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Vergangenheit: Montag 18.09.2017 kurz nach 08:30. Meine Frau und ich haben gut in unserem 4 Sterne Superior Hotel in Bad Herrenalb gefrühstückt, ich guter Dinge, den vor dem Frühstück zog ich noch ein paar Bahnen im mit 30 Grad temperierten Thermalbecken in unserem Hotel. Wir wollten am zweiten Tag das erste Mal unsere Konus Karte nutzen und uns von der S1 von Bad Herrenalb in die zweitgrößte Stadt des Landkreises Karlsruhe chauffieren lassen. Zu meiner Ausbildungszeit war ich vereinzelt immer wieder in Ettlingen. Ich habe Ettlingen als schöne 40000er Stadt, mit netter Altstadt in Erinnerung. Eine Mischung Landau und Neustadt.
In Ettlingen angekommen machten wir zuerst einen Rundgang. Wir liefen vom Bahnhofs-Eingang links herum zu der Hauptsehenswürdigkeit der Stadt. Das Markgräfliche Schloss, das 1727–1733 nach Plänen von Johann Michael Ludwig Rohrer erbaut wurde, mit dem berühmten Asamsaal. Weiter ging es zum Rathaus. Das Rathaus stammt aus der Zeit von 1737/1738. Von der Stadtbefestigung sind einige Mauerteile sowie der Lauerturm erhalten.
Zu weiteren Sehenswürdigkeiten der Stadt Ettlingen zählt der spätgotische Georgsbrunnen auf dem Marktplatz aus dem Jahre 1494. Der aus dem 13. Jahrhundert stammende Rathausturm war ein ehemaliges Stadttor, es wurde 1737/1739 mit einem Achteck und einer barocken Behelmung aufgestockt und mit dem Rathaus verbunden.
Nach unserem Rundgang ging es zu unserem Mittagsziel, dem Erbprinz. Der Erbprinz hat im aktuellen Michelinguide einen Stern und bietet seinen Gästen unter der Woche ein 3 Gang Business Lunch für 35 Euro an, allerdings hatten wir auf das heutige angebotene im Erbprinz keine Lust. Es gab geräucherter Aal mit Topinambur, Maispoularde und Dessert des Tages. Irgendwie war das nix für uns, also Handy raus und Michelin Guide an (leider hatte Gastroguide keine Empfehlung für uns), ahh, es gibt ein, zwei Favoriten. Also zur Kontrolle noch in die Schlemmeratlas App geschaut und siehe da, unser zweiter Favorit hatte im Angebot ein 3 Gang Mittagsmenü für 28 Euro (laut Schlemmeratlas).
Schnelle Standortbestimmung, unser Handy zeigt uns drei diverse Wege in die Pforzheimer Straße, wir entscheiden uns für den Weg direkt an der Alb, ca 1,1 Kilometer. Wir hatten langsam Hunger. Die Villa Hartmaier liegt direkt an einem kleinen Park, idyllisch. Allerdings fanden wir den Eingang nicht (da werden wohl gleich wieder Erinnerungen bei Marc074 wach?), also standen wir auf einmal hinter der Villa und entdeckten einen schick mit weißem Hemd und schwarzer Hose angezogenen Mann. Er stapelte gerade Stühle von der Terrasse im Innenhof zusammen. Wir fragten nach der Villa und ob es ein Mittagstisch gibt, er erklärte kurz "so was ähnliches bieten wir an, aber der Eingang ist an der Seite“. Wir erkannten ihn dann später als weiteren Kellner im Gastraum.
Wir also an der Seite nochmal kurz auf die Speisekarte geschaut – keine Mahlzeit unter 20 Euro im Angebot – und rein. Wir fragten freundlich nach ob wir noch was zum „einschmeissen bekommen“, dazu noch erklärt, meine Frau mal wieder schick dunkel und ich sehr legere mit Jeans, grellen Socken, adidas Sneaker und überdimensionalem Superman-Logo auf meinem Shirt angezogen war. Von der Dame hinter der Theke wurde ich zuerst mit etwas hoher Nase gescannt, ihr gingen etwas die Augen auf. Dennoch bekamen wir einen kleinen zweier Tisch angeboten, ich schätze er hatte 70x70 cm, nein, wollen wir großzügig sein, 75x75 cm.
Die Preise sind ambitioniert, da erwarten wir in Puncto Service, Ambiente und Essen sehr gutes. Der Michelin gibt für die Küche einen Teller, gute Küche und gute Weinauswahl. Aber nach 5 Minuten merken wir schon: von wegen „stilvolles Ambiente“ wie auf der Homepage beschrieben. Die Wände sind einheitlich in warmen Farben gehalten, auch die Bilder passen, aber ansonsten: Die Tischabstände sind viel zu klein. Daher: beim Ambiente war das nur bedingt der Fall. Wir bekamen die Gespräche rechts und links von uns mit. Wir entschieden uns gegen den Minitisch und nahmen einen etwas luftigeren. Er war für zwei eingedeckt (wohl für Herren und Damen mit Business-Outfit serviert), hatte aber ca eine Breite von einem Meter. Tischabstand zum Nachbartisch: leider keine 50 cm
Entschieden haben wir uns beide für den Business-Lunch für 31 Euro. 2 Gänge frei wählbar aus der Mittagskarte
(5 Vorspeisen und 5 Hauptgänge), wie anfangs geschrieben: 1000 Meter weiter im Erbprinz bekommt der Gast für das (fast) gleiche (35 Euro) Geld ein 3 Gang Sterne Menü. Meine Frau wählte als Vorspeise
Riesengarnelen mit verkohltem Iberico-Bauch und Fregola Sarda
Riesengarnelen mit verkohltem Iberico-Bauch und Fregola Sarda. Das Gericht schmeckte meiner Frau sehr gut. Vor allem die an weiße Linsen erinnerte Ur-Pasta der Sarden schmeckten hervorragend, einziger Wermutstropfen:, die Garnelen waren wohl küchenfertig und ohne jede Art und ohne Nachweis von Grillaromen, das wurde wohl vergessen. Geschmeckt hat es aber in sich gut.
Zu Trinken sollte es eine Flasche Wasser sein, ich nahm vorab in frisch gezapftes Pils, das schmeckte so erfrischend gut, dass ich nach den ersten zwei Schluck gleich noch ein zweites folgen ließ. Auf einen Gruß aus der Küche warteten wir leider vergebens, es wurde uns aber dreierlei Brot hingestellt - ich hatte als Vorspeise mit Austern Sauce marinierter Lachs und Salat.
Spätestens hier merkten wir, dass der Gast in einem „normalen“ Restaurant sitzt und nicht in einem Gehobenen. Der Lachs war voll mit Austernsauce, er schmeckte gut, aber die Mayonnaise einfach mit dem Löffel neben dran geklatscht. Ich vermisste eine Anrichte die den doch happigen Preis durchaus Gerecht fertigen lassen könnte, den Salat hätte man auch etwas besser in Szene zu dem Fisch setzen können. Aber gut, der Geschmack zählt: und der war sehr gut.
Zum Hauptgang orderte ich einen Rotwein, der Kellner (und wie sich später herausstellen sollte auch der Inhaber und Chef) empfahl mir einen offenen roten, einen spanischen Roten aus 2010. Bestellt wurde Rumpsteak medium in der Karte stehend mit „ Rumpsteak vom Freilandrind“.
Rumpsteak vom Freilandrind, mit Gartenbohnen und Bratkartoffeln, dazu eine Tomaten-Bacon-Marmelade
Auf den ersten Blick sah das Ganze etwas spartanisch aus. Die blassen Bohnen aufeinander gehäuft, keine Zwiebeln, kein Speck, keine Gewürze. Ich probierte zwei Böhnchen. Da konnte ich auch Wasser lutschen, die schmeckten komplett nach Hzwei0. Auch die Bratkartoffeln waren nicht aus rohen Kartoffeln schön angeschmort und mit ordentlich Bartkruste sondern kleine Pellkartöffelchen mit Petersilie, auch sie schmeckten weder nach Erde noch nach Kartoffeln. Aber nun zum Fleisch: Ich musste kräftig schneiden. Beim Anschnitt merkte ich: das Fleisch innen roh. Zwischen rare/blutig und roh. Außen normal angebraten. Das Fleisch war ca. 2,5 cm dick. Der Kern bildete rohes Fleisch, mit einem Durchmesser von etwa 5 mm, außen rum etwas rosa Farbe, der Hauptrand komplett durch gebraten - 3 Farben. Auch wurde das Fleisch nicht gesalzen, das Salz macht beim Rind Eiweiß frei, welches man beim Anbraten als dunkle Kruste anschließend erkennen kann. So hat das Steak dann auch geschmeckt. Furchtbar langweilig, daher ging es zurück.
Allerdings nicht ohne Rechtfertigung. Der Kellner fragte zweimal nach dem Grund. Ich erklärte dass ich mit dem Handrücken gefühlt habe, aber das die Innentemperatur nie im Leben um die 56 Grad hatte, es fühlte sich kalt an und hatte maximal 30 Grad (wenn überhaupt). Auch erklärte ich, dass das Fleisch wohl zu wenig Ruhezeit hatte und für einen Preis von 30 Euro + erwarte ich einfach ein perfekt zubereitetes Stück Fleisch. Er nahm es dann mit, allerdings nach 5 Minuten ein absolutes „no go“.
Dreist vom Inhaber / Küche mir das gleiche Stück Fleisch nur zusammen geschoben wieder zu servieren (lediglich auf einem neuen Teller), er kam nach drei Minuten wieder und fragte nach ob es denn jetzt besser wäre, ich war kurz davor wegen dieser Unverschämtheit aufzustehen und zu gehen. Nach erneuter Reklamation und weiterer Erklärung, dass das Mundgefühl nicht an " saftig freilaufende Rinder sondern mehr an schlecht gebratenes nicht besonderem Discounterfleisch erinnern würde, bekamen wir eine Alternative, die Empfehlung des Chefs „Ochsenfetzen mit Kräuterknödeln“ dazu serviert man mir drei kleine Schlückchen Rotwein (0,05-0,1 für 5,50 auf der Rechnung)
Ochsenfetzen mit milder Chilli-Sauce und Kräuterknödeln
Das Dessert war in Ordnung ohne zu glänzen. Es wurde uns ein kleines Gläschen Bayrisch Creme serviert, dazu gab es leckere Früchte.
Ein absolutes „no go“ dann der Umgang nach dem Bezahlen. Der Chef erwartete mich vorne an der Theke, ich musste mit ihm vor allen Gästen herum diskutieren. Er nötigte mich und unterstellte mir dass ich keine Ahnung von Fleisch habe. Er Fragte mich immer wieder ob ich vom Fach wäre, ich wollte mich aber nicht als Karnivoren Experte outen. Er brachte sich selbst in Rage und wusste am Ende überhaupt nicht mehr was er von sich gab, zu sehr war er an seinem Stolz verletzt " 40 Jahre serviert er schon die Rumpsteaks und nie hat sich ein Gast beschwert" (iss klar). Im Hintergrund mischte sich dann noch seine Frau ein, das Rumpsteak sei " auch sehr gut" gewesen, und versuchte immer wieder Einfluss auf die Diskussion zu nehmen, das ist alles andere als professionell. Ich erwähnte dass alles andere wirklich sehr gut gewesen sei, das interssierte den Inhaber aber nicht. Da zeigte ich auf die Bohnen - dabei schwammen die wie Wasser schmeckenden Bohnen im ausgetretenen Fleischsaft herum. Fleisch, Bohnen und Kartoffeln lagen im Fleischsaft, das Fleisch immer noch ziemlich rot ausschauend (obwohl 1,5 Stunden auf dem heißen Teller nachgezogen) Der Chef meinte daraufhin, das wäre lediglich der Bratansatz/Bratsaft, er habe den Teller jetzt 1,5 Stunden hier liegen lassen, das Fleisch sei "perfekt medium" gebraten, er könne die Kritik überhaupt nicht nachvollziehen und nicht akzeptieren, ich sollte ihm gestehen dass ich mich geirrt habe (so was habe ich seit Oberstdorf nicht mehr erlebt). "Bratansatz" so ein Schwachsinn (dachte ich im Moment) habe ich noch nie gehört. So kann leider ein Chef ein gutes Mittagessen - das Alternativ Gericht war eine Wucht - ganz farblos aussehen lassen. Zur Vervollständigung: das Alternativgericht war das Beste am heutigen Tage.: Die Ochsenfetzen, schön mariniert und ausbalanciert mit asiatischer Chili-Soße. Dazu gab es wohl selbst gemachte Kräuter-Knödel, die noch kurz geschmelzt wurden. Schön fluffig und ordentlich gesalzen. Die Sauce sensationell. Nach Aprikosen und saftigen Früchten schmeckend, erinnerte uns das schon an großes Kino. Ach ja, der Hauptgang von meiner Frau:
in Olivenöl gebratene Kartoffelgnocchi mit mediterranem Gemüse und Pfifferlingen war passabel, schmeckte meiner Frau gut, aber auch hier vermissten wir wieder die Röstaromen.
Fazit:
Dem heutigen Koch fehlt wohl das Vertrauen, Schuld können die vereinzelten negativen Kritiken bei tripadvisor sein, aber dem Koch fehlte an dem heutigen Tag der Mut zum Würzen und zum kräftigen Anbraten.Auch sollte der Chef mal einen „Benimmkurs“ besuchen, so ein Affentheater macht man mit dem Gast nicht. Wenn es dem Gast nicht schmeckt, muss der Gast sich nicht drei- oder vierfach rechtfertigen. Dann muss man das akzeptieren und eine Alternative anbieten, oder das Gericht stornieren. Auch warten wir bis heute noch auf ein Entschuldigen für den Fauxpas mit dem erneuten Servieren des gleichen Fleisches.
Gegenwart: Eine Stunde später, wir machten unserem Frust mit einem großen Spaziergang etwas Luft, hatten wir immer noch keine Lust auf einen Eisbecher, der Chef hat uns mit seinem Auftreten fast den ganzen Urlaubs-Tag versaut – Keine Empfehlung !!