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"Mamma mia" aus der Totalen
Früher mussten wir einen Ort weiter gen Westen fahren, um in den Genuss der deftig belegten, dünnen Hefeteigfladen aus dem Hause Stefanizzi zu kommen. Da residierte der gute Marco noch in Landau-Mörzheim, im urgemütlichen, von Sandsteinwänden eingerahmten Viehstallambiente des ehemaligen „Weinkontors“.
Der Schreck saß tief, als mir Freunde aus der Gastro erzählten, dass der Eigentümer das urige Anwesen verkaufen wollte und damit das Ende unseres kleinen Pizzaparadieses an der Mörzheimer Hauptstraße vorprogrammiert war. Ich war gespannt, wohin es den stets gut gelaunten Maestro verschlagen würde.
Erleichterung machte sich jedoch breit, als ich erfuhr, dass er im September des vergangenen Jahres in die Räumlichkeiten der lange Zeit leerstehenden, ehemaligen Gaststätte „Zum Lamm“ eingezogen war. Doch es dauerte eine ganze Weile bis wir mal wieder in die Ecke kommen sollten, um die neue Wirkungsstätte des sympathischen Mannes aus Ruffano (Apulien) zu begutachten.
Seitdem war ich bestimmt schon vier- oder fünfmal dort. Genug Zeit also, um die gesammelten Erfahrungen hier mal in Wort und Bild widerzugeben. Der erste Besuch mit Frau und Kind war eine Spontanaktion. Wir machten einfach auf dem Rückweg aus Landau an der Impflinger Hauptstraße halt.
Abends vor dem Tore...
Der in der Küche vor sich hin werkelnde Padrone freute sich sichtlich über die unerwarteten Stammgäste von einst, hatte jedoch alle Hände voll zu tun und verwies uns an seinen Servicechef, der uns an einen Tisch im sich bald füllenden Gastraum führte.
Das Ambiente in Impflingens neuer Pizzeria erinnert vom Interieur her eher an eine in den 80er-Jahren steckengebliebene Weinstube.
Drinnen mehr Pfälzer Weinstube als Pizzeria
Knorrige, von tragenden Säulen gestützte Holzbalken durchziehen die Decke, antiquarische Lampen aus der Zeit, wo das Schnitzel noch unter 10 Mark zu haben war, altbackenes, aber gut gepolstertes Holzmobiliar (inkl. Wandbänke) der rustikalen Sorte und natürlich der typische Terracottafliesenboden von anno dazumal drehten die Zeit um ein paar Dekaden zurück.
Der Gastraum versprühte durchaus anachronistischen Charme
Die gerahmten Fotos aus der Mörzheimer Zeit hingen etwas verloren an den weißgestrichenen Wänden. Aber Terrence, Bud, Don Camillo & Co. gehören als ständige Begleiter hier einfach dazu. Genau wie die dünn gemischte Apfelschorle (0,2l für 2,40 Euro) zur Nudelportion unserer Kleinen. Mich dürstete es nach dem beliebten, herb-süßen Mischgetränk aus Bier und Zitronenlimonade (0,5l für 4,50 Euro), während meine Gattin auf Mineralwasser (0,4l für 3 Euro) machte.
Die angenehmen Getränkepreise haben sich übrigens seit unserem Besuch im Dezember nicht geändert, wie ich erst kürzlich feststellen konnte. So etwas verdient in den heutigen, von Inflation und Teuerung geprägten Zeiten schon mal eine besondere Erwähnung.
Während meine Frau und ich mal wieder unser Heil in deftigen Rundbackwaren suchten, fehlten unserem Töchterlein nur ein paar Nudeln mit Bolo zum großen Saucenglück.
Nudeln mit Bolo für das Töchterchen
Zum Teufel mit dieser Pizza! Meine bessere Hälfte verfiel wie früher der gut geschärften „Diavolo“ (12,50 Euro, kleine Version mit 30 cm Durchmesser), während mich das kulinarische Heimweh zur lange vermissten „Mamma mia“ trieb (14 Euro, Standardgröße mit 33 cm Durchmesser).
Als ich Ende Januar ausnahmsweise mal alleine bei Marco Stefanizzi aufschlug, ließ ich mich vorweg zu ganz formidablen Cannelloni-Al Forno (16,50 Euro) überreden, was zur Folge hatte, dass ich die Hälfte meiner bald folgenden „Mamma Mia“ einpacken lassen musste. Man hat halt leider nur einen Magen…
Zurück zu den wagenradgroßen Prachtfladen, die allein schon eine mehrmalige Einkehr im Monat rechtfertigen würden, denn gute Pizza ist – und das weiß man auch in Rheine – bekanntlich ein Menschenrecht. Ihr dünner, knuspriger Boden, der von einer aromatischen Tomatenbasis und keinem Gramm Käse zu viel geadelt wird, (er)trägt allerhand Deftiges.
Bei der „Diavolo“ darf sich eine schmackige Hackfleischsoße mit ein paar Scheiben vom hart gekochten Ei, eingelegtem Paprika, Knoblauch und scharfen Peperoni auseinandersetzen, was einem in der Summe ein äußerst saftig-pikantes Gaumenerlebnis bereitet. An ihr hätte auch der „scharfe Andi von GG“ die reinste Freude.
Die Teufelspizza
Bei der „Mamma mia“ ist es das zentral platzierte Spiegelei, das beim Anschnitt die würzige „Belagschaft“ aus Kochschinken, Salami, Champignons und Peperoni mit seinem noch flüssigen Eigelb umschmeichelt und sie zu einer durch und durch schmackhaften Angelegenheit werden lässt.
Deftige Prachtscheibe vom Feinsten
Keine Frage, hier ist ein wahrer Teigfladen-Tausendsassa am Werk, der ganz genau weiß, wie man so ein Hefeteigerzeugnis belegt und im perfekten Backgrad – herrlich duftend – aus dem Ofen holt.
Genau so will ich sie!!!
Freunde aufgeblähter, knautschiger Napoli-Scheiben werden dem Knusperrand vielleicht weniger abgewinnen können. Mir ist er jedoch lieber, da er – abgesehen von der willkommenen texturellen Abwechslung – meine Chancen auf einen vollständigen Verzehr der Deftscheibe steigen lässt. Knusprige Randerscheinungen wie diese erweisen sich ja meistens als echte Kracher…
Dass man hier auch tadellose Pastagerichte aufgetischt bekommt, geht bei aller Pizza-Euphorie gelegentlich unter.
Kleine Portion Nudeln für kleine Mädchen
Das ist schade, denn gerade mit den überbackenen Nudeln aus dem Ofen – beim nächsten Besuch muss es dringend mal wieder die Combinazione sein! – macht man bei Maestro Stefanizzi nicht das Geringste falsch. Die in sehr gut abgeschmeckter Bechamel- und Hackfleischsauce schwimmenden, gefüllten Röhrennudeln lieferten dafür den besten Beweis.
Cannelloni, Luca Toni,....numero uno!
Wo viel Lob ist, darf auch ein klein wenig Kritik nicht fehlen. Gut, der in einem Pfälzer Schoppenglas ausgeschenkte Radler beim letzten Besuch, ging auf die Kappe der sehr freundlichen, aber etwas unbeholfen wirkenden Servicekraft (wahrscheinlich Aushilfe!). Kann ja mal passieren.
Das äußere Erscheinungsbild des kleinen grünen Salats (Insalata Verde, 4,50 Euro), den sich meine Frau bei einem Besuch im Januar vorweg gönnte, würde ich jedoch als maximal lieblos bezeichnen.
Der kleine grüne Salat schmeckte besser als er aussah
Dazu noch auf einem weißen Porzellanteller…das muss nicht sein.
Aber egal, das neue, nach seinem Inhaber benannte Impflinger Pizzaparadies möchte ich nicht an seinen kleinen Unzulänglichkeiten messen. Machen doch gerade sie den Laden so sympathisch. Als ich das letzte Mal vor ein paar Wochen zusammen mit meiner Kleinen dort nach dem Hallenbadbesuch einkehrte, fehlte eigentlich nur noch die Luca-Toni-Hymne von Matze Knop aus dem Jahr 2009, um unser Pizza-Pasta-Erlebnis perfekt zu machen…
Ihr erinnert euch doch sicher noch an dessen legendäre Zeilen: „Cannelloni, Luca Toni, Peperoni - Luca sei per me - NUMERO UNO!“ Ach, waren das noch schöne Zeiten. Und vor allem erfolgreichere…