Kochen ist für mich eine Freude. Essengehen eine Leidenschaft. Das muss nicht immer auf höchstem Niveau sein. Auch ehrliche Hausmannskost oder kleinere Leckereien aus aller Welt können kulinarisch den Tag erhellen. Bei Restaurant-Kritik habe ich dann auch am "Darüber-Schreiben" gefallen gefunden. Der Wechsel zu GastroGuide eine logische Folge nach all der negativen Entwicklung dort. Als Südpfälzer kenne ich mich in der dortigen Gastrolandschaft auch ein wenig aus, bin aber immer froh, wenn ich über regionale Tellerränder schauen kann. Die asiatische Küche hat es mir dabei besonders angetan.
Kochen ist für mich eine Freude. Essengehen eine Leidenschaft. Das muss nicht immer auf höchstem Niveau sein. Auch ehrliche Hausmannskost oder kleinere Leckereien aus aller Welt können kulinarisch den Tag erhellen. Bei Restaurant-Kritik habe ich dann auch am "Darüber-Schreiben" gefallen gefunden. Der Wechsel zu GastroGuide eine logische Folge nach all... mehr lesen
Bewertungs-Statistik
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Besucht am 05.01.2019Besuchszeit: Abendessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 31 EUR
Buletten-Bastion Landau die Zweite. Wo früher der gemeine Passant kurz mal eben einen verschämten Blick durch die meist offenen Fenster der berühmt berüchtigten Landauer Eckkneipe „Nomadas“ riskierte, geht es heute viel entspannter zu. Statt Dauerberauchung und lauter Rockmusik werden hier seit Mai 2018 in entspannter Atmosphäre saftige Burgerkreationen auf die Bambusteller gebracht. Schuld für diesen radikalen Kurswechsel in Sachen gastronomischer Gebäudenutzung sind Julius Kimmle und Mathias Kühn.
Julius Kimmle stammt aus einer der ältesten Kellereien der Pfalz, dem in Kapellen-Drusweiler ansässigen Weingut Julius Kimmle mit angeschlossener Vinothek, das vor ca. 140 Jahren von seinem gleichnamigen Opa gegründet wurde. Die Idee, neue Pfade abseits vom Weinbau zu beschreiten, reifte in ihm schon länger. Zusammen mit seinem Buletten-Buddy Mathias Kühn wagte er im letzten Jahr den Schritt in die Selbstständigkeit. Kühn, der schon längere Zeit in der Gastro tätig war und vorher im Landauer Spezialitätenladen und Restaurant „Oel de Vie“ hinter Tresen bzw. Herd stand, schmeißt jetzt den Laden am Untertorplatz, während sein Partner im Hintergrund die Orgafäden zieht.
Und das Konzept mit hochwertigen Homemade-Burgern scheint aufzugehen. Bei unseren beiden Besuchen im Januar war gut was los in der modern eingerichteten Landauer Burger-Butze. Zu späterer Stunde, als der große Andrang vorüber war, nahm sich „Burgermeister“ Kühn ein wenig Zeit, um über sein Frisch-Frikadellen-Projekt mit uns zu plaudern. Der sympathische Endzwanziger verriet uns, dass das täglich frisch gewolfte Rindfleisch vom Bergzaberner Qualitätsschlachter Kieffer stammt. Die Buns bekäme man von der regional bekannten Bäckerei Becker („De‘ Bäcker Becker“) aus Edesheim geliefert.
Sein Team besteht aus etwa 10 jungen Leuten (darunter viele Studenten), die in Wechselschicht die Patties grillen und die Fritten lobenswerter Weise gleich zweimal brutzeln lassen. Denn „ohne Fries kein Preis“ wie schon der Kartoffelkönig McCain aus Kanada wusste. Mit den Kollegen von der benachbarten Bengels Bar (jaja am Untertorplatz tut sich was…) veranstaltet man gemeinsame Events und baut medienwirksam auf monatliche Votings, um neue Spezial-Burger ins Programm aufzunehmen. Zur Zeit unseres Besuches war es ein Camembert-Preiselbeer-Burger mit Salat, Kräuterschinken und Birnen-Preiselbeersauce, den sie für 9 Euro im Laugen-Bun servierten.
Aber auch das Standardprogramm kann sich sehen lassen. Unter den Namen „Classic“, „Cheese“, „BBQ Bacon“, „Chili Cheese“, „Ziegenkäse“, „Landau“, „Parma“ und „Avocado“ firmieren acht verschiedene Varianten, die alle eine Gemeinsamkeit besitzen: ein medium gebratenes, 150 Gramm schweres Beef-Patty. Bei der Landau-Version (8,50 Euro) gesellt sich beispielsweise gegrillte Blutwurst, karamellisierte Zwiebel, Sauerkraut, Gewürzgurke, Salat und Senfsoße dazu. Das alles wird zwischen zwei Laugen-Brioche-Hälften gepackt und heraus kommt ein deftiger Pfalz-Burger, der den Namen seiner Herkunftsstadt nicht zufällig trägt.
Vegane Vegetarier und vegetarisch eingestellte Veganer bekommen selbstverständlich auch ein Veggie-Patty aus schwarzer Bohnenmasse, Leinsamen, Cashew-Kernen und getrockneten Tomaten ins Bun geklemmt. Preislich rangieren die Bagage-Burger zwischen 7 und 10 Euro. Die zweimal frittierten, aber nicht selbst gemachten Kartoffelstäbchen kosten 2,80 Euro extra. Wenn sie von der Süßkartoffel stammen, werden 3,20 Euro berechnet. Die Pommes-Preise sind human. Teilt man sich wie wir eine Portion von den mit Jalapeños und hausgemachtem Chili con Carne getoppten „Chili-Cheese-Fritten“ (6 Euro), muss man sich schon mächtig ins Zeug legen, um den Teller leer zu bekommen.
Bei den Getränken hat man ein paar bekannte Flaschenbiere (Astra und Flensburger) sowie das regional gecraftete „Erdmännchen“ vom Landauer Bierprojekt (in der 0,5l-Bügelflasche für 4,40 Euro) am Start. Das naturtrübe, recht süffige Helle gefiel mir durch sein exotisches, leicht fruchtiges Aroma. Als Buletten-Begleiter definitiv keine schlechte Wahl. Wer es eher mit Limo & Co. hält, kann sich an Fritz-Cola, Club-Mate und Konsorten vergreifen. Der angebotene Wein stammt von Heiner Sauer aus Böchingen und dem Familienweingut von Mitinhaber Julius Kimmle. Für Pfälzer wichtig: die Riesling-Schorle liegt bei akzeptablen 4 Euro für den Schoppen.
Vergleicht man den Gastraum mit dem etwas heruntergekommenen Kneipeninterieur vergangener Tage, so wird schnell klar, dass die Landauer Buletten-Bagage beim Renovieren richtig hingelangt hat. Etwas grell erleuchtet wirkte der von freihängenden, nackten Glühbirnen beschienene Gastraum, so mein Ersteindruck beim Eintritt ins Innere des Burger-Bistros. Man bestellt vorne an der Theke (wo man auch gleich bezahlt), nimmt sich die Getränke aus dem daneben platzierten Kühlschrank (die passenden Gläser findet man rechts davon im Regal) und wartet auf originellen, aber leidlich bequemen Bistrostühlen aus Metall auf sein Essen. Abstellfläche bieten die mit derber Holzplatte ausgestatteten Säulen-Tische mehr als genug.
Im Hintergrund läuft unaufgeregte Lounge-Mucke - vielleicht eine Spur zu laut aufgedreht. Der Gemütlichkeitsfaktor hält sich in Grenzen. Es wurde anscheinend mehr Wert auf eine zeitgemäß funktionale Einrichtung gelegt. Würden noch ein paar mehr Bilder das strahlende Weiß der Wände überdecken, könnte man mit den passenden Strahlern auf einige der Glühbirnen verzichten. Es würde der Atmosphäre des Raumes sicher nicht schaden.
Neben der etwas zu mächtigen Portion Chili-Cheese-Fritten hatten wir beim letzten Mal den mit karamellisierten Zwiebeln verfeinerten BBQ-Bacon-Burger (8,70 Euro) sowie den aus Parmaschinken, Mozzarella, Tomaten, Rucola, Limetten-Mayo und Tomatenpesto bestehenden Parma-Burger (9 Euro) geordert. Nach ein wenig Wartezeit – Gutes will ja bekanntlich Weile haben – bekamen wir die perfekt medium gebratenen Craft-Buletten an den Tisch gebracht. Geschmacklich war an ihnen rein gar nichts auszusetzen. Saftiges Fleisch traf auf ein fluffiges, innen leicht angeröstetes Brioche-Bun. Dazwischen jede Menge gute Zutaten, die für süffigen Schmelz, knackige Frische und angenehme Würze sorgten.
Genau wie beim Chili-Cheese-Burger (8,70 Euro), den ich ein paar Wochen vorher genossen hatte, stimmte auch beim BBQ-Bacon das Fleisch-Belag-Verhältnis. Die selbstgemachten Saucen hatten genug Pep, um die Arrangements zwischen den Buns geschmacklich einzubinden. Wenn ich sie mit dem ein paar Wochen vorher probierten Bio-Burger der Marke „Rohr“ (siehe Landauer Burgerinitiative Teil 1) vergleiche, so haben mir die Prachtexemplare im Bagage sogar noch etwas besser gemundet. Irgendwie saftiger und mit etwas mehr Wumms am Gaumen präsentierten sich die mit Bravour gegrillten „Gutburger“. Wobei natürlich die selbstgemachten Pommes bei Pascal Rohr um eine knappe Kartoffelstäbchenlänge besser ausfielen.
Aber wie uns Mathias Kühn verriet, will man in naher Zukunft auch wieder selbstgemachte Fritten anbieten. Wir sind gespannt, wie sich die neue Pommes-Offensive auswirkt und freuen uns jetzt schon auf den Frühling im Bagage, da seit Anfang dieses Monats der saisonale, mit Bärlauchpesto, Radieschen und Baby-Spinat verfeinerte Bärlauch-Burger auf dem Speiseplan steht. Ein Grund mehr, dort mal wieder aufzuschlagen.
Buletten-Bastion Landau die Zweite. Wo früher der gemeine Passant kurz mal eben einen verschämten Blick durch die meist offenen Fenster der berühmt berüchtigten Landauer Eckkneipe „Nomadas“ riskierte, geht es heute viel entspannter zu. Statt Dauerberauchung und lauter Rockmusik werden hier seit Mai 2018 in entspannter Atmosphäre saftige Burgerkreationen auf die Bambusteller gebracht. Schuld für diesen radikalen Kurswechsel in Sachen gastronomischer Gebäudenutzung sind Julius Kimmle und Mathias Kühn.
Julius Kimmle stammt aus einer der ältesten Kellereien der Pfalz, dem in Kapellen-Drusweiler... mehr lesen
Bagage
Bagage€-€€€Restaurant063415496844Königstr. 2, 76829 Landau in der Pfalz
4.0 stars -
"Landauer Burgerinitiative Teil 2: Junger Buletten-Betrieb in den Räumlichkeiten einer ehemaligen Eckkneipe, der mit saftigen Argumenten und guter Stimmung im „Gepäck“ ein überwiegend junges Publikum anspricht" marcO74Buletten-Bastion Landau die Zweite. Wo früher der gemeine Passant kurz mal eben einen verschämten Blick durch die meist offenen Fenster der berühmt berüchtigten Landauer Eckkneipe „Nomadas“ riskierte, geht es heute viel entspannter zu. Statt Dauerberauchung und lauter Rockmusik werden hier seit Mai 2018 in entspannter Atmosphäre saftige Burgerkreationen auf die Bambusteller gebracht. Schuld für diesen radikalen Kurswechsel in Sachen gastronomischer Gebäudenutzung sind Julius Kimmle und Mathias Kühn.
Julius Kimmle stammt aus einer der ältesten Kellereien der Pfalz, dem in Kapellen-Drusweiler
Geschrieben am 04.03.2019 2019-03-04| Aktualisiert am
04.03.2019
Besucht am 03.01.2019Besuchszeit: Mittagessen
Der Hunger zur Mittagszeit hat mich in den letzten Wochen wieder öfter über den Rhein geschickt. Der Lunchgelegenheiten gibt es in der gegenüberliegenden Fächerstadt viele. Von Wörth aus gelangt man am schnellsten in den westlichsten Stadtteil Knielingen. Die dortigen Mittagsadressen (Fischerhaus, Schuhs, Mediterran) habe ich weitgehend abgegrast und hier auf GG dokumentiert. Das war vor gut einem Jahr. Doch auch die Karlsruhe Gastrolandschaft zeigt sich lebendig und so war ich seit Beginn dieses Jahres schon viermal Gast im Fashion Asia Grill, einem Anfang Mai 2018 neu eröffneten Partnerlokal des Karlsruher Vorzeigejapaners Kaiseki.
Mitten im schmucklosen, von Industrie und Gewerbe dominierten Stadtteil Daxlanden befindet sich dieses vom Namen her nicht besonders originell betitelte Asia-Lokal. Äußerlich hebt sich das unscheinbare Eckhaus nicht von der in die Jahre gekommenen Wohnsiedlung ab, in der man es kaum vermuten würde. Wären da nicht die großformatigen Banner, die neben dem Logo auch gleich ein paar Gerichte zur Schau stellen, würde man glatt daran vorbeifahren. Zudem erlaubt seine Abseitslage kein zufälliges Vorbeikommen. Hier muss man sich als Liebhaber fernöstlicher Köstlichkeiten schon gezielt auf den Weg machen. Und dieser lohnt sich, so viel kann ich schon einmal vorwegschicken.
Der chinesische Küchenchef Hong Lang Wang, der auch die kulinarischen Geschicke des Kaiseki in der Innenstadt leitet, zeichnet sich für die Kreationen verantwortlich und pendelt deshalb zwischen den beiden Standorten hin und her. Wang ist ein Koch mit viel Erfahrung, hat schon in diversen Nobelschuppen und gehobenen Hotelküchen rund um den Erdball gewirkt (u.a. im katalanischen Drei-Sterne-Tempel „El Celler de Can Roca“) und kennt sich mit verschiedenen asiatischen Küchenstilen bestens aus. Seine Idee, ein komplett neues, innovatives Konzept in Sachen Asia-Food in Karlsruhe zu verankern, erläuterte er mir bei einem netten Plausch.
Laut Wang wird im Fashion Asia Grill komplett auf Geschmacksverstärker verzichtet und viel Wert auf Zutatenfrische und -qualität gelegt. Außerdem kann man – ganz nach koreanischer Tradition – die Speisen am Tisch selbst zubereiten. Dazu hat man zwei Möglichkeiten: entweder grillt man die Zutaten direkt am Tisch oder schmeißt sie in den asiatischen Feuertopf (Sukiyaki), wo sie vor sich hin köcheln. Egal für was man sich entscheidet, der gesellige Aspekt der Nahrungsaufnahme wird dadurch noch gefördert. Fondue- und Raclettefans wissen wovon ich rede.
Die abendliche Auswahl ist vielfältig. Mariniertes Roastbeef, Lammkoteletts, Schweinebauch, Rippchen oder Hühnerschenkel bieten unterschiedlichste Grillmöglichkeiten am Tisch. Wem der Geschmackssinn eher nach Fisch und Meeresfrüchten steht, hat die Wahl zwischen Riesengarnelen, Tintenfisch, Butterfisch und Jakobsmuscheln. Veggies mit Tischgrillambition dürfen sich auf Süßkartoffeln in Knoblauchöl und Sesammarinade freuen. Oder sie entscheiden sich für den asiatischen Feuertopf mit Kimchi, Gemüse und Tofu. Auch Asia-Gourmands, die auf gebratene Nudeln, Reispfannen und Omeletts stehen, werden hier fündig. Die Preise oszillieren dabei zwischen 10 und 15 Euro. Lediglich die Sukiyaki-Varianten liegen da etwas drüber.
Mittags sind diese außergewöhnlichen Zubereitungen am Tisch nur auf Vorbestellung möglich, was mich bisher noch nicht in den Genuss hat kommen lassen. Das Mittagsmenü beschränkt sich auf zwölf verschiedene Gerichte, die immer gleichzeitig mit Miso-Suppe, Krautsalat, zwei Mandus (Korea-Dumplings) und einem kleinen Nachtisch serviert werden. Ein Drittel des Mittagsangebots, das sich preislich zwischen 8 und 15 Euro bewegt, habe ich mir in den letzten zwei Monaten einverleibt und war stets sehr zufrieden. Auch wenn ich das Schälchen Krautsalat regelmäßig zurückgehen ließ, da dieser so gar nicht nach meinem Geschmack ist.
Stets freundlich und gut aufgelegt präsentiert sich der Service im Fashion Asia Grill. Mit der Leiterin, Frau Lee, die mich mittlerweile als Stammgast ansieht, kommt man leicht ins Gespräch. Bereitwillig gibt sie Auskunft über die verwendeten Zutaten, die stattliche Sake-Sammlung in der Glasvitrine und das hier vornehmlich verkehrende Publikum, das sich an asiatischen „Heimatabenden“ über das Erscheinen deutscher Gäste schon mal wundert.
Asiaten essen bekanntlich gerne und lange. Die Möglichkeit sich aus einem Topf oder einer Gemeinschaftsplatte am Tisch zu bedienen und sich dabei nach Herzenslust kommunikativ austauschen zu können, scheinen die meisten Besucher aus Fernost sichtlich zu genießen. Entsprechendes ließ sich bei meinen Besuchen am Mittag beobachten.
Bei der Einrichtung des Lokals hat man auf China-Kitsch weitgehend verzichtet. Stattdessen dominieren klare Linien und eckige Formen. Da baumeln auch gerne mal futuristisch erscheinende Lampenschirmquader von der Decke. Alle Tische sind in der Mitte mit einem Gasgrill ausgestattet. Man sitzt auf ansprechend designten, sehr bequem gepolsterten Stühlen mit Kunstlederüberzug oder auf sofa-artigen Wandbänken mit angenehm weicher, ebenfalls mit Lederimitat überzogener Rückenlehne. Sitzt man in der Nähe des von grellen LEDs und roten Kunstblumen recht eigenwillig gestalteten Thekenbereichs, fällt der Blick zwangsläufig auf die von der Decke baumelnden Plastikfische, die der risikofreudige Innenarchitekt als eigenartiges Fisch-Mobile installiert hat. Nun, den hier einkehrenden Asiaten scheint es zu gefallen.
Hinter zwei Schiebetüren (Shoji) wartet ein weiterer Gastraum, der einem traditionellen Tatami-Zimmer nachempfunden wurde. Auf die dämmenden Matten aus Reisstroh hat man zwar verzichtet, dennoch kann man es sich auf dem Boden bequem machen, da entsprechende Sitzkissen bereit liegen. Nur vier in den Holzboden eingelassene Tische (alle mit integriertem Grill) beherbergt dieses gemütliche Séparée. Durch die Absenkung im Bereich der Tische finden auch Gäste ohne Hang zur Seiza-Sitzhaltung genügend Platz, um ihre Beine baumeln zu lassen. Ein paar Paravents komplettieren das traditionelle Japan-Feeling beim Essen.
Apropos Essen: als ich Anfang Januar das erste Mal hier aufschlug, entschied ich mich für das gebratene Rindfleisch auf Reis und Gemüse (11,90 Euro), das in einer Steinschale serviert wurde. Am Tisch wurde mir erklärt, dass man die hausgemachte, pastöse Chili-Sauce mit dem heißen Inhalt der Schale zu vermengen hatte. Mit dem Spiegelei on top und den Shitake-Pilzen war meine erste Reis-Bowl eine vollmundige Umami-Bombe von angenehmer Schärfe. Das Gemüse hatte noch leichten Biss, während das in Streifen geschnittene Rindfleisch eine feine Würze beisteuerte. Da wurde wohl vorher fachmännisch mariniert. Insgesamt war das von der Menge her eine völlig ausreichende Portion, die kein Glutamat-Bitzeln auf der Zunge provozierte. Auf ein eindimensionales, auf Soja basierendes Aromenkonstrukt, das bei so manchem Otto-Normal-Chinesen als gustatorisches Hintergrundrauschen zu verzeichnen ist, wurde hier lobenswerter Weise verzichtet. Stattdessen punktete das Reisgericht mit einem gut ausbalancierten Zusammenspiel von Würze, Frische und Säure. Mein Vater, der mir an jenem Tag Gesellschaft leistete, lobte ebenfalls sein gebratenes Rindfleisch, das seinen Weg aus dem Wok mit reichlich Gemüse- und Glasnudelassistenz antrat. Auch er war sichtlich begeistert von seinem ersten Gaumenerlebnis im Fashin Asia Grill.
Bei meiner zweiten Einkehr hatte ich einen meiner Kollegen im Schlepptau. Während er sich nach meinem Ratschlag für das gebratene Rindfleisch auf Reis und Gemüse entschied, wählte ich die Variante mit den zylinderförmigen koreanischen Reiskeksen (Tteok), die auf den ersten Blick wie unausgehöhlte, dicke Penne-Nudeln wirkten. Die Gochujang-Chili-Sauce kam in ausreichender Menge und europäisch gezügelter Schärfe in die Metallschüssel. Im Zusammenspiel mit Sojabohnen, Frühlingszwiebeln und Sesam ergab sich daraus ein äußerst schmackhaftes Tteokbokki, das in der koreanischen Küche ein beliebtes Streetfoodgericht darstellt. Die 12,90 Euro waren definitiv gut angelegt. Zumal auch die dazu gereichten Mandus einen köstlichen Appetizer abgaben.
Gerade hatte ich in puncto Korea-Food Kimchi gelegt, zog es mich bei meiner dritten Einkehr ins kulinarische Japan. Diesmal tauschte ich die Miso-Suppe nicht gegen eine Gemüse- oder Fleischbrühe ein, sondern setzte mich schlürfend mit dem Sojapasten-Aufguss auseinander. Nur vom Krautsalat ließ ich nach wie vor die Finger. Als Hauptgericht befand sich ein in Streifen geschnittenes Tonkatsu (paniertes Schweineschnitzel) in der Schale meines Vertrauens. Eine mit frittierten Karotten und Kartoffeln versehene Currysoße sorgte für den süffigen Unterbau. Eine ordentliche Handvoll Duftreis komplettierte das knusprig-pikante Asia-Schnitzelerlebnis. Für 10,90 Euro (inklusive dem bereits erwähnten „Begleitmaterial“) war das ein äußerst fair kalkulierter Mittagstisch.
Die letzte Einkehr erfolgte dann zusammen mit meiner Herzensdame. Wir waren auf dem Heimweg vom Winterurlaub aus Österreich und trafen nach gut vierstündiger Fahrt zur Mittagszeit in Daxlanden ein. An zwei Tischen schmurgelten asiatische Gäste ihre marinierten Grilladen um die Wette. Sie ließen sich ihre selbstgegrillten Speisen sichtlich schmecken. Für den Durst sollte es diesmal ein hausgemachter Zitronengras-Tee mit Minze und Honig sein (0,5 l für 4,30 Euro). Genau wie der etwas übersüßte, normale Eistee (gleicher Preis), den ich ein paar Wochen zuvor mit Mineralwasser strecken ließ, wurde auch er im Einmachglas mit Deckel und Strohhalm serviert.
Die Getränkepreise fallen im Fashion Asia Grill (im Gegensatz zu den Speisen) schon etwas höher aus. Das hatte ich schon bei meinen vorherigen Stippvisiten festgestellt. 3,30 Euro für einen halben Liter Gerolsteiner Mineralwasser finde ich schon etwas happig. Das naturtrübe Bier aus dem Schwarzwald namens „Waldhaus ohne Filter“ (0,5 l) schlug mit sportlichen 4,10 Euro zu Buche. In Kombination mit den preisgünstigen Mittagsmenüs passte allerdings das Gesamtpaket, das für eine Person nie die 20-Euro-Grenze sprengte.
Auch mit meiner vierten Lunchschüssel war ich sehr zufrieden. Das gebratene Rindfleisch (12,80 Euro) wurde mit Udon-Nudeln kombiniert. Pak Choi, Sprossen, und Frühlingszwiebeln sorgten für vegetabile Frische, während geröstete Sesamkörner nussig-aromatische Akzente beisteuerten. Auch meine Begleiterin staunte, als sie das mit vier kleineren Schüsseln und einer großen Schale bestückte Tablett vor sich stehen sah. In ihrer rein vegetarischen Bowl lagen verschiedene Sorten Gemüse, die alle im Kimchi-Stil fermentiert, also vorher zusammen mit bestimmten Gewürzen eingelegt waren, auf einer soliden Reisbasis. Die Chili-Sauce kam in einer Extraschüssel und musste untergehoben werden. Ein paar Stücke Tofu (paniert und frittiert) lagen als kleine texturelle Zugabe obenauf. Ihr mundete auch der begleitende Krautsalat richtig gut. Ganz zu schweigen von der Miso-Suppe und den Mandus. Mit gerade einmal 7,90 Euro fürs komplette Menü kann selbst der sparsamste Vegetarier nicht meckern.
Die erfreulichen Gaumenerlebnisse zur Mittagszeit haben mein Interesse an einem abendlichen Asia-Topf oder einem Tischgrillevent geweckt. Ich gehe davon aus, dass wir demnächst auch mal mit Freunden das Abendprogramm austesten werden. Zum Lunch kann ich das mittlerweile auch beim Guide Michelin gelistete Asia-Lokal (siehe www.viamichelin.de) nur wärmstens empfehlen.
Der Hunger zur Mittagszeit hat mich in den letzten Wochen wieder öfter über den Rhein geschickt. Der Lunchgelegenheiten gibt es in der gegenüberliegenden Fächerstadt viele. Von Wörth aus gelangt man am schnellsten in den westlichsten Stadtteil Knielingen. Die dortigen Mittagsadressen (Fischerhaus, Schuhs, Mediterran) habe ich weitgehend abgegrast und hier auf GG dokumentiert. Das war vor gut einem Jahr. Doch auch die Karlsruhe Gastrolandschaft zeigt sich lebendig und so war ich seit Beginn dieses Jahres schon viermal Gast im Fashion Asia... mehr lesen
Fashion Asia Grill Restaurant
Fashion Asia Grill Restaurant€-€€€Restaurant072156876715Daxlander Str. 125, 76185 Karlsruhe
4.5 stars -
"Karlsruher Mittagstisch – Teil 4: Abwechslungsreiche, koreanisch-japanische Fusionsküche, die mich mittlerweile regelmäßig nach Daxlanden führt" marcO74Der Hunger zur Mittagszeit hat mich in den letzten Wochen wieder öfter über den Rhein geschickt. Der Lunchgelegenheiten gibt es in der gegenüberliegenden Fächerstadt viele. Von Wörth aus gelangt man am schnellsten in den westlichsten Stadtteil Knielingen. Die dortigen Mittagsadressen (Fischerhaus, Schuhs, Mediterran) habe ich weitgehend abgegrast und hier auf GG dokumentiert. Das war vor gut einem Jahr. Doch auch die Karlsruhe Gastrolandschaft zeigt sich lebendig und so war ich seit Beginn dieses Jahres schon viermal Gast im Fashion Asia
Besucht am 26.12.2018Besuchszeit: Abendessen 5 Personen
Rechnungsbetrag: 82 EUR
Mit dem Essengehen an Weihnachten ist es ja immer so eine Sache. Nicht selten erliegt man schon vor dem Besuch einer Speisegaststätte der Festtagsvöllerei. Besonders an den Weihnachtsfeiertagen kann die Einkehr im Restaurant schnell zum gastronomischen Pfefferminzblättchen werden. Monty-Python-Fans mit Vorliebe für „den Sinn des Lebens“ wissen wovon ich rede. Nach den Gaumenerlebnissen in Bremerhaven und Worpswede, ließen wir es an den Festtagen etwas entschlackter angehen. Anstatt weihnachtlicher „Fresskapaden“, wurden im Fritz-Piaskowski-Hallenbad (Bremen-Vegesack) ordentlich Bahnen geschwommen. Außerdem sorgten ausgedehnte Deichspaziergänge entlang der Wümme (Oberneuland) für reichlich frische Luft um die Nase.
Liest man sich durch die gängigen Portale, wird das Restaurant Hermes mit Lobeshymnen geradezu überschüttet. Einige wähnen es gar im Olymp griechischer Grillkunst. Doch Vorsicht war geboten. Der eingefleischte Gyrosologe meines Vertrauens (bei GG unter dem Decknamen „Hanseat1957“ bekannt) hatte den Souvlaki-Schuppen gar nicht in seine Hitliste aufgenommen. Ich war ziemlich gespannt, ob es der Laden mit renommierten Pfälzer Kulttavernen (Olympia und Poseidon in Landau oder Sto Castello in Kandel) würde aufnehmen können.
Das Domizil des kulinarischen Götterboten befindet sich in der August-Bebel-Allee. Ein kleiner Spaziergang führte uns quasi „Vahr away“ in den von Sven Regener so stiefmütterlich behandelten, nördlichen Stadtteil. In der Neuen Vahr Nord wohnen auf nicht einmal einem Quadratkilometer ca. 8000 Menschen. Viele Hochhäuser, aber auch viel Grün drumherum zieren hier den wilden Bremer Osten.
Da wunderte es mich auch nicht, dass sich der angesteuerte Hellenentempel von seinem äußeren Erscheinungsbild her als schmucklos-funktionales Anwesen präsentierte. Denn, um es gleich auf den Punkt zu bringen: der weiß überstrichene Klinkerbau mit der Aufschrift „Hermes“ wirkte von außen nicht besonders einladend. Ein paar aufgespannte Sonnenschirme trotzten der kalten Jahreszeit. Ansonsten zeigte sich der Terrassenbereich vorm Lokal verständlicherweise komplett leergefegt. Mit gemischten Gefühlen betrat ich unsere Abendbrotstätte, war dann aber von der Gestaltung des großräumigen Gastraums positiv überrascht.
Wir hatten selbstverständlich reserviert, denn im Hermes kann es anscheinend schon an „normalen“ Tagen recht eng werden. Dementsprechend voll war der Laden gerade an Weihnachten. Unser Tisch, eingerahmt von zwei bequem gepolsterten Sitzbänken, und abgeschirmt von hölzernen Trennelementen aus dunkel gestrichenem Holz, wäre für vier Personen optimal gewesen. Da wir jedoch zu fünft anrückten, musste am Tischende ein zusätzlicher Stuhl Abhilfe schaffen. Dieser befand sich allerdings mitten im Durchgang, der vom Servicepersonal und anderen Gästen häufig frequentiert wurde. Kein besonders komfortabler Platz für den halb auf dem Gang sitzenden Bremer Edelmann. Ein Platzwechsel war von Nöten.
Schön, dass die junge Mannschaft von Edi Lühring, dem Geschäftsführer des Restaurants, an diesem Abend so flexibel war und uns trotz der beengten Situation einen Alternativplatz anbot. Mit unserem neuen, in unmittelbarer Lage zur Theke befindlichen Sitzabteil, waren nun alle zufrieden und wir konnten uns ganz relaxed der Lektüre der Speisenkarten widmen.
Mein Blick schweifte durch das „Unterholz“ der Innenausstattung. Sie erinnerte mich etwas an das im Sommer 2017 besuchte Restaurant Sparta im Ortsteil Lesum, meinem Bremer Favorit in Sachen Gyros, Tzatziki und Co. Denn der Verzicht auf den ganzen Hellas-Kitsch, den man auch heute noch in Form von Wandbemalungen (meist irgendwelche Götter, die in den Bereichen Genuss und Laster promoviert hatten…), Efeuranken (wie oft haben Gäste diese Blätter als Teil ihres Beilagensalats fehlinterpretiert…), Adonis-Figuren (damit Mann bzw. Frau weiß, zu was griechische Kost im Extremfall führen kann…) und Pappmaché-Säulen („alles sooo schön antik eingerichtet hier“…) in so manch einer alteingesessenen Grillfleisch-Spelunke antrifft, ließ den Raum im positiven Sinne „spartanisch“ wirken.
Eigentlich ganz gemütlich hier, so das knappe Fazit, das ich im Kreis der Familie verlauten ließ. Trotz des großen Andrangs, hielt sich die Lautstärke in Inneren erfreulicherweise in Grenzen. Die Idee, den Gastraum mit viel Holzbalken und Trennelementen auszustatten, führte zu einer recht gemütlichen Atmosphäre. Von wegen Präsentierteller – wir fanden es im Schein der von Korbgeflecht umhüllten Hängelampe ganz angenehm, zumal sich der hölzerne Sichtschutz in den Dienst unserer Sitznische stellte.
Weihnachten huldigte man hier in Form einer kleinen Auswahl an Feiertagsempfehlungen. Saganaki (gebackener Schafskäse) mit Honig und Sesam, mit Feta gefüllte Paprika Florinis (gefüllte Spitzpaprika), Entenbrust mit Kartoffelklößen und Rotkohl (jaja, die Deutsch-Hellenen…) sowie eine waschechte Moussaka schafften es auf die Weihnachtskarte, die mit Apfel-Zimt-Pannacotta und der südamerikanischen Süßspeise namens „Tres leches“ noch zwei ganz und gar nicht griechische Desserts parat hatte.
So weit, so ungewöhnlich. Zumindest vom ersten Speiseneindruck her. Das in Klarsichthüllen steckende, in Lederoptik-Hardcover eingebundene Standardrepertoire war auf die üblichen Einlegeblätter gedruckt und las sich da schon eher wie die Auswahl beim Otto-Normal-Hellenen um die Ecke. Gemischte Platten mit allem was der Fleischesser so mag, diverse Gyros-Varianten, ein paar Lammfleischgerichte aus dem Backofen, eine überschaubare Anzahl an Fischtellern und eine stattliche Palette an Mezedes aus dem appetitanregenden Vorspeisenprogramm. Alles preislich recht unauffällig und durchaus mit den Beträgen aus der Pfälzer Provinz vergleichbar.
Eine Flasche vom deutlich überschätzten Mineralwasser der Marke Gerolsteiner belief sich auf recht sportliche 5,50 Euro. Das Köstritzer Kellerbier (0,3 l) floss für 3,20 Euro vom Fass ins Glas, während mein aus Bitburger Pils und Zitronensprudel gemischtes Alster (0,4 l) mit 3,90 Euro zu Buche schlug. „Ein schlechtes Bier macht eben keinen guten Radler!“, sagt man bei uns. Eine Tresenphilosophie, die sich auch dieses Mal wieder bewahrheitete. Ich hatte den Eindruck, dass man bei den Getränkepreisen etwas kräftiger hinlangte als beim Essen.
Vorweg bestellten wir die Peperonipfanne (5,80 Euro) zur Einstimmung. Von der Menge her waren die in Knoblauchöl gebratenen Schoten ideal zum Teilen. Anfänglich vermisste ich etwas die dunklen Röstflecken, die beim Grillen über Holzkohle entstehen. Aber die grünen Paprikagewächse hatten eine derart gut ausbalancierte Schärfe, dass sie über alle Zubereitungszweifel erhaben waren. Auch machte man hier nicht den Fehler, sie unter gebratenen bzw. gegrillten Knoblauchstückchen zu begraben. Ein Auftakt nach Maß, der unsere Freude auf die Hauptgänge noch steigerte.
Die beiden jüngeren Damen am Tisch teilten sich die vegetarische Vorspeisentafel für zwei Personen (16,90 Euro), die zu meiner Verblüffung einen urdeutschen Namen trug. „Paul’s Vorspeisenplatte“ vereinte eine große Auswahl an gefüllten, panierten, frittierten und gebackenen Mezedes. Große weiße Bohnen (Gigantes), panierter Fetakäse (Saganaki), panierte Auberginen und Zucchini, gefüllte Weinblätter, mit Schafskäse und Spinat gefüllte Blätterteigtaschen (Teropetkia) und nochmal zwei Hände voll gebratener Peperoni lagen flankiert von zwei stolzen Hügeln aus Tzatziki und Fetakäsecrème. Dem nicht genug, orderte man noch einen zusätzlichen Teller mit gebratenen Champignons (2,40 Euro) dazu. Die nicht gerade kalorienarme Veggie-Platte war aus meiner Sicht ein klassisches Panadebeispiel für unsinnigen Fleischverzicht beim Griechen. Aber gut, manche essen ja auch beim Italiener Jägerschnitzel. Geschmeckt hat es den beiden Teilzeitvegetarierinnen, auch wenn mir ihre Fettverdauung an diesem Abend Rätsel aufgab.
Neben der fleischlosen Frittierlandschaft wurde ein großer gemischter Salat (7,50 Euro), die Moussaka von der Weihnachtskarte (15,90 Euro) und zur Ehrenrettung des letzten, versprengten Karnivoren am Tisch die Athen-Platte (14,50 Euro) geordert. Bei dieser war ein Krautsalat inklusive. Für einen kleinen Obolus von 0,80 Euro wurde daraus ein kleiner gemischter Beilagensalat. Ein zusätzliches Kännchen Käsesauce (= die obligatorische, erwärmte Fertighollandaise) wurde mit 1 Euro extra berechnet. Auf dem Hauptstadt-Teller befanden sich ein saftiger Souvlaki-Spieß, ein gut gewürztes Hacksteak von schön mürber Konsistenz, ein etwas zu fettig geratenes Lammkotelett (kein Kronenfleisch, schade!) sowie ein frisch vom Drehspieß geschnittener, knuspriger Gyroshügel. Als Beilage hatte ich mich für die Bratkartoffelchips aus der Fritteuse entschieden. Zusammen mit einer ordentlichen Kelle vom hausgemachten Tzatziki war das ein durchaus überzeugendes Argument gegen den späten Weihnachtshunger.
Bis auf das Lammkotelett war das ein sehr gelungener Grillteller, der bzgl. Saftigkeit und Würze nichts zu wünschen übrigließ. Das Fleisch präsentierte sich handwerklich kompetent zubereitet. Marinieren geht ja bekanntlich über Studieren. In der Hermesküche wussten sie anscheinend wie man fachmännisch die Grilladen röstet. Die „Bratkartoffeln“ entpuppten sich als anständige TK-Ware und fielen nicht übermäßig fettig aus. Die griechische Joghurt-Gurken-Pampe schmeckte frisch und nicht übertrieben nach Knoblauch. Auch der Beilagensalat wusste mit frischen Zutaten zu gefallen. Insgesamt erschien mir der Preis für die gebotene Qualität stimmig. Ähnlich zufrieden äußerte man sich am Tisch über den mächtigen Moussaka-Tafelberg, bei dem nicht an Bechamelsauce und Gratinkäse gespart wurde.
Zufrieden und gut gesättigt schickte uns der Götterbote von der Neuen Vahr Nord wieder hinaus in die Bremer Nacht. Der kleine Verdauungsspaziergang tat gut und unterstützte den digestiv wirkenden Ouzo aufs Haus, den wir spendiert bekamen. Schnell waren wir uns einig: eine empfehlenswerte Adresse mehr im Bremer Gastrodschungel und definitiv eine Wiederholungstat wert.
Mit dem Essengehen an Weihnachten ist es ja immer so eine Sache. Nicht selten erliegt man schon vor dem Besuch einer Speisegaststätte der Festtagsvöllerei. Besonders an den Weihnachtsfeiertagen kann die Einkehr im Restaurant schnell zum gastronomischen Pfefferminzblättchen werden. Monty-Python-Fans mit Vorliebe für „den Sinn des Lebens“ wissen wovon ich rede. Nach den Gaumenerlebnissen in Bremerhaven und Worpswede, ließen wir es an den Festtagen etwas entschlackter angehen. Anstatt weihnachtlicher „Fresskapaden“, wurden im Fritz-Piaskowski-Hallenbad (Bremen-Vegesack) ordentlich Bahnen geschwommen. Außerdem sorgten ausgedehnte Deichspaziergänge... mehr lesen
4.5 stars -
"Schmackhafte Hellenenkost beim Götterboten von der Neuen Vahr Nord" marcO74Mit dem Essengehen an Weihnachten ist es ja immer so eine Sache. Nicht selten erliegt man schon vor dem Besuch einer Speisegaststätte der Festtagsvöllerei. Besonders an den Weihnachtsfeiertagen kann die Einkehr im Restaurant schnell zum gastronomischen Pfefferminzblättchen werden. Monty-Python-Fans mit Vorliebe für „den Sinn des Lebens“ wissen wovon ich rede. Nach den Gaumenerlebnissen in Bremerhaven und Worpswede, ließen wir es an den Festtagen etwas entschlackter angehen. Anstatt weihnachtlicher „Fresskapaden“, wurden im Fritz-Piaskowski-Hallenbad (Bremen-Vegesack) ordentlich Bahnen geschwommen. Außerdem sorgten ausgedehnte Deichspaziergänge
Geschrieben am 10.02.2019 2019-02-10| Aktualisiert am
11.02.2019
Besucht am 23.12.2018Besuchszeit: Abendessen 4 Personen
Rechnungsbetrag: 273 EUR
Gerade hatten wir den vorweihnachtlichen Ausflug (inklusive Grünkohlteller…) nach Worpswede verdaut, stand auch schon der nächste Kulturtrip ins Haus. Und Haus ist da durchaus wörtlich zu nehmen, denn wir statteten dem Deutschen Auswandererhaus in Bremerhaven einen Tag vor Weihnachten einen Besuch ab. Zusammen mit dem Klimahaus und dem Deutschen Schifffahrtsmuseum gehört es zu einer Reihe interessanter Ziele, die sich in der zum Bundesland Bremen gehörenden Exklave ansteuern lassen.
Wie schön, dass unsere beiden Bremer Genusskomplizen an jenem Abend Zeit hatten, um dem kulturellen Input der deutschen Ein- und Auswanderungsgeschichte einen kulinarischen Gegenpart folgen zu lassen. Warum nicht einmal zusammen im altehrwürdigen Fischereihafen-Restaurant der Familie Natusch speisen? Auch Borgi war nach reiflicher Überlegung von dieser Idee halbwegs begeistert und reservierte einen Tisch für vier in diesem Nostalgieschuppen für Fisch-, Schalen- und Krustentierverehrer.
„Das Natusch“, wie die fischbegeisterten Gäste diesen traditionsreichen Familienbetrieb auch nennen, wird seit August 2017 von Kenneth Natusch-van Kesteren und seiner Frau Tanja in dritter Generation geführt. Mitten im Fischereihafen gelegen und gerade mal 200 Meter von den Fischauktionshallen entfernt befindet sich der stattliche Klinkerbau, der uns hübsch angestrahlt und zurückhaltend weihnachtlich dekoriert empfing. Dass man sich hier in erster Linie auf die Zubereitung von Meeresbewohnern konzentriert, duftete einem schon an der Eingangstür entgegen.
Hier ließen wir die urig eingerichtete Fischerstube, deren rustikales Holzinterieur eher an eine hyggelige Hafenkneipe erinnerte, links liegen, um gleich nach rechts in den deutlich edler wirkenden Gastraum, der den maritimen Charme einer Schiffskajüte ausstrahlte, abzubiegen. Unsere Bremer Freunde hatten es sich bereits im hinteren Bereich der stilvoll mit Holz ausgestatteten Stube gemütlich gemacht. Ihr Tisch befand sich in Ecklage, unmittelbar neben dem Eingang zu einem weiteren, etwas kleineren Raum, dem sogenannten Kapitänszimmer „Errol Flynn“. Der Name ist kein Zufall, stammen doch große Teile der originellen Einrichtung aus der Yacht des früheren Schauspielers und Frauenschwarms, der in den 30er bzw. 40er Jahren seine größten Erfolge feierte.
Schon beim Eintritt in das Innere des Restaurants wurde uns regelrecht warm ums Herz, denn der sehr geschmackvoll in Szene gesetzte Raum strahlte genau jene Form kultivierter Gastlichkeit aus, die leckeren Essensduft mit der gedämpften Akustik angeregter Tischgespräche vermischte, um dem eintretenden Gast das Ankommen zu erleichtern. Frei nach dem Motto: „Lass uns mal vor Anker gehen im kulinarischen Heimathafen!“. Zweifelsohne der passende Rahmen, um dem vorweihnachtlichen Trubel für ein paar Stunden zu entfliehen. Und das mit drei hervorragenden Gesprächspartnern am Tisch – was will man eigentlich mehr? Gut, vielleicht noch etwas Leckeres zu essen…
Für eine angenehme Beleuchtung sorgten die dezent in die holzbeplankte Decke eingelassenen Strahler. Warmes Kerzenlicht steuerte zusätzlich auf den cremeweiß eingedeckten Tischen ein wenig romantisches Flackern bei. Mit Weihnachtsdekoration hielt man sich lobenswerter Weise etwas zurück. Man setzte eher auf klassische Eleganz, die sich in Form gefalteter Stoffservietten, silbern glänzender Untersetzer und auf Hochglanz polierter Wein- und Wassergläser auf unserem Tisch widerspiegelte. Pfeffer- und Salzmühle, Brottellerchen und Einfachbesteck komplettierten die damit auch ziemlich vollgepackte Tischfläche.
Der Weinkühler war bereits auf einem schmalen Beistelltisch platziert. Scheinbar ging man davon aus, dass es sich bei den hier Anwesenden um veritable Schluckspechte handelte, beherrschte doch zumindest einer von ihnen den Dialekt der südlichen Weinvölker nahezu fließend. Der andere Bacchus-Verehrer betete sogleich sein übliches „Mosel unser – im Himmel“, was uns zur Strafe eine durchschnittliche Flasche Riesling (2017er Blauschiefer, 27 Euro) von Markus Molitor einbrachte. Aber wer den Gott des Weines eben erzürnt, muss die vinophilen Konsequenzen tragen. Da gab sich dann auch der Pfalzweinenthusiast geschlagen und machte gute Miene zu „bösem“ Säurespiel.
An diesem Abend wurden wir primär von der gleichen Servicedame umsorgt. Nur das Filetieren des Karpfens wurde vom Restaurantleiter persönlich am Tisch erledigt. Unsere hübsche, junge Bedienung machte ihre Sache grundsätzlich gut. Frau Schalinski agierte umsichtig und gab auf Nachfragen bereitwillig Auskunft. Kleinere Schwächen machte sie durch ihr sympathisches Wesen locker wett. Ihren Lapsus mit dem Champagnergläschen (ok, immerhin stolze 9,50 Euro wert), bei dem die Schampusdrossel am Tisch sofort das Fehlen jeglichen Blubbers diagnostizierte, klärte der „Möttfelder“ direkt am Ausschanktresen. Dass er innerlich vor Wut „schäumte“, ist jedoch nur ein Kalauer, den ich mir im Nachhinein zu dieser Situation zusammengereimt habe. Zumindest nach außen hin ließ sich der abgezockte Schaumweinhasardeur wenig anmerken. Ein Profi eben – durch und durch!
Man reichte uns die großformatigen Speisenkarten zum Aufklappen. Das übersichtliche Angebot erstreckte sich auf zwei Seiten und fiel erwartungsgemäß fischlastig aus. Gleich zu Beginn grüßte die Pfälzer Heimat mit drei Weinempfehlungen. Ein Grauburgunder, ein Rosé und ein Merlot gab es als „Natusch-Edition“ von Markus Pfaffmann aus Walsheim, meinem alten Schulkameraden vom Landauer Otto-Hahn-Gymnasium, für faire 24,50 Euro die Flasche.
Bei den Vor- und Hauptspeisen zeichneten sich in erster Linie die Nordsee bzw. der Atlantik für die Herkunft der Zutaten verantwortlich. Keine Frage, mit Oosterschelder Premium Austern, Nordsee-Krabben direkt vom Kutter, Suppe vom bretonischen Hummer oder Kammmuscheln vom Grill hatte man es als Krusten- bzw. Schalentiersympathisant gar nicht so einfach, die richtige Entscheidung bei der Wahl des Entrees zu treffen.
Die Liste an Hauptgerichten beinhaltete siebenmal Fisch, zweimal Fleisch und einmal Vegetarisches. Nordsee-Seezunge, Yellowfin-Thunfisch, Limandesfilet, weißer Heilbutt (Wildfang), Winter-Dorsch und Aischgründer Weihnachtskarpfen sieht man nicht so häufig auf einem Speisezettel stehen. Mit der Keule von der Hafermastgans und dem argentinischen Entrecôte standen immerhin zwei Alternativen für flossenverachtende Karnivoren bereit.
Etwas dürftig war dagegen das fleisch- bzw. fischlose Angebot, das Winter-Blattspinat mit glasierten Möhrchen, Haferwurzeln, Burrata und Grillkartoffeln für stolze 20,50 Euro listete. Gut, für Vegetarier ist das Natusch nicht die erste Adresse, aber ein bisschen mehr Auswahl dürfte es bei dem – auch preislich – etwas gehobeneren Anspruch des Hauses schon sein.
Für 43,50 Euro wurde noch zusätzlich ein Weihnachtsfest-Menü offeriert. Irland-Lachs, Loup de mer und Bratapfeleis klangen in der Summe zwar spannend, überzeugten jedoch an unserem Tisch niemanden so richtig, weshalb wir fröhlich à la Carte wählten.
Das Amuse passte auf einen geschwungenen Häppchenlöffel. Der Küchenkapitän grüßte uns mit einem eher langweilig angemachten Garnelensalat auf Mayo-Basis. Tja, die Eröffnung hätten wir uns wahrlich etwas raffinierter vorgestellt. Schnödes Weiß- und deutlich besseres Mehrkornbrot wurden zusammen mit einem Schälchen Butter gereicht. Die Flasche Mineralwasser kam auf sportliche 5,90 Euro in der Dreiviertelliterflasche. Aber in Bremerhavens erstem Fischlokal am Platz zu speisen hat nun mal seinen Preis, das war uns schon nach der Durchsicht des Speiseangebots klar geworden. Die Frage war nur, ob das Gebotene diesen auch wert sein würde.
Schon die Vorspeisen dämpften ein wenig unsere wahrscheinlich viel zu hohen Erwartungen und hinterließen eher gemischte Gefühle am Tisch. Die Nordsee-Bouillabaisse, die mit einer recht leisen Sauce Rouille und einer ordentlichen Fischeinlage (11,50 Euro) daherkam, konnte noch am meisten überzeugen. Meine etwas profan in einer Tasse servierte Krabbenfischersuppe mit Nockerln vom Winterdorsch (9 Euro) hatte zwar ein zupackendes Krustentieraroma, schmeckte mir aber eine Spur zu streng nach Cognac. Da stimmte das Feintuning beim Abschmecken nicht so ganz.
Die Portion Irland-Lachs aus der Orangen-Meersalzbeize (18,50 Euro) meines Gegenübers fiel derart homöopathisch aus, dass man sie auch locker hätte als Dekoelement auf dem Tellerrand platzieren können. Weniger sparsam war man dagegen bei der Salatbeilage (Baby Leaf, Zuckerhut, Rapunzel). Der eigentliche Protagonist, der qualitativ bemerkenswerte Lachs, wurde dadurch zum Nebendarsteller degradiert. Diese fehlproportionierte Vorspeise war ihren ambitionierten Preis definitiv nicht wert, so die einhellige Meinung am Tisch.
Ob nun die Nordsee-Krabben wirklich direkt vom Kutter kamen, hätte wohl nicht einmal Errol Flynn herausgeschmeckt. Die Dame, die mir schräg gegenübersaß, genoss sie zusammen mit einer Cocktail-Crème und einer Vinaigrette-Sauce. Für ein taugliches Krabben-Foto saß sie leider zu weit entfernt, aber das, was sich da für knapp 20 Euro auf ihrem Teller befand, war weder besonders ansprechend angerichtet, noch finessenreich zubereitet. Auch bei dieser Vorspeise stimmten Anspruch und Wirklichkeit genauso wenig wie Preis und Leistung.
Vielleicht würden es ja die Zwischengänge richten. Den Kammmuscheln vom Grill konnten weder Borgi noch ich widerstehen. Drei perfekt glasig gebratene Exemplare verteilten sich auf dem hübsch arrangierten Teller. Für farbliche Grundierung sorgte eine leider viel zu säurearme Rote-Bete-Beurre blanc. Der in Zylinderform gebrachte Winter-Blattspinat hatte zudem jeglichen Biss verloren. Die ebenfalls recht mürbe gedämpfte Kerbelwurzel und das ins Massige tendierende Pastinakenpüree hinterließen in der Summe einen durchwachsenen Gesamteindruck. Sicherlich hatte man sich bei der Zusammenstellung der Komponenten des Muschelgerichts seine Gedanken gemacht. Auch war der Großteil der Zutaten handwerklich solide zubereitet. Aber es fehlte die zündende Geschmacksidee, die den gustatorischen Funken auf unsere Gaumen hätte überspringen lassen.
Danach gab es erst einmal was zu schauen. Der blaue Weihnachtskarpfen (22,50 Euro) hatte seinen Aufenthalt im Riesling-Dampfbad sichtlich gut überstanden und lag von ein wenig Wurzelgemüse-Chiffonade bedeckt auf einem großen Metallblech, auf dem er sogleich vom Restaurantleiter fachgerecht filetiert wurde. Nach der Lektion in Sachen Fischzerlegung lagen zwei supersaftige, kompetent zubereitete Karpfenfilets auf dem Teller. Aufgrund seines manchmal leicht modrig-muffig schmeckenden Fischfleisches hat der Karpfen mittlerweile ein echtes Image-Problem, was ihn von vielen Speisenkarten verbannt hat. Hier gelang er jedoch ausgezeichnet und fiel vom Geschmack her leicht nussig-erdig aus. Passend dazu wurden Sahne-Meerrettich, geschmolzene Butter und Salzkartoffeln als klassische Beigaben gereicht. Die junge Dame neben mir schien mit ihrem Hauptgang vollends zufrieden zu sein.
Auch an den in der Pfanne gebratenen Filets von der echten Limande bzw. Rotzunge (27,50 Euro) gab es wenig auszusetzen. Mit Tomatenwürfeln und Lauchzwiebeln verfeinerte Nordsee-Krabben verliehen dem Plattfisch eine frische Note. Die à part gereichte Sauce Béarnaise stellte sich dabei genauso in den Dienst der Sättigung wie die noch leicht bissfesten Salzkartoffeln.
Das kapitale Filet vom weißen Heilbutt (29,50 Euro), welches sich der nette ältere Herr gegenüber von mir gönnte, kam leider in der gleichen, geschmacklich unspektakulären Serienausstattung auf den Teller wie die als Zwischengang servierten Kammmuscheln. Vielleicht hätte da die Küche eine alternative, leicht abgewandelte Garnitur anbieten können. Sie tat es nicht und was für meinen Genusskumpan noch viel schwerer wog, war die Tatsache, dass sein Fischfilet wohl einen Tick zu lange unter dem Salamander weilte und deshalb etwas zu trocken ausfiel.
Mein im Tataki-Stil, auf beiden Seiten nur leicht angebratenes Yellowfin-Thunfischsteak (26,50 Euro) lag vor geronnenem Protein (Albumin) strotzend auf einem Häuflein Wokgemüse. So weit, so unprätentiös angerichtet. Das laut Speisenkarte in Sashimi-Qualität dargebotene Thunfischfilet sah deshalb auch nicht besonders schön aus. Die weiße Schmotze hätte man ja mit ein wenig Küchenpapier nachträglich noch entfernen können. Oder man hätte den Fisch – wie das die Profis tun – kurz vor dem Anbraten in ein Salzbad gelegt. Das trennt bekanntlich die Muskelfasern an der Oberfläche und das Albumin wird nicht abgesondert. Doch das war nicht der einzige Kritikpunkt bei meinem Hauptgang. Zwei stattliche Nocken Sellerie-Haselnuss-Püree hätten von ihrer Süße her jedem Nachtisch zur Ehre gereicht. Auf dem leicht asiatisch angehauchten Fischteller erschienen sie mir jedoch mehr als deplatziert. Der klebrigen Masse nicht genug, befand sich auch noch ein Schälchen Quittenchutney inmitten des Ensembles. Dagegen konnte sich dann auch die fein abgeschmeckte Curry-Ingwersauce geschmacklich kaum durchsetzen. Schade, denn von der Idee her war das ein durchaus nachvollziehbares Gericht, das hier als Opfer der Zuckerdose klebrig gegen die Wand gefahren wurde.
Das nahm mir dann auch die Lust auf einen süßen Abschluss. Der Rest des Tisches durchstreifte munter per Dessertvariation (10,50 Euro) die Natusch-Patisserie und erfreute sich an aromatischem Christstollen-Eisparfait, saftig-süßen Glühweinkirschen, marinierten Datteln, cremigem Rahmeis von der Bourbon-Vanille sowie fluffiger Spekulatiusmousse an Clementinenkompott. Das kalorienreiche Weihnachtsdessert begeisterte besonders den „Süßen Fan“ am Tisch. Borgis aus Mango, Blaubeere und Mandarine bestehende Sorbet-Trilogie (7,50) wollte dagegen nicht so recht zünden.
Das Fazit habe ich ja eigentlich schon in die Überschrift gepackt. Im Natusch gibt man sich traditionell und klassisch gutbürgerlich. Mit internationalen Akzenten geht man hier zwar sparsam um, verschließt sich aber modernen Einflüssen nicht. Das mag vielleicht für manche Gäste etwas zu gewollt wirken. Die hohe Produktqualität beim Fisch und bei den Schalentieren ist jedoch nicht zu leugnen. Aber die haben mittlerweile auch andere Restaurants zu bieten. Wer auf eine romantische Atmosphäre und umsichtig agierenden Service steht, ist hier gut aufgehoben. Das Verhältnis von Preis und Genuss hatte bei unserem Besuch noch Luft nach oben. Dennoch haben wir diesen Abend sehr genossen und freuen uns jetzt schon auf eine Wiederholung dieser vorweihnachtlichen Tradition, die uns schon einige bemerkenswerte kulinarische Erlebnisse mit unseren Freunden aus der Hansestadt bescherte.
Gerade hatten wir den vorweihnachtlichen Ausflug (inklusive Grünkohlteller…) nach Worpswede verdaut, stand auch schon der nächste Kulturtrip ins Haus. Und Haus ist da durchaus wörtlich zu nehmen, denn wir statteten dem Deutschen Auswandererhaus in Bremerhaven einen Tag vor Weihnachten einen Besuch ab. Zusammen mit dem Klimahaus und dem Deutschen Schifffahrtsmuseum gehört es zu einer Reihe interessanter Ziele, die sich in der zum Bundesland Bremen gehörenden Exklave ansteuern lassen.
Wie schön, dass unsere beiden Bremer Genusskomplizen an jenem Abend Zeit hatten,... mehr lesen
3.5 stars -
"Bremerhavens Benchmark in Sachen Fischküche bescherte uns einen wunderschönen Abend – wenn auch die Gesellschaft am Tisch und das Drumherum mehr dazu beitrugen als die Speisen auf unseren Tellern" marcO74Gerade hatten wir den vorweihnachtlichen Ausflug (inklusive Grünkohlteller…) nach Worpswede verdaut, stand auch schon der nächste Kulturtrip ins Haus. Und Haus ist da durchaus wörtlich zu nehmen, denn wir statteten dem Deutschen Auswandererhaus in Bremerhaven einen Tag vor Weihnachten einen Besuch ab. Zusammen mit dem Klimahaus und dem Deutschen Schifffahrtsmuseum gehört es zu einer Reihe interessanter Ziele, die sich in der zum Bundesland Bremen gehörenden Exklave ansteuern lassen.
Wie schön, dass unsere beiden Bremer Genusskomplizen an jenem Abend Zeit hatten,
Besucht am 22.12.2018Besuchszeit: Mittagessen 5 Personen
Worpswede und das Teufelsmoor waren mir bis vor kurzem noch überhaupt kein Begriff. Ein kleiner vorweihnachtlicher Ausflug führte uns in das nördlich von Bremen gelegene Künstlerdorf, das sich an jenem Samstag eher regnerisch präsentierte. Doch der „Bonze des Humors“, eine lachende Buddha-Statue in der Nähe des Parkplatzes, machte uns Mut und so erklommen wir wenig später den 54,4 m hohen Weyerberg, auch das Matterhorn von Worpswede genannt. Natürlich ließen wir auch den Niedersachsenstein, ein 18 m hohes Backsteinmonument zu Ehren der im Ersten Weltkrieg gefallenen Soldaten, nicht aus.
Wetter und Witterung erlaubten es leider nicht, dass wir mit dem Torfkahn durchs Teufelsmoor segelten. Auch der historische Moorexpress kam nicht in Betracht, da der Nostalgie-Zug (fast) nur in den wärmeren Monaten unterwegs ist. In etwa genauso alt wie die historische Bahnstrecke von Bremen nach Stade ist der Worpsweder Bahnhof, der vom ortansässigen Künstler Heinrich Vogeler entworfen wurde. Das liebevoll restaurierte Bahnhofsgebäude aus dem Jahre 1910 beherbergt heute ein stilvoll eingerichtetes Restaurant, das seit 2014 von Ulrike und Frank Hartmann geführt wird, und in dem eine zeitgemäße deutsche Küche aufgetischt wird.
Da bot es sich förmlich an, den kleinen Spaziergang für ein Mittagessen in dem unter Denkmalschutz stehenden Jugendstilgebäude zu unterbrechen. Und so kam es, dass sich vier Bremer und ein Pfälzer im ehemaligen Sommerwartesaal des Worpsweder Bahnhofs einfanden, in freudiger Erwartung auf eine gute deutsche Küche. Erst beim näheren Betrachten der Webseite fiel mir auf, dass wir unser samstägliches Mittagsmahl in der 1.Klasse des Restaurants abhielten. So wurde der hübsch im Landhauslook eingerichtete Anbau nämlich bezeichnet.
Um dorthin zu gelangen, führte uns der Weg einmal quer durch alle Gasträume, die hier in Anlehnung an ihre frühere Funktion unter 2. bzw. 3.Klasse, Schalterhalle und Dienstraum firmieren. Was mir Betreten des Bahnhofsgebäudes gleich auffiel: jeder Raum wird von einem eigenen Stil geprägt und unterscheidet sich von der Einrichtung her grundlegend von den anderen. Die 3.Klasse versprühte mit ihrer hölzernen Rustikalität gemütliches Kneipenflair, während das Kaminzimmer der 2.Klasse mit antik anmutendem Mobiliar die gute alte Zeit heraufbeschwor. Mein Blick fiel auf das stilvoll eingerichtete Separee, einem kleinen, von der „Schalterhalle“ abgetrennten Raum, in dem eine bis zu acht Gäste große Gesellschaft hätte tafeln können.
Jeder der Räume wirkte in sich stimmig möbliert. Mal dominierten dunkle Holztöne, mal erstrahlten Tische und Stühle in lackiertem Weiß. Auch die Beschaffenheit des Bodens variierte von Raum zu Raum. Der Weg zu unserem Tisch führte über derbe Holzdielen, robuste Fliesen und edlen Stabparkett in den sauber eingedeckten Gastraum, wo früher die Fahrgäste zur warmen Jahreszeit auf den Zug warteten. Auf den leidlich bequemen, weißlackierten Landhausstühlen aus Holz lagen helle Sitzkissen, die das Verweilen auf der Sitzfläche aus Binsengeflecht erträglicher machten. Auf weißem Leinen sorgten Einfachbesteck, Wasser- und Weingläser, herzförmig gefaltete, aufgestellte rote Papierservietten sowie ein schicker Teelichthalter für eine geschmackvolle Tischdeko.
Die Speisenkarte, welche in Form eines handlichen Ringbuches konzipiert war, informierte zunächst über vergangene bzw. noch anstehende Events, wie beispielsweise diverse Kohlfahrt-Parties im Februar. Kennt der gemeine Pfälzer so nicht, scheint aber als geselliges Gemeinschaftsbesäufnis die im Norden fehlenden Wein- und Bierfeste ganz gut zu ersetzen.
Eine Seite umgeblättert und es wurden einige saisonale Gerichte vorab empfohlen. Darunter auch des Norddeutschen liebstes Wintergemüse, das wegen seiner markanten Wuchshöhe gerne auch Oldenburger Palme genannt wird. Zur klassischen Ausstattung des Grünkohltellers (12,90 Euro) gehörten Kasseler, Kochwurst und Pinkel. Zusammen mit Salzkartoffeln klang das nach einem sättigenden Gericht für die kalte Jahreszeit.
Die Auswahl der Speisen schien mir mit Bedacht gewählt. Karotten-Ingwer-Süppchen (6,50 Euro) und hausgeräucherter Fjordlachs (8,90 Euro) klangen als Vorspeisen verlockend. Bremer Knipp (13,90 Euro), Schnitzel Wiener Art (13,90 Euro) und gegrillte Schweinemedaillons (16,90 Euro) standen für Gäste mit größerem Hunger bereit.
Fischerfrühstück mit Krabben, Rührei und Bratkartoffeln (21 Euro), Zander- und Wolfsbarschfilet (18,90 bzw. 19,50 Euro) sowie der als Kombination aus diesen drei Fischpositionen bezeichnete „Kutterteller“ (21 Euro) sorgten ebenfalls für Aufsehen. Alle Gerichte wurden auch als kleinere Portion angeboten – ideal für ältere Gäste oder Leute mit weniger Hunger.
Und schließlich zu fleischloser Letzt ein respektables Salat- bzw. Veggie-Angebot, das mit Grünkohlcurry, vegetarischem Geschnetzelten, Gnocchi mit Basilikumpesto und Ziegenkäsetalern (alle 14 Euro) sowie drei verschiedenen Salattellern auch die Fleischverweigerungsfraktion zufriedenstellte.
Eine Handvoll Desserts, darunter Crème brulée, Panna Cotta, Tartufo und Schoko-Soufflé (alle so um die 7 Euro), standen für Süßschnäbel bereit. Die üblichen Eisbecher für Nachtischler der älteren Schule ebenso.
Für den Männerdurst sorgte Haake-Beck vom Fass, das es auch in der naturtrüben Version als Kräusen (0,4l für 4,40 Euro) gab. Beim Mi-Wa-Preis-Index rangierte man im oberen Mittelfeld, die Flasche Vilsa Gourmet (0,75l) sprudelte für 5,60 Euro in unseren Wassergläsern. Auch ein paar Weinflaschen aus Deutschland, Frankreich, Italien und Südafrika tummelten sich auf den hinteren Seiten des Speise- und Getränke-Ringbuchs. Nichts Aufregendes, was man hier unbedingt niederschreiben müsste.
Die Grünkohlenthusiasten von der Weser schlugen an diesem Tag so richtig zu. Gleich dreimal fand der mit deftigen Schweinereien beladene Nordmannsteller den Weg an unseren Tisch, wenn auch eine Portion im etwas schmäleren Seniorengewand geordert wurde. Zwei saftige Scheiben Kasseler wurden von herzhafter Kochwurst flankiert. Dazwischen „pinkelte“ die grobkörnige Grützwurst aus dem drall gespannten, essbaren (?) Kunstdarm. Die geräucherten Viktualien lagen auf einem ansehnlichen Grünkohlhügel, der von Hafergrütze durchsetzt war. Zusammen mit den Salzkartoffeln war das Paradebeispiel eines sättigenden Wintergerichts, um das Schonkost-Schurken und Auf-Diät-Asketen sicher einen weiten Bogen gemacht hätten.
Das norddeutsche Schmorgemüse soll ja angeblich mit jedem Aufwärmen besser schmecken. Wahrscheinlich wurde das „Worspweder Allerlei“ schon am Vortag angesetzt, was der Küche die Vorbereitung sicher einfacher machte. Keine Ahnung, ob da ganz klassisch Gänseschmalz oder eben die schweinerne Variante Verwendung fand. Die drei Bremer hinterließen jedenfalls keine – Achtung Kalauer! – „Kohl-Lateralschäden“ auf ihren Tellern und verputzten die Deftigkeiten mit Genuss und der üblichen norddeutschen Gelassenheit.
Unsereins fischte dagegen in kulinarisch klarem Gewässer. Auf meinem Kutterteller befanden sich neben den beiden gekonnt gebratenen und schmackhaft gewürzten Filets (Wolfsbarsch und Zander) auch eine ansehnliche Portion goldgelber Bratkartoffeln, deren feine Würze von etwas Speck und Zwiebel herrührte. Wären sie noch ein wenig knuspriger ausgefallen, hätten sie in jeder Pfälzer Weinstube für wahre Begeisterungsstürme gesorgt und so manches medium gebratenen Rumpsteak daneben alt aussehen lassen. Frische Nordseekrabben mit Rührei komplettierten das um zwei Filets erweiterte Fischerfrühstück. Dass beide auch ganz gut ohne Bröselhülle auskamen, musste selbst ich als eingeschworener Panierfisch-Sympathisant einräumen. Egal, ist der Ruf erst ruiniert, isst man Fisch auch unpaniert! Vor allem wenn er so lecker gewürzt und perfekt gebraten auf dem Teller landet wie im Worpsweder Bahnhof.
Fast hätte ich es vergessen. Unsere Teilzeit-Vegetareuse lobte ihr Grünkohlcurry, das mit Cashewkernen und Linsen verfeinert wurde. Mit Jasminreis als Beilage schien ihr der asiatisch angehauchte Gemüseteller die richtige Wahl gewesen zu sein.
Die freundliche Servicedame machte ihre Sache gut. Auch als sich das Lokal immer mehr füllte, behielt sie den Überblick und unser Platz im etwas abgeschiedenen Anbau trug nicht dazu bei, dass wir uns nicht aufmerksam umsorgt fühlten.
Nach dem Essen hatte ich noch eine kurze Begegnung mit einem Einheimischen. Er hieß Jan Torf und stellte sich als 35%-iger Kräuterlikör heraus. Diese regionale Spezialität des Teufelsmoores war ein aromatisch intensiver Digestif, der es locker mit Ramazotti, Fernet und Co. aufnehmen konnte. Ein gelungener Abschluss unseres gemütlichen, vorweihnachtlichen Mittagessens im Kreise der Familie. Worpswede war sicherlich einen Ausflug wert. Beim nächsten Besuch nehmen wir dann den Torfkahn und schippern auf der Hamme. Aber nur mit Borgi an der Pinne!
Worpswede und das Teufelsmoor waren mir bis vor kurzem noch überhaupt kein Begriff. Ein kleiner vorweihnachtlicher Ausflug führte uns in das nördlich von Bremen gelegene Künstlerdorf, das sich an jenem Samstag eher regnerisch präsentierte. Doch der „Bonze des Humors“, eine lachende Buddha-Statue in der Nähe des Parkplatzes, machte uns Mut und so erklommen wir wenig später den 54,4 m hohen Weyerberg, auch das Matterhorn von Worpswede genannt. Natürlich ließen wir auch den Niedersachsenstein, ein 18 m hohes Backsteinmonument zu Ehren... mehr lesen
4.0 stars -
"In Worpswede verstehen sowohl Kunstaffine als auch Kulinariker oft nur „Bahnhof“ – und das völlig zu Recht!" marcO74Worpswede und das Teufelsmoor waren mir bis vor kurzem noch überhaupt kein Begriff. Ein kleiner vorweihnachtlicher Ausflug führte uns in das nördlich von Bremen gelegene Künstlerdorf, das sich an jenem Samstag eher regnerisch präsentierte. Doch der „Bonze des Humors“, eine lachende Buddha-Statue in der Nähe des Parkplatzes, machte uns Mut und so erklommen wir wenig später den 54,4 m hohen Weyerberg, auch das Matterhorn von Worpswede genannt. Natürlich ließen wir auch den Niedersachsenstein, ein 18 m hohes Backsteinmonument zu Ehren
Geschrieben am 19.01.2019 2019-01-19| Aktualisiert am
20.01.2019
Besucht am 21.12.2018Besuchszeit: Mittagessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 29 EUR
Bremen, kurz vor Weihnachten 2018. Der Einzelhandel profitierte gnadenlos vom Kaufrausch der konsumorientierten Masse der „Weseraner“. Das Mittelalter ließ man sich an der Schlachte so richtig weihnachtlich schmecken und selbst in der Markthalle Acht boxte der Papst im Kettenhemd. Bremens härtester Restauranttester weilte jedoch im fernen Berlin und stand dort mächtig unter Spannung. Er teilte Watt durch Ampère am Landwehrkanal, um sich von seinen kulinarischen Streifzügen, die ihn durch die Niederungen der heimischen Top-Gastronomie geführt hatten, zu erholen.
Der Himmel war hoch, der Kaiser war fern und sehnsüchtig trällerte es durch die Hanseaten-Taiga. Klar, dass da so mancher Zigeunerjunge aus dem sonnigen Südwesten seine schwarze Balalaika an den nächstbesten toten Baum hing und schon beim ersten Morgenrot die geläufigen Fressportale nach neuen Gaumenerlebnissen durchforstete. Entdecken, aufspüren, genießen und – wesentlich später dann – berichten. So der einfache Plan, der auch ganz ohne das Insider-Wissen einheimischer Genuss-Ikonen aufgehen sollte. Um es mit einem chinesischen Sprichwort zu sagen: Nur wer gegen den Strom schwimmt, kommt an die Quelle! Also die ganzen gehypten, schwer angesagten Gastro-Institutionen entlang der Weser mal umgehen und mit leerem Magen voll rein ins kulinarisch Ungewisse.
Die Entscheidung, kurz vor unserem Besuch des Überseemuseums noch eine kleine Mittagsmahlzeit bei einem Bremer Chinesen einzunehmen, war ja prinzipiell nicht verkehrt. Als bekennender Dumpling-Vernichter sollte es dann bitteschön aber auch ein Dim Sum Laden sein. Doch anstatt gleich zum Hulsberg-Kantonesen zu pilgern, suchte ich aus Gründen der Zeitersparnis etwas in Museumsnähe aus. In einer ruhigen Seitenstraße, dem Philosophenweg, befand sich das wenig einladend wirkende China-Restaurant Zui Yuan, dessen Internetauftritt mir ehrlich gesagt viel mehr zusagte als sein äußeres Erscheinungsbild.
Zwischen zwei verzierten Säulen, die ganz im Zeichen des Drachens standen und den Stützen eines chinesischen Tors nachempfunden waren, sollte uns der Weg ins Innere des Lokals führen. Keine Ahnung, ob es die leicht heruntergekommene 70er Jahre Fassade war oder der Umstand, dass sich der Laden zur Mittagszeit komplett leer präsentierte, meine Begleitung fand jedenfalls die Idee da einzukehren recht „semi“. Schon leicht panisch stammelte ich spontan erdachte Floskeln wie „Geheimtipp vom Borgfelder“ und „ganz oben bei Tripadvisor“, um doch noch in den Genuss der gedämpften Reisteigtaschen zu kommen.
Das Fallbeil der kulinarischen Entscheidungsfindung sauste herab und wir befanden uns ein paar Minuten später als einzige Gäste inmitten eines altmodisch eingerichteten Bremer Klischee-Chinesen, dessen Ambiente gar nicht typischer hätte ausfallen können. Große, zum Teil kreisrunde Tische mit drehbarer Innenplatte, leidlich bequeme Polsterstühle, ins Kitschige abdriftende Lampenschirme, die wie leuchtende Blütenkelche von der Decke baumelten. Und natürlich das obligatorische Aquarium, das entsprechend der Größe des Raumes etwas mickrig anmutete. Schade auch, dass man es mit dem Purismus bei der Tischdeko schlichtweg übertrieb. Den schmucklosen, dunklen Holztischen hätten ein paar Farbtupfer ganz gut getan.
Irgendetwas brummte laut vor sich hin. Doch wir konnten das fiese Geräusch nicht richtig zuordnen. Dämpfen die ihre Dumplings etwa im Betonmischer? Egal, besonders gemütlich war es im Inneren eh nicht, da nahmen wir eben auch ein Dauerbrummen in Kauf, zumal wir ja erst einmal mit dem Inspizieren der Speisenkarten beschäftigt waren. Für den Liter Mineralwasser der Marke „Vilsa-Brunnen Classic“, der – für ein Restaurant eher ungewöhnlich – aus der Plastikflasche kam, wurden später 7 Euro abkassiert. Da staunte der an günstigere Getränkepreise gewöhnte Provinzler nicht schlecht.
Das Dim-Sum-Angebot fiel schon sehr üppig aus. Ich zählte an die 50 (!) verschiedene Kleinigkeiten auf den in Klarsichtfolien steckenden Seiten der viel zu umfangreichen Speisenkarte. Jede Menge Bratreis- bzw. Bratnudelgerichte, Geschmortes aus dem Tontopf und an die 20 verschiedene Suppen standen auf dem kulinarischen Quantitätsprogramm. Doch dem nicht genug. Huhn, Schwein, Rind, Ente, Fisch, Krabben, Tofu und Gemüse fanden in ca. 50 weiteren Hauptgerichten Verwendung. Wer da noch an die Frische der Zutaten glaubt, ist selber schuld.
Eigentlich der perfekte Zeitpunkt, um das Lokal schleunigst wieder zu verlassen. Aber getreu dem chinesischen Küchenmotto: „Jeden Tag eine Glutamat!“ bestellte ich munter drauflos. Bei den gedämpften Jiaozi (auch als „Ha gao“ bekannt) mit Garnelenfüllung (3,80 Euro) kann man ja eigentlich nichts falsch machen. Dachte ich. Bei den Shaomai (oder „Shumai“, 3,60 Euro) handelte es sich um gedämpfte kleine Reisteigsäckchen, die mit Garnelen und Hackfleisch gefüllt waren.
Wagemutiger waren da schon die knusprig frittierten Garnelenbällchen (4,60 Euro), die man auch ruhig als „Bälle“ hätte bezeichnen dürfen. Mit den Krabben-Huhn-Dumplings (3,60 Euro) ging der Dim-Sum-Wahnsinn heiter weiter. Ein Glück, dass sich meine Begleitung für die gekochten China-Maultaschen mit Gemüsefüllung (3,60 Euro) entschied. Es waren die einzigen kulinarischen Lichtblicke in einer ansonsten wenig wohlschmeckenden Dim-Sum-Parade.
Die ebenfalls mit undefinierbarem Grünzeug gestopften Baozi-Hefeklöße (3,40 Euro) schmeckten einfach nur pampig und gerieten von ihrer Füllung her total überwürzt. Oh Baozi, du aus Hefeteig nachgebautes Brustimplantat! Was lassen sich in deinem Inneren für Köstlichkeiten verstecken. Frische Zutaten wie etwa China-Schnittlauch (Jiucai), Pak-Choi oder Shitake-Pilze hätten die beiden gefüllten Asia-Dampfnudeln tatsächlich in appetitliche Leckerbissen verwandeln können. So blieb nur ein enttäuschtes „Hab-ich-schon-viel-besser-gegessen“.
Die vor Geschmacksverstärker strotzende Soja-Sauce gab den leider nicht in den traditionellen Bambuskörbchen servierten Kanton-Tapas dann den Rest. Bitzelten die verschiedenen Füllungen der Dampftäschchen nicht schon genug auf unseren Zungen, so war es die schwarze Würzsauce aus der weltweit wichtigsten Ölsaat, die den Gaumen vollends betäubte. Umami hin oder her, wenn die im Reisteig versteckten Zutaten nicht mehr schmeckbar sind, kann man sich den ganzen chinesischen „Kleinscheiß“ ja auch sparen und gleich die gustatorische Wahrnehmung mit der MNG-Keule erschlagen.
Wir erinnerten uns an den tollen Abend im „Lecker Song“ (Berlin), dessen ambitionierte Dim-Sum-Auswahl den Geschmackssinn auf sehr angenehme Weise anregte. Neben den eindimensional schmeckenden Garnelen-Happen, deren Füllung sich schon beim kleinsten Zupacken mit den Stäbchen aus der Reismehlhülle verabschiedete, waren es in erster Linie die frittierten Garnelenbälle im Croutonmantel, die uns enttäuschten. Viel zu mächtig portioniert und dann auch noch vollgesogen mit Frittierfett, präsentierten sich die mit geschmacksneutraler Krebstierfüllung servierten Cholesterinbomben nicht gerade als Magenschoner.
Die freundliche Bedienung beendete schließlich den Dauerbrummer, der auf eine defekte Heizung im hinteren Bereich des Gastraums schließen ließ. Ich sah sie nur, wie sie wieder unter der Sitzbank hervor krabbelte und danach der Baustellenlärm abrupt endete. Keine Ahnung, wie sich dieser Laden seit seiner Eröffnung im Jahre 1994 hier hat halten können. Das Essen und das Ambiente können es jedenfalls nicht sein.
Lieber Borgi, solltest du einmal den Weg der Philosophen kreuzen, mache um diese Bremer Asia-Institution bitte einen Bogen und denke dabei an den heiligen Glutamartin. Der teilte nicht nur seine Kochjacke, sondern in erster Linie Aminosäure- und Nukleinsäureionen, um später als Erfinder des 5. Geschmackssinns die Soja-Sauce zu legitimieren.
In diesem Sinne: „Einmal Bonitoflocken mit Maggi bitte! Aber pronto Toronto!“
Bremen, kurz vor Weihnachten 2018. Der Einzelhandel profitierte gnadenlos vom Kaufrausch der konsumorientierten Masse der „Weseraner“. Das Mittelalter ließ man sich an der Schlachte so richtig weihnachtlich schmecken und selbst in der Markthalle Acht boxte der Papst im Kettenhemd. Bremens härtester Restauranttester weilte jedoch im fernen Berlin und stand dort mächtig unter Spannung. Er teilte Watt durch Ampère am Landwehrkanal, um sich von seinen kulinarischen Streifzügen, die ihn durch die Niederungen der heimischen Top-Gastronomie geführt hatten, zu erholen.
Der Himmel... mehr lesen
2.0 stars -
"Alteingesessener Dim-Sum-Laden, dessen Internetpräsenz deutlich mehr überzeugte als seine Teigtäschchen" marcO74Bremen, kurz vor Weihnachten 2018. Der Einzelhandel profitierte gnadenlos vom Kaufrausch der konsumorientierten Masse der „Weseraner“. Das Mittelalter ließ man sich an der Schlachte so richtig weihnachtlich schmecken und selbst in der Markthalle Acht boxte der Papst im Kettenhemd. Bremens härtester Restauranttester weilte jedoch im fernen Berlin und stand dort mächtig unter Spannung. Er teilte Watt durch Ampère am Landwehrkanal, um sich von seinen kulinarischen Streifzügen, die ihn durch die Niederungen der heimischen Top-Gastronomie geführt hatten, zu erholen.
Der Himmel
Besucht am 17.12.2018Besuchszeit: Abendessen 1 Personen
Rechnungsbetrag: 33 EUR
Im Sommer 2017 war die Welt für Freunde asiatischer Kreuzüberküche - zumindest in der Südpfalz - noch halbwegs in Ordnung. Hatte man Lust auf optisch aufgemotzte Sushi-Burgen, kunstvoll arrangierte Sashimi-Teppiche oder dampfende vietnamesische Suppenschüsseln, fuhr man ins Zentrum des deutschen Durchschnittsbürgertums nach Haßloch (ja genau das mit dem Ferienpark), um dort nach tagelanger Vorreservierung einen der wenigen Plätze beim immer ausgebuchten Panasiaten „Koza“ zu erhaschen. Doch mittlerweile haben die Betreiber des Haßlocher Hot-Spots eine Dependance im nicht ganz so weit entfernten Landau eröffnet und damit eine Alternative geschaffen. Nicht ganz so cool und trendy wie das Original, aber unter gleichem Namen firmierend wird auch hier Tempura, Unagi und Co. effektvoll gehuldigt.
Der Erfolg dieses Konzepts: es ist einfach für jeden Geschmack etwas dabei. Selbst eingefleischte Fischverweigerer werden – Curry und Tofu sei Dank – hier fündig und alles wird sehr ansprechend auf die stylischen Schieferplatten geschichtet. Was wir damals noch nicht wussten: bereits im Oktober 2015 hatte im Landkreis Rastatt, genauer gesagt im südwestlich von Baden-Baden gelegenen Städtchen Bühl, ein Sushi-Freestyler namens „Taumi“ eröffnet. Der lief anscheinend so gut, dass seine Gründer binnen eines Jahres eine zweite Filiale in der weiter südlich gelegenen Kreisstadt Lahr (Schwarzwald) aufmachten. Wieder ein Jahr später im Dezember 2017 kam dann der dritte Taumi-Ableger in der Fächerstadt Karlsruhe dazu.
Hinter der erfolgreichen Asia-Kette steckt die UHADE International GmbH, die mit allem Möglichen handelt, Gastrobetriebe berät bzw. leitet und ihren Hauptsitz in Karlsruhe hat. Ihr Geschäftsführer, Dipl. Inf. Tien Dung Nguyen, entwickelte das Taumi-Konzept, bei dem sowohl thailändische und vietnamesische Gerichte, als auch außergewöhnliche Sushi-Kreationen im Mittelpunkt stehen. Nun ist ja Panasian-Cuisine mittlerweile zwischen aller Ess-Stäbchen und wer heute noch nicht weiß, was „Edamame“ ist, sollte multi-cuisinal gesehen lieber gleich bei einer kleinen Pizza Salami verweilen.
Vom kurzweiligen Bericht einer Karlsruher Food-Bloggerin namens „Adina“ angefixt, stapfte ich an einem Montagabend nach dem Besuch des unweit gelegenen Europabads zu Fuß die paar Meter dem ZKM (Zentrum für Kunst und Medien) entgegen. In einer kleinen Seitenstraße, die direkt zum Filmpalast am ZKM führt, befand sich das einladend beleuchtete Restaurant. Es war schon etwas später und der große Andrang schien bereits vorüber zu sein. Unweit der appetitanregenden Frischfischtheke ließ ich mich nieder. Da konnte ich den Sushimeistern beim „Front-Rolling“ zuschauen und hatte einen guten Blick auf die hübsch angerichteten Teller, die aus der benachbarten Küche kamen.
Nun, die Freundlichkeit des Personals war zwar nicht gerade überbordend, aber auch nicht spröde. Die dicke, in Kunstleder gebundene Speisenkarte, hielt ich alsbald in Händen. Niemand drängte mich zur Bestellung und so nahm ich mir ausreichend Zeit, das ansprechend bebilderte Angebot zu studieren. Vietnamesische Suppen, pfiffige Salate, Nudelgerichte aus Südvietnam (Bun), Thai-Curry, gedämpfte, frittierte oder gebackene Petitessen panasiatischer Provenienz, gegrillte Garnelen oder Entenbrust, frische Sommerrollen, süffiges Thunfischtatar, Udon-Nudeln mit Tofu sowie eine breite Palette an Sushi-Rolls (Inside-out, Tempura, etc.) und Sashimi-Platten. Bei letzteren konnte man die saftigen Lachs- und Thunfischscheiben auch angeflämmt bzw. flambiert genießen.
Eine mehr als reichliche Auswahl, die mir die Entscheidung nicht unbedingt erleichterte. Ein Schoppen Radler (4,50 Euro), dessen Bieranteil aus dem Hause Krombacher kam, half gegen den Durst. Mein Blick schweifte durch den sich langsam leerenden Gastraum. Die langen Holztische mit ihren einfachen, aber bequem gepolsterten Bänken ohne Rückenlehne wirkten wie bessere Bierbankgarnituren. Komfortabler muteten da die etwas bunt zusammengewürfelten Schalensitze sowie die von rotem Stoff überzogenen Wandbänke an. Sie brachten wenigstens etwas Farbe in das ansonsten eher steril erscheinende Industrie-Ambiente. Die grauen Wände, die dunkelgrau gestrichene Decke und die freiliegenden Lüftungsrohre boten den nüchternen Rahmen für ein zeitgemäß-schickes „Urban casual Design“, bei dem die Lampenformen nicht hätten unterschiedlicher ausfallen können.
Als Blickfang fungierte ein die komplette Stirnseite bedeckendes, hauptsächlich in Schwarz-weiß gehaltenes Wandbild, das mir ziemlich japanisch vorkam. Zu meiner Rechten werkelten im einheitlichen schwarzen Taumi-Dress die freundlichen Rohfischakrobaten ganz abgeklärt an den letzten Tellern des Abends. Dass es hier bei voller Hütte recht laut werden kann, leuchtete mir sofort ein. Die hohen Decken und das dichte Beisammensitzen tragen bei Hochbetrieb wohl kaum zu einem geringen Geräuschpegel bei. Ich hatte indes Glück und konnte das Taumi in angenehmer Akustik auf mich wirken lassen, da lediglich im rechten Flügel des langgestreckten Gastraums noch ein paar Gäste saßen.
Einer der letzten Teller war dann auch für mich bestimmt. Das Teil nannte sich „Crispy Rocket“ (17,90 Euro) und stellte eine gemischte Sushi- und Sashimi-Platte dar. Darauf befanden sich acht knusprig umhüllte Stücke von der mit Lachs und Avocado gefüllten Tempura Roll sowie jeweils zwei Thunfisch- bzw. Lachsnigiri. Natürlich gehörte zur Serienausstattung der „Knusperrakete“ eine Knetkugel aus Wasabi, eingelegter Ingwer (Gari) und das übliche, frisch geraspelte Rettich-Möhren-Stroh. Doch bevor ich mir diese mit reichlich Guacamole, Salsa Roja sowie einer nach Sesam und Ponzu schmeckenden Japan-Mayo ausgestattete Sushi-Kreation munden ließ, hatte ich mich schon im Vorfeld mit knusprigen vietnamesischen Frühlingsrollen (6 Euro) und gedämpften Dumplings mit Garnelen-Gemüse-Füllung (5 Euro) ausreichend akklimatisiert.
Zu den drei halbiert vor mir liegenden Frühlingsrollen wurde ein süßer Chili-Dip gereicht. Die Dim Sum tunkte ich in etwas Soja-Sauce. Das Kikkoman-Fläschchen stand ja schon auf dem Tisch. Geschmacklich war das alles nichts Aufregendes, aber für den ersten Happen auch kein Reinfall. Asialokale lassen sich ja generell als kulinarische Chamäleons bezeichnen. In der Anpassung an die Gaumen der Bewohner des jeweiligen Gastlandes sind sie unübertroffen. Behutsam und schonend stillen sie das Bedürfnis nach gemäßigter Exotik auf dem Teller. Und das geschieht ohne dass der Gast seinen eigenen kulinarischen Kosmos ernsthaft verlassen müsste.
Auch im Taumi bewegt man sich in vertrauter Geschmacksbandbreite. Mal prickelt es entschlossen salzig auf der Zunge, mal kitzelt es dann wieder süß-sauer am Gaumen. Immer ist etwas knackige Frische (leider nur als spärliche Teller-Deko) und „umamisierte“ Cremigkeit (meist Avocado) am Start. Serviert wird in europäisiertem Schärfegrad, denn pikant nachwürzen kann ja jeder nach Belieben. Ausreichend Knetmasse (Wasabi) und Sriracha-Sauce aus der Quetschflasche sind meist vorhanden oder können im Bedarfsfall nachgeordert werden.
Auch am Sushi-Teller gab es nichts zu meckern. Die Lachsscheibchen lagen „fat as usual“ auf ihren Reiskissen. Der Thunfisch schmolz zwar nicht auf der Zunge, hatte aber dennoch anständige Sashimi-Qualität vorzuweisen. Die frittierte Tempura-Rolle schmeckte eher nach den inflationär darüber gespritzten Soßen, als nach den von Reis ummantelten Füllstoffen (Lachs, Avocado, Frischkäse), aber das erwartet man auch nicht unbedingt anders.
Aufgrund seiner Nähe zum großen Filmpalast wird wohl so mancher aufrechte badische Kinogänger zum „langnasigen Chineasten“, der sich am panasiatischen Mischmasch erfreut und von den hübsch präsentierten Fischpreziosen keine Stäbchenbreite abweicht. Ein Besuch im Taumi lässt sich gut mit einem guten Film im ZKM-Palast oder mit ein paar schönen Stunden im Europabad kombinieren. Dafür lohnt dann auch die Fahrt über den Rhein. Nur wegen dem Essen muss das Tagesvisum nach Karlsruhe allerdings nicht beantragt werden. Da gibt es in Landau bzw. Haßloch Vergleichbares.
Im Sommer 2017 war die Welt für Freunde asiatischer Kreuzüberküche - zumindest in der Südpfalz - noch halbwegs in Ordnung. Hatte man Lust auf optisch aufgemotzte Sushi-Burgen, kunstvoll arrangierte Sashimi-Teppiche oder dampfende vietnamesische Suppenschüsseln, fuhr man ins Zentrum des deutschen Durchschnittsbürgertums nach Haßloch (ja genau das mit dem Ferienpark), um dort nach tagelanger Vorreservierung einen der wenigen Plätze beim immer ausgebuchten Panasiaten „Koza“ zu erhaschen. Doch mittlerweile haben die Betreiber des Haßlocher Hot-Spots eine Dependance im nicht ganz so weit... mehr lesen
3.5 stars -
"Angesagter Asia-Schuppen mit mächtig Fusionsdrang, der nicht nur Kinogänger erfreut" marcO74Im Sommer 2017 war die Welt für Freunde asiatischer Kreuzüberküche - zumindest in der Südpfalz - noch halbwegs in Ordnung. Hatte man Lust auf optisch aufgemotzte Sushi-Burgen, kunstvoll arrangierte Sashimi-Teppiche oder dampfende vietnamesische Suppenschüsseln, fuhr man ins Zentrum des deutschen Durchschnittsbürgertums nach Haßloch (ja genau das mit dem Ferienpark), um dort nach tagelanger Vorreservierung einen der wenigen Plätze beim immer ausgebuchten Panasiaten „Koza“ zu erhaschen. Doch mittlerweile haben die Betreiber des Haßlocher Hot-Spots eine Dependance im nicht ganz so weit
Besucht am 06.12.2018Besuchszeit: Mittagessen 1 Personen
Seit dem 3.Oktober letzten Jahres, also vor gut 3 Monaten, eröffneten das Unternehmerpaar Pascal Rohr und seine Frau Patricia Rohr-Zeiss in den Räumlichkeiten eines ehemaligen Pizza-Lieferdienstes einen kleinen Bio-Burger-Laden. Neben Dirk’s Diner auf der Wollmesheimer Höhe (Landau-West) und dem Bagage (Ecke Königstr./Kramstr.) ist das die dritte Buletten-Neueröffnung des Jahres 2018. Scheinbar entwickelt sich die Stadt an der Queich – wenn auch im Vergleich zu den größeren Urbanisationen der näheren Umgebung dem Trend etwas hinterher hinkend – nun doch noch zum Reich der aufgehenden Burgerbuden mit Qualitätshintergrund. Grund genug, die Landauer Burgerinitiative einmal genauer unter die Lupe zu nehmen.
Für manche ist der ganze frisch gewolfte Hype ums kreativ aufgepeppte Frikadellenbrötchen ein Gastrotrend mit bescheidener Halbwertzeit. Andere sehen darin eine delikate Alternative zu den beiden großen Ketten aus den Staaten. Doch auch dieser Markt zeigt erste Sättigungserscheinungen und man hat auch schon von Schließungen im Nobelbulettensektor (z.B. das Liebesbeef in Karlsruhe) gehört. Da muss man schon den eigenen Einfallsreichtum bemühen oder eine ausgefallene Idee haben, um patty-affine Essgenossen um die sperrigen Palettentische im Urban-Shabby-Look zu scharen. Bio und regional sind zwar nicht gerade die allerneuesten Food-Trends, die der kulinarische Zeitgeist einschlägt, aber in der Provinz noch längst nicht so etabliert wie in den hippen Metropolen der Nation.
So gesehen haben Patricia und Pascal eine Lücke geschlossen ohne das Burgertum neu erfinden zu müssen. Mit „Pälzer Grumbeere“ vom Kartoffelhof Böhm aus Bellheim stellt man vor Ort leckere Pommes her. Von dort bezieht man übrigens auch das Gemüse und den Salat. Das Bio-Fleisch stammt ebenfalls aus der Region und wird mehrmals am Tag im Lokal frisch gewolft. Beim Angushof im Nonnenhorst (Minfeld bei Kandel) bzw. im Goldgrund (Wörth am Rhein) ernähren sich die Pfälzer Rindviecher ausschließlich von Gras, so Inhaber Pascal Rohr, der an jenem Donnerstagmittag bereitwillig über die Philosophie des Ladens Auskunft gab. Mit gerahmten Bildern ihrer Fleisch- und Kartoffelerzeuger wirkt man der Zutatenanonymität etwas entgegen, indem man die Herkunft der Viktualien so transparent wie möglich gestaltet.
Am Anfang haben sie die Brötchen noch selbst gebacken, was aber aufgrund der großen Nachfrage und der eingeschränkten Personaldecke nicht mehr aufrechtzuerhalten war. Nun lässt man sich die Buns von Bio-Bäcker Stefan Dümler aus Wörth aus hochwertigem Getreide anfertigen. Die Soßen und Dressings tragen alle das Prädikat „selfmade“. Genau wie die in Gläser abgefüllten Desserts. Daneben achtet man auf biologisch abbaubare Verpackungen und Tüten. In unserer plastikverseuchten Welt kein gering zu schätzender Umstand.
Pascal Rohr hat das Bäckerhandwerk gelernt und auch eine Ausbildung zum Koch absolviert. Insofern bringt er wichtige (Vor-)Erfahrungen mit, um genau zu wissen, worauf er sich da zusammen mit seiner Frau Patricia eingelassen hat. Nach ca. zehnjähriger Tätigkeit in der Automobilbranche ist er wieder in den kulinarischen Dienst am hungrigen Kunden zurückgekehrt. Eine mutige Entscheidung, die er in Zeiten abnehmender Gastbetriebe bzw. zunehmender Vorschriften sicherlich lange abgewogen hat.
Meine Einkehr war eine spontane Idee. Die Parkplatzsituation an der viel befahrenen Weißenburger Straße ist nicht gerade optimal. Glücklicherweise war jedoch direkt gegenüber noch eine Lücke, um das Gefährt einen Bioburger lang kostenfrei abstellen zu können. Schon am Eingang hatte der „Burger des Monats“ mein Interesse geweckt. Der „Dreikäsehoch“ hatte neben Cheddar und Gouda auch noch würzigen Parmesan zwischen Brioche-Bun und medium gebratenen 160-Gramm-Patty zu bieten. Klang doch schon einmal alles sehr vernünftig.
Durch die hohe Glasfront konnte ich schon von außen einen ersten Eindruck vom zeitgemäß-schlichten Interieur des Ladens bekommen. Drinnen saß man leidlich bequem auf Hockern, umgedrehten Bierkisten oder wie ich auf einer mit Filzdecke „gepolsterten“ Wandbank, die sich die Fensterfront entlang zog. Drei massive, sicher selbst abgebeizte Holztische standen nebeneinander auf rustikalem Dielenboden. Natürlich baumelten nackte Glühbirnen von der Decke. Die nüchterne Ausstattung suggerierte Funktionalität und Minimalismus. Da sind natürlich Lampenschirme sowas von obsolet. Ach, hier hätte es mir als Student so richtig gut gefallen. Wenn, ja wenn es nicht nur alkoholfreies Bier gegeben hätte.
Heute ist mir die Limo von der angesagten Berliner Fruchtmanufaktur „Proviant“ eine willkommene, da nicht ganz so überzuckerte Alternative zu Coca-Cola, Fanta und Sprite. Die 0,33l-Flasche Orangenlimonade belief sich auf 2,70 Euro und bestand laut Etikettinformation lediglich aus frisch gepresstem Orangensaft, Rohrzucker, Zitronensaft und Wasser. Ich durfte mir mein Fläschchen selbst aus dem gut gefüllten Kühlschrank holen. Bezahlt wurde an der kreativ designten, aus der Vorderverkleidung eines Automobils gebastelten Bestelltheke. Mein aus der fernen Hauptstadt Berlin geliefertes Orangengetränk blieb der einzige Wermutstropfen im ansonsten sehr konsequent umgesetzten Regionalkonzept der Rohrs.
An der weiter oben angebrachten Wandtafel konnte ich mich über das übersichtlich angelegte Speisen- und Getränkeprogramm informieren. Zusätzlich lag auch eine aufklappbare Speisenkarte auf dem Tisch. Unter den fünf angebotenen Burgervarianten, deren amerikanische Namen (z.B. „Oceanside“ oder „Newport BBQ“) vom letzten Kalifornien-Aufenthalt des Betreiberpärchens inspiriert wurden, waren mit dem „Vegetarier“ und dem „Veganer“ auch zwei fleischlose Ausführungen im Repertoire. Die Preise lagen bei den „Komplettpaketen“ zwischen 8 und 9 Euro.
Außerdem gab es die Möglichkeiten, seinen Burger via Baukastensystem selbst zusammenzupuzzeln. Neben diversen Brötchen-, Patty- und Soßenoptionen, die zur Grundausstattung (6,50 Euro) gehörten, standen noch jede Menge Extras gegen einen geringen Aufpreis zur Verfügung. Ein paar Salate sowie hausgemachte Fritten (2,90 Euro) und Soßen rundeten das Angebot auf der Klappkarte ab. In der Kühlvitrine neben der Theke warteten noch Chiapudding mit Obst, Bananenbrot und Schokokuchen (jeweils 3 Euro) auf vegan angehauchte „Desserteure“.
Und dann bekam ich den von einem Holzstift in der Mitte zusammengehaltenen „Spießburger“ serviert. Er lag bzw. stand auf einem mit Balsamico-Crème-Muster verzierten Teller. Die knusprigen Pommes wurden à part gereicht. Als kleines Versucherle durfte ich die pinkfarbene Aioli, die sie neu im Programm hatten, testen. Auch ein Schälchen von der hausgemachten BBQ-Sauce landete ohne auf der Rechnung zu erscheinen auf meinem Tisch. Beide Saucen erfüllten ihre Funktion als Pommes-Tunken souverän. Und sieh an, eine BBQ-Salsa muss nicht zwangsläufig eine rote Zuckerpampe sein.
Das Fleisch kam perfekt medium gebraten und daher noch schön saftig in die Brioche. Die darauf befindlichen Röstzwiebeln hatten neben einer leichten Rauchnote auch eine angenehme Süße durch das Karamellisieren erhalten. Salat und Tomate steuerten knackige Frische bei, während die drei Käsesorten für ordentlich Schmelz und Würze sorgten. Die Brioche hatte man auf den Innenseiten leicht angeröstet. Herrlich fluffig und definitiv keine Massenware, die da verwendet wurde. Ich musste kurz an die französische Prinzessin Marie Antoinette denken, die nachdem sie erfahren hatte, dass das einfache Volk kein Brot mehr zu essen hatte, gesagt haben soll: „Wenn sie kein Brot mehr haben, sollen sie doch Brioches essen!“
Hab ich an diesem Mittag auch gemacht. Und hat funktioniert. Weil nämlich das, was sich dazwischen befand handwerklich gut zubereitet und von hoher Produktqualität war. Ein neuer Burgerladen, dem man für die Zukunft alles Gute wünschen darf und der sich, trotz des aus meiner Sicht eher suboptimalen Standorts, sicherlich behaupten wird. Zur Not wird es dann eben der Lieferdienst richten.
Seit dem 3.Oktober letzten Jahres, also vor gut 3 Monaten, eröffneten das Unternehmerpaar Pascal Rohr und seine Frau Patricia Rohr-Zeiss in den Räumlichkeiten eines ehemaligen Pizza-Lieferdienstes einen kleinen Bio-Burger-Laden. Neben Dirk’s Diner auf der Wollmesheimer Höhe (Landau-West) und dem Bagage (Ecke Königstr./Kramstr.) ist das die dritte Buletten-Neueröffnung des Jahres 2018. Scheinbar entwickelt sich die Stadt an der Queich – wenn auch im Vergleich zu den größeren Urbanisationen der näheren Umgebung dem Trend etwas hinterher hinkend – nun doch noch zum... mehr lesen
Rohr's Craft Burger
Rohr's Craft Burger€-€€€Restaurant063416740326Marktstraße 110, 76829 Landau in der Pfalz
4.0 stars -
"Landauer Burgerinitiative Teil 1: Ein neuer Bio-Burgerladen in der Weißenburger Straße setzt auf Regionalität und Selbstgemachtes – mit ganz kleinen Ausnahmen" marcO74Seit dem 3.Oktober letzten Jahres, also vor gut 3 Monaten, eröffneten das Unternehmerpaar Pascal Rohr und seine Frau Patricia Rohr-Zeiss in den Räumlichkeiten eines ehemaligen Pizza-Lieferdienstes einen kleinen Bio-Burger-Laden. Neben Dirk’s Diner auf der Wollmesheimer Höhe (Landau-West) und dem Bagage (Ecke Königstr./Kramstr.) ist das die dritte Buletten-Neueröffnung des Jahres 2018. Scheinbar entwickelt sich die Stadt an der Queich – wenn auch im Vergleich zu den größeren Urbanisationen der näheren Umgebung dem Trend etwas hinterher hinkend – nun doch noch zum
Besucht am 14.12.2018Besuchszeit: Abendessen 4 Personen
Rechnungsbetrag: 77 EUR
Zu kurzfristig hatte ich meinen Vater darüber informiert, nach dem Besuch des Ettlinger Weihnachtsmarkts noch zusammen einen Happen am Abend einzunehmen. Freitagabends in der Vorweihnachtszeit ist es eben gar nicht so einfach einen Platz für vier Personen klarzumachen. Nach Glühwein, Bratwurst und Co. fuhren wir vom Stadtteil Rüppurr aus in die Schrebergarten-Diaspora, wo sich beim Kleingarten-Verein Forstlach e.V. das griechische Restaurant Gartenzwerg schon seit vielen Jahren erfolgreich behauptet.
Die ältesten Einträge über den Gyros-Halbling sind hier auf GG sechs Jahre alt. Damals schwärmten die Besucher „Gourmetle“, „Pille“ und „gurkenkuchen“ (cooler Nick übrigens!) vom „zarten Schweinefilet“, „knusprigen Kroketten“ und den „gefüllten Peperoni“. Auch der Mittagstisch, der hier bis 15 Uhr angeboten wird, bekam lobende Worte. Lediglich der User „pfalz49“ setzte vor rund dreieinhalb Jahren den Jubelarien ein Ende. Nach unserem Besuch konnte ich einige seiner angeführten Kritikpunkte gut nachvollziehen.
Hat man sich durch die zwischen Bulach, Weiherfeld und Rüppurr gelegene Schrebergarten-Walachei gekämpft und tatsächlich das versteckt liegende Lokal - Navi sei Dank(!) - endlich gefunden, sollte man im Vorfeld auch einen Platz reserviert haben, denn anscheinend erfreut sich dieser Grieche einer großen Beliebtheit. Davon konnten auch wir uns an jenem Abend überzeugen. Saßen wir anfangs noch ziemlich allein im geräumigen, sehr gefällig eingerichteten Gastraum, waren es schon die kleinen, mit der Aufschrift „Reserve“ beschriebenen Schiefertafeln, die auf jedem freien Tisch zu finden waren und zu meiner Verwunderung beitrugen. Dass darunter kein im Eichenfass gelagerter Rot- oder Weißwein zu verstehen war, hatte selbst ich schnell begriffen. Und tatsächlich binnen einer Stunde war der Laden gerammelt voll.
Da hatten mein Vater und ich die kulinarische Schlacht um die Hausplatte für zwei Personen (38,90 Euro) allerdings schon längst verloren. Zwei üppige Souvlaki-Spieße, ein mit reichlich roter Zwiebel bedeckter Gyros-Berg, zwei von Kräuterbutter getoppte, medium gebratene Rumpsteaks und zwei stattliche Hackfleischwürste, die unter dem Namen „Suzukakia“ firmierten, bildeten einen großflächigen Schauplatz für Grillfleischvernichter. Flankiert von zwei Anhöhen aus Reis und Pommes frites sowie einem Tzatziki-Hügel im Extra-Schälchen hätte dieses griechische Carnivorenidyll auch locker drei hungrige Kostgänger wohl gesättigt.
Und es war Gott sei Dank nicht alles Fett, was auf der Platte glänzte. Fiel der Gyros streckenweise zu durchwachsen aus, geriet der Schweinespieß trocken wie 10 Meter Feldweg im Hochsommer. Die beiden kleineren Rumpsteaks waren dagegen wahre Fleischsaftbomben. Entweder war es die bessere Qualität des Fleisches oder der Grillmeister in der Küche hatte da besser aufgepasst. Am Gemüsereis gab’s nichts zu meckern, ebenso wenig wie an den Pommes. Die TK-Fritten waren leicht gesalzen und knusprig frittiert. Einziger kleiner Kritikpunkt: weniger von beidem wäre wohl mehr gewesen.
Zu beanstanden war jedoch der vorweg gereichte Beilagensalat. Was denken sich die Leute eigentlich dabei, wenn sie ihren Gästen so etwas vorsetzen? Beim lieblos angerichteten, viel zu grob geschnittenen Eisbergsalat ging es mehr drunter wie drüber. Das nach Päckchen schmeckende Kräuterdressing zum Anrühren schmeckte, wie nicht anders zu erwarten, penetrant nach Dill (tun die Dinger leider immer…). Da konnte ich mir lediglich ein paar Anstandsbissen abringen. Die wässrigen, mit Fertigtunke überzogenen Blätter hätte ich ohne die Plempe noch nicht mal dem fiesesten Nager unter seinen Riechkolben gehalten.
Aber warum sollte ich mich auch aufregen. Sah ich zum Hauptgericht meiner Liebsten hinüber, wurde es mir fast schwarz vor Augen. Der Grund lag schuhsohlenhaft auf ihrem Teller. Eine gegrillte Aubergine mit Tomatenstückchen und geriebenen Schafskäsespänen (8,50 Euro) oben drüber. Ihr schmeckte das nicht besonders appetitlich aussehende Veggie-Gericht jedoch erstaunlich gut. Auch das panierte Putenschnitzel mit Bratensauce, Pommes und Salat (11,50 Euro) wurde am Tisch gelobt. Nun, da war ja auch nicht wirklich viel falsch zu machen.
Die nicht gerade vor Freundlichkeit strotzenden männlichen Bedienungen hatten mittlerweile alle Hände voll zu tun, denn eine größere Gesellschaft hatte sich sukzessive eingefunden, um zusammen Vorweihnachten zu feiern. Trotzdem, liebe Servicekraft, die unsere mit ein paar Restbeständen vom Gyros bestückte Platte über unsere Köpfe hinweg abzuräumen versuchte, hier mal ein Tipp eines schon oft bewirteten Gasthausbesuchers: entweder räumt man das Ding dort wo niemand sitzt, sprich zwischen den links und rechts platzierten Gästen, ab. Oder man passt wenigstens auf, dass der verdutzt dreinschauenden Kundschaft weder Gyros noch Portioniergabel um die Ohren fliegt. Ist das Malheur jedoch passiert, ist ein dahin gemurmeltes „Entschuldigung“ auch nicht gerade die souveränste Art, das Missgeschick wieder gerade zu biegen. Naja, „Niveau ist keine Creme, Empathie ist kein Problem“, haben die Sportfreunde mal tiefsinnig getextet. Genauso sah ich das dann auch.
Über die Speisenkarte schenke ich mehr detailliertere Ausführungen, da man dieses Angebot in jeder x-beliebigen Hellas-Klause so ähnlich wiederfindet. Auf der Empfehlungskarte stand beim Wein des Monats außer dem Wort „Hauswein“ keine nähere Angabe. Da tat ich gut daran, mit einem erfrischenden Eichbaum-Radler die Hausplatte herunter zu spülen.
Die Einrichtung des Gastraumes hat mich wiederum positiv überrascht. Die Tische waren alle sauber eingedeckt. Auch Stoffservietten sieht man beim Griechen nicht alle Tage. Die mit Kunstleder überzogenen Stühle waren bequem gepolstert und auf die übliche Hellas-Folklore in Form kitschiger Accessoires wurde dankenswerter Weise verzichtet. Lediglich die Abstände zwischen den Tischen galt es zu bemängeln. Hier zog man eine optimale Raumnutzung einer gemütlicheren Atmosphäre vor. Diese hätte man auch durch eine angenehmere Beleuchtung erzeugen können.
Das schwächste Glied der Gastrokette war an diesem Abend ganz klar der Service. Da gilt es für Inhaber Theo Parcharidis einiges nachzusteuern, will man sich gastorientiert präsentieren. Vom Essen her war das normaler griechischer Standard, für den ein Pfälzer nun wahrlich nicht über den Rhein fahren muss. Da gibt es in der Südpfalz deutlich bessere Anbieter (Sto Castello in Kandel oder Olympia in Landau). Warum die Leute dem „Gartenzwerg“ dennoch die Bude einrennen, kann ich abschließend weder verstehen noch erklären. Vielleicht liegt es an den großen Portionen. Oder den gefüllten Peperoni. Keine Ahnung. Für meinen Teil muss ich da nicht noch einmal hin, zumal es in Karlsruhe sehr gute griechische Alternativen (z.B. das Sokrates in der Welfenstraße) gibt.
Zu kurzfristig hatte ich meinen Vater darüber informiert, nach dem Besuch des Ettlinger Weihnachtsmarkts noch zusammen einen Happen am Abend einzunehmen. Freitagabends in der Vorweihnachtszeit ist es eben gar nicht so einfach einen Platz für vier Personen klarzumachen. Nach Glühwein, Bratwurst und Co. fuhren wir vom Stadtteil Rüppurr aus in die Schrebergarten-Diaspora, wo sich beim Kleingarten-Verein Forstlach e.V. das griechische Restaurant Gartenzwerg schon seit vielen Jahren erfolgreich behauptet.
Die ältesten Einträge über den Gyros-Halbling sind hier auf GG sechs Jahre alt.... mehr lesen
Zum Gartenzwerg
Zum Gartenzwerg€-€€€Restaurant0721888294Gottlob-Schreber-Weg 3, 76199 Karlsruhe
3.0 stars -
"Ein griechischer Gastro-Zwockel, der sich trotz seiner JWD-Lage in der Karlsruher Schrebergarten-Diaspora einer erstaunlichen Beliebtheit erfreut" marcO74Zu kurzfristig hatte ich meinen Vater darüber informiert, nach dem Besuch des Ettlinger Weihnachtsmarkts noch zusammen einen Happen am Abend einzunehmen. Freitagabends in der Vorweihnachtszeit ist es eben gar nicht so einfach einen Platz für vier Personen klarzumachen. Nach Glühwein, Bratwurst und Co. fuhren wir vom Stadtteil Rüppurr aus in die Schrebergarten-Diaspora, wo sich beim Kleingarten-Verein Forstlach e.V. das griechische Restaurant Gartenzwerg schon seit vielen Jahren erfolgreich behauptet.
Die ältesten Einträge über den Gyros-Halbling sind hier auf GG sechs Jahre alt.
Besucht am 27.11.2018Besuchszeit: Abendessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 38 EUR
Seit über 18 Jahren existiert der von Alessandro Muccardo geführte Familienbetrieb am westlichen Rand der Karlsruher Innenstadt. Da es sehr gut mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar ist (die Straßenbahnhaltestelle Mühlburger Tor / Kaiserplatz ist keine 200 m entfernt), kann man sich auch die teuren Parkgebühren der in der Nähe liegenden Parkhäuser sparen und gleich mit dem KVV anreisen.
Wir hingegen traten die Reise über den Rhein mit dem eigenen Automobil an, das wir in der Tiefgarage der Postgalerie zum Preis eines kleinen Desserts für ein paar Stündchen zurückließen. Von außen recht unscheinbar, wären wir ohne den Tipp eines Karlsruher Freundes sicher niemals dort eingekehrt. Keine Ahnung, wie oft sich dieser hier schon den Bauch mit Premiumpasta vollschlug, für uns war es jedenfalls Premiere.
Vielleicht erinnern sich noch ein paar GG-Giganten an den ehemaligen RK-User "brummbär" aus Karlsbad. Der hat das Lokal schon vor 5 Jahren genauer unter die Lupe genommen und war wohl eher semi-begeistert von dannen gezogen. Seinen guten Ruf unter Vegetariern und Veganern verdankt dieser "etwas andere" Italiener seiner siebenseitigen (!) Extrakarte, die sogar vegane Desserts und Sojamilch für den Kaffee bietet.
Ich bestelle ja grundsätzlich lieber mit doppelter Laktose-Dosis und Extra-Gluten, da ich gemeinhin als sehr tolerant gelte. Kann ja jeder halten, wie er will oder wie er es verträgt. Wegen dem Vegan-Angebot waren wir jedenfalls nicht im "Incontro". Schon eher lockten uns apulische und römische Pastaspezialitäten, die man so nicht bei jedem x-beliebigen Italiener "ums Eck" serviert bekommt.
Wir traten in den etwas schummrig beleuchteten, in zwei Etagen aufgeteilten Gastraum ein. Eine Treppe führte uns nach oben, wo wir in einer der gemütlichen, voneinander abgetrennten Sitznischen platziert wurden. Direkt daneben befand sich der ansehnliche Thekenbereich. Weiter unten im kariert gefliesten Parterre waren schon einige Tische besetzt. Auf der Empore oben ging es dagegen etwas lauschiger zu. Wertiges Bistromobiliar aus dunklem Holz, bunte Pop-Art an den Wänden und stalaktitenförmige Hängeleuchten, die wie lange Tropfen von der Decke baumelten, schufen eine zwanglose Atmosphäre, die in Anbetracht der gedimmten Lichtverhältnisse durchaus ihren Reiz hatte. Kein schlechter Ort fürs erste Rendezvous, da waren sich die beiden "Dauerdater" am Tisch einig.
Vom Karlsruher Einkaufsrummel durstig geworden, tat das trübe Kellerbier der ortsansässigen Brauerei Hatz-Moninger (0,5 l für 3,90 Euro) erstaunlich gut. "Wer hat, der Hatz!" verriet mir der tiefsinnige Slogan auf meinem Bierglas. Ein Fläschchen Bionade (0,33 l für 3,20 Euro) und ein Bad Liebenzeller Mineralwasser (0,5 l für 3,50 Euro) rannen ebenfalls durch unsere trockenen Kehlen.
Schon auf der großformatigen Empfehlungskarte, die an der Außenfassade neben der Eingangstür hing, war nachzulesen, dass man Miesmuscheln nicht zwangsläufig à la marinara zubereiten muss. Allein fünf verschiedene Varianten des (hier) dunkelschaligen Atlantikbewohners standen zur Auswahl. Die aus Galizien stammenden Exemplare wurden beispielsweise in sahniger Whisky-Sauce ("alla Dublinese") oder Wodka-Sauce ("alla Wodka") angeboten. Zusätzlich wurden sie mit Zucchini-Risotto, Gnocchi und frischer Pasta kombiniert. Da kam die Weichtierfraktion schon einmal so richtig auf ihre Kosten.
Zusätzlich zur Muschelkarte standen noch acht verschiedene Saisonempfehlungen zur Auswahl. Hierbei wurden Pizza, Pasta und ein paar Fleischgerichte mit Stängelkohl und diversen Kürbiszubereitungen verfeinert. Für Süßschnäbel gab es "Medaglioni alla zucca" (11,50 Euro), wo mit Kürbis, Bergkäse, Rosinen, Apfel und Zimt gefüllte Teigtaschen auf eine sahnige Orangensauce trafen. Ein Hauch von CODA wehte durch die Karlsruher Leopoldstraße.
Das Standardrepertoire listete neben einem gut sortierten Antipasti-Programm allein elf verschiedene Teller mit frischer Pasta. Alles zu äußerst realen Preisen zwischen 9 und 12 Euro. Schlotzreisenthusiasten durften sich auf drei Risotto-Gerichte, Kartoffelteigfreunde auf fünf verschiedene Gnocchi-Ausführungen freuen. Anhänger gebackener Rundbackwaren standen zahlreiche Pizza-Optionen offen. Meine erste Wahl wäre die mit Lammhackfleisch und Pecorinokäse belegte "Pizza alle Romana" (8,80 Euro) gewesen, doch es kamen mir die Trucioli (auch "alla Romana") dazwischen.
Zu den hinteren Seiten der Speisenkarte, wo sich Leckereien aus Fleisch und Fisch sowie einige Salat- und Gemüseteller versteckten, kam ich erst gar nicht. Allein die Palette an frischer Pasta machte mir die Entscheidung schwer genug.
Zur Einstimmung entschieden wir uns für die Bruschette miste aus dem Vorspeisenprogramm, die man ab zwei Personen servierte. Für insgesamt 8,40 Euro lagen insgesamt sechs geröstete, unterschiedlich belegte Ciabattascheiben auf dem Teller. Zweimal in klassischer, mit gewürfelter Tomate, etwas Knoblauch, Rucola und Kräutern bestückter Art und Weise. Die beiden mit geschmolzenem Scamorza-Käse und Parmaschinken belegten Exemplare daneben waren meine Favoriten. Meine Begleitung ließ sich auf einen Bruschetta-Tausch mit dem cremig-süßen Ziegenkäse-Walnuss-Honig-Belag ein, was mir die doppelte Scamorza-Parma-Ration einbrachte. Die drei Bruschetta-Versionen, die von ihrem Kalt-Warm-Gegensatz genauso profitierten wie von ihrer texturellen Vielfalt, die von süffig-cremigem Belag auf krossem Untergrund herrührte, fungierten als schmackhafter, nicht allzu üppiger Einstieg, der unserem ersten Hunger entgegenwirkte und gleichzeitig Lust auf mehr machte.
Gut Ding will ja bekanntlich Weile haben. Und so kann sich die Wartezeit im "L'incontro" schon ein wenig in die Länge ziehen, was natürlich im Einklang mit dem Slowfoodgedanken steht. Das ist mir tausendmal lieber, als auf die Schnelle mit Fertigwaren abgespeist zu werden. Bei unserem Besuch dauerte es auch ein wenig, aber das war verschmerzbar, zumal wir uns auf den bequem gepolsterten Sitzbänken sehr wohl fühlten.
Und schließlich wurde unser Warten mit zwei feinen Pastagerichten belohnt. Meine spiralförmig gedrehten, den ligurischen Trofie nicht unähnlichen Trucioli ("alla Romana", 10,30 Euro) hatten genau den richtigen Biss. Die römische Nudelspezialität wurde darüber hinaus äußerst geschmacksintensiv in Szene gesetzt. Dafür zeichneten sich gehacktes Lammfleisch, Tomatenstückchen, gerösteter Sesam, frische Glattpetersilie und geriebener Pecorino verantwortlich. Dies machte meine Pasta zu einem würzig-aromatischen Gaumenerlebnis, das mich die kalte Jahreszeit kurzzeitig vergessen ließ und mein kulinarisches Fernweh zumindest einen Teller lang stillte. Der nächste Sardinien-Urlaub würde ja bald kommen.
Auch die schlichte, mit Stängelkohl, Knoblauch, Olivenöl und Parmesan präparierte Vollkornpasta (9,50 Euro) meiner Begleitung hätte jeder apulischen Trattoria zur Ehre gereicht. Das pikante Olivenöl darin verlieh dem vegetarischen Gericht "aus der Saison" seine leichte Schärfe. Der Stängelkohl, ein naher Verwandter des Brokkoli, wird gerne in Süditalien unter die Teigwaren gejubelt. Bei uns ist er dagegen eher selten zu finden, vielleicht weil sein leicht bitteres Aroma nicht jedermanns Sache ist. Für ausgewiesene Freunde der Oldenburger Palme ist dieses italienische Wintergemüse jedoch genau das Richtige.
Ganz nebenbei bemerkt: einem Kollegen aus Karlsruhe habe ich von unserem tollen Abend im "L'incontro" erzählt, woraufhin dieser zusammen mit seiner Frau dort eine Woche später einkehrte und genauso begeistert war wie wir. Als der Chef ihn fragte, wie er auf das Lokal gekommen sei, musste er kleinlaut den Schreiber dieser Zeilen als Tippgeber nennen. Und weil dieser ja bekanntlich aus der Pfalz kommt, war die Verwunderung beim Patrone recht groß. Gerne gemacht, Herr Muccardo! Solche Adressen empfehle ich mitunter am liebsten.
Seit über 18 Jahren existiert der von Alessandro Muccardo geführte Familienbetrieb am westlichen Rand der Karlsruher Innenstadt. Da es sehr gut mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar ist (die Straßenbahnhaltestelle Mühlburger Tor / Kaiserplatz ist keine 200 m entfernt), kann man sich auch die teuren Parkgebühren der in der Nähe liegenden Parkhäuser sparen und gleich mit dem KVV anreisen.
Wir hingegen traten die Reise über den Rhein mit dem eigenen Automobil an, das wir in der Tiefgarage der Postgalerie zum Preis eines kleinen... mehr lesen
4.0 stars -
"Italienisches Slowfoodrestaurant, das abseits ausgetretener Pizza- und Pastapfade mit ausgefallenen Gerichten auf sich aufmerksam macht" marcO74Seit über 18 Jahren existiert der von Alessandro Muccardo geführte Familienbetrieb am westlichen Rand der Karlsruher Innenstadt. Da es sehr gut mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar ist (die Straßenbahnhaltestelle Mühlburger Tor / Kaiserplatz ist keine 200 m entfernt), kann man sich auch die teuren Parkgebühren der in der Nähe liegenden Parkhäuser sparen und gleich mit dem KVV anreisen.
Wir hingegen traten die Reise über den Rhein mit dem eigenen Automobil an, das wir in der Tiefgarage der Postgalerie zum Preis eines kleinen
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Julius Kimmle stammt aus einer der ältesten Kellereien der Pfalz, dem in Kapellen-Drusweiler ansässigen Weingut Julius Kimmle mit angeschlossener Vinothek, das vor ca. 140 Jahren von seinem gleichnamigen Opa gegründet wurde. Die Idee, neue Pfade abseits vom Weinbau zu beschreiten, reifte in ihm schon länger. Zusammen mit seinem Buletten-Buddy Mathias Kühn wagte er im letzten Jahr den Schritt in die Selbstständigkeit. Kühn, der schon längere Zeit in der Gastro tätig war und vorher im Landauer Spezialitätenladen und Restaurant „Oel de Vie“ hinter Tresen bzw. Herd stand, schmeißt jetzt den Laden am Untertorplatz, während sein Partner im Hintergrund die Orgafäden zieht.
Und das Konzept mit hochwertigen Homemade-Burgern scheint aufzugehen. Bei unseren beiden Besuchen im Januar war gut was los in der modern eingerichteten Landauer Burger-Butze. Zu späterer Stunde, als der große Andrang vorüber war, nahm sich „Burgermeister“ Kühn ein wenig Zeit, um über sein Frisch-Frikadellen-Projekt mit uns zu plaudern. Der sympathische Endzwanziger verriet uns, dass das täglich frisch gewolfte Rindfleisch vom Bergzaberner Qualitätsschlachter Kieffer stammt. Die Buns bekäme man von der regional bekannten Bäckerei Becker („De‘ Bäcker Becker“) aus Edesheim geliefert.
Sein Team besteht aus etwa 10 jungen Leuten (darunter viele Studenten), die in Wechselschicht die Patties grillen und die Fritten lobenswerter Weise gleich zweimal brutzeln lassen. Denn „ohne Fries kein Preis“ wie schon der Kartoffelkönig McCain aus Kanada wusste. Mit den Kollegen von der benachbarten Bengels Bar (jaja am Untertorplatz tut sich was…) veranstaltet man gemeinsame Events und baut medienwirksam auf monatliche Votings, um neue Spezial-Burger ins Programm aufzunehmen. Zur Zeit unseres Besuches war es ein Camembert-Preiselbeer-Burger mit Salat, Kräuterschinken und Birnen-Preiselbeersauce, den sie für 9 Euro im Laugen-Bun servierten.
Aber auch das Standardprogramm kann sich sehen lassen. Unter den Namen „Classic“, „Cheese“, „BBQ Bacon“, „Chili Cheese“, „Ziegenkäse“, „Landau“, „Parma“ und „Avocado“ firmieren acht verschiedene Varianten, die alle eine Gemeinsamkeit besitzen: ein medium gebratenes, 150 Gramm schweres Beef-Patty. Bei der Landau-Version (8,50 Euro) gesellt sich beispielsweise gegrillte Blutwurst, karamellisierte Zwiebel, Sauerkraut, Gewürzgurke, Salat und Senfsoße dazu. Das alles wird zwischen zwei Laugen-Brioche-Hälften gepackt und heraus kommt ein deftiger Pfalz-Burger, der den Namen seiner Herkunftsstadt nicht zufällig trägt.
Vegane Vegetarier und vegetarisch eingestellte Veganer bekommen selbstverständlich auch ein Veggie-Patty aus schwarzer Bohnenmasse, Leinsamen, Cashew-Kernen und getrockneten Tomaten ins Bun geklemmt. Preislich rangieren die Bagage-Burger zwischen 7 und 10 Euro. Die zweimal frittierten, aber nicht selbst gemachten Kartoffelstäbchen kosten 2,80 Euro extra. Wenn sie von der Süßkartoffel stammen, werden 3,20 Euro berechnet. Die Pommes-Preise sind human. Teilt man sich wie wir eine Portion von den mit Jalapeños und hausgemachtem Chili con Carne getoppten „Chili-Cheese-Fritten“ (6 Euro), muss man sich schon mächtig ins Zeug legen, um den Teller leer zu bekommen.
Bei den Getränken hat man ein paar bekannte Flaschenbiere (Astra und Flensburger) sowie das regional gecraftete „Erdmännchen“ vom Landauer Bierprojekt (in der 0,5l-Bügelflasche für 4,40 Euro) am Start. Das naturtrübe, recht süffige Helle gefiel mir durch sein exotisches, leicht fruchtiges Aroma. Als Buletten-Begleiter definitiv keine schlechte Wahl. Wer es eher mit Limo & Co. hält, kann sich an Fritz-Cola, Club-Mate und Konsorten vergreifen. Der angebotene Wein stammt von Heiner Sauer aus Böchingen und dem Familienweingut von Mitinhaber Julius Kimmle. Für Pfälzer wichtig: die Riesling-Schorle liegt bei akzeptablen 4 Euro für den Schoppen.
Vergleicht man den Gastraum mit dem etwas heruntergekommenen Kneipeninterieur vergangener Tage, so wird schnell klar, dass die Landauer Buletten-Bagage beim Renovieren richtig hingelangt hat. Etwas grell erleuchtet wirkte der von freihängenden, nackten Glühbirnen beschienene Gastraum, so mein Ersteindruck beim Eintritt ins Innere des Burger-Bistros. Man bestellt vorne an der Theke (wo man auch gleich bezahlt), nimmt sich die Getränke aus dem daneben platzierten Kühlschrank (die passenden Gläser findet man rechts davon im Regal) und wartet auf originellen, aber leidlich bequemen Bistrostühlen aus Metall auf sein Essen. Abstellfläche bieten die mit derber Holzplatte ausgestatteten Säulen-Tische mehr als genug.
Im Hintergrund läuft unaufgeregte Lounge-Mucke - vielleicht eine Spur zu laut aufgedreht. Der Gemütlichkeitsfaktor hält sich in Grenzen. Es wurde anscheinend mehr Wert auf eine zeitgemäß funktionale Einrichtung gelegt. Würden noch ein paar mehr Bilder das strahlende Weiß der Wände überdecken, könnte man mit den passenden Strahlern auf einige der Glühbirnen verzichten. Es würde der Atmosphäre des Raumes sicher nicht schaden.
Neben der etwas zu mächtigen Portion Chili-Cheese-Fritten hatten wir beim letzten Mal den mit karamellisierten Zwiebeln verfeinerten BBQ-Bacon-Burger (8,70 Euro) sowie den aus Parmaschinken, Mozzarella, Tomaten, Rucola, Limetten-Mayo und Tomatenpesto bestehenden Parma-Burger (9 Euro) geordert. Nach ein wenig Wartezeit – Gutes will ja bekanntlich Weile haben – bekamen wir die perfekt medium gebratenen Craft-Buletten an den Tisch gebracht. Geschmacklich war an ihnen rein gar nichts auszusetzen. Saftiges Fleisch traf auf ein fluffiges, innen leicht angeröstetes Brioche-Bun. Dazwischen jede Menge gute Zutaten, die für süffigen Schmelz, knackige Frische und angenehme Würze sorgten.
Genau wie beim Chili-Cheese-Burger (8,70 Euro), den ich ein paar Wochen vorher genossen hatte, stimmte auch beim BBQ-Bacon das Fleisch-Belag-Verhältnis. Die selbstgemachten Saucen hatten genug Pep, um die Arrangements zwischen den Buns geschmacklich einzubinden. Wenn ich sie mit dem ein paar Wochen vorher probierten Bio-Burger der Marke „Rohr“ (siehe Landauer Burgerinitiative Teil 1) vergleiche, so haben mir die Prachtexemplare im Bagage sogar noch etwas besser gemundet. Irgendwie saftiger und mit etwas mehr Wumms am Gaumen präsentierten sich die mit Bravour gegrillten „Gutburger“. Wobei natürlich die selbstgemachten Pommes bei Pascal Rohr um eine knappe Kartoffelstäbchenlänge besser ausfielen.
Aber wie uns Mathias Kühn verriet, will man in naher Zukunft auch wieder selbstgemachte Fritten anbieten. Wir sind gespannt, wie sich die neue Pommes-Offensive auswirkt und freuen uns jetzt schon auf den Frühling im Bagage, da seit Anfang dieses Monats der saisonale, mit Bärlauchpesto, Radieschen und Baby-Spinat verfeinerte Bärlauch-Burger auf dem Speiseplan steht. Ein Grund mehr, dort mal wieder aufzuschlagen.