Ich gehe gern und gut essen und schreibe auch darüber. Rein privat, aus Spaß und nicht kommerziell.
Vorwiegend, aber nicht nur, besuchen wir sogenannte Gourmet-Restaurants und reisen dafür auch gezielt durch Deutschland und ins europäische Ausland.
Mehr Berichte auf meinem Blog http://tischnotizen.de oder meinen Facebook-Profilen https://www.facebook.com/tischnotizen.de/ und https://www.facebook.com/thomas.westermann.5 .
Ich freue mich auf Feedback!
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Geschrieben am 15.01.2021 2021-01-15| Aktualisiert am
15.01.2021
Vom "Gault Millau" wurde Max Goldberg aus dem "Oxalis" im Boutique-Hotel "Mühle Schluchsee" gerade erst zur Entdeckung des Jahres gekürt und das Restaurant selbst hoch für einen Michelin-Stern gehandelt.
Wie heute bei einem Zoom-Kochen der Traube Blansingen mitgeteilt wurde, an dem auch Max Goldberg teilnahm, wird man nach dem Lockdown offenbar nicht mehr öffnen.
Auf der Homepage des Hotels wird ebenfalls bereits ein neues Restaurant angekündigt. Max Goldberg und seine Partnerin Kerstin Bauer, die als Restaurantleitung und Sommelière tätig war, sind dort, anders als bisher, auch schon nicht mehr präsent.
Zwar darf man natürlich gespannt sein, wie die neue gastronomische Ausrichtung des sehr schönen Hotels aussehen wird, aber dass dieses tolle Konzept und die hervorragende Küche von Max Goldberg so kurz nach der Eröffnung schon wieder sein Ende gefunden hat, ist mehr als bedauerlich.
Vom "Gault Millau" wurde Max Goldberg aus dem "Oxalis" im Boutique-Hotel "Mühle Schluchsee" gerade erst zur Entdeckung des Jahres gekürt und das Restaurant selbst hoch für einen Michelin-Stern gehandelt.
Wie heute bei einem Zoom-Kochen der Traube Blansingen mitgeteilt wurde, an dem auch Max Goldberg teilnahm, wird man nach dem Lockdown offenbar nicht mehr öffnen.
Auf der Homepage des Hotels wird ebenfalls bereits ein neues Restaurant angekündigt. Max Goldberg und seine Partnerin Kerstin Bauer, die als Restaurantleitung und Sommelière tätig war, sind dort, anders als bisher, auch schon nicht mehr präsent.
Zwar darf man natürlich gespannt sein, wie die neue gastronomische Ausrichtung des sehr schönen Hotels aussehen wird, aber dass dieses tolle Konzept und die hervorragende Küche von Max Goldberg so kurz nach der Eröffnung schon wieder sein Ende gefunden hat, ist mehr als bedauerlich.
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"Aus für Oxalis?" tischnotizenVom "Gault Millau" wurde Max Goldberg aus dem "Oxalis" im Boutique-Hotel "Mühle Schluchsee" gerade erst zur Entdeckung des Jahres gekürt und das Restaurant selbst hoch für einen Michelin-Stern gehandelt.
Wie heute bei einem Zoom-Kochen der Traube Blansingen mitgeteilt wurde, an dem auch Max Goldberg teilnahm, wird man nach dem Lockdown offenbar nicht mehr öffnen.
Auf der Homepage des Hotels wird ebenfalls bereits ein neues Restaurant angekündigt. Max Goldberg und seine Partnerin Kerstin Bauer, die als Restaurantleitung und Sommelière tätig war, sind dort,
Besucht am 14.10.2020Besuchszeit: Mittagessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 31 EUR
Samstag Nachmittag und vor dem Restaurant wartet eine Schlange geduldig auf Einlass. Beim Verlassen ist die Schlange etwas kleiner, aber immer noch da. Mittwoch Abend das gleiche Bild: Schlange links die, die nicht reserviert haben, Schlange rechts die mit Reservierung. Ab und zu schaut Kazuo Ishikawa raus, um die benötigten Plätze abzufragen. „Das ist ja wie in Japan“, entfährt es ihm und man mag es glauben.
Denn es geht um Suppe, Nudelsuppe um genau zu sein. Und die genießt im Land der aufgehenden Sonne Kultstatus.
Dass diese Begeisterung auch in der niedersächsischen Landeshauptstadt zu ungewöhnlichem Ansturm führt, ist sicher auch der Tatsache zu verdanken, dass der hiesige Kritiker in seiner wöchentlichen Gastrokritik der „Hannoverschen Allgemeinen Zeitung“ zum ersten Mal einem Lokal in der Stadt, und zum dritten Mal überhaupt, die Höchstwertung gegeben hat.
Einen guten Ruf hatte das „Shin Ramen“ auch vorher schon, aber seitdem scheint der Laden zu explodieren. Und das, obwohl es nur ein sehr überschaubares Programm aus im wesentlichen fünf verschiedenen Suppen und einem Reisgericht gibt. Anders als in anderen Ramen Bars beschränkt sich Ishikawa auch nur auf wenige Varianten mit wahlweise Hühnerfleisch oder Gemüse, einige sind auch vegan zu bekommen.
Im offenen Raum mit kleinen Tischen, langen Bänken und einigen Plätzen am Fenster sitzt man mit Blick auf die offene Küche zwar eng, aber noch mit Corona-gerechtem Abstand. Kaltgetränke, ausnahmslos alkoholfrei, gibt es aus dem großen Kühlschrank. Die Suppen selbst kommen mit etwas zeitlichem Abstand, was ein gutes Indiz dafür ist, dass sie frisch angerichtet werden. Das gilt vor allem für die fabelhaften hausgemachten Nudeln, die sich lang, etwas dick und elastisch in der Brühe aalen. Sie zu essen erfordert etwas artistisches Können, aber wenn man sich bei den japanischen Gästen die Technik abschaut, geht es schon. Und schlürfen gehört hier sowieso zum guten Ton.
Aber was zeichnet die Ramen hier nun so besonders aus? Fangen wir mit der ersten Sorte an, die wir probieren. Die Shouyu Ramen erhält ihre Würze durch Sojasauce, dazu gibt es wachsweiches Ei, Sojasprossen, Frühlingszwiebeln und zarte Hühnerbrust. Klingt einfach? Ist es aber nicht, denn schon beim ersten Löffel wird klar, dass das ganz und gar viel Tiefe besitzt. Hier muss nichts nachgewürzt werden.
Noch begeisternder ist die zweite Suppe, die wir an diesem Tag probieren, eine Tantan-Men, die, obwohl auf der selben Grundbrühe basierend, auch optisch schon ganz anders daher herkommt. Sesampaste, Chiliöl und Miso-Hühnerhackfleisch sorgen für einen mundfüllenden Geschmack, der uns das pure Erstaunen ins Gesicht zaubert. Und dann kommt das große Grinsen, weil es so unfassbar lecker ist. Separat gibt es noch eine scharfe Würzpaste, mit der man die eh schon gute Suppe zusätzlich aufpimpen kann. Aber eigentlich ist das gar nicht nötig. Wir müssen lange überlegen, wann wir zuletzt eine derart starke Suppe gegessen haben.
Nach diesem ersten Besuch ist klar, dass es ein paar Tage später sofort eine Wiederholung geben muss, um auch die übrigen Varianten auszutesten.
Diesmal gibt es also Shio Ramen, eine recht helle Version, die ihren Charakter einer Salzsauce verdankt. Auch diese Brühe schmeckt uns, bleibt aber im Vergleich ziemlich mild, so dass wir uns noch etwas Chiliöl und Chilipulver bringen lassen. Damit bekommt sie den für uns nötigen Wumms, bleibt aber im direkten Vergleich mit den übrigen Ramen die für unseren Geschmack am wenigsten überzeugende.
Denn an diesem Abend macht die Miso Ramen das eindeutige Rennen. Gemeinsam mit Chashu-Hack und einem extra bestellten Lavaei, das wachsweich gekocht und mehrere Tage in Brühe gelagert wurde, ist auch dies wieder ein intensives, zutiefst glücklich machendes Vergnügen.
Miso Ramen
Grundkompetenz Suppe - Kazuo Ishikawa hat ein einfaches, aber schwer überzeugendes Konzept in die Stadt gebracht, das mit nur vier grundverschiedenen Suppen die Massen begeistert. Sorgfältige, lang gekochte Brühe, frische Zutaten, fabelhafte Nudeln - bei solcher Konzentration auf das Wesentliche kann man sich auch ganz auf perfekte Qualität fokussieren. Ob man die kleine oder für 2 Euro etwas größere Version bestellt, in jedem Fall bekommt man eine sättigende Schüssel voller Soulfood.
Am zweiten Abend möchte ich aus Chronistenpflicht eigentlich noch eines der Desserts bestellen, was Herr Ishikawa mit Blick auf die vor dem Restaurant wartende Schlange freundlich ablehnt. Muss ich also auf einen weiteren Besuch warten.
Dafür habe ich mir beim ersten Besuch eine Portion Gyudon to go mitgenommen, also Reis mit gekochtem Rindfleisch in Sojasauce. Das ist ganz in Ordnung für den Abend, wartet aber auf eine Verköstigung vor Ort, denn ich denke, dass es dann noch raffinierter schmecken wird.
Also muss ich für ein Dessert, den Gyudon oder doch wieder eine Tantan-Men oder Miso-Ramen noch mal wiederkommen.
Bei den sinkenden Temperaturen und der steigenden Lust auf wärmende Suppe, wäre eigentlich davon auszugehen, dass die Schlange vorm „Shin Ramen“ kaum kleiner würde. Eigentlich, denn nun hat der zweite Shutdown alles erneut ausgebremst.
Dass die Ramen von Kazuo Ishikawa aber auch zuhause funktionieren, beweist er mit seinem Take Away-Angebot, das unter anderem auch Versionen für den Do it yourself-Einsatz enthält. Dabei sind alle wichtigen Komponenten bereits vorbereitet, die Brühe selbst vakuumiert und tiefgefroren. Es müssen also nur noch die Nudeln gekocht und die Suppe im Wasserbad erhitzt werden. Gemüse ergänzt man dann nach eigenem Gusto.
Auf diese Weise haben wir uns auch in der Restaurant-freien Zeit zwar ein wenig authentisches Ramen-Feeling nach Hause transportieren können. Aber dennoch freue ich mich auf die Zeit, wenn ich mich wieder in die Schlange einreihen kann. Denn dass das hier die vermutlich besten Suppen der Stadt sind, behaupte ich jetzt einfach mal. Wer widerspricht?
Samstag Nachmittag und vor dem Restaurant wartet eine Schlange geduldig auf Einlass. Beim Verlassen ist die Schlange etwas kleiner, aber immer noch da. Mittwoch Abend das gleiche Bild: Schlange links die, die nicht reserviert haben, Schlange rechts die mit Reservierung. Ab und zu schaut Kazuo Ishikawa raus, um die benötigten Plätze abzufragen. „Das ist ja wie in Japan“, entfährt es ihm und man mag es glauben.
Denn es geht um Suppe, Nudelsuppe um genau zu sein. Und die genießt im Land... mehr lesen
4.5 stars -
"Suppe mit Seele" tischnotizenSamstag Nachmittag und vor dem Restaurant wartet eine Schlange geduldig auf Einlass. Beim Verlassen ist die Schlange etwas kleiner, aber immer noch da. Mittwoch Abend das gleiche Bild: Schlange links die, die nicht reserviert haben, Schlange rechts die mit Reservierung. Ab und zu schaut Kazuo Ishikawa raus, um die benötigten Plätze abzufragen. „Das ist ja wie in Japan“, entfährt es ihm und man mag es glauben.
Denn es geht um Suppe, Nudelsuppe um genau zu sein. Und die genießt im Land
Geschrieben am 01.01.2021 2021-01-01| Aktualisiert am
01.01.2021
Besucht am 31.12.2020Besuchszeit: Abendessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 250 EUR
Alles anders in 2020, auch am letzten Tag des Jahres. Normalerweise hätten wir Silvester mit Freunden verbracht, uns Wochen vorher bereits den Kopf darüber zerbrochen, wie wir kulinarisch dem Jahr noch eine Krone hätten aufsetzen können, um dann letztlich mit unseren ebenso genussfreudigen Freunden in einen rechtschaffenen Kochwettbewerb einzusteigen.
All das hätten wir natürlich auch für uns zu zweit so handhaben können, aber mit dem Wettbewerbscharakter wäre es dann doch etwas einseitig geworden, wenn nur einer kocht. Außerdem waren wir schlichtweg zu faul. Und in einem Jahr wie diesem ist es uns auch weiterhin ein besonderes Anliegen, Restaurants, die uns etwas bedeuten, zu unterstützen. Nachdem uns bereits das Enten-Adventsmenü aus dem „Jante“ sehr begeistert hat, war die Entscheidung für das Silvester-Angebot quasi naheliegend.
Das Sechsgang-Menü beginnt wie immer mit sehr gutem Brot, das bei 200 Grad noch 10 Minuten aufgebacken wird. Dazu gibt es aufgeschlagene Butter.
Brot & Butter
Für den ersten Gang wird jeweils eine Scheibe Brioche in etwas Butter goldbraun angebraten. Dazu gibt es eine Veilchencreme, die dann mit jeweils einer Dose Imperial-Kaviar getoppt wird. Die Veilchencreme ist durchaus von floralem Charakter und damit auch etwas kontrovers. Ähnlich wie bei Lavendel ist es mir etwas zu vordergründig, während meiner besseren Hälfte das gut gefällt. Gut, dass der Kaviar reichlich bemessen ist und mit dem exzellenten Brioche für ausreichend Ausgleich sorgt.
Imperial Kaviar Kaviar – Brioche – Veilchen
Der Aufwand für den folgenden Gang ist mehr als überschaubar. Die Rose aus roher Jakobsmuschel und Birne ist bereits auf einer Geleehaube vorgeformt und wird nur in einem warmen Teller mittig platziert und dann mit der erwärmten und aufgeschäumten Hummersuppe angegossen.
Die Suppe ist wunderbar intensiv und von markantem Krustentiergeschmack. Die Jakobsmuschel gart darin ganz dezent und mit der knackigen Birne ergibt sich ein ganz herrlicher, süffiger Geschmack.
Die Kabeljaumedaillons werden kurz scharf angebraten und dann zusammen mit den confierten Lauchstangen bei 80 Grad im Backofen zuende gegart bzw. erwärmt.
Währenddessen wird die Holunderblütensauce erwärmt. Auch hier also ist der Aufwand überschaubar, das Ergebnis aber mehr als überzeugend, was zum einen an der ausgezeichneten Fischqualität, dem überraschend leckeren Lauch und der nicht minder köstlichen Sauce liegt. Zusammen mit der im vorbereiteten Spritzbeutel portionierten Peperonicreme eine sehr schöne, ausgewogene Komposition.
Den Zwischengang markiert ein Spitzkohlbonbon, der mit confiertem Entenfleisch gefüllt ist. Das ist zum Teil gezupftes Fleisch, ähnlich einem pulled Fleisch und einigen noch etwas festeren Stücken, in die noch einige Erbsen gearbeitet sind. Auf jeden Fall ist das bereits sehr aromatisch. Aber zusammen mit der intensiven Trüffelsauce ist das erneut ein unkompliziertes und leckeres Vergnügen.
Für den Hauptgang wird ein Rindsmedaillon scharf angebraten und im Backofen bei 80 Grad weitergegart. Währenddessen werden in der Pfanne bei milderer Hitze die beiden vorgegarten Zwiebelhälften auf der Schnittfläche gebräunt und nach der Hälfte der Zeit auch die vorbereitete Steinpilzzubereitung zum Fleisch in den Backofen zum Erwärmen gegeben.
Die durch viel Collagen hochkonzentrierte Sauce darf derweil langsam Temperatur nehmen.
Auf dem Teller wird letztlich nur noch alles arrangiert. Die Garpunkte sind perfekt getroffen, das Fleisch rosa, die Zwiebel mit leichtem Biss. Raffiniert die quasi in ein Selleriesandwich gearbeitete Steinpilzcreme, die erstaunlicherweise auch beim Erwärmen ihre Form behält. Wie bei allen vorherigen Gängen merkt man auch hier wieder, wie ausgezeichnet das Handwerk ist, mit dem die Komponenten vorbereitet wurden und wie exakt die angegebenen Temperaturen und Zeiten sind.
Für das Dessert sind exakt zwei Handgriffe notwendig. Die eigentliche Hauptkomponente, eine Sauerampfer-Reneclaudencreme auf Biskuit muss nur auf den Teller befördert werden. Darüber wird lediglich noch der Crumble aus gefriergetrockneten fruchtigen Elementen drapiert. Ein schönerund leichter Abschluss.
Nach dem bereits hervorragenden Entenmenü hat auch dieses Menü die Erwartungen mehr als erfüllt. Die Gerichte waren originell komponiert und mit hochwertigen Zutaten ausgezeichnet vorbereitet. Hier blitzte tatsächlich öfter die Zwei-Sterne-Qualität durch. Dass der Aufwand, um dieses ausgezeichnete Ergebnis auf den Teller zu bringen, dabei auch noch so überschaubar war, machte das Silvestervergnügen endgültig perfekt.
Und falls die Frage aufkommen sollte, ob es denn nichts zu trinken gab: Doch, gab es...
Alles anders in 2020, auch am letzten Tag des Jahres. Normalerweise hätten wir Silvester mit Freunden verbracht, uns Wochen vorher bereits den Kopf darüber zerbrochen, wie wir kulinarisch dem Jahr noch eine Krone hätten aufsetzen können, um dann letztlich mit unseren ebenso genussfreudigen Freunden in einen rechtschaffenen Kochwettbewerb einzusteigen.
All das hätten wir natürlich auch für uns zu zweit so handhaben können, aber mit dem Wettbewerbscharakter wäre es dann doch etwas einseitig geworden, wenn nur einer kocht. Außerdem waren wir schlichtweg... mehr lesen
5.0 stars -
"Wenige Handgriffe, großer Genuss zum Jahresende" tischnotizenAlles anders in 2020, auch am letzten Tag des Jahres. Normalerweise hätten wir Silvester mit Freunden verbracht, uns Wochen vorher bereits den Kopf darüber zerbrochen, wie wir kulinarisch dem Jahr noch eine Krone hätten aufsetzen können, um dann letztlich mit unseren ebenso genussfreudigen Freunden in einen rechtschaffenen Kochwettbewerb einzusteigen.
All das hätten wir natürlich auch für uns zu zweit so handhaben können, aber mit dem Wettbewerbscharakter wäre es dann doch etwas einseitig geworden, wenn nur einer kocht. Außerdem waren wir schlichtweg
Geschrieben am 14.12.2020 2020-12-14| Aktualisiert am
14.12.2020
Besucht am 30.09.2020Besuchszeit: Abendessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 430 EUR
Lang, viel zu lang ist es schon wieder her gewesen, dass wir das letzte Mal den etwas umständlichen Weg raus nach Burgwedel gemacht haben. Mit öffentlichen Verkehrsmitteln kaum vernünftig zu erreichen, geschweige denn wieder wegzukommen, für ein Taxi fast so teuer, dass man sich auch eines der Zimmer im Haus nehmen kann, was wir auch schon gemacht haben, obwohl wir in Hannover und damit vor der Haustüre wohnen.
Heute allerdings entscheiden wir uns für die Heimfahrt. Muss halt einer sich beim Wein zurückhalten. Ich bin es nicht. Ich habe Geburtstag. Und das hat sich auch in der „Ole Deele“, obwohl nicht angekündigt, schon rumgesprochen, so dass ich mich über reichlich Glückwünsche nicht beklagen kann. So ist das eben in Zeiten von Facebook.
Dass es heute allerdings auch unser letzter Besuch hier werden würde, ahnen wir da noch nicht.
Unser Abend beginnt zum Apéritif wie immer mit einer Reihe von sehr kreativ gearbeiteten Amuse Bouches. Den Start macht ein Zweierlei rund um die Forelle mit einer von Wasabi ummantelten Kartoffel-Lauch-Mousse und Forellenkaviar und ein mit Forellentatar gefüllter Lolly aus Gurke und Tonic. Ist die Mousse recht füllig und kräftig, weist der Lolly einen prägnanten und schönen Fischgeschmack auf.
Ein Fenchel-Salat mit Panna Cotta, Wassermelone, schottischem Lachs und Olivenöl spielt mehr die frischen, fruchtigen Akzente heraus.
Einen Ausflug in die kulinarische Welt der DDR gibt es mit dem Würzfleisch à la „Ole Deele“. Kalb, Kapern und eine Sauce, in der ich einen Hauch von Madeira ausmache, ist herrlich altmodisch, aber total fein und lecker. Dazu gibt es einen Macaron auf Basis von Brottrunk mit Leber und Imperialkaviar, der frisch und vielschichtig einen schönen Gegenpol zum Würzfleisch setzt.
Amuse Bouche Amuse Bouche Amuse Bouche Amuse Bouche Amuse Bouche
Zum sehr guten Sauerteigbrot gibt es eine ausgezeichnete, luftig aufgeschlagene Kürbiskernbutter mit karamellisierten Kürbiskernen sowie eine würzige Tapenade von Walnuss und Tomate.
Das Menü in der „Ole Deele“ umfasst derzeit fünf Gänge zu 115 Euro, die optional um Extragänge und Käse erweitert werden können. Wir entscheiden uns für die Auswahl vom Käsewagen.
Den Auftakt ins Menü macht ein vielfältiges Arrangement um die ungestopfte Gänseleber. Die ist eine überzeugende Alternative zur herkömmlichen Foie Gras und bringt einen intensiven Eigengeschmack mit. Bittersalate als Creme verarbeitet bieten einen kleinen Widerhaken, weiße Schokolade als dünne Plättchen, Kräutersud, Hüttenkäse und Apfel als fruchtige Komponente komplettieren das vielschichtige Ensemble, bei dem jeder Bissen einen neuen Akzent zutage bringt. Das ist nicht nur optisch klasse, sondern kann auch aromatisch überzeugen.
Verspielt geht es mit dem nächsten Gang weiter. Eine Gazpacho wird geklärt und dann als Sphäre gearbeitet. Darunter findet sich Hamachi als Sashimi und an der Seite auch noch als Tatar. Auch bei diesem Gericht spielt Gallein mit zahlreichen Komponenten, die zunächst komplementär wirken, sich aber letztlich gut zusammenfügen. Recht kleine und feste, aber geschmackvolle Falafel teilen sich den Teller mit Koriandercreme, Röstzwiebelbrotchips, einer Mayonnaise auf Basis von Miso sowie Tomaten, die durch Sodapatronen einen leichten Britzeleffekt mitbekommen.
Bei aller Kreativität und beeindruckenden handwerklichen Fähigkeit frage ich mich, ob hier nicht zu viele Komponenten um meine Aufmerksamkeit buhlen. Aber schmecken tut’s halt schon.
Mit dem schottischen Hummer wird es zwar nicht weniger komplex, aber der Gang erscheint trotz zahlreicher Elemente merklich fokussierter. Der Hummer ist nicht nur pur, sondern auch im Ravioli verarbeitet. Die Puntarelle, auch bekannt als wilder Chicoree, ist in feinen Stücken geschmort, was ihr die übermäßige Bitterkeit nimmt, der Paprikasud weist durch Cayenne und Shiso eine ganz leichte Schärfe auf, Grapefruit in karamellisierter Form auf dem Ravioli ist so pointiert eingesetzt, dass Süße und Säure sich gekonnt die Waage halten. Estragonblätter und vor allem Shiso-Kresse geben eine ätherische Schärfe ab, die sich dezent, aber merklich über den Teller legt. Ein tolles Gericht!
Auch beim Luma-Schwein ist klar, dass hier das Fleisch die Hauptrolle spielt, wenngleich es wiederum nicht an begleitenden Komponenten mangelt. Der Rücken ist perfekt gegart und mit einem geschmacksintensiven Fettrand versehen. Ein geschmortes Stück ist als Knusperpraline verarbeitet und dazu gesellen sich fruchtige Elemente von Aprikosen und gelben Pflaumen mit Senfsaat, die gut passen. Auch kleine Stücke von grünen flachen Bohnen, Pfifferlinge und Radieschen spielen noch mit. Eine tiefe, dunkle Jus und Pfiferlingsschaum runden den guten Gang ab.
Nicht auslassen sollte man den mit mehr als 30 Sorten bestückten Käsewagen vom Affineur Waltmann aus Erlangen. Oliver Fabris hat eine wirklich außergewöhnliche Auswahl zusammengestellt, die auch mit zahlreichen unbekannten Sorten zu überraschen weiß. Und er präsentiert ihn kenntnisreich, begeisternd und sehr großzügig. Vom „Petit Gaugry“, einem mit Marc de Bourgogne affinierten Käse ähnlich einem „Epoisse“, lässt uns Oliver Fabris gleich eine kleine Schachtel am Tisch – die wir natürlich nicht aufessen, es aber durchaus hätten dürfen.
Käsewagen, Affineur Waltmann Petit Gaugry
Unter einem knusprigen Shisoblatt verbirgt sich als Pré-Dessert Romanasalat als Eis und geschmort, Granatapfel als Creme sowie Fichten- und Sesamstaub. Das ist ein bisschen herb, aber süß genug, um einen gelungenen, komplexen und orginellen Übergang zum Dessert zu bilden.
Die verspielte Linie verlässt die Küche auch nicht mit dem Dessert. Ein als Maiskolben geformtes Eis ist gefüllt mit Brombeersorbet, eingelegten Brombeeren und Maiscreme, das darauf platzierte Tartelette mit einer Brombeersphäre und -creme.
Das ist insgesamt zwar etwas mächtig, aber mir gefällt, dass hier zwar viel passiert, es aber im Wesentlichen um die Variation weniger Komponenten geht. Handwerklich ist das aufwändig gemacht und lecker.
Und dem stehen auch die Petits Fours nicht nach. Ein Himbeermacaron mit Johannisbeere und Basilikum, ein geeister Karotten-Lolly sowie ein Eierlikör-Drop auf Sablé runden das gelungene Menü ab.
Petits Fours Petits Fours Petits Fours
Der Abend in der „Ole Deele“ war ein rundum fabelhaftes Vergnügen. Oliver Fabris und Elke Wacker sind ein herzliches Gastgeberpaar, das von der Begrüßung bis zur Verabschiedung für eine charmante Begleitung sorgen. Benjamin Gallein und sein Sous-Chef Chris Werner servieren die Gerichte selbst und haben zahlreiche Details zur Zubereitung zu erzählen, die den Aufwand, der in der Küche betrieben wird, unterstreichen.
Aber das Entscheidende ist natürlich, dass die Gerichte schmecken. Und das tun sie wirklich. Die Gänge sind komplex komponiert und laufen zwar mitunter Gefahr, den Esser mit zu vielen Komponenten zu überfordern, aber bleiben doch stets harmonisch.
Und das wäre vielleicht auch meine einzige Empfehlung gewesen: Dass man hier viel kann, ist mehr als offensichtlich, aber man muss nicht auf jedem Teller auch alles zeigen.
Als wir die „Ole Deele“ verlassen, ist für uns klar, dass sie auch weiterhin in Niedersachsen ganz weit vorne ist. Einen Monat später überzieht der zweite Lockdown die Gastronomie und Mitte November kommt die Nachricht, dass die Inhaber das Restaurant Ende Januar schließen würden, völlig überraschend. Mit der Regierungsentscheidung, die Gastronomie auch bis ins neue Jahr hinein geschlossen zu halten, war damit auch das vorzeitige Ende der „Ole Deele“ besiegelt.
Dieser Bericht kommt also in jeder Beziehung zu spät. Er kann nur noch eine tolle Leistung dokumentieren, die wir hier einige Male erleben durften und die es in dieser Form nicht mehr geben wird. Im Nachhinein ärgert es mich natürlich ungemein, dass wir nicht häufiger hier zu Gast waren.
Dem Team wünschen wir, dass es möglichst schnell wieder unterkommt. Oliver Fabris wird ab Februar als Gastgeber und Sommelier im noch recht neuen „Lindenblatt 800 Grad“ in Hannovers Altstadt fungieren, das sich auf Edelsteaks spezialisiert. Hoffen wir, dass wir auch die Kochkünste von Benjamin Gallein und Chris Werner bald wieder erleben können.
Bis dahin bleibt die traurige Erkenntnis, dass in der Region ein weiterer strahlender Stern erloschen ist.
Lang, viel zu lang ist es schon wieder her gewesen, dass wir das letzte Mal den etwas umständlichen Weg raus nach Burgwedel gemacht haben. Mit öffentlichen Verkehrsmitteln kaum vernünftig zu erreichen, geschweige denn wieder wegzukommen, für ein Taxi fast so teuer, dass man sich auch eines der Zimmer im Haus nehmen kann, was wir auch schon gemacht haben, obwohl wir in Hannover und damit vor der Haustüre wohnen.
Heute allerdings entscheiden wir uns für die Heimfahrt. Muss halt einer sich beim... mehr lesen
Ole Deele
Ole Deele€-€€€Restaurant, Hotel, Sternerestaurant0513999830Heinrich-Wöhler-Str. 14, 30938 Burgwedel
4.5 stars -
"Das letzte Dinner" tischnotizenLang, viel zu lang ist es schon wieder her gewesen, dass wir das letzte Mal den etwas umständlichen Weg raus nach Burgwedel gemacht haben. Mit öffentlichen Verkehrsmitteln kaum vernünftig zu erreichen, geschweige denn wieder wegzukommen, für ein Taxi fast so teuer, dass man sich auch eines der Zimmer im Haus nehmen kann, was wir auch schon gemacht haben, obwohl wir in Hannover und damit vor der Haustüre wohnen.
Heute allerdings entscheiden wir uns für die Heimfahrt. Muss halt einer sich beim
Besucht am 06.12.2020Besuchszeit: Abendessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 150 EUR
In einem normalen Jahr hätten wir am Nikolaustag irgendwo in der Republik – oder vielleicht auch etwas weiter weg – an einem guten Restauranttisch gegessen und uns verwöhnen lassen. Weil wir das am Hochzeits-/Jahrestag halt immer so machen. Aber was ist schon normal in einem Jahr wie diesem?
Unsere Reservierung in Berlin im Dreisterner für dieses Wochenende haben wir ebenso abschreiben müssen wie die Bahnkarte in die Hauptstadt. Zu viel Optimismus beim Buchen von Spartarifen ist in diesen Zeiten wohl nicht angebracht. Wissen wir beim nächsten Mal dann besser.
Also ins Auto gesprungen und dann eben wieder nach Köln. Die Wohnung dort will ja schließlich auch bespielt und von Zeit zu Zeit vom Staub befreit werden.
Den ersten Abend beglückte uns das Backhendl aus „Essers Gasthaus“, den zweiten Abend haben wir bereits mit dem Menü aus der „Henne.Weinbar“ hier dokumentiert. Und für den Nikolaustag fiel die Wahl auf das Menü vom „Gut Lärchenhof“ in Pulheim.
Also bei bestem Herbstwetter mal einen Ausflug auf den Golfplatz gemacht, denn dort kocht Torben Schuster im Gourmetrestaurant, das mit einem Michelinstern und immerhin 18 Gault Millau-Punkten ausgezeichnet ist.
Das Menü selbst ist sorgfältig in zahlreichen Weck- und Einweggläsern sowie vakuumiert und in einigen Einwegbehältern vorbereitet. Anhand der Beschreibung ist bereits erkennbar, dass hier durchaus ein paar Handgriffe mehr vonnöten sind als bei anderen Menüs. Hier muss tatsächlich auch noch gebraten und ordentlich im Topf erhitzt werden. Aber mit Anleitung ist auch das alles machbar.
Die Komponenten
Bereits beim Brot, das im Ofen aufgewärmt werden muss, ist erkennbar, dass hier keine Durchschnittsware auf den Tisch kommt. Zweierlei Ciabatta-artiges Brot, einmal mit Karotte-Ingwer, einmal mit Sepia schwarz eingefärbt, schmeckt gut. Das dazu vorgesehene Gänseschmalz passt dazu zwar nicht wirklich, ist für sich genommen aber ausgezeichnet.
Zum Start gibt es Fingerfood in Form von drei kleinen Königinnen-Pasteten. Sowohl das Ragout vom Kalbsbäckchen als auch die Würfel von der Entenbrust, die mit Parmesan-Limonen-Creme ausgarniert werden und das würzige Tomatenkompott mit Auberginentatar gefallen mir gut. Allerdings sind die Pastetchen so klein, dass von den Zutaten ein Mehrfaches übrig bleibt, weil ein kleiner Teelöffel zum Füllen fast ausreicht. Als Fingerfood also sehr gut. Und den Rest haben wir uns dann auf’s Brot gegeben. Das passte dann auch.
Etwas Arbeit erfordert der Fischgang. Die Zanderfilets müssen noch gebraten werden. Die Anweisungen dafür sind sehr präzise und passend. Das Schwarzwurzelgemüse wird im Wasserbad erhitzt. Die Wasabi-Butter-Sauce wird im Topf erwärmt. Hier empfiehlt es sich aber, genau aufzupassen. Denn sonst läuft einem die Sauce schnell weg.
Auf dem Teller ist das Farbbild herbstlich braun und vielleicht auf den ersten Blick nicht ganz so attraktiv. Geschmacklich kann das aber überzeugen. Die Buttersauce ist aromatisch, der Fisch auf den Punkt und die Schwarzwurzeln in Dashi noch mit Biss und einem passenden erdigen Ton.
Zander, Schwarzwurzeln, Dashi & Wasabi-Butter-Sauce
Das mit Aromaten vorbereitete und vorgegrillte Kalbskotelett wird im Backofen zu Ende gegart, dann in Alufolie geschlagen und als es soweit ist, es aufzuschneiden und anzurichten, ist klar, dass es in weiten Teilen noch roh ist. Also die Schupfnudeln, die ebenfalls noch gebraten werden mussten und das Kohlrabigemüse weiter warmhalten und noch mal nachbraten.
Dann allerdings passt es. Mit der hochkonzentrierten, intensiven Jus ergibt sich ein so rustikaler wie feiner Genuss. Den stärksten Eindruck hinterlässt bei mir der getrüffelte Kohlrabi. Eine ganz wunderbare Beilage zum guten Fleisch.
Gegrilltes Kalbskotelett, getrüffelte Rahmkohlrabi, Schupfnudeln & Jus
Vor dem Dessert brauchen wir eine anständige Pause, denn wir sind bereits mehr als gut gesättigt. Der Abschluss lässt sich recht einfach anrichten. Die Tarte Tatin wird nur einige Minuten im Backofen erwärmt, die Vanillecreme ist als recht fester Tupfen bereits vorbereitet und muss nur auf den Teller gebracht werden. Zum Schluss noch die Crumble und fertig. Was an der Tarte allerdings japanisch ist, wie in der Menübeschreibung angekündigt, erschließt sich mir nicht. Der Blätterteig ist schön knusprig, die Obstauflage fein geschichtet und kompakt. In Summe etwas eleganter als eine klassische Tarte Tatin, aber geschmacklich nicht unbedingt groß unterschiedlich.
Japanische Tarte Tatin, Vanillecreme & Muscovado-Zimt-Crumble
Nach diesem Abschluss sinken wir ermattet in die Sofas. Nachmittags haben wir in einem griechischen Restaurant am Rheinauhafen zufällig einen Adventsbasar entdeckt und uns mit allerlei Leckereien eingedeckt, darunter auch der Flasche Rotwein, die uns den Hauptgang begleitete und einem Fläschchen Trester, der uns die Verdauung zwar nicht erleichtert. Aber einreden kann man es sich ja trotzdem. Und jetzt wissen wir, dass auch die Griechen ordentlichen Grappa produzieren können.
So geht ein Hochzeitstagsmenü zu Ende, das zwar anders, aber halt auch gut war. Nächstes Jahr wünsche ich mir zu diesem Anlass trotzdem wieder weniger – ach, am besten gar keine – Arbeit.
In einem normalen Jahr hätten wir am Nikolaustag irgendwo in der Republik – oder vielleicht auch etwas weiter weg – an einem guten Restauranttisch gegessen und uns verwöhnen lassen. Weil wir das am Hochzeits-/Jahrestag halt immer so machen. Aber was ist schon normal in einem Jahr wie diesem?
Unsere Reservierung in Berlin im Dreisterner für dieses Wochenende haben wir ebenso abschreiben müssen wie die Bahnkarte in die Hauptstadt. Zu viel Optimismus beim Buchen von Spartarifen ist in diesen Zeiten wohl nicht... mehr lesen
Gut Lärchenhof · Gourmetrestaurant
Gut Lärchenhof · Gourmetrestaurant€-€€€Restaurant, Bistro, Sternerestaurant022389231016Hahnenstr. 14, 50259 Pulheim
4.5 stars -
"Take Away zum Hochzeitstag" tischnotizenIn einem normalen Jahr hätten wir am Nikolaustag irgendwo in der Republik – oder vielleicht auch etwas weiter weg – an einem guten Restauranttisch gegessen und uns verwöhnen lassen. Weil wir das am Hochzeits-/Jahrestag halt immer so machen. Aber was ist schon normal in einem Jahr wie diesem?
Unsere Reservierung in Berlin im Dreisterner für dieses Wochenende haben wir ebenso abschreiben müssen wie die Bahnkarte in die Hauptstadt. Zu viel Optimismus beim Buchen von Spartarifen ist in diesen Zeiten wohl nicht
Besucht am 25.09.2020Besuchszeit: Abendessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 388 EUR
Astrein ist irgendwie ein etwas aus der Mode gekommenes Wort. Jeder weiß zwar, was damit gemeint ist, nämlich etwas, das sehr gut ist, aber mal ehrlich: wer sagt das noch wirklich? Heute ist doch alles eher geil oder krass. Kann aber auch sein, dass ich in meinem Alter aus dem Jugendsprech auch schon soweit raus bin, dass selbst das nicht mehr der letzte Stand ist.
Auch wenn ich „astrein“ als Name für ein Restaurant zunächst etwas ungewöhnlich und sperrig fand, finde ich heute, dass es durchaus passend ist für das, was Eric Werner seit gut anderthalb Jahren der Selbstständigkeit auszeichnet.
Mit ihm ist eine sehr klassische Küchenlinie in die Spitzengastronomie der Domstadt gekommen, die aber nicht altbacken wirkt, sondern ausreichend zeitgemäß, um Traditionalisten wie Modernisten zu befriedigen. Da sind auch die klassischen hohen Kochmützen ein fast schon so charmanter Anachronismus wie ein Wort, das halt kaum jemand benutzt, aber trotzdem seine Bedeutung hat.
Dies ist mein dritter Besuch im „astrein“ und auch die sehr lohnenden Take Away-Angebote während des Lockdowns haben wir wahrgenommen. Viel geändert hat sich nicht im Angebot. Weiterhin gibt es ein Fleisch-/Fisch-Menü sowie ein vegetarisches Menü in vier bis sieben Gängen (99,-- - 129,--€), wobei die einzelnen Gänge auch à la Carte bestellt werden können. Auch der Tausch einzelner Gänge ist kein Problem.
Wir entscheiden uns heute für sechs Gänge, wobei ich zwei Gänge aus dem vegetarischen Menü einbaue.
Traditionell werden zum Start einige Apéros serviert, diesmal ein recht würziger Windbeutel mit Frischkäse und Apfel, ein verhältnismäßig mildes Cornet mit Paprika sowie ein mit Kräutern abgestäubter Filoteig mit einer Mousse mit deutlicher Estragonnote.
Das Menü startet mit spanischem Thunfischbauch, der mit Soja und Muscovadozucker mariniert ist. Dazu gibt es zweierlei Papaya, süß und grün sowie ein ausgebackenes Shisoblatt. All das ist in sich sehr harmonisch und subtil abgeschmeckt, aber leider schmälern Sehnen im Thunfisch, die das Schneiden schwierig machen, den Genuss ein wenig. Wir essen den Teller natürlich trotzdem auf, geben dies aber als Feedback an den Service. Die Reaktion lässt nicht lange auf sich warten, da steht Eric Werner mit zwei neuen Tellern am Tisch und serviert uns das Gericht erneut. Diesmal ist die Qualität des Thunfischs deutlich besser und wir genießen die ohnehin schon gute Kombination erneut. Auch wenn wir dies beileibe nicht erwartet oder verlangt hätten, ist alleine für den souveränen Umgang mit unserer Rückmeldung Respekt zu zollen.
Das Tatar vom australischen Weiderind, schön in Quaderform gebracht, lebt vor allem von seinen markanten Mitspielern, einer Essig-Makrele im Geleemantel sowie einem Sorbet von Rucola, was eine tolle kräutrige Note beisteuert. Natürlich verfehlt auch der großzügig bemessene Kaviar seine Wirkung nicht. Ein in Summe sehr leckerer Gang.
Den folgenden Kaisergranat habe ich getauscht, darf aber natürlich auf der Gegenseite probieren. Das Exemplar ist beachtlich fleischig und ist eingefasst von einem sehr fruchtigen Melonensud, einem Salat von kleingeschnittenen Wachsbohnen und einem Eis von Heilkräutern, was eine unerwartet herbe Note in das Gericht bringt. Was widersprüchlich klingt, entpuppt sich als ganz ausgezeichnete Kombination.
Ich habe mich für die Kartoffel-Lauch-Suppe aus dem vegetarischen Menü entschieden. Angesichts der Tatsache, dass es einige Tage zuvor noch deutlich wärmer war und die Suppe da noch im Menü als geeist ausgewiesen wurde, habe ich einfach nicht genau genug gelesen. Die „Vichyssoise“, eine klassische kalte Suppe aus eben diesen Zutaten, war in den letzten Wochen eine unserer Lieblingssuppen und ich war schlichtweg neugierig auf den direkten Vergleich. Diese hier ist nun allerdings heiß und hat damit einen ganz anderen Charakter, ist aber nicht minder geschmackvoll. Als Einlage dienen Kartoffelscheiben mit deutlichen Brataromen, tournierte Champignons und eine sehr schöne Royale vom Trüffel.
Wenn auch nicht die kalte klassische „Vichyssoise“, so ist auch diese hier sehr gut.
Mit einem fabelhaften Stück Wolfsbarsch geht es weiter, auf den Punkt gebraten und mit knuspriger Haut. Sowohl das mit Sepiatinte gefärbte Risotto als auch das knackige Gemüse aus Zucchini und Fenchel, bei dem der Safran deutlich schmeckbar ist, machen sich in diesem mediterran anmutenden Gang ganz außergewöhnlich gut, der eindeutig zu den Highlights an diesem Abend gehört.
Sehr gut auch das Bisonfilet auf einem Maisrelish, das eine Textur ähnlich eines Risottos liefert. Mit Mirabellen und Steinpilzen kommen weitere herbstliche Komponenten ins Spiel, die sich harmonisch einfügen. Die wunderbar glänzende und geschmacksintensive Cassisjus bezeugt erneut das ausgezeichnete Handwerk, das sich hier durch alle Gänge zieht.
Von den beiden Desserts im Menü wählt mein Mann das Tartelette von der Zartbitterschokolade. Eric Werner umgeht die Gefahr, dass es zu eindimensional oder mächtig werden könnte, mit einem frisch säuerlichen Sorbet von Orange und Buddhas Hand. Im „astrein“ muss niemand erwarten, mit avantgardistischen Dessertkreationen verwirrt zu werden. Auch die Süßspeisen folgen hier einer sehr klassischen Basis, sind dabei aber nie zu süß. Traditionell und gut.
Tartelette von der Zartbitterschokolade mit eingeweckten Heidelbeeren und Orangen-Buddhas Hand-Sorbet
Mir ist heute nach einem herzhaften Abschluss und daher wähle ich aus der vegetarischen Alternative den warmen, geschmolzenen Epoisse mit einem Schaum vom Blumenkohl, der sich eher dezent im Hintergrund hält. Deutlicher dafür die Zwiebelmarmelade und die Wasserkastanien, die vor allem eine knackige Textur beisteuern. Als Freund zubereiteter Käsegänge bin ich mit dieser Wahl sehr zufrieden.
Aber auch ich komme noch in den Genuss von einigen Süßigkeiten, denn es folgt mit dem gelierten Champagnersüppchen mit Himbeersorbet und Beeren noch ein kleines Nach-Dessert. Sehr fein auch die Praline mit Bergamotte und das Gelee mit Joghurt. Sehr saisonal und auch erfreulich rustikal wird es zum finalen Abschluss noch mit einem Stück sehr guten Zwetschgenkuchens.
Eric Werner hat mit dem „astrein“ offenbar einen Nerv getroffen. Sein Restaurant ist gut gebucht, die Gerichte sind von handwerklich makelloser Qualität, was sicherlich auch mit seinem Anspruch an beste Produkte zu tun hat.
Im Service scheint es Wechsel gegeben zu haben. Freundlich und aufmerksam war er immer, aber bei den ersten Besuchen agierte er doch recht burschikos. Diesmal jedoch machte alles einen viel passenderen und dem Anspruch des Restaurants angemesseneren Eindruck.
So ist die Gesamtleistung, auf und neben dem Teller, tatsächlich astrein.
Astrein ist irgendwie ein etwas aus der Mode gekommenes Wort. Jeder weiß zwar, was damit gemeint ist, nämlich etwas, das sehr gut ist, aber mal ehrlich: wer sagt das noch wirklich? Heute ist doch alles eher geil oder krass. Kann aber auch sein, dass ich in meinem Alter aus dem Jugendsprech auch schon soweit raus bin, dass selbst das nicht mehr der letzte Stand ist.
Auch wenn ich „astrein“ als Name für ein Restaurant zunächst etwas ungewöhnlich und sperrig fand, finde... mehr lesen
Astrein by Eric Werner
Astrein by Eric Werner€-€€€Restaurant, Sternerestaurant022195623990Krefelder Str. 37, 50670 Köln
4.5 stars -
"Wandler zwischen Tradition und Moderne" tischnotizenAstrein ist irgendwie ein etwas aus der Mode gekommenes Wort. Jeder weiß zwar, was damit gemeint ist, nämlich etwas, das sehr gut ist, aber mal ehrlich: wer sagt das noch wirklich? Heute ist doch alles eher geil oder krass. Kann aber auch sein, dass ich in meinem Alter aus dem Jugendsprech auch schon soweit raus bin, dass selbst das nicht mehr der letzte Stand ist.
Auch wenn ich „astrein“ als Name für ein Restaurant zunächst etwas ungewöhnlich und sperrig fand, finde
Besucht am 24.09.2020Besuchszeit: Abendessen 3 Personen
Rechnungsbetrag: 97 EUR
Bei der Vielzahl von interessanten gastronomischen Konzepten, gerade in einer Stadt wie Köln, den Überblick zu behalten, ist nicht einfach. Umso dankbarer bin ich, wenn Bekannte, auf deren Urteil ich etwas gebe, eine klare Empfehlung aussprechen.
Ansonsten wären wir vermutlich nicht auf dieses kleine, recht unscheinbare Lokal am Barbarossaplatz aufmerksam geworden, das von außen eher wie einer der vielen, beliebigen Asia-Schnellimbisse aussieht mit zahlreichen Fotos der Gerichte an der Hauswand. Dazu kommt ein zunächst etwas sperriger Name, den man möglicherweise noch übernommen hat. Aber aus „Lai de Hao by JuJu & Lu“ ist mittlerweile nur noch „JuJu & Lu Asian Tapas“ geworden. Und damit ist das Konzept eigentlich schon recht gut beschrieben. Das Ganze bekommt mit dem Zusatz „Progressive Asian Food“ allerdings auch gleich einen anspruchsvolleren Anstrich,
Interieur Theke
der auch durch die Stationen des jungen Küchenchefs Zhengchen Lu bei solchen Kochgrößen wie Paul Pairet („Ultraviolet“, Shanghai), Jean-Georges Vongerichten oder Thomas Bühner („La Vie“, Osnabrück) auf der Homepage betont wird.
Aber uns ist schon klar, dass es hier nicht um Fine Dining geht, sondern um ein unkompliziertes Konzept, das dem Trend zu Sharing-Gerichten folgt und bei dem asiatische Gerichte in kleinen bis mittleren Portionen auf den Tisch kommen. Die Preise dafür sind mit knapp 5 – 8 Euro im Schnitt nicht anders als günstig zu nennen.
Unser erster Besuch führte uns an einem Samstag zum Mittagessen. Mittlerweile hat man allerdings nur noch abends geöffnet. Der zweite Besuch erfolgte dann im September.
Bei beiden Besuchen grüßt die Küche mit ausgebackenen verschiedenen Teigfladen und Sesamdip. Das fettige, aber gut gewürzte Gebäck ist ein schöner Einstieg und auch der Dip macht Spaß.
Teigfladen & Sesamdip
Auch wenn man alle Gerichte auf einmal bestellt und diese theoretisch auch gleichzeitig serviert werden dürften, lässt sich die Küche Zeit und schickt die einzelnen Teller nur nach und nach. Das hat seinen guten Grund, denn dass hier sorgfältig abgeschmeckt und alles selbstverständlich frisch zubereitet wird, ist bereits beim Karottensalat zu spüren. Den durchzieht ein Zitrus-Orangen-Aroma, Kräuter und Sprossen sind nur sehr punktuell eingesetzt und unterstützen den milden Charakter auf angenehme Weise.
Karottensalat
Ein fettes Ausrufezeichen setzen die mit Schweinehackfleisch gefüllten Wantons Szechuan Art. Einen fluffigeren, seidigeren Teig habe ich selten gegessen, einfach nur fantastisch! Ist die Füllung schon sehr aromatisch, wird die Chilisauce ihrem angekündigten „spicy“-Attribut mehr als gerecht.
Wantons Szechuan Art
Spicy, wenngleich auch nicht ganz so scharf, kommt auch der lauwarme Spitzkohl auf den Tisch, der vor allem mit Kernen und Nüssen gepimpt ist. Sehr schön.
Ich lasse mir den Zander mit Gewürzkruste empfehlen, der weniger mit einer Kruste als mit einer Gewürzschicht auf der Haut serviert wird. Dazu gibt es eine milde, aber füllige Pilzbrühe, die fast nussig und buttrig abgeschmeckt ist sowie fein geschnittene Einlagen aus Eierstich und Gemüse, Pak Choi und recht groben, harten Tomatenstücken. Da dies für mich eher eine Art Eintopf mit zugegeben gut bemessenen Fischstücken ist, war die Erwartungshaltung, auch was die angekündigte Gewürzkruste angeht, vielleicht einfach eine andere. Vollends überzeugt mich das nicht.
Zanderfilet
Deutlich näher wieder an einem chinesischen Geschmacksbild ist dann das geschmorte Rindfleisch in einer markanten, aber nicht scharfen Tomaten-Austern-Sauce. Das Fleisch ist super zart und die wenigen, aber gut ausgewählten knackigen Gemüse lassen dem Hauptdarsteller genug Raum.
Rindfleisch geschmort
Sehr puristisch kommt der Oktopus auf den Tisch. Zwei Pulpoarme, gut gewürzt und recht zart, kommen zusammen mit einer sehr zurückhaltend abgeschmeckten Aioli und einer Kräutercreme.
Octopus / Laqué / Aioli
Die Konsistenz des Buns könnte etwas fester sein. Das Teigstück ist zwar recht fluffig, zerbröselt aber auch leicht, so dass es sich kaum mit den Händen essen lässt. Dafür ist die Füllung aus geschmortem Schweinebauch, frischen und gepickelten Gemüsen, Hoisin-Sauce und Sesam umso überzeugender.
Aus der Kategorie der etwas größeren Gerichte stammt auch die dicke Schweinerippe, die ebenfsalls butterzart geschmort ist und diesmal tatsächlich mit einer Gewürzkruste ummantelt ist. Chimichurri und eine Tomatensauce ergänzen das Fleisch auf würzige Weise. Die Kartoffeln dazu wirken fast wie eine typisch deutsche Sättigungsbeilage und hätte es für mich gar nicht zwingend gebraucht, aber sie stören auch nicht.
Dicke Schweinerippe aus der Region / Tomatensauce / Chimichurri
Obwohl ich bereits gut gesättigt bin, nasche ich auch beim zweiten Besuch noch vom Teller meiner Begleitung. Auch der Mapo- Tofu gefällt mir gut. Die Bohnensauce lässt ihre moderate Schärfe erst im Nachgang frei, dann aber zusammen mit dem Szechuan Pfeffer sehr pointiert. So gefällt mir Tofu ausgesprochen gut.
Bei beiden Besuchen hat das „JuJu & Lu“ eine sehr gute Leistung und Küche abgeliefert, die sich fernab von Ente süß-sauer positioniert. Hier wird sehr sorgfältig gekocht und pointiert gewürzt. Dass dabei durchaus auch europäische Einflüsse erkennbar sind, ist bei der Laufbahn des Kochs sicher beabsichtigt.
Nun sollte man nicht erwarten, dass die Geschichte der asiatischen Küche hier neu geschrieben wird, aber die kleinen Gerichte machen durchweg Spaß und einige Gerichte, wie z.B. die Wantons, die Schweinerippe, der Tofu und sowieso alle Gemüsegerichte sind für ein Restaurant in dieser Preisklasse schon überdurchschnittlich gut.
Der Service ist bei beiden Besuchen stets freundlich und mit Erklärungen zur Seite. Natürlich stehen hier neben Tees auch chinesische Biere zur Auswahl, aber seinen Anspruch, hier auch Höherwertiges anzubieten, beweist man mit einer ordentlichen Auswahl von Craft-Bieren und einer respektablen, akkurat bepreisten Weinkarte.
Klare Empfehlung also für alle, die Spaß am Sharing-Konzept mit ungewöhnlicheren, aber immer massenkompatiblen asiatischen Gerichten haben. Die günstigen Preise lassen zudem Freude aufkommen.
Bei der Vielzahl von interessanten gastronomischen Konzepten, gerade in einer Stadt wie Köln, den Überblick zu behalten, ist nicht einfach. Umso dankbarer bin ich, wenn Bekannte, auf deren Urteil ich etwas gebe, eine klare Empfehlung aussprechen.
Ansonsten wären wir vermutlich nicht auf dieses kleine, recht unscheinbare Lokal am Barbarossaplatz aufmerksam geworden, das von außen eher wie einer der vielen, beliebigen Asia-Schnellimbisse aussieht mit zahlreichen Fotos der Gerichte an der Hauswand. Dazu kommt ein zunächst etwas sperriger Name, den man möglicherweise noch... mehr lesen
JuJu & Lu | Asian Tapas
JuJu & Lu | Asian Tapas€-€€€Restaurant0221-42317255Salierring 38, 50677 Köln
4.0 stars -
"Chinesisch - klein, aber oho..." tischnotizenBei der Vielzahl von interessanten gastronomischen Konzepten, gerade in einer Stadt wie Köln, den Überblick zu behalten, ist nicht einfach. Umso dankbarer bin ich, wenn Bekannte, auf deren Urteil ich etwas gebe, eine klare Empfehlung aussprechen.
Ansonsten wären wir vermutlich nicht auf dieses kleine, recht unscheinbare Lokal am Barbarossaplatz aufmerksam geworden, das von außen eher wie einer der vielen, beliebigen Asia-Schnellimbisse aussieht mit zahlreichen Fotos der Gerichte an der Hauswand. Dazu kommt ein zunächst etwas sperriger Name, den man möglicherweise noch
Geschrieben am 14.11.2020 2020-11-14| Aktualisiert am
14.11.2020
Es scheint sich zu bewahrheiten, was sich gestern nach einigen Facebook-Posts bereits andeutete. Auch nach einer Meldung der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung beabsichtigen die Inhaber der "Ole Deele", den Betrieb des Hotels und Restaurants zum 31. Januar 2021 einzustellen. Beweggrund sei vor allem der Ruhestand, auf den man sich vorbereite, aber offenbar spielt die derzeit unsichere wirtschaftliche Situation durch die Corona-Krise auch eine erhebliche Rolle, denn es wurde bereits deutlich gemacht, dass die Entscheidung endgültig sei, sollte der Lockdown im Dezember weitergehen.
Die Mitarbeiter haben sich offenbar bereits auf das Ende eingestellt, auch wenn er zu einem Zeitpunkt kommt, in dem die Küchenleistung der "Ole Deele" gerade erst vom Gusto auf 8 Punkte mit Pfeil und vom Varta auf 4 Diamanten aufgewertet wurde. Damit zählt das Restaurant zu den 50 besten des Landes. Aber sowohl Benjamin Gallein, der Küchenchef als auch Chris Werner, sein Sous-Chef, versehen diese Meldungen in ihren Facebook-Posts mit eindeutigen Kommentaren wie "Das ist doch zum Schluss nochmal eine schöne Geschichte" oder "Irgendwo geht's immer weiter und ich wünsche jedem nur das Beste. Es wird für jeden von Uns weitergehen!"
Es wäre ein herber Verlust für die Region Hannover und ganz Niedersachsen, denn damit würde das nach dem "Aqua" in Wolfsburg am besten bewertete Restaurant in Niedersachsen schließen.
Ich habe noch einen Bericht über unseren kürzlichen Besuch dort fertig. Hoffentlich wird es kein Abgesang...
Es scheint sich zu bewahrheiten, was sich gestern nach einigen Facebook-Posts bereits andeutete. Auch nach einer Meldung der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung beabsichtigen die Inhaber der "Ole Deele", den Betrieb des Hotels und Restaurants zum 31. Januar 2021 einzustellen. Beweggrund sei vor allem der Ruhestand, auf den man sich vorbereite, aber offenbar spielt die derzeit unsichere wirtschaftliche Situation durch die Corona-Krise auch eine erhebliche Rolle, denn es wurde bereits deutlich gemacht, dass die Entscheidung endgültig sei, sollte der Lockdown im Dezember... mehr lesen
Ole Deele
Ole Deele€-€€€Restaurant, Hotel, Sternerestaurant0513999830Heinrich-Wöhler-Str. 14, 30938 Burgwedel
stars -
"Ole Deele offenbar vor dem Aus" tischnotizenEs scheint sich zu bewahrheiten, was sich gestern nach einigen Facebook-Posts bereits andeutete. Auch nach einer Meldung der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung beabsichtigen die Inhaber der "Ole Deele", den Betrieb des Hotels und Restaurants zum 31. Januar 2021 einzustellen. Beweggrund sei vor allem der Ruhestand, auf den man sich vorbereite, aber offenbar spielt die derzeit unsichere wirtschaftliche Situation durch die Corona-Krise auch eine erhebliche Rolle, denn es wurde bereits deutlich gemacht, dass die Entscheidung endgültig sei, sollte der Lockdown im Dezember
Besucht am 18.08.2020Besuchszeit: Abendessen 2 Personen
Manchmal dauert es nur wenige Momente, nachdem man ein Haus betreten hat und man weiß, dass dies ein Familienbetrieb sein muss. Die Art und Weise, wie man begrüßt wird, der erste Eindruck vom Ambiente – all das sagt schon viel aus, ob hier eine individuelle, familiäre Handschrift im Spiel ist.
Es ist früher Nachmittag, als wir das „Spielweg“ betreten, das für die nächsten zwei Tage unser Zuhause sein wird, die Terrasse vor dem Hotel ist gut besucht und auch innen tummeln sich noch zahlreiche Gäste, darunter einige Wanderer. Da unser Zimmer noch nicht fertig ist, gibt uns Kristin Fuchs eine kurze Führung durch das Stammhaus. Da ahnen wir noch gar nicht, in wie vielen Gasträumen die Küche ihrer Schwester Viktoria serviert wird. Dazu gehören auch die legendären Tomi Ungerer-Stuben, in denen viele Originale des berühmten Zeichners zu sehen sind, der ein langjähriger Freund des Hauses war.
Außenansicht Terrasse Tomi Ungerer Stuben
Um die Zeit bis zum Bezug des Zimmers ein wenig zu überbrücken, entscheiden wir uns für eine erste kleine Mahlzeit. Das ist hier überhaupt kein Problem, denn auch nachmittags wird hier neben Kaffee und Kuchen eine reduzierte Karte angeboten.
Im „Spielweg“ hat Viki Fuchs 2017 die Küchenleitung von ihrem Vater Karl-Josef übernommen, der dem „Spielweg“ seit den Achtziger Jahren bereits zu erheblichem Renommee verholfen hatte. Von ihm hat Viki auch die Leidenschaft für Wildgerichte übernommen. Aber auch die für gute Wurstwaren und Käse, der seit vielen Jahren im Haus selbst hergestellt wird.
Einen ersten Eindruck von diesen Kernkompetenzen kann man sich am besten bei einer Vesperplatte verschaffen, die neben Schwarzwälder Schinken (what else?) noch Schwartenmagen und fabelhafte Pastete von Reh und Wildschwein sowie ausgezeichneten Münster und Bergkäse aus der eigenen Käserei enthält. Schwarzwald – wir sind da!
"Wildes" Vesperbrett
Aber auch der Caesar Salad mit krossem Speck und optional dazu bestellten Garnelen zeigt, dass hier sehr sorgfältig gekocht wird. Ich habe jedenfalls schon Caesar-Exemplare gehabt, die mit dem Original nicht mehr viel zu tun hatten. Dieser hier schon.
Für uns soll es zum einen das „Sommermenü“ und das „Fuchsteufelswilde Menü“ sein, in dem sich Viki Fuchs‘ Vorliebe für asiatische Küche wiederfindet. Dass hier jeder so bestellt, wie er mag, ist im Übrigen überhaupt kein Problem. Darin erinnert es uns, auch in dem breiten Spektrum der Gerichte, an das „Haus Stemberg“. Und damit ist auch ziemlich klar der Maßstab an Gästeorientierung beschrieben.
Als Gruß gibt es eine Speckmousse mit Fenchelsalat und Schnittlauchcreme. Das ist gleichzeitig rustikal und fein.
Asiatisch steigt mein Mann in sein Menü mit einem Lachstatar, das mit Ponzu und Sesam abgeschmeckt ist. Der Salat dazu ist zwar relativ klassisch angemacht, aber mit der gebratenen Avocado ist das insgesamt ein schöner, frischer Einstieg.
Handgeschnittenes "Asia"-Lachstatar mit Ponzu, gebratener Avocado, Limetten-Mayonnaise und Koriander
Wie sich der Schwarzwald und Italien aufs Trefflichste fusionieren lassen, kann ich mit meiner Vorspeise erleben. Ersetze Kalb- durch Rehfleisch und schon wird aus dem Vitello Tonnato ein „Rehtello“. Mit einer ordentlichen Portion Kapern versehen, wird dies schon durch das Wildfleisch eine würzigere Version. Ein sorgfältig angemachter Salat komplettiert diesen gelungenen Auftakt.
"Rehtello Tonnato" - Vitello vom Rehnüssle mit zweierlei Kapern und kleinem Salat
Beim nächsten Gang setze ich aus, darf aber natürlich bei meinem Liebsten probieren und komme so in den Genuss ganz ausgezeichneter Wildschwein-Dim Sums. Der dünne Teig ist würzig und sehr kräftig gefüllt. Ohne Frage verständlich, warum diese Teigtaschen zu den Dauerbrennern auf der „Spielweg“-Karte gehören.
Das folgende rote Thai-Curry mit knusprig gebratener Poulardenbrust hätte auch einem guten Thai-Restaurant alle Ehre gemacht. Der Curry ist prägnant, aber nicht zu scharf. Schließlich muss man hier auch etwas Rücksicht auf das traditionelle Schwarzwaldpublikum nehmen. Aber das Gericht ist gut.
Rotes Thai-Curry mit gebratener Poulardenbrust vom Hofgut Silva, Asia-Gemüse und Jasmin-Reis, frischem Koriander & Minze
Edel-rustikal und mit mediterranem Einschlag machen sich die geschmorten Kalbshaxenscheiben auf meinem Teller. Das Fleisch ist super zart geschmort, gebratene Gnocchi und Champignon-Mangold-Gemüse sowie eine üppige Menge knusprig ausgebackenen Salbeis verorten dieses Gericht eindeutig südlich der Alpen. Die separat servierte Thymian-Schmorsauce geht ohne Rest zurück in die Küche.
Geschmorte Kalbshaxenscheiben aus dem Ofen mit Champignon-Mangoldgemüse, Salbei aus Mamas Garten, Kräuter-Gnocchi und Thymianjus
Mittlerweile hat sich Dunkelheit über die idyllische Szene gelegt und es warten noch die Desserts auf uns.
Sowohl das saftige Aprikosen-Sablé mit ausgezeichnetem Mandeleis und Kompott von Aprikosen als auch die Crème Brûlée, die mit Passionsfruchtsorbet, Minz-Mango-Ragout und getrockneter Ananas einen ordentlichen exotischen Touch mitbekommen hat, können in ihrer handwerklich sauberen Ausführung überzeugen.
Am nächsten Abend entscheiden wir uns für einen Tisch im Innern und lassen uns von zahlreichen Tomi Ungerer-Exponaten inspirieren. Wir wählen à la Carte und werden mit einem leckeren Rinderzungensalat begrüßt.
Amuse Bouche: Rinderzungensalat
Ich kann ja bekanntlich selten nein sagen, wenn Pulpo angeboten wird. Wenn dann, wie hier, auch noch in Kombination mit krossem Schweinebauch und weißen Bohnen, geht mein Herz vollends auf. Der Bohnensalat ist mit Staudensellerie und Kirschtomaten cremig angemacht und bildet das Fundament, auf dem der eigentliche Star thront. Der Schweinebauch ist gleichzeitig zart und extrem knusprig und auch der gegrillte Oktopus steht dem nicht nach. Ein köstlicher Gang!
Gänseleberterrine mit Schokoladen "fleur de sel", Quittengelee und Brioche
Das großzügig portionierte Ochsenbäckchen ist erwartungsgemäß butterzart geschmort, die Pappardelle selbstverständlich hausgemacht und sowohl Tomatensugo als auch der Schmorfond sind intensiv. Die reichliche Menge gebratenen, grünen Spargels hätte es eigentlich gar nicht mehr benötigt, denn auch so wäre das Gericht mit dem frittierten Salbei perfekt gewesen. Und ausreichend sowieso, aber dass hier niemand hungrig vom Tisch aufstehen soll, scheint auch ein Merkmal des Hauses zu sein.
Geschmortes Ochsenbäckle mit hausgemachten Pappardelle im Tomatensugo, gebratenem grünen Spargel und frittiertem Salbei
Nicht weniger großzügig bemessen sind auch die knusprig gebratenen Filets vom Wolfsbarsch mit Lauchgemüse. Originell dazu die mit Ratatouille gefüllten Maultaschen, auch der Bouillabaissesud gefällt mir gut. Von der köstlichen Safran-Mayonnaise auf dem Brotchip hätte ich mir durchaus mehr gewünscht, aber das ist Jammern auf hohem Niveau. Denn auch dieser Teller ist sehr gut.
Himbeer-Rote Bete-Sorbet mit Himbeergeist Sauerrahmeis mit Williamsgeist
Gut, die beiden Mini-Guglhupfe rutschen auch noch irgendwie rein, aber dann ist wirklich Schluss.
Dass wir an diesem Abend für unsere Verhältnisse so schnell die Segel streichen müssen, hat auch mit dem Frühstück zu tun. Vermutlich ist dies auch normalerweise als Buffet schon fabelhaft, aber in diesen Zeiten hat man aus der Not eine Tugend gemacht und serviert ein Frühstück, das schlichtweg das mit Abstand Beste unseres Urlaubs ist. Aus einer umfangreichen Auswahl wählt man sich aus, worauf man Lust hat und bekommt dies dann in selten liebevoller Form auf einem Tablett serviert. Nur mit den Mengen sollte man sich nicht vertun. Kreuzt man einen Shrimpssalat an, bekommt man ein Weckglas mit mindestens 150g, wohl eher 200g Nettogewicht. Bei allem übrigen, Wurstsalat, Käse- oder Wurstauswahl, angemachter Käse ist es nicht anders. Alles ist frisch gemacht, alles ist köstlich und es wäre eine Schande, irgend etwas davon zurückgehen zu lassen, wohl wissend, dass es dann im Müll landen müsste. Also verrenken wir uns gepflegt den Magen und sind den ganzen Tag, bis in den Abend hinein, pappsatt. Am nächsten Morgen wissen wir es besser und zügeln uns. Na ja, ein bisschen zumindest.
Das „Spielweg“ ist mindestens Dreierlei: ein Ort fabelhaften Essens, an dem Wanderer und Feinschmecker gleichermaßen glücklich werden. An dem sich Schwarzwald und Asien begegnen, ohne einander fremd zu sein. An dem sich Altes und Neues treffen und wunderbar miteinander auskommen. Dann ist es ein Ort der Gastfreundschaft, an dem der Wunsch der Gäste Vorrang vor allem hat. Und nicht zuletzt ist es ein Ort der Frauen. Nicht, dass die männlichen Mitarbeiter hier nicht auch einen vorzüglichen Job machen würden, aber das „Spielweg“ hat den Generationenwechsel auf beeindruckende Art und Weise hinbekommen. Viki, Kristin und Sabine Fuchs führen das Hotel heute mit Sinn für Tradition und einer gehörigen Portion Elan und frischen Ideen. Auch die Eltern haben hier weiterhin ihren Platz und ihre Aufgaben. Ein Familienbetrieb eben. Und das merkt man schon, wenn man das „Spielweg“ zum ersten Mal betritt.
Manchmal dauert es nur wenige Momente, nachdem man ein Haus betreten hat und man weiß, dass dies ein Familienbetrieb sein muss. Die Art und Weise, wie man begrüßt wird, der erste Eindruck vom Ambiente – all das sagt schon viel aus, ob hier eine individuelle, familiäre Handschrift im Spiel ist.
Es ist früher Nachmittag, als wir das „Spielweg“ betreten, das für die nächsten zwei Tage unser Zuhause sein wird, die Terrasse vor dem Hotel ist gut besucht und auch innen tummeln... mehr lesen
Restaurant im Romantik Hotel Spielweg
Restaurant im Romantik Hotel Spielweg€-€€€Restaurant, Hotel076367090Spielweg 61, 79244 Münstertal
4.5 stars -
"Wo Frauen das Sagen haben und Dim Sum sich einträchtig mit Schwarzwälder Vesperplatte vertragen..." tischnotizenManchmal dauert es nur wenige Momente, nachdem man ein Haus betreten hat und man weiß, dass dies ein Familienbetrieb sein muss. Die Art und Weise, wie man begrüßt wird, der erste Eindruck vom Ambiente – all das sagt schon viel aus, ob hier eine individuelle, familiäre Handschrift im Spiel ist.
Es ist früher Nachmittag, als wir das „Spielweg“ betreten, das für die nächsten zwei Tage unser Zuhause sein wird, die Terrasse vor dem Hotel ist gut besucht und auch innen tummeln
Geschrieben am 26.10.2020 2020-10-26| Aktualisiert am
27.10.2020
Besucht am 03.10.2020Besuchszeit: Abendessen 7 Personen
Neun Genießer geschmackstechnisch unter einen Hut zu bringen, ist eigentlich ein Ding der Unmöglichkeit. Zu unterschiedlich die kulinarischen Vorlieben, zu vielfältig die Vorstellungen von der individuell am besten passenden Gastronomie.
Dass Carsten sich diese Aufgabe auferlegt hat und das „Coeur d’Artichaut“ in Münster zur Wahl ins Feinschmecker-Forum geworfen hat, sei ihm hoch anzurechnen, ebenso wie die Organisation des Gourmet-Gipfeltreffens. Dass die Kulinarik-Konferenz (und jetzt ist es auch genug mit den allgegenwärtigen Alliterationen) letztlich auf zwei geschätzte Teilnehmer von der Nahe verzichten musste, stimmte die Delegation zwar traurig, aber auch zuversichtlich, dass es sicher eine weitere Möglichkeit zu einer anderen Zeit an einem anderen Ort geben wird.
Am deutschen Feiertag begrüßt uns Münster eher mit schäbigem Wetter und die Schönheit der Stadt versteckt sich unter grauem Nieselregen und hinter menschenleeren Straßen. Umso herzlicher und sonniger die Begrüßung der Gesellschaft erst im Hotel und dann im Restaurant, das ziemlich versteckt in einem Innenhof in der Innenstadt liegt. Innen ein großzügiger Raum mit Blick in die Küche, unser großer Tisch etwas separiert neben dem Tresen, was den Abend sowohl für uns als auch die übrigen Gäste durchaus angenehmer gestaltet.
Frédéric Morel, gebürtiger Bretone mit Stationen bei Thomas Martin im Hamburger „Louis C. Jacob“ (2 Michelin-Sterne) und bei Joachim Wissler im „Vendôme“ in Bergisch-Gladbach (3 Michelin-Sterne) in den besten Häusern der Republik gestählt und als Küchenchef im „Se7en oceans“ in Hamburg mit dem ersten eigenen Stern ausgezeichnet, hat in Münster im Oktober 2019 den Sprung in die Selbständigkeit gewagt und dort nach nur wenigen Monaten bereits einen Stern verliehen bekommen.
Im „Coeur d’Artichaut“ gibt es ein Menü in 4, 6 oder 8 Gängen (85,--€ / 115,--€ / 140,--€).
Unsere Gesellschaft hatte sich im Vorfeld auf das volle Programm verständigt mit einer Fischversion.
Mit drei kleinen, hintereinander servierten Apéros geht es los. Den Auftakt macht ein Tartelette mit Zandertatar, dem Sellerie, eingelegter Apfel und eine Dillmayonnaise einen schönen frischen Charakter verleiht, bei dem Dill sich deutlich in den Vordergrund schiebt.
Ein fluffiger Sellerie-Financier mit Haselnuss und Blauschimmel-Käse wird schon etwas kräftiger, obwohl der Käse sich nicht zu vordergründig präsentiert.
In der aromatischen Steigerung folgt eine warme Rindfleischpraline, die einen leicht säuerlichen Grundton hat, aber auch reichlich Umami mitbringt. Dafür bleibt die angekündigte Artischocke geschmacklich mehr als zurückhaltend.
Sehr überzeugend die Brotauswahl mit einem Tomatenbrötchen, einem Sauerteigbrot und einer Brioche mit Bergkäse, die sehr einem Gougère ähnelt. Neben der guten Salzbutter setzt vor allem die sehr markante Algenbutter kräftige Akzente.
Das Menü selbst startet mit Hummer aus der bretonischen Heimat von Fréderic Morel, aber anders als man erwarten würde, in sehr verfremdeter Form als dünn geschnittenes Tatar und als Rillette zubereitet. Von der Konsistenz ähnelt es damit eher fein gezupftem Taschenkrebsfleisch. Dem Geschmack tut dies keinen Abbruch. Morel arbeitet Seeigel in das Tatar und gibt dem Ganzen ein Kräutergranité und ein farbloses Tomatenwasser, das mit Kräutern aromatisiert wird, an die Seite. Das führt zu einem Gesamtbild, das sowohl frisch, als auch füllig mit schönen Temperaturkontrasten daher kommt.
Très français wird es mit dem folgenden Kalbskopf als Terrine, begleitet von einer Vinaigrette auf Basis des Kochsuds, Radieschen und Schnittlauch, dazu ein kleiner Salat mit getrocknetem Eigelb. Das ist jetzt nicht gerade besonders leicht, aber mit absolutem Wohlfühlcharakter, elegant deftig und alles andere als plump.
Aus der gleichen Feelgood-Abteilung stammt auch der nächste Gang. Miesmuscheln sind mit glasierten Petersilienwurzeln und Salatspitzen getoppt und baden in einer Beurre Blanc, die mit etwas Petersilienöl aromatisiert ist. Am Tisch herrscht Einigkeit darüber, dass es durchaus ein paar Exemplare mehr von den Muscheln hätten sein dürfen, aber vor allem, dass die Sauce der eigentliche Star auf dem Teller ist. Wenn das Attribut mollig auf etwas zutrifft, dann sicherlich auf dieses Gericht.
Miesmuscheln / Zitrone / Petersilie
Üppig wird es mit dem Steinbutt, der selbstverständlich aus der Bretagne kommt. Das ist zum einen der Zubereitungsart, aber auch der Sauce zu verdanken. Der Fisch wurde in Nussbutter confiert, die Nussbutter anschließend selbst mit Buttermilch zwar etwas leichter gestaltet, nur um sie dann anschließend doch wieder mit Butter zu binden. Das ist sicher nichts für Kalorienzähler, aber dem unvergleichlichen Geschmack und Genuss kam man sich nur schwer entziehen. Als Beilage serviert Morel Celtuce, im deutschen auch als Spargelsalat bekannt, wenngleich nicht sehr geläufig. Sowohl die Stiele als auch der Salat können verarbeitet werden und erinnern, zumindest entfernt, tatsächlich etwas an Spargel. In Kombination mit den dazu gereichten Nordseekrabben, kommt so etwas Frische, Biss und zusätzliche Geschmackstiefe ins Spiel.
Ordentlich, wenn auch nicht so begeisternd wie die vorherigen Gänge, präsentiert sich der Hauptgang. Der Ibérico Schweinerücken ist auf meinem Teller stellenweise etwas trocken geraten. Das mag ein Ausrutscher sein, denn bei meinen Tischnachbarn sieht das Fleisch deutlich mehr rosé aus. Alles übrige ist makellos, sei es die geschmorte Backe und die recht herzhafte Einfassung mit Blutwurst, Senfkörnern, Zwiebelpüree und Perlgraupen. Auch die kräftige Jus passt gut dazu. Dennoch fällt das, vor allem aufgrund des Gargrades des Rückens, für mich doch etwas ab.
Auch mit dem Käsegang werde ich nicht so recht glücklich. Zwar ist die Variation um Feige als Granité und pur gut gedacht, auch in Kombination mit Senfkörnern und gelber Bete, aber der Tomme de Savoie ist definitiv zu jung und kann sich kaum gegen seine Mitspieler behaupten. Ein kräftigerer, gereifterer Käse hätte hier meines Erachtens deutlich besser gepasst.
Den süßen Teil des Menüs läutet eine Quarkmousse mit Holunderbeersorbet und Gurkengranité ein. Das ist unkompliziert und frisch und stellt nach den teilweise recht deftigen Gängen zuvor eine gelungene Überleitung dar.
Gurke / Dill / Holunder
Nicht nur optisch sehr stimmig endet das Menü mit Brombeeren, einer zum Glück nur hintergründig durchschmeckenden Lavendel-Ganache, einem Whiskey-Eis, in dem der rauchige Ton allerdings nur sehr dezent durchscheint sowie Crumble. Das ist sehr harmonisch und gefällt mir sehr gut, ebenso wie der blau gefleckte Teller, der für dieses Dessert mehr als passend ausgesucht ist.
Bleibt dieses Dessert durchaus noch im konventionellen Rahmen, erlaubt sich Frédéric Morel zum finalen Abschluss doch noch eine Extravaganz. Neben den Buchweizen-Madeleines und einem Macaron mit Banane-Curry-Ganache serviert er uns noch einen seiner Signature Dishes, der offenbar traditionell immer ein Menü hier beschließt.
Mit einem Himbeer-Paprika-Sorbet, Eukalyptus-Schaum und Algen-Baiser kommt schon in der puren Aufzählung eine ziemlich wilde Mischung in die Schale. Die krasse Kombination überlagert eine massive ätherische Note. Das ist mutig und spaltet die Gemüter am Tisch. Auch ich bin hin- und hergerissen, kann mich im Endeffekt aber nicht wirklich dafür begeistern.
Trotz dieses polarisierenden Schlussakkords ist die Meinung am Tisch über die Gesamtleistung eindeutig. Das Menü wusste mit harmonischen Gerichten und einwandfreiem Handwerk zu überzeugen. Die Kombinationen sind kreativ, aber – vom Post-Dessert vielleicht mal abgesehen – nicht verstörend. Süffige Saucen bestimmen viele Gänge und führen am Tisch zu einiger Begeisterung. War das typisch Bretagne? Nach meiner Erinnerung vor Ort bestenfalls marginal. Hatte das kreolische Einflüsse, wie auf der Homepage angekündigt? Heute sicher nicht. Aber das spielt auch keine Rolle, wenn alles Übrige auf dem Teller so stimmig war und eine klare, kreative Linie zeigt.
Herrscht beim Essen noch weitest gehende Übereinstimmung, ist die Kompatibilität bei der Weinauswahl naturgemäß schwieriger. Madame Borgfelder, die sich für die alkoholfreie Begleitung entschieden hat (und mehrfach am Abend um die kreativen Kreationen beneidet wird) und Monsier Shaneymac, der sich der offiziellen Weinbegleitung widmet, nehmen wir hier mal aus. Ansonsten ist die Feinabstimmung um die jeweils mutmaßlich am besten passenden Weine nicht immer einfach. Riesling-Jüngern stehen Liebhaber kräftiger holzbetonter Burgundersorten gegenüber, leichte Rotweine konkurrieren mit tanninbetonten Kreszenzen. Daraus ergeben sich zwar wortreiche, kabbelige Diskussionen, aber letztlich gehört das zum großen Spiel dazu und auch diese Wortgefechte reihen sich ein in die wunderbaren, vielfältigen und humorgeschwängerten Unterhaltungen dieses Abends.
Die finale Auswahl unserer Flaschen kann sich jedenfalls sehen lassen.
Zum Kaffee gönnt sich die Tischgesellschaft noch einen Digestif und dazu präsentiert Frédéric Morel höchst selbst seine stattliche Auswahl. Er macht das mit viel Sachverstand und Begeisterung, allerdings ohne Angabe von Preisen, was im Nachhinein für einen Misston führen wird, denn erst auf der Rechnung erkennen wir, dass ein Whiskey aus der Bretagne, für den sich zwei aus der Gruppe entscheiden, mit stolzen 40 Euro pro 2cl erscheint. Ein dezenter Hinweis dazu wäre nach allgemeiner Meinung am Tisch im Vorhinein angebracht gewesen und bestätigt mich darin, dass Erfahrungen mit nicht bepreisten oder nur wörtlich angebotenen Apéritif- und Digestif-Wagen in der Regel zu unangenehmen Überraschungen führen können, die letztlich einen bitteren Nachgeschmack hinterlassen und einen ansonsten makellosen Abend unnötig überlagern.
Ich plädiere also weiterhin für entsprechende Karten, die dem Gast bitte vorab gereicht werden. Man kann auch die jeweiligen Flaschen auf dem Wagen beschriften. All das würde unangenehme Rückfragen zu Preisen ersparen. Geht doch anderswo auch.
Der Service bekommt unsere Verstimmung beim Prüfen der nicht gerade bescheidenen Rechnung mit und entschuldigt sich dafür. Gleiches hätten wir uns eigentlich auch vom Chef gewünscht. Nun denn.
Da wir aber trotzdem sehr aufgeräumter Stimmung sind und am sehr aufmerksamen Service ansonsten nichts zu bemängeln haben, lassen wir uns die Laune und den Gesamteindruck dieses gelungenen Abends nicht beeinträchtigen. Denn tatsächlich ist das der einzige Faux Pas, den wir konstatieren müssen. Mit der noch ausbaufähigen Weinkompetenz geht der Service selbstbewusst und charmant um. Abgesehen davon hätte er es mit unseren individuellen Präferenzen eh schwer gehabt, so dass es sicher klüger war, uns das selbst ausfechten zu lassen. Alles übrige erledigt der Service souverän und kompetent.
So bleibt unterm Strich ein unterhaltsamer Abend, bei dem die Begegnung und die Gespräche mit den Gastro-Freunden mindestens so wichtig war wie das Essen. Und das hat seinen Michelin-Stern allemal verdient. Gäbe es einen für die Tischgesellschaft, dann wäre der mal sowieso sicher.
Bericht folgt wie immer auch auf meinem Blog tischnotizen.de – allerdings erst im Dezember (und so lange wollte ich die Gemeinde nach Shaneymacs beeindruckendem Epos dann doch nicht warten lassen)
Neun Genießer geschmackstechnisch unter einen Hut zu bringen, ist eigentlich ein Ding der Unmöglichkeit. Zu unterschiedlich die kulinarischen Vorlieben, zu vielfältig die Vorstellungen von der individuell am besten passenden Gastronomie.
Dass Carsten sich diese Aufgabe auferlegt hat und das „Coeur d’Artichaut“ in Münster zur Wahl ins Feinschmecker-Forum geworfen hat, sei ihm hoch anzurechnen, ebenso wie die Organisation des Gourmet-Gipfeltreffens. Dass die Kulinarik-Konferenz (und jetzt ist es auch genug mit den allgegenwärtigen Alliterationen) letztlich auf zwei geschätzte Teilnehmer von der Nahe verzichten... mehr lesen
Coeur D‘Artichaut - Restaurant
Coeur D‘Artichaut - Restaurant€-€€€Sternerestaurant025139582823Alter Fischmarkt 11 a, 48143 Münster
4.0 stars -
"Gute Küche, beste Tischgesellschaft und ein unnötiger Misston" tischnotizenNeun Genießer geschmackstechnisch unter einen Hut zu bringen, ist eigentlich ein Ding der Unmöglichkeit. Zu unterschiedlich die kulinarischen Vorlieben, zu vielfältig die Vorstellungen von der individuell am besten passenden Gastronomie.
Dass Carsten sich diese Aufgabe auferlegt hat und das „Coeur d’Artichaut“ in Münster zur Wahl ins Feinschmecker-Forum geworfen hat, sei ihm hoch anzurechnen, ebenso wie die Organisation des Gourmet-Gipfeltreffens. Dass die Kulinarik-Konferenz (und jetzt ist es auch genug mit den allgegenwärtigen Alliterationen) letztlich auf zwei geschätzte Teilnehmer von der Nahe verzichten
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Wie heute bei einem Zoom-Kochen der Traube Blansingen mitgeteilt wurde, an dem auch Max Goldberg teilnahm, wird man nach dem Lockdown offenbar nicht mehr öffnen.
Auf der Homepage des Hotels wird ebenfalls bereits ein neues Restaurant angekündigt. Max Goldberg und seine Partnerin Kerstin Bauer, die als Restaurantleitung und Sommelière tätig war, sind dort, anders als bisher, auch schon nicht mehr präsent.
Zwar darf man natürlich gespannt sein, wie die neue gastronomische Ausrichtung des sehr schönen Hotels aussehen wird, aber dass dieses tolle Konzept und die hervorragende Küche von Max Goldberg so kurz nach der Eröffnung schon wieder sein Ende gefunden hat, ist mehr als bedauerlich.