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Der dieses Mal für die Auswahl und Organisation, des nach der regelmäßigen präzisionssportlichen Betätigung vorgesehenen Restaurantbesuchs, zuständige Kollege entschied sich für asiatisch. Es sollte das Lokal ’Böser Chinese’ am Hermannplatz in Flingern sein. Nachfragen bei in der verbotenen Stadt lebenden Kollegen und Recherchen in einschlägigen Lokalpublikationen ergaben, dass es wohl Kult sein muss, gegessen hatte dort aber kaum jemand. Ein fehlgeschlagener Reservierungsversuch verdeutlichte, dass man die Info der Homepage, dass aus organisatorischen Gründen keine Reservierung möglich sei, beherzigen sollte. Wir mussten uns also mit der Aussage, an der Bar warten zu können begnügen. Ein Hinweis, dass nur Barzahlung akzeptiert wird fehlt leider noch im www….
Bei unserer Ankunft herrschte bereits hektische Betriebsamkeit aber das scheint hier zum Programm zu gehören. Eine Begrüßung fand nur nebenbei statt. Wie angekündigt durften wir zunächst an der ’Theke’ des Aquariums, das als Raumteiler vor den Toiletten fungiert, warten. Auf die Idee, dass wir eventuell etwas trinken könnten, kam der Service (♀ 4,0; ♂ 3,5) erst spät und eigentlich nur auf unsere Initiative hin.
Von Außen wirkt das Lokal eher unscheinbar, innen wurden mit viel Geschick klassisch chinesische Elemente modernisiert. Wer Enge und knallige Farben (orange) nicht scheut wird sich wohlfühlen. Ohne die kleine Stufe am Eingang wäre es für Schlanke sogar behindertengerecht. Vor dem Restaurant gibt es einige Biertischgarnituren und Schirme, sogar bei den heutigen, frischen Temperaturen waren außen einige Plätze, auch mehrfach, belegt. Durch die universalgastronomische Ausrichtung und ein beständiges Kommen und Gehen herrscht ein ziemlicher Lärmpegel. Als Bar/Lounge mit ungewöhnlicherem Speisenangebot absolut zu empfehlen. Für ein ruhiges Abendessen anscheinend die falsche Wahl.
Nach einiger Zeit wurden dann doch Plätze in ausreichender Anzahl frei und wir konnten die Bestellung aufgeben. Die Standartkarte, mit für D’dorfer Verhältnisse zivilen Preisen, findet sich 1:1 im www. Zusätzlich gibt es noch ein saisonales Angebot nebst speziellen Cocktails und dergleichen. Der Alkoholgehalt der Drinks geht in Ordnung, leider wie fast überall etwas wenig Minze im Mojito, aber da gibt’s in D’dorf weitaus schlechtere.
Die Speisen waren durchweg von ordentlicher Qualität, da sich das Angebot doch etwas vom Einheits-Chinesen abhebt eine gute Alternative. Dementsprechend durchaus empfehlenswert.
| Die Vorspeisen |
Tom Ka Gei – Die klassische thailändische Cokossuppe mit Hünchenstreifen, kräftig abgeschmeckt aber nicht scharf mit reichlich knackiger Gemüseeinlage, der Kollege war sehr zufrieden.
Handgezogene Nudeln in scharfer Sauce (Meister Wu) - Diese Nudelzubereitung scheint das Alleinstellungs-Merkmal des Etablissements, jedenfalls habe ich in größerem Umkreis bisher kein entsprechendes Angebot ausmachen können. Im www finden sich einige Clips die die Zubereitung verdeutlichen. Im Prinzip läuft ’s beim ‘Böser Chinese‘ genau so, lediglich die fertigen Nudeln werden mit zwar eleganter aber respektloser Geste in das heftigst, sprudelnd kochende Nudelwasser gepfeffert. Zwar pikant abgeschmeckt und mit viel Gemüse sowie Sauce versehen aber keinesfalls scharf, trotzdem ein guter Start.
Handgemachte Jao-ZI mit Schweinefleisch - Erinnern an Dim Sum, Hackfleischbällchen in eher weniger stabilem Nudelteig, dazu ein recht milder, sojasaucenähnlicher Dip und etwas Chinakohlsalat. Für den Kollegen eine gute Wahl.
Vegetarische Frühlingsrollen - Acht heiß und cross ausgebackene Minirollen, die Gemüse erkennbar und noch mit Biss, so darf es gerne bei allen Asiaten sein, den obligatorischen süß-scharfen Dip gab ’s à part.
Pekingente Roll - Eine ordentliche Portion, als Vorspeise eigentlich zu üppig. Vier schräg halbierte Crèpes-Röllchen, fast ausschließlich mit zart-crossen aber wie üblich und wohl nicht anders machbar, durchgegarten Pekingenten(brust)streifen gefüllt, dazu ein Schälchen Hoisin-Sauce. Für meine Begriffe ein sehr guter Auftakt.
| Die Hauptspeisen |
Vier Mal Peking Ente mit handgezogenen Nudeln - Ebenso gut wie die in den Pfannkuchenröllchen enthaltene Entenhaut und das Fleisch auf den eingangs erwähnten Nudeln. Diese vermischt mit reichlich und knackig gegartem Gemüse sowie wiederum die obligatorische Hoisin-Sauce à part. Allenfalls die Nudeln für mein Empfinden etwas fest und leicht glitschig (stärkelastig), somit kaum in der Lage Sauce/Fond und entsprechend Geschmack anzunehmen. Mangels belastbarer Vergleichswerte sag ich einfach mal das gehört so….
Hühnerbrust “WO AI JIN JU“ - Eine ordentliche Portion pfannengerührter Hünchenbruststreifen sehr viel knackigst gegartes Gemüse, mit Mühe als ganz leicht scharf zu erschmecken. Die dazu gewählten Nudeln wie bereits oben beschrieben.
Zusammenfassend ein urbanes, asiatisches Lokal mit ungewöhnlichem Angebot. Sehr gut als Treffpunkt und zum sehen und gesehen werden geeignet. Das Publikum weist insgesamt eine breite Altersstruktur auf, der Fokus liegt jedoch deutlich unter 30. Der Service hat die Lage einiger Maßen im Griff. Durch das hohe Aufkommen wird allerdings eher reagiert als agiert. Beispielsweise wurde die Hauptspeise eines Kollegen schlichtweg vergessen und erst später nachgeliefert. Auch die vergleichsweise lange Wartezeit auf Getränke muss wohl in Kauf genommen werden.