Kochen ist für mich eine Freude. Essengehen eine Leidenschaft. Das muss nicht immer auf höchstem Niveau sein. Auch ehrliche Hausmannskost oder kleinere Leckereien aus aller Welt können kulinarisch den Tag erhellen. Bei Restaurant-Kritik habe ich dann auch am "Darüber-Schreiben" gefallen gefunden. Der Wechsel zu GastroGuide eine logische Folge nach all der negativen Entwicklung dort. Als Südpfälzer kenne ich mich in der dortigen Gastrolandschaft auch ein wenig aus, bin aber immer froh, wenn ich über regionale Tellerränder schauen kann. Die asiatische Küche hat es mir dabei besonders angetan.
Kochen ist für mich eine Freude. Essengehen eine Leidenschaft. Das muss nicht immer auf höchstem Niveau sein. Auch ehrliche Hausmannskost oder kleinere Leckereien aus aller Welt können kulinarisch den Tag erhellen. Bei Restaurant-Kritik habe ich dann auch am "Darüber-Schreiben" gefallen gefunden. Der Wechsel zu GastroGuide eine logische Folge nach all... mehr lesen
Bewertungs-Statistik
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Besucht am 17.11.2018Besuchszeit: Abendessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 58 EUR
Wohl dem, der nach einer winterlichen Wanderung (auf das Weinbiet) die Gastlichkeit Gimmeldingens beim „Winzer“ genießen darf. Diesmal war es nämlich nicht der Gimmeldinger Steinbruch, der uns in den oberhalb Neustadts gelegenen Ortsteil mit den vielen Mandelbäumen lockte. Das Outdoorklettern macht gerade Winterpause und so behilft man sich mit weniger vertikalen Naturerlebnissen. Wandern am Haardtrand bzw. im Pfälzerwald ist da immer eine beliebte Alternative, die nicht minder hungrig macht. Wie gut, dass wir an jenem Samstagabend einen Tisch in der heimeligen Gastwirtschaft im Ortskern des Weinörtchens reserviert hatten.
Schon von außen heißt einem die wohlig beleuchtete Gaststube aufs herzlichste willkommen. Noch schnell ein Blick in den Schaukasten mit den Speiseangeboten und dann an paar Meter an rustikalen Fassböden vorbei ins Innere des behaglich eingerichteten Weinlokals. Das Interieur hat sich seit meinem letzten Besuch im Sommer vor zwei Jahren nicht verändert. Der alte Kachelofen, das viele dunkle Holz an Decke und Wänden, die massiven Holzstühle mit ausgesägtem Loch (in Herz- oder Weinglasform) in der Rückenlehne und die holzverkleidete Sitznische gehören noch genauso zum Inventar wie Chefkoch Stefan Braun. Nach wie vor setzt dieser bei der Ausgestaltung des Raumes weniger auf Weinstubenfolklore, sondern auf schlichte Eleganz, was dem Innenleben des „Winzers“ gut steht. Der gute Wolfram S. hätte zu Lebzeiten wohl von solider Bürgerlichkeit ohne Schwäche fürs Modernistische gesprochen.
Früher führte Stefan Braun zusammen mit seiner Frau Helga die „Brezel“ im Zentrum von Neustadt und machte sich schon zu dieser Zeit mit ideenreicher Frischeküche einen Namen. Seit September 2009 betreibt er den Gimmeldinger Winzer und auch hier bleibt er seinem Stil treu. Neben ehrlicher Regionalkost, wie sie pfalzübergreifend in vielen Weinstuben serviert wird, bietet Braun herzhaft Gutbürgerliches, nicht selten mit elsässischen Akzenten. Von seiner Liebe zum Nachbarn zeugen Quiche, Schnecken, Baeckeoffe und Woigugelhupf.
Seine Frau Helga vermissten wir an jenem Novemberabend. Statt ihrer wurde der Service von zwei jungen Mädchen geschmissen. Beide redlich bemüht, um ihre Sache möglichst gut zu machen. Was sie an Professionalität vermissen ließen, machten sie mit jugendlichem Charme locker wett und so fühlten wir uns von den jederzeit freundlich agierenden Mädels gut umsorgt, wenngleich es auch manchmal etwas dauerte, bis wir eine der beiden zu Gesicht bekamen.
Wir waren recht früh dran und wurden zu unserem Tisch am Ende des Gastraums geführt. Von dort beobachtete ich, wie sich dieser nach und nach füllte. Als wir zweieinhalb Stunden später den Winzer wieder verließen, waren noch nahezu alle Tische (manche auch mit größeren Gruppen) belegt.
Die Beschaffenheit der Speisenkarte hätte gar nicht „oldschooler“ ausfallen können, steckten doch die bedruckten Listen in wenig kultiviert wirkenden Klarsichthüllen. Die Zweckmäßigkeit heiligte eben die Mittel. Gleich auf Seite 1 lockte ein übersichtliches Aperitifangebot mit Sherry, Campari, Ricard und Co zu Preisen, die den Appetit nicht verdarben. Das Glas Riesling Sekt vom Weingut August Ziegler aus Maikammer war für erfreuliche 4,50 Euro zu haben. Das Bier stammte von der 1846 in Ludwigshafen-Oggersheim gegründeten Privatbrauerei Gebr. Mayer. Ein Familienbetrieb, der sich heute „Mayer’s Brauwerk“ nennt und als mittlerweile in der fünften Generation geführter Hort handwerklich hergestellter Hopfenkaltschalen die älteste Braustätte der Pfalz darstellt.
Selbstverständlich stand bei der Getränkeauswahl das umfangreiche Weinangebot im Vordergrund. Wir sind schließlich hier in Gimmeldingen, wo so wohlklingende Großlagen wie Meerspinne und Mandelgarten zum Stolz der Mittelhaardt gehören. Stolleis, Ziegler, Steigelmann – dem Kenner durchaus bekannte Namen, deren Kreszenzen auch viertelweise für um die 5 Euro offen ausgeschenkt wurden.
Gegen den Durst behalf man sich mit einer Flasche Mineralwasser für zurückhaltende 2,90 Euro. Mayer‘s Kellerbier kam frisch vom Fass, also warum nicht mal antesten? Bier in Gimmeldingen – klang irgendwie antizyklisch, schmeckte aber richtig gut. Die 0,3l-Abfüllung stand später mit 3,80 Euro auf der Rechnung. Soweit galten unsere durstigen Seelen als gesättigt, aber auch die hungrigen sollten mit Gutem gefüllt werden.
Wir wollten uns ja nicht nur den Mund „amüsieren“, sondern hatten von der Wanderung richtig Hunger mitgebracht. Gleich bei der ersten Seite mit den Tagesempfehlungen (jeweils vier Vor- und Hauptspeisen plus ein Deesert) blieb ich hängen. Bauerngans, Grünkohlknödel, Wildschweinsaumagen und Elsässer Baeckeoffe versprachen deftige Winterkost. Doch auch das Standardrepertoire klang appetitanregend. Knusprig gebackene, pikante Pulled-Pork-Kroketten, Saumagencarpaccio, französische Zwiebelsuppe und jede Menge auf Sauerkraut gebettete Pfalz-Classics (Flääschknepp, Broodworscht, Saumaache unn nadierlich Läwwerkneedel) waren zu zivilen Preisen erhältlich.
Für gutbürgerlich gesinnte Carnivoren standen Wiener Schnitzel, argentinisches Rumpsteak, Winzersteak vom Schweinenacken und Schweinerückensteak mit Spätzle und Pfefferrahmsauce bereit. Mit 17,90 Euro markierte der entweder von Kräuterbutter oder Röstzwiebeln begleitete Fleischhappen aus Südamerika (inkl. Bratkartoffeln) die preisliche Obergrenze. Selbst das in der Butterpfanne gebratene Kalbsschnitzel kam mit Pommes frites und Salat nicht über lobenswerte 17,50 Euro hinaus.
Auf Nachfrage hin wurde die wahre Identität der „Rahmsuppe des Tages“ (5 Euro) geklärt. Um das feine Kartoffelcrèmesüppchen mit Einlage kam ich nicht herum. Aber auf den Feldsalat mit Kracherle und ausgelassenem Speck, Kirschtomaten und Wachtelei (7,90 Euro) wollte ich auch nicht verzichten. Also habe ich ganz locker nach Art und Weise meines Bremer Mentors zwei Vorspeisen bestellt. Man gönnt sich ja sonst nicht gerade viel. Meine nicht ganz so gierige Begleitung begnügte sich mit dem hausgebeizten Lachs an Kräutersauce und bunten Blattsalaten (11,50 Euro) vorweg.
Der in einem anderen Forum als „Elsassinator“ gefürchtete Schreiber dieser Zeilen outet sich hier mal als getreuer Verehrer der herzhaften bürgerlich-elsässischen Rustikalküche. Genau wie beim Pfälzer Pendant wird auch bei ihr getreu dem Motto „Im Einfachen liegt die Raffinesse“ aufgetischt. Schön, dass sich Küchenchef Stefan Braun dies zu Eigen macht und mit einigen typischen Spezialitäten aus der Nachbarregion aufwartet. So ein Elsässer Baeckeoffe, der stundenlang in einer traditionellen Steingutterrine gegart wird, ist schon eine besonders köstliche Deftigkeit, die einem in der Pfalz nicht so oft serviert wird.
Das nach dem Backofen des örtlichen Bäckers („Bäckerofen“) benannte Gericht, bei dem die weibliche Landbevölkerung mit ihren mit Fleisch, Kartoffeln und Gemüse gefüllten Tonterrinen die Restwärme des Bäckerofens ausnutzten (so die Überlieferung), gehört mittlerweile zum kulinarischen Erbe des Elsass. Seine verschiedenen, mürbe gegarten Fleischsorten (Rind, Lamm, Schwein), die sättigenden Kartoffeln und der aromatische Sud aus Gemüse und trockenem Weißwein machen ihn zu einem ganz besonderen Leckerbissen, der an kalten Tagen das Herz erwärmt.
Ungeachtet der beiden Vorspeisen entschied ich mich für den Elsass-Eintopf, auch wenn ich schon im Vorfeld um seine Mächtigkeit wusste. Die hierfür verwendeten Zutaten und der Aufwand bei der Zubereitung rechtfertigten allein seinen Preis, der mir mit 18,90 Euro keineswegs zu hoch erschien. Meine Begleitung bestellte im Hinblick auf ihr Magenvolumen wesentlich vernünftiger. Wie vor zwei Jahren sollten es auch diesmal wieder die Käsespätzle mit Röstzwiebeln und gemischtem Salat (8,90 Euro) sein.
Die Küche grüßte mit frischem Kräuterquark, zu dem sich dunkles Bauernbrot und ein paar Radieschen gesellten und der uns die Wartezeit aufs Essen etwas verkürzte. Die mit einem schmackigen Hackklops als Einlage gereichte Kartoffelsuppe duftete leicht nach Majoran und zeugte von solidem Handwerk beim Abschmecken. Zeitgleich mit ihr traf der feinsäuerlich angemachte Feldsalat ein, bei dem die buttrigen Croutons und der würzige Speck für ein kraftvolles Geschmacksbild sorgten. Auch die Dame gegenüber lobte ihren Lachsteller, der liebevoll zusammengestellt war und mit Produktfrische überzeugte. Der hausgebeizte Protagonist brillierte im Zusammenspiel mit einer leichten Kräutersauce und der dezent würzigen Vinaigrette der Blattsalate. Daneben steuerten Schnittlauch und Dill frische Noten bei. Cocktailtomate und Wachtelei rundeten den Teller stimmig ab.
Schon leicht vorgesättigt warteten wir gespannt auf unsere beiden Hauptgänge. Der Baeckeoffe dampfte mir ganz stilecht aus einer kleinen Tonterrine entgegen. Kaum hatte ich diese ihres Deckels entledigt, nahm ich dessen unverwechselbaren Fleischduft war. Die Säure des Weißweins: präsent. Der Wohlgeruch des Gemüses (Zwiebeln, Karotten, Lauch): betörend. Darüber ein Teppich aus herrlich zarten Pfälzer Kartoffelscheiben. Gewiss keine leichte Kost, aber ein glücklich machender, beherzt gewürzter Mikrokosmos guter Zutaten, die anscheinend genügend Zeit hatten, ihr Aroma schonend zu entfalten. Besonders der aus Wein, Fleisch- und Gemüsesaft gewonnene Sud schmeckte umwerfend. Umamifaktor 100! Ihm war es wohl in erster Linie zu verdanken, dass ich den Inhalt der Terrine bis auf den letzten Krümel verputzte.
Die schlotzig-cremigen Käsepätzle, die sich meine Begleitung munden ließ, habe ich schon beim letzten Bericht lobend erwähnt. Von der Portionsgröße her stimmig und was die Käseausstattung betraf mächtig, so das Fazit der komplett gesättigten Dame am Tisch.
Die Frage nach einem Nachtisch erübrigte sich genauso wie die Frage, ob wir dem Winzer mal wieder einen Besuch abstatten. Na, klar! Denn hier in Gimmeldingens Ortskern sind die Preise reell und das, was auf den Teller kommt, frisch und schmackhaft zubereitet. Gut, so einen traumhaften Blick in die Rheinebene wie vom nicht weit entfernten Moro hat man hier nicht. Dafür wird man aber anständig bedient und muss sich nicht über das PLV ärgern.
Wohl dem, der nach einer winterlichen Wanderung (auf das Weinbiet) die Gastlichkeit Gimmeldingens beim „Winzer“ genießen darf. Diesmal war es nämlich nicht der Gimmeldinger Steinbruch, der uns in den oberhalb Neustadts gelegenen Ortsteil mit den vielen Mandelbäumen lockte. Das Outdoorklettern macht gerade Winterpause und so behilft man sich mit weniger vertikalen Naturerlebnissen. Wandern am Haardtrand bzw. im Pfälzerwald ist da immer eine beliebte Alternative, die nicht minder hungrig macht. Wie gut, dass wir an jenem Samstagabend einen Tisch in der... mehr lesen
Gimmeldinger Winzer
Gimmeldinger Winzer€-€€€Restaurant0632160678Meerspinnstr. 24, 67435 Neustadt an der Weinstraße
4.5 stars -
"Urgemütlich, deftig, preiswert - bei diesem Winzer lässt es sich gut schlemmen!" marcO74Wohl dem, der nach einer winterlichen Wanderung (auf das Weinbiet) die Gastlichkeit Gimmeldingens beim „Winzer“ genießen darf. Diesmal war es nämlich nicht der Gimmeldinger Steinbruch, der uns in den oberhalb Neustadts gelegenen Ortsteil mit den vielen Mandelbäumen lockte. Das Outdoorklettern macht gerade Winterpause und so behilft man sich mit weniger vertikalen Naturerlebnissen. Wandern am Haardtrand bzw. im Pfälzerwald ist da immer eine beliebte Alternative, die nicht minder hungrig macht. Wie gut, dass wir an jenem Samstagabend einen Tisch in der
Besucht am 15.11.2018Besuchszeit: Abendessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 28 EUR
Zugegeben, es war schon ein seltsames Gefühl, als ich nach über 20 Jahren die Stufen des ehemaligen Ratskellers zu Kandel hinunterstieg, um nach so langer Zeit mal wieder dort einzukehren. Schon damals in den wilden 90ern war hier eine Pizzeria, die in Anlehnung an den heimeligen Gewölbekeller den Namen „La Grotta“ trug. Diese war eine durchaus beliebte Adresse für knusprige Teigfladen italienischer Provenienz und eine willkommene Alternative zur damals oft ausgebuchten Pizzeria Da Angelo im nicht weit entfernten Tabakdorf Hayna (bei Herxheim).
Seit 1998 betreibt die Familie Pisano die urige Taverne und seitdem zählt das „La Taverna“ zu den kulinarischen Verlässlichkeiten der südpfälzischen Kleinstadt. Wer keine Lust auf deftige griechische Fleischkost („Sto Castello“ schräg gegenüber), knusprige halbe Hähnchen („Drei Mohren“ quasi ums Eck) oder gehobenere Kreativküche („Zum Riesen“ die Hauptstraße runter) hat, ist hier immer noch gut aufgehoben.
Am Interieur hat sich jedenfalls wenig geändert. Und so wurde es ein erfreulich gemütlicher Abend, den wir in einer lauschigen Ecke zwischen unverputzten Sandsteinwänden bzw. unter rotem Backsteingewölbe verbrachten. Von kleineren Unzulänglichkeiten beim Essen einmal abgesehen, fühlten wir uns im alten Ratskeller gut aufgehoben. Hätten wir da schon die Pizza probiert, wäre die Rechnung auch kulinarisch aufgegangen, zumal bei einem Folgebesuch zur Mittagszeit ihre fluffig-saftige Konsistenz an alte Zeiten erinnerte und auch geschmacklich nichts zu wünschen übrig ließ.
So viel zur Vorgeschichte und dem „Drumherum“. Heute wird die Pizzeria von Paula Pisano alleine geführt. Nach der Trennung von ihrem Mann Guiseppe, der seit diesem Jahr in der Herxheimer „Galerie“ für italienische Momente sorgt, eine mutige Entscheidung. Doch die jungen Servicekräfte italienischer Herkunft signalisieren familiären Zusammenhalt, ohne den die Trattoria wahrscheinlich nicht mehr existieren würde.
Der Empfang fiel an jenem Donnerstagabend angenehm freundlich aus. Wir durften uns ein ruhiges Plätzchen in einem der vielen behaglichen Winkel des Gastraumes aussuchen und hielten auch bald die Speisenkarten in unseren Händen. Der größte Andrang schien an diesem Abend schon vorüber und so zählten wir kurz nach 20 Uhr zu den letzten Neuankömmlingen. Der vordere Teil des beschaulichen Kellergewölbes war noch zur Hälfte mit Gästen gefüllt. In dieser trauten Atmosphäre fühlten sich die noch anwesenden Pärchen, Familien, Freunde oder Kollegen sichtlich wohl. Ein unauffälliger Mix aus Alt und Jung sorgte für eine angenehme Geräuschkulisse, bei der die angeregten Unterhaltungen von wohlklingendem Geschirr- bzw. Besteckgeklapper noch untermalt wurden.
Die rotweiß-eingedeckten Tische gemahnten an alte italienische Gasthaustugenden. Zwischen ihnen war ausreichend Platz, um nicht an den Gesprächen der Nachbartische unfreiwillig zu partizipieren. Ein Ort für Romantiker, gewiss. Aber ohne zu dick auftragen zu wollen. Eher was fürs erste Date, bei dem die Umgebung nicht zu laut und schon gar nicht zu hell sein sollte. Und tatsächlich verbreiteten die paar Funzeln an Decke und Wänden alles andere als betriebsame Bahnhofsatmosphäre.
Leicht schummrig ist die ehemalige „Grotte“ auch heute noch ausgeleuchtet und das passt ganz wunderbar zur schlichten Einrichtung. Bei den großformatigen Wandgemälden, auf denen altmodisch gekleidete Menschen an längst vergangene Zeiten erinnern, kann man sicherlich geteilter Meinung sein. Aber auch hier verhindern die gedämpften Lichtverhältnisse allzu viele unnötige Entdeckungen und lassen den Blick am Wesentlichen, nämlich an der Person gegenüber haften. Ach, wie schön, dass es solche Refugien für Freunde essbarer Erinnerungen noch gibt. Der „Italiener ums Eck“, bei dem die Zeit eine Pizza lang stillsteht, darf niemals aussterben, so mein Gedanke an diesem Abend.
Ein Lichtlein wurde entzündet und wäre der Abend nicht in die Zeit meiner absoluten Alkoholabstinenz gefallen, wäre wohl sofort ein Gläschen perlender Lambrusco geordert worden. Stattdessen fand eine Flasche San Pellegrino für gerade noch subventionierbare 4,50 Euro den Weg auf unseren Tisch. Gut, das Italo-Durchschnittsaqua perlte auch und tat ja nicht weh. Beim „Eifelhasch“ (Bitburger) vom Fass muss man da schon vorsichtiger sein. Mit süßem Sprudel zum Radler erhoben, lässt es sich aber halbwegs genießen. Mit 3,30 Euro für den halben Liter war man hier dabei.
Bei über 40 Pasta-Positionen auf der in Ringbuchform mit eingehefteten Klarsichthüllen konzipierten Karte (hatte ich auch schon lange keine mehr in Händen…) wurde uns die Auswahl nicht gerade leicht gemacht. Dazu gesellte sich ein ansehnliches Pizza-Angebot, das dem Nudelreigen in puncto Vielfalt in nichts nach stand. Bei der hausgemachten Pasta gab es einige Entdeckungen, die vom Standardrepertoire gewöhnlicher Pizzerien erfreulicherweise abwichen. So erinnerten mich beispielsweise die Orrechiette alle Cime di Rapa (12,90 Euro) an meinen Apulien-Urlaub, wo das mit Stängelkohl verfeinerte Nudelgericht herkommt.
Tortellacci tricolore, Panzerotti alla siciliana, Cavatelli con Vongole und Triangoli Rucola seien an dieser Stelle exemplarisch für das breite Spektrum an selbstgemachter Pasta genannt, die preislich zwischen 11 und 15 Euro oszillierte. Die lediglich in Einheitsgröße erhältlichen Pizzen durchbrachen dagegen selten die pekuniäre Grenze von 10 Euro. Bei meinem Besuch zur Mittagszeit wurde die Standardkarte von ein paar preisgünstigen Tagesempfehlungen, bei denen auch ein kleiner Beilagensalat inklusive war, ergänzt. Mit ein paar Fleischklassikern (z.B. Scaloppina Valdostana), diversen Risotti und gegrilltem bzw. frittiertem Fisch (Lachs, Dorade und Co.) präsentierte sich das Angebot fast schon unverschämt üppig. Da wird wohl zwangläufig einiges aus der Gefriertruhe kommen, so meine Vermutung, die mich bei meiner Wahl zu einem Al-Forno-Klassiker tendieren ließ.
Die Entscheidung zu Gunsten der „Combinazione“ (8,20 Euro) war gefallen. Meine Begleitung wählte die „Spaghetti la Taverna“ (11 Euro), die mit schwarzen Oliven, Sardellen, scharfen Peperoni, geriebenem Schafskäse, Knoblauch und Tomatensauce nicht hätten deftiger klingen können. Für vorweg gab ich noch eine Tomatencrèmesuppe (4,50 Euro) in Auftrag. Beim Mittagstisch ein paar Tage später wurde die Pizza 4 Stagioni (9,80 Euro) auf meinen Wunsch hin ihrer Artischocken beraubt und durch scharfe Salami ersetzt. Kochschinken, Champignons, Paprika und milde Peperoni gesellten sich beim Belag dazu und lieferten den Geschmack.
Der Pizzaboden war etwas dicker und von luftig weicher Konsistenz. Das Glück kam dampfend aus dem Steinbackofen und es besaß einen kross gebackenen Untergrund, dessen ungleichmäßig verteilte Backbräune von solidem Handwerk kündete. Das Käse-Belag-Verhältnis stimmte zudem. Die Zutaten waren frisch und verliehen den heißen Teigfladen die nötige Saftigkeit und dieses typisch würzige Aroma, das einen gleich an die tief verinnerlichten Esserlebnisse beim Italiener zu Kindertagen erinnerte.
Die Tomatensuppe hatte dagegen eher Durchschnittsniveau. Ein Zuviel an Sahne ebnete sie geschmacklich ein und hinterließ einen eindimensionalen, langweiligen Geschmack am Gaumen, dem jegliche Frische (durch Säure) fehlte. Auch hier liege ich wohl nicht komplett falsch, wenn ich die Herkunft der Grundzutaten dem Konserven- bzw. Tetrapack-Milieu zuordne. Klar, machen das bestimmt viele Italiener genauso, weshalb eine gute Crema Pomodoro heute schon eher die Ausnahme darstellt.
Meine Combi kam dann derart heiß aus dem Steinbackofen, dass ich dem blubbernden Al-Forno-Gericht noch ein wenig Zeit gab, um auf Esstemperatur zu gelangen. Die Mischung aus Bechamel und Tomatensauce vertrug sich gut mit dem gratinierten Käse. Leider wurden die Nudeln (Penne, Tortellini, Fusilli) eine Spur zu lange gekocht, bevor sie ihren Gang in die Auflaufform antraten. Die logische Folge: der 300°-Celsius-Ofen nahm ihnen auch noch den letzten Biss. Schade, denn an der Sauce war nichts auszusetzen, wenn auch eher im geschmacklichen Mainstream angesiedelt. Bei den Spaghetti meiner Begleitung hatte man es dagegen mit der Süffigkeit etwas übertrieben, denn die deftige Tomatensauce hinterließ eine ansehnliche Ölpfütze auf ihrem Teller. Und auch hier hätten die Nudeln bissfester ausfallen können.
Zusammenfassend liegen die Stärken des „La Taverna“ eindeutig im Bereich Pizza, wobei es sicherlich auf einen weiteren Besuch ankäme, um die Pastaqualität noch genauer unter die Lupe zu nehmen. Ein großes Plus des Traditionslokals ist sein anachronistisch anmutendes Ambiente, bei dem Nostalgiker voll auf ihre Kosten kommen. Auch das freundliche Service-Team und die blitzsauberen Nassräume (sahen frisch renoviert aus…) hinterließen einen positiven Eindruck. Sicherlich spielt die „Taverna“ nicht in der gleichen Liga wie das Mörzheimer „Piccolo Paradiso“ oder das Landauer „Sapori D’Italia“, aber eine gemütliche Alternative für eine schmackhafte Oldschool-Pizza „ums Eck“ ist sie allemal.
Zugegeben, es war schon ein seltsames Gefühl, als ich nach über 20 Jahren die Stufen des ehemaligen Ratskellers zu Kandel hinunterstieg, um nach so langer Zeit mal wieder dort einzukehren. Schon damals in den wilden 90ern war hier eine Pizzeria, die in Anlehnung an den heimeligen Gewölbekeller den Namen „La Grotta“ trug. Diese war eine durchaus beliebte Adresse für knusprige Teigfladen italienischer Provenienz und eine willkommene Alternative zur damals oft ausgebuchten Pizzeria Da Angelo im nicht weit entfernten Tabakdorf Hayna... mehr lesen
La Taverna
La Taverna€-€€€Restaurant07275949781Hauptstraße 61, 76870 Kandel
3.5 stars -
"Alteingesessenes Ristorante im Zentrum von Kandel, das mit fluffig-saftigen Old-School-Pizzen, hausgemachter Pasta und rotweiß-karierter Gemütlichkeit essbare Erinnerungen weckt" marcO74Zugegeben, es war schon ein seltsames Gefühl, als ich nach über 20 Jahren die Stufen des ehemaligen Ratskellers zu Kandel hinunterstieg, um nach so langer Zeit mal wieder dort einzukehren. Schon damals in den wilden 90ern war hier eine Pizzeria, die in Anlehnung an den heimeligen Gewölbekeller den Namen „La Grotta“ trug. Diese war eine durchaus beliebte Adresse für knusprige Teigfladen italienischer Provenienz und eine willkommene Alternative zur damals oft ausgebuchten Pizzeria Da Angelo im nicht weit entfernten Tabakdorf Hayna
Geschrieben am 28.11.2018 2018-11-28| Aktualisiert am
28.11.2018
Besucht am 09.09.2018Besuchszeit: Mittagessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 58 EUR
Im September waren wir mit den Kollegen übers Wochenende nach München gefahren. Auch Lehrer vom Lande müssen mal Großstadtluft schnuppern und so machten wir drei Tage lang die Hauptstadt des Freistaats unsicher. Ein gastronomisches Erlebnis der deftigeren Art stand auch auf unserer kulinarischen Agenda: eine halbe Schweinshaxn beim „Kufflerwirt“ alias „Haxnbauer“ im altehrwürdigen Scholastikahaus aus dem 14 Jahrhundert.
Hier im Zentrum Münchens begann mit der Eröffnung des „Haxnbauers“ in den 80er Jahren die kometenhafte Gastrokarriere des Roland Kuffler, der als Jungunternehmer schon in den 60ern eine Studentenkneipe nach der anderen eröffnete und der mittlerweile über 40 (!!!) Restaurants in Deutschland sein Eigen nennt. Seit rund zwei Jahren hat sich der erfolgreiche Entrepreneur aus dem operativen Geschäft zurückgezogen, nun leiten seine beiden Söhne Sebastian und Stephan die Geschicke des Kuffler-Imperiums.
Der gemeine Münchentourist landet oft ohne es zu wissen in einem Gastbetrieb der Kuffler-Gruppe. So sind beispielsweise das Spatenhaus an der Oper und das Seehaus im Englischen Garten beliebte Besucheradressen, die für viele zu einem Münchentrip einfach dazu gehören.
Wir waren schon ein paar Mal in diesem Alt-Münchner „Haxaurant“ zu Gast und wurden nie enttäuscht. Ich glaube sogar, vor vielen Jahren einen Bericht auf der mittlerweile legendären, leider nicht mehr existenten RK-Seite veröffentlicht zu haben. Der hat sich jedoch in „Yelp“ aufgelöst. Also doch noch mal ran ans Gerät und rein ins Schmankerlseminar im bayrischen Institut für knusprig gegrillte Haxialkunde…oder war es Haxometrie? Naja, nach ein paar Halben von Dinkelacker (für 4,90 Euro) weiß man das am Ende auch nicht mehr so genau.
Doch zuerst noch ein Blick ins Skript, das uns der flinke Service-Assessor nonchalant reichte. Wie sich herausstellte, beherrschte er auch die englische Sprache, die er bei den vielen ausländischen Gastessern mit rustikalem Charme zum Besten gab, fließend. Ramenmüde Asiaten und burgerresistente Amerikaner tummelten sich zuhauf auf den unbequemen Holzstühlen in der großräumigen Wirtshaushalle und die meisten von ihnen hatten nur eins im Sinn: einen der fein gewürzten, langsam über Buchholzkohle gegrillten Schweins- oder Kalbshaxen zu erstehen.
Auch wir waren im Namen des Haxens unterwegs und machten gleich mit Sonderwünschen auf uns aufmerksam. Statt der gummiartigen Kartoffelpappmaché-Knödel sollte diesmal eine ordentliche Kelle Kartoffelpüree auf unseren von Bratensauce benetzten Tellern landen. Preislich tat das nichts zur Sache und wurde von den „Haxenmächten“ mit den üblichen 18,90 Euro berechnet. Klar, wer hier noch vorweg eine Brotzeit oder eine Suppe zu sich nimmt, muss schon ein ausgedehntes Magenvolumen vorweisen können, um nicht später bei den Schweinereien vom Grill einzuknicken. Aber wir waren ja diesbezüglich keine Erstsemester und wussten unsere Säfte (des Magens) einzuteilen.
Wir schauten uns in der gut besuchten Halle der Deftigkeiten um und machten schockierende Beobachtungen. Der gemeinhin als entdeckungsfreundlich geltende, hier im Rudel auftretende Asiate machte schon zu Beginn seiner bajuwarischen Fleischkur grobe Fehler, da er sich auf fremdem Terrain nicht richtig kulinarisch akklimatisierte, sprich sich nicht langsam genug an Biersee und Fleischberg heranwagte, sondern gleich aufs Ganze ging. Und das Ganze ist in diesem Falle wörtlich gemeint. Ich spreche vom ganzen Schweins- oder Kalbshaxen, dessen Ausmaße vorweg vom Service gezeigt werden und der schließlich nach Gewicht berechnet wird. Selbst für sportliche Carnivoren mit eingefleischtem Hang zu XXL-Portionen wären die aufgefahrenen Eisbeinlichkeiten wahrlich keine Selbstgänger gewesen. Und so kam es dann, wie es kommen musste: das Meiste davon ging zurück und landete im Abfalleimer. „Schad ums Geld!“, wie mir der große Gerhard Polt am Tisch gegenüber fiktiv bestätigte.
Aber genug beobachtet. Unsere kross gegrillten Rotationskörper vom Buchholzkohlegrill waren schon im Anflug. Nach der Theorie nun also die Praxis. Zwei stattliche, nahezu haxensymmetrische Schweineunterschenkel lagen stolz auf dem Bratensaucenspiegel. Daneben ein Kartoffelpüree, das tatsächlich schmeckte. Und zwar – kein Witz – nach Kartoffeln! Mit geeignetem Schneidewerkzeug ausgerüstet, galt es zunächst die unter der aufgepoppten Krachschwarte befindliche Fettschicht wegzuschneiden. Diese kulinarische „Liposuktion“ war bitter nötig, da bei einem solchen Gericht dem Geschmacksträger Fett für gewöhnlich zu viel Anteil zugemessen wird. Für den Zugang zum saftig-mürben Kern brauchte es fast schon chirurgische Fähigkeiten.
Der vollmundige Geschmack des zarten roten Fleisches entschädigte jedoch für die anfängliche Säbelei. Das Wort „saugut“ war in diesem Zusammenhang mehr als angebracht. Dies lag wohl in erster Linie an der nach einem alten Geheimrezept zubereiteten Marinade, wie meine nachträgliche Recherche im Worldwideweb ergab. Angeblich werden die opulenten Leckerbissen 24 Stunden lang in einer delikaten Salz-Kräuter-Mischung mariniert, bevor sie auf dem Grill ihre letzten Runden drehen.
Auch wir drehten danach noch ein paar Runden, was im Wesentlichen unserer Verdauung geschuldet war. Einem der zuvor bereits erwähnten Gäste aus dem fernen Osten hatte die überdimensionierte Kombination aus Bier und Beinfleisch wohl etwas auf den Magen geschlagen. Meine Kollegin warnte jedenfalls vor dem Besuch der Nassräume, da es dort ihrer Meinung nach nicht besonders gut roch. Nun, wir verzichteten gerne auf die Schattenseiten des Institutslebens und waren uns einig, dass es für Haxenfreunde keinen besseren „Place to be“ gibt als das Kufflersche Wirtshaus im Herzen der Weltstadt mit Herz.
Im September waren wir mit den Kollegen übers Wochenende nach München gefahren. Auch Lehrer vom Lande müssen mal Großstadtluft schnuppern und so machten wir drei Tage lang die Hauptstadt des Freistaats unsicher. Ein gastronomisches Erlebnis der deftigeren Art stand auch auf unserer kulinarischen Agenda: eine halbe Schweinshaxn beim „Kufflerwirt“ alias „Haxnbauer“ im altehrwürdigen Scholastikahaus aus dem 14 Jahrhundert.
Hier im Zentrum Münchens begann mit der Eröffnung des „Haxnbauers“ in den 80er Jahren die kometenhafte Gastrokarriere des Roland Kuffler, der als Jungunternehmer... mehr lesen
Haxnbauer im Scholastikahaus
Haxnbauer im Scholastikahaus€-€€€Restaurant, Take Away0892166540Sparkassenstraße 10, 80331 München
4.0 stars -
"Wenn Schweinshaxe, dann hier im Münchner Institut für bayrische Schmankerlogie und Haxialkunde" marcO74Im September waren wir mit den Kollegen übers Wochenende nach München gefahren. Auch Lehrer vom Lande müssen mal Großstadtluft schnuppern und so machten wir drei Tage lang die Hauptstadt des Freistaats unsicher. Ein gastronomisches Erlebnis der deftigeren Art stand auch auf unserer kulinarischen Agenda: eine halbe Schweinshaxn beim „Kufflerwirt“ alias „Haxnbauer“ im altehrwürdigen Scholastikahaus aus dem 14 Jahrhundert.
Hier im Zentrum Münchens begann mit der Eröffnung des „Haxnbauers“ in den 80er Jahren die kometenhafte Gastrokarriere des Roland Kuffler, der als Jungunternehmer
Besucht am 15.10.2018Besuchszeit: Abendessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 60 EUR
Seit November 2013 existiert das japanische Restaurant Kaiseki in der Karlsruher Karlstraße. Keine Ahnung, ob oder wie oft sich in diesen fünf Jahren das Betreiber- bzw. Personalkarussell gedreht hat. Gesichert ist laut Webseite die Existenz eines Partnerrestaurants namens „Fashion Asia Grill“, das seit diesem Sommer im Stadtteil Daxlanden Freunde des asiatischen Feuertopfs („Sukiyaki“) beglückt.
Das Kaiseki hingegen befindet sich im Zentrum der Fächerstadt. Diverse Straßenbahnlinien halten hier ganz in der Nähe („Mathystraße“) und vereinfachen die Erreichbarkeit für öffentliche Nahverkehrsteilnehmer. Autofahrer müssen dagegen schon etwas länger nach einem geeigneten Parkplatz suchen, da die wenigen verfügbaren Möglichkeiten an dieser Hauptverkehrsachse rar gesät sind. Am besten man stellt den Bolliden in einer Seitenstraße ab, zahlt ordentlich seine Parkgebühr und nimmt einen kleinen Spaziergang in Kauf.
Doch die Mühe lohnt, denn das Sushi-Angebot gehört hier sicherlich mit zum Besten, was man in Karlsruhe zwischen seine Stäbchen geklemmt bekommt. Und auch die Atmosphäre im Gastraum hob sich angenehm vom asiatischen Einheitsinterieur ab. Das dezent wirkende Einrichtungsdesign strahlte sachliche Ruhe aus und wirkte zum Großteil kitschbefreit. Nur im Eingangsbereich empfand ich den künstlichen „Bambushain“ mit Lichterkette etwas too much, aber das ist ja immer eine Geschmacksfrage. Lampionartige Hängeleuchten, dunkle Holztische, gepflegter Laminatboden und mit samtigen, grauen Hussen überzogene Stühle kündeten von schlichter Eleganz. Eine japanisch anmutende, mit diversen Accessoires (Brunnen, Figuren, Pflanzen) ausgeschmückte Abschlusswand hätte man sogar als echten Hingucker bezeichnen können.
Wenig Schnickschnack auch bei der Tischdeko. Schwarze Ess-Stäbchen, ein farblich passender, geschwungener Suppenlöffel und ein unscheinbarer Tonkrug mit Soja-Sauce bevölkerten die frugal wirkende, dunkle Tischplatte, die von etwas helleren Platzsets aus Kunststoff überdeckt wurde.
Wir waren die ersten Gäste an diesem Abend und so konnten wir beobachten, wie sich das Innere des Kaiseki peu à peu füllte bis schließlich alle Plätze belegt waren. Viele Gäste aus Asien waren anwesend. Meist ein Indiz für authentische Zubereitungen. Nicht nur auf TA stolpert man häufig über den Ausdruck „Reservierungspflicht“. Dies kann ich nach unseren beiden Besuchen nur bestätigen. Wir hatten jedoch mit einem Anruf vorgesorgt.
Das Ginger-Ale (0,4 l) wird hier für städtische 3,90 Euro ins Glas gefüllt, während die kleine Maracuja-Saft-Schorle (0,2 l) mit 2,20 Euro zu Buche schlug. Mit Asahi und Kirin hat man zudem zwei japanische Biere im Sortiment. Sake-Trinker können sich karaffen- oder flaschenweise durch das kleine, aber feine Angebot an hochwertigen Reisweinen trinken. Wesentlich günstiger sind dagegen die roten und weißen Kreszenzen aus Baden, Italien und Frankreich zu haben. Aber wer möchte schon mit einer „Hex vom Dasenstein“ inflagranti erwischt werden…
Auffallend freundlich und umsichtig agierten die Servicekräfte, die uns zügig die laminierten, plakativ mit Bildern gestalteten Speisekarten reichten. Das preisgünstige Mittagsmenü, das knapp 20 Gerichte zwischen 8 und 15 Euro (inkl. Misosuppe, Salat, ein paar Dim Sum und Dessert) listete, wurde darin zuerst abgehandelt. Beim Abendmenü war die Auswahl natürlich deutlich umfangreicher. Suppen, Salate, Tempuravariationen und Fleischiges vom Grill stellten einen schon bei den Vorspeisen vor die Qual der Wahl. Dem begegneten wir mit probierwütiger Tapas-Attitüde, indem wir munter drauflos bestellten und die kleinen Köstlichkeiten mehr oder minder gerecht am Tisch teilten.
Rinderfilet, Teriyaki Entenkeule und gebratene Udon-Nudeln hatten von der Menge und vom Preis her dann eher Hauptgerichtcharakter. Eine ausgesuchte Sushi-Auswahl kündete von Maki, Nigiri und Sashimi und Co. Vier Empfehlungen vom Sushi-Meister, der stoisch seinem Metier in Sichtweite hinter der Frischfischtheke nachging, fielen dabei besonders ins Auge. Es handelte sich dabei um besonders aufwändig zusammengebastelte Inside-Out-Rollen, die schon beim Lesen die Gier nach Rohfisch weckten. Wir konnten nicht umhin und orderten die „Karlsruher Rolle“, ein geachteltes Inside-Out-Kunstwerk, das in seinem Reismantel rohen Thunfisch, frittierte Garnele und Avocado bereit hielt. Dem nicht genug. Angeflämmter Lachs umgab die Reisschicht als zweite Robe. Scharfe Majosauce, roter Fischrogen und der übliche Wasabi-Hügel komplettierten unsere üppige Vorspeise, die uns unter Berücksichtigung der hier verwendeten Produkte und ihrer sorgfältigen Verarbeitung mit 18,90 Euro nicht zu hoch kalkuliert erschien. Frischer, hochwertiger Fisch hat eben seinen Preis. Und dass man es im Kaiseki mit der Produktfrische sehr ernst nimmt, ist nicht nur dem Info-Text auf der Homepage zu entnehmen, sondern auch deutlich schmeckbar.
Davon konnte ich mich schon beim ersten Besuch im April dieses Jahres beim Sashimi vom Thunfisch (3 Scheiben für 6,90 Euro) überzeugen. Auch das kleingeschnittene, japanische Schweineschnitzel in Pankopanade (6,90 Euro) war mir noch in guter Erinnerung, weshalb ich es beim zweiten Besuch gleich wieder orderte. Das noch beim letzten Mal als Vorspeise verputzte, mit ordentlich Avocado versehene Thunfisch-Tartar (8,20 Euro) fiel heuer der „Karlsruher Rolle“ zum Opfer. Dazu gesellten sich zwei mega-saftige Yakitori-Hühnerspieße (4,60 Euro), eine Schale voll würziger Miso-Suppe (2,80 Euro) sowie gegrilltes Schweinefleisch mit Honig-Pfeffer-Sauce (5,90 Euro). Wäre da nicht das überbackene Saisongemüse (10,90 Euro) meiner Begleitung gewesen, wäre unser Tisch bei den vielen kleinen Fleischgängen zum reinsten Carnivoren-Idyll verkommen.
Der Vollständigkeit halber sei noch erwähnt, dass ich die Riesengarnelen in Tempura (2 Stück; 4,20 Euro) noch nachorderte und in vollen Zügen genoss. Die pure Lust auf asiatische Preziosen hatte mich da schon längst ergriffen. Dennoch kamen all die kleinen Grilladen und „Tempurista“ nicht an die famose Inside-Out-Rolle zu Beginn heran. Diese zählte mit zu den besten Sushi-Kreationen, die wir dieses Jahr gerollt bekamen. Hier zeigte der Rohfischmeister, was er drauf hat. Sehr produktfokussiert und handwerklich akkurat umgesetzt, geriet die „Karlsruher Rolle“ zu einem wahren Leckerbissen, der ganz ohne Kunsteisnebel bzw. andere Showeffekte (wie sie ja derzeit bei manchen Asiaten angesagt sind) auskam. Wer also sein Sushi in überdurchschnittlicher Qualität genießen möchte, wird in der Karlsruher Karlstraße fündig. Und das zu sehr reellen Preisen.
Seit November 2013 existiert das japanische Restaurant Kaiseki in der Karlsruher Karlstraße. Keine Ahnung, ob oder wie oft sich in diesen fünf Jahren das Betreiber- bzw. Personalkarussell gedreht hat. Gesichert ist laut Webseite die Existenz eines Partnerrestaurants namens „Fashion Asia Grill“, das seit diesem Sommer im Stadtteil Daxlanden Freunde des asiatischen Feuertopfs („Sukiyaki“) beglückt.
Das Kaiseki hingegen befindet sich im Zentrum der Fächerstadt. Diverse Straßenbahnlinien halten hier ganz in der Nähe („Mathystraße“) und vereinfachen die Erreichbarkeit für öffentliche Nahverkehrsteilnehmer. Autofahrer müssen... mehr lesen
4.0 stars -
"Mittlerweile unser Favorit in Sachen Sushi, Tempura und Co." marcO74Seit November 2013 existiert das japanische Restaurant Kaiseki in der Karlsruher Karlstraße. Keine Ahnung, ob oder wie oft sich in diesen fünf Jahren das Betreiber- bzw. Personalkarussell gedreht hat. Gesichert ist laut Webseite die Existenz eines Partnerrestaurants namens „Fashion Asia Grill“, das seit diesem Sommer im Stadtteil Daxlanden Freunde des asiatischen Feuertopfs („Sukiyaki“) beglückt.
Das Kaiseki hingegen befindet sich im Zentrum der Fächerstadt. Diverse Straßenbahnlinien halten hier ganz in der Nähe („Mathystraße“) und vereinfachen die Erreichbarkeit für öffentliche Nahverkehrsteilnehmer. Autofahrer müssen
Besucht am 20.09.2018Besuchszeit: Abendessen 4 Personen
Rechnungsbetrag: 208 EUR
Sein guter Ruf lockt selbst Gäste aus der Pfalz über den Rhein. In diesem Fall ein Wörther Schlemmerquartett, das mal wieder eine „Clubsitzung“ auf der rechten Rheinseite abhielt. Doch diesmal verschlug es uns nicht in die Fächerstadt, sondern ins badische Outback, wo eine gastronomische Entdeckung (der Schwiegerpapa eines Mitglieds hatte den Tipp gegeben…) auf vier hungrige Pfälzer wartete. Die Rede ist vom Restaurant „S’Badisch“ in Malsch, dessen Name wohl keinen Zweifel an seinem rechtsrheinischen Standort lässt. Etwa 20 km südlich von Karlsruhe und in unmittelbarer Nachbarschaft zur Stadt Ettlingen gelegen, befindet sich das schmucke Fachwerkhaus mit der Hausnummer 36 mitten im Zentrum der Gemeinde Malsch.
Es empfiehlt sich eine navigationsunterstützte Anfahrt, da einem sonst die vielen Einbahnstraßen in den Wahnsinn treiben. Auch die Parkplatzsituation ist nicht optimal, aber ein kleiner Spaziergang vor und nach dem Essen hat ja bekanntlich noch keinem geschadet.
Schon bei unserer Ankunft waren wir positiv überrascht. Die liebevoll gestaltete, von viel Grün umrankte Terrasse sorgte für mediterranes Flair. Der laue Sommerabend tat sein Übriges und erlaubte ein Genießen unter freiem Himmel. Auch im Inneren hätten wir uns wohlgefühlt. Die im Vintage-Look eingerichtete Gaststube glich eher einem südfranzösischen Bistrot als einem badischen Restaurant. Antikes Mobiliar und jede Menge dekorative Accessoires auf Tischen, Anrichten und Fensterbänken ergänzten sich in der Summe zu einem äußerst individuellen Landhaus-Stil, der das Motto des Lokals gut widerspiegelte.
„Ländlich, zünftig, fein“. Mit diesen drei Attributen, die sich auch auf dem großformatigen Wirtshausschild vor dem Haus wiederfanden, geben die beiden Betreiberinnen Barbara Droht und Sabine Darge die kulinarische Richtung vor. Seit nunmehr fünf Jahren führen sie dieses kulinarische Kleinod mit viel Leidenschaft und Detailliebe. Von den gehäkelten Tischdeckchen, über den üppigen Blumenschmuck bis hin zur Deko im Shabby-Style. Alles wirkt hier als wäre es mit Bedacht aufeinander abgestimmt.
Kein Wunder, denn „s’Badisch“ ist fest in Frauenhand. Und so waren es ausschließlich weibliche Servicekräfte, die uns an diesem Abend bestens umsorgten. Der Empfang fiel äußerst herzlich aus und trotz des hohen Gästeaufkommens – die komplette Terrasse war an diesem Abend besetzt – wurden wir umsichtig und zuvorkommend bedient. Ein Crodino Secco (5,50 Euro) und ein Viertel Grauer Burgunder vom Weingut Bimmerle aus der Ortenau (5,90 Euro) zum Aperitif ließen uns gut in den Abend gleiten. Der erste Durst wurde mit einer Flasche Mineralwasser der Marke Taunusquelle (5,20 Euro) gelöscht. Das frisch gezapfte Ketterer Pils (0,3l für 2,80 Euro) aus Pforzheim war dem Kollegen etwas zu herb.
Man gab uns ausreichend Zeit, die kunstvoll gestaltete Speisen- und Getränkekarte zu studieren. Schon deren erste Seite machte unmissverständlich klar, dass hier auch gern über den badischen Tellerrand hinaus gekocht wird. Klassische Kombinationen, mal regional inspiriert, mal saisonal beeinflusst kündeten von einer abwechslungsreichen Küche, die nicht mit mediterranen Akzenten geizte. Gebratene Garnelen, Rindercarpaccio und überbackener Ziegenfrischkäse wurden als Vorspeisen angeboten. Ergänzt von einem Kürbis- und einem Pfifferling-Crème-Süppchen.
Besonders gut gefielen uns die kleinen „Versucherle“. Diese verführerischen Mini-Portionen waren schuld, dass wir uns einmal quer durch das Vorspeisenprogramm futterten und das zu äußerst moderaten Preisen. Zusätzlich standen zehn verschiedene Hauptgerichte zur Auswahl. Hier wurde ein recht breiter Spagat zwischen gutbürgerlicher Traditionsküche (Rumpsteak, Schnitzel, Zwiebelrostbraten und Kalbstafelspitz) und ambitionierteren Kreationen (Maishähnchen an Couscous-Salat, Surf and Turf auf badische Art, Kalbsrückensteak an Pfifferling-Rahm-Sauce) geleistet. Mit Semmelknödeln und Tagliatelle wurde auch an die Vegetarier gedacht.
Und so kam es, dass wir vor unseren Hauptgängen noch einige dieser „Tapas“ orderten. Wir probierten beide Cremesuppen (jeweils 2,50 Euro), die mit Sahnehaube in einem kleinen Gläschen serviert wurden. Sowohl die Kürbis-, als auch die rahmig-sahnige Pfifferlingcrème zeugten von einer sicheren Hand beim Abschmecken. Die ehrliche Verarbeitung der saisonalen Grundprodukte stand hier klar im Vordergrund. Der Verzicht auf Convenience und andere Küchenhelfer, für Küchenchefin Barbara Droht eine Selbstverständlichkeit, war mit jedem Löffel schmeckbar.
Ebenfalls sehr stimmig fiel die saftige Garnele im Knuspermantel (5,50 Euro) auf orientalisch angehauchtem Linsensalat aus. Keine dominante, lätschige Teighülle, kein penetranter Fettgeschmack. Stattdessen auf den Punkt gebraten und daher von traumhafter Konsistenz. Genauso hochwertig und mit ordentlich Petersilie und Knoblauch verfeinert kamen die Froschschenkel „Elsässer Art“ (6,50 Euro) in einer aromatischen Sahne-Sauce auf den Teller. Auch der gemischte Blattsalat mit gebratenen Pfifferlingen und Parmesanspänen (10 Euro) geriet zum schmackhaften Glücklichmacher vorweg.
Gut, dass die kleinen Portionen noch genügend Platz für die noch ausstehenden Hauptgänge ließen. Den brauchten wir auch, denn vor allem „s’Badisch-Schnitzel“ (19 Euro) erschien mächtig portioniert. Zu dem mit Grünländer-Käse gefüllten, panierten Schweineschnitzel wurden knusprige Bratkartoffeln à part gereicht. Auch ein kleiner Salatteller war beim „Signature dish“ des Hauses mit dabei. Das zart geklopfte Schnitzel hatte ausreichend Würze unter seiner krossen Panade und wurde nach traditioneller Art mit Butterschmalz in der Pfanne gebraten. Zusammen mit dem geschmolzenen Käsekern war das wahrlich kein Gericht für fettvermeidende Kalorienzähler. Dafür aber ein umso herzhafteres Beispiel für deftige Hausmannskost.
Auch das „normale“ Schnitzel Wiener Art (16 Euro) kam mit Bratkartoffeln und Beilagensalat daher. Um das knusprig panierte Teil vom Schweinerücken noch etwas süffiger zu gestalten, wurde zusätzlich ein Kännchen Pfifferlingrahmsauce geordert. Bei ihr monierte der Kollege mit dem Schnitzel-Verdienstkreuz ein wenig die fehlende Geschmackstiefe, die von einem etwas zu beherzten Einsatz von Sahne herrührte. Dagegen wurden die lediglich mit etwas Pfeffer und Salz gewürzten, sautierten Steinpilze (15 Euro) von dem mir gegenüber sitzenden Feinschmecker mehrfach gelobt.
Ich freute mich auf meine badische Surf-and-Turf-Version (15 Euro). Sie war als „Hauptgericht-Versucherle“ deklariert und daher etwas kleiner portioniert. Ein recht übersichtliches, aber dafür butterzartes Rinderfilet wurde von seidigem Erbsenpüree und ein paar aufgespießten Flusskrebsen getoppt. Zusammen mit delikat duftenden, noch leicht bissfesten Rosmarinkartoffeln ein tadelloses Gericht, bei dem viel Wert auf gute Produktqualität, korrekte Garzeiten und ein süffiges Geschmacksbild gelegt wurde. Mit zwei Portionen von der hausgemachten Schokoladen-Tarte (3,80 Euro) und einem ansehnlichen Stück von der opulenten Himmelstorte (4,50 Euro) wurde unserer Lust auf einen süßen Abschluss Rechnung getragen.
Einziger kleiner Wermutstropfen dieses in sich schlüssigen Gesamtkonzepts war die nur sehr begrenzte offene Weinauswahl (die mich zum Radler-Trinken animierte...). Schade, denn mit den passenden Tropfen würde sich auch der Genuss der fein zubereiteten Speisen noch steigern. Alles andere hat an unserem Besuchsabend jedoch gepasst. Wir genossen eine bodenständige, ehrliche Küche, die auf sorgfältige Zubereitungen und handwerkliches Können schließen ließ und können den beiden Betreiberinnen nur beipflichten, wenn sie im Einband ihrer Speisenkarte schreiben: „…Kochen ist Liebe und Kochen ist auch Kunst!“.
Sein guter Ruf lockt selbst Gäste aus der Pfalz über den Rhein. In diesem Fall ein Wörther Schlemmerquartett, das mal wieder eine „Clubsitzung“ auf der rechten Rheinseite abhielt. Doch diesmal verschlug es uns nicht in die Fächerstadt, sondern ins badische Outback, wo eine gastronomische Entdeckung (der Schwiegerpapa eines Mitglieds hatte den Tipp gegeben…) auf vier hungrige Pfälzer wartete. Die Rede ist vom Restaurant „S’Badisch“ in Malsch, dessen Name wohl keinen Zweifel an seinem rechtsrheinischen Standort lässt. Etwa 20 km südlich... mehr lesen
4.0 stars -
"Positive Überraschung beim zweiten kulinarischen „Club-Ausflug“ über den Rhein" marcO74Sein guter Ruf lockt selbst Gäste aus der Pfalz über den Rhein. In diesem Fall ein Wörther Schlemmerquartett, das mal wieder eine „Clubsitzung“ auf der rechten Rheinseite abhielt. Doch diesmal verschlug es uns nicht in die Fächerstadt, sondern ins badische Outback, wo eine gastronomische Entdeckung (der Schwiegerpapa eines Mitglieds hatte den Tipp gegeben…) auf vier hungrige Pfälzer wartete. Die Rede ist vom Restaurant „S’Badisch“ in Malsch, dessen Name wohl keinen Zweifel an seinem rechtsrheinischen Standort lässt. Etwa 20 km südlich
Besucht am 24.08.2018Besuchszeit: Abendessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 90 EUR
Bei uns in der Südpfalz gibt es jede Menge verlässliche Adressen, in denen es sich vortrefflich einkehren und genießen lässt. Der von Wolfgang und Ulrike Reuter schon seit den 90er Jahren betriebene „Holzappel“ in Pleisweiler-Oberhofen (Ortsteil Oberhofen) zählt da zweifellos dazu. Mein letzter Bericht liegt schon über zwei Jahre zurück. Zeit also für ein kleines Update, das auf zwei relativ dicht aufeinanderfolgenden Besuchen Ende August bzw. Mitte September basiert.
Über das Interieur des geschmackvoll eingerichteten Fachwerkhauses aus dem 18. Jahrhundert habe ich schon ausführlich berichtet. Genau wie über die herzliche Art der Hausherrin, mit der sich eigentlich immer ein netter Plausch im Laufe des Abends entwickelt. Schade nur, dass die jungen weiblichen Servicekräfte – mit Ausnahme des manchmal aushelfenden Sohnes Justus – diese Form der Kommunikation mit den Gästen kaum pflegen.
Da freut man sich jedes Mal, wenn Ulrike Reuter persönlich am Tisch vorbeischaut und man sich mit ihr über Wein, den Pfalz-Tourismus oder gastronomische Neuigkeiten aus der Region austauschen kann. Das eine oder andere Probiergläschen zur Erweiterung des vinophilen Horizonts springt dabei oft heraus. Was tut man nicht alles, um sich fortzubilden. „Per aspera ad astra“ – wie nicht nur der weinaffine Altsprachler zu sagen pflegt.
Apropos Wein. Die Weinkarte der Reuters kann sich nach wie vor sehen lassen. Listet sie doch einen guten Querschnitt durch die Südpfälzer Reblande. Regionale Winzer aus der Nachbarschaft, wie z.B. die ortsansässigen Weingüter Leonhard und Wilker, sind da genauso vertreten wie Bekanntes aus der VDP-Liga (Becker, Bernhart, Rebholz, Minges). Die Auswahl an offenen Kreszenzen ist respektabel. Aber der Flaschenweinbestand toppt das noch. Hier lässt sich die ein oder andere fair bepreiste Trouvaille entdecken, wobei der Schwerpunkt klar bei den Weißweinen liegt. Bei dem Angebot an Riesling, Silvaner, Bukett- und Burgundersorten werden selbst norddeutsche Mitglieder der „WRF“ („Weiße Reben Fraktion“) fündig.
Eine Flasche Tönissteiner Sprudel (0,7l für 3,80 Euro) war schnell geordert. Das Viertel von Friedrich Beckers „Guillaume“, einer sicheren Bank in Sachen Rotwein-Cuvée, hatte natürlich auch seinen Preis. Aber die 7,50 Euro waren gut angelegt. Qualität kostet eben. Außerdem gönnt man sich ja sonst nichts. Deutlich weniger stoffig, dafür mit etwas mehr Frucht im Glas, präsentierte sich der trockene Rote vom Weingut Villa Pistoria (5,60 Euro fürs Viertel). Das hoch oben an den Hängen des Bad Bergzaberner Liebfrauenberges gelegene Weingut von Michael Naab liefert erstaunliche Qualitäten zu zivilen Preisen. Und mit dem Grauburgunder vom Stiftsweingut Meyer aus Gleiszellen (2,80 Euro fürs Achtel) machten wir sowieso nichts falsch.
Zwei Sorten Brot und ein Schälchen vom hausgemachten Kräuterquark bilden seit jeher eine verlässliche Kombination zum Amuse. Es sind ja oft die einfachen Dinge, die – wenn sie gut zubereitet sind – das Herz des Genießers erwärmen. Und – wie in dem Fall – die Lust auf weitere Genüsse befeuern.
Bei unserem Besuch im August genossen wir vorweg die gebratenen Jakobsmuscheln in milder Currysauce zusammen mit feinen Sepia-Nudeln und Kaiserschoten (15,50 Euro) sowie einen kleinen Blattsalat (4 Euro). Das Muschelfleisch war innendrin noch schön glasig. Drei perfekt gebratene, stattliche Exemplare (keine Baby-Kamm-Muschel-Kuriositäten wie man sie in Neustadt-Gimmeldingen gerne untergejubelt bekommt) lagen auf süßlich-aromatischer Curry-Sauce. Die helle Sauce bot zusammen mit den schwarzgefärbten Nudeln und den grünen Zuckerschoten eine stimmige Farbkombination auf dem Teller. Da ließ ich mir selbst die knallrote Cocktailtomate als zentralen Farbtupfer gefallen. Einziges kleines Manko an diesem ansonsten einwandfreien Teller waren die Kaiserschoten, die jeglichen Biss vermissen ließen.
Bei den Hauptgängen fiel die Entscheidung auf das ausgelöste Stubenküken auf Pfifferling-Kartoffelragout (21,50 Euro) sowie das Lamm-Zweierlei (kurzgebratenes Lammfilet und geschmorte Lammschulter) auf cremigen Schnippelbohnen mit Rosmarinplätzchen (24 Euro), das sich meine Begleitung schmecken ließ. Das Junghuhn lag zerteilt auf delikatem Pilz-Kartoffel-Ragout, dem es nicht an feiner Säure fehlte. Ein köstlicher Umami-Teppich, auf dem das ausgelöste Stubenküken seine perfekt gewürzte Ruhe fand. Außen knusprig und innen saftig, war das Gourmet-Geflügel der reinste Gaumenschmaus. Schade nur, dass diese jungen Dinger nicht größer werden. Auch die Dame gegenüber lobte ihr rosa gebratenes Lammfilet, das ausgezeichnet mit dem cremigen Bohnengemüse harmonierte. Die dicke Tranche von der geschmorten, mit mediterranen Kräutern gefüllten Lammschulter fiel herrlich mürbe aus und ließ ebenfalls nichts zu wünschen übrig. Ein ansehnlicher Saucenspiegel, dessen Duft auf eine würzige Lamm-Jus schließen ließ, komplettierte dieses hochwertige Fleischgericht. Die als Rosmarinplätzchen bezeichnete Kartoffelbeilage, kenne ich als Resteverwertung für übriggebliebenes Püree. Auf beiden Seiten in Butter angebraten eignen sich diese Kartoffelküchle oder –plätzchen sehr gut als „Saucenschwämmchen“.
Ein paar Wochen später wagten wir uns vorweg an die sauren Zipfel (2 Stück für 7 Euro). Diese fränkische Spezialität lässt sich der Franke Wolfgang Reuter von der Bergzaberner Metzgerei Kieffer nach seiner Vorstellung „zusammenwursten“. Serviert wurden sie in einem Suppenteller, denn sie schwammen in warmem Zwiebelsud. Zusammen mit den weichgekochten Zwiebeln und der leicht säuerlichen Brühe war das eine Vorspeise mit viel Schmackes und Charakter. Ein unerwartetes kulinarisches Highlight war auch der herzhaft-saure Blattsalat mit Speck und Croutons (6,50 Euro). Sein einfaches, aber perfekt abgeschmecktes Essig-Öl-Dressing sowie seine knusprig-würzigen Beigaben machten ihn zu etwas Besonderem.
Diesmal entschieden wir uns für das gekochte Rindfleisch mit feiner Meerrettichsoße und Bouillonkartoffeln (16,30 Euro) sowie den aus Lachs und Zander geflochtenen „Fischzopf“, der von feinen Bandnudeln, Brokkoli-Röschen und einer intensiven Safransoße begleitet wurde. Für 21,50 Euro ein verdammt gutes Fischgericht, bei dem Frische und Würze harmonisch ineinandergriffen und für ein ausgewogenes Geschmacksbild sorgten. Besonders die hocharomatische, auf delikater Schalentierbasis erstellte Safransoße hatte es mir angetan. Ich kann mich nicht erinnern, jemals eine bessere gegessen zu haben. Auch nicht im Lamm zu Neupotz. Wären wir allein im Gastraum gewesen, hätte ich zweifellos die Reste vom Teller geleckt. Die Idee, Kartoffeln in Brühe zu kochen, ist ja nicht neu. Und gerade zu Tafelspitz bzw. zu gekochtem Rindfleisch mit Meerrettich passen sie als Beilage sehr gut.
An diesem Abend war nach dem Salatteller, den sauren Zipfeln und den Hauptgängen kein Platz mehr für einen süßen Abschluss. Ein paar Wochen davor ließen wir uns gemischte rote Beeren mit zwei stattlichen Nocken vom weißen Schokomousse (8,50 Euro) schmecken. Frisch, fruchtig, süß und dazu nicht allzu schwer, war das eine ideale Portion zum Teilen.
Schade, aber verständlich, dass das Ehepaar Reuter nach so vielen Jahren in der Gastro ans Aufhören denkt. Das lauschige Fachwerkhäuschen steht jedenfalls zum Verkauf, wie uns zu Ohren kam. Doch es scheint gar nicht so einfach zu sein, die passenden Nachfolger zu finden. Hoffentlich dauert es noch ein paar Jahre. Den vielen zufriedenen (Stamm-)Gästen kann es nur recht sein.
Bei uns in der Südpfalz gibt es jede Menge verlässliche Adressen, in denen es sich vortrefflich einkehren und genießen lässt. Der von Wolfgang und Ulrike Reuter schon seit den 90er Jahren betriebene „Holzappel“ in Pleisweiler-Oberhofen (Ortsteil Oberhofen) zählt da zweifellos dazu. Mein letzter Bericht liegt schon über zwei Jahre zurück. Zeit also für ein kleines Update, das auf zwei relativ dicht aufeinanderfolgenden Besuchen Ende August bzw. Mitte September basiert.
Über das Interieur des geschmackvoll eingerichteten Fachwerkhauses aus dem 18. Jahrhundert habe... mehr lesen
4.0 stars -
"Kulinarische Heimspiele im sympathischen Familienbetrieb" marcO74Bei uns in der Südpfalz gibt es jede Menge verlässliche Adressen, in denen es sich vortrefflich einkehren und genießen lässt. Der von Wolfgang und Ulrike Reuter schon seit den 90er Jahren betriebene „Holzappel“ in Pleisweiler-Oberhofen (Ortsteil Oberhofen) zählt da zweifellos dazu. Mein letzter Bericht liegt schon über zwei Jahre zurück. Zeit also für ein kleines Update, das auf zwei relativ dicht aufeinanderfolgenden Besuchen Ende August bzw. Mitte September basiert.
Über das Interieur des geschmackvoll eingerichteten Fachwerkhauses aus dem 18. Jahrhundert habe
Besucht am 13.07.2018Besuchszeit: Abendessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 34 EUR
Ich bin ein Dumpling-Junkie. Kein Maultaschenvasall, der sein „Herrgottsb’scheißerle“ auch am Karfreitag aus der trüben Brühe fischt. Nein, eher einer, der in größeren Urbanisationen den chinesischen Teigtaschen kulinarisch nachstellt. Vor gut 15 Jahren fing es an. Ich besuchte meine (europäische) Lieblingsmetropole London und machte dort meine ersten Erfahrungen in Sachen Dim Sum.
Die geschmackliche Vielfalt dieser gedämpften oder frittierten Häppchen kantonesischer Provenienz hat es mir angetan. Noch heute ziehe ich diese Form der Zwischenmahlzeit jeder fleischgewordenen Bio-Bulette mit Regionalbezug vor. Aber auch für ein vollwertiges Mittag- oder Abendessen taugen die gefüllten „Dumplinge“. Am ersten Abend unseres diesjährigen Berlin-Trips „dim-summten“ wir in einem kleinen Laden in der Schliemannstraße. Kein Zufallstreffer. Schon vor 3 Jahren kehrte ich mit einem Kollegen dort ein und war sehr zufrieden mit der gebotenen Auswahl und Qualität.
Das putzige Lokal befindet sich in einer eher ruhigeren Ecke des Prenzlauer Berges, inmitten des sogenannten „Helmholtzkiezes“, der mit seiner großen Auswahl an asiatischen Einkehrmöglichkeiten die Freunde von Bento, Sushi und Pho anlockt. Beim letzten Besuch saß ich mittags im „Lecker Song“, dessen Name mich schon damals verwunderte, aber nicht abschreckte. Gut so, denn sonst wäre ich nie in den Genuss seiner kleinen, in Reisteig gepackten Köstlichkeiten gekommen.
Gerade mal 15 Personen finden im winzigen Gastraum Platz. Und diese sitzen ziemlich dicht beieinander. Den vorherrschenden Platzmangel und die damit verbundene Enge empfanden wir dennoch nicht als störend. Im Gegenteil: die zwanglose Wohlfühlatmosphäre lässt einen schnell ankommen. Am Besuchsabend wurden noch ein oder zwei Tische zusätzlich vor dem Lokal platziert. Das warme Sommerwetter lockte nach draußen. Vielleicht war das auch der Grund, warum wir unangemeldet noch einen der wenigen freien Plätze im Inneren ergattern konnten.
Wir saßen recht bescheiden auf buntbestickten Sitzkissen, welche die Wandbank und die Bambushocker etwas bequemer erscheinen ließen. Auf den hellen, funktionalen Holztischen türmten sich bald die Dampfkörbchen aus Bambus, in denen die kleinen Leckerbissen an den Tisch gebracht wurden. Die orangefarbenen Wände wurden von Tapetenstreifen mit Blumenmustern (in schwarz-weiß) und ein paar gerahmten Bildern etwas aufgepeppt. Ansonsten würde ich die Einrichtung als eher schlicht bezeichnen. Die Küche, die sich im hinteren Bereich des Raumes befand, war nur durch einen Tresen vom Gastraum getrennt, so dass man – je nach Sitzposition – Einblick in die „Dampfarbeiten“ hatte.
Die Bedienung agierte in gelassener Freundlichkeit, wie man es von vielen asiatischen Läden her kennt. Man reichte uns die übersichtlich gestaltete Speisenkarte, in der die Gerichte nicht nur gelistet und ins Englische übersetzt wurden, sondern auch entsprechend bebildert waren. Etwas unnötig aus meiner Sicht, da sich bei den Dim Sum das Wesentliche ja im nicht einsehbaren Inneren abspielt. Und das lässt sich nun mal schwer ablichten. Außerdem sind Speisekarten mit Bildern in (zumeist) südlichen Ländern eher als Warnung zu verstehen, da sie als unmissverständlicher Indikator für Touri-Klitschen gelten.
Schön, dass man sich vorab wenigstens via Facebook über das Speisenangebot im „Lecker Song“ informieren konnte. Für davor standen zwei Suppen (Wantan und Tofu), die beide für 3,80 Euro angeboten wurden, bereit. Daneben listete die Karte eine Handvoll kleinerer Vorspeisen (Edamame, Seetang-Salat, eingelegter Chinakohl, etc.), die sich preislich knapp unter 4 Euro bewegten. Das Dim-Sum-Programm bestand aus zehn Veggie-Varianten und acht mit Fleisch gefüllte Teigtaschen. Einige davon konnte man auch gebraten (anstatt gedämpft) bestellen. Ergänzt wurde die übersichtliche Zusammenstellung von einer kleinen Auswahl an süßen Dim Sum zum Dessert. Je nach Größe befanden sich vier oder fünf Exemplare in einem runden Bambuskörbchen. Bei Preisen zwischen 3,90 Euro und 4,50 Euro ließ es sich munter drauflos bestellen.
Zum Einstieg wählten wir die mit ein wenig Meersalz bestreuten Edamame (3,90 Euro). Für uns das perfekte Fingerfood, bei dem ich jedes Mal an den damaligen Besuch beim Hamburger Küchenschönling Steffen Henssler („Henssler & Henssler“) denken muss. Da hielt mich der aufmerksame Servicemensch davon ab, auch die Schale der jungen Sojabohnen mit zu futtern. Meine damalige Unerfahrenheit beim Erstkontakt mit diesen gedämpften Hülsenfrüchten lässt mich heute noch grinsen.
Bei „Xia Jiao“ versteckten sich Garnelen mit Bambussprossen im Reismehlteig (4,50 Euro), während man bei „Sanse“ die gleichen Meeresfrüchte mit Frühlingszwiebeln (auch 4,50 Euro) kombinierte. Beide waren exzellent abgeschmeckt und konnten mit ihrem feinen Fischaroma begeistern. Die „Xiao Long Bao“ kamen mit Schweinefleisch-Frühlingszwiebel-Füllung vom Dampfgarer und fielen etwas größer aus. Kosteten aber das Gleiche. Fast schon verboten delikat schmeckten die Schweinefleisch-Chinakohl-Dumplings sowie die mit grünen Bohnen, Seetang und Karotten gefüllten Veggie-Taschen (beide 3,90 Euro). Allein das Dippen der schmackhaften China-Happen in eine der Soßen (Soja, süßsauer oder scharf) ist an sich schon ein besonderes Erlebnis, das eigentlich nur vom Tunken des Croissants in die heiße Schokolade (französisches Frühstücksritual) getoppt werden kann.
Und so futterten wir uns an jenem Abend quer durch das Dim-Sum-Programm, tranken dazu süffiges Tsing-Tao-Bier und genossen den Berliner Sommer häppchenweise im frugalen Ambiente dieser versteckt liegenden Asia-Perle. Im Lecker Song kommen „Dumplinguisten“ und „Teigtaschendiebe“ gleichermaßen auf ihre Kosten. Und das zu Preisen, die keineswegs unverschämt sind. Empfehlung!
Ich bin ein Dumpling-Junkie. Kein Maultaschenvasall, der sein „Herrgottsb’scheißerle“ auch am Karfreitag aus der trüben Brühe fischt. Nein, eher einer, der in größeren Urbanisationen den chinesischen Teigtaschen kulinarisch nachstellt. Vor gut 15 Jahren fing es an. Ich besuchte meine (europäische) Lieblingsmetropole London und machte dort meine ersten Erfahrungen in Sachen Dim Sum.
Die geschmackliche Vielfalt dieser gedämpften oder frittierten Häppchen kantonesischer Provenienz hat es mir angetan. Noch heute ziehe ich diese Form der Zwischenmahlzeit jeder fleischgewordenen Bio-Bulette mit Regionalbezug vor.... mehr lesen
Restaurant Lecker Song | Chinesische Maultaschen
Restaurant Lecker Song | Chinesische Maultaschen€-€€€Restaurant, Lieferdienst03026374447Schliemannstr. 19, 10437 Berlin
4.0 stars -
"Kleiner Dumpling-Laden, der uns große Geschmackserlebnisse bescherte" marcO74Ich bin ein Dumpling-Junkie. Kein Maultaschenvasall, der sein „Herrgottsb’scheißerle“ auch am Karfreitag aus der trüben Brühe fischt. Nein, eher einer, der in größeren Urbanisationen den chinesischen Teigtaschen kulinarisch nachstellt. Vor gut 15 Jahren fing es an. Ich besuchte meine (europäische) Lieblingsmetropole London und machte dort meine ersten Erfahrungen in Sachen Dim Sum.
Die geschmackliche Vielfalt dieser gedämpften oder frittierten Häppchen kantonesischer Provenienz hat es mir angetan. Noch heute ziehe ich diese Form der Zwischenmahlzeit jeder fleischgewordenen Bio-Bulette mit Regionalbezug vor.
Geschrieben am 23.09.2018 2018-09-23| Aktualisiert am
23.09.2018
Besucht am 16.07.2018Besuchszeit: Abendessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 41 EUR
Letzter Abend in der Hauptstadt und wir hatten Lust auf indische Küche. Kann passieren – vor allem wenn es vor der eigenen Haustür bzw. im Stammkiez (Kastanienallee, Eberswalder Straße) so gewaltig „falafelt“, dass einem ganz „(sha)warm(a)“ ums Herz wird. Doch wohin bei all dem orientalischen Überangebot? Wir befragten „Tante“ TA, welcher Laden da so in Frage käme. Über das Zaika (Ecke Wichertstraße/Gudvanger Str.) wurden viele Lobeshymnen gesungen. Ein kleiner Spaziergang von ca. 15 Minuten führte uns die Pappelallee hinunter, ehe wir am Humannplatz in die Wichertstraße einbogen und kurz darauf vor dem von außen eher schlichten Lokal standen.
Wären wir zufällig daran vorbeigekommen, hätte uns sein äußeres Erscheinungsbild wohl nicht haltmachen lassen. Das wuchtige Gebäude, in dessen Erdgeschoss das Zaika untergebracht war, strotzte nur so vor 70er Jahre Betonromantik. Unter einer blauen Markise saßen jede Menge Freiluftgäste mit Blick auf das Grün des gegenüberliegenden Parks. Ein kurzer Blick ins schummrige Innere des Ladens zog die Aufmerksamkeit einer der Servicekräfte auf sich. Genau am Eck, wo ich eigentlich den Eingang vermutet hätte, bekamen wir einen der wenigen noch freien Tische zugewiesen.
Ohne Reservierung sollte man sich erst gar nicht auf den Weg machen, las ich später im Internet. Wir hatten an diesem Abend scheinbar Glück und freuten uns auf authentische Geschmackserlebnisse. Denn die suggeriert schon der Name des Lokals. Den Namen „Zaika“, der übersetzt so viel wie „hochentwickeltes Aroma“ oder einfach nur „Geschmack“ bedeutet, hatte Inhaber Harinder Singh sicherlich nicht zufällig gewählt. Mal schauen, was uns zwischen Pappadam, Naan, Chapati und Co. so alles an aromatischen Spezialitäten kulinarisch widerfahren würde.
Wer kocht die beste Linsensuppe in ganz Berlin? Im Mai 2016 war Fernsehkoch Andreas Studer (der Mann mit der umgedreht aufsitzenden Baseballmütze) im Namen der Suppe quer durch die Hauptstadt unterwegs und zerrte so einige Köche vor die letzte Linseninstanz, die sich beim Sender Kabel 1 „Mein Lokal, dein Lokal“ schimpfte. Warum diese profane Information am Rande? Im Zaika wurde sie gekocht. Da war von vornherein klar, dass wir am „Signature Dish“ des Hauses nicht vorbeikommen würden.
Ansonsten listete die reichhaltig bestückte Speisenkarte einen guten Querschnitt, bei dem die eher milde Küche Nordindiens von scharfen Gerichten aus dem Süden des Landes ergänzt wurde. Ich zählte allein sechs verschiedene Suppen und mindestens genauso viele von Kichererbsenmehlteig ummantelte, frittierte Pakora-Varianten. Neben einer großen Auswahl an vegetarischen Gerichten wurden die Fleischsorten Huhn, Lamm und Ente (sowie Fisch und Scampis) in unterschiedlichsten Zubereitungsarten durchdekliniert. Will heißen: diese Gerichte gab es in mehr oder minder geläufigen Ausführungen wie Korma, Madras, Vindaloo usw. Daneben noch ein paar Biryanis (Reisgerichte) und Leckeres aus dem Tandoori-Ofen. Kein Wunder, dass die Karte über 100 Positionen bereit hielt.
Schön, dass einem die Qual der großen Auswahl mit mehreren gemischten Platten (für 2 oder 4 Personen) erleichtert wurde. Diese enthielten neben einem Aperitif und einer Suppe immer drei unterschiedliche Gerichte aus der Karte sowie ein Dessert. Preislich lagen sie alle so um die 40 Euro (für zwei Personen), lediglich die vegetarische Platte war mit knapp 34 Euro etwas günstiger. Wir entschieden uns für die „mittelscharfe“, mit zwei Chili-Schoten gekennzeichnete Dakshin-Platte (36,90 Euro), bei der als Vorspeise die hochgejubelte Linsensuppe serviert wurde.
Vorneweg gab es einen mit Ananassaft und Kokoswasser gestreckten Sekt-Aperitif, der mir doch ein paar Grad Oechsle zu viel im Gläschen hatte. Da musste ich schon mit der guten Spreequelle (0,75 l für 4,60 Euro) nachspülen. Quasi als Amuse servierte man uns hauchdünn frittierte Linsenmehlfladen, auch „Pappadams“ genannt. Diese tauchten wir in verschiedene Dips (Joghurt mit Minze, Tamarindsauce, grünes „Höllenfeuer“) und brachten damit unsere Geschmacksnerven in Stellung.
In massiven Kupfer-Edelstahl-Schalen wurde uns die mit etwas Koriander bestreute Linsensuppe gereicht. Eine Art flüssiger Orient-Express, der vom ersten Löffel an für Furore am Gaumen sorgte. Wunderbar abgeschmeckt präsentierte sich das recht dünnflüssige Süppchen, das mit einer leicht säuerlichen Schärfe um die Ecke kam. Ingwer, Kreuzkümmel und Chilipulver waren als Hauptverantwortliche schnell ausgemacht. Der Verzicht auf die häufig verwendete Kokosmilch kam der fein gewürzten, mit dem Pürierstab vollendeten roten Brühe zugute. Tomatenmark für den Glanz, Zwiebel und Knoblauch als würziger Unterbau – den Rest erledigten Koriander, Kurkuma und Co. Kurzum: ein richtig guter Starter, der die Lust auf die drei Hauptgerichte noch befeuerte.
Die jungen Männer vom Service waren mächtig auf Zack. Mussten sie auch, bei dem Andrang! Mittlerweile waren alle Freiluftplätze vergeben. Man saß hier nicht wirklich ungemütlich, aber gegen die rebenberankten Innenhöfe aus der Heimat hatte es die Straßenlage im Wohngebiet schon schwer. Sprich: auf dem Land sitzt es sich draußen eben wesentlich gemütlicher.
Zeitgleich wurden uns die drei Hauptgerichte: Chicken Banglori (Hühnerfilet in exotisch scharfer Tunke), Paneer Jhalfrezi (Rahmkäse in nicht minder würziger Sauce) und Mutton Tikka (mariniertes Lammfleisch) serviert. Letzteres lag zischend auf einer gusseisernen Platte und kam scheinbar direkt aus dem Ofen. Als Beilagen reichte man duftenden Basmati-Reis, klebrig süßes Mango-Chutney, ein kleines Schälchen mit Salat sowie frisches Naan-Brot. Der Tisch war nun reich gedeckt und wir konnten uns nach Lust und Laune bedienen. Eigentlich ist mir diese Art zu essen am liebsten. Ob das die Dim-Sum beim Chinesen sind oder das Sushi beim Japaner, das gemeinsame „Durchprobieren“ macht einfach Spaß und der unmittelbare Austausch verstärkt das kulinarische Erlebnis. Muss nicht jeder gut finden – wir fanden es klasse.
Fruchtig scharf fiel die Sauce, in welcher der tofuähnliche Paneer-Käse badete, aus. Ihre leichte Süße erhielt sie von der Ananas. Nicht minder exotisch, aber etwas milder im Geschmack war das Chicken Banglori, über das ein paar Mandelblättchen gestreut waren. Beide Gerichte kamen im Kupfertöpfchen und blieben deshalb noch eine Weile warm. Das mit Zwiebeln und Paprika verfeinerte, zarte Lammfleisch kühlte da schon wesentlich schneller aus und stand deshalb auf der Verzehrrangliste ganz oben.
Alle drei Gerichte dufteten nach frischem Koriander und zeichneten sich durch sehr fein abgeschmeckte, nicht zu scharf gewürzte Saucen aus. Da unsere Gaumen die südindische Art des Würzens nicht gewöhnt sind, kann einem da schon mal der Gaumen implodieren. Hier war das nicht der Fall und wir genossen die orientalische Aromenvielfalt unserer Speisen in vollen Zügen.
Das abschließende Schälchen mit einem leicht gesüßten Mango-Vanille-Quark schmeckte dagegen recht unspektakulär. Aber die Desserts fallen beim Inder ja eh etwas spartanischer aus, was man meist billigend in Kauf nimmt.
Gut gesättigt und positiv überrascht verließen wir das Zaika in Richtung Stargarder Straße, wo wir uns in der Badfish Bar noch ein paar Berliner Kraftbiere („Berliner Berg“) gönnten. Die hätten auch gut zur indischen Kost gepasst. Waren aber als zweites, in flüssiger Form dargebotenes „Dessert“ auch nicht zu verachten.
Letzter Abend in der Hauptstadt und wir hatten Lust auf indische Küche. Kann passieren – vor allem wenn es vor der eigenen Haustür bzw. im Stammkiez (Kastanienallee, Eberswalder Straße) so gewaltig „falafelt“, dass einem ganz „(sha)warm(a)“ ums Herz wird. Doch wohin bei all dem orientalischen Überangebot? Wir befragten „Tante“ TA, welcher Laden da so in Frage käme. Über das Zaika (Ecke Wichertstraße/Gudvanger Str.) wurden viele Lobeshymnen gesungen. Ein kleiner Spaziergang von ca. 15 Minuten führte uns die Pappelallee hinunter, ehe... mehr lesen
Restaurant Zaika
Restaurant Zaika€-€€€Restaurant03040003435Wichertstraße 57, 10439 Berlin
4.0 stars -
"Beliebter Inder gegenüber vom Humannplatz, der uns positiv überraschte" marcO74Letzter Abend in der Hauptstadt und wir hatten Lust auf indische Küche. Kann passieren – vor allem wenn es vor der eigenen Haustür bzw. im Stammkiez (Kastanienallee, Eberswalder Straße) so gewaltig „falafelt“, dass einem ganz „(sha)warm(a)“ ums Herz wird. Doch wohin bei all dem orientalischen Überangebot? Wir befragten „Tante“ TA, welcher Laden da so in Frage käme. Über das Zaika (Ecke Wichertstraße/Gudvanger Str.) wurden viele Lobeshymnen gesungen. Ein kleiner Spaziergang von ca. 15 Minuten führte uns die Pappelallee hinunter, ehe
Besucht am 16.07.2018Besuchszeit: Mittagessen 1 Personen
Rechnungsbetrag: 31 EUR
Diese Frage habe ich mir damals vor ziemlich genau fünf Jahren, als ich zum ersten Mal das vietnamesische Restaurant Monsieur Vuong besuchte, nicht gestellt. Es geschah im Rahmen einer Klassenfahrt nach Berlin. Ein ehemaliger RK-Schreiber namens „vonRibbentrop“ (vielleicht ist er dem einen oder anderen Leser noch ein Begriff…) brachte mich mit einer Rezension auf den Indochina-Laden, den wir nach einem Kletternachmittag in einer DAV-Halle zu fünft aufsuchten. Den Bericht zu diesem wirklich denkwürdigen Abend musste ich der Yelp-Idee „opfern“…
Zwei Jahre später saß ich mit einem Freund kurz vor der Heimreise wieder beim gehypten Indochinesen und hätte vor lauter Glasnudelsalat fast meinen ICE zurück in die Pfalz verpasst. Wir hatten damals einen der Außenplätze ergattern können, während der Erstbesuch noch im trubeligen Inneren des Lokals stattfand. Aber auch außen saßen wir dicht an dicht neben netten fremden Menschen und so richtig gemütlich war es auf der knallroten Biergarnitur nun auch nicht. Aber das Essen schmeckte und das war die Hauptsache.
Nun, wieder gingen drei Jahre ins Land und eine auf Textilien fokussierte Einkaufstour meiner Freundin führte mich doch tatsächlich in die Alte Schönhauser Straße. Meine Präsenz beim Kleidungskauf war zwingend gefragt, weshalb ich mich für die Länge eines Mittagstischs beim Kultvietnamesen vom „Einkaufsstress“ erholte. Es war kurz nach 12 Uhr und der Laden hatte gerade aufgemacht. Über das allabendliche Schlangestehen der hier Einlass suchenden Klientel wurde in so manchem Food-Portal berichtet. An jenem Montagmittag im Juli war ich anscheinend so früh dran, dass mir der sehr freundliche Mann vom Service – ich wurde wie ein Stammgast mit Handschlag begrüßt – gleich mehrere Optionen anbieten konnte. Das warme Wetter ließ mich auf der gepolsterten Bierbank unter der roten Markise Platz nehmen. Ein guter Beobachtungsposten, wie sich herausstellen sollte.
Der von mir sehr geschätzte Kochbuchautor Gerd Wolfgang Sievers hat Berlin für Genießer kulinarisch porträtiert. In seinem 2013 veröffentlichten, mit Insidertipps und Anekdoten gespickten Buch (wirklich sehr empfehlenswert, auch wenn nicht mehr topaktuell!) beschreibt er die traditionelle Bindung Berlins zur asiatischen, und ganz speziell zur vietnamesischen Küche. Kein Wunder, studierten doch mehr als 100 000 Vietnamesen in der ehemaligen DDR. Bis heute scheint vielen gar nicht bewusst, dass sie mit mehr als 20 000 Personen die größte außereuropäische Zuwanderungsgruppe in Berlin stellen.
Etablierte Lokalitäten wie das „Miss Saigon“ in Kreuzberg, wo man Spezialitäten aus dem Süden Vietnams auftischt, oder das „Saigon-Green“ in Charlottenburg (Kantstraße), das Sievers in seinem Buch als „Vietnamese für Einsteiger“ empfiehlt, gibt es mittlerweile reihenweise. Viele dieser Läden zeichnen sich durch ein hervorragendes Preis-Leistungs-Verhältnis aus und werden deshalb entsprechend frequentiert.
Mit dem Monsieur Vuong verhält es sich da nicht anders, auch wenn sich mir das ganze Tamtam um den Laden nicht so recht erschließen will. Dennoch lob ich mir die gute Auswahl an Shakes und alkoholfreien Cocktails, die ihrer Aperitif-Funktion gerecht werden. Preislich hat man mit den Jahren etwas angezogen ohne dabei ins Unverschämte abzudriften. Die Maracujaschorle (0,4l) stand mit 3,80 Euro auf der Rechnung, während ein aus frisch gepresstem Orangensaft, Rohrzucker und Limettensaft gemixter „Saigon River“ mit 4,20 Euro zu Buche schlug. Auch erfrischend: der mit Mineralwasser aufgefüllte „Tao Hung Shake“, der mit püriertem Apfel und Pfefferminze den Sommertag erträglicher machte.
Der Speisezettel gestaltet sich nach wie vor recht übersichtlich. Eine Handvoll Standards und Klassiker, wie beispielsweise der legendäre Glasnudelsalat (8 Euro), die leicht süßlich schmeckende Pho „Hanoi“ (8,50 Euro) oder die mit Garnelen, Wasserkastanien und Taro Kartoffeln gefüllten, frittierten Frühlingsrollen (5 Euro), werden wohl nie aus dem Programm genommen. Dafür sind sie einfach zu sehr gefragt. Ergänzt wird das Ganze von ein paar Tagesempfehlungen.
Direkt neben der Eingangstür befand sich eine Aufstelltafel mit den „Specials“, die sich laut Information des Servicepersonals ca. alle zwei Wochen wiederholten. Die Tafel versprach Köstliches. Gedämpfte Reispapierrollen mit Garnelen-Hühner-Pâté-Füllung (6 Euro), gegrillte Entenbruststreifen mit Gemüse auf Reisbandnudeln (9,80 Euro), Rotes Curry mit zarter Hühnerbrust auf Jasminreis (8,20 Euro) und eine kühle Kokoscreme (5 Euro) zum Nachtisch klangen verheißungsvoll.
Nach dem bereits erwähnten „Tao Hung Shake“ servierte man mir drei in Reispapier gewickelte Preziosen, die wie ein Y angeordnet auf dem Teller lagen und in einem fruchtig-scharfen Limetten-Chili-Dressing badeten. Bei allen schauten ein paar Pfefferminzblätter keck aus der weichen Reis-Robe. Bestreut mit geröstetem Sesam, etwas Frühlingszwiebel und geraspelter Karotte waren die mit aromatischer Garnelen-Hühner-Farce, Minze und Gurke gefüllten Sommerrollen ein echter Genuss. Und da ich nicht so sehr auf Salatgurke stehe, bestellte ich mir gleich noch eine zweite Portion ohne das lästige „Gegurke“.
Wie bei meinem Erstbesuch vor fünf Jahren, konnte ich auch diesmal nicht vom Glasnudelsalat aus der Standardkarte lassen. Den leicht scharfen, mit Erdnüssen, Lauchzwiebeln, Möhren-, Rotkohlstreifen sowie Sprossen und vietnamesischen Kräutern verfeinerten Salat hatte ich mir in der Hühnerbrustversion bestellt. Kein Fehler, wie sich gleich nach dem ersten Zupacken mit den Ess-Stäbchen herausstellen sollte. Das Dressing gefiel dabei mit einer subtilen Ingwer-Note. Sein fein ausbalanciertes Schärfe-Säure-Spiel verlieh dem liebevoll zusammengeschnippelten Häufchen genügend Geschmackstiefe ohne dabei die Ingredienzien an den Schüsselrand zu drängen.
Bei Monsieur Vuong liegt, wie bei den meisten Vietnamesen, das Hauptaugenmerk auf der handwerklich einwandfreien Verarbeitung frischer Produkte. Die Gerichte sind fein abgeschmeckt, unprätentiös arrangiert und authentisch schlicht in ihrer Darbietung. Inhaber Dat Vuong, Sohn von Monsieur Vuong, dessen Porträt großformatig an der rot gestrichenen Wand des Gastraums hängt, scheint mit seiner traditionellen Vietnamküche ein seit Jahren erfolgreiches Konzept zu verfolgen.
Dennoch wundert mich der Hype um diesen Laden schon ein wenig. „Etwas überbewertet“, so auch die häufige Meinung vieler Besucher, die nach dem Besuch des mittlerweile Kultstatus genießenden Asiaten etwas enttäuscht ihre Erfahrungen bei diversen Portalen digital zum Besten geben. Deren Ansicht kann ich nicht nur nachvollziehen, ich teile sie auch. Am Essen gab es zwar nie etwas auszusetzen, aber das Besondere dieser Location konnte auch ich nicht entdecken.
Im roten Licht des Gastraums sitzt man leidlich bequem auf funktionalem Holzmobiliar. Der Geräuschpegel ist im meist vollbesetzten Inneren des Lokals recht hoch. Dementsprechend eng fallen die Platzverhältnisse aus, die andere vielleicht als „kuschelig“ bezeichnen würden. Würde man hier zufällig vorbei kommen und würde noch zufälliger einen Platz bekommen (vor allem am Abend!), wäre man aufgrund der schnörkellos guten vietnamesischen Frischeküche sicherlich positiv überrascht. Erwartet man hingegen den ganz großen kulinarischen Wurf, wird man von einer soliden, aber eher banalen Küchenleistung desillusioniert in die Berliner Nacht entlassen. Insofern war auch für mich der Erstkontakt im Jahr 2013 am Eindrucksvollsten. Enthusiasmus vergeht – Glasnudelsalat bleibt. Auch eine Erkenntnis.
Diese Frage habe ich mir damals vor ziemlich genau fünf Jahren, als ich zum ersten Mal das vietnamesische Restaurant Monsieur Vuong besuchte, nicht gestellt. Es geschah im Rahmen einer Klassenfahrt nach Berlin. Ein ehemaliger RK-Schreiber namens „vonRibbentrop“ (vielleicht ist er dem einen oder anderen Leser noch ein Begriff…) brachte mich mit einer Rezension auf den Indochina-Laden, den wir nach einem Kletternachmittag in einer DAV-Halle zu fünft aufsuchten. Den Bericht zu diesem wirklich denkwürdigen Abend musste ich der Yelp-Idee „opfern“…
Zwei Jahre... mehr lesen
Monsieur Vuong
Monsieur Vuong€-€€€Restaurant03099296924Alte Schönhauser Straße 46, 10119 Berlin
3.5 stars -
"Gehypter Kultvietnamese in Berlin-Mitte, dem die Gäste nach wie vor die Bude einrennen - Warum nur?" marcO74Diese Frage habe ich mir damals vor ziemlich genau fünf Jahren, als ich zum ersten Mal das vietnamesische Restaurant Monsieur Vuong besuchte, nicht gestellt. Es geschah im Rahmen einer Klassenfahrt nach Berlin. Ein ehemaliger RK-Schreiber namens „vonRibbentrop“ (vielleicht ist er dem einen oder anderen Leser noch ein Begriff…) brachte mich mit einer Rezension auf den Indochina-Laden, den wir nach einem Kletternachmittag in einer DAV-Halle zu fünft aufsuchten. Den Bericht zu diesem wirklich denkwürdigen Abend musste ich der Yelp-Idee „opfern“…
Zwei Jahre
Besucht am 14.07.20182 Personen
Rechnungsbetrag: 22 EUR
Im Sommer zog es uns mal wieder nach Berlin. Unsere Wohnung befand sich im sogenannten „Schwaben-Kiez“, wie man den Prenzlauer Berg auch gerne bezeichnet. Hier ist die Auswahl an gastronomischen Einrichtungen nicht gerade gering. Selbst Rezensions-Eminenzen aus Bremen erwandern hier gerne den Gastrohügel und sorgen bei ihrer geneigten Leserschaft für Speichelfluss und Nachahmungsdrang. Egal ob spanisch-koreanische Fusionsküche oder moderne „Schulküche“ mit internationalen Akzenten – der Wortakrobat von der Weser hat hier schon einiges auf „Herz & Niere“ geprüft und sich auch nicht von durchgestylten Gazellen mit Detox-Smoothies die Avocado vom Chia-Brot nehmen lassen.
Letztere Spezies hätte er auch an jenem sonnigen Samstag im Juli in der baumbestandenen, angenehm schattigen Greifenhagener Straße beobachten können. In Inneren der bis auf den letzten Platz gefüllten „Zuckerfee“ strichen sich die auf vegan dressierten Hungerhaken den Soja-Joghurt aufs Bananenbrot. Der Servicemann mit Rauschebart und Zotteldutt vom Craftbierladen nebenan würde sagen: „Mädels, solange ihr eure Sneakers unter unsere Palettentische stellt, wird gegessen, was der Bioladen an veganen Schikanen für euch parat hält!“
Nun gut, wir saßen ja nicht drinnen, sondern versuchten es uns auf den sperrig-unbequemen Gartenstühlen, welche die wenigen Zweiertische vor dem Haus boten, einigermaßen gemütlich zu machen. Wir hatten nicht reserviert und dementsprechend Glück, dass wir noch einen der letzten freien Plätze ergattern konnten. Laut „Reiseratgeber“, den so viele gerne Englisch aussprechen, lag die „Fee“ ganz oben auf der Gunstliste der Ambitionsfrühstücker und Schoko-Enthusiasten. Denn, wie mich deren Homepage lapidar lehrte: „Schokolade macht glücklich!“.
In der Zuckerfee geizt man deshalb nicht mit Kakaoanteilen. Die „echte heiße Schokolade“ kommt auf stolze 77 Prozent. Leert man noch einen Espresso dazu, darf man das Ganze als „Schok-Mock“ genießen. Freunde des heißen Aufgussgetränks werden mit einer breitgefächerten Samova-Auswahl glas- oder kännchenweise zufrieden gestellt. Die bereits erwähnten Smoothies dürfen da nicht fehlen. Die Limonaden hören auf Namen wie Fritz oder Thomas Henry. Beim Bier gibt man sich gerne badisch, denn das Rothaus Tannenzäpfle aus dem Schwarzwald kann es scheinbar locker mit jeder Berliner Hopfenkaltschale aufnehmen.
Doch wer geht schon ins Café, um Bier zu trinken. Hier wird gefrühstückt, Basta! Hinter mir hing eine Schiefertafel, auf der eine ganz besondere Frühstücksempfehlung in Kreide gekritzelt stand. Das „Walking on Sunshine“ hatte als Exklusivvariante des Morgenbrots so einiges auf der Etagere liegen: ein kleines, mit Thymian-Zitronen-Frischkäse gefülltes Omelette, Linsensalat mit Nektarinen, Tonkabohnen-Panna-Cotta mit Kirsch-Limettensauce und andere „Schmankerl“ standen darauf gelistet. Für 15,50 Euro eine Herausforderung, die mir an diesem Morgen zu elaboriert erschien.
Stattdessen begnügte ich mich als kulinarischer Mannschaftsspieler ganz „Jogi-like“ und mit „högschder“ Konzentration mit einem Kännchen „Team-Spirit“ von Samova (4,90 Euro), einer mit Lemongras, Jatoba (Hülsenfrucht der Hymenaea) und Ginkgo verfeinerten Kräuter-Grüntee-Mischung. Den ließ ich am Platz erst einmal schön in seiner Glaskanne gar ziehen, ehe er mit Kandiszucker gesüßt aus dem kleinen dickwandigen Gläschen genossen wurde. Meine Begleitung hatte es mit einem intensiv zimtwürzig schmeckenden Chai Latte (3,30 Euro) zu tun, was die allgemeine Zufriedenheit über die Warmgetränke am Tisch komplettierte.
Das Frühstücksrennen machte das „Sugarplum fairy“ (9,60 Euro), das neben Pancakes mit warmen Heidelbeeren, Balsamico-Tomaten und frischem Obst auch eine Portion Rührei mit knusprigem Bacon beinhaltete. Etwas Toast und Butter befanden sich ebenfalls auf der hübsch bestückten Etagere, die wir uns als bekennende „Wenig-Frühstücker“ teilten. Gut, die Dame am Tisch kam um den Genuss eines Joghurts mit Obst und Nüssen nicht herum und bestellte sich den Vitalimbiss quasi als eine Art „Zereal-Additivum“.
Geschmacklich ließ das Gebotene nichts zu wünschen übrig. Besonders gefallen hat uns die Art und Weise, wie liebevoll die Etagere arrangiert war. Bei dem was da drauf lag, war es uns dann auch egal, dass diese aus Plastik gefertigt war. Das Obst lag kunstvoll zerlegt im ersten OG, während die noch warmen Pfannkuchen auf der Heidelbeerkontaktbörse fündig wurden. Über das Rührei wurde kleingehackter Schnittlauch gestreut. Zusammen mit dem salzig-krossen Speck und den geschmolzenen, mit Balsamico veredelten Cocktailtomaten war das eine runde Sache auf eckigem Porzellan.
Die „Zuckerfee“ ist eine empfehlenswerte Location für Leute, die gerne qualitativ hochwertig frühstücken. Der Geräuschpegel kann im Inneren des Cafés zuweilen recht hoch sein und gerade morgens den ein oder anderen noch vor sich hin dösenden „Spätstücker“ überfordern. Tags drauf saßen wir in der (bei TA) so gehypten „Krone – Kitchen & Coffee“ und hatten die Wahl zwischen Hakuna Matata Sandwich, Brotsalat und Porridge. Ach, wie glücklich macht doch Schokolade!
Im Sommer zog es uns mal wieder nach Berlin. Unsere Wohnung befand sich im sogenannten „Schwaben-Kiez“, wie man den Prenzlauer Berg auch gerne bezeichnet. Hier ist die Auswahl an gastronomischen Einrichtungen nicht gerade gering. Selbst Rezensions-Eminenzen aus Bremen erwandern hier gerne den Gastrohügel und sorgen bei ihrer geneigten Leserschaft für Speichelfluss und Nachahmungsdrang. Egal ob spanisch-koreanische Fusionsküche oder moderne „Schulküche“ mit internationalen Akzenten – der Wortakrobat von der Weser hat hier schon einiges auf „Herz & Niere“ geprüft und sich... mehr lesen
Zuckerfee Café und Confiserie
Zuckerfee Café und Confiserie€-€€€Cafe03052686144Greifenhagener Straße 15, 10437 Berlin
4.0 stars -
"Schickes, inhaberinnengeführtes Frühstückscafé, wo vieles noch selbstgemacht auf der Etagere landet" marcO74Im Sommer zog es uns mal wieder nach Berlin. Unsere Wohnung befand sich im sogenannten „Schwaben-Kiez“, wie man den Prenzlauer Berg auch gerne bezeichnet. Hier ist die Auswahl an gastronomischen Einrichtungen nicht gerade gering. Selbst Rezensions-Eminenzen aus Bremen erwandern hier gerne den Gastrohügel und sorgen bei ihrer geneigten Leserschaft für Speichelfluss und Nachahmungsdrang. Egal ob spanisch-koreanische Fusionsküche oder moderne „Schulküche“ mit internationalen Akzenten – der Wortakrobat von der Weser hat hier schon einiges auf „Herz & Niere“ geprüft und sich
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Schon von außen heißt einem die wohlig beleuchtete Gaststube aufs herzlichste willkommen. Noch schnell ein Blick in den Schaukasten mit den Speiseangeboten und dann an paar Meter an rustikalen Fassböden vorbei ins Innere des behaglich eingerichteten Weinlokals. Das Interieur hat sich seit meinem letzten Besuch im Sommer vor zwei Jahren nicht verändert. Der alte Kachelofen, das viele dunkle Holz an Decke und Wänden, die massiven Holzstühle mit ausgesägtem Loch (in Herz- oder Weinglasform) in der Rückenlehne und die holzverkleidete Sitznische gehören noch genauso zum Inventar wie Chefkoch Stefan Braun. Nach wie vor setzt dieser bei der Ausgestaltung des Raumes weniger auf Weinstubenfolklore, sondern auf schlichte Eleganz, was dem Innenleben des „Winzers“ gut steht. Der gute Wolfram S. hätte zu Lebzeiten wohl von solider Bürgerlichkeit ohne Schwäche fürs Modernistische gesprochen.
Früher führte Stefan Braun zusammen mit seiner Frau Helga die „Brezel“ im Zentrum von Neustadt und machte sich schon zu dieser Zeit mit ideenreicher Frischeküche einen Namen. Seit September 2009 betreibt er den Gimmeldinger Winzer und auch hier bleibt er seinem Stil treu. Neben ehrlicher Regionalkost, wie sie pfalzübergreifend in vielen Weinstuben serviert wird, bietet Braun herzhaft Gutbürgerliches, nicht selten mit elsässischen Akzenten. Von seiner Liebe zum Nachbarn zeugen Quiche, Schnecken, Baeckeoffe und Woigugelhupf.
Seine Frau Helga vermissten wir an jenem Novemberabend. Statt ihrer wurde der Service von zwei jungen Mädchen geschmissen. Beide redlich bemüht, um ihre Sache möglichst gut zu machen. Was sie an Professionalität vermissen ließen, machten sie mit jugendlichem Charme locker wett und so fühlten wir uns von den jederzeit freundlich agierenden Mädels gut umsorgt, wenngleich es auch manchmal etwas dauerte, bis wir eine der beiden zu Gesicht bekamen.
Wir waren recht früh dran und wurden zu unserem Tisch am Ende des Gastraums geführt. Von dort beobachtete ich, wie sich dieser nach und nach füllte. Als wir zweieinhalb Stunden später den Winzer wieder verließen, waren noch nahezu alle Tische (manche auch mit größeren Gruppen) belegt.
Die Beschaffenheit der Speisenkarte hätte gar nicht „oldschooler“ ausfallen können, steckten doch die bedruckten Listen in wenig kultiviert wirkenden Klarsichthüllen. Die Zweckmäßigkeit heiligte eben die Mittel. Gleich auf Seite 1 lockte ein übersichtliches Aperitifangebot mit Sherry, Campari, Ricard und Co zu Preisen, die den Appetit nicht verdarben. Das Glas Riesling Sekt vom Weingut August Ziegler aus Maikammer war für erfreuliche 4,50 Euro zu haben. Das Bier stammte von der 1846 in Ludwigshafen-Oggersheim gegründeten Privatbrauerei Gebr. Mayer. Ein Familienbetrieb, der sich heute „Mayer’s Brauwerk“ nennt und als mittlerweile in der fünften Generation geführter Hort handwerklich hergestellter Hopfenkaltschalen die älteste Braustätte der Pfalz darstellt.
Selbstverständlich stand bei der Getränkeauswahl das umfangreiche Weinangebot im Vordergrund. Wir sind schließlich hier in Gimmeldingen, wo so wohlklingende Großlagen wie Meerspinne und Mandelgarten zum Stolz der Mittelhaardt gehören. Stolleis, Ziegler, Steigelmann – dem Kenner durchaus bekannte Namen, deren Kreszenzen auch viertelweise für um die 5 Euro offen ausgeschenkt wurden.
Gegen den Durst behalf man sich mit einer Flasche Mineralwasser für zurückhaltende 2,90 Euro. Mayer‘s Kellerbier kam frisch vom Fass, also warum nicht mal antesten? Bier in Gimmeldingen – klang irgendwie antizyklisch, schmeckte aber richtig gut. Die 0,3l-Abfüllung stand später mit 3,80 Euro auf der Rechnung. Soweit galten unsere durstigen Seelen als gesättigt, aber auch die hungrigen sollten mit Gutem gefüllt werden.
Wir wollten uns ja nicht nur den Mund „amüsieren“, sondern hatten von der Wanderung richtig Hunger mitgebracht. Gleich bei der ersten Seite mit den Tagesempfehlungen (jeweils vier Vor- und Hauptspeisen plus ein Deesert) blieb ich hängen. Bauerngans, Grünkohlknödel, Wildschweinsaumagen und Elsässer Baeckeoffe versprachen deftige Winterkost. Doch auch das Standardrepertoire klang appetitanregend. Knusprig gebackene, pikante Pulled-Pork-Kroketten, Saumagencarpaccio, französische Zwiebelsuppe und jede Menge auf Sauerkraut gebettete Pfalz-Classics (Flääschknepp, Broodworscht, Saumaache unn nadierlich Läwwerkneedel) waren zu zivilen Preisen erhältlich.
Für gutbürgerlich gesinnte Carnivoren standen Wiener Schnitzel, argentinisches Rumpsteak, Winzersteak vom Schweinenacken und Schweinerückensteak mit Spätzle und Pfefferrahmsauce bereit. Mit 17,90 Euro markierte der entweder von Kräuterbutter oder Röstzwiebeln begleitete Fleischhappen aus Südamerika (inkl. Bratkartoffeln) die preisliche Obergrenze. Selbst das in der Butterpfanne gebratene Kalbsschnitzel kam mit Pommes frites und Salat nicht über lobenswerte 17,50 Euro hinaus.
Auf Nachfrage hin wurde die wahre Identität der „Rahmsuppe des Tages“ (5 Euro) geklärt. Um das feine Kartoffelcrèmesüppchen mit Einlage kam ich nicht herum. Aber auf den Feldsalat mit Kracherle und ausgelassenem Speck, Kirschtomaten und Wachtelei (7,90 Euro) wollte ich auch nicht verzichten. Also habe ich ganz locker nach Art und Weise meines Bremer Mentors zwei Vorspeisen bestellt. Man gönnt sich ja sonst nicht gerade viel. Meine nicht ganz so gierige Begleitung begnügte sich mit dem hausgebeizten Lachs an Kräutersauce und bunten Blattsalaten (11,50 Euro) vorweg.
Der in einem anderen Forum als „Elsassinator“ gefürchtete Schreiber dieser Zeilen outet sich hier mal als getreuer Verehrer der herzhaften bürgerlich-elsässischen Rustikalküche. Genau wie beim Pfälzer Pendant wird auch bei ihr getreu dem Motto „Im Einfachen liegt die Raffinesse“ aufgetischt. Schön, dass sich Küchenchef Stefan Braun dies zu Eigen macht und mit einigen typischen Spezialitäten aus der Nachbarregion aufwartet. So ein Elsässer Baeckeoffe, der stundenlang in einer traditionellen Steingutterrine gegart wird, ist schon eine besonders köstliche Deftigkeit, die einem in der Pfalz nicht so oft serviert wird.
Das nach dem Backofen des örtlichen Bäckers („Bäckerofen“) benannte Gericht, bei dem die weibliche Landbevölkerung mit ihren mit Fleisch, Kartoffeln und Gemüse gefüllten Tonterrinen die Restwärme des Bäckerofens ausnutzten (so die Überlieferung), gehört mittlerweile zum kulinarischen Erbe des Elsass. Seine verschiedenen, mürbe gegarten Fleischsorten (Rind, Lamm, Schwein), die sättigenden Kartoffeln und der aromatische Sud aus Gemüse und trockenem Weißwein machen ihn zu einem ganz besonderen Leckerbissen, der an kalten Tagen das Herz erwärmt.
Ungeachtet der beiden Vorspeisen entschied ich mich für den Elsass-Eintopf, auch wenn ich schon im Vorfeld um seine Mächtigkeit wusste. Die hierfür verwendeten Zutaten und der Aufwand bei der Zubereitung rechtfertigten allein seinen Preis, der mir mit 18,90 Euro keineswegs zu hoch erschien. Meine Begleitung bestellte im Hinblick auf ihr Magenvolumen wesentlich vernünftiger. Wie vor zwei Jahren sollten es auch diesmal wieder die Käsespätzle mit Röstzwiebeln und gemischtem Salat (8,90 Euro) sein.
Die Küche grüßte mit frischem Kräuterquark, zu dem sich dunkles Bauernbrot und ein paar Radieschen gesellten und der uns die Wartezeit aufs Essen etwas verkürzte. Die mit einem schmackigen Hackklops als Einlage gereichte Kartoffelsuppe duftete leicht nach Majoran und zeugte von solidem Handwerk beim Abschmecken. Zeitgleich mit ihr traf der feinsäuerlich angemachte Feldsalat ein, bei dem die buttrigen Croutons und der würzige Speck für ein kraftvolles Geschmacksbild sorgten. Auch die Dame gegenüber lobte ihren Lachsteller, der liebevoll zusammengestellt war und mit Produktfrische überzeugte. Der hausgebeizte Protagonist brillierte im Zusammenspiel mit einer leichten Kräutersauce und der dezent würzigen Vinaigrette der Blattsalate. Daneben steuerten Schnittlauch und Dill frische Noten bei. Cocktailtomate und Wachtelei rundeten den Teller stimmig ab.
Schon leicht vorgesättigt warteten wir gespannt auf unsere beiden Hauptgänge. Der Baeckeoffe dampfte mir ganz stilecht aus einer kleinen Tonterrine entgegen. Kaum hatte ich diese ihres Deckels entledigt, nahm ich dessen unverwechselbaren Fleischduft war. Die Säure des Weißweins: präsent. Der Wohlgeruch des Gemüses (Zwiebeln, Karotten, Lauch): betörend. Darüber ein Teppich aus herrlich zarten Pfälzer Kartoffelscheiben. Gewiss keine leichte Kost, aber ein glücklich machender, beherzt gewürzter Mikrokosmos guter Zutaten, die anscheinend genügend Zeit hatten, ihr Aroma schonend zu entfalten. Besonders der aus Wein, Fleisch- und Gemüsesaft gewonnene Sud schmeckte umwerfend. Umamifaktor 100! Ihm war es wohl in erster Linie zu verdanken, dass ich den Inhalt der Terrine bis auf den letzten Krümel verputzte.
Die schlotzig-cremigen Käsepätzle, die sich meine Begleitung munden ließ, habe ich schon beim letzten Bericht lobend erwähnt. Von der Portionsgröße her stimmig und was die Käseausstattung betraf mächtig, so das Fazit der komplett gesättigten Dame am Tisch.
Die Frage nach einem Nachtisch erübrigte sich genauso wie die Frage, ob wir dem Winzer mal wieder einen Besuch abstatten. Na, klar! Denn hier in Gimmeldingens Ortskern sind die Preise reell und das, was auf den Teller kommt, frisch und schmackhaft zubereitet. Gut, so einen traumhaften Blick in die Rheinebene wie vom nicht weit entfernten Moro hat man hier nicht. Dafür wird man aber anständig bedient und muss sich nicht über das PLV ärgern.