Ich gehe gern und gut essen und schreibe auch darüber. Rein privat, aus Spaß und nicht kommerziell.
Vorwiegend, aber nicht nur, besuchen wir sogenannte Gourmet-Restaurants und reisen dafür auch gezielt durch Deutschland und ins europäische Ausland.
Mehr Berichte auf meinem Blog http://tischnotizen.de oder meinen Facebook-Profilen https://www.facebook.com/tischnotizen.de/ und https://www.facebook.com/thomas.westermann.5 .
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Bewertungs-Statistik
Insgesamt 103 Bewertungen 137365x gelesen 2537x "Hilfreich" 2513x "Gut geschrieben"
Besucht am 07.08.2020Besuchszeit: Abendessen 2 Personen
Wir lieben es, unseren Urlaub mit einem kulinarischen Paukenschlag wahlweise zu beginnen oder zu beenden. Gerne auch mit beidem. Ursprünglich bereits im Mai geplant, hatten wir unerwartet Glück, unseren Termin im „Atelier“ kurz vor der Sommerschließzeit doch noch nachholen zu können.
Und was könnte einen Urlaub prächtiger einleiten als ein Essen bei Jan Hartwig, dessen aromenstarke Küche uns schon bei den bisherigen Besuchen sehr begeistern konnte?
Den besonderen Umständen geschuldet, ist das „Atelier“ aus dem zwar geschmackvoll designten, aber eben fensterlosen und recht niedrigen Raum vorübergehend in das benachbarte Garden-Restaurant des Bayerischen Hofs umgezogen. Und das entpuppt sich als wirklich gelungene Alternative mit seinen hohen Räumen und den vollständig zu öffnenden Türen. Für die Gestaltung zeichnet der belgische Designer Axel Vervoordt verantwortlich, der auch das sehr stilvolle PURS-Hotel in Andernach ausgestattet hat. Angesichts der hochsommerlichen Temperaturen fühlt es sich angenehm luftig an.
Es gibt weiterhin zwei Menüs in fünf Gängen (195 Euro) oder sieben Gängen (245 Euro). Wir wählen die größere Version, wobei ich zwei Gänge tausche.
Den Start machen drei Apéros in Form eines knusprigen Tartelettes mit Lachsrillette und Felchenkaviar, einem Tomatenbaiser mit sauer mariniertem Wammerl und einem Kalbskopfsandwich mit Comté, Estragon und Essiggurke. Schon diese drei Petitessen zeigen, wie wohlüberlegt hier kombiniert wird. Regionalität wird augenzwinkernd interpretiert und aromatisch ist das sehr fein, wirkt aber noch wie eine leichte Ouvertüre. Denn dass es hier noch ein wenig mehr forte und fortissimo geben wird, ist zu erwarten.
Behutsam steigert sich die Küche mit dem Amuse Bouche, das im ersten Teller roh mariniertes Reh als Tatar präsentiert, das mit Shiitake und Kapern würzig abgeschmeckt ist. Rote Bete Gelee und eine Brombeere schaffen einen eher milden und süffigen Charakter. Der dazu gereichte Roggenbrotchip mit lauwarmem steirischen Vulcano Schinken setzt hier den kräftigen Gegenpart und macht aus dem Duo eine edelfeine Rustikalität.
Olivenbutter Tomatenbutter
Mit einer Art Sandwich von der bretonischen Sardine steigen wir ins Menü ein. Was bereits optisch begeisternd ist, kann auch geschmacklich überzeugen. Apfel als Confit und Gelee sowie ein Sud aus den Gräten bringen eine angenehme Säure ins Spiel, die von Parmesancreme und -chips gut abgepuffert wird.
Das ist sehr ausgewogen, frisch und ein in jeder Beziehung eleganter Auftakt.
Von fabelhafter Qualität ist die confierte und noch sehr saftige Forelle, die Hartwig mit roten Linsen und Forellenkaviar in der Molke-basierten Sauce kombiniert. Das gibt eine tolle Textur und vom optisch harmlosen Eindruck sollte man sich nicht täuschen lassen. Das Gericht ist kräftig gewürzt.
Gleiches gilt auch für den von mir alternativ gewählten Stör im Kopfsalatsud. Mit der Paprikasphäre und Artischocken ist hier ein eher mediterranes Geschmacksbild vorherrschend, aber den prägnantesten Effekt liefert eine fabelhafte Rauchaal-Mayonnaise im Kopfsalatblatt.
Einen Favoriten können wir am Tisch nicht ausmachen. Beide Fischgänge sind ganz ausgezeichnet.
Die Kombination von Austern mit Fleisch ist ja schon lange nichts Neues mehr und in der Tat liefert sie immer noch spannende Ergebnisse. Jan Hartwig treibt das Thema aber auf die (gekonnte) Spitze. Mit der Merguez-Wurst stellt er dem Schalentier eine extrem würzige Komponente an die Seite. Dazu gibt es Spinat, Champagner-Hollandaise, darauf Pinot Noir-Schaum, etwas Oysterleaf und exakt einen Granatapfelkern. Das mag lächerlich klingen, aber für mich macht es genau diese bis ins kleinste Detail akkurat austarierte Zusammenstellung, damit diese Kombination überhaupt funktioniert. Und wie sie das tut! Alles greift hier ganz wunderbar zusammen und optisch ist das sowieso großes Kino. Im Mund aber ist das pures Cinesmascope!
Mit einer weiteren Land- & Meer-Version geht es weiter. Aber im folgenden Gericht bleiben die Stabmuscheln für mich so dezent im Hintergrund, dass ich sie kaum wahrnehme. Konzentrieren wir uns also auf das Kalbsbries, innen weich, von außen noch leicht knusprig und glasiert. Es ist belegt mit einer Scheibe Kaviarbutter, die ein Ergebnis des Lockdowns ist. Zu der Zeit, als man plötzlich das Restaurant zusperren musste, hatte man noch einiges an Kaviarvorräten, die aber auch verbraucht werden sollten. Also entschied man sich, den Kaviar zu trocknen und in der Butter zu verarbeiten. Am Tisch angegossen wird eine unglaubliche Sakesauce, in der die Butter dann schmilzt. Das ist aromatisch voll auf die 12 und zusammen mit den Erbsen das nächste Highlight in diesem ohnehin schon hochklassigen Menü.
Glasiertes Kalbsbries, Erbsen, Stabmuscheln, Sake & Kaviarbutter
Die Taubenbrust hat Jan Hartwig am Knochen gebraten. Sie ist perfekt gegart und von einem intensiven Confit aus Amaranth, schwarzem Knoblauch und Anchovis begleitet. Dazu gibt es eine Creme aus der Leber sowie eine sehr konzentrierte, aber gleichzeitig auch säurebetonte Sauce. Das ist erneut mutig nach vorne gewürzt als dezent defensiv. Vielleicht soll das dazu gereichte Kartoffelpüree eher neutralisierend wirken, was aber gar nicht nötig ist. Denn uns gefällt der Gang in seinem selbstbewussten Auftreten auch so ausgezeichnet.
Um den Übergang zu den Desserts nicht zu krass ausfallen zu lassen, folgt nun ein zubereiteter Käsegang, bei dem geschmolzener Munster mit Kartoffelschaum und -stroh sowie einem Zitronen-Zwiebel-Confit mit flüchtiger Zitrusnote kombiniert ist. Das ist warm, schlotzig, harmonisch und immer noch recht kräftig, bildet aber trotzdem eine gute Brücke zur süßen Abteilung.
Und die beginnt zunächst mit einem Pré-Dessert, das in anderen Häusern bereits als Dessert-Glanzstück durchginge. Das als „Black Forest“ annoncierte Tortenstück lässt natürlich und nicht zu Unrecht Assoziationen mit der Schwarzwälder Kirschtorte aufkommen und auch hier sind alle Komponenten vertreten, aber in deutlich eleganterer Form. Dazu gibt es ein feines Vanilleeis und Sahne, an der das Kirschwasser nicht nur vorbeigetragen wurde, sondern die auch einen ordentlichen Schuss abbekommen hat.
Beim Dessert trennen sich unsere Wege am Tisch noch mal, was vor allem daran liegt, dass ich ein großer Waldmeisterfan bin und daher neugierig, wie er hier eingesetzt wird. Im Zusammenspiel mit einer Biskuitrolle, Erdbeeren, Erdbeereis und einer Tuile mit gepufftem Quinoa und Sauerklee findet sich die Waldmeister-Sphäre hier in einem recht klassischen Kontext wieder, der aber naturgemäß sehr gut funktioniert. Dazu ist die Ausführung wieder bildschön und bedient alles, was man sich von einem sommerlichen Dessert wünscht: angenehme Süße mit einem Hauch säuerlicher Frische, Texturen von knusprig bis cremig und ein harmonisches Gesamtbild.
Nur geringfügig extravaganter geht es auf dem zweiten Teller zu. Hier spielen Johannisbeeren die Hauptrolle, was per se schon für einen säuerlichen Grundton sorgt. Dazu gibt es eine Panna Cotta von gebrannter Milch, hier als Holzkohle-Panna Cotta angekündigt, was wilder klingt als es letztlich ist. Insgesamt ist dieses Dessert etwas herber, aber immer noch auch für konventionelle Nachtischliebhaber konsensfähig.
Johannisbeeren schwarz & rot, gebrannte Milch & Johannisbeerholz
Aber die Patisserie ist damit noch nicht am Ende angekommen. Zum Abschluss serviert sie uns noch ein kleines Nachdessert zum Thema Himbeere und Hafer sowie dreierlei Pralinen, gefüllt mit Mohn, Banane und Himbeeressig sowie einer wunderhübsch zubereiteten Mini-Tarte au Citron und einem nicht minder schönen Profiterole mit Arabica-Kaffeecreme und Haselnüssen.
So geht ein beeindruckender Abend zuende, den Jochen Benz und Barbara Engelbrecht mit ihrer Crew aufs Trefflichste begleitet haben. Hier paaren sich formvollendeter Service mit unaufgesetzter Lockerheit und Herzlichkeit. Immer präsent, wenn nötig, aber zurückhaltend, wenn angebracht und für einen netten Smalltalk zu haben, wenn gewünscht. Genau so muss das sein.
Und was gibt es zu Jan Hartwig zu sagen? Er hat in kürzester Zeit einen sehr prägnanten Küchenstil entwickelt, der sich sehr geschmacksintensiv präsentiert. Dies aber nie plakativ vordergründig, sondern sehr überlegt und gezielt eingesetzt. Nach unserem letzten Besuch hatte ich mich gefragt, ob Hartwig auch weiterhin eher die aromatisch laute Glocke schlagen wird. Die Antwort liegt auf dem Teller und ist ziemlich eindeutig. Dass mir dieses Glockenspiel aber ausnehmend gut gefällt, ist genauso klar.
Jan Hartwig hat sich übrigens auch verbal und politisch nicht zurückgenommen, als er die Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner wegen ihrer Politik zu den Missständen in der Fleischpolitik frontal angegangen ist und sie für untragbar erklärte. Das hat ihm viel Respekt eingebracht, nicht unbedingt bei der Gescholtenen selbst, die ihn auch weiterhin ignoriert und lieber mit Fernsehköchen Billigfleisch der miesesten Qualitätsstufe vor der Kamera zubereitet, aber bei allen anderen. Und es ist gut, dass sich mehr und mehr prominente Köche zum Sprachrohr für die Anerkennung von herausragender Küche, wie Christian Bau, oder eben für bessere Lebensmittel, wie jetzt Hartwig, machen. Diese Glocken können gar nicht laut genug geschlagen werden.
Wir lieben es, unseren Urlaub mit einem kulinarischen Paukenschlag wahlweise zu beginnen oder zu beenden. Gerne auch mit beidem. Ursprünglich bereits im Mai geplant, hatten wir unerwartet Glück, unseren Termin im „Atelier“ kurz vor der Sommerschließzeit doch noch nachholen zu können.
Und was könnte einen Urlaub prächtiger einleiten als ein Essen bei Jan Hartwig, dessen aromenstarke Küche uns schon bei den bisherigen Besuchen sehr begeistern konnte?
Den besonderen Umständen geschuldet, ist das „Atelier“ aus dem zwar geschmackvoll designten, aber eben fensterlosen und... mehr lesen
Bayerischer Hof · Atelier · Haupthaus EG
Bayerischer Hof · Atelier · Haupthaus EG€-€€€Sternerestaurant08921200Promenadeplatz 2-6, 80333 München
5.0 stars -
"Auf die Zwölf!" tischnotizenWir lieben es, unseren Urlaub mit einem kulinarischen Paukenschlag wahlweise zu beginnen oder zu beenden. Gerne auch mit beidem. Ursprünglich bereits im Mai geplant, hatten wir unerwartet Glück, unseren Termin im „Atelier“ kurz vor der Sommerschließzeit doch noch nachholen zu können.
Und was könnte einen Urlaub prächtiger einleiten als ein Essen bei Jan Hartwig, dessen aromenstarke Küche uns schon bei den bisherigen Besuchen sehr begeistern konnte?
Den besonderen Umständen geschuldet, ist das „Atelier“ aus dem zwar geschmackvoll designten, aber eben fensterlosen und
Besucht am 11.06.2020Besuchszeit: Abendessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 312 EUR
Braunschweig gilt gemeinhin nicht als Epizentrum der Haute Cuisine. Der letzte Michelinstern ist hier schon vor langer Zeit verglüht, meiner Erinnerung nach 2003, als Jens Dannenfeld der Löwenstadt den Rücken Richtung Rhein kehrte.
Seitdem hält Enrico Dunkel in der Stadt die kulinarische Fahne hoch, seit 2008 im jetzigen Domizil, in das er vom nur wenige Häuser entfernten „Ritter St. Georg“ umzog.
Im etwas zurückgesetzt gelegenen Anbau herrscht eine unaufdringliche Eleganz in Brauntönen mit einem Touch Rustikalität.
Enrico Dunkel agiert in der Küche mehr oder weniger als Einzelkämpfer, was die Beschränkung auf ein Menü erklärt, das in vier bis sieben Gängen (83,--€ - 119,--€) bestellbar ist. Wir entscheiden uns für die Sechsgang-Version.
Während wir die ausschließlich mit deutschen Weinen bestückte Weinkarte studieren, bringt Nico Spalding, der heute den Service leitet, als Apéro ein Rote Bete-Hörnchen mit geräucherter Entenbrust in einer cremigen und kräftigen Füllung. Auch wenn die Entenbrust darin etwas untergeht, ist das ein geschmackvoller Einstieg.
Apéro
Vor dem Amuse Bouche, einer ganz traditionellen Spargelcremesuppe mit einigen knackigen Spargelstücken als Einlage gibt es noch gutes, saftiges Brot mit einem Bärlauchquark.
Der Einstieg ins Menü ist zumindest optisch schon mal gelungen. Eine perfekt gebratene Scheibe karamellisierter Stopfleber mit schöner Kruste ist von einer schaumigen Sauce auf Basis von kräftiger Hühnerjus eingefasst. Die grünen Gemüse, Wildspargel, Staudensellerie und eingelegte grüne Erdbeeren, machen sich visuell reizvoll, gehen aber nahezu unter. Trotzdem ein guter Start.
Die folgende Zander-Riesling-Suppe präsentiert sich naturgemäß unscheinbarer, aber die inneren Werte können hier sehr überzeugen. Kartoffelwürfel, Zanderstücke sowie eine Royale und etwas Dillöl sorgen in diesem säuerlich-cremigen Umfeld für ein stimmiges Gesamtbild.
Als Ergänzung gibt es separat dazu einen Crostini mit Büsumer Krabben, der als kühl, frisches Pendant sehr gut passt.
Beim folgenden Gang ist nicht wirklich klar, was hier die Hauptrolle spielt. Grüner Spargel von einem regionalen Erzeuger ist angekündigt und auch auf dem Teller, aber eigentlich ist er fast entbehrlich, da die übrigen Aromen von knusprig ausgebackenem Schweinebauch, Trüffelsalami, Zwiebel und Trüffelrahmsauce sehr dominant sind. Insgesamt ist das aber eine gut gemachte, schöne Kombination.
Es ist Spargelzeit und so findet sich auch weißer Spargel beim Reh aus der nahen Südheide. Der Rücken scheint sous-vide gegart und ist mit einer relativ weichen Kruste versehen. Darunter befindet sich kräftig geschmortes Fleisch. Der Kräuter-Kartoffelstampf, Buchenpilze und Fichtensprossen bieten reichlich Abwechslung, Lediglich die Blaubeeren empfinde ich als eher störend und entbehrlich, was aber meiner generellen Abneigung von Obst in warmem Essen geschuldet sein mag. In Summe ist das ein sehr ordentlicher und vielfältiger Gang.
Dennoch haben wir einen schönen Abend verbracht, der uns eine abwechslungsreiche, kreative Küche präsentierte, die stark in der Region verwurzelt ist, aber ohne Scheuklappen auch Elemente von weiter her aufnimmt. Handwerklich ist das sehr sauber gekocht und auf einem durchgehend hohen Niveau. Wenn man bedenkt, dass Enrico Dunkel das weitestgehend alleine stemmt, ist die Leistung wirklich bemerkenswert.
Ganz offensichtlich wird „Das „Alte Haus“ auch auf absehbare Zeit die Pole Position in Braunschweig behalten.
Braunschweig gilt gemeinhin nicht als Epizentrum der Haute Cuisine. Der letzte Michelinstern ist hier schon vor langer Zeit verglüht, meiner Erinnerung nach 2003, als Jens Dannenfeld der Löwenstadt den Rücken Richtung Rhein kehrte.
Seitdem hält Enrico Dunkel in der Stadt die kulinarische Fahne hoch, seit 2008 im jetzigen Domizil, in das er vom nur wenige Häuser entfernten „Ritter St. Georg“ umzog.
Im etwas zurückgesetzt gelegenen Anbau herrscht eine unaufdringliche Eleganz in Brauntönen mit einem Touch Rustikalität.
Enrico Dunkel agiert in der Küche mehr... mehr lesen
Das Alte Haus
Das Alte Haus€-€€€Restaurant, Bar531.61 80 10 0Alte Knochenhauerstr. 11, 38100 Braunschweig
4.5 stars -
"Kulinarische Spitze in der Löwenstadt" tischnotizenBraunschweig gilt gemeinhin nicht als Epizentrum der Haute Cuisine. Der letzte Michelinstern ist hier schon vor langer Zeit verglüht, meiner Erinnerung nach 2003, als Jens Dannenfeld der Löwenstadt den Rücken Richtung Rhein kehrte.
Seitdem hält Enrico Dunkel in der Stadt die kulinarische Fahne hoch, seit 2008 im jetzigen Domizil, in das er vom nur wenige Häuser entfernten „Ritter St. Georg“ umzog.
Im etwas zurückgesetzt gelegenen Anbau herrscht eine unaufdringliche Eleganz in Brauntönen mit einem Touch Rustikalität.
Enrico Dunkel agiert in der Küche mehr
Besucht am 30.05.2020Besuchszeit: Abendessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 210 EUR
Es gibt diese Restaurants, von denen immer wieder die Rede ist – eine Empfehlung hier, ein überschwängliches Posting dort. Und spätestens, wenn liebe Freunde aus der Gastronomie anfangen zu schwärmen und dann auch noch erwähnen, dass die beiden Köche und Inhaber auch „Le Moissonnier“-Erfahrung mitbringen, ist klar, dass der Weg nach Sülz unumgänglich ist.
So finden wir uns an einem lauen Frühsommerabend auf der Terrasse bei ausgezeichnetem, noch warmen Brot, hervorragendem Pfälzer Wermut und Champagner und grübeln über der Karte, die so viel Verlockendes aufbietet, dass die Entscheidung einfach nicht leicht fallen will.
Austern, Weinbergschnecken, Fischsuppe, Steak Frites, Kalbsleber, Kaninchenkeule – Anselm Thaut und Stefan Englert bieten alles auf, was man auch mit Freude in Frankreich auf einer Brasseriekarte sehen würde.
Wir starten mit einigen Austern, die ganz pur auf Eis und mit Zitrone serviert werden. Frisch und lecker und offenbar gut. Der Mann ist jedenfalls zufrieden.
Bei einem Zweitbesuch einige Wochen später gönne ich mir ebenfalls Austern, allerdings in der gratinierten Version mit Spinat und Sauce Hollandaise. Das ist ebenso klassisch und auch für Nicht-Austern-Esser, zu denen ich gar nicht mal gehöre, kompatibel. Aber ich kann häufig einer verfeinerten Version etwas mehr abgewinnen. Gratinierte Auster · Blattspinat · Sauce Hollandaise
Für mich geht es mit dem Lachstatar los, das auf zwei Scheiben Ochsenherztomate gebettet ist. Das Tatar selbst ist relativ cremig angemacht und für sich genommen schon sehr gut. Deutlich über den Durchschnitt heben hier vor allem die Mitspieler das Gericht. Avocadocreme, geschmorter Fenchel, Brotchips, Minicroutons und eine sparsam dosierte dickflüssige Vinaigrette sorgen für würzigen Geschmack und viel Abwechslung auf dem Teller.
Zu den Standards, die sich immer auf der Karte finden, gehört die Foie Gras als Terrine, klassisch begleitet von Brioche und Traubengelee. Dass hier tadelloses Handwerk, gut abgeschmeckt, auf den Tisch kommt, ist bei der Erfahrung in der Küche kaum anders zu erwarten. Der dazu empfohlene Gewürztraminer aus dem Elsass passt ausgezeichnet.
Mit der dringenden Empfehlung ausgestattet, unbedingt den Pulpo zu bestellen, wenn es ihn auf der Tageskarte gibt, ist auch der folgende Gang für mich natürlich gesetzt. Und dafür muss ich mich nicht mal überwinden, zumal ich Pulpo ohnehin über alle Maßen liebe. Und mit diesen Exemplaren bin ich ausgesprochen glücklich. Zart und mit schönen Röstaromen präsentieren sich die beiden stattlichen Arme mit geschmorter, gehäuteter Paprika, würziger Creme von weißen Bohnen, einer kräftigen Mayonnaise und einem Salat von Rucola und Bohnen. Sehr viel mehr Mittelmeer geht kaum.
Und sehr viel französischer kann es auch kaum werden mit dem Hauptgang, für den sich meine bessere Hälfte entscheidet. Das Boeuf Bourgignon überzeugt mit sehr zartem Fleisch, einer kräftigen Schmorsauce, Karotten und Champignons und einem Stampf, wie es sich gehört. Auch der gemischte Salat dazu ist als frische Ergänzung schön gemacht. Die Portion ist zudem so üppig bemessen, dass man sich eigentlich auch die Vorspeisen hätte schenken können.
Boeuf Bourgignon Beilagensalat
Allerdings übernehme auch ich mich mengenmäßig. Aber das Cordon Bleu vom Kalb, ein weiterer Klassiker in der „Brasserie Marie“, gehört quasi zu den unverzichtbaren Gerichten, läuft ihm doch der Ruf voraus, das Beste der Stadt zu sein.
Um es kurz zu machen: Es stimmt. Das Fleisch ist mit gekochtem Schinken und einem kräftigen Käse gefüllt, knusprig paniert und gebraten. Alleine an der charaktervollen Füllung kann man erkennen, dass hier mit anderem Anspruch an dieses Gericht gegangen wird.
Gleiches gilt auch für den sorgfältig gemachten Mesclun-Salat und die guten Pommes Frites mit köstlicher Mayonnaise. Ein tolles Gericht mit Suchtfaktor!
Cordon Bleu vom Kalb Pommes Frites · hausgemachte Mayonnaise
Mittlerweile ist es etwas kühl geworden und so wechseln wir nach drinnen. Satt sind wir bereits bis unter die Hutkrampe. Aber so ganz ohne Dessert unseren ersten Besuch hier ausklingen zu lassen, fühlt sich auch nicht richtig an. Deshalb soll es noch die Rhabarber-Tarte mit Joghurteis und Topfenschaum sein sowie für mich das Brasserie-typische Café Gourmand, das einen Kaffee mit vier süßen Kleinigkeiten kombiniert. Darunter ist auch die Rhabarber-Tarte, die sehr fein gearbeitet ist mit dünnem und knusprigem Teig. Auch das Eis dazu ist sehr gut.
Zudem gibt es eine Crème Brûlée, ein Erdbeer-Rhabarber-Ragout, das in diesem Fall vom Joghurteis und dem Topfenschaum begleitet ist sowie einen Schokoladen-Macaron. Alles ist köstlich und überdurchschnittlich gut gearbeitet.
Rhabarber Tarte & Joghurteis Café Gourmand
Bei unserem Zweitbesuch machen wir uns an einen weiteren Klassiker des Hauses, die südfranzösische Fischsuppe mit Röstbrot, Käse und Aioli. Anders als bei einer Bouillabaisse handelt es sich hier um eine cremige Suppe, die aber ebenso markanten und intensiven Geschmack mitbringt.
Südfranzösische Fischsuppe · Aioli · gereifter Gruyère · geröstetes Brot
Da gerade Fischwochen sind, ist die Tageskarte entsprechend maritimer ausgerichtet und so wähle ich die Jakobsmuscheln mit Erbsen, Erbsencreme und einer im Brikteig ausgebackenen Blutwurstpraline.
Die Jakobsmuscheln verströmen ihren betörenden Duft mit merklichen Röstaromen und sind auch sonst die kräftigsten Akteure auf diesem Teller. Die Blutwurst ist erfreulich mild, liefert aber einen deftigen Gegenpart, ohne zu übertönen. Ein üppiges und geschmackvolles Gericht, das auch als Hauptgang funktioniert hätte.
Aus der Sonderkarte stammt auch der wildgefangene Steinbutt als kapitales Kotelett, der mit Kartoffelstampf, Schmorgurken und einer Senfsauce ebenfalls recht deftig eingefasst ist. Aber gleichzeitig ist dies auch ein schönes Beispiel, wie unterschätzt Schmorgurken als Beilage sind. Auch dies ist in jedem Fall ein Gericht, wie es besser kaum auf eine Brasseriekarte passen könnte.
Steinbutt-Kotelette (Wildfang) · Kartoffel-Schnittlauch-Stampf · Schmorgurke · Senfvelouté
Die Weinkarte in der „Brasserie Marie“ pflegt die deutsch-französische Freundschaft und bietet aus allen Regionen und in allen Preislagen etwas Passendes. Die meisten davon, immerhin mehr als 30 Sorten, sind auch offen verfügbar. Und Daniel, der den Service freundlich und umsichtig leitet, hat auch dann eine passende Alternative parat, wenn der ursprünglich ausgewählte Wein nicht mehr vorrätig ist.
Bemerkenswert ist auch das Angebot der übrigen Getränke, die mit viel Verstand und Qualitätsbewusstsein ausgewählt wurden. Angefangen vom bereits erwähnten Wermut über den fabelhaften Poiré von Eric Bordelet oder unseren Lieblings-Champagner von André Clouet. Dem stehen auch die eigenständigen Digestifs nicht nach. Die bringen uns die Erfahrung eines Ur-Aquavits aus dem Hause Ferroni aus der Provence nach einem Rezept aus dem 18. Jahrhundert. Das Ergebnis ist, nun ja, interessant, eher mit medizinischem Charakter und weit entfernt von dem, was man heutzutage mit Aquavit verbindet. Nicht unbedingt wiederholungswürdig, aber auf jeden Fall eine spannende Erfahrung.
Definitiv wiederholungswürdig ist aber alles andere in der „Brasserie Marie“. Fabelhaftes Essen, das nicht nur Frankophile begeistert, ein unprätentiöses, gemütliches Ambiente und ein aufmerksamer, freundlicher Service. Was will man mehr? La vie est belle!
Es gibt diese Restaurants, von denen immer wieder die Rede ist – eine Empfehlung hier, ein überschwängliches Posting dort. Und spätestens, wenn liebe Freunde aus der Gastronomie anfangen zu schwärmen und dann auch noch erwähnen, dass die beiden Köche und Inhaber auch „Le Moissonnier“-Erfahrung mitbringen, ist klar, dass der Weg nach Sülz unumgänglich ist.
So finden wir uns an einem lauen Frühsommerabend auf der Terrasse bei ausgezeichnetem, noch warmen Brot, hervorragendem Pfälzer Wermut und Champagner und grübeln über der Karte, die... mehr lesen
Brasserie Marie
Brasserie Marie€-€€€Restaurant, Brasserie0221 96269194Zülpicher Straße 268, 50937 Köln
4.5 stars -
"Très français à Cologne" tischnotizenEs gibt diese Restaurants, von denen immer wieder die Rede ist – eine Empfehlung hier, ein überschwängliches Posting dort. Und spätestens, wenn liebe Freunde aus der Gastronomie anfangen zu schwärmen und dann auch noch erwähnen, dass die beiden Köche und Inhaber auch „Le Moissonnier“-Erfahrung mitbringen, ist klar, dass der Weg nach Sülz unumgänglich ist.
So finden wir uns an einem lauen Frühsommerabend auf der Terrasse bei ausgezeichnetem, noch warmen Brot, hervorragendem Pfälzer Wermut und Champagner und grübeln über der Karte, die
Besucht am 29.05.2020Besuchszeit: Abendessen 2 Personen
Im „1718“, dem Zweitrestaurant im Ketschauer Hof, wird ein kulinarisches Programm geboten, das sich natürlich deutlich abhebt von der elaborierten, japanisch inspirierten Küche im gegenüber liegenden „L.A. Jordan“, aber genauso wenig die Erwartungen an Pfälzer Deftigkeit bedient.
Lars Wolf, zuständig in der Küche, hat sich einer kreativen Bistroküche verschrieben, die sich wohltuend auf eine überschaubare Anzahl von Gerichten konzentriert. Dazu gibt es noch Überraschungsmenüs in drei bis fünf Gängen.
Im Rahmen unseres Hotel-Arrangements ist heute ein viergängiges Menü vorgesehen, das wir – die Wetterbedingungen erlauben dies erneut – auf der Terrasse einnehmen können. Das Interieur des klassizistischen Gebäudes kombiniert übrigens auf gekonnte Art modernes Mobiliar mit historischen Elementen, so dass man sich auch bei weniger schönem Wetter einen gemütlichen Abend vorstellen kann.
Für den ersten Hunger geht es mit zweierlei Brot und mit Piment d’Espelette aromatisierter Butter los,
Bierbrot, Baguette & Butter
bevor ohne Umwege der erste Gang serviert wird. Zwei makellose Stücke mild gebeizten Saiblings sind von Streifen grünen Spargels und grünem Apfel sowie diversen etwas undefinierbaren Cremes und Gels frisch eingefasst. Ein Sorbet, auch nicht ganz eindeutig identifizierbar, aber mutmaßlich aus Apfel und mildem Wasabi, und Nüsse runden das abwechslungsreiche und stimmige Arrangement ab.
Der prächtige Quader Schweinebauch beeindruckt vor allem mit der ausgezeichneten Kruste. Das Fleisch weist einen erstaunlich geringen Fettanteil auf und ist relativ fest. Damit bekommt es eher den Charakter eines Schweinebratens, was nicht negativ verstanden werden soll. Es ist eben nur anders als die oft butterzarten Versionen von Schweinebauch, die man häufig erlebt.
Saubohnen und wilder Spargel geben die frühlingshaften Mitspieler, während das Rote Bete-Püree einen unerwartet fruchtigen Touch hat.
Der Heilbutt im Hauptgang ist ausgezeichnet gegart und kompakt begleitet von Kohlrabi, Lardo, Nordseekrabben und Sauerampfer, der sich auch als Creme wiederfindet. Das ist harmonisch und einfach nur lecker.
Schokolade und exotische Früchte bestimmen das abschließende Dessert. Schön ist das Schokoladensorbet, während die Tarte doch recht kompakt und fest ausfällt. Also schon sehr fest, um nicht zu sagen massig. Da sind die Passionsfruchtcreme und die Kumquats als frisch-bittere Gegenkomponenten äußerst willkommen. Mit einer etwas leichteren Ausführung der Tarte hätte das Dessert deutlich gewonnen. So bleibt es vor allem ordentlich.
Unterm Strich war das Menü trotz einiger Kleinigkeiten, die meiner Meinung nach noch klarer hätten herausgearbeitet werden können, aber kreativ und köstlich. Zu dem angenehmen Abend hat aber auch der überaus herzliche Service beigetragen, dem man auch unter der Maske das Lächeln ansehen konnte.
Die Weinkarte im „1718“ ist deutlich reduzierter als beim großen Bruder gegenüber, bietet aber auch eine schöne Auswahl ausschließlich Pfälzer Bouteillen, und diese nicht nur aus den eigenen Weingütern.
Alles in allem eine empfehlenswerte Adresse, wenn es einen nicht nach den klassischen Pfälzer Deftigkeiten gelüstet und es aber auch nicht das große Gourmet-Programm sein soll.
Im „1718“, dem Zweitrestaurant im Ketschauer Hof, wird ein kulinarisches Programm geboten, das sich natürlich deutlich abhebt von der elaborierten, japanisch inspirierten Küche im gegenüber liegenden „L.A. Jordan“, aber genauso wenig die Erwartungen an Pfälzer Deftigkeit bedient.
Lars Wolf, zuständig in der Küche, hat sich einer kreativen Bistroküche verschrieben, die sich wohltuend auf eine überschaubare Anzahl von Gerichten konzentriert. Dazu gibt es noch Überraschungsmenüs in drei bis fünf Gängen.
Im Rahmen unseres Hotel-Arrangements ist heute ein viergängiges Menü vorgesehen, das wir –... mehr lesen
4.0 stars -
"Kreativ und solide" tischnotizenIm „1718“, dem Zweitrestaurant im Ketschauer Hof, wird ein kulinarisches Programm geboten, das sich natürlich deutlich abhebt von der elaborierten, japanisch inspirierten Küche im gegenüber liegenden „L.A. Jordan“, aber genauso wenig die Erwartungen an Pfälzer Deftigkeit bedient.
Lars Wolf, zuständig in der Küche, hat sich einer kreativen Bistroküche verschrieben, die sich wohltuend auf eine überschaubare Anzahl von Gerichten konzentriert. Dazu gibt es noch Überraschungsmenüs in drei bis fünf Gängen.
Im Rahmen unseres Hotel-Arrangements ist heute ein viergängiges Menü vorgesehen, das wir –
Besucht am 28.05.2020Besuchszeit: Abendessen 2 Personen
Der Ketschauer Hof verfügt im ansonsten recht lebhaften Deidesheim über einen der schönsten und am ruhigsten gelegenen Innenhöfe, der bei schönem Wetter auch die Bühne für die beiden Restaurants des stilvollen Hotels ist.
Für unseren ersten Abend im „L.A. Jordan“ kommen wir in den Genuss des schönen Wetters, für das auf der Terrasse eingedeckt ist. Aufgrund der zu dem Zeitpunkt noch geltenden zeitlichen Einschränkungen beginnen wir unser Abendessen früher als sonst und kommen mit den im Laufe des Abends etwas kühler werdenden Temperaturen noch gut klar, während manche Gäste später nach innen wechseln, wo man aber aufgrund der ohnehin großzügig gestellten Tische ebenso gut auf die Vorgaben eingestellt ist.
Außenbereich Interieur
Ein Menü bei Daniel Schimkowitsch startet immer mit einem sensorischen Wachmacher. Das mit Ingwer gefüllte Apfel-Korianderröllchen sieht harmlos aus, bringt mit seiner ausgeprägten Schärfe die Geschmackspapillen aber sofort auf Habacht-Stellung. Und damit markiert diese Kleinigkeit auch gleich eines der stilprägenden Elemente in Schimkowitschs Küche: Schärfe und kräftige Aromen.
Apfel, Ingwer, Korianderkresse
Auch der zweite Apéro knüpft hier nahtlos an. Ein Papadam mit Garnele und Anchovimayonnaise weist mit dem Chip eine klare indische Note auf und ist auch mit dem Einsatz der Kresse deutlich würzig.
Das abschließende Amuse Bouche erscheint überraschend reduziert, entpuppt sich aber als faszinierend intensiv. Ein Enten Dim Sum in einer hochkonzentrierten, leicht salzigen Entenbrühe entpuppt sich als kräftig und ungemein geschmackvoll. Ein toller Gang, der zudem deutlich die Richtung der mit asiatischen Aromen gespickten Küche skizziert.
Entenbrühe, Dim Sum
Das Menü beginnt mit einem verhältnismäßig grob geschnittenen Tatar vom ausgezeichneten Ora King Lachs. Eine Mandarinen-Mayonnaise sowie Reisperlen für den Crunch sorgen hier bereits für Abwechslung. Auch Saiblingskaviar liefert Textur und unterstützenden Geschmack, aber vor allem die tiefgründige Vinaigrette auf Basis von mit Bonito aromatisiertem Reisessig rundet dieses elegante Gericht perfekt ab und macht es zu einem tollen Start.
Wie man grünen Spargel in einen gänzlich neuen Kontext setzen kann, beweist Daniel Schimkowitsch mit dem nächsten Gang. Eine Stange ist bedeckt mit Olivenbrösel und geschmolzenem Lardo, was per se schon eine tolle Kombination wäre. Aber mit den Ingwerperlen und einer grandiosen schaumigen Ingwer-Beurre Blanc katapultiert sich der Teller ohne Umwege direkt in die TOP 10-Liste der diesjährigen Gerichte.
Mit einem pochierten Stück Steinköhler geht es weiter, bedeckt von einer Scheibe Zampone, also gefülltem Schweinefuß, und einer grünen Escabeche. Sonnenblumenkerne sorgen dafür, dass das Mundgefühl insgesamt nicht zu weich ausfällt. All das klingt kräftiger, als es dann tatsächlich ist. Die Küche dreht hier einen Gang zurück, was aber nach den ganzen Aromenbomben zuvor vermutlich eine kluge Entscheidung ist. Denn natürlich ist auch dies eine sehr harmonische Kombination.
Die Qualität des Kaisergranats ist bereits auf den ersten Blick zu erkennen. Das Exemplar von den Färöer Inseln ist von beeindruckender Größe und Daniel Schimkowitsch tut gut daran, ihn mit Senfsaat und einer Sauce auf Basis von Crème fraîche relativ mild und eher süßlich einzufassen. Damit lässt er dem Krustentier ganz die Bühne, die er verdient.
Damit es aber auch nicht zu gefällig wird, gibt es mit der à part gereichten großartigen Hummerbisque einen Mitspieler, der mächtig Wumms ins Spiel bringt.
Das ist ein toller Gang, der mich an einen Besuch vor vielen, vielen Jahren in der Stuttgarter Neuen Staatsgalerie erinnert, wo der nachhaltigste Eindruck eine Zusammenstellung zweier Bilder war, die auf der linken Seite große Ruhe ausstrahlte und auf der rechten Seite ein nahezu stürmisches Bild präsentierte. Beeindruckend.
Kaisergranat aus Midsund, Creme Cru, XO-Öl und Bisque Hummerbisque
Zu den am höchst geschätzten Fischen in Japan gehört der Madai, vergleichbar einer Dorade Rosé. Hier kommt er mit knuspriger Haut und ansonsten fest-blättrig. Roter Daikon Rettich und eine Umami-Buttersauce auf Basis von Teriyaki bilden hier den reduzierten Rahmen für einen zurückgenommenen, aber erneut sehr stimmigen Gang.
Auf unserer kleinen Gourmetreise kommen wir am dritten Abend zum dritten Mal in den Genuss von Rehrücken. Dieser hier kommt vom renommierten Hofgut Polting und ist bedeckt von einer Scheibe perfekt gebratener Gänseleber. Dazu gibt es Kohlrabi in Texturen, unter anderem auch als Püree vom Kohlrabigrün. Die Jus von verbrannter Schalotte ist intensiv und köstlich, lässt das Verbrannte aber nur angedeutet erkennen. Ein angenehm reduzierter und handwerklich perfekter Gang.
Poltinger Rehrücken, Gänseleber, Kohlrabi und verbrannte Schalottenjus
Als Pré-Dessert geht es wieder in exotische Gefilde mit einem Joghurteis auf grün eingelegtem, japanischen Pfirsich und Melone. Das ist erwartungsgemäß sehr frisch und stellt geschmacklich vor allem die Melone in den Vordergrund.
Joghurteis, japanischer Pfirsich, Melone
Obwohl ich kein großer Freund von Banane bin, gefällt mir das abschließende Dessert sehr gut, auch weil es optisch bestechend mit den Knusperblättern erscheint, ich vermute mal basierend auf Kokutou, einem in Japan verbreiteten Rohrzucker. Im Zusammenspiel mit der Frucht und Schokolade ergibt sich ein rundes Geschmacksbild.
Mit Pistazien-Macaron, Windbeutel mit gebrannter Schokolade, Pralinés mit Yuzu und Macaron sowie mit Miso und Karamell als Petits Fours schließt das Menü erwartungsgemäß erstklassig.
Auch an diesem Abend war das Tempo relativ zügig, was vermutlich noch den ungewohnten Umständen mit Zeitbeschränkung geschuldet ist. Dennoch fühlte es sich nicht gehetzt an, was auch dem charmanten Service unter Maria Friedrich zu verdanken ist.
Zum Haus gehören die Weingüter Bassermann-Jordan, Reichsrat von Buhl und von Winning, so dass man hier weintechnisch nichts auszustehen hat und viele Weine in atemberaubender Jahrgangstiefe verfügbar sind. Aber natürlich sind auch andere Pfälzer Weingüter auf der sehr fair kalkulierten Weingüter angemessen vertreten, ebenso wie viele andere Weinbaugebiete.
Unser letzter Besuch hier liegt tatsächlich schon drei Jahre zurück. Auch seinerzeit gefiel uns die von kräftigen Aromen geprägte Küche von Daniel Schimkowitsch ausgezeichnet. Dieses Mal ist das nicht anders. Die asiatischen Einflüsse wirken noch pointierter, die Gerichte noch stärker auf den Punkt fokussiert. Das Menü zeigte eine schöne Dramaturgie, in der auf aromenstarke Gänge auch mal ruhigere, aber deshalb nicht weniger ausdrucksvolle Gerichte, folgten. Handwerklich war das ohnehin ganz weit vorne. Seit Jahren wird Daniel Schimkowitsch als Kandidat für den zweiten Stern gehandelt. Ich wüsste jetzt keinen Grund, warum der hier nicht tatsächlich endlich strahlen sollte.
Der Ketschauer Hof verfügt im ansonsten recht lebhaften Deidesheim über einen der schönsten und am ruhigsten gelegenen Innenhöfe, der bei schönem Wetter auch die Bühne für die beiden Restaurants des stilvollen Hotels ist.
Für unseren ersten Abend im „L.A. Jordan“ kommen wir in den Genuss des schönen Wetters, für das auf der Terrasse eingedeckt ist. Aufgrund der zu dem Zeitpunkt noch geltenden zeitlichen Einschränkungen beginnen wir unser Abendessen früher als sonst und kommen mit den im Laufe des Abends etwas kühler... mehr lesen
Restaurant L.A. Jordan im Ketschauer Hof
Restaurant L.A. Jordan im Ketschauer Hof€-€€€Restaurant, Hotel, Sternerestaurant0632670000Ketschauerhofstraße 1, 67146 Deidesheim
5.0 stars -
"Elegant, präzise und mit Schärfe" tischnotizenDer Ketschauer Hof verfügt im ansonsten recht lebhaften Deidesheim über einen der schönsten und am ruhigsten gelegenen Innenhöfe, der bei schönem Wetter auch die Bühne für die beiden Restaurants des stilvollen Hotels ist.
Für unseren ersten Abend im „L.A. Jordan“ kommen wir in den Genuss des schönen Wetters, für das auf der Terrasse eingedeckt ist. Aufgrund der zu dem Zeitpunkt noch geltenden zeitlichen Einschränkungen beginnen wir unser Abendessen früher als sonst und kommen mit den im Laufe des Abends etwas kühler
Geschrieben am 03.07.2020 2020-07-03| Aktualisiert am
03.07.2020
Besucht am 03.07.2020Besuchszeit: Abendessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 41 EUR
Die Woche neigt sich dem Ende. Unser täglicher 10.000 Schritte-Gang steht noch aus und da die Küche in den letzten Tagen ausgiebig kreativ genutzt wurde, steht die Entscheidung schnell fest, dass heute nicht mehr selbst in den Töpfen gerührt werden soll. Warum nicht das Praktische mit dem Nützlichen verbinden und den Gang mit einem Restaurantbesuch verbinden? Während sich die halbe GG-Community gerade auf Sylt von einer In-Location zur nächsten futtert, soll es für uns aber heute gar nichts Besonderes sein. Wenn man an einem Freitag nichts reserviert hat, muss man eh nehmen, was kommt. Voraussetzung ist nur, dass man draußen sitzen kann. Was es werden soll, ist eigentlich ziemlich offen. Sushi kommt in die engere Wahl, spanisch oder syrisch wäre auch ok. Es wird bayerisch.
In der Stadtmitte gibt es mit dem „Bavarium“ einen großzügigen rundlich angelegten Bau mit erwartungsgemäß holzlastiger, alpenländisch anmutender Ausstattung und einen teilweise überdachten Biergarten. Dort können wir uns einen Tisch aussuchen und nach kurzer Zeit stehen auch die beiden Löwenbräu Helle auf dem Tisch.
Der allerdings hätte durchaus auch mal abgewischt werden können. Es bappt doch an vielen Stellen.
Vorbildlich hingegen die Möglichkeit, sich per scanbarem Link die Speisekarte anzuschauen oder die Registrierung vorzunehmen. Man kann alles aber natürlich auch analog bekommen, wie wir an den anderen Tischen sehen.
Die Speisekarte bietet natürlich alles auf, was man in einem bayerischen Restaurant erwartet, von der Brotzeit über den Wurstsalat bis zum Schweinebraten oder der Schweinshaxe. Burger und Schnitzel fehlen ebenso wenig. Flammkuchen, etwas Fisch und der ein oder andere Salat sind auch zu finden, aber irgendwie wirken sie in diesem Fleischpalast wie Feigenblätter oder Alibigerichte für die gesundheitsbewussten Damen, die sich der Begleitung hierhin nicht entziehen konnten.
Wir wählen zum einen das Tiroler Gröstl mit gebratenem Schweinebraten, Bratkartoffeln, Essiggurke und Spiegelei. Im Eisenpfännchen befindet sich auch genau das. Nicht mehr, nicht weniger. Das Fleisch ist knusprig gebraten und verhalten gewürzt, aber insgesamt ist das natürlich trotzdem eine deftige Angelegenheit.
Die Bratkartoffeln könnten knuspriger sein, haben etwas Speck und wenig Zwiebeln mitbekommen, was mir entgegen kommt, da ich sie normalerweise ohne Zwiebeln esse. Allerdings sind sie arg salzarm. Das kommt auf Nachfrage in kleinen abgepackten Tütchen. Die Bratkartoffeln sind in Ordnung, aber weit entfernt von unserem Benchmark. Der ist nur zuhause zu bekommen.
Für mich gibt es die hausgemachte Sülze von der Tageskarte. Auch die kommt mit besagten Bratkartoffeln, einem Berg Zwiebeln, als wär das eine Gyrosplatte (aber ich mag ja rote Zwiebeln, von daher ok) und zwei Gurken. Die Feldsalat-Garnitur dazu wäre vielleicht essbar gewesen, wenn man ihr wenigstens einen Hauch Dressing hätte angedeihen lassen. Aber wer bitte mag schon trockenen Salat essen? Ganz ausgezeichnet hingegen ist die Sülze, die eindeutig hausgemacht ist. Offenbar wurde hier Schweinebraten verarbeitet, womöglich vom Vortag, was eine gute Resteverwertung ist. Dass die Remoulade aus dem großen Eimer kommt, war zu erwarten, ist bei einem Preis von nicht mal 12 Euro für die üppige Portion aber zu verschmerzen.
Hausgemachte Sülze, Bratkartoffeln, Remoulade
Unser Kellner ist aufmerksam, flott und nicht auf den Mund gefallen. Nicht die schlechteste Voraussetzung, um in diesem Umfeld für Umsatz zu sorgen. Auch unser zweites Bier, diesmal ein Dunkles und ein Pils, kommt zügig und schmeckt. Und muss dann allerdings auch, einem natürlichen Bedürfnis folgend, wieder entsorgt werden. Dabei wird allerdings deutlich, dass es auch auf den Toiletten mit der Treffsicherheit der männlichen Spezies nicht weit her ist. Was ist eigentlich so schwer daran, wenigstens die Brille anzuheben? Vermutlich schieben die meisten Männer sie wohl gerade mal von der Nase auf die Stirn. Und auch der Gebrauch von Klobürsten ist manchem offensichtlich ein Mysterium. All das sollte bei regelmäßigen Kontrollen auch dem Personal auffallen. Zumal an einem so trinkfreudigen Ort. So muss es, auch unter Berücksichtigung des Tisches, der etwas mehr Reinigungszuwendung hätte vertragen können, Abzüge in der B-Note geben.
Für ein geselliges Bier, eine sättigende und ordentliche Mahlzeit ist das „Bavarium“ nicht die schlechteste Wahl. Den Schnaps kann man dort, oder wie wir, auch zuhause trinken. Man wird ihn brauchen.
Die Woche neigt sich dem Ende. Unser täglicher 10.000 Schritte-Gang steht noch aus und da die Küche in den letzten Tagen ausgiebig kreativ genutzt wurde, steht die Entscheidung schnell fest, dass heute nicht mehr selbst in den Töpfen gerührt werden soll. Warum nicht das Praktische mit dem Nützlichen verbinden und den Gang mit einem Restaurantbesuch verbinden? Während sich die halbe GG-Community gerade auf Sylt von einer In-Location zur nächsten futtert, soll es für uns aber heute gar nichts Besonderes sein.... mehr lesen
Bavarium Hannover - Wirtshaus und Biergarten im Herzen der Stadt
Bavarium Hannover - Wirtshaus und Biergarten im Herzen der Stadt€-€€€Restaurant, Wirtshaus, Biergarten0511323600Windmühlenstraße 6, 30159 Hannover
3.0 stars -
"Kein Höhenflug, aber solide Unterlage zum Bier" tischnotizenDie Woche neigt sich dem Ende. Unser täglicher 10.000 Schritte-Gang steht noch aus und da die Küche in den letzten Tagen ausgiebig kreativ genutzt wurde, steht die Entscheidung schnell fest, dass heute nicht mehr selbst in den Töpfen gerührt werden soll. Warum nicht das Praktische mit dem Nützlichen verbinden und den Gang mit einem Restaurantbesuch verbinden? Während sich die halbe GG-Community gerade auf Sylt von einer In-Location zur nächsten futtert, soll es für uns aber heute gar nichts Besonderes sein.
Besucht am 27.05.2020Besuchszeit: Abendessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 431 EUR
Zu den positiven Überraschungen im vergangenen Jahr gehörte zweifelsohne unser Menü im „Esplanade“. Silio Del Fabros klassisch fundierte Küche, gestählt und geprägt unter anderem im „Waldhotel Sonnora“ und viele Jahre bei Klaus Erfort als Sous-Chef, überzeugte uns mit fabelhaftem Handwerk und modernem Touch.
Das Wiedersehen mit Jérôme Pourchère als Gastgeber tat sein Übriges, uns einen tollen Abend zu bereiten.
Auf die veränderten Bedingungen hat man sich geschickt eingestellt. Der bisherige Restaurantraum wäre bei reduzierter Platzanzahl nicht mehr wirtschaftlich zu betreiben gewesen. Also hat man kurzerhand den rechter Hand des Eingangs gelegenen bisher ungenutzten Raum renovieren lassen, der sich gestalterisch nahtlos zum Gesamtambiente einfügt. Wir haben uns dort jedenfalls sehr wohl gefühlt.
Um auch weiterhin das volle Programm anbieten zu können, hat man sich entschieden, eine Stunde früher zu öffnen. So kommen wir also auch diesen Abend in den Genuss des siebengängigen Menüs.
Und das startet mit vier ersten Grüßen zum Apéritif, die durchweg mit prägnantem Eigengeschmack zu überzeugen wissen. Die Gillardeau-Auster mit Holunderblütenessig weist eine tolle Minznote auf. Das Gurkensüppchen mit Forellenkaviar im Reagenzglas ist super frisch, der Passionsfrucht-Macaron mit Thunfischtatar mild-fruchtig und der schon vom letzten Jahr bekannte Blutwurststrudel erneut herzhaft, aber elegant.
Das Menü startet mit einem Cannelono, hier als Knusperhülle, gefüllt mit einem Tatar von der Garnele. Zweierlei Mayonnaise, einmal als Krustentier und von der Kaffirlimette, ergänzen den frischen Charakter um süffig, cremige Elemente. Der eingelegte Rettich dazu steuert ein wenig Schärfe und Knackigkeit bei. Das ist als Auftakt so frisch wie elegant.
Ganz der Jahreszeit angepasst gestaltet sich der folgende Gang mit zweierlei Spargel auf cremig, seidiger Kartoffelmousseline, Bärlauchespuma und confiertem Eigelb. Das alleine wäre schon für sich schlotzig und süffig, aber mit dem Imperialkaviar als Add-On wird das Ganze zusätzlich lecker.
Duett vom Spargel / Confiertes Eigelb / Kartoffel Bärlauch
Durch und durch klassisch wird es mit der Forelle, die butterzart gegart wurde. Unter einer Pilzhaube findet sich noch Pilz-Duxelles, aber besonders betörend macht sich der Duft von Nussbutterschaum. Auch dies ist elegant. Reichhaltig, aber elegant.
Tranche von der Forelle / Nussbutter / Junge Erbsen
Wie eine Reminszenz an Helmut Thieltges mutet der nächste Teller an. Die Maccaroni-Chartreuse, gefüllt mit einer vorzüglichen Geflügelfarce gehört zu den absoluten Signature Dishes im „Waldhotel Sonnora“. Silio Del Fabro kombiniert dies mit gut gebratenem Kalbsbries, Lauch, Kartoffelstroh und einer perfekten Trüffelsauce. Der Lehrmeister hätte daran sicher seine Freude gehabt.
Macceroni-Chartreuse vom Kalbsbries / Lauch vom Stadtbauernhof / Trüffelnage
Reh unter der Haube scheint in Saarbrücken Trend zu sein. Hier allerdings ist der perfekt gegarte Rücken unter einer Selleriescheibe versteckt, die auch noch fein geschnittenen Spitzkohl bedeckt. Das Selleriepüree ist im direkten Vergleich zum Vorabend vielleicht nicht so seidig, aber der Gang weist ohnehin einen etwas kräftigeren Charakter auf, dem Holundergel eine ordentliche Säurespitze mitgibt. Die Portweinjus ist ausdrucksvoll und weist einen schönen Glanz auf, ist aber nicht bis zur Klebrigkeit reduziert. In Summe ein sehr guter Gang.
Da die neuen Auflagen ein Käsebrett und das Arbeiten am Gast zur Zeit nicht mehr erlauben, greift die Küche auf einen zubereiteten Käsegang zurück, was mir grundsätzlich entgegen kommt. Und Fourme d’Ambert gehört ohnehin zu meinen Lieblingsblauschimmeln. Besonders zubereitet wird der Käse in diesem Gang jedoch gar nicht, sondern im Kern vor allem begleitet von einigen prägnanten Zutaten wie gefüllten Himbeeren, Pinienkernen und einer Vinaigrette auf Basis von Himbeeressig und Haselnussöl, die das ganze Gericht in eine fruchtige Richtung schiebt. Das ist eher ungewohnt, aber durchaus passend.
Fourme d'Ambert / Himbeere / Pinienkerne
Vor dem eigentlichen Dessert schickt die Küche ein Zweierlei vom Champagner, das wir schon vom letzten Jahr kennen und das sich offenbar zum Signature Dish entwickelt. Das ist auch kein Wunder, denn das Cremeeis ist schlichtweg göttlich, ebenso wie der Schaum. Das Zusammenspiel aus Krokant und Yuzugel ergibt eine extrem stimmige Kombination, die als Erfrischung wunderbar funktioniert.
Auch im „Esplanade“ entzieht man sich nicht der jahreszeitlich angesagten Variation von Erdbeere und Rhabarber. Silio Del Fabro zelebriert sie als Eis, Sphäre und pur von der Mara de Bois und als geliertes Confit vom Rhabarber. Panna Cotta und Joghurt als Eis machen aus dem Ganzen ein harmonisches, schönes Frühlingsdessert, in dem nichts verstört und das technisch einfach 1a ist.
Silio Del Fabro geht seinen Weg im „Esplanade“ konsequent weiter und präsentiert uns auch bei unserem zweiten Besuch eine Küche, die ihre traditionellen Wurzeln nicht verleugnet, sich aber trotzdem sehr zeitgemäß präsentiert. Das ist durchweg harmonisch und alles andere als langweilig, von ausgezeichnetem Handwerk geprägt und nach meinem Eindruck derzeit deutlich unterbewertet. Es gab in Saarbrücken auch schon Zweisterner, die uns weniger überzeugt hatten.
Jérôme Pourchère führt dazu einen Service, der gewohnt souverän und locker agiert. Da wir Pourchère schon viele Jahre kennen, macht jedes Wiedersehen Freude. Dieses wird mit Sicherheit nicht das Letzte gewesen sein.
Zu den positiven Überraschungen im vergangenen Jahr gehörte zweifelsohne unser Menü im „Esplanade“. Silio Del Fabros klassisch fundierte Küche, gestählt und geprägt unter anderem im „Waldhotel Sonnora“ und viele Jahre bei Klaus Erfort als Sous-Chef, überzeugte uns mit fabelhaftem Handwerk und modernem Touch.
Das Wiedersehen mit Jérôme Pourchère als Gastgeber tat sein Übriges, uns einen tollen Abend zu bereiten.
Auf die veränderten Bedingungen hat man sich geschickt eingestellt. Der bisherige Restaurantraum wäre bei reduzierter Platzanzahl nicht mehr wirtschaftlich zu betreiben gewesen. Also... mehr lesen
4.5 stars -
"Klassisch, aber alles andere als langweilig" tischnotizenZu den positiven Überraschungen im vergangenen Jahr gehörte zweifelsohne unser Menü im „Esplanade“. Silio Del Fabros klassisch fundierte Küche, gestählt und geprägt unter anderem im „Waldhotel Sonnora“ und viele Jahre bei Klaus Erfort als Sous-Chef, überzeugte uns mit fabelhaftem Handwerk und modernem Touch.
Das Wiedersehen mit Jérôme Pourchère als Gastgeber tat sein Übriges, uns einen tollen Abend zu bereiten.
Auf die veränderten Bedingungen hat man sich geschickt eingestellt. Der bisherige Restaurantraum wäre bei reduzierter Platzanzahl nicht mehr wirtschaftlich zu betreiben gewesen. Also
Besucht am 26.05.2020Besuchszeit: Abendessen 2 Personen
Andere Zeiten, andere Umstände. Die Zeit nach dem Corona-Lockdown erlaubt Gästen zwar wieder, essen zu gehen und ganz offenbar gibt es vor allem im Fine Dining-Bereich ein heftiges Bedürfnis, hier einiges wieder nachzuholen. Andererseits werden den Restaurants, je nach Bundesland, Auflagen auferlegt, die einen wirtschaftlichen Betrieb oft nur schwer möglich machen. Abstandsregeln waren zwar in vielen Häusern gar nicht das erste Problem, weil auch vorher schon Tische sehr großzügig gestellt waren. Maskenpflicht, Desinfektion und Datenerhebung sind Dinge, die sich verhältnismäßig schnell und problemlos erledigen lassen. Schwieriger hingegen sind die eingeschränkten Öffnungszeiten.
So müssen im Saarland zum Zeitpunkt unseres Besuches Restaurants um spätestens 22 Uhr schließen und die Gäste dann auch das Haus verlassen haben. Bei mehrgängigen Menüs sind aber Zeiten von drei, vier oder auch mehr Stunden oft nichts Ungewöhnliches.
Klaus Erfort hat sich entschieden, in dieser Zeit sein Programm komplett zu reduzieren und so bietet er, als wir bei ihm einkehren, nur noch ein Fünfgang-Menü an mit zwei Hauptgängen zur Wahl.
An den Öffnungszeiten hat er indes nichts verändert. Abends öffnet man weiterhin um 19 Uhr. So bleiben de facto 3 Stunden für dieses Programm.
Mittlerweile sind die Öffnungszeiten weiter gelockert und das Angebot wieder umfangreicher. Es wäre dennoch schön gewesen, wenn die besonderen Spielregeln auf der Homepage auch entsprechend kommuniziert worden wären. Dort indes fanden wir noch die Speisekarte aus besseren Zeiten mit großem Menü und à la Carte-Auswahl.
Auch eine Weinkarte, die man vor Ort ja wie bisher auch auf einem iPad einsehen kann, ist nicht online verfügbar. Dabei wäre dies für den ein oder anderen Gast sicherlich hilfreich, besonders für jene, die unnötigen Kontakt vermeiden wollen.
Dass auf dem Tisch mittlerweile zusätzlich zum Blumenarrangement ein Fläschchen Desinfektionsmittel steht, gehört vielleicht zu den Begleiterscheinungen dieser Zeit, stört aber auch nicht wirklich.
Da nicht viel Auswahl zu treffen ist, geht es auch mit den Apéros zügig los.
Zu denen gehört wie immer eine Gillardeau Auster, heute mit Sesamöl in gelierter Form am Boden mit Espuma vom grünen Apfel. Das ist vor allem durch das Sesamöl eine interessante und spannende Variante.
Nicht nur optisch bestechend, sondern auch geschmacklich beeindruckend die super frische Variation eines Gurkensalats, der vor allem in Form einer Sphäre zu begeistern weiß.
Gurkensalatt
Zu den Klassikern des Hauses bei den Apéros gehören der Flammkuchen mit Blutwurst, der angenehm würzig daher kommt und der Gänseleberwürfel im knusprigem Sandwich mit Kirschgel.
Als Amuse Bouche schickt die Küche ein Millefeuille von Gänseleber, Avocado und Garnele. Angegossen wird eine Vinaigrette von Roter Bete und Koriander. Die Avocado ist hier relativ fest, so dass sie mehr für Textur als für Geschmack sorgt. Ansonsten funktioniert die Kombination aus Foie Gras und Garnele sehr gut und die aromatische Vinaigrette unterstützt das abwechslungsreiche Gericht sehr gut.
Brot & Salzbutter
Das eigentliche Menü startet mit einer dünn aufgeschnittenen Langoustine, die mit Limone mariniert ist, sowie einem Croustillant vom Krustentier, gebacken im Kataifiteig, was naturgemäß einen schönen Temperatur- und Texturkontrast bietet. Das verbindende, cremige Element ist die mit Kaviar abgeschmeckte Crème fraîche. Das ist ein schönes klassisches Geschmacksbild in perfekter Ausführung.
Ebenso klassisch und jahreszeitlich angepasst geht es weiter mit bretonischem Hummer mit Morcheln, Erbsen und Spargel. Den Morchelrahm hätte ich mir etwas weniger flüssig und etwas intensiver gewünscht, aber er ist mutig gesalzen. Die Erbsen, mein Lieblingsgemüse, sind super frisch und mutmaßlich die Besten, die man derzeit bekommen kann. Auf jeden Fall ist das ganze Gericht erneut von großer Harmonie geprägt.
Zu den Insignien der Hochküche, vor allem im Dreisterne-Bereich gehört zwangsläufig auch der Steinbutt. Klaus Erfort setzt ihn dieses Mal in einen mediterranen Kontext mit Chorizosud und Grilltomate. Als Texturelement gibt es noch ein kleines Reisbällchen. Der Sud ist solo genossen recht intensiv, auf dem Teller hingegen relativ mild. Auch dies ist alles sehr harmonisch, aber eben auch etwas wenig aufregend.
Bei den Hauptgängen entscheiden wir uns für beide Varianten. Mein Mann bekommt ein Stück auf den Punkt gegrilltes US Roastbeef mit Pfifferlingen und Artischocken. Sehr gut die intensive, leicht scharfe BBQ-Jus, die sehr konzentriert am Gaumen kleben bleibt.
Für mich gibt es Rehrücken mit perfekt seidigem Selleriepüree. Unter der Cassishaube findet sich fein geschnittener Spitzkohl. Auch die Purple Curry Sauce ist ausgezeichnet. In Summe ein sehr guter, wenn auch, zumal auf diesem Niveau, recht konventioneller Gang.
Ohne Umweg geht es zum Dessert mit einer Creme aus Buchweizen mit Erdbeereis, Rhabarber in Konsistenzen, unter anderem als Kugel und Sauerampferöl. Das spiegelt sehr schön die Jahreszeit wider und ist handwerklich sehr gut gemacht.
Als die wie immer ausgezeichneten Petits Fours kommen, sind gerade mal zwei Stunden vergangen. Mit dem Espresso strecken wir die Zeit noch auf knapp 2 ¼ Stunden.
Ich fühle mich eigentlich den ganzen Abend bereits ziemlich gestresst von dem sehr sportlichen Timing. Mein Mann empfindet das nicht so. Aber mich befremdet das schon etwas, zumal bis zur offiziellen Schließzeit noch mehr als eine halbe Stunde Zeit ist und ich nicht recht verstehe, warum man so durch den Abend gehetzt wurde. Ebenso wie ich nicht verstehe, warum man nicht wenigstens eine halbe oder gar eine Stunde früher öffnet, um den Abend gelassener gestalten zu können.
Am Essen gab es nicht viel auszusetzen. Wir waren einige Jahre nicht bei Klaus Erfort. Aber er bleibt seiner Linie der ausgesprochen klassischen Grundlage sehr treu. Das mag manchmal etwas spannungsarm wirken, ist aber durchweg harmonisch und handwerklich perfekt.
Aber wenn man, so wie wir, an diesem Abend knapp 500 Euro auf der Rechnung hat, was durchaus auch höher hätte ausfallen können und vor allem der sehr fair kalkulierten Weinkarte und Empfehlung durch den freundlichen Service zu verdanken ist, dann will man doch zumindest einen leidlich entspannten Abend verbringen. Das war heute kaum möglich, da die Gänge Schlag auf Schlag serviert wurden.
So bleibt ein etwas eigenwilliges Drei-Sterne-Erlebnis, das ich in dieser Form bisher nicht erlebt habe. Und ich hoffe sehr auf Zeiten, in denen überall im Land wieder ausreichend Zeit ist, das Besondere auch wieder besonders genießen zu können.
Andere Zeiten, andere Umstände. Die Zeit nach dem Corona-Lockdown erlaubt Gästen zwar wieder, essen zu gehen und ganz offenbar gibt es vor allem im Fine Dining-Bereich ein heftiges Bedürfnis, hier einiges wieder nachzuholen. Andererseits werden den Restaurants, je nach Bundesland, Auflagen auferlegt, die einen wirtschaftlichen Betrieb oft nur schwer möglich machen. Abstandsregeln waren zwar in vielen Häusern gar nicht das erste Problem, weil auch vorher schon Tische sehr großzügig gestellt waren. Maskenpflicht, Desinfektion und Datenerhebung sind Dinge, die sich verhältnismäßig... mehr lesen
Gästehaus Klaus Erfort | Gourmet-Restaurant
Gästehaus Klaus Erfort | Gourmet-Restaurant€-€€€Restaurant, Sternerestaurant, Gourmet06819582682Mainzer Str. 95, 66121 Saarbrücken
4.0 stars -
"Drei Sterne Speed Dining" tischnotizenAndere Zeiten, andere Umstände. Die Zeit nach dem Corona-Lockdown erlaubt Gästen zwar wieder, essen zu gehen und ganz offenbar gibt es vor allem im Fine Dining-Bereich ein heftiges Bedürfnis, hier einiges wieder nachzuholen. Andererseits werden den Restaurants, je nach Bundesland, Auflagen auferlegt, die einen wirtschaftlichen Betrieb oft nur schwer möglich machen. Abstandsregeln waren zwar in vielen Häusern gar nicht das erste Problem, weil auch vorher schon Tische sehr großzügig gestellt waren. Maskenpflicht, Desinfektion und Datenerhebung sind Dinge, die sich verhältnismäßig
Besucht am 14.03.2020Besuchszeit: Abendessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 222 EUR
Es liegt eine seltsame, bleierne Schwere über der Stadt, wie ein sich näherndes Gewitter von dem man noch nicht weiß, wie heftig es werden wird.
Es ist Samstag und wir haben uns vorgenommen, essen zu gehen, aber noch nicht entschieden, wo. Uns beschleicht nur die Ahnung, dass es womöglich für längere Zeit das letzte Mal sein könnte. Heute könnte Corona noch der Name eines südamerikanischen Rennpferdes sein. Aber wer weiß, ob das auch kommende Woche noch so harmlos klingt.
Am Tag zuvor besuchten wir bereits eines unserer Lieblingsrestaurants, da noch ausgebucht, aber der Inhaber erzählt uns, dass es am Tag zuvor einen der drei schlechtesten Tage in der Geschichte des Hauses gegeben habe. Schon seit einiger Zeit scheint die Stimmung zu kippen und die Lust der Leute, auszugehen, zu schwinden. Noch ist kein Lockdown verkündet, aber Sorgenfalten machen sich bereits breit.
Unsere Wahl heute fällt auf das Bistro im Schweizerhof. Samstags hat man eigentlich ab 12 Uhr durchgehend geöffnet und so stellen wir uns auf ein frühes Essen ein. Reservierung haben wir keine vorgenommen. Meistens ist auch so ein Tisch zu bekommen. Als wir eintreffen aber erst mal nicht. Da es mittags keine Gäste gab, hat man sich entschlossen, erst um 18 Uhr zu öffnen. Also streifen wir noch ein wenig durch die Gegend und verbringen dann die restliche Zeit mit einem Bier an der auch ziemlich verwaisten Hotelbar.
Als das Restaurant dann öffnet, sind wir die ersten Gäste und die Begrüßung ist umso herzlicher. Man freut sich, dass wir da sind und überhaupt ausgehen. Im Laufe des Abends werden sich noch weitere Gäste dazu gesellen. Offenbar sind wir doch nicht so alleine mit unserem Wunsch noch einmal einen unbeschwerten Abend außer Haus zu verbringen.
Marcel Elbruda, der Küchenchef, ist an diesem Tag nicht im Haus, aber auch die restliche Crew hat das Heft sicher in der Hand.
Aus den beiden Menüs, deren Gänge auch à la Carte zu bestellen sind, stellen wir uns eine eigene Kombination zusammen, was überhaupt kein Problem bereitet.
Zum sehr guten (Gaues-?) Ciabatta gibt es diesmal einen Bärlauch-/Ziegenkäse- sowie einen Trüffelaufstrich. Beides sehr ordentlich.
Auch im Amuse Bouche finden sich Bärlauch und Ziegenkäse, aber diesmal eingerahmt von Erbsen, Bohnen und Knusperelementen. Eine frühlingshafte, kleine und abwechslungsreiche Einstimmung.
Für den ersten Gang entscheidet sich mein Mann für die angeräucherte Forelle, die vor allem von dünnen Kohlrabischeiben begleitet ist. Meerrettich bleibt eher zurückhaltend, dafür setzen die Passe Pierre-Algen kräftigere Akzente. Das Gesamtbild ist etwas säuerlich, aber insgesamt gut.
Das kreative „Weltoffen“-Menü startet mit einem Gang, der Jakobsmuschel „im Schnee“ betitelt ist und der auch optisch unkonventionell daher kommt. Die rohe Muschel befindet sich unter einem Wasabischaum. Der Schnee bleibt etwas undefinierbar, hat eine Konsistenz, die stellenweise an Popcorn erinnert, aber ohne dessen prägnantes Aroma. Die Berberitzen sorgen für eine angenehm säuerliche Note. Unterm Strich ist das aber sehr stimmig.
Der folgende Gang ist für uns beide identisch und es wird süffig. Der offene Ravioli mit Onsen-Ei und Trüffelschaum bedient eine grundsätzlich schon mal sichere Kombi, mit der nichts falsch gehen kann. Überraschend und sehr gut allerdings ist in diesem Gericht für mich vor allem der Grünkohl, von dem hier nur die zarten Blätter zum Einsatz kommen und der damit fast so fein wie Spinat wirkt. Trüffel kann man eigentlich dazu bestellen, aber der Service meint es gut und spendiert uns ein paar Gramm aufs Haus. Offenbar ahnt man schon, dass er in der kommenden Woche eh nicht mehr zum Einsatz kommen kann.
Der Skrei auf Karotten-/Kartoffelpüree findet sich in einem kräftigen Miso-Sud mit angenehmer Schärfe. Da gerät die etwas harmlose Begleitung aus Püree und Pak Choi zu Recht in den Hintergrund.
Nicht unbedingt enorm viel kreativer, aber für mich etwas abwechslungsreicher ist der knusprig gebratene Wolfbarsch auf einem Potpourri von Gemüse. Erbsen, wilder Brokkoli, Pak Choi und Zucchini sowie ein Erbsen-Espuma bilden den harmonischen und frühlingshaften Rahmen für den guten Fisch.
Zu diesem Zeitpunkt wird auch der übernächste Tisch besetzt und eine grausame Parfümattacke wird uns für eine geraume Zeit benebeln. Eine schwüle, acetonartige Duftwolke legt sich über den Raum und betäubt unsere Sinne. Wann endlich gibt es in Restaurants eine Parfüm-Polizei? Und wie überlebt man das eigentlich als Ehemann, wenn man sich mitten im Auge des Odeur-Orkans befindet?
Wir versuchen uns trotzdem auf die gut gegarte Taubenbrust zu konzentrieren, die von einer Creme von Boudin Noir begleitet ist, die dem Gang eine ziemlich herzhafte Note gibt. Eine weitere Creme von Kirschen und Topinambur sind passende Mitspieler, die das Ganze klassisch und gut verorten.
Ließ uns die Käseauswahl beim letzten Besuch ob ihrer Beliebigkeit und mäßigen Qualität noch ziemlich enttäuscht zurück, ist man dieses Mal besser gerüstet. Vom Erlanger Affineur Waltmann stammt der gut gereifte Brie de Meaux, der auf getoastetem Brot mit Trüffelhonig und -creme ein traditionelles, aber immer gut passendes Kleid bekommt. Hier beweist sich, dass es Sinn macht, lieber nur eine gute Sorte als vier mittelmäßige zu servieren.
Im „Weltoffen“-Menü folgt als Dessert Gewürzananas mit mit Tonkabohnencreme und Rotweineis. Alle Komponenten sind gut schmeckbar. Das Eis allerdings schmilzt relativ schnell und könnte durchaus etwas buttriger sein. Das ist zwar recht einfach konzipiert, aber in Summe sehr ordentlich.
Das Menü hat unseren guten Eindruck vom Vorjahr bestätigt. Die Küche ist sehr solide und leistet sich ein paar kreative und gelungene Schlenker. Angesichts des moderaten Preisniveaus bleibt das „Bistro Schweizerhof“ eine empfehlenswerte Adresse in Hannover.
Wir treffen an diesem Abend noch Freunde im Restaurant. Alle unken, dass sich ab der kommenden Woche wohl einiges ändern würde. Wie sehr sich dies bewahrheiten würde, wissen wir mittlerweile. Es hatte etwas von aufziehendem Gewitter.
Es liegt eine seltsame, bleierne Schwere über der Stadt, wie ein sich näherndes Gewitter von dem man noch nicht weiß, wie heftig es werden wird.
Es ist Samstag und wir haben uns vorgenommen, essen zu gehen, aber noch nicht entschieden, wo. Uns beschleicht nur die Ahnung, dass es womöglich für längere Zeit das letzte Mal sein könnte. Heute könnte Corona noch der Name eines südamerikanischen Rennpferdes sein. Aber wer weiß, ob das auch kommende Woche noch so harmlos klingt.
Am Tag zuvor... mehr lesen
ALBERTZ - The German Eatery
ALBERTZ - The German Eatery€-€€€Restaurant, Bar, Hotel05113495253Hinüberstrasse 6, 30175 Hannover
4.5 stars -
"Das letzte Dinner - vor dem Lockdown..." tischnotizenEs liegt eine seltsame, bleierne Schwere über der Stadt, wie ein sich näherndes Gewitter von dem man noch nicht weiß, wie heftig es werden wird.
Es ist Samstag und wir haben uns vorgenommen, essen zu gehen, aber noch nicht entschieden, wo. Uns beschleicht nur die Ahnung, dass es womöglich für längere Zeit das letzte Mal sein könnte. Heute könnte Corona noch der Name eines südamerikanischen Rennpferdes sein. Aber wer weiß, ob das auch kommende Woche noch so harmlos klingt.
Am Tag zuvor
Nach dem überraschenden Aus für das Zweisterne-Restaurant von Nils Henkel im Relais & Châteaux Hotel Burg Schwarzenstein im Rheingau ist klar, wie die neue gastronomische Ausrichtung aussehen wird.
Das neue Konzept, das das Betreiberpaar Stephanie und Michael Teigelkamp verfolgt, sieht eine deutlich bistro-lastigere Küche vor. Dafür hat man Nelson Müller verpflichtet, der einen Ableger seines Zweitrestaurants "MÜLLERS auf der RÜ" auf der Burg etablieren wird. Folgerichtig wird das Restaurant auch den Namen "MÜLLERS auf der Burg" tragen.
Nelson Müller betreibt in Essen seit vielen Jahren mit der "Schote" ein Gourmetrestaurant, das mit einem Michelin-Stern ausgezeichnet ist und daneben mit dem "MÜLLERS auf der RÜ" eine Brasserie. Wenn man die dortige Karte zum Maßstab nimmt, erwarten den Gast auf Burg Schwarzenstein also künftig Kalbs-Currywurst, Bouillabaisse und Wiener Schnitzel. Daneben soll es aber auch Gerichte wie Osso Buco, Rinderfilet Rossini sowie eine Austernbar geben.
Der Start ist geplant für den 10 Juni.
Nach dem überraschenden Aus für das Zweisterne-Restaurant von Nils Henkel im Relais & Châteaux Hotel Burg Schwarzenstein im Rheingau ist klar, wie die neue gastronomische Ausrichtung aussehen wird.
Das neue Konzept, das das Betreiberpaar Stephanie und Michael Teigelkamp verfolgt, sieht eine deutlich bistro-lastigere Küche vor. Dafür hat man Nelson Müller verpflichtet, der einen Ableger seines Zweitrestaurants "MÜLLERS auf der RÜ" auf der Burg etablieren wird. Folgerichtig wird das Restaurant auch den Namen "MÜLLERS auf der Burg" tragen.
Nelson Müller betreibt in Essen... mehr lesen
Müllers auf der Burg by Nelson Müller
Müllers auf der Burg by Nelson Müller€-€€€Restaurant, Hotel, Ausflugsziel0672299500Rosengasse 32, 65366 Geisenheim
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"Nelson Müller folgt auf Nils Henkel" tischnotizenNach dem überraschenden Aus für das Zweisterne-Restaurant von Nils Henkel im Relais & Châteaux Hotel Burg Schwarzenstein im Rheingau ist klar, wie die neue gastronomische Ausrichtung aussehen wird.
Das neue Konzept, das das Betreiberpaar Stephanie und Michael Teigelkamp verfolgt, sieht eine deutlich bistro-lastigere Küche vor. Dafür hat man Nelson Müller verpflichtet, der einen Ableger seines Zweitrestaurants "MÜLLERS auf der RÜ" auf der Burg etablieren wird. Folgerichtig wird das Restaurant auch den Namen "MÜLLERS auf der Burg" tragen.
Nelson Müller betreibt in Essen
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Und was könnte einen Urlaub prächtiger einleiten als ein Essen bei Jan Hartwig, dessen aromenstarke Küche uns schon bei den bisherigen Besuchen sehr begeistern konnte?
Den besonderen Umständen geschuldet, ist das „Atelier“ aus dem zwar geschmackvoll designten, aber eben fensterlosen und recht niedrigen Raum vorübergehend in das benachbarte Garden-Restaurant des Bayerischen Hofs umgezogen. Und das entpuppt sich als wirklich gelungene Alternative mit seinen hohen Räumen und den vollständig zu öffnenden Türen. Für die Gestaltung zeichnet der belgische Designer Axel Vervoordt verantwortlich, der auch das sehr stilvolle PURS-Hotel in Andernach ausgestattet hat. Angesichts der hochsommerlichen Temperaturen fühlt es sich angenehm luftig an.
Es gibt weiterhin zwei Menüs in fünf Gängen (195 Euro) oder sieben Gängen (245 Euro). Wir wählen die größere Version, wobei ich zwei Gänge tausche.
Den Start machen drei Apéros in Form eines knusprigen Tartelettes mit Lachsrillette und Felchenkaviar, einem Tomatenbaiser mit sauer mariniertem Wammerl und einem Kalbskopfsandwich mit Comté, Estragon und Essiggurke. Schon diese drei Petitessen zeigen, wie wohlüberlegt hier kombiniert wird. Regionalität wird augenzwinkernd interpretiert und aromatisch ist das sehr fein, wirkt aber noch wie eine leichte Ouvertüre. Denn dass es hier noch ein wenig mehr forte und fortissimo geben wird, ist zu erwarten.
Apéros
Behutsam steigert sich die Küche mit dem Amuse Bouche, das im ersten Teller roh mariniertes Reh als Tatar präsentiert, das mit Shiitake und Kapern würzig abgeschmeckt ist. Rote Bete Gelee und eine Brombeere schaffen einen eher milden und süffigen Charakter. Der dazu gereichte Roggenbrotchip mit lauwarmem steirischen Vulcano Schinken setzt hier den kräftigen Gegenpart und macht aus dem Duo eine edelfeine Rustikalität.
Roh mariniertes Reh, fermentierte Shiitake, Kapern & Brombeere
Roggenbrotchip & Vulcanospeck
Zum ausgezeichneten Brot wird es mit der Oliven- und Tomatenbutter zwar optisch verspielt. Geschmacklich allerdings sind die Sorten ungemein intensiv.
Olivenbutter
Tomatenbutter
Mit einer Art Sandwich von der bretonischen Sardine steigen wir ins Menü ein. Was bereits optisch begeisternd ist, kann auch geschmacklich überzeugen. Apfel als Confit und Gelee sowie ein Sud aus den Gräten bringen eine angenehme Säure ins Spiel, die von Parmesancreme und -chips gut abgepuffert wird.
Das ist sehr ausgewogen, frisch und ein in jeder Beziehung eleganter Auftakt.
Bretonische Sardine, Parmesan, Apfel, Piment d'Espelette & Sud aus gegarten Sardinengräten
Von fabelhafter Qualität ist die confierte und noch sehr saftige Forelle, die Hartwig mit roten Linsen und Forellenkaviar in der Molke-basierten Sauce kombiniert. Das gibt eine tolle Textur und vom optisch harmlosen Eindruck sollte man sich nicht täuschen lassen. Das Gericht ist kräftig gewürzt.
Bayerische Forelle in Rapsöl gegart, Linsen, Champignons, Kräuter & Molke
Gleiches gilt auch für den von mir alternativ gewählten Stör im Kopfsalatsud. Mit der Paprikasphäre und Artischocken ist hier ein eher mediterranes Geschmacksbild vorherrschend, aber den prägnantesten Effekt liefert eine fabelhafte Rauchaal-Mayonnaise im Kopfsalatblatt.
Einen Favoriten können wir am Tisch nicht ausmachen. Beide Fischgänge sind ganz ausgezeichnet.
Stör aus der Birnbaum Zucht, Paprika, Rauchaal - Mayonnaise, Artischocken & Kopfsalatsud
Die Kombination von Austern mit Fleisch ist ja schon lange nichts Neues mehr und in der Tat liefert sie immer noch spannende Ergebnisse. Jan Hartwig treibt das Thema aber auf die (gekonnte) Spitze. Mit der Merguez-Wurst stellt er dem Schalentier eine extrem würzige Komponente an die Seite. Dazu gibt es Spinat, Champagner-Hollandaise, darauf Pinot Noir-Schaum, etwas Oysterleaf und exakt einen Granatapfelkern. Das mag lächerlich klingen, aber für mich macht es genau diese bis ins kleinste Detail akkurat austarierte Zusammenstellung, damit diese Kombination überhaupt funktioniert. Und wie sie das tut! Alles greift hier ganz wunderbar zusammen und optisch ist das sowieso großes Kino. Im Mund aber ist das pures Cinesmascope!
Gillardeau Auster & Merguez, Spinat, Hollandaise & Spätburgunder
Mit einer weiteren Land- & Meer-Version geht es weiter. Aber im folgenden Gericht bleiben die Stabmuscheln für mich so dezent im Hintergrund, dass ich sie kaum wahrnehme. Konzentrieren wir uns also auf das Kalbsbries, innen weich, von außen noch leicht knusprig und glasiert. Es ist belegt mit einer Scheibe Kaviarbutter, die ein Ergebnis des Lockdowns ist. Zu der Zeit, als man plötzlich das Restaurant zusperren musste, hatte man noch einiges an Kaviarvorräten, die aber auch verbraucht werden sollten. Also entschied man sich, den Kaviar zu trocknen und in der Butter zu verarbeiten. Am Tisch angegossen wird eine unglaubliche Sakesauce, in der die Butter dann schmilzt. Das ist aromatisch voll auf die 12 und zusammen mit den Erbsen das nächste Highlight in diesem ohnehin schon hochklassigen Menü.
Glasiertes Kalbsbries, Erbsen, Stabmuscheln, Sake & Kaviarbutter
Die Taubenbrust hat Jan Hartwig am Knochen gebraten. Sie ist perfekt gegart und von einem intensiven Confit aus Amaranth, schwarzem Knoblauch und Anchovis begleitet. Dazu gibt es eine Creme aus der Leber sowie eine sehr konzentrierte, aber gleichzeitig auch säurebetonte Sauce. Das ist erneut mutig nach vorne gewürzt als dezent defensiv. Vielleicht soll das dazu gereichte Kartoffelpüree eher neutralisierend wirken, was aber gar nicht nötig ist. Denn uns gefällt der Gang in seinem selbstbewussten Auftreten auch so ausgezeichnet.
Taubenbrust auf der Karkasse geröstet, Anchovis, schwarzer Knoblauch & roter Amaranth
...à part: Kartoffelpüree
Um den Übergang zu den Desserts nicht zu krass ausfallen zu lassen, folgt nun ein zubereiteter Käsegang, bei dem geschmolzener Munster mit Kartoffelschaum und -stroh sowie einem Zitronen-Zwiebel-Confit mit flüchtiger Zitrusnote kombiniert ist. Das ist warm, schlotzig, harmonisch und immer noch recht kräftig, bildet aber trotzdem eine gute Brücke zur süßen Abteilung.
Munster von Maître Affineur Antony, Zitronen-Zwiebeln, Kartoffel & Kümmel
Und die beginnt zunächst mit einem Pré-Dessert, das in anderen Häusern bereits als Dessert-Glanzstück durchginge. Das als „Black Forest“ annoncierte Tortenstück lässt natürlich und nicht zu Unrecht Assoziationen mit der Schwarzwälder Kirschtorte aufkommen und auch hier sind alle Komponenten vertreten, aber in deutlich eleganterer Form. Dazu gibt es ein feines Vanilleeis und Sahne, an der das Kirschwasser nicht nur vorbeigetragen wurde, sondern die auch einen ordentlichen Schuss abbekommen hat.
"Black Forest", karamellisierte Schokolade, Tahiti Vanilleeis & Kirschwassersahne
Beim Dessert trennen sich unsere Wege am Tisch noch mal, was vor allem daran liegt, dass ich ein großer Waldmeisterfan bin und daher neugierig, wie er hier eingesetzt wird. Im Zusammenspiel mit einer Biskuitrolle, Erdbeeren, Erdbeereis und einer Tuile mit gepufftem Quinoa und Sauerklee findet sich die Waldmeister-Sphäre hier in einem recht klassischen Kontext wieder, der aber naturgemäß sehr gut funktioniert. Dazu ist die Ausführung wieder bildschön und bedient alles, was man sich von einem sommerlichen Dessert wünscht: angenehme Süße mit einem Hauch säuerlicher Frische, Texturen von knusprig bis cremig und ein harmonisches Gesamtbild.
Erdbeeren, Waldmeister, Quinoa & Sauerklee
Nur geringfügig extravaganter geht es auf dem zweiten Teller zu. Hier spielen Johannisbeeren die Hauptrolle, was per se schon für einen säuerlichen Grundton sorgt. Dazu gibt es eine Panna Cotta von gebrannter Milch, hier als Holzkohle-Panna Cotta angekündigt, was wilder klingt als es letztlich ist. Insgesamt ist dieses Dessert etwas herber, aber immer noch auch für konventionelle Nachtischliebhaber konsensfähig.
Johannisbeeren schwarz & rot, gebrannte Milch & Johannisbeerholz
Aber die Patisserie ist damit noch nicht am Ende angekommen. Zum Abschluss serviert sie uns noch ein kleines Nachdessert zum Thema Himbeere und Hafer sowie dreierlei Pralinen, gefüllt mit Mohn, Banane und Himbeeressig sowie einer wunderhübsch zubereiteten Mini-Tarte au Citron und einem nicht minder schönen Profiterole mit Arabica-Kaffeecreme und Haselnüssen.
Himbeeren & Hafer
Pralinen
Tarte au citron
Profiterole mit Arabica Kaffee & Haselnuss
So geht ein beeindruckender Abend zuende, den Jochen Benz und Barbara Engelbrecht mit ihrer Crew aufs Trefflichste begleitet haben. Hier paaren sich formvollendeter Service mit unaufgesetzter Lockerheit und Herzlichkeit. Immer präsent, wenn nötig, aber zurückhaltend, wenn angebracht und für einen netten Smalltalk zu haben, wenn gewünscht. Genau so muss das sein.
Und was gibt es zu Jan Hartwig zu sagen? Er hat in kürzester Zeit einen sehr prägnanten Küchenstil entwickelt, der sich sehr geschmacksintensiv präsentiert. Dies aber nie plakativ vordergründig, sondern sehr überlegt und gezielt eingesetzt. Nach unserem letzten Besuch hatte ich mich gefragt, ob Hartwig auch weiterhin eher die aromatisch laute Glocke schlagen wird. Die Antwort liegt auf dem Teller und ist ziemlich eindeutig. Dass mir dieses Glockenspiel aber ausnehmend gut gefällt, ist genauso klar.
Jan Hartwig hat sich übrigens auch verbal und politisch nicht zurückgenommen, als er die Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner wegen ihrer Politik zu den Missständen in der Fleischpolitik frontal angegangen ist und sie für untragbar erklärte. Das hat ihm viel Respekt eingebracht, nicht unbedingt bei der Gescholtenen selbst, die ihn auch weiterhin ignoriert und lieber mit Fernsehköchen Billigfleisch der miesesten Qualitätsstufe vor der Kamera zubereitet, aber bei allen anderen. Und es ist gut, dass sich mehr und mehr prominente Köche zum Sprachrohr für die Anerkennung von herausragender Küche, wie Christian Bau, oder eben für bessere Lebensmittel, wie jetzt Hartwig, machen. Diese Glocken können gar nicht laut genug geschlagen werden.
Bericht und sämtliche Bilder wie immer auch auf meinem Blog: http://tischnotizen.de/atelier-muenchen-3/