Kochen ist für mich eine Freude. Essengehen eine Leidenschaft. Das muss nicht immer auf höchstem Niveau sein. Auch ehrliche Hausmannskost oder kleinere Leckereien aus aller Welt können kulinarisch den Tag erhellen. Bei Restaurant-Kritik habe ich dann auch am "Darüber-Schreiben" gefallen gefunden. Der Wechsel zu GastroGuide eine logische Folge nach all der negativen Entwicklung dort. Als Südpfälzer kenne ich mich in der dortigen Gastrolandschaft auch ein wenig aus, bin aber immer froh, wenn ich über regionale Tellerränder schauen kann. Die asiatische Küche hat es mir dabei besonders angetan.
Kochen ist für mich eine Freude. Essengehen eine Leidenschaft. Das muss nicht immer auf höchstem Niveau sein. Auch ehrliche Hausmannskost oder kleinere Leckereien aus aller Welt können kulinarisch den Tag erhellen. Bei Restaurant-Kritik habe ich dann auch am "Darüber-Schreiben" gefallen gefunden. Der Wechsel zu GastroGuide eine logische Folge nach all... mehr lesen
Bewertungs-Statistik
Insgesamt 334 Bewertungen 487849x gelesen 10409x "Hilfreich" 10553x "Gut geschrieben"
Besucht am 29.05.2022Besuchszeit: Abendessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 45 EUR
Ein Motto, das nicht nur für literaturbegeisterte Karnivoren aus der Region gilt, sondern das seit nunmehr 25 Jahren – das Jubiläum wurde Mitte Juni mit einem Konzert der Pfalzrockband „Fine Rip“ gebührend gefeiert – im „Zentrum“ des Wörther Ortsbezirks Maximiliansau auf gutbürgerliche Art und Weise zur Sättigung beiträgt.
Mein letzter Bericht über das vom ehemaligen Oberligafußballer (der SV Viktoria Herxheim, Anm.) Horst „Jacko“ Rimmel geführte Lokal ist über sechs Jahre her. Genügend Zeit also, um eine neuerliche kulinarische Bestandsaufnahme zu wagen.
Zusammen mit der nicht weit entfernten Kaminstubb gehört das „Bajazzo“ zu den „Max’auer“ Toplokalitäten in Sachen gepflegter deutscher Hausmannskost. Obwohl sich hier die weit und breit besten Rumpsteaks unter Messer und Gabel nehmen lassen und auch stets verlockende, saisonale Angebote die Empfehlungskarte zieren, steht das Restaurant völlig zu Unrecht im Schatten der gleich nebenan untergebrachten Nostalgie-Broiler-Butze namens „Gockelburg“.
Auch dieses Pfälzer Gastro-Unikat steht unter Rimmel’scher Ägide, denn es wird von Horst Rimmels Schwester Monika geführt. Nicht nur bei Einheimischen genießt diese urige Halb-Hahn-Hütte einen gewissen Kultstatus. Auch ihre badische Anhängerschaft ist zahlreich und scheut nicht die Anreise über den Rhein, um in den Genuss der wohl besten Grillhähnchen der Südpfalz zu kommen. Wer mehr über das wohlfrittierte „Max’auer Halbe“ wissen möchte, dem sei folgender Bericht ans Herz gelegt:
Zurück zu Jack’s Bajazzo, das auch vom guten Ruf der knusprigen Vorzeige-Vögel aus der Nachbarschaft profitiert. An den Wochenenden ist die Gockelburg nämlich nicht geöffnet. Wer dennoch nicht auf einen Max’auer Grill-Gockel verzichten möchte, kann seiner Leidenschaft samstags oder sonntags im Bajazzo dann hälftenweise frönen, denn an diesen beiden Tagen wird die Standardkarte um die saftig-krossen Überflieger von nebenan erweitert.
Als ich an einem Sonntagabend Ende Mai zusammen mit meiner Mutter dort aufschlug, war die Verlockung groß, mir einen solchen Knusper-Adler einzuverleiben. Doch lediglich meiner Frau Mama war bei dieser Einkehr so richtig flatterhaft zumute, was sich später mit einem Dutzend Chickenwings (9,50 Euro) auf ihrem Teller niederschlug. Nun muss ich dazu anmerken, dass das Nagen schon immer meiner Mutters Lust ist und sie frittierte Hähnchenflügel in fast schon akribischer Art und Weise zu genießen vermag. Das knusprige Dutzend
Dass dieser mit den Fingern vollgezogene Verzehrvorgang bei zwölf Exemplaren eine gewisse Zeit in Anspruch nahm, verlängerte unser Abendessen nicht unwesentlich, aber wir waren ja nicht auf der Flucht. Gut gewürzte Wings sind schon was Leckeres...
Apropos Zeit. Diese durften wir im vorderen Teil des Etablissements verbringen, denn dort hatte uns der freundliche Servicechef platziert. Dieser wurde zusätzlich von zwei Damen unterstützt, die im gut besuchten Lokal die Bestellungen entgegennahmen und diese auch flott an die Tische brachten.
Der vordere, vom eigentlichen Gastraum etwas separierte Bereich war mir mit seinen drei bis vier Tischen stets der sympathischere, fällt doch durch dessen Fensterfront genügend Tageslicht ein, um ihn angenehm zu erhellen. Im großen „Speisesaal“ geht es dagegen weitaus schummriger zu, was durch die stimmige Beleuchtung zu späterer Stunde aber wieder ausgeglichen wird.
Meine Wahl fiel auf das zweite Signature Dish des Hauses, das Rumpsteak aus Argentinien mit grüner Pfeffersauce (25,50 Euro). Rumpsteak an grüner Pfeffersauce
Im Preis inbegriffen war eine Schale mit gut gesalzenen Pommes frites, die à part serviert wurden. Die Pommes-Beilage zum Rumpsteak
Neben der wie gewünscht medium rare gebratenen, sehr zarten Tranche aus dem Rinderrücken, die geschätzt 180 bis 200 Gramm auf den Teller brachte, war es die handwerklich tadellos zubereitete Pfefferrahmsauce, die mich mit der Zunge schnalzen ließ. Das Rumpsteak im Anschnitt
Die kleine Menge an zusätzlich angegossener, kräftiger Jus hob sie schlussendlich in den Wörther Saucenolymp. Eine Handvoll gebratenes Sommergemüse ergänzte den süffigen Fleischteller durch ein auf Biss gegartes Maß an Vegetabilität.
Natürlich schreien jetzt wieder die auf Klimaneutralität bedachten Regionalrindvernichter auf. Und das im Übrigen völlig zu Recht! Wie kann man in der heutigen Zeit nur ein Rumpsteak aus Argentinien guten Gewissens verdrücken, wo es den Menschen dort doch so beschissen geht und das Fleisch nicht nur hormonbelastet ist, sondern sogar noch im Container um die halbe Welt geschippert wird?
Nun gehört das Bajazzo zu den ganz wenigen Restaurants, in denen ich mir Rumpsteaks südamerikanischer Herkunft noch schmecken lasse. Generell ist mir die Färse aus dem Schwarzwald oder das Charolais von unseren französischen Nachbarn natürlich lieber. Aber mein Konsum hat sich im Vergleich zu früher auch drastisch reduziert. Solche seltenen „Ausrutscher“ in Sachen ökologisch grenzwertigem Fleischkonsum kommen eigentlich kaum noch vor.
Vorab ließ ich mich übrigens noch auf einen kleinen Salatteller (5,40 Euro) ein. Mein kleiner Grüner
Der kam mit einem fein abgeschmeckten Sauerrahmdressing, ein paar Croutons, halbierten Cocktailtomaten, hartgekochtem Ei und angerösteten Sonnenblumenkerne auf die Platte und bestand aus den üblichen Rohkostbarkeiten (Karotten- und Krautsalat) sowie frischem Blattgrün. Nochmal der kleine Salatteller
Was dessen Preis-Genuss-Verhältnis betrifft, gab es nicht das Geringste auszusetzen. Ein wirklich gelungener Vertreter seiner Art.
Als endlich der letzte Hühnerflügel bis auf seine dünnen Knöchelchen abgenagt war und wir auch unsere Flasche Mineralwasser (0,75l zu 5,50 Euro) artig geleert hatten, machten wir uns auf und verließen zufrieden und rundum gesättigt den Ort des Geschehens.
Wer eine grundehrliche Fleischküche zu schätzen weiß, ist hier nach wie vor richtig. Die Steaks sind – um „Rimmels Willen“ – eine sichere Bank und die Preise für das Gebotene absolut angemessen. Einfach schön, solche gutbürgerlichen Lokale in der Nähe zu haben!
Ein Motto, das nicht nur für literaturbegeisterte Karnivoren aus der Region gilt, sondern das seit nunmehr 25 Jahren – das Jubiläum wurde Mitte Juni mit einem Konzert der Pfalzrockband „Fine Rip“ gebührend gefeiert – im „Zentrum“ des Wörther Ortsbezirks Maximiliansau auf gutbürgerliche Art und Weise zur Sättigung beiträgt.
Mein letzter Bericht über das vom ehemaligen Oberligafußballer (der SV Viktoria Herxheim, Anm.) Horst „Jacko“ Rimmel geführte Lokal ist über sechs Jahre her. Genügend Zeit also, um eine neuerliche kulinarische Bestandsaufnahme zu... mehr lesen
Jack's Bajazzo
Jack's Bajazzo€-€€€Restaurant07271940858Theodolindestr. 29, 76744 Wörth am Rhein
4.0 stars -
"Lieber ein Rumpsteak beim Rimmel als einen Roman von J. M. Simmel!" marcO74Ein Motto, das nicht nur für literaturbegeisterte Karnivoren aus der Region gilt, sondern das seit nunmehr 25 Jahren – das Jubiläum wurde Mitte Juni mit einem Konzert der Pfalzrockband „Fine Rip“ gebührend gefeiert – im „Zentrum“ des Wörther Ortsbezirks Maximiliansau auf gutbürgerliche Art und Weise zur Sättigung beiträgt.
Mein letzter Bericht über das vom ehemaligen Oberligafußballer (der SV Viktoria Herxheim, Anm.) Horst „Jacko“ Rimmel geführte Lokal ist über sechs Jahre her. Genügend Zeit also, um eine neuerliche kulinarische Bestandsaufnahme zu
Geschrieben am 26.06.2022 2022-06-26| Aktualisiert am
26.06.2022
Besucht am 25.05.2022Besuchszeit: Abendessen 4 Personen
Rechnungsbetrag: 141 EUR
…und mit ein paar Genusskollegen in der Gastro des Essinger Golfclubs aufschlagen. Das El Toro im Essinger Golfclub
Das dachte sich wohl auch unser präsidiales Oberhaupt als er an einem sonnigen Mittwochabend endlich wieder an der Reihe war, um die Lokalität für das nächste offizielle Treffen unseres Wörther Gaumenvierers zu bestimmen. Er hatte einen Tisch auf der lauschigen Außenterrasse des El Toro reserviert.
Dort lässt es sich besonders an warmen Sommerabenden ganz vortrefflich aushalten. Auch die schlägerschwingende, nicht immer mit dem allermeisten Talent für diesen komplexen Sport ausgestattete Landauer Hautevolee störte da nicht weiter.
Es gibt weitaus Schlimmeres als auf eine belebte Driving Range oder ein gepflegtes Putting Green zu schauen. Zumal auch die hier angebotenen, handfesten Fleischgerichte auf eine durchaus vorhandene Grillkompetenz schließen lassen.
Nun hat einer der Kollegen ja neulich schon einen bildgewaltigen Kurzreport hier veröffentlicht. Da lasse ich mich natürlich nicht lange Bitten und lege – mit ein paar mehr Wörtern – gerne nach.
So oft wie er komme ich nicht bei dem von Evangelos – genannt „Lucky“ – Garofillou und seinem Team betriebenen Golfclub-Restaurant vorbei. Früher betrieb der sympathische Hotelfachmann noch einen Laden gleichen Namens – quasi das „Ur-El-Toro“ – in Landau, doch das ist lange her. Heute konzentriert er sich vollends auf das Essinger Clubhausrestaurant und das macht besonders in Zeiten grassierenden Personalmangels natürlich Sinn.
Ich war gerade von einer mehrtägigen Kletterexkursion aus der fränkischen Schweiz zurückgekommen und freute mich, den Tag mit meinen drei „Food-Fellas“ gemütlich ausklingen zu lassen. Mein Hunger nach Steaks und Burgern war zu diesem Zeitpunkt mehr als gestillt, grillten wir doch in Franken jeden Abend auf dem Holzkohlegrill am Limit.
Aber meine drei Kollegen ließen sich nicht lumpen und hatten vor, den Stier förmlich bei den Burgern zu packen. Wobei einer von ihnen der Rumpsteak-Redundanz – ein in der Pfalz recht häufig auftretendes Phänomen – anheimfiel und sich für ein saftiges Rückenstück vom Rind entschied.
Zuerst wurde aber getrunken und das gar nicht mal zu knapp. Aus Oberfranken hatte ich einen regelrechten Bierdurst mitgebracht, der sich im El Toro mit zwei Schoppen vom süffigen Grevensteiner Landbier (0,5l für 4 Euro) stillen ließ. Grevensteiner Landbier...guter Stoff!
Der Kollege neben mir war ebenfalls in sommerlicher Pilslaune und gönnte sich die gleiche Menge Gerstensaft aus dem Hause Veltins, nur eben als frischgezapftes Pils vom Fass (0,5l für 3,90 Euro).
Dem Durst wurde aber auch alkoholfrei begegnet. Die gut gekühlte Flasche Gerolsteiner – ohne das „L“ nicht nur im Norden ein beliebter Sprudelwitz – belief sich im klassischen Zustand auf 4,90 Euro. Der nicht nur bei der sportlichen Klientel beliebte „Golfer“, ein aus Grapefruitsaft, Bitter Lemon und einem Schuss Grenadine gemixtes Erfrischungsgetränk, schlug in der 0,4l-Version mit 4,10 Euro zu Buche.
Die Getränkepreise sind hier keinesfalls unverschämt hoch kalkuliert, was sich auch bei den angebotenen Cocktails widerspiegelt. Dass wir uns später anstelle eines Desserts für Caipirinha und Planter’s Punch (beide für 6,90 Euro) entschieden, war dann auch keine wirkliche Überraschung. Dementsprechend ausgelassen war die Stimmung am Tisch. What a (Planter's) Punch!
An diesem Abend kümmerten sich gleich drei unterschiedliche Servicekräfte um uns. Über mangelnde Wo-/Manpower beim Personal konnte man sich hier nicht beschweren. Auch die Kommunikation zwischen den Bedienungen schien reibungslos zu funktionieren. Dieser sich offensichtlich gut ergänzende Mix aus erfahrenen Serviceleuten und jungen Aushilfskräften ging auch an unserem Besuchsabend voll auf. Kurzum: wir wurden freundlich, zügig und fehlerlos mit Karten, Getränken und Speisen versorgt.
Zur Zähmung des ersten Hungers sollten die gegrillten Peperoni (7,50 Euro) ausreichend Abhilfe schaffen. Diese trafen zeitgleich mit dem Beilagensalat (3,50 Euro) meines Kollegen ein Beilagensalat
und fielen für meinen Geschmack etwas „überknobliert“ aus. Gegrillte Peperoni
Den darüber geriebenen Schafskäse fand ich als Geschmacksbooster gelungen. Der generöse Einsatz von Kräuteröl ließ die im Körbchen dazu gereichten Baguettescheiben zu veritablen Tunkwaren mutieren.
Die kleinen grünen Grillfinger konnten es mit Vergleichsprodukten aus griechischen Lokalitäten durchaus aufnehmen. Nochmal die knoblierten Grillfinger in Grün
Den Holzspieß, der das Wenden der Schoten auf dem Grill erleichterte, hätte man vorher vielleicht entfernen können. Mir hat diese Vorspeise dennoch gemundet und bestärkte mich im Verzicht auf die kalten und warmen Tapas vorweg, die man hier in reicher Auswahl und Portionsgröße anbietet.
Zwei der Kollegen beschäftigten sich an diesem Abend nahezu ausschließlich mit saftig gegrillten Buletten, die in üppiger Ausstattung zwischen fluffigen Buns steckten. Beim Chili Cheese Burger (15,50 Euro) hätte der geschmolzene Käse jeden Raclette-Fan begeistert. Der Chili Cheese Burger
Sein ca. 200 Gramm schweres Patty war von saftiger Konsistenz – weit entfernt von amateurhafter Trockenbraterei wie sie in bekannten Franchise-Ketten leider gang und gäbe ist.
Auch der Kollege, der sich den El-Toro Burger (19 Euro) schmecken ließ, hatte gut lachen. Der El Toro Burger
Rindfleischstreifen, Champignons, rote mit Käse überbackene Schmorzwiebeln, Guacamole und BBQ-Sauce erweiterten die profane TS-Ausstattung in üppiger Art und Weise. Zu beiden Burgern lieferte man neben einer Sauce zum Dippen eine prall gefüllte Tüte Steakhousepommes. Steakhousefritten aus der Tüte (im doppelten Sinn)
Keine Frage, das waren zwei wohlproportionierte Burgerbeispiele, die zu sättigen vermochten. Der El Toro Burger mit Gefolge
Auch der Steakliebhaber am Tisch ging mit vertrauter Vehemenz zu Werke. Sein medium gegrilltes Rumpsteak (19,50 Euro) kam zwar ausreichend gepfeffert und gesalzen aufs Porzellan, brauchte aber sonst keine beigegossenen Ablenkungsmanöver, um ab dem ersten Anschnitt zu bestehen. Das Rumpsteak
Deutlich sichtbare Grilltrails erzählten seine feurige Vorgeschichte und hätten jeden eingefleischten Verschwörungsgriller schnell zum rindaffinen Röstaromatiker werden lassen. Zu seiner zusätzlich georderten Pommesbeilage (3,50 Euro) gesellte sich noch ein Schälchen mit Cocktail-Soße (1,50 Euro). Genügend Rutschmasse also, um den knusprig frittierten Erdapfelstäben beizukommen.
Nur meine Wenigkeit hatte sich den Essinger Fleischfestspielen nicht so recht anschließen wollen. Die „könig“lichen Grillexzesse, die mir während der Kletterfreizeit in Franken allabendlich widerfuhren, wirkten noch nach. Nur so kann ich es mir erklären, dass ich in einem der besten Steaklokale der näheren Umgebung zu einem Pasta-Teller griff.
Die als „Fideos à la El Toro“ (14,50 Euro) bezeichnete Melange aus Spiralnudeln und Albondigas (Hackfleischbällchen) wurde mit einer würzigen Tomaten-Paprika-Sauce geliefert. Pasta, die mir gar nicht spanisch vorkam...
Die in der Karte annoncierten Chorizostücke versteckten sich in homöopathischer Dosis zwischen den tomatisierten Nudeln und den Minifrikadellen. Dafür hatten die Fusilli – zu meiner Überraschung – noch leichten Biss. Auch hier kam der Fetahobel kurz vor dem Servieren großflächig zum Einsatz, was dem Pastagericht natürlich noch mehr Schmackes verlieh.
Natürlich fiel dieses süffige Pastagericht in etwa so spanisch aus wie der Kölner Dom, aber das sah ich dem auf Tapas und Steaks spezialisierten Küchenteam von „Lucky“ Garofillou gerne nach. Der erzielte Sättigungsgrad, die lauschige Atmosphäre auf der Terrasse, der beflissentlich agierende Service und nicht zuletzt der über den Abend hinweg konsumierte Alkohol sorgten für entspannte Vibes unter allen Beteiligten.
Vielen Dank an dieser Stelle an unseren Präsidenten, der als notorischer Alkoholverzichter mal wieder den Chauffeur machte und alle Clubkameraden wieder sicher nach Hause kutschierte. Was wären wir ohne ihn? Am Tisch wahrscheinlich deutlich nüchterner…aber das will dann auch keiner.
…und mit ein paar Genusskollegen in der Gastro des Essinger Golfclubs aufschlagen.
Das dachte sich wohl auch unser präsidiales Oberhaupt als er an einem sonnigen Mittwochabend endlich wieder an der Reihe war, um die Lokalität für das nächste offizielle Treffen unseres Wörther Gaumenvierers zu bestimmen. Er hatte einen Tisch auf der lauschigen Außenterrasse des El Toro reserviert.
Dort lässt es sich besonders an warmen Sommerabenden ganz vortrefflich aushalten. Auch die schlägerschwingende, nicht immer mit dem allermeisten Talent für diesen komplexen Sport... mehr lesen
El Toro
El Toro€-€€€Restaurant, Tapasbar06348-972-178Am Golfplatz 1, 76879 Essingen
4.5 stars -
"Einfach mal entspannt den Stier bei den Burgern packen…" marcO74…und mit ein paar Genusskollegen in der Gastro des Essinger Golfclubs aufschlagen.
Das dachte sich wohl auch unser präsidiales Oberhaupt als er an einem sonnigen Mittwochabend endlich wieder an der Reihe war, um die Lokalität für das nächste offizielle Treffen unseres Wörther Gaumenvierers zu bestimmen. Er hatte einen Tisch auf der lauschigen Außenterrasse des El Toro reserviert.
Dort lässt es sich besonders an warmen Sommerabenden ganz vortrefflich aushalten. Auch die schlägerschwingende, nicht immer mit dem allermeisten Talent für diesen komplexen Sport
Besucht am 06.05.2022Besuchszeit: Mittagessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 56 EUR
Alle paar Jahre verschlägt es mich zusammen mit meiner Frau Mama aus gesundheitlichen Gründen in unsere Landeshauptstadt. In der dortigen Uniklinik ist sie nämlich wegen ihrer Osteoporose in Behandlung. Wenn wir danach noch Zeit und Hunger haben, gönnen wir uns im Anschluss ein gutes Mittagsmahl.
So war das auch vor ca. drei Jahren, als wir die französisch inspirierte Wohlfühlküche in den renommierten Geberts Weinstuben genossen – der Bericht dazu ist hier auf GG nachlesbar – und danach hochzufrieden die Heimreise antraten.
Anfang Mai ließen wir dann das Auto in der Tiefgarage unter dem Augustusplatz stehen (um später zähneknirschend die mondänen Parkgebühren zu entrichten…) und spazierten nach überstandener Routineuntersuchung in Richtung Gautor, wohlwissend dass in dessen Umgebung einige gute Lokale auch am Mittag geöffnet haben.
Schon im Vorfeld war mir das „Heinrichs“ positiv aufgefallen, da es mit guten Google-Bewertungen und einer Erwähnung im roten Guide von sich reden machte. Letzterer sprach von einem preisgünstigen Mittagsmenü und einer netten kleinen Terrasse auf dem Gehsteig. Da hatten wir ja gleich zwei Gründe, um an diesem sonnigen Freitag gegen 13 Uhr im Kästrich, jenem Teil der Mainzer Oberstadt, auf dem einst ein römisches Legionslager thronte, vorstellig zu werden.
Der gleichermaßen herzlich wie souverän agierende Servicechef Erik Brandstätt begrüßte uns freundlich und bot uns einen Zweiertisch unter einem der Sonnenschirme an, die vor der beliebten Mainzer Wirtschaft den Gehsteig säumten. Da ließen wir uns nicht zweimal bitten und machten es uns am Rand der nicht besonders viel befahrenen Straße gemütlich. Draußen unterm Schirme...
Das im Hochparterre eines Eckhauses in der Martinsstraße ansässige, von außen recht unscheinbare Lokal ist das Reich des hier seit 2009 tätigen Küchenchefs und Inhabers Wilfried Heinrich Nestle (daher auch der Name). Das Heinrichs aus der Gehsteigperspektive
Der passionierte Koch und Maler – seine farbenfrohen Werke lassen sich übrigens im Gastraum bewundern – geht mittlerweile stramm auf die 70 zu, weshalb er am 24.September dieses Jahres zum letzten Mal seine „Wirtschaft“ öffnen wird, um danach den wohlverdienten Ruhestand anzutreten.
All das erfuhren wir quasi en passant im Gespräch mit dem redseligen Serviceleiter, der uns nicht nur top bediente, sondern auch glänzend unterhielt. Einer, der schnell einen guten Draht zu seinen Gästen herstellt und der sich im Herbst nach etlichen Jahren Dienst am Gast eine neue, komplett andere Beschäftigung suchen wird. Schade, solche Typen gibt es nicht mehr viele im Bewirtungsgenre. Umso schöner, dass wir diesen sympathischen Kellner noch kennenlernen durften.
Er reichte uns die Speisenlektüre, die mit wenigen, dafür aber umso verlockender klingenden Gerichten auskam. Gerade mal fünf Vorspeisen und sechs Hauptgänge listete das Heinrich’sche Köchelverzeichnis. Dabei klang ein Gericht besser als das andere. Ligurische Fischsuppe, hausgemachter Leberwurststrudel mit Spitzkohl und kross gebratener Pulpo mit Rotweinrisotto lauteten drei der ambitioniert klingenden Einstimmer. Iberico-Kotelett, Perlhuhnbrust vom Grill und Kalbsleber mit Kartoffelstampf waren als exquisite Fleischklassiker bei den Hauptgängen am Start.
Und dann war da ja auch noch das Mittagsmenü, das mittwochs bis samstags in drei Gängen für gerade mal 25 Euro offeriert wird. An jenem Freitag spielte ein Steinbeißerfilet mit Frühlingsgemüse im Hauptprogramm. Auf Nachfrage wurde uns mitgeteilt, dass man heute hausgebeizten Lachs mit Spargel und grüner Soße vorwegschicken würde. Den süßen Abschluss würden dann ganz saisonal ein paar marinierte Erdbeeren mit einer Nocke Joghurteis bilden. Na das klang doch alles sehr vernünftig. Da griffen meine Mutter und ich beherzt zu.
Das vornehmlich aus Rheinhessen stammende Angebot an offen ausgeschenkten Weinen ignorierend – die Heimfahrt stand ja noch bevor –, beließen wir es bei einer gut gekühlten Flasche Mineralwasser aus Selters an der Lahn (0,75l für 6 Euro).
Schon die Vorspeise überzeugte uns auf ganzer Linie. Stimmig marinierter grüner und weißer Spargel flankierte das saftige Rot des hausgebeizten Lachses. Hausgebeizter Lachs mit Spargel und grüner Soße
Der eigentliche Star auf dem Teller war jedoch die dazu angegossene grüne Soße, die den Gebrauch von frischen Kräutern nicht leugnete. Ein toller, sommerlicher Terrassenteller, zu dem ich lediglich den Chardonnay vom Kalkstein vom Weingut Milch aus Monsheim (Rheinhessen) schmerzlich vermisste.
Den Gang zur Toilette nutzte ich, um mich in der holzvertäfelten Gaststube ein wenig umzuschauen. Die Wirtschaft von Innen
Den vielen, teilweise schon ausgetrunkenen Flaschen, die als Deko den Raum bevölkerten, nach zu urteilen, geht es hier häufig sehr gesellig zu. Das Weinreich von Erik Brandstätt
In dem schätzungsweise 40 Personen aufnehmenden, etwas verwinkelt wirkenden Gastraum herrschte eine gediegene, von rustikaler Bodenständigkeit geprägte Atmosphäre, die ländlichen Charme versprühte. Eingangsbereich
Kein Wunder also, dass mir diese Umgebung als Pfälzer Landei sofort sympathisch war.
Wie man kaltes Gemüse geschmackvoll auf den Teller bekommt, hatte der Chefkoch ja bereits beim Spargel bewiesen. Zum perfekt gebratenen Steinbeißerfilet wiederholte er diese Küchenleistung, indem er leicht knackig gegarte Stücke von Blumenkohl, Kohlrabi, Spargel und Zuckerschote als dezent angemachtes Frühsommergemüse zwischen Fisch und einem frittierten „Polentafinger“ platzierte.
Schön, wie dieser vermeintlich einfache Teller mit Kontrasten spielte. Kalt-warm, knackig-weich, knusprig-mürb. Der kleine, leichte Sommerteller vermochte viele kulinarische Akzente zu setzen und wirkte in der Summe sehr harmonisch arrangiert. Perfekt gebratenes Steinbeißerfilet
Und dass bei Wilfried Heinrich Nestle nur beste Ware auf den Teller kommt, versteht sich von selbst. Vor seiner gastronomischen Laufbahn war er schließlich 23 Jahre lang Chefeinkäufer beim Frankfurter Frischfisch-Lieferanten „Edelfisch“.
Der Meister der grünen Sauce hielt auch beim Fischgang die Kräuterkelle hoch und servierte uns eine abgewandelte, wesentlich leichtere Version seiner grünen Wellnesstunke – diesmal als leicht aufgeschäumte Begleitung zum Schuppentier. Es grünt so grün...
Keine Ahnung, wie oft meine Mutter erwähnte, wie gut ihr das alles schmecke und wie wohl sie sich auf der hübsch angelegten Gehsteigterrasse fühle. Happy Mother, happy Son! – der Nachtisch durfte nach angemessener kulinarischer Konsolidierung anrücken.
Schade, dass an diesem Tag kein hausgemachter Baba au Rhum angeboten wurde, denn dieser soll hier besonders fein schmecken, wenn man den Berichten auf anderen Portalen Glauben schenkt. Unsere Nachtischempfehlung – eine Dessertkarte gibt es im „Heinrichs“ nicht – war aber auch nicht zu verachten.
Und so kam es, dass wir Anfang Mai in Mainz die Erdbeersaison kulinarisch einläuteten. Die Saison ist eröffnet!
Die marinierten roten Aromabomben mundeten ganz ausgezeichnet. Zusammen mit dem cremigen Joghurteis (wäre auch als Sauerrahm-Sorbet durchgegangen…) war das ein simpler, aber absolut gelungener Schlusspunkt dieses leichten Mittagsmenüs, das seine 25 Euro allemal wert war.
Den beiden Wirtschaftsweisen vom Mainzer Kästrich wünsche ich für die Zukunft alles Gute und bedanke mich an dieser Stelle für das in allen Belangen überzeugende Mittagsmahl. Ob ich vor der Schließung im September noch einmal dorthin kommen werde, ist fraglich. Vielleicht aber schafft es ja der gute Nolux, dort noch einmal einzukehren. Der kennt den Laden bestimmt, da wette ich um eine Flasche Riesling vom Weingut Künstler aus der Hochheimer Hölle…
Alle paar Jahre verschlägt es mich zusammen mit meiner Frau Mama aus gesundheitlichen Gründen in unsere Landeshauptstadt. In der dortigen Uniklinik ist sie nämlich wegen ihrer Osteoporose in Behandlung. Wenn wir danach noch Zeit und Hunger haben, gönnen wir uns im Anschluss ein gutes Mittagsmahl.
So war das auch vor ca. drei Jahren, als wir die französisch inspirierte Wohlfühlküche in den renommierten Geberts Weinstuben genossen – der Bericht dazu ist hier auf GG nachlesbar – und danach hochzufrieden die Heimreise... mehr lesen
Heinrichs | Die Wirtschaft
Heinrichs | Die Wirtschaft€-€€€Restaurant, Wirtshaus, Biergarten061319300661Martinsstraße 10, 55116 Mainz
4.5 stars -
"Überzeugender Mittagstisch bei zwei Mainzer Wirtschaftsweisen" marcO74Alle paar Jahre verschlägt es mich zusammen mit meiner Frau Mama aus gesundheitlichen Gründen in unsere Landeshauptstadt. In der dortigen Uniklinik ist sie nämlich wegen ihrer Osteoporose in Behandlung. Wenn wir danach noch Zeit und Hunger haben, gönnen wir uns im Anschluss ein gutes Mittagsmahl.
So war das auch vor ca. drei Jahren, als wir die französisch inspirierte Wohlfühlküche in den renommierten Geberts Weinstuben genossen – der Bericht dazu ist hier auf GG nachlesbar – und danach hochzufrieden die Heimreise
Geschrieben am 31.05.2022 2022-05-31| Aktualisiert am
31.05.2022
Besucht am 07.04.2022Besuchszeit: Abendessen 5 Personen
Zum Geburtstag meiner Frau gastierte die „bucklige“ (nicht die „borgige“!) Bremer Verwandtschaft in der Pfalz. Da lag es nahe, zusammen mit den werten Schwiegereltern und meiner Mutter irgendwo in der Nähe einzukehren. Die Alte Mühle, das Zweitlokal von Martin Gehrlein, ist da immer eine verlässliche Bank. Also machten wir uns nach im Voraus getätigter Reservierung auf nach Rheinzabern, um diesem bereits mehrfach von mir rezensierten Landidyll mal wieder einen Besuch abzustatten.
Die verheerende Corona-Lage Anfang April hatte die Küchencrew ziemlich dezimiert. Nahezu alle waren daheim am Auskurieren. Zusammen mit der einzigen, noch negativen Bedienung, war die Mühlenmannschaft auf gerade mal zwei Leute vom Stammpersonal zusammengeschrumpft, weshalb man zu dieser Zeit kaum Reservierungen annahm, da man dies einfach nicht bewältigen konnte. Umso schöner, dass wir an jenem Donnerstagabend in familiärer Runde dort zugegen sein durften.
Wer sich für die wissenswerte Mühlenhistorie interessiert und ein wenig mehr über das Drumherum dieser beliebten Südpfälzer Einkehradresse erfahren möchte, den verweise ich auf die bisher hier eingestellten Berichte. Es sind vier Stück und wahrlich keine Kurzreportagen. Nummer 5 wird diesmal etwas gestraffter ausfallen. Schwör! ;-)
Die freundliche Servicedame, die uns – das ist hier so Tradition – im Dirndl empfing, schlug uns den hinteren Gastraum vor. Dort hätten wir unsere Ruhe, was uns im Hinblick auf den Aufenthalt mit unserer Kleinen ganz recht war. In diesem, zuletzt fertig gestellten Teil des Lokals, hatte ich vorher noch nie gesessen. Auch hier regierte ein gepflegtes Ambiente, das von rustikalen Holztischen, sehr bequemen Polsterstühlen und einer fachmännisch sanierten Fachwerkfront geprägt wurde.
Eingerahmt vom hellen Holz der Decke und des Fußbodens, versprühte das kleine, stimmig beleuchtete „Hinterzimmer“ mit seinen lediglich drei großen Tischen eine heimelige Wohlfühlatmosphäre, die zum Verweilen einlud. Das Hinterzimmer
Unser Blick fiel nach draußen auf die nicht minder lauschige Hofterrasse, für deren Inbetriebnahme es jedoch Anfang April noch zu frisch war.
Aufgrund des abhanden gekommenen Rechnungsbelegs, kann ich das an diesem Abend Getrunkene hier nicht mehr komplett wiedergeben. Da aber der Schwiegerpapa dabei war, liegt die Vermutung nahe, dass auch der ein oder andere Hopfentee konsumiert wurde. Auch trafen mindestens zwei Flaschen Mineralwasser auf durstige Abnehmer am Tisch. Da sich die Getränkepreise seit dem letzten Jahr nicht geändert hatten, verweise ich auch hier auf meine `21er-Rezi.
Wie immer darf der Mühlengast seine Speisenauswahl nach dem Studium des auf einem Klemmbrett befestigten „Fresszettels“ tätigen. Das auf einem DIN-A4-Blatt festgehaltene Speisenprogramm konnte sich auch diesmal sehen lassen. Als einziger Vorspeisender unserer Runde wählte ich die Kohlrabicrèmesuppe mit Leberknödeleinlage (6,80 Euro). Danach durfte es gerne die panierte Hühnerbrust mit Kartoffelsalat und Knobi-Dip (16,80 Euro) sein.
Meine Frau wandelte dagegen lieber auf vegetarischen Pfaden. Bei ihrer Lasagne von der Berglinse mit Aubergine und Tomate (15,50 Euro) war sogar noch ein kleiner Beilagensalat inklusive. Meine normalerweise dem Rumpsteak zugewandte Frau Mama ließ sich ad hoc zu einem Mühlen-Burger (13,80 Euro) hinreißen, den dann auch die Schwiegermutti („aber ohne Brutzel-Speck“!) orderte. Ihrem Mann war ebenfalls nach handfester Leib- und Seelenküche zumute, was einen Schweinebraten mit Rahmwirsing und Semmelknödel (15,80 Euro) nach sich zog.
Dass man auch in Martin Gehrleins Hatzenbühler Dependance schmackhafte Suppen serviert bekommt, ist nun wahrlich kein Geheimnis mehr. Meine leicht aufgeschäumte, herrlich sämige Kohlrabicreme zählte mit zu dem Besten, was ich in diesem Jahr auslöffeln durfte. Mit einem deftigen Leberknödel rustikalisiert, war das eine vortrefflich abgeschmeckte Wohlfühlterrine, wie sie nur Könner ihres Faches in den Teller bekommen. Kohlrabicrèmesuppe mit Leberknödel
Von den beiden Brotsorten, die man mir zur Suppenbegleitung reichte, ist mir besonders das Dunkle in guter Erinnerung geblieben. Seine großporige, fluffige Krume ließ auf gute Ware schließen. Schau mir in die Poren, Kleines!
Als erste Vorboten der Hauptgerichtsbarkeit erreichten uns die beiden mit reichlich geschmolzenem Käse ausgestatteten „Mühlen-Burger“. Eigentlich hätten unsere beiden Frikadellen-Frauen mit ihren imponierenden Kaventsmännern alle Hände voll zu tun gehabt, aber mit Messer und Gabel wurden sie den saftigen Buletten-Bauwerken natürlich auch habhaft. Der Mühlen-Burger - ein Signature des Hauses
Meine Frau erfreute sich derweil an ihrer appetitlich aussehenden Veggie-Lasagne, die zusätzlich zu den zwischen Nudelblättern versteckten Berglinsen und Auberginenstücken auch mit knackig gegartem Gemüse und einer überaus mundfüllenden Tomatensauce aufwartete. Veggie-Lasagne
Auch über ihren mit Sauerrahmdressing angemachten Beilagesalat verlor sie nur lobende Worte. Schön, dass sie ihr rundum gelungenes Geburtstagsmahl so genießen konnte. Das lag aber sicherlich auch an unserem braven Töchterchen. Diese hatte es sich auf einer Krabbeldecke bequem gemacht und wurde hin und wieder von der Bremer Omi bespaßt.
Deren Gatte tat sich währenddessen an einem handfesten Schweinebraten mit angegliedertem Semmelknödelduo gütlich. Das Fleisch hätte - seiner durchwachsenen Saftigkeit nach zu urteilen - vom Nacken stammen können. Genauso gut hätte es aber auch ein fein marmoriertes Schweinehüftstück sein können, was da in zwei stattlichen Scheiben auf des Schwiegervaters Teller lag. Schweinebraten mit ordentlich viel Sooß
Solche Gedankenspiele waren dem eingefleischten Bremer Bratenversteher sichtlich schnuppe. Er genoss seine mit reichlich delikater Bratensauce gesegnete Leib- und Seelenspeise, die ja nicht nur im südlichen Teil Deutschlands eine große Popularität genießt.
Auch ich reute meine Entscheidung beim Hauptgang nicht. Zwei knusprig frittierte Hühnerbrüste hatten es sich neben einem tadellos zubereiteten Kartoffelsalat auf dem Teller bequem gemacht. Knusperbrust vom Huhn mit Kartoffelsalat
Die Aioli wurde in einer kleinen Steingutschale à part mitgeliefert. Die beiden ausreichend gewürzten Protagonisten fielen außen kross und innen saftig aus. Daran gab es nichts zu monieren. Die Portionsgröße war auch völlig ausreichend. Der mit ein paar Frühlingszwiebeln aufgefrischte Kartoffelsalat hatte genau die richtige Schwere, um einen Nachtisch obsolet zu machen.
Einziger Wehrmutstropfen dieses wirklich gelungenen Abends war die Tatsache, dass mein Schwiegervater seinen Platz am Tischanfang sowie meine temporäre Unaufmerksamkeit schamlos ausnutzte und zur Bedienung im Hauptgastraum schlich, um dort still und leise die Rechnung quasi hinter meinem Rücken zu begleichen. Das war so nicht ausgemacht und wird sicherlich noch ein familieninternes „Nachspiel“ haben. So sind sie halt die Bremer. Freundliche, nette, großzügige Menschen, aber trauen kann man keinem von ihnen…????
Fazit:
Die Alte Mühle vor den Toren von Rheinzabern steht in der Liste unserer (relativ) schnell zu erreichenden Lieblingslokale ganz weit oben. Hier wird man stets sehr freundlich und zur vollsten Zufriedenheit bedient und das, was aus der Küche kommt, hat immer qualitativen Anspruch. Das schmeckt man und darf dann auch gerne mal den ein oder anderen Euro mehr kosten. Das ändert nichts an der Tatsache, dass dieses sympathische Landgasthaus mit einem wirklich guten Preis-Genuss-Verhältnis seine Gäste verwöhnt. Mit unserer nächsten Einkehr warten wir deshalb nicht so lange. Dann aber auf der lauschigen Terrasse an einem warmen Sommerabend.
Zum Geburtstag meiner Frau gastierte die „bucklige“ (nicht die „borgige“!) Bremer Verwandtschaft in der Pfalz. Da lag es nahe, zusammen mit den werten Schwiegereltern und meiner Mutter irgendwo in der Nähe einzukehren. Die Alte Mühle, das Zweitlokal von Martin Gehrlein, ist da immer eine verlässliche Bank. Also machten wir uns nach im Voraus getätigter Reservierung auf nach Rheinzabern, um diesem bereits mehrfach von mir rezensierten Landidyll mal wieder einen Besuch abzustatten.
Die verheerende Corona-Lage Anfang April hatte die Küchencrew ziemlich dezimiert.... mehr lesen
Gehrlein's Alte Mühle
Gehrlein's Alte Mühle€-€€€Restaurant07272 9579993Zur Untermühle 1, 76770 Hatzenbühl
4.5 stars -
"Alte Mühle rostet nicht!" marcO74Zum Geburtstag meiner Frau gastierte die „bucklige“ (nicht die „borgige“!) Bremer Verwandtschaft in der Pfalz. Da lag es nahe, zusammen mit den werten Schwiegereltern und meiner Mutter irgendwo in der Nähe einzukehren. Die Alte Mühle, das Zweitlokal von Martin Gehrlein, ist da immer eine verlässliche Bank. Also machten wir uns nach im Voraus getätigter Reservierung auf nach Rheinzabern, um diesem bereits mehrfach von mir rezensierten Landidyll mal wieder einen Besuch abzustatten.
Die verheerende Corona-Lage Anfang April hatte die Küchencrew ziemlich dezimiert.
Geschrieben am 28.05.2022 2022-05-28| Aktualisiert am
29.05.2022
Besucht am 14.03.2022Besuchszeit: Abendessen 4 Personen
Rechnungsbetrag: 119 EUR
Dort wo früher eine Filiale der Nordsee („Wir sind Fisch!“) die vorbeischlendernden Passanten der Neustadter Fußgängerzone mit Paniertem und Frittiertem vom tiefgekühlten Schuppentier anlockte, hat am 1.August 2020 ein vietnamesisches Lokal mit ausgeprägter Sushi-Affinität eröffnet. Spötter meinen, dass es nun endlich mal frischen Fisch in der Marktstraße 34 gebe. Vielleicht liegen sie damit gar nicht so falsch.
Nach dem Commami ist dies bereits der zweite Panasiate, der sich in der Pfälzer Weinhochburg am Haardtrand niedergelassen hat. Die Nachfrage nach trendigem Asia-Food frei von regionaler Identität und kulinarischer Authentizität scheint ungebrochen. Um die vorwiegend jüngere Klientel zu ködern, reichen schicke Food-Fotos auf Insta und Co. sowie ein ansprechend designter Internetauftritt, der die Neugier zu wecken vermag, wohl aus.
Wir wollten herausfinden, ob bei so viel Fusion im asiatischen Angebot nicht am Ende die Konfusion auf dem Teller regieren würde. Und so ging unser Wörther Gaumenvierer an einem Montagabend Mitte März auf panasiatische Entdeckungsreise. Wir hatten vorsorglich reserviert und obwohl unser präsidiales Oberhaupt kein wirklicher Fan der Asiaküche ist (und wohl auch nie werden wird) schlenderten wir nach erfolgreicher Parkplatzsuche gut gelaunt in Richtung Stadtzentrum.
Von außen machte der Laden einen gefälligen Eindruck. Die Beliebtheit der Farbe Grau scheint bei solchen Gemischt-Asien-Gastros auch weiterhin ungebrochen zu sein. Hier fasste sie nicht nur die Fensterfront der Außenfassade auf nüchtern-moderne Weise ein, sondern fand sich auch drinnen – jedoch in wesentlich dunklerem Ton – an den Wänden wieder. Außenfassade
Ein lässig-lockeres, gewollt schummriges Ambiente empfing uns im Inneren des Ikigai, dessen namentliche Bedeutung sich salopp mit dem Gefühl, etwas zu haben, für das es sich lohnt, morgens aufzustehen, übersetzen lässt. Wer für solch einen Lebenssinn eine vietnamesische Nudelsuppe oder lauwarme Reisnudeln mit Topping nach Wahl benötigt, der kann hier – nach erfolgreicher Bettflucht – täglich ab 11.30 Uhr aufschlagen und sich nebenbei noch diverse Rohfischpreziosen einverleiben.
Ganz schön viel Philosophie (oder Marketing…?) für uns gestandene Kulinaristen, die ihre lebenswerten Genussmomente auch ohne zeitgeistiges „Stäbchenfutter“ gerne miteinander teilen. An diesem Abend begrüßte uns ein leicht konfus wirkender Servicemitarbeiter und führte uns nach Durchsicht seines Reservierungsbuchs in die hintere Abteilung des dunkel gestrichenen Etablissements. Industriell angehauchte Gemütlichkeit
Dort machten wir es uns an einem der blanken Holztische so gemütlich es eben ging, denn unsere gut gepolsterten Sitzbänke luden aufgrund ihrer fehlenden Rückenlehnen nur bedingt zu einer entspannten Sitzhaltung bei. Darkroom mit Stil
Egal, wir hatten schließlich kein Wellness-Wochenende im Onsen-Spa gebucht, sondern hatten ausreichend Hunger im Gepäck um die munter bebilderte Speisenkarte des Asiatempels auf Nem, Tempura und „fliegende Nudeln“ zu prüfen.
Die von der Decke baumelnden Hängelampen tauchten unseren Tisch in gelbes Licht, was den gemachten Bildern wenig zuträglich war. Da ich zwei Tage zuvor mein Smartphone geschrottet hatte, half mir einer der Kollegen aus und stellte sein Handy bereitwillig in den Dienst des Chronisten. Ein Dankeschön an dieser Stelle an ihn, denn eine Rezi ohne Bilder ist wie Schampus ohne Blubber (wie man nicht nur an der Weser zu sagen pflegt).
Unsere durstigen Kehlen verlangten nach Flüssigem, das wir bei einer der emsig agierenden Servicekräfte nach Durchsicht des überschaubaren Angebots postwendend in Auftrag gaben. Wenig später landeten eine tiefblaue Flasche Mineralwasser der Marke Aqua Morelli (0,75l für urbane 5,90 Euro), ein halber Liter Warsteiner Pilsener vom Fass (4 Euro) und ein Ginger Ale (0,2l für 2,90 Euro) als liquide Vertreter ihrer Art auf unserer Tischplatte. Wasser und Bier wurden später noch nachgeordert. Unsere Drinks
Bei der Auswahl der Gerichte taten wir uns wesentlich schwerer, denn allein die mannigfaltigen Kombinationsmöglichkeiten bei den warmen Vor- und Hauptspeisen waren nichts für Entscheidungsneurotiker. Curry, Bun, Udon und Co. wurden dabei nach Lust und Laune mit den üblichen Fleisch- und Krustentieringredienzien durchdekliniert, was ja bei den allermeisten Asialäden gängige Praxis ist.
Nach dem Motto „sharing is caring“ bestellten wir munter drauflos. In Reispapier gewickelte vietnamesische Frühlingsrollen („Nems“) mit Morcheln und Schweinefleischfüllung (4,90 Euro), mit Tempuragarnelen, Reisnudeln, Salat und Erdnüssen gefüllte Sommerrollen („Goi Cuon“, 5,90 Euro) sowie die in der Pfanne gebratenen Gyoza-Teigtaschen (5,90 Euro) brachten ausreichend Futter für die Finger unters vorspeisende Volk.
Ein Kollege traute sich sogar die Kokossuppe („Coco Love Soup“) zu. Diese war mit Hühnerbrust, Champignons, Cherrytomaten und Okraschoten verfeinert und duftete schwer nach Thailand. Um das „Rollenverhalten“ des Ikigai besser kennenzulernen, ergänzten wir den Vorspeisenreigen durch ein paar Tempura Mini Rolls, die mit ihrer scharfen Thunfisch- und Schnittlauchausstattung auf den putzigen Namen „Spicy Tekka“ (8,50 Euro) hörte.
Die Nems gerieten wirklich knusprig. Ob sie tatsächlich hausgemacht waren, wie in der Karte angepriesen, war infolge ihres Fritteusenkontakts nicht wirklich zu schmecken, lag aber bei genauerer Inspektion ihres von Glasnudeln, Karotten, Schweinehack, Morcheln und Strohpilzen dominierten Innenlebens ziemlich nahe. In die klare, süß-säuerliche Sauce gedippt ein durchaus schmackiger Auftakt. Da "Nem" ich mir eins...
Zu den frisch gerollten Reispapierzylindern namens „Goi Cuon“ wurde ein von geröstetem Sesam betreuter Hoisin-Kokos-Dip gereicht, der zumindest einen der Kollegen am Tisch in Sommerlaune versetzte. Mir waren die hierbei verwendeten Salatblätter (Rauke/Rucola) etwas zu welk, um die mit Minze, Erdnüssen, Reisnudeln und Knuspergarnele gefüllten Rollen über den grünen Klee zu loben. Da rollte er schon auf uns zu...der Sommer
Die Kokossuppe schien ihrem Vertilger zu munden, Coco loves soup, loves Huhn, loves...
während wir unter viel zu dick aufgetragener „Snow-Sauce“ (wahrscheinlich eine Miso-Mayo) die in acht Häppchen zerteilte Tempura-Rolle vermuteten. Where's the fish???
Warum muss der gemeine Panasiate sein Sushi immer so zukleistern? Eine Frage, die uns auch der Besuch im Ikigai nicht beantworten konnte. Mir hätte zu der scharf angemachten Thunfischfüllung etwas Sojasauce mit untergerührtem Wasabi vollends gereicht, um die Papillen in Wallung zu bringen.
Die kurz in der Pfanne geschwenkten, mit einem Schälchen Sweet-Chili-Sauce servierten Hot Gyoza entschädigten dann wieder für den zuvor erlebten Saucen-Overkill beim Fritteusen-Sushi. Aber auch hier ließ sich nicht definitiv klären, ob die Teigtaschen wirklich hausgemacht waren. Geschmeckt haben sie uns jedoch um einiges besser. Mauldäschle Asia-Style
Zwei der Kollegen ließen sich bei den Hauptgängen auf die „Flugnudeln“ ein. Da musste man beim Servieren derselben ordentlich in Deckung gehen. Spaß beiseite, die sogenannten „Flying Noodles“ waren in Wirklichkeit eher „Hanging Noodles“, die man auf einen dünnen Holzstab gesteckt hatte, damit die gelockte Mie-Nudel-Frisur in das dafür vorgesehene Schälchen wallen konnte (und den darunter befindlichen „Wildkräutersalat“ nahezu komplett verdeckte). Die hängende Pastalocken von Neustadt mit Mango-Ente
Der kulinarische Sinn hinter dieser panasiatischen Pasta-Inszenierung wollte sich mir nicht so recht erschließen, aber lustig sah das Ganze natürlich schon aus. Flugnudeln mit Jakobsmuscheln
Der gegenübersitzende Foodfella hatte sich sein Nudeltoupet von einer stattlichen Portion Jakobsmuscheln (17,50 Euro) begleiten lassen, während mein flugvieh-affiner Nebenmann auf saftige Tranchen von der Ente (15,90 Euro) setzte. Saftige Tranchen von der Entenbrust
Beide Gerichte einte eine cremige Mango-Sauce mit gewokter Gemüseeinlage. Die exotische Fruchttunke wäre mir zu viel des Süßen gewesen, aber der Entenbrustvernichter konnte gar nicht genug davon bekommen. Immer wieder beruhigend, dass die Geschmäcker so unterschiedlich sind.
Der dritte Kostgänger in unserer Runde hatte sich für die gewokten Udonnudeln mit Rindfleisch, Paprika, Zucchini, Zwiebeln und Karotten (15,50 Euro) entschieden. Das als „Udon im Schwarzwald“ (??) in der Karte betitelte Pfannengericht wurde von einer Soja-Balsamico-Reduktion süffig unterfüttert und machte vom Aussehen her einen properen Eindruck. Wie man auf diesen ungewöhnlichen Namen kam, war nicht nachzuvollziehen, zumal weder Schinken noch Kirschtorte darin Verwendung fanden. Udo(n) im Schwarzwald
Meinem Kollegen missfiel die Konsistenz seiner „Glottertal-Spaghetti“. Für den Al-Dente-Aficionado aus der Pfalz war es nämlich die erste Udon-Erfahrung und wahrscheinlich auch die letzte, denn die weichen japanischen Nudeln waren überhaupt nicht so sein Ding. Vom Geschmack her ging der Teller für ihn jedoch in Ordnung.
Auch eher semi-zufrieden war ich mit der dünnen Scheibe vom Thunfisch (14,90 Euro), die von reichlich Wokgemüse und der „Ikigai Deluxe Sauce“ – als besondere Empfehlung des Küchenchefs in der Karte angepriesen – flankiert wurde. Der Thunfisch auf Wokgemüse
Gargrad und Qualität des Meeresräubers ließen doch etwas zu wünschen übrig. Ich mag ein Thunfischsteak jedenfalls lieber, wenn es nicht komplett durchgebraten ist. Der Gemüseanteil meines Tellers hatte hingegen noch ordentlich Biss, aber was an der auf Sojabasis gründenden „Deluxe Sauce“ so luxuriös sein sollte, war für meine Papillen nicht nachzuschmecken.
Zum Dessert gönnte ich mir noch eine leider viel zu süß geratene, hausgemachte Passionsfrucht-Limonade (5,90 Euro). Wenigstens die darin enthaltene Minze sorgte für ein wenig Erfrischung.
Insgesamt war dies aus meiner Sicht ein eher durchwachsener Besuch ohne große kulinarische Highlights, geschweige denn Überraschungen. Gut, die Mango-Sauce begeisterte meinen Kollegen und auch die Hoisin-Kokos-Sauce zu den frisch gewickelten Sommerrollen hatte was. Die Pastaperücken sahen witzig aus und auch die Wokgerichte waren beileibe keine geschmacklichen Totalausfälle. Aber der Kick am Gaumen blieb leider aus.
Bleibt als Fazit nur anzumerken, dass man auch im Ikigai – wie bei nahezu allen panasiatischen Läden – ein viel zu großes kulinarisches Feld beackert. Die eierlegende Wollmilchpasta reicht da nicht aus, um gustatorisch für Furore zu sorgen. Und so bleibt mir nur das abschließende Urteil: klingt alles gut, sieht auch ganz hübsch aus, ist aber geschmacklich austausch- und somit eigentlich auch verzichtbar.
Dort wo früher eine Filiale der Nordsee („Wir sind Fisch!“) die vorbeischlendernden Passanten der Neustadter Fußgängerzone mit Paniertem und Frittiertem vom tiefgekühlten Schuppentier anlockte, hat am 1.August 2020 ein vietnamesisches Lokal mit ausgeprägter Sushi-Affinität eröffnet. Spötter meinen, dass es nun endlich mal frischen Fisch in der Marktstraße 34 gebe. Vielleicht liegen sie damit gar nicht so falsch.
Nach dem Commami ist dies bereits der zweite Panasiate, der sich in der Pfälzer Weinhochburg am Haardtrand niedergelassen hat. Die Nachfrage nach trendigem... mehr lesen
IKIGAI Restaurant
IKIGAI Restaurant€-€€€Restaurant06321 4847777Hauptstraße 34, 67433 Neustadt an der Weinstraße
3.0 stars -
"Neustadts neuer Panasiate bietet - trotz einiger gut gemeinter Ansätze - die üblichen Verdächtigen aus Fernkost und scheint sich damit in seiner kulinarischen Austauschbarkeit selbst zu genügen" marcO74Dort wo früher eine Filiale der Nordsee („Wir sind Fisch!“) die vorbeischlendernden Passanten der Neustadter Fußgängerzone mit Paniertem und Frittiertem vom tiefgekühlten Schuppentier anlockte, hat am 1.August 2020 ein vietnamesisches Lokal mit ausgeprägter Sushi-Affinität eröffnet. Spötter meinen, dass es nun endlich mal frischen Fisch in der Marktstraße 34 gebe. Vielleicht liegen sie damit gar nicht so falsch.
Nach dem Commami ist dies bereits der zweite Panasiate, der sich in der Pfälzer Weinhochburg am Haardtrand niedergelassen hat. Die Nachfrage nach trendigem
Besucht am 23.03.2022Besuchszeit: Abendessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 46 EUR
Dieses Jahr machte – zumindest phasenweise – bereits der März einen auf Wonnemonat. Deshalb zog es mich etwas früher wie gewohnt an die formschönen Sandsteinfelsen des Pfälzerwaldes, um meinem Lieblingshobby, dem Felsklettern, zu frönen.
Unter der Woche hat man an den gängigen Kletterfelsen rund um Annweiler meist seine Ruhe. Zusammen mit meinem langjährigen Kletterpartner und befreundeten Schulkollegen ging es an diesem Mittwochnachmittag an die Mittlere Deichenwand bei Wilgartswiesen, wo uns einige Routen im 6. bzw. 7.Schwierigkeitsgrad gelangen.
Bis in die Abendstunden hingen wir an schmalen Leisten und standen dabei auf noch kleineren Tritten in den mehr oder weniger geneigten Sandsteinwänden. Natürlich machte das hungrig. Als erfahrener Felsgänger weiß man ja, dass nicht nur das Kaffeetrinken ein integraler Bestandteil des Kletterns darstellt – „Man geht nicht nach dem Klettern einen Kaffee trinken, sondern Kaffeetrinken ist Teil des Kletterns.“ (Zitat Wolfgang Güllich, deutsche Kletter-Ikone der 80er Jahre) – sondern auch das gemeinsame Abendessen mit dem oder den Seilgefährten einen Klettertag perfekt abzurunden vermag.
Der Alte Nußbaum in Schwanheim hatte an diesem Mittwoch aus mir nicht mehr geläufigen Gründen geschlossen. Plan B sah eine Lokalität in Annweiler vor. Das Umoya, eine meiner Lieblingsadressen in der Stauferstadt am Trifels, hatte Ruhetag. Die Alte Gerberei fiel mir irgendwie nicht ein und ein Schnitzel im Goldenen Löwen erschien mir zur späteren Stunde dann doch etwas zu mächtig.
Ich erinnerte mich an den Besuch im Da Angelo vor vielen Jahren. Das muss auch nach einer Klettertour gewesen sein. Das urige Ambiente atmete damals den sympathisch zeitlosen Charme der 80er Jahre und auch die Pizzen waren von anständiger Qualität. Ein kurzer Anruf bei Familie Vangelista sicherte uns zwei Plätze in dem seit 1983 (!) in der Annweiler Hauptstraße ansässigen Familienbetrieb. Empfehlungstafeln "uff de Gass"
Mit den beiden Brüdern Claudio und Giuseppe Vangelista hat seit ein paar Jahren die 2.Generation das Sagen. Sie sind das gastronomische Erbe ihrer Eltern, Rosel und Angelo, angetreten und haben der in die Jahre gekommenen Pizzeria ein komplett neues Erscheinungsbild verpasst. Außenansicht 1
Ich traute meinen Augen kaum, als wir den zeitgemäß umgestalteten Gastraum betraten. Im Vergleich zu früher war das alteingesessene Traditionslokal kaum wiederzuerkennen. Gastraumimpression 1
Hell, offen, freundlich und großformatig ging es in dem geschmackvoll renovierten Ristorante zu. Zu den hellen Wandfliesen in unverputzter Kalksteinoptik passten die crèmefarbenen Kunstlederüberzüge der Stühle und Wandbänke. Freigelegte Holzbalken fügten sich zeitlos-rustikal in das ansonsten eher modern wirkende Ambiente ein. Großformatige Impressionen aus dem Heimatland brachten etwas Farbe in den von Strahlern und Hängeleuchten hell illuminierten Gastraum, in dem etwa 60 Personen Platz fanden. Gastraumimpression 2
Beim Gang zu den Nassräumen landete ich auf einer idyllischen Terrasse, die jedem lauen Sommerabend zur Ehre gereichen würde. Über die Terrasse zu den Toiletten
Zusätzlich stand rechterhand noch ein Nebenzimmer für Gesellschaften und/oder Feierlichkeiten zur Verfügung. Blick ins Nebenzimmer
Für den Durst orderten wir einen Liter gefiltertes und mit Kohlensäure versetztes Annweiler Wasser (5 Euro) aus der Quelle hinterm Haus (oder dem Wasserhahn). Das Blubberwasser nannte man hier „Trifelsperle“ und es machte seinem Namen alle Ehre, denn es perlte wenig später ganz gehörig in unseren Gläsern und die Reichsburg war ja auch nicht weit. Mein Kollege linderte seinen Bierdurst ganz unkonventionell mit einer Flasche vom herb-frischen Karlsberg Urpils (0,33l für 3,30 Euro), der berühmten FCK-Brauerei aus Homburg im Saarland.
Es waren zwei Suppen im übersichtlichen Vorspeisenangebot gelistet. Beide sagten uns zu. Mein Kollege entschied sich für die Minestrone, während es mich mal wieder nach einer Tomatensuppe (beide für jeweils 6,50 Euro) gelüstete. Die Portionen waren für den abgerufenen Preis absolut in Ordnung. Bald löffelten wir aus den Tiefen unserer Teller ungeniert aus dem Vollen, denn der Hunger hatte sich zuvor vehement und unnachgiebig zu Wort gemeldet.
Meine Tomatensuppe war mit einem gehörigen Schuss Sahne „nachgesämt“ worden. Hätte es meiner Meinung nach gar nicht gebraucht, denn geschmacklich brachte der Flüssigrahmeinsatz der ansonsten tadellos zubereiteten Zuppa di Pomodoro keinen Zugewinn. Aber da bin ich vielleicht zu sehr Purist, der das lactosefrei pürierte Rote ehrt. Zu den Suppen reichte man ein wenig Körbchen mit hellem Brot, wahrscheinlich aus dem gleichen Teig geknetet wie unsere beiden Pizzen, die wir als Hauptgerichte bald zu uns nehmen sollten. Meine Zuppa di Pomodoro
Mein Kollege lobte seine angemessen tomatisierte Gemüsesuppe, die mit ordentlicher, nicht komplett weich gekochter Genesungseinlage punktete. Die gehaltvolle Italo-Terrine zeugte von bewährtem Handwerk, das auf einfacher, aber schmackhafter Trattoria-Tradition basierte. Ein vollmundiger Appell an die vorher in der Wand gelassenen Lebensgeister, die Löffel um Löffel in dem müden Felskameraden wieder erwachten. Die Minestrone
Nach angenehmer Wartezeit wurden unsere leeren Suppenteller von zwei herzhaft belegten Hefeerzeugnissen aus dem Pizzaofen ersetzt. Mich zog es dabei in Richtung „Calabria“, die als mittelgroßes Wagenrad mit 29 cm Durchmesser und diversen Schweinereien für mittlerweile „normale“ 12,50 Euro geliefert wurde. Zwei Sorten Salami (scharf und normal) sowie kleine, gebratene Hackfleischkleckse wurden von frischen Champignons komplettiert. Pizza Calabria
Definitiv kein Belag für Verfechter der reinen Rundbackwarenlehre, aber ein handfest gesetztes Fanal gegen den gesunden Volkshunger. Warum man mir allerdings noch 0,50 Euro Extra für die Paprikasalami berechnete (diese war in der Karte als serienmäßiger Belag ausgewiesen…) entzieht sich meiner Kenntnis. Bemerkt habe ich den kleinen pekuniären „Unterjubler“ erst bei der genaueren Inspektion der Rechnung hinsichtlich dieses Berichts. Sicherlich ein Versehen, das sich vor Ort hätte problemlos klären lassen. Meine Calabria im Detail
Mein Kollege ließ es noch eine Spur pikanter angehen. Seine große Pizza „Diavola“ (12 Euro) war nicht minder zutatenreich bestückt. Peperoni, Kapern, Oliven, Paprika und auch ein wenig gebratenes Hack befanden sich in gefälliger Anordnung auf der appetitlich aussehenden Deftscheibe. Neben der saftigen Auflage war es vor allem der nicht zu dünn geratene Boden, der mit seiner angenehm fluffigen Textur zu gefallen wusste. Kein durchgeweichter, pappiger Fladen, sondern eher eine Art idealisiertes Hefebrot, das seine Funktion als luftig-lockere Unterlage mit Bravour erfüllte. Pizza Diavola
Nachdem wir beide Teigfladen - ohne uns wirklich anstrengen zu müssen – verspachtelt hatten, waren wir uns schnell einig: Pizzen können sie im Da Angelo – und das mit Sicherheit seit vielen Jahren. Über das neue Design kann man geteilter Meinung sein. Ewiggestrige und Berufsnostalgiker sehnen sich vielleicht nach dem Beizambiente vergangener Tage zurück. Ich finde die Verjüngungskur hat dem Traditionslokal gutgetan. Auch ein moderneres Interieur kann seine gemütlichen Ecken haben.
Natürlich merken wir uns diesen sympathischen Familienbetrieb für kommende Kalorienkompensationen nach anstrengenden Klettertouren rund um Annweiler, was wohl einer Empfehlung gleichkommt.
Dieses Jahr machte – zumindest phasenweise – bereits der März einen auf Wonnemonat. Deshalb zog es mich etwas früher wie gewohnt an die formschönen Sandsteinfelsen des Pfälzerwaldes, um meinem Lieblingshobby, dem Felsklettern, zu frönen.
Unter der Woche hat man an den gängigen Kletterfelsen rund um Annweiler meist seine Ruhe. Zusammen mit meinem langjährigen Kletterpartner und befreundeten Schulkollegen ging es an diesem Mittwochnachmittag an die Mittlere Deichenwand bei Wilgartswiesen, wo uns einige Routen im 6. bzw. 7.Schwierigkeitsgrad gelangen.
Bis in die Abendstunden... mehr lesen
Da Angelo
Da Angelo€-€€€Restaurant, Pizzeria6346.86 04Hauptstr. 58, 76855 Annweiler am Trifels
4.0 stars -
"Nach dem Motto „Das Kreisrunde muss ins Hungrige“ ließen wir hier den Klettertag deftig ausklingen" marcO74Dieses Jahr machte – zumindest phasenweise – bereits der März einen auf Wonnemonat. Deshalb zog es mich etwas früher wie gewohnt an die formschönen Sandsteinfelsen des Pfälzerwaldes, um meinem Lieblingshobby, dem Felsklettern, zu frönen.
Unter der Woche hat man an den gängigen Kletterfelsen rund um Annweiler meist seine Ruhe. Zusammen mit meinem langjährigen Kletterpartner und befreundeten Schulkollegen ging es an diesem Mittwochnachmittag an die Mittlere Deichenwand bei Wilgartswiesen, wo uns einige Routen im 6. bzw. 7.Schwierigkeitsgrad gelangen.
Bis in die Abendstunden
Geschrieben am 15.05.2022 2022-05-15| Aktualisiert am
15.05.2022
Besucht am 18.03.2022Besuchszeit: Abendessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 35 EUR
Seit Juli 2021 gibt es in unserer neuen Heimat Wörth ein Ristorante, dessen feine Cucina italiana eine echte Bereicherung im kulinarischen Angebot der Stadt darstellt. Um es gleich vorweg zu nehmen: egal, was wir bei unseren bisherigen Besuchen hier aufgetischt bekamen, es war immer sehr delikat zubereitet und wir verließen das kleine Lokal in der Altrheinstraße nicht nur gut gesättigt, sondern stets hochzufrieden.
Verantwortlich dafür ist in erster Linie der Inhaber und Servicechef Filippo La Mastra, der sich mit diesem italienischen Kleinod einen lang gehegten Traum erfüllt hat. Er wollte schon immer sein eigenes Restaurant betreiben und das obwohl der 47-jährige, aus Sizilien stammende Padrone hauptberuflich einen ganz anderen Weg geht.
Die andere Hälfte seiner Arbeitszeit verbringt er nämlich als selbstständiger Bauunternehmer mit der Sanierung von Bädern bzw. dem Verlegen von Fliesen und Laminatböden. Der 1992 nach Deutschland gekommene, gelernte Bootsbauer ist ein wahrer Tausendsassa, dessen beruflicher Werdegang gehörigen Respekt abnötigt.
Seinen Weg vom Tellerwäscher in einem Karlsruher Restaurant zum passionierten Wirt mit Trockenbau-Hintergrund hat er beeindruckend absolviert. Ein durch und durch sympathischer Zeitgenosse, der kräftig anpacken kann, aber auch im Umgang mit Menschen seine Stärken voll ausspielt. Man merkt ihm an, wie er sein gastronomisches „Hobby“ genießt und dabei stets als charmanter Gastgeber fungiert.
Wie er beispielsweise bei unserer allerersten Einkehr spontan unser kleines Töchterchen auf dem Arm durchs Restaurant trug, damit Mama und Papa in Ruhe ihre Pastateller leer essen konnten, war eine ausgesprochen freundliche Geste, die uns in dem Moment sehr willkommen war.
Bereits an diesem ersten Abend im „Oro“ war uns klar, dass hier einer mit Leidenschaft und viel Herzblut agiert. Einer, der als „Nebenerwerbsgastronom“ deutlich mehr ehrlich vorgetragene Gastfreundschaft in seiner Handwerkerseele trägt als so mancher alteingesessene Restaurantbetreiber im langjährigen Routinemodus.
Auch die Tatsache, dass er zu unsicheren Pandemiezeiten sein Ristorante eröffnete, sagt über den in der Nähe von Catania aufgewachsenen Sizilianer einiges aus. Mit großem Arbeitsaufwand hat er das Gebäude, in dem früher ein Tennisladen untergebracht war, saniert und umgebaut. Aus dem ehemaligen Sportgeschäft wurde eine wertig eingerichtete Einkehradresse mit ca. 30 Sitzplätzen. Im Sommer erlaubt ihm die Stadt Wörth den direkt gegenüberliegenden Karl-Josef-Stöffler-Platz zusätzlich als Außenbereich zu nutzen.
Unterstützt wird Filippo La Mastra von seinem Freund Gaspare Cappitelli, der sich für die Zubereitung der Speisen verantwortlich zeichnet. Dieser war schon früher als Koch tätig und betreibt heute hauptberuflich eine Spedition im rechtsrheinischen Eggenstein (nördlich von Karlsruhe). So ganz hat ihn das Herdgeschehen aber nie losgelassen, weshalb er von Donnerstag bis Sonntag seiner Vorliebe fürs Zubereiten schmackhafter Italo-Kost freien Lauf lässt. Zwei Typen also mit ähnlicher Arbeitsauffassung – das scheint zu funktionieren.
An der ansonsten recht schmucklos wirkenden Außenfassade weckt der in goldener Schrift auf noblem Schwarz gedruckte Name des Lokals das Interesse der Einkehraspiranten. Von außen eher unscheinbar...
Der goldgelb leuchtende Olivenöltropfen fungiert dabei als Markenzeichen der als Feinkostladen getarnten Pizzeria. Bei näherer Betrachtung stellt sich jedoch schnell heraus, dass hier deutlich mehr geboten wird als „nur“ italienische Rundbackwaren.
Der gegenüber der Theke auf mehrere Regale und Anrichten verteilte Feinkostbereich wartet mit einer erklecklichen Auswahl italienischer Weine, sizilianischem Olivenöl (natürlich kaltgepresst), feinem Balsamico-Essig und diversen anderen Köstlichkeiten, die einem, mit gutem Brot genossen, kulinarisch den Tag retten können, auf. Salami, Käse und Co. können übrigens – falls nicht vorrätig – auch geordert werden.
Das Interieur des sehr gepflegt anmutenden Lokals wird von verschiedenen Grautönen (Wände, Boden, Tischdecken) dominiert. Ein heller, aufgeräumt wirkender Gastraum mit einem sinnig platzierten Thekenbereich in der Mitte. Blick zur Theke
Dieser teilt die schlauchartig angelegte Räumlichkeit in einen vorderen und einen hinteren Bewirtungsbereich ein. Rückseitig gelangt man zu den Toiletten, die – wie sich das für einen gestandenen Sanitärfachmann auch gehört – einen äußerst adretten Eindruck machen.
Zusätzlich steht noch ein kleinerer Nebenraum zur Verfügung. Genug Platz also, um nicht zu eng beieinander zu sitzen. Besonders in Hochinzidenzphasen ein nicht unbedeutender Faktor, der zum Wohlfühlen beiträgt.
Man sitzt auf bequem gepolsterten Stühlen an schlicht eingedeckten Tischen, die von weißem und grauem Leinen überzogen sind. Bereits die gediegene Tischkultur und die komfortablen Sitzverhältnisse sind deutliche Indizien für den Anspruch des Inhabers, hier keine 08/15-Trattoria betreiben zu wollen. Aber entscheidend ist ja nicht das Drumherum, sondern was am Ende auf dem Teller landet.
Doch auch da gab man sich beim Wörther Pizza- und Pastabaron keine Blöße. Bei unserem ersten Besuch Mitte März hatten wir es nämlich mit zwei rundum gelungenen Pastagerichten zu tun. Ich wählte die Spaghetti ai Gamberoni (20,50 Euro) von der 15 Zusatzgerichte umfassenden Empfehlungskarte. Meine Frau begnügte sich mit den Spaghetti Carbonara (9,50 Euro) vom Standardprogramm. Dazu gesellte sich eine Flasche Mineralwasser der Marke Levico aus den Höhenlagen des Trentino (0,75l für 5,50 Euro). Sprudelwasser aus dem Trentino
Mein mit einer völlig ausreichenden Menge an Garnelen ordentlicher Sortierung bestückter Pastateller sah nicht nur ansprechend angerichtet aus, er mundete mit auch ganz ausgezeichnet. Schuld daran war in erster Linie die fruchtig-würzige Tomatensauce, die mir ein vollmundiges Gaumenerlebnis bescherte. Die Nudeln hätten vielleicht etwas mehr Biss haben können, aber der mit mediterranen Kräutern und etwas Knoblauch verfeinerte Sugo glich dies mehr als aus. Spaghetti ai Gamberoni
Küchenchef Cappitelli wusste anscheinend wie man eine tadellos abgeschmeckte Tomatenbasis auf das Porzellan zaubert. Sein tomatisiertes Meeresrauschen erzählte von der Leichtigkeit des Weins und machte deshalb auch in Sachen Säure eine vorzügliche Figur. Zweifellos ein einwandfreies Einköchelerzeugnis, das auch in jeder süditalienischen Hafentaverne für zufriedene Gesichter gesorgt hätte. Garnelen an Spaghetti
Total begeistert zeigte sich meine Gattin von ihren Schnürchennudeln nach Köhlerart. Das war keine mit Sahne aufmontierte heilige Dreimächtigkeit, sondern eine recht leichte, hauptsächlich aus Speck (vermutlich Pancetta), Ei und Käse (Parmesan und/oder Pecorino) bestehende Sauce, die auch nicht allzu salzig ausfiel. Leicht schaumig in der Konsistenz und mit einem dezent rauchigen Geschmack daherkommend, war sie ebenfalls ein Beispiel für fachmännisches Saucenhandwerk. Spaghetti Carbonara
Ein Pastateller, der einem auch von der Menge her keine Backsteine in die Verdauungsregion legte, und somit alle Kriterien eines klassischen Wohlfühlgerichts locker erfüllte. Wenn Carbonara, dann bitte genau so. Von mir aus dann sogar mit „una Coca Cola“ (aber nur eiskalt, liebe Spliffies ;-)…).
Nach diesem wirklich beeindruckenden Erstkontakt beim Ölbaron, tauchten wir dort ein paar Wochen später mit Freunden auf. Diesmal sollten mich die Spaghetti Marinara (13,50 Euro) ähnlich begeistern wie zuvor die Garnelen-Variante. Die zarte, meilenweit von Gummiware entfernte Textur des Meeresgetiers ließ nicht nur auf die Verwendung qualitativ hochwertiger Ware schließen, sondern unterstrich auch die exakte Handhabe des Herdmeisters in puncto Garzeit. Spaghetti Marinara
Meine Frau war indes hin und weg von ihrer gut durchgebackenen Pizza Siciliana (10 Euro), die mit grünen Oliven, würzigen Sardellen, eingelegten Kapern und einer „duften“ Portion Knoblauch gesegnet war. Ihr etwas dickerer Boden überzeugte durch eine angenehm weiche Beschaffenheit. Ordentlich belegte, ofenfrische Hefeerzeugnisse konnte man hier also auch. Pizza Siciliana
Die Frau meines besten Freundes und Schulleitungskollegen – er hatte sich ebenfalls für die sizilianische Rundbackware entschieden – lobte ihre Tortellini alla primavera (9,50 Euro), deren Tomaten-Sahne-Sauce ganz klassisch mit Schinken, Champignons und Erbsen veredelt war. Der süffige Nudelteller ließ sich ungeniert aus dem Vollen löffeln und hätte – so jedenfalls meine Einschätzung – vielleicht sogar noch ein wenig üppiger ausfallen dürfen. Tortellini alla Primavera
Dass sich meine Gattin zum süßen Finale noch ein stattliches Tiramisu (7,50 Euro) einverleibte, war kein Fehler. Ein Probierhappen bestätigte meinen Verdacht: auch das aus Venetien stammende „Zieh-mich-hoch-Dessert“ war jede zusätzliche Kalorie wert. Natürlich kann man Löffelbiskuits auch ohne Mascarpone-Crème genießen, aber macht das Sinn? Zumal sie gerade in ihrer von Espresso und Amaretto getränkten Süffigkeit zu einer unverschämt leckeren Nachtischnummer avancieren. Tiramisu zum "Hochziehen"
Gerne hätte ich bei meiner letzten Einkehr vor ein paar Tagen die Tiramisu-Option zum Abschluss gezogen. Aber eine aromatische Tomatensuppe (5,50 Euro) vorweg sowie eine vorzügliche Pizza Marinara (12,50 Euro) verhinderten aus Sättigungsgründen die quaderförmige Kalorienaufnahme in Cremig-süß. Bei meiner Zuppa di Pomodoro kamen neben der feinpürierten, roten Frucht auch Basilikum und Olivenöl geschmacklich zum Vorschein. Zuppa di Pomodoro famosa
Zusammen mit der untergerührten Sahnehaube ein schlichter, aber sehr delikater Genuss, dem eine fundierte Pürierleistung vorausging. Mit Hilfe der dazu gereichten, wohl aus Pizzateig hergestellten Kleinbackwaren wurde auch der letzte Tropfen der roten Wonnetunke seiner finalen Bestimmung zugeführt. Selbstgebackenes
Meine Meeresfrüchtepizza durfte ich selbst mit kleingehäckselten, in Olivenöl eingelegten Peperoni-Stücken auf den gewünschten Schärfegrad bringen. Pizza Marinara
Mein Kollege, der sich auf mein Anraten hin die Spaghetti Marinara schmecken ließ, Spaghetti mit Meeresfrüchten
profitierte ebenfalls von der kleinen Aufpeppung. Er hatte sich vorweg für einen Insalata mista (6,80 Euro) entschieden, was er keine Sekunde bereute. Insalata Mista
Übrigens gönnte ich mir zum Meeresfladen ein kühles Gläschen Pinot Grigio (6,50 Euro). Ein leicht zu trinkender, recht säurearmer Frischling, der die Kollateralschäden am Gaumen, welche von der selbstgeschärften Deftscheibe herrührten, gekonnte ausbügelte.
Besonders erwähnenswert finde ich die Tatsache, dass man mit dem stets freundlichen Maestro La Mastra immer leicht ins Gespräch kommt. Seine angenehme Art trägt viel zum insgesamt sehr stimmigen Gesamtpaket dieses kulinarischen Kleinods in Altrheinnähe bei. Warum so ein Laden nicht jeden Abend aus allen Nähten platzt, ist mir ein Rätsel.
Vielleicht sind es die etwas höheren Preise, die so manchen Kostgänger abschrecken. Schade, denn hier verpasst er die mit Abstand beste italienische Küche in Wörth und Umgebung. Und auf das Wort „Umgebung“ reimt sich ja bekanntlich Empfehlung. Womit ich dann auch wieder bei der Überschrift angelangt wäre.
Seit Juli 2021 gibt es in unserer neuen Heimat Wörth ein Ristorante, dessen feine Cucina italiana eine echte Bereicherung im kulinarischen Angebot der Stadt darstellt. Um es gleich vorweg zu nehmen: egal, was wir bei unseren bisherigen Besuchen hier aufgetischt bekamen, es war immer sehr delikat zubereitet und wir verließen das kleine Lokal in der Altrheinstraße nicht nur gut gesättigt, sondern stets hochzufrieden.
Verantwortlich dafür ist in erster Linie der Inhaber und Servicechef Filippo La Mastra, der sich mit diesem italienischen... mehr lesen
Oro di Barone
Oro di Barone€-€€€Restaurant07271 9335800Altrheinstraße 3, 76744 Wörth am Rhein
4.5 stars -
"Warum denn in die Ferne schweifen, wenn das Gute liegt so nah…" marcO74Seit Juli 2021 gibt es in unserer neuen Heimat Wörth ein Ristorante, dessen feine Cucina italiana eine echte Bereicherung im kulinarischen Angebot der Stadt darstellt. Um es gleich vorweg zu nehmen: egal, was wir bei unseren bisherigen Besuchen hier aufgetischt bekamen, es war immer sehr delikat zubereitet und wir verließen das kleine Lokal in der Altrheinstraße nicht nur gut gesättigt, sondern stets hochzufrieden.
Verantwortlich dafür ist in erster Linie der Inhaber und Servicechef Filippo La Mastra, der sich mit diesem italienischen
Geschrieben am 03.05.2022 2022-05-03| Aktualisiert am
03.05.2022
Besucht am 06.03.2022Besuchszeit: Abendessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 48 EUR
Schon zweimal verschlug es mich in diesem Jahr in den von Hermann Gilb seit 1992 geführten Landgasthof im Ortskern von Rheinzabern, der ältesten Gemeinde der Südpfalz. Die Römer nutzten vor knapp 2000 Jahren den Ort als Raststätte („Tabernae“). Diese lag verkehrstechnisch günstig an der römischen Fernstraße, die von Italien über Basel nach Mainz führte.
Das Haus selbst blickt auf eine über 120jährige gastronomische Vergangenheit zurück. Nach etlichen Besitzerwechseln kaufte der Vater von Hermann Gilb – er hieß ebenfalls Hermann – 1961 das Goldene Lamm und führte es zusammen mit seiner Frau Auguste bis ins Jahr 1989. Trotz der auffallenden Fassadenfarbe in Terrakotta sind die grau angestrichenen Fachwerkbalken noch gut zu erkennen. Außenansicht
Neben dem gepflegt wirkenden Gastraum stehen ein zusätzlicher Veranstaltungsraum, ein begrünter Sommergarten und ein lauschiger Innenhof als Räumlichkeiten zur Verfügung. Der Innenhof
Genügend Platz also, um auch größere Gruppen und Gesellschaften zu beherbergen. Für die richtig großen Events steht außerdem das Bürgerhaus in Jockgrim zur Verfügung, das Küchenchef Hermann Gilb und sein Team noch „nebenbei“ betreiben. An solchen „Großkampftagen“ bleibt dann das Goldene Lamm zwangsläufig geschlossen, was auf der Homepage des Lokals frühzeitig bekanntgegeben wird.
Den Erstkontakt stellte ich telefonisch während einer kleinen Wanderung auf dem zwischen Rheinzabern und Jockgrim angelegten Otterbachbruchweg her. Während der hübschen Familientour in der als Naturschutzgebiet ausgewiesenen Burchbach-Otterbachniederung (nordöstlicher Ausläufer des Bienwaldes) kam Hunger auf.
In Gehrlein’s Alter Mühle – unserem kulinarischen Favoriten vor den Toren von Rheinzabern – war an diesem frühen Sonntagabend kein Platz mehr zu bekommen. Ihre Wiedereröffnung lockte anscheinend viele regionale Genussspechte mit gehörigem Nachholbedarf in das geschmackvoll renovierte Anwesen.
Wirklich viele Alternativen zu Martin Gehrleins Zweitlokal gibt es in und um Rheinzabern ja nicht. Auch im benachbarten Jockgrim sieht es gastronomisch eher düster aus. Durch die guten Rezensionen auf „Tante Google“ hatte ich das Goldene Lamm schon länger auf dem Schirm, war aber noch nie vor Ort gewesen. Das sollte sich an diesem Sonntagabend ändern.
Und so kam es mehr oder minder spontan zur ersten Einkehr in der Pfälzer Heimat mit unserem kleinen Töchterchen. Wir waren recht früh dran (ca. 17 Uhr), aber das war auch gut so, denn dann würden wir mit der jungen Dame auch wieder beizeiten daheim sein. Die Einhaltung des Schlafrhythmus hat da Priorität.
Außer dem unseren war nur noch ein weiterer Tisch besetzt. Später gesellte sich eine Familie mit drei Kerlen im Grundschulalter am Nebentisch dazu. Da hatte unsere Kleine ordentlich was zu gucken. Ich schaute mich derweil um und fand die wohltuend zeitlose Einrichtung des Gasthofs irgendwie beruhigend. Hell und freundlich wirkte das schnörkellose Interieur des Goldenen Lamms. Der Gastraum
Schön, dass es solche, ein wenig aus der Zeit gefallenen Gasträume noch gibt. Erinnerungen an die ersten bewusst erlebten Gasthausbesuche in den 80er Jahren kamen mal wieder hoch. Wahrlich nicht die schlechtesten Assoziationen.
Die Tische waren gleich zweifach in Leinen gehüllt. Sie passten zu den crèmefarben gestrichenen Wänden. Einfache, aber nicht unbequeme Sitzmöbel aus hellem Holz gruppierten sich um die gepflegt wirkende Tischkultur. Gemütliches Eck
Der dunkle Fliesenboden kontrastierte zur hellen Einrichtung des Raumes. Auf der Holztheke ging es hochgeistig zu. Als würde man das komplette Digestiv-Angebot des Hauses zur Schau stellen wollen. Blick zur "geistreichen" Theke
Ansonsten hielt man sich mit dekorativen Elementen vornehm zurück. Ein Aufsteller auf der Fensterbank zu meiner Linken warb für preisgünstigen Ingwer- und Topinamburschnaps. Exotische Schnapsempfehlungen
Daneben sorgten Teile eines alten Kaffeeservices für ein paar wohldosierte Nostalgiemomente. Deko auf der Fensterbank
Meine Frau und ich blieben an diesem Abend ganz brav beim Mineralwasser, das in Form einer Flasche Gerolsteiner Classic (0,75l für 4,40 Euro) geliefert wurde. Bei meiner Einkehr Ende April mit dem Präsidenten unseres vierköpfigen Gourmand-Clubs war ich dagegen in regelrechter Bierlaune. Eine Flasche Tegernseer Hell (0,5l für 3,90 Euro) und ein frisch gezapftes Paulaner-Pils (0,5l für 3,90 Euro) ließ ich mir an jenem frühsommerlichen Donnerstagabend im Innenhof des Goldenen Lamms schmecken. Zur deftigen Hausmannskost von Hermann Gilb genau das Richtige. Das Helle Hopfengold vom Tegernsee
Doch zurück zum Erstbesuch Anfang März. Mich gelüstete es an diesem Abend nach einem gemeinen Rumpsteak, das mit Pfefferrahmsauce, Pommes frites und einem kleinen Beilagensalat für faire 22,90 Euro zu haben war. Meine Gattin wollte es mal wieder fleischlos und bestellte einen im Ofen gebackenen Schafskäse (10,90 Euro), zu dem sie sich noch ein kleines Salätchen (3,90 Euro) extra gönnte.
Das mit etwas Rucolagestrüpp, Radieschenscheiben, leicht angerösteten Sonnenblumenkernen, Petersilie und Tomatenschnitzen angereicherte Grünzeug war mit einem leckeren Sauerrahmdressing mit leichter Dillnote angemacht. Der kleine Beilagensalat
Den größten Teil davon bildete frische Ware, teilweise wurde aber auch auf gute Convenience (z.B. der Karotten-Krautsalat) gesetzt. Da kann man für den Preis eigentlich nicht meckern. Nochmal der Beilagensalat
Auch auf dem gratinierten Schafskäse meiner Frau lauerte die grüne Rauke. Dieser war großzügig mit weichgegrillten Tomaten, noch leicht knackigen grünen Peperoni-Schoten, Streifen von frischer Paprika und der obligatorischen Knoblauchnote ausgestattet. Der gebackene Schafskäse (nah)
Der griechische Weißkäse war von guter Qualität, verlor er doch beim Abkühlen nichts von seiner Cremigkeit. Erkalteter, bröckeliger Schafskäse schmälert nämlich deutlich den Genuss dieses mediterranen All-Time-Favoriten. Der gebackene Schafskäse in der Totalen
Dazu reichte man zwei Sorten Weißbrot. Solide Aufbackware der gewöhnlichen Art, die man besonders an einem Sonntagabend zu würdigen weiß. Brotkörbchen zum Schafskäse
Mein Rumpteak kam im gewünschten Gargrad (medium) aufs Porzellan. Rumpsteak im Anschnitt
Ich schätzte seine Masse auf 180 bis 200 Gramm, was einem gestandenen Karnivoren vielleicht zu wenig gewesen wäre, mir aber in Anbetracht der à part in einer kleinen Schüssel servierten Pommes-Beilage allemal ausreichte. Umgeben war der längliche Rindfleischquader von einer aromatischen Pfeffersauce, die mit reichlich Körnern gesegnet war. Rumpsteak mit Pfefferrahmsauce
Dieser auf ehrlicher Jusbasis gründende Genuss-Guss war der eigentliche Star auf dem Teller. Schön, dass an ihm nicht gespart wurde, denn auch die Pommes frites sollten kurz vor ihrem Verzehr noch das würzige Bad in der feinabgeschmeckten Pfeffersauce genießen dürfen. Pommes zum Rumpsteak
Dass der Küchenchef etwas vom Saucenmachen verstand, war nach dem ersten Bissen schon klar.
Dass sich meine Frau nach absolvierter Schafskäsestärkung noch einen Apfelstrudel mit Vanilleeis und Sahne (5,90 Euro) einverleibte, darf nicht unerwähnt bleiben. Der Apfelstrudel
Mein selbstauferlegter Verzicht auf Süßes verbot natürlich eine solche Nachspeise, die laut ihrem Gesichtsausdruck zur vollsten Zufriedenheit führte.
Beim der Wiederholungstat vor ein paar Tagen entschieden wir uns beide für die Spargelcrème-Suppe (3,90 Euro) vom „Rheinzawwremer Spargel“ von der Tageskarte. Das mit ordentlich Königsgemüse-Einlage versehene Süppchen kam mit gerösteten Mandelblättchen und ein kleinen Bärlauchschnipseln in die Tasse.
Im Gegensatz zur Einkehr im März war an diesem Abend eine wesentlich jüngere Servicekraft am Start. Auch sie machte ihre Sache richtig gut. Freundlich, zügig und charmant wurden wir von ihr bedient. Auf Nachfragen hatte sie stets eine Antwort parat. Ein gewisses Händchen fürs Bewirten war bei ihr deutlich zu erkennen.
Es war mein erstes Spargelerlebnis in diesem Jahr und es fiel anständig aus. Gut, etwas mehr Geschmackstiefe hätte der Frühlingsterrine sicher nicht geschadet, aber so oder so mundeten mir die noch leicht bissfest gegarten Stücke vom Königsgemüse, das in ausreichender Menge vorhanden waren. Das Spargelcrèmesüppchen
Mein Gaumenfreund, der mich an jenem Abend begleitete, fand für das Süppchen nur lobende Worte und das soll was heißen.
Mit seinen Schweinemedaillons, die mit Rahmchampignons, Spätzle und einem vorweg gereichten Beilagensalat (17,90 Euro) serviert wurden, war er nämlich weitaus weniger d’accord. Schweinemedaillons mit Rahmchampignons
Die vom Schweinefilet geschnittenen Tranchen fielen schlichtweg zu dünn aus. Vier furztrockene Medaillons waren die logische Konsequenz. Schade, das hätte man besser hinkriegen können. An der Rahmsauce gab es dagegen nichts auszusetzen. Zusammen mit den Spätzle (gute Bürger-Qualität) als Soßenschwamm rettete sie ihm wahrscheinlich den Teller. Spätzle zu den Schweinemedaillons
Ich hatte mich diesmal für das Schnitzel Wiener Art (13,90 Euro) entschieden, das ich mir mit der bekannten Pfefferrahmsauce noch zusätzlich grundieren ließ. Schnitzel Wiener Art mit Pep!
Knusprige Panade hin oder her, ich brauchte einfach etwas Süffiges, um damit meine krossen Pommes frites ausreichend zu benetzen. Pommes zum Schnitzel
Mit den beiden wohlpanierten Folklorestücken aus dem Schweinerücken war ich wesentlich zufriedener als der Medaillon-Kamerad gegenüber. Da schien sich jemand im Pfannenmetier gut auszukennen. Das Fleisch nicht zu trocken, außen schön rösch gebraten und – soweit mir die pikante Pfeffertunke dieses Urteil gustatorisch überhaupt erlaubte – auch von einer angenehmen Pfeffer-Salz-Würze kündend. Eine gelungene Portion Gutbürgerlichkeit für eingefleischte Redundanzesser eben. Schnitzel in Pfeffertunke
Die beiden schweinernen Panierlappen ergaben zusammen eine ordentliche Portion, die aber nichts mit den über den Tellerrand hinausreichenden XXL-Schnitzeln aus den übriggebliebenen Vielfraßtempeln der 90er Jahre gemein hatte. Zum Sattwerden reichte der Hausmannsteller jedoch allemal, der kleine Beilagensalat hatte da als Zwischengang bereits gute Dienste geleistet.
Auf den Nachtisch verzichteten wir dann gesättigter Weise. Mein Kollege orderte noch seinen obligatorischen Kaffee (2,10 Euro), mit dem er für gewöhnlich jede Mahlzeit im Gasthaus beschließt. Hermann Gilb kam noch zu einem kleinen Plausch aus seiner Küche. Meine Fragen zur Historie und zur kulinarischen Ausrichtung des Lokals beantwortete er mir gerne.
Ein grundehrlicher Küchenhandwerker und dazu noch ein äußerst sympathischer Zeitgenosse, der hier seit 30 Jahren über Töpfe und Pfannen regiert und der auch ganz gut ohne modische Manierismen auskommt. Man darf gespannt sein, wie lange er diesen liebenswürdigen Landgasthof noch führt. Viele davon gibt es ja leider nicht mehr…
Schon zweimal verschlug es mich in diesem Jahr in den von Hermann Gilb seit 1992 geführten Landgasthof im Ortskern von Rheinzabern, der ältesten Gemeinde der Südpfalz. Die Römer nutzten vor knapp 2000 Jahren den Ort als Raststätte („Tabernae“). Diese lag verkehrstechnisch günstig an der römischen Fernstraße, die von Italien über Basel nach Mainz führte.
Das Haus selbst blickt auf eine über 120jährige gastronomische Vergangenheit zurück. Nach etlichen Besitzerwechseln kaufte der Vater von Hermann Gilb – er hieß ebenfalls Hermann –... mehr lesen
4.0 stars -
"Sympathischer Landgasthof, der mit solidem Saucenhandwerk punktete" marcO74Schon zweimal verschlug es mich in diesem Jahr in den von Hermann Gilb seit 1992 geführten Landgasthof im Ortskern von Rheinzabern, der ältesten Gemeinde der Südpfalz. Die Römer nutzten vor knapp 2000 Jahren den Ort als Raststätte („Tabernae“). Diese lag verkehrstechnisch günstig an der römischen Fernstraße, die von Italien über Basel nach Mainz führte.
Das Haus selbst blickt auf eine über 120jährige gastronomische Vergangenheit zurück. Nach etlichen Besitzerwechseln kaufte der Vater von Hermann Gilb – er hieß ebenfalls Hermann –
Geschrieben am 20.04.2022 2022-04-20| Aktualisiert am
20.04.2022
Besucht am 28.02.2022Besuchszeit: Abendessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 27 EUR
„Tell me why, I don’t like Mondays…“ sang Bob Geldof mit seinen Boomtown Rats Ende der 70er Jahre und fast jeder, der an einem solchen Montag gerne in ein Gasthaus einkehren möchte, weiß recht schnell, was diese Textzeilen für ihn zu bedeuten haben. Kostgänger, die an diesem Wochentag ihr Glück versuchen, stehen nämlich häufig vor verschlossenen Toren, denn die meisten Lokale haben da ihren berechtigten freien Tag.
So geschehen bei unserem Zwischenstopp im Werratal, wo wir während unserer Rückfahrt von Bremen für eine Nacht haltmachten. Genauer gesagt befanden wir uns im rund 200 Einwohner zählenden Kleinvach, einem direkt an einer Werraschleife gelegenen, ungemein idyllischen Ortsteil von Bad Sooden-Allendorf und damit in unmittelbarer Nähe zur hessisch-thüringischen Grenze.
Aus dem eigentlichen Plan, dem ersten Haus des Kurorts, dem beliebten Restaurant „Quitte“, einen Besuch abzustatten, wurde von vornherein nichts, da man dort nur von Mittwoch bis Sonntag Gäste empfängt. Unser Hunger war nach einer kleinen Wanderung auf dem Premiumweg P16 im hessisch-thüringischen Grenzgebiet bei Asbach-Sickenberg nicht gerade trivial, aber auch unser zweites Einkehrass im Ärmel, die Klosterschänke in Bad-Sooden, hatte an diesem Montag geschlossen, sprich ihren Ruhetag.
Nach McDöner und Co. war uns nicht, nach gutbürgerlicher deutscher Küche schon eher. Ich googelte die Gegend nach Essbarem ab und wurde auf der rechten Werraseite fündig. Im von Fachwerkhäusern und reichlich alter Bausubstanz dominierten, schmucken Ortsteil Allendorf hatte das Deutsche Haus geöffnet. Nach einem kurzen Telefonat und dem Hinweis auf ein Erscheinen mit Kleinkind machten wir uns auf den Weg dorthin.
Das Deutsche Haus befindet sich in der zentrumsnahen Ackerstraße, was die Suche nach einem geeigneten Parkplatz für des Volkes Wagen selbst an einem Montagabend nicht gerade leicht machte. Auch unser kleiner Wonneproppen war vom langen Aufenthalt im Maxi-Cosi nicht in allerbester Stimmung. Hungrige, von der anstrengenden Fahrt gestresste Eltern trafen auf ein quengeliges Töchterchen, die zwar müde der Fahrt, aber nicht müde genug zum Schlafen war. Keine guten Voraussetzungen für eine entspannte Einkehr, die es dann auch nicht wurde.
Das von Gisela Kienzl in vierter Generation geführte Traditionshaus, dem auch das außerhalb im Grünen gelegene Ausflugslokal Wilhelms-Höhe (nur in den wärmeren Monaten geöffnet) angehört, machte nicht nur von außen einen gepflegten Eindruck. Außenansicht
Im Inneren herrschte eine aus dunklem Holz geschnitzte deutsche Gutbürgerlichkeit wie man sie in den 70er oder 80er Jahren des vergangenen Jahrhunderts in nahezu jeder Dorfwirtschaft antraf. Ein Gastraum wie vor 40 Jahren
Viel Stammtisch- und Tresenklientel tummelte sich in dem liebevoll anachronistisch eingerichteten Gastraum. Steingut, Zinnkrüge und Eingerahmtes mit Lokalbezug beherrschten den zwischen derbem Fliesenboden und schwerer Holzbalkendecke eingefangenen Gastrokosmos. Unser Tisch - wahres Glück is(s)t hausgemacht!
Auf die Anwesenheit eines Babys hatte man sich eingestellt. Der fehlende Wickeltisch wurde durch zwei zusammengeschobene Tische im Nebenraum kompensiert. Kaum hatten wir uns hingesetzt, wurden wir umgehend darüber in Kenntnis gesetzt. Ehrlich gesagt hätte ich viel erwartet, aber dass man uns extra einen Wickelraum herrichtet, das war schon ein feiner Zug unserer Gastgeber.
Die freundlich-fürsorgliche Art, mit der man hier seine Gäste bedient, war für uns eine sehr positive Überraschung. Ja, auch die bürgerlichen Deftigkeiten aus der Küche gingen voll in Ordnung und waren dazu noch äußerst preisgünstig kalkuliert. Aber sie allein wären für mich kein Anlass gewesen, einen Bericht über dieses in der Tat sehr ehrenwerte Deutsche Haus zu verfassen.
Aber gegessen und getrunken haben wir natürlich auch. Zur Entspannung musste eine regional gebraute Hopfenkaltschale herhalten. Das Eschweger Klosterbräu (0,4l für 2,50 Euro) aus der nahegelegenen Kreisstadt kam mir da sehr gelegen. Meine Frau löschte den Durst dagegen mit einem kleinen Mineralwasser (0,2l für 1,70 Euro). Später bestellte sie noch einen warmen, selbstfabrizierten Apfelsaft (2,50 Euro), den sie über die grüne Streuobstwiese hinweg lobte.
Trotz der unfassbar günstigen Steak-Preise – die Rumpsteaks lagen inkl. Beilagen bei gerade mal 18,50 Euro – war mir an diesem Abend nach Schnitzel zumute. Ich studierte die reichhaltige Schnitzelkarte, die vor herzhaften Panadebeispielen nur so strotzte. Hier mal ein kleiner Streifzug durch die Paniermeile.
Unter dem Begriff „Hausschnitzel“ firmierte hier die mit Käse und Schinken gefüllte Variante. Mit glasierten Zwiebeln und Speck stattete man hingegen das „Bauernschnitzel“ aus. Das „Helvetia Schnitzel“ grüßte mit Spargel und Schinken und war dazu noch mit Käse überbacken. Das „Jägerschnitzel“ wurde hier nicht mit dunkler Bratensoße, sondern mit Champignonrahmsauce kredenzt, während beim „Pfefferschnitzel“ eine entsprechende Soße angegossen wurde.
Der namentliche Sinn des „Schweizer Schnitzels“, das ebenfalls gratiniert, aber mit Champignons und Ananas (!) verfremdet wurde, erschloss sich mir nicht. Das mit weißen Bohnen, Schmorpaprika und reichlich Zwiebeln gesegnete „Serbische Schnitzel“ klang zwar nicht minder skurril, aber in meiner Vorstellung auch irgendwie interessant.
Dass es dann letztlich das „Serbische“ wurde, war wohl dem Umstand geschuldet, dass die Grenze nach Thüringen nur einen Katzensprung entfernt lag und ich ein mit Letscho angereichertes Folklorestück bis dato noch nie auf dem Teller liegen hatte.
Die frisch der Pfanne enthobenen Bratkartoffeln waren mir den 1 Euro Aufpreis wert. Für insgesamt 12,50 Euro war das aber immer noch ein sehr günstiges Abendmahl und – wie sich bald herausstellen sollte – auch ein sehr sättigendes dazu.
Meine Gattin mochte es dagegen lieber vegetarisch. Ihre Wahl fiel auf die frittierten Champignons an üppiger Salatgarnitur, die mit 8 Euro zu Buch schlugen. Da uns die Laune der Jüngsten am Tisch gehörig in Wallung versetzte, vergaß ich während meiner Beruhigungs- und Bespaßungsversuche – auch auf Papas Arm wird es irgendwann langweilig – ein Bild vom ansehnlichen Pilzteller meiner Frau zu schießen. Man möge es dem zu diesem Zeitpunkt „leicht“ genervten Vater am Tisch verzeihen.
Dabei hatte der Service auf die sich anbahnende „Schlechte-Laune-Phase“ unserer Tochter toll reagiert und das Essen meiner Frau etwas vorgezogen serviert. So konnten wir wenigstens in Etappen unsere beiden Abendessen einnehmen. Der eine aß, der andere trug. Später dann umgekehrt.
Als das frisch der Pfanne entstiegene, unter einem dicken Letscho-Teppich versteckte Schnitzel dann vor mir landete, war meine bessere Hälfte nicht mehr zugegen. Sie hatte sich mit unserer kleinen „Beutelratte“ zu einem abendlichen Spaziergang durch das idyllische Allendorf aufgemacht. In der Trage findet unser Mädel nämlich so gut wie immer in den Schlaf.
Der „Novak Djokovic“ unter den Schnitzeln fiel angenehm saftig aus. Das Fleisch schön mürbe geklopft und sicherlich auch gut gewürzt, was man jedoch aufgrund der geschmacklichen Dominanz des süß-säuerlichen Bohnen-Paprika-Allerleis kaum herausschmecken konnte. Letschoschnitzel mit Bratkartoffeln
Die Bratkartoffeln waren sehr gut gewürzt. Etwas weniger Zwiebeln hätten es meiner Meinung nach ruhig sein dürfen. Und etwas weniger Fett, denn meine „Gebreedelden“ troffen doch arg. Das "Serbische Schnitzel"
Keine Ahnung, wie vieler Schnäpse es bedurft hätte, um diesen Rustikalteller in verdaulichere Magensaftbahnen zu katapultieren. Die Fahrt zurück zum Hotel nach Kleinvach verbot jedoch dergleichen, was mir für den Rest des Abends ein hartnäckiges Völlegefühl bescherte.
PS.: Übrigens fiel am nächsten Tag die Schlussetappe auf dem Weg zurück in die Heimat dank schlafendem Baby und einer gut gewählten Pause in einer sehr kinderfreundlichen Shopping-Mall (bei Weiterstadt) recht entspannt aus.
„Tell me why, I don’t like Mondays…“ sang Bob Geldof mit seinen Boomtown Rats Ende der 70er Jahre und fast jeder, der an einem solchen Montag gerne in ein Gasthaus einkehren möchte, weiß recht schnell, was diese Textzeilen für ihn zu bedeuten haben. Kostgänger, die an diesem Wochentag ihr Glück versuchen, stehen nämlich häufig vor verschlossenen Toren, denn die meisten Lokale haben da ihren berechtigten freien Tag.
So geschehen bei unserem Zwischenstopp im Werratal, wo wir während unserer Rückfahrt von... mehr lesen
Deutsches Haus
Deutsches Haus€-€€€Gaststätte05652 2481Ackerstr. 56, 37242 Bad Sooden-Allendorf
4.0 stars -
"Deftiges Schnitzelglück und herzliche Gastgeber ließen uns einen echten Stresstest überstehen" marcO74„Tell me why, I don’t like Mondays…“ sang Bob Geldof mit seinen Boomtown Rats Ende der 70er Jahre und fast jeder, der an einem solchen Montag gerne in ein Gasthaus einkehren möchte, weiß recht schnell, was diese Textzeilen für ihn zu bedeuten haben. Kostgänger, die an diesem Wochentag ihr Glück versuchen, stehen nämlich häufig vor verschlossenen Toren, denn die meisten Lokale haben da ihren berechtigten freien Tag.
So geschehen bei unserem Zwischenstopp im Werratal, wo wir während unserer Rückfahrt von
Geschrieben am 18.04.2022 2022-04-18| Aktualisiert am
18.04.2022
Besucht am 27.02.2022Besuchszeit: Mittagessen 4 Personen
Rechnungsbetrag: 52 EUR
Den Tag nach dem denkwürdigen Abend im Topaz mit dem Kollegen Borgfelder musste ich ruhig angehen lassen. Allein schon um des dicken Kopfes wegen und um den Restalkohol komplett abzubauen.
Es war unser letzter Tag in Bremen und dieser stand ganz im Zeichen der Familie. Draußen schien die Sonne, aber ein kalter Wind machte unseren gemeinsamen Besuch auf dem Friedhof im Bremer Ortsteil Lesum recht unangenehm.
Wir waren zusammen mit den Schwiegereltern dorthin aufgebrochen, um die Gräber der Großeltern zu besuchen. Zur Mittagszeit meldete sich dann ad hoc ein alter Weggefährte, der Hunger. Nach absichtlich ausgelassenem Frühstück kam sein Besuch aber nicht wirklich überraschend.
Da auch meine Frau Einkehrbereitschaft signalisierte und das in Lesum sehr beliebte griechische Restaurant Sparta – ich berichtete vor ein paar Jahren – fußläufig zu erreichen war, ließen wir es auf einen Spontanbesuch ankommen. Doch so schnell wir drinnen waren und einen Tisch im Gewühl ergattert hatten, strichen wir auch wieder die Segel. Zu laut, zu voll und mit dem Baby an Bord keine besonders gute Idee!
Nun war guter Rat teuer. Gut, dass da meine Schwiegereltern einen ihrer Meinung nach einfachen, aber recht passablen Italiener – in diesem Fall würde Italienerin tatsächlich besser passen – noch „aus Jugendzeiten“ kannten. Also griffen wir zur zweiten Option und steuerten das an der Stader Landstraße gelegene Mama Leone an.
Und so kam es schließlich zum allerersten Restaurantbesuch mit unserem kleinen, zu diesem Zeitpunkt knapp fünf Monate alten Töchterchen. Um es mit den abgewandelten Worten von 80er Ikone Nena zu sagen: Irgendwie fängt irgendwann, irgendwo das gemeinsame Auswärtsessen an!
Und warum nicht in einem italienischen Ristorante, das seit Jahren für anständige Pizzen und Pastagerichte steht, den Anfang machen? Seit 1977 (!) existiert die von außen etwas schmucklos wirkende Teigfladenschmiede der Familie Leone an Ort und Stelle. Außenansicht
Meine Recherchen ergaben, dass Tochter Susan Leone in die Fußstapfen ihrer Eltern getreten ist – was heute ja eher die Ausnahme, denn die Regel darstellt – und das Ristorante im Jahr 2017 übernommen hat.
So manche, die heute noch hier einkehren, waren schon bei Maria und Pino, den Eltern von Susan, zu Gast und sind ihrer Lieblingspizzeria über die Jahre hinweg treu geblieben, wie ich zahlreichen FB-Kommentaren entnehmen konnte. Vielleicht nicht die aussagekräftigste, aber sicher nicht die schlechteste Referenz für einen Traditionsbetrieb.
Wir wurden von einer jungen Bedienung freundlich in Empfang genommen und zu einem Tisch im hinteren, etwas kleineren Gastraum geführt. Das Lokal war gut besucht an diesem Sonntagmittag. Aber für vier Erwachsene und ein Baby hatte man noch Plätze frei.
Nachdem die Impfformalitäten geklärt waren, erhielten wir das in diversen Klarsichtfolien steckende Speisenprogramm, das eine beeindruckende Auswahl mehr oder weniger gängiger Italokost listete. Neben Pizza und Pasta in den üblichen Deklinationen, wurden auch Fleisch- und vor allem Fischgerichte offeriert. Mit Gamberoni, Calamari und Cozze huldigte man hier vor allem den Früchten des Meeres.
Was den Alkoholkonsum betraf, übte ich mich in Zurückhaltung. Der Abend zuvor steckte mir noch in der Leber und so verzichtete ich auf Valpolicella, Frascati & Konsorten. Stattdessen labte ich mich bald an klassisch vor sich hin sprudelndem Blubberwasser der Marke „San Pellegrino“ (0,7l für 5 Euro). Schwiegermutti gönnte sich ein Alster (0,3l für 2,50 Euro), während sich ihr Gatte ein Viertel Bardolino (4 Euro) reinpfiff.
Die Pizzen werden im Mama Leone in drei verschiedenen Größen angeboten. Neben einer Kinderportion – schätze mal etwas größer wie eine Vinyl-Single früher – gab es sie in „Normal“ und „Groß“. Wie groß „Normal“ ist oder ob „Groß“ hier eher normal ist, war der Karte nicht wirklich zu entnehmen, da keine Durchmesser angegeben waren. Laut meinem Schwiegervater wäre die normale Größe aber völlig ausreichend, da es sich um Teigfladen mit etwas dickerem, weicherem Boden handeln würde.
Aha, also eher eine „Napoletana“ mit schönem „bordo alto“, denn eine knusprig dünne „Romana“. Den Rat des Schwiegervaters überhörte ich geflissentlich und entschied mich für die große Pizza „Sophia Loren“ (14,50 Euro) mit Salami, Schinken und zwei Spiegeleiern. Ich spekulierte da schon auf den Verzehr ihres erkalteten Rests am nächsten Tag.
Meine Frau hatte dagegen so richtig Lust auf eine Portion Spaghetti Aglio e Olio (7,30 Euro), während die Schwiegereltern auch die Rundbackwaren favorisierten, was ihnen jeweils eine „Funghi“ (5,50 Euro) und eine „Napoli“ (6 Euro) in Normalgröße einbrachte. Ein Tomatensalat (5 Euro) und ein grüner Salat (3 Euro) für die Vorabgelüste komplettierten unsere Order.
Ein an der Decke angebrachtes Netz ließ den gestrandeten Caprifischer in mir jauchzen. Wir saßen bequem auf Polsterstühlen mit Kunstlederüberzug und auch der Jüngsten am Tisch gefiel es hier deutlich besser als im trubeligen Sparta, aus dem wir kurz zuvor entflohen waren. Unser Tisch (Holzfurnier) befand sich in einer gemütlichen Ecke. Eine Umgebung, die sich allein schon deshalb als babyfreundlich erwies, da wir so ziemlich unter uns waren. Der hintere Gastraum
Wie schön, dass es diese einfachen Traditionsgasthäuser des kulinarischen Südens noch gibt, in denen man freundlich bedient wird und auch die Kleinigkeiten noch stimmen. In unserem Fall war es das zu den beiden Salaten gereichte Pizzabrot. Pizzabrot
Das kam in seiner gesalzenen Fluffigkeit aber auch sowas von „oldschool“ rüber, dass es die reinste Wonne war. Eines wusste ich also bereits vor dem Rendezvous mit Sophia Loren: der Teig – das geschmeidige Fundament von allem Runden hier – würde mir schmecken und das bedeutete ja schon mal was.
Über den mit ordentlichem Zwiebelanteil versehenen, gut gepfefferten Tomatensalat kann ich nichts sagen. Aber in Anbetracht der Jahreszeit durfte man bei der erklecklichen Ansammlung blassroter Schnitze auf dem Teller meines Schwiegervaters von einem nicht allzu intensiven Aromenspektakel ausgehen. Tomatensalat
Der grüne Salat meiner Gattin kam mit einfachem Essig-Öl-Dressing aus und fuhr damit ganz gut. Kleiner grüner Salat
Bald dufteten uns die üppig gratinierten Teigfladen entgegen. Zu meiner Verwunderung schlummerte mein aus Schinken und Salami bestehender Rustikalbelag unter einer geschmolzenen Käseschicht. Sollte das nicht umgekehrt sein? Setzte man sich hier etwa absichtlich über die gängigen Konventionen hinweg und schloss den ritualisierten Bestückungsvorgang mit Käse ab?
Bei der „Napoli“ des Schwiegervaters das gleiche Bild. Ein mächtiger Schmelzkäseteppich begrub seine pikanten Komplizen, in diesem Fall Sardellen und Kapern, unter sich. Pizza Napoli (Normalgröße)
Nur die frischen Pilze auf Schwiegermuttis Funghi-Fladen lagen obenauf und grinsten frech zu mir rüber. Pizza Funghi (Normalgröße)
Nicht frech, dafür aber mit einer gehörigen Portion skurrilem Zubereitungshumor gesegnet, schauten mich die aus einem doppelten Spiegelei mit zwei schwarzen Olivenpupillen bestehenden „Augen“ meiner Sophia-Loren-Pizza an. Pizza Sophia Loren
Das mondgesichtige Hefeerzeugnis schien mir augenzwinkernd klarmachen zu wollen, dass mein Magen eh nicht dafür ausgelegt sei, es hier und heute komplett zu vertilgen. Da schaut sie mich an, die Sophia...
Es sollte von Anfang an Recht behalten. Zwar kämpfte ich wie Charlton Heston 1961 in der Historienschmonzette „El Cid“, fühlte mich aber eher wie ein neapolitanischer Don Quixote beim Kampf gegen ein teiggewordenes Wagenrad.
Meine Frau nudelte sich währenddessen durch ihre beiden siamesischen Pastazwillinge namens Aglio und Olio. Nicht zu fettig, aber auch nicht allzu bissfest gerieten ihre Spaghetti, denen es meiner Meinung nach etwas an „Wumms“ fehlte. Gut, für sie war es der erste Auswärtsteller nach vielen Monaten und von daher ihre Anspruchshaltung auch nicht sonderlich hoch. Spaghetti Aglio e Olio
Meiner deftigen Italo-Scheibe mangelte es dagegen wahrlich nicht an Würze, was mir später noch einen ausgewachsenen Nachdurst einbrachte. Aber egal, der Zweck heiligt bekanntlich so manchen Pizzabelag und niemand von uns bereute den kleinen Abstecher in den leicht anachronistisch anmutenden Gastrokosmos der Familie Leone.
Vieles, was Vorrezensent Hanseat1957 vor rund 7 Jahren über das Mama Leone geschrieben hat, gilt auch heute noch. Das in die Jahre gekommene Innenleben, die etwas angestaubt wirkende Deko, die vielfältige Speisenauswahl und das gut gesalzene, leicht fettige Pizzabrot haben die Zeit überdauert.
Ob es sich bei diesem familiär geführten Ristorante tatsächlich um ein „Gesamtkunstwerk“ handelt, muss jeder für sich selbst beurteilen. Von zu langer Wartezeit aufs Essen kann ich jedoch nicht berichten. Vielleicht hat sich das ja im Zuge des Verjüngungsprozesses etwas gebessert.
Wir waren jedenfalls mit dem Verlauf dieser ersten Einkehr mit Baby sehr zufrieden. Die Kleine hielt gut durch und da uns auch die Schwiegereltern unterstützten, war das ein recht entspanntes Gastro-Debüt mit ihr. Wir genossen die sympathische Zeitreise back to the roots mit ordentlichen Pizzen, die trotz ihres nicht sonderlich großen Durchmessers gut sättigten.
Die drei Ramazotti zum Digestif gingen freundlicherweise aufs Haus und die Rechnung übernahm der spendable Herr Schwiegerpapa. Alles in allem also eine nicht unerfreuliche Stippvisite in diesem alteingesessenen Bremer Pizza-Tempel. Zwar kontrastierte der Besuch zu dem abends zuvor im Topaz Erlebten ganz gehörig, aber nur wer die einfachen Dinge der Kulinarik zu schätzen weiß, kann auch die Highlights in vollen Zügen genießen. Das reimt sich nicht – aber es erdet zumindest.
Oder um es mit den Worten eines großen Entertainers zu sagen: „You gotta get high before you taste the lows!“ (Robert Peter, genannt „Robbie“, Williams, 1997)
Den Tag nach dem denkwürdigen Abend im Topaz mit dem Kollegen Borgfelder musste ich ruhig angehen lassen. Allein schon um des dicken Kopfes wegen und um den Restalkohol komplett abzubauen.
Es war unser letzter Tag in Bremen und dieser stand ganz im Zeichen der Familie. Draußen schien die Sonne, aber ein kalter Wind machte unseren gemeinsamen Besuch auf dem Friedhof im Bremer Ortsteil Lesum recht unangenehm.
Wir waren zusammen mit den Schwiegereltern dorthin aufgebrochen, um die Gräber der Großeltern zu... mehr lesen
Ristorante Mama Leone
Ristorante Mama Leone€-€€€Restaurant, Pizzeria0421633195Stader Landstraße 17, 28719 Bremen
3.5 stars -
"Wenn dir Sophia Loren als Pizza getarnt tief in die Augen schaut, dann sitzt du vermutlich bei einem alteingesessenen Italiener in Bremen-Lesum…" marcO74Den Tag nach dem denkwürdigen Abend im Topaz mit dem Kollegen Borgfelder musste ich ruhig angehen lassen. Allein schon um des dicken Kopfes wegen und um den Restalkohol komplett abzubauen.
Es war unser letzter Tag in Bremen und dieser stand ganz im Zeichen der Familie. Draußen schien die Sonne, aber ein kalter Wind machte unseren gemeinsamen Besuch auf dem Friedhof im Bremer Ortsteil Lesum recht unangenehm.
Wir waren zusammen mit den Schwiegereltern dorthin aufgebrochen, um die Gräber der Großeltern zu
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Mein letzter Bericht über das vom ehemaligen Oberligafußballer (der SV Viktoria Herxheim, Anm.) Horst „Jacko“ Rimmel geführte Lokal ist über sechs Jahre her. Genügend Zeit also, um eine neuerliche kulinarische Bestandsaufnahme zu wagen.
Zusammen mit der nicht weit entfernten Kaminstubb gehört das „Bajazzo“ zu den „Max’auer“ Toplokalitäten in Sachen gepflegter deutscher Hausmannskost. Obwohl sich hier die weit und breit besten Rumpsteaks unter Messer und Gabel nehmen lassen und auch stets verlockende, saisonale Angebote die Empfehlungskarte zieren, steht das Restaurant völlig zu Unrecht im Schatten der gleich nebenan untergebrachten Nostalgie-Broiler-Butze namens „Gockelburg“.
Auch dieses Pfälzer Gastro-Unikat steht unter Rimmel’scher Ägide, denn es wird von Horst Rimmels Schwester Monika geführt. Nicht nur bei Einheimischen genießt diese urige Halb-Hahn-Hütte einen gewissen Kultstatus. Auch ihre badische Anhängerschaft ist zahlreich und scheut nicht die Anreise über den Rhein, um in den Genuss der wohl besten Grillhähnchen der Südpfalz zu kommen. Wer mehr über das wohlfrittierte „Max’auer Halbe“ wissen möchte, dem sei folgender Bericht ans Herz gelegt:
https://www.gastroguide.de/restaurant/38581/gockelburg/woerth-am-rhein/bewertung/24058/
Zurück zu Jack’s Bajazzo, das auch vom guten Ruf der knusprigen Vorzeige-Vögel aus der Nachbarschaft profitiert. An den Wochenenden ist die Gockelburg nämlich nicht geöffnet. Wer dennoch nicht auf einen Max’auer Grill-Gockel verzichten möchte, kann seiner Leidenschaft samstags oder sonntags im Bajazzo dann hälftenweise frönen, denn an diesen beiden Tagen wird die Standardkarte um die saftig-krossen Überflieger von nebenan erweitert.
Als ich an einem Sonntagabend Ende Mai zusammen mit meiner Mutter dort aufschlug, war die Verlockung groß, mir einen solchen Knusper-Adler einzuverleiben. Doch lediglich meiner Frau Mama war bei dieser Einkehr so richtig flatterhaft zumute, was sich später mit einem Dutzend Chickenwings (9,50 Euro) auf ihrem Teller niederschlug. Nun muss ich dazu anmerken, dass das Nagen schon immer meiner Mutters Lust ist und sie frittierte Hähnchenflügel in fast schon akribischer Art und Weise zu genießen vermag.
Das knusprige Dutzend
Dass dieser mit den Fingern vollgezogene Verzehrvorgang bei zwölf Exemplaren eine gewisse Zeit in Anspruch nahm, verlängerte unser Abendessen nicht unwesentlich, aber wir waren ja nicht auf der Flucht.
Gut gewürzte Wings sind schon was Leckeres...
Apropos Zeit. Diese durften wir im vorderen Teil des Etablissements verbringen, denn dort hatte uns der freundliche Servicechef platziert. Dieser wurde zusätzlich von zwei Damen unterstützt, die im gut besuchten Lokal die Bestellungen entgegennahmen und diese auch flott an die Tische brachten.
Der vordere, vom eigentlichen Gastraum etwas separierte Bereich war mir mit seinen drei bis vier Tischen stets der sympathischere, fällt doch durch dessen Fensterfront genügend Tageslicht ein, um ihn angenehm zu erhellen. Im großen „Speisesaal“ geht es dagegen weitaus schummriger zu, was durch die stimmige Beleuchtung zu späterer Stunde aber wieder ausgeglichen wird.
Meine Wahl fiel auf das zweite Signature Dish des Hauses, das Rumpsteak aus Argentinien mit grüner Pfeffersauce (25,50 Euro).
Rumpsteak an grüner Pfeffersauce
Im Preis inbegriffen war eine Schale mit gut gesalzenen Pommes frites, die à part serviert wurden.
Die Pommes-Beilage zum Rumpsteak
Neben der wie gewünscht medium rare gebratenen, sehr zarten Tranche aus dem Rinderrücken, die geschätzt 180 bis 200 Gramm auf den Teller brachte, war es die handwerklich tadellos zubereitete Pfefferrahmsauce, die mich mit der Zunge schnalzen ließ.
Das Rumpsteak im Anschnitt
Die kleine Menge an zusätzlich angegossener, kräftiger Jus hob sie schlussendlich in den Wörther Saucenolymp. Eine Handvoll gebratenes Sommergemüse ergänzte den süffigen Fleischteller durch ein auf Biss gegartes Maß an Vegetabilität.
Natürlich schreien jetzt wieder die auf Klimaneutralität bedachten Regionalrindvernichter auf. Und das im Übrigen völlig zu Recht! Wie kann man in der heutigen Zeit nur ein Rumpsteak aus Argentinien guten Gewissens verdrücken, wo es den Menschen dort doch so beschissen geht und das Fleisch nicht nur hormonbelastet ist, sondern sogar noch im Container um die halbe Welt geschippert wird?
Nun gehört das Bajazzo zu den ganz wenigen Restaurants, in denen ich mir Rumpsteaks südamerikanischer Herkunft noch schmecken lasse. Generell ist mir die Färse aus dem Schwarzwald oder das Charolais von unseren französischen Nachbarn natürlich lieber. Aber mein Konsum hat sich im Vergleich zu früher auch drastisch reduziert. Solche seltenen „Ausrutscher“ in Sachen ökologisch grenzwertigem Fleischkonsum kommen eigentlich kaum noch vor.
Vorab ließ ich mich übrigens noch auf einen kleinen Salatteller (5,40 Euro) ein.
Mein kleiner Grüner
Der kam mit einem fein abgeschmeckten Sauerrahmdressing, ein paar Croutons, halbierten Cocktailtomaten, hartgekochtem Ei und angerösteten Sonnenblumenkerne auf die Platte und bestand aus den üblichen Rohkostbarkeiten (Karotten- und Krautsalat) sowie frischem Blattgrün.
Nochmal der kleine Salatteller
Was dessen Preis-Genuss-Verhältnis betrifft, gab es nicht das Geringste auszusetzen. Ein wirklich gelungener Vertreter seiner Art.
Als endlich der letzte Hühnerflügel bis auf seine dünnen Knöchelchen abgenagt war und wir auch unsere Flasche Mineralwasser (0,75l zu 5,50 Euro) artig geleert hatten, machten wir uns auf und verließen zufrieden und rundum gesättigt den Ort des Geschehens.
Wer eine grundehrliche Fleischküche zu schätzen weiß, ist hier nach wie vor richtig. Die Steaks sind – um „Rimmels Willen“ – eine sichere Bank und die Preise für das Gebotene absolut angemessen. Einfach schön, solche gutbürgerlichen Lokale in der Nähe zu haben!