostersonntag ein. Frau Schmidthaler weiß schon, dass wir keine Unverträglichkeiten haben und freute sich über unsere Bestellung.
Nachdem wir unsere Wahl getroffen hatten, servierte der Service Brot für die Wartezeit auf den ersten Gang.
Hausgebackenes Bauern- und Kartoffelbrot mit Kartoffeltopfen und einem Frischkäse. Sehr lecker und sehr gefährlich in der Menge, weil 7 Gang verzehrgefährdend.
Dann kam auch schon Gruß der Küche Nummer 2
Geflämmter Zanderbauch, Kohlrabi und eine Entenessenz (beim, auf, im See). In der Kombination genial lecker. Besonders der Zander, fast roh, blieb nachhaltig im Gedächtnis.
Gang 1 Barsch
Roher Flussbarsch in Aspik. So kann es beschreiben, obwohl das eigentlich zu profan klingt. Oben auf die angesprochenen Schilftriebe. Was hier bleibend Eindruck hinterließ war der rohe Barsch in der warmen Enten-Essenz. Wie immer in der alten Schule ein Spiel mit einer gewissen Säure in den Komponenten. Das Gelee war aus Birkensaft gemacht. Giersch gab seine Note dazu.
Gang 2 Schwarzwurzel
Die Schwarzwurzel war nur ganz knapp blanchiert, mit sehr festen Biss kam sie auf den Teller. Gerösteter Bärlauch trug sein Aroma zur süßen Wurzel bei. Dazu Kakao in Sauce und als Granulat auf dem Teller. Sehr ungewöhnlicher Gang mit ganz neuen Geschmackseindrücken für mich.
Gang 3 Hecht
Hecht, fast roh, ganz kurz blanchiert, auf Beurre Blanc. Ich kenne Hecht, aber nicht so! Und ich wußte nicht, dass fast roher Hecht so lecker ist! Dazu ein Viertel Kopfsalat, angeröstet, serviert mit einer Sauce aus Kopfsalat. Gut harmonierende Beilage zum Hecht. Obenauf ein mir bisher unbekanntes Kraut, Mönchsbart, sehr fest im Biss, fast wie Salicorne.
Gang 4 Kalbszunge
Und wieder war der Gang mit Innereien einer der Höhepunkte des Menüs, diesmal servierte Daniel Schmidthaler eine längs geschnittene Scheibe einer gekochten Kalbszunge. Brunnenkresse, Holunderblüte und Quitte begleiteten mit ihren Aromen die Zunge. Einfach perfekt und sehr lecker!
Gang 5 Rind
Filet vom Rind, perfekt medium rare gegart! Grüner Spargel, sehr al dente, passte gut dazu. Auch eine Mandelsauce harmonierte. Für mich wieder ein neues Geschmackserlebnis war das Brennnesselgemüse, serviert wie Spinat, blanchiert. Der Geschmack erinnerte aber nur entfernt an Spinat, er war nussiger und kräftiger.
Gang 6 Langres (Käse)
Rohmilchkäse aus der Champagne, serviert mit rohen Radieschen und mit aus Österreich importierten Speck von Oma Schmidthaler. Angerichtet war das Ganze in einem Spiegel aus einem Wacholderöl. Dies machte den mir bekannten Käse wieder zu einem neuen Geschmackserlebnis. Und weil der Wacholder so dominant war, gab es zu diesem Gang keinen Wein, sondern Gin:
Nicole Schmidthaler hatte Gin von der Müritz mit 100% frisch gepressten Rhabarbersaft, Ginger Beer und Wacholderöl kombiniert zu einer Art Longdrink, und das passte ausnehmend gut zum Käsegang. Wieder sehr besondere Aromen!
Gang 7 Dessert
Schokolade kombiniert mit roter Bete, diese wieder sehr knapp blanchiert, fast roh, und damit herb und erdig. Dazu ein Eis aromatisiert mit verbranntem Heu. Nachhaltig in Erinnerung die Kombination aus Schokolade und Beete! Sehr gut und ich werde versuchen, in meiner Küche mal ein ähnliches Dessert hin zu bekommen.
Nominell war das Menü zu Ende, aber es gab noch ein Schmankerl zum Schluss:
weiße Schokolade als Luftschokolade und als Eis mit Rotwein. Dazu ein kleiner Preiselbeeren-Shot mit Strohhalm. Schön sauer und perfekt als letzter Geschmack nach so vielen Gängen mit so viel verschiedenen Geschmackseindrücken.
Die von Nicole Schmidthaler angebotene Weinbegleitung machte Freude, besonders ein Lambrusco zur Schokolade machte viel Spaß. Der Vollständigkeit halber hier die Weine:
2015 Müller Thurgau trocken *natur*, Bianka & Daniel Schmitt, Rheinhessen
2015 Note de Grillo *natur*, Alessandro Viola, Sizilien
2015 Amanda Rosé, Alfredo Maestro Tejero, Castilla León
Macvin blanc de Jura & Crémant de Jura, Domaine Pignier, Jura
2013 Chiroubles, Damien Coquelet aus der Magnum
Müritz Gin/ Rhabarbersaft/ Ginger Beer
Lambrusco Amabile, Corte Manzini, Emilia Romagna
Über die gesamten fast 4 Stunden des Menüs hatten wir viel Freude am Service von Frau Schmidthaler und ihren beiden Kolleginnen. Herzlichkeit, Freude an den Produkten, Informationen zu den Speisen, alles das war perfekt. Und machte den Aufenthalt in der alten Schule wieder zu einer reinen Freude.
Am Ende des Abends lernten wir Daniel Schmidthaler auch kurz persönlich kennen, er kam kurz aus der Küche für eine persönliche Begrüßung. Deswegen hier jetzt auch ein sehr persönliches Fazit: Herr Schmidthaler, wie immer hatten wir einen wunderschönen Abend bei Ihrer Frau und Ihnen. Wir freuen uns jetzt schon auf ein Wiedersehen, denn es gilt uneingeschränkt: Wenn ich in der Feldberger Seenlandschaft bin, muss ich da hin! In die alte Schule in Fürstenhagen! Ich gebe nicht häufig volle 5 Punkte über alles, aber hier gebe ich sie mit besondere Freude!