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YouDinner schrieb zur Einladung: „Warum wird die vegane und vegetarische Küche immer nur darüber definiert, dass sie fleischlos ist?
Die Sterneköche Sonja Baumann und Erik Scheffler haben sich diese Frage schon häufiger gestellt und zeigen uns bei unserem exklusiven YouDinner-Abend in ihrem Restaurant neo|biota, dass die Worte “Sterneküche” und “vegetarisch” zusammenpassen wie “Himmel un Ääd”.“
Das will ich einfach mal erleben bzw. erfahren, darum habe ich nach langem Zögern, den Abend doch noch gebucht.
Schließlich habe ich keine Vorurteile, sondern es geht mir immer um den Geschmack.
Ambiente
Das Lokal ist recht klein; es dürften nicht viel mehr als 25 Personen hineinpassen. Allerdings gibt es zur Straße hin noch einige Sitzplätze und auch (speziell für die Frühstückzeit schätze ich) eine größere Zahl an Tischen im Lattenroststil.
Drinnen sitzt man an den kleinen Zweiertischen, die auch zusammengeschoben werden können. Wir hatten eine Gruppe mit 8 und eine mit 6 Personen. Wer am Fenster sitzt, hat einen Blick zur offenen Küche – die anderen können die Türe oder den Abgang in den Keller gut einsehen.
Sauberkeit
Alles war gut gepflegt
Sanitär
Die Toiletten befinden sich im Keller – man muss schon einige Stufen herab- und wieder hinaufsteigen.
Service
Alle Kräfte sind ausgesprochen freundlich und empathisch. Sie geben gerne Auskünfte und versuchen alle Wünsche zu erfüllen.
Jedes Gericht wurde daher ausführlich erklärt und beschrieben. Ich hätte ein Tonband dabei haben müssen, um alles zu erfassen. Da ich mir keine Aufzeichnungen gemacht habe, kann ich jedoch viele Informationen nicht weitergeben. Das gilt vor allem für Snacks, Grüße und den süßen Abschied.
Die Karte(n)
Es gibt grundsätzlich drei Menüvarianten im Haus: Einmal mit Fleisch und Fisch, dann vegetarisch oder sogar vegan. Dabei werden viele Zutaten parallel verwendet.
Heute hatte YouDinner für uns die fisch- und fleischlosen Gerichte zusammen stellen lassen.
Die verkosteten Speisen
Snacks
Snack
Snack
Snack
Snack
Es gab vorweg vier Teller mit mehren kleinen Gerichten. Die Namen und Zutaten habe ich mir nicht merken können; selbst die kleinen und größeren Geschmacksunterschiede bekomme ich nicht mehr ganz zusammen. Die Optik war jedes Mal großartig, die Aromen waren ebenfalls vielfältig.
Grüße
Gruß - Wikinger-Müsli
Hier ist mir der Topf mit dem Wikinger-Müsli besonders im Kopf geblieben. Eine helle Creme und viele Gemüse- und Kräuterstückchen – mal roh, mal gekocht, mal fermentiert.
Alle Teile haben mir durchaus gemundet. Es wurde aber schon jetzt für mich klar, dass heute viele „weiche“ und „fermentierte“ Richtungen zum Tragen kommen. Auch Saucen und Cremes spielten eine wichtige Rolle. Das Spiel von Säure, Schärfe und Süße kam oft zum Vorschein.
Auch später kamen als Besteck fast immer „nur“ Löffel und teilweise Gabeln; aber lediglich einmal ein Messer zum Einsatz.
Ich glaube schon jetzt, dass mir das „fehlende Fleisch“ keine Probleme bereitete; ich habe es wohl kaum vermisst. Aber, dass es nichts zu Beißen gab, verwirrte mich oft: Löffel rein, Speise in den Mund, kurz schmecken, den Abgang beobachten und schlucken. Das kannte ich so nicht in dieser Dichte.
Hanfsaat mit unreifen Erdbeeren, Waldmeister & Mieze Schindler Gewürzketchup
Gang 1
Mieze Schindler heißt eine Zucht-Garten-Erdbeere. Die Sorte war auf jeden Fall sehr aromatisch, kompakt und nicht sehr süß. Auf dem Teller befand sich ein Ring aus weichen Zutaten. Im Inneren war eine grüße Sauce. Vieles war weich, einige Teile konnte ich auch beißen.
Es hat geschmeckt – ich kann es aber nicht an Zutaten festmachen.
Geflämmter Kohlrabi mit Fichtensprossen, Pinienkernen & Belugalinsenkaviar
Gang 2
Der Teller erinnerte mich an nordische Küche – wahrscheinlich wegen der Fichtensprossen, die fermentiert waren. Der Kohlrabi war in winzige Stücke geschnitten, sodass ich etwas weichen Teile eher nur geschluckt habe. Bei Kohlrabi denke ich an ein Gemüse, das fest ist aber sich auch beißen lässt – fast wie ein Apfel. Die Pinienkerne warn deutlich im Geschmack präsent. Der Teller wurde – wie bei fast allen Gerichten – zuerst ohne Sauce auf den Platz gestellt und dann im zweiten Schritt angegossen. Das wurde durchaus professionell gemacht – aber beim Angießen muss ich immer an den Meister Miguel Calero denken, der in seiner Zeit im Vendome diese Handbewegungen unnachahmlich leicht durchführte.
Brot, Butter & Aufstrich
Bier-Brot
Als Bier gibt es im neoBiota Mühlen Kölsch; das wurde uns nicht serviert (obwohl, ich denke ich hätte auch ein Glas bekommen, wenn ich darum gebeten hätte).
Aber das selbst gebackene ofenwarme Brot hatte als Hauptkomponente und Geschmackgeber Biertreber von der Brauerei Malzmühle im Teig.
Brotaufstriche
Diese Komposition wird wohl regelmäßig als Zwischengang serviert. Mir hat das Brot recht würzig geschmeckt und die beiden Aufstriche gaben noch weitere Noten hinzu. Endlich konnte ich auch meine Zähne zum kauen benutzen. Es waren schon kleine „Glücksmomente“.
Karotte-Lappentang mit Walnuss, Petersilie & Pfälzer Trüffel
Gang 4 mit Anguss
In diesem Gericht war nun eine Algenart ein wichtiger Bestandteil, die Nüsse sollten wohl wieder für etwas knackiges sorgen. Die Petersilie war leicht frittiert. Der „Trüffel“ bestand wohl aus unreifen eingelegten schwarzen Nüssen. Auch hier wurde wieder viel Flüssigkeit angegossen.
Neue Kartoffel mit Alge & Waldpfeffer
Gang 4 - Kartoffel (Anschnitt) und Anguss
Die Kartoffel war in der Schale gegart. Ihr Auftreten erinnerte an eine Pellkartoffel, die man schließlich noch in der Pfanne bräunt. Der Geschmack war recht angenehm. Aber auch hier war die Frucht total weich – wie schön wäre für mich eine knusprige Bratkartoffel gewesen.
Gegrillte Pilze mit Wassermelone, Tomate, Basilikum & Estragon
Gang 5 mit Sauce
Gegrillte Pilze – speziell vom Kräuter-Seitling – stellte ich mir leicht knusprig vor. Auch Wassermelone kann man dehydrieren und so relativ fest wirken lassen. Aber für mich war es wieder ein wenig zu weich. Aber zu diesem Gang gab es die Messer! Mit Löffel oder Gabel waren die Stücke aber auch problemlos zu teilen.
Die angegossene Sauce war dieses Mal dunkelbraun und sogar etwas dickflüssig. Mit dem Brot zusammen ein feiner Geschmack.
Zwischenspiel: Kürbis-Eis
Kürbis-Eis
Das Eis hat mir recht zugesagt; es schmeckte nach gerösteten Kernen. Und einige Kerne am Stück und die kleinen grünen Blätter waren sogar nicht weich.
Mais mit Sauerampfer, Popcorn & Gurke
Gang 6 - Nachtisch mit Anguss
Eine gelbe Sauce bildete den Untergrund – darauf war eine relativ harte dunkle vielleicht lilafarbene Eis-Kugel. Auf der Oberseite befanden sich nun gegrillte Maiskörner und Popcorn. Einige Blutampferblättchen verzierten das Ganze. Dann wurde eine grüne Sauce angegossen – vielleicht Gurke.
Es war also eine süße Gemüse-Nachspeise.
Süßer Abschied
Süßer Abschied
Vier kleine Gerichte, die wirklich süße Elemente hatten, bildeten den Abschluss (ein gefüllter Keks, eine gebackene Kugel, ein Blatt aus Rote Bete) . Ein Stieleis, das mit Schokolade überzogen war und darunter Kirschen, die innen noch eine saftige Creme hatten, ist mir deutlich in Erinnerung (das Foto dazu habe ich verwackelt).
Süßer Abschied - Rote Bete
Dazu wurde Filterkaffee von der Rösterei Heilandt gereicht. Auch ein „Erlebnis“, da ich fast nur Espresso oder ähnliche Getränke trinke und seit Jahren keinen Filterkaffee getrunken habe – ich glaube auch jetzt er fehlt mir nicht wirklich.
Getränke
Restaurantleiter & Sommelier Volker Arndt versorgte uns mit Wein und alkoholfreien Getränken; manches hatte er selber angesetzt wie zum Beispiel Kombucha, eine Art Tee und eine Limonade. Und auch die Weine waren mit Bedacht gewählt und teilweise überraschend im Aroma; lediglich dem Lambruso-Schaumwein konnte ich wenig abgewinnen.
Große Reserve Brut Nature Jurtschitsch - Kamptal·Schaumwein·Grüner Veltliner
Sauvignon Blanc Prestige Bienenfresser 2017 Höfflin Biowein - Im alten Barrqiue vergoren, dann ruht er danach ein Jahr im Fass und wird unfiltriert abgefüllt.
Szent Tamás Percze Furmint 2013 - Tokaj Weißwein
Rinaldini Lambrusco Pjcol Ross Brut - Lambrusco spumante-Emilia (Italien)-100% Lambrusco Pjcol Ross
Preis-Leistungs-Verhältnis
Inklusive Aperitif, 6-Gang-Menü, begleitende Weine und Getränke, Mineralwasser und Filterkaffee war der Preis nicht völlig überhöht.
Fazit
3 – wenn es sich ergibt; das bezieht sich jetzt speziell auf vegan bzw. vegetarisch.
5: Das Frühstück von morgens bis mittags bekommt von mir weiterhin 4 bis 5 Punkte.
4 - Die Kreativität der Küche wird mich immer wieder in dieses Haus führen – aber wahrscheinlich nicht vegan.
(1 – sicher nicht wieder, 2 – kaum wieder, 3 – wenn es sich ergibt wieder, 4 – gerne wieder, 5 – unbedingt wieder – nach „Kuechenreise“)
Datum des Besuchs: 25.08.2022 – abends – 1 Person (Gruppe 14 Menschen)
Meine Genießer-Erlebnisse stehen auch bei http://kgsbus.beepworld.de/archiv.htm