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Auf dem Gelände des Essener Großmarkts befindet sich das Frischeparadies, ein großer Feinkosthändler u.a. für „jedermann“, aus dessen Angebot Fisch und Seafood herausstechen. Man wirbt - rechtlich gut beraten - dann auch mit der „wahrscheinlich“ exklusivsten Fischtheke im Pott.
Am Ende der langgezogenen Halle findet sich das Tagesbistro im Industrial Design.
Man hat die Wahl zwischen normalen Tischen für vier Personen, der hohen Bistroausführung für Zwei oder gleich der Theke mit Blick zur kleinen offenen Küche.
Natürlich wählte ich letztere, um das Geschehen beobachten zu können. Und um nicht auf den öden Parkplatz jenseits der Glasfront schauen zu müssen. Ein schlichtes Ambiente, das nicht vom wesentlichen ablenkt. Was sich ja bekanntlich für uns Genießer auf dem Teller abspielt.
Und im Glas! In der großen, mit Eiswürfeln gefüllten Schale warteten mehrere Champagner und sonstige Flaschengärungen auf ihren offenen Ausschank. Das Angebot wurde auf Wunsch auch gern erläutert.
Derweil sehe ich den Chef, der sich das Tagesangebot schmecken lässt; das widerlegt zumindest hier die Gerüchte über den Zweck solcher Tagesempfehlungen.
Ich wähle eine klassische Cuvée brut und freue mich über die ideale Temperatur, den freundlichen Glaspreis von 8€ und das extrem frische Prickeln. Im Mund.
Hinter der Theke werkeln geschäftig und konzentriert drei Küchenkräfte. Eine gute (ausgebildete) Servicekraft schmeißt freundlich und professionell (das ist etwas anderes als professionell-freundlich) das permanente, aber überschaubare Mittagsgeschäft. (Maximal 9 externe Gäste gleichzeitig während meines Besuchs).
Mindestens genauso gefragt ist das Personalessen. Egal, ob Adlerfisch, Filet vom Durocschwein oder Perlhuhn-Brust und -Keule: Alle Teller für die Beschäftigten werden à la minute angerichtet und sehen sehr lecker aus.
Wie bei vielen anderen Feinkostläden mit Restauration ist es möglich, Wein, Seafood und wahrscheinlich auch Fleisch im Markt auszusuchen und mit 15€ Kork- bzw. Zubereitungsaufschlag vor Ort zu genießen.
Herrlich, wie ein italienischer Patrone, der dem seligen Luciano Pavarotti verblüffend ähnelt, sich u.a. eine gigantische Black Tiger Garnele frisch zubereiten lässt.
Ich bestellte nur einen zusätzlichen Beilagensalat zu dem mir verschiedene Dressings angeboten werden. Ansonsten beließ ich es beim Erstbesuch bei einer Kleinigkeit:
Plateau Fruits de mer, für das 26€ auf der Rechnung erschienen.
Dafür gab es im Tausch:
3 bretonische Austern, mild salzig mit einer kleinen Ecke Chester-Blauschimmel-Schwarzbrot sowie Schalotten-Vinaigrette. Letztere ist ein Klassiker, der mit seinen viel zu kräftigen Aromen die Austern geschmacklich völlig zudecken würde. In Zeiten vor einer ununterbrochenen Kühlkette hatte das wohl auch seinen Grund, zumindest aus der Sicht des Verkäufers.
6 mittelgroße Eismeer-Garnelen aus der TK, aber das Fleisch fest und nicht trocken. Die optisch zu identizierenden Thymianblättchen versteckten sich am Gaumen. Dafür kamen zum Dippen ein kräftiges 1000-Island-Dressing und eine Sc. Rouille auf Kartoffelbasis, nur leider sehr dezentem Knoblauch.
Das begleitende Baguette war recht schmackhaft, hätte aber eine Auffrischung im Ofen oder in der Pfanne vertragen können. Die Schalentiere hatten schon ihren Kopf verloren, der Rückenpanzer war aufgeschnitten und der Darm schon entfernt - So muss das! Nach getaner Handarbeit verdiente die Fingerschale mit Grapefruit-Scheibe einen weiteren Pluspunkt.
Sehr gut auch der gemischte Pflücksalat (6€), natürlich top-frisch, die Kirschtomaten mit Geschmack (Halleluja!) und die Croutons mögen selbstgemacht gewesen sein, wenngleich im Ofen arg hart geworden. Das Olivenöl mit Kräutern und Knoblauch sehr lecker dazu. Auch hier ein nicht unwichtiges Detail: Streifen von der Kaiserschote sorgten für Textur. Kleiner Hochgenuss.
Den Gesamtpreis von 40€ empfand ich, vor allem angesichts der positiven Details, als angemessen. Daran merkt man, dass hier viele Gastronomen u.ä. einkehren. Und daran, dass es zunächst nur eine Zwischenrechnung gab. Natürlich.
Da das Perlhuhn trotz meiner sehnsüchtigen Blicke und einer leisen Frage wirklich nur für das Personal reserviert war, beendete ich den kleinen Test, der als "erfolgreich" zu Wiederholungsbesuchen einlädt.
Denn mal ehrlich: Wer schöpft nicht gern aus dem vollen Frischeparadies?