Wir verwenden Cookies
Wenn Sie unsere Webseiten besuchen, kann Ihre Systemsoftware Informationen in Form von Cookies oder anderen Technologien von uns und unseren Partnern abrufen oder speichern, um z.B. die gewünschte Funktion der Website zu gewährleisten.
Ich hole etwas aus, meine Frau schwärmt von einem Zeitungsartikel eines begeisterten Sushi-Essers in einer Hamburger Abendzeitung. „Besser als bei Hennsler und Co in Hamburg“ war zu lesen, auch bei Facebook und anderen Social Plattformen wurde das „Sushi & Food“ mit Lobeshymnen überschüttet. Im Vartaguide erkochte das Team 2 Diamanten, im Schlemmeratlas 2017 nicht minder gute 2 Kochlöffel.
Meine Frau war es auch dann, die versuchte im November letzten Jahres einen Tisch zu reservieren, allerdings gab es laut Inhaber eine Wartezeit von bis zu sechs Wochen, und da im kompletten Januar hier Betriebsferien waren, war der heutige 2. Februar der erste freie verfügbare Termin. Wir bereiteten uns also auf einen „vollen“ Abend vor und waren schon 10 Minuten vor der eigentlichen Reservierungsuhrzeit da. Gäste ? Fehlanzeige ? Servicedamen/Herren ? Fehlanzeige, also setzte ich mich schon mal auf den Sitz meines reservierten Platzes.
Kleiner Scherz, nach einigen Augenblicken kam eine sehr jung wirkende Servicedame mit Cola Kiste die Treppe hinauf und schnappte „ich komme gleich“. Sie zeigte uns zuerst den vorderen „Lounge“ Bereich, in der Mitte in Deckenhöhe drehte sich eine Diskokugel, aus den Boxen kam Jungle-Musik mit Breakbeats Intervallen. Dahinter der hintere Bereich. Hier schossen uns gleich die roten mit Flausch und viel Stoff gepolsterten Theater Sessel/Stühle ins Auge. „Mann oh Mann, hier wird geklotzt und nicht gekleckert“ dachte ich. Jeder Tisch war mit Bambusmatte, edlen Gläsern, Weingläser, Stäbchen (!!!!), Stoffservietten und kleinen weißen Tellern eingedeckt. Erster Eindruck: Sensationell (vor allem das alte Boxauto aus den 60er Jahren) !!
Oben an der Decke prägen riesige Lüftungsrohre die Decke, das verstärkt natürlich diesen urbanen Industrie Charakter. Die Toiletten ähneln stark denen des neuen Szene Italieners „Oh Julia“ in Mannheims Q6Q7. Männlein und Weiblein teilen sich ein Waschbecken und Papiertücher, die Sanitäranlagen sind aber getrennt. Zurück zum Ambiente eine Etage drüber im Erdgeschoß: der industrielle urbane Look zieht sich durch das Restaurant und die Bar. Als Deko gibt es Asiatische Regenschirme an der Decke, frische Blumen auf den Tischen.
Das Tagesmotto heute ab 17:30 „Music meets industry“. Im Raum steht ein Klavier, an der Decke hängen Teile eines Schlagzeuges und auf einem Regal steht ein altes Musikinstrument und ein Radio. Das Motto findet sich also auch im Design wieder. Hier geht Asia-Restaurant, Japan-Bar und Thai-Club ineinander über. Uns gefällt es sehr gut.
Im Vorfeld studierte ich die Karte und für mich war klar, das angebotene 3 Gang Menü sollte es bei mir sein. Mit Wasser, Wein und Espresso kostet das Ganze 39 Euro. Meine Frau stellte sich ihr „Abendessen“ selbst zusammen. Bei ihr sollte es vorab eine Suppe, dann das „Sushi Chef“ for her (19 Euro) sein. Wir bestellen einen Aperitif, für meine Frau den angebotenen Asia Staytion Sprizz (akoholfrei ) für mich die Variante mit Alkohol. Laut Bedienung durfte ich mir einen Wein raus suchen. Natürlich nahm ich den angebotenen Cuvee von Knippser (11 Euro 0,2), der sei aber leider aus, so die junge Dame. Sie empfahl mir einen Souvignon Blanc vom Weingut Heussler (der roch nach einem tropischen Obstkorb).
Rechts von uns kamen zwei etwas ältere Damen, sie baten um diverse Sushi, allerdings mögen die beiden Damen keinen Fisch. Da die junge Servicedame leider nicht die Karte kannte, kam es zu einer kleinen Diskussion am Nachbartisch. Ganz ehrlich, wer geht denn bitte in ein Sushi Restaurant der kein Fisch mag ? Und in welchem höher preisigen Restaurant kennen die Servicedamen nicht die Karte auswendig ?? Konga erklärte uns später, wenn diese Damen in Japan so ein Restaurant betreten würden gäbe es nur eine Antwort „Going out“, aber hier in Deutschalnd würde das nicht gehen. Meister Konga versucht es allen Recht zu machen.
Links von uns kam ein Pärchen, sie hatten nicht reserviert, bekamen aber 20 Minuten eine schöne gemischte Sushi Platte, so was hatte ich mir eigentlich auch vorgestellt. Nee, ich hatte ja mein Menü. Ich fragte die Bedienug, was „Starter“ als Vorspeise bedeutet. Sie erklärte, dass je nach Lust und Laune Sushi-Meister Konga eine kleine Auswahl von der Starter-Karte zusammenstellt. Alle 4 Gerichte klangen verlockend: Im Tempura umwickelte Black Tiger Garnelen/Vegetarischer Tempura Mix/Knusprige Ente mit Babyspinat und gegrillter Wassermelone oder Carpaccio von der Dorade mit Algensalat. Das hörte sich super an, ich ließ mich überraschen. Meine Frau wählte als Vorspeise „Won Ton“ (6 Euro) Suppe mit Fleisch.
Wir bekamen unsere Aperitif serviert, aber was zum Knabbern dazu bekamen wir nicht. Reispopps ? Asiatische Knabberstangen ?? Nicht mal einfache Krabbenchips …. also warteten wir auf einen ersten und vielleicht auf einen zweiten Gruß aus der Küche, aber da kam auch nix. In der Zwischenzeit versuchte die eine Bedienung dem einen Gast links von uns sitzend eine Spinatsuppe hinzustellen, obwohl die gar keine Suppe bestellt hatte. Hier sei bemerkt, die beiden jungen weiblichen Bedienungen waren bemüht, passten aber leider überhaupt nicht ins Gesamtbild. Die mit Brille wusste nicht mal das beim angebotenen Menü und der Getränkebegleitung ein einfacher Espresso dabei ist, wusste im allgemeinen nicht, was in der kleinen und überschaubaren Karte steht. Das war leider nix.
Sie stellte dann die Suppe auf die Theke so dass ich sie sehen konnte. Nach zwei Minuten kam sie dann mit zwei Suppentassen an unseren Tisch. Ich dachte „sie wird doch nicht“, doch, sie wird. „Einmal Won Ton und einmal Spinatsuppe“. Ich erklärte dass ich eigentlich mit Fisch oder Gemüse im Tempurateig, oder mit Ente oder mit Doraden Carpaccio gerechnet habe, aber bestimmt nicht mit Spinatsuppe – wohlwissend das Asiaten einfach keine ausgezeineten Suppen hinbekommen.
Da sei aber heute so vom Chefkoch vorgesehen, ich war enttäuscht. Ich hab dann probiert, war ok, aber war einfach eine etwas unrunde Brühe. Da fehlte Säure, da fehlte Geschmack (Fett), einzig die frischen Kräuter, etwas Blattspinat und eine frische Schärfe im Rachen macht noch lange keine gute Suppe aus. Die Won Ton Suppe von meiner Frau war ebenfalls ok, aber ein bis zwei Klassen schlechter als die Suppe im Stehimbiss „Suthani“ in Mannheim. Auch fragte ich die Bedienung ob wir was zum beißen bekommen könnten, Krabbenchips oder eine Art Brot. Sie gab dass dann an die Küche weiter und Meister Konga kam dann an Tisch. Von da an lief das ganze auch besser. Er erklärte in Englisch dass er mitbekommen habe, dass ich ein wenig enttäuscht war und mir extra eine „for him“ Portion Sushi auf den Teller gezaubert hat. Die „for him“ Portion knallt normalerweise mit 31 Euro Einzelpreis richtig rein.
Er erklärt in der Muschel nebeneinander gereiht 2x3er lei Sashimi,
beste Qualität. Lachs, Dorade und Waalfisch (glaube ich), homemade Wasabi und frischer Algensalat. Dazu eingelegter rosa Ingwer, der schmeckte irgendwie nach scharfem Rettich. Dazu gab es drei Maxi Sashimi-Sushi – Reis mit wiederum rohen Fisch. Ich fragte nach ob der Sashimi und der Sashimi-Sushi Fisch wirklich roh wäre. Er erklärte in englisch, der Fisch wird nur mit Salzwasser gereinigt und mit desinfizierter Hand und Messer zubereitet und serviert. Genau wie in Japan.
Das Beste auf dem Teller war das angewärmte „Inside Out“ Sushi,
das hatte innen drin knuspriges Hühnchenfleisch, neben dran lagen noch drei mal Nigiri,
Sushi mit Lachsfüllung.
Zuerst aber versuchte ich mit den Stäbchen klar zu kommen, war nicht einfach, aber irgendwie habe ich es dann doch geschafft. Den rohen Lachs konnte man noch essen, aber das andere rohe Zeugs, hätte ich es besser nicht in den Mund genommen. Ein wirklich ekliger aalglatter leicht salziger Fisch-Geschmack, ich musste kämpfen dass mir der bekannte Reiz mit „B“ nicht hochkam.Ich musste darauf mit viel Wein spülen, dann probierte ich das andere rohe Stück Fisch. Ich glaube es war Waal, mit Algen und Zitrone, das war nochmal eine Liga schlimmer (!!!) - ich musste an „Die Wiege der Sonne“ denken, als Wesley Snipes mit Harvey Keitel den Tatort betreten und Wesley Snipes fragt „magst Du eigentlichen den japanischen Sushi Kram?“ Darauf Keitel ganz trocken „Wenn ich Quecksilber essen möchte, schlucke ich ein Thermometer“ - ne, das war nix für mich, dennoch versuchte ich mit angestrengtem Schmunzeln alles zu überdecken. Denn in dem Moment blickte der auf uns sehr sympathische Sushi Meister Konga rüber, ich lächelte angestrengt,ich glaube er wusste, dass es mir überhaupt nicht schmeckte.
Verstärkt kam dazu dass ich das ganze Vogelfutter ordentlich in die Asia Sauce tunkte, mit Wasabi leicht vermengte, da war aber am Ende leider 0,0 Geschmack an meinem Gaumen. Ich dachte, bei den Gerichten explodieren feine Geschmcksnuancen an meinem Gaumen, man schmeckt frische Kräuter, knackiges Gemüse, ein feiner Fisch und Reis Geschmack der übereinander über geht und sich mit der Schärfe des Wasabis und der Säure der Asia Sauce in eine perfekte Liaison übergeht, aber nichts von alle dem wurde wahr. Meiner Frau hat es übrigens sehr gut geschmeckt, da sieht man mal wieder, wie unterschiedlich die Geschmäcker sind. Ich versuchte ein letztes Mal die Bedienung auf mich aufmerksam zu machen. Ich fragte nach Salz. Konga machte riesen Augen, kam dann stolz mit einem Schälchen Salz an meinen Tisch. „Ich wäre der erste Gast seit der Eröffnung, der nach Salz gefragt hat. Und siehe da, mit nur wenigen Salzkörnchen auf den Negiri und Suhsi kam auf einmal ein wenig Geschmack in die Metall-Bude.
Wieder kam Meister Konga an unseren Tisch und plauderte mit uns. Er wollte wissen ob wir aus Mannheim kommen, wir erzählten dass ich Tennis spiele und einen ähnlich guten Aufschlag habe wie der Franzose Tsonga, meine Vor- und Rückhand aber bestenfalls Kreisliga seien. Wir lachten und verstanden uns gut, bis er meinte er mache anstatt dem Single Dessert ausnahmsweise für uns beide ein gemeinsames Dessert.
Das war dann auch ein schöner Abschluß eines ereignisreichenden Abends. Asiatisches Sesam Eis, das schmeckte sogar nach Sesam, leicht nussig, in der Farbe lila, das Eis unheimlich cremig und fluffig. So muss Eis schmecken. Dazu gab es zwei frisch gebackene Schokoküchlein mit flüssigem Kern. Wahnsinn, ein toller Abschluß, der kulinarisch das ganze noch mal gerettet hat. Beim nächsten Mal bitte gleich den Reis und den Fisch ordentlich salzen und nicht nur mit Salzwasser reinigen.
Fazit:
Dessert`s kann er, unser Monnemer Sushi-Meister aus Japan.