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Wenn ich meiner Frau eine kulinarische Freude bereiten möchte, dann reserviere ich dort einen Tisch und fahre mit ihr in das an einem ehemaligen Rheinmäander gelegene, keine 2000 Einwohner zählende Örtchen Neupotz in der Südpfalz.
Die beiden anderen Gaumenoptionen – der alteingesessene „Karpfen“ und Manfred Kregers „Lamm“ – liegen im Ortskern, während sich Martin Gehrleins Restaurants etwas außerhalb im namensgebenden Ortsteil Hardtwald befindet.
In den auf diesem Portal bisher veröffentlichten, fast schon enzyklopädische Ausmaße annehmenden Reportagen hat sich ein „ehemaliger User“ derart detailliert mit der Historie und dem Ambiente dieses beliebten familiengeführten Landgasthofes beschäftigt, dass ich auf ausführliche Beschreibungen des dort herrschenden „Drumherums“ gerne verzichte.
Es sei lediglich angemerkt, dass seine „Alte Mühle“ – Gehrleins Zweitlokal vor den Toren des Nachbarortes Rheinzabern – aufgrund der prekären Personalsituation den „echten“ Restaurantbetrieb noch nicht wieder aufgenommen hat und sich daran auch in absehbarer Zeit nichts ändern wird.
Jedoch besteht in dem vor ca. zweieinhalb Jahren dort eingezogenen, ebenfalls seinen Namen tragenden „Landhauskaffee“ wenigstens die Möglichkeit auf ein leckeres Frühstück oder ein gutes Stück Kuchen.
Meine Schwester passte an jenem warmen Dienstagabend Anfang August auf unser Töchterchen auf. Somit stand einem entspannten Abendessen für Zwei auf der hübsch angelegten Terrasse des nach wie vor mit einem Bib Gourmand ausgezeichneten Pfälzer Vorzeigelokals nichts mehr im Wege. Um 18 Uhr erwartete uns ein reservierter Tisch unter freiem Himmel.
Frau Gehrlein und eine weitere Dame zeichneten sich für den Service verantwortlich. Nach einer herzlichen, von echter Wiedersehensfreude zeugenden Begrüßung durch die Chefin durften wir draußen auf der Veranda Platz nehmen und die Abendsonne genießen.
Bereits das Vorspeisenprogramm ließ mit einer ganzen Reihe ambitioniert klingender Gerichte aufhorchen. Beim gerösteten Romanasalat mit Coppa di Parma und Tomate an Sauerrahmvinaigrette (12 Euro) wurde schließlich meine Liebste schwach. Mich reizte dagegen die mit altem Gouda veredelte Rote Bete Sülze an Kräuteröl und gewürztem Kefir (12 Euro). Das klang nach einem genauso spannenden wie sommerlichen Auftakt.
Beim Hauptgang blieb meine Frau ihrer vegetarischen Linie treu und bestellte die geschmorte BBQ-Aubergine mit Grillgemüse, Ziegenfrischkäse und Rosmarin-Kartoffeln (22 Euro), während ich meiner Lust auf Fisch mit dem auf der Haut gebratenen Zander aus dem Ijsselmeer an Schnippelbohnen und Pfifferlingen (32 Euro) nachgab. Auf die dazu servierten, hausgemachten Gnocchi freute ich mich besonders.
Eine Flasche Mineralwasser der Marke „Teinacher“ (0,5l für 4,90 Euro) und ein trockener Weißburgunder aus der Pfalz (0,25l für 6,50 Euro) wurden flott geliefert. Eine weitere Flasche vom sprudelnden Nass aus Bad Teinach-Zavelstein (Schwarzwald) sollte sich später noch hinzugesellen. Angenehm durstbefreit harrten wir der Vorspeisen, die nach angemessener Wartezeit serviert wurden.
Hochwertiger Parmaschinken sorgte beim gerösteten Romanasalat für die nötige Würze. Knackige Radieschen, Karottenröllchen, frische Kapernäpfel und Cocktailtomaten in verschiedenen Farben waren mehr als nur frisches Beiwerk. Sie werteten das sommerliche Ensemble auch optisch gehörig auf.
Zusammen mit der fein abgeschmeckten Sauerrahmvinaigrette ergab das einen 1a-Terrassenteller für den lauen Augustabend. Die leichten Röstaromen des Salats setzten sich mit dem Prosciutto di Parma ins beste Benehmen. Ein tolles Beispiel dafür, dass auch Rustikales manchmal so fein schmecken kann. Besonders wenn die Komponenten so stimmig ineinandergreifen wie das hier der Fall war. Meine Gattin war jedenfalls sehr begeistert.
Nun, ich bin wirklich kein ausgewiesener „Beetnik“ und bereits die Bestellung der roten Rübensülze hatte bei meiner Frau für Verwunderung gesorgt. Aber das, was Martin Gehrlein aus dem erdig-aromatischen Wintergemüse und seiner akkurat arrangierten Entourage gebastelt hatte, war nicht nur ein von hübschen Farbkontrasten geprägter Hingucker, sondern auch geschmacklich aller Ehren wert.
Für den Zugriff am Gaumen zeichnete sich der fein geraspelte, alte Gouda verantwortlich. Dieser bildete zusammen mit Karottenröllchen, Gouda-Chips, eingelegten Maiskölbchen und gepickelter roter Bete einen kleinen, heiteren Kranz, dessen kreisringförmige Basis aus purpurroter Rübensülze bestand.
Ein (unter anderem) mit Kräuteröl gewürzter Kefir umspülte diese farblich und texturell sehr abwechslungsreiche Formation. Das von erdiger Würze, süffiger Frische und zurückhaltender Säure bestimmte Arrangement war wie geschaffen für einen warmen Sommerabend. Ein rundum gelungener Auftakt im wahrsten Sinne des Wortes.
Ich war sehr gespannt auf meinen Fischteller, denn nicht nur in Neupotz und Umgebung weiß man, dass das „Zandern“ seit jeher der Gehrleins Lust ist. Und dieser stattliche Vertreter aus der Familie der Barsche landete sogar gänzlich unfrittiert und komplett ohne Panierung auf der zeitgemäßen Keramik.
Eine ansehnliche Tranche des im holländischen Ijsselmeer geangelten Süßwasserfisches thronte mit röscher, beherzt gewürzter Haut auf einem kurz durch die Pfanne geschleusten Gefolge aus perfekt sautierten Pfifferlingen, geschnippelten Bohnen und Tomatenstücken. Eine aufgeschäumte Beurre-Blanc-Pfütze band das frische Saisongemüse süffig ein. Das war definitiv kein „Verlegenheits-Grün“, was da unter dem Schuppentier lauerte.
Einziger kleiner Malus dieses ansonsten tadellosen Tellers war die Tatsache, dass der Zander noch etwas saftiger hätte ausfallen dürfen. Aber das war Jammern auf hohem Niveau, das spätestens beim Verzehr der fluffigen Gnocchi wieder eingestellt wurde. Die in der Butterpfanne kurz angebrutzelten Kartoffelnocken stimmten mehr als versöhnlich. Schön, dass man hier nach wie vor auf die kleinen Beilagenfreuden Wert legt.
Einfallsreich und lecker zu Porzellan gebracht, wirkte auch der vegetarische Grillteller, den sich meine Frau mit Genuss einverleibte. Diverse, mit ausreichend Röstaromen versehene Knackigkeiten aus dem saisonalen Gemüsegarten fanden im cremigen Ziegenfrischkäse ihren kongenialen Partner. Die mit BBQ-Sauce bestrichene Aubergine geriet dagegen butterweich. Ein vielseitiges Fest für Fleisch- und Fischverzichter.
Zum süßen Ausklang durfte es (mal wieder) das Schokosorbet mit selbstgemachtem Eierlikör auf nussiger Schoko-Erde (9 Euro) sein. Dieser zartschmelzenden Versuchung konnten und wollten wir nicht widerstehen. Zumal das intensiv nach Schokolade schmeckende Sorbet weder zu süß noch zu mächtig ausfiel und von vollreifen, roten Früchten (Brombeere, Erdbeere) stimmig begleitet wurde.
Martin Gehrleins familiär geführtes Landrestaurant im Neupotzer Ortsteil Hardtwald bleibt unsere nahegelegene Lieblingsadresse für die kleinen kulinarischen Alltagsfluchten. Der sympathische Küchenchef setzt auch weiterhin auf die Qualitäten relativ einfacher Produkte und Zutaten, die er gerne auch aus der näheren Umgebung bezieht, aber zugleich weltoffen und einfallsreich auf die Teller bringt. Mögen ihm die guten Ideen auch in Zukunft nicht ausgehen.
Ich wünsche der Familie Gehrlein für die Zukunft alles Gute und vor allem weniger Personalsorgen. Verdient hat es dieses liebenswerte, sich vom gewöhnlichen Schnitzelmainstream abhebende Neupotzer Heimatjuwel allemal.
In Zeiten, in denen solche kulinarischen Kleinode mehr und mehr von der gastronomischen Landkarte verschwinden, sind Traditionslokale wie der „Hardtwald“ gar nicht hoch genug einzuschätzen. Dass man für das Gebotene die Preise auf Normalniveau anheben musste, versteht sich dabei von selbst. Sie sind jedoch keinesfalls überzogen.