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Das Five Guys hat sich in den weitläufigen Räumen des ehemaligen S. Oliver niedergelassen und erstreckt sich über zwei Etagen. Das Interieur ist in Dinerrot gehalten, man sitzt auf Holzbänken und hat an der langen Fensterfront einen guten Blick nach draußen. Das gilt natürlich für beide Richtungen.
Bestellt wird nach Fast-Food-Manier an der Theke, man bekommt eine Nummer und wartet darauf, dass sie ausgerufen wird. Dafür stellt man sich am besten in die Nähe der Essensausgabe, denn der arme Ausrufer hatte Mühe, bis ans andere Ende des Raumes durchzudringen, obwohl der untere Gastraum vielleicht nur zu einem Viertel gefüllt war. Oben hört man sowieso nichts. Das lag auch an der lauten und etwas unangenehmen Musik, jedenfalls für unsere Ohren, die schrillen Gitarrensoli und unter hohem Anpressdruck erzeugtem Gesang wenig abgewinnen können.
Gemütlich, oder, wie man im Saarland sagt, hygge ist das Ganze nicht; eine Anzeigetafel würde den Ablauf durchaus entspannen.
Nach einem kurzen Blick auf das Menü über der Theke entschied sich meine Frau für einen Bacon Cheese Dog (8,50 €) und suchte dann für uns und unseren Hund einen Platz mit Blick auf das Gewusel draußen. Für mich sollte es ein Bacon Cheeseburger werden (11,40 €). Dazu einmal reguläre Pommes für uns zusammen (5,95 €), ein Fläschchen Wasser für mich (3,00 €) und einen Bananenmilkshake für meine Frau (5,95 €).
Wer will, kann sich die Zutaten einzeln zusammenstellen, die alle im Preis inbegriffen sind. Wer so faul ist wie ich, geht einfach „all the way“ und kriegt ins Brötchen gepackt, was das Haus so hergibt. Das vereinfacht die Bestellung ganz außerordentlich. Die Dame an der Bestellannahme war auch sehr freundlich und gerne bereit, dem mit dem System noch unvertrauten Gast die wesentlichen Prinzipien zu erklären, die sich die fünf Typen ausgedacht hatten. Sie machte für meine Frau auch den Milkshake, obwohl die Maschine dafür gerade offline war oder etwas in der Richtung.
Danach setzte ich mich zu meiner Familie und spitzte die Ohren, bis nach angemessener Zeit unsere Nummer aufgerufen wurde. Groß war die Überraschung, als mir der Ausrufer bzw. -geber eine braune Tüte überreichte, so wie man sie aus amerikanischen Supermärkten kennt. Ich hatte doch zum hier Essen bestellt! Aber so geht das, Tabletts gibt es nicht, sondern Tüten für alle. Auch meine Frau war komplett verdutzt, wie ich mit der Tüte ankam, und dachte kurz, wir müssten jetzt auf der Straße essen.
Also, Tüte auf den Tisch gestellt und geschaut was drinnen ist. (Und Calvin schonend beigebracht, dass für ihn nichts dabei war.)
Hot Dog und Burger wickelt man peu à peu aus Alufolie. Die Pommes befinden sich natürlich in einer weiteren Tüte, und der Milkshake in einem Wegwerfbecher. Vielleicht hat man ja mit der Müllabfuhr einen Rabatt aushandeln können…
Besteck gibt es keines, obwohl ich gerne welches gehabt hätte – das Brötchen verwandelte sich nach kurzer Zeit in einen formlosen Brei. Zum Glück gab es reichlich Servietten; gut, wenn Papiersparen nicht zur Liste der Key Performance Indicators gehört, und gut, wenn eine große Tüte als Abfalleimer bereits auf dem Tisch steht. Man muss aber nicht mal besonders woke sein, um den Müllberg, den man hier beim Essen produziert, für nicht mehr zeitgemäß zu halten. Die fehlenden Punkte beim Service sind hier zu verorten.
So viel zu den Umständen des Verzehrs, jetzt noch ein paar Worte zur Qualität des Essens selbst.
Die Pommes waren lang und lappig, vielleicht sollte man noch einen sechsten Guy einstellen, der sich mit der Fritteuse auskennt. Erfreulich dagegen der Umstand, dass man sich aus einer Zapfanlage so viel Mayo und Ketchup holen kann, wie man will, so konnten wir die traurigen Fritten wenigstens etwas aufbessern.
Der Milkshake war so dickflüssig, dass man ihn kaum hochgezogen bekam, und schmeckte eher nach dem Softeis meiner Kindheit als nach Banane, also durchaus angenehm. Eine sehr nahrhafte Angelegenheit, die wir nicht einmal zu zweit haben geschafft haben.
Über das Burger Bun ist schon alles gesagt; das Brötchen vom Hot Dog hat dagegen bis zum Schluss gehalten. Die Toppings schmeckten gut, und „all the way“ war sicher eine vernünftige Wahl. Soweit ich mich erinnern kann, gab es außer Bacon und Cheese noch Pilze, Gewürzgurken und gegrillte Zwiebeln. Meine Liebste fand ihre Wurst nicht lecker, ich dagegen war mit meinen zwei Patties sehr zufrieden. Knusprig gebratenes, knorpelfreies Rindfleisch, das keinen unangenehmen Nachgeschmack hinterließ, wie man ihn von den Kollegen mit der Möve oder mit der Krone kennt.
Trotzdem, Lichtjahre entfernt von den Jubelzitaten, die man hier an die Wand gepinnt hat, und bei denen man sich immer wieder wundert, dass die Leute nicht daran zu denken scheinen, dass man an diesen Sprüchen gemessen wird.
So liebt selbst Barack Obama die Five Guys, jedenfalls dem Handelsblatt zufolge, und den großen Heston Blumenthal machen sie happy.
Da war es im Nachhinein vielleicht ein Glück, dass es seinerzeit nicht zu einem Dinner im „Fat Duck“ gekommen war, als meine Älteste noch 3 km entfernt wohnte…