"Typischer Grieche, der alle Klischees bedient. Die Küchenleistung bewegt sich im großen Mittelfeld."
Geschrieben am 25.10.2016 2016-10-25

"Bürgerlich und gut zu guten Preisen in der Kantine des alten Saarbrücker Schlachthofes"
Geschrieben am 19.10.2016 2016-10-19 | Aktualisiert am 20.10.2016

Wieder in Saarbrücken und nach Italiener (La Gondola) und Jugo/Kroate (Dubrovnik) war ein Grieche dran. Ausgewählt habe ich das Dimitra, das ich von lange zurückliegenden Besuchen in nicht abschreckender Erinnerung hatte. Im Tripadvisor wird das Dimitra sogar viel gelobt.
Man macht nichts verkehrt, wenn man ins Dimitra mit der Erwartung an einen typischen Griechen einkehrt. Das Preis-Leistungsverhältnis ist mir vier Sterne wert.
An einem Sonntagabend waren gegen 19:00 Uhr nur wenige Tische besetzt. Als ich etwas nach 20:00 Uhr ging, waren sicherlich Dreiviertel der Tische belegt. Überwiegend Stammpublikum, auch in Gruppenstärke.
Eine Homepage pflegt das Dimitra nicht.
Service:
Drei Männer in klassischer Kellnergarderobe mit schwarzer Hose und weißem Hemd sorgten für die Bedienung am Tisch. Der Grauhaarige der beiden älteren Herren war der Platzhirsch. Er nahm die eintreffenden Gäste in Empfang und wies die Tische zu. Mir gestattete er, an einem Vierertisch Platz zu nehmen. Viele Gäste begrüßte er freudig-persönlich mit Handschlag und war auch ansonsten ein Quell guter Laune, kurz vor dem Syrtakitänzeln. Seine beiden Kollegen versahen ihren Dienst unauffälliger.
Die Servierzeiten stimmten und so gebe ich drei Sterne für solides Bedienhandwerk plus einem halben Stern für die gute Stimmung.
Die Getränkepreise sind gastfreundlich angesetzt: 0,3 l Parkbräu mit 2,40 €, die elf offenen Standardweine im Viertel mit meist 3,80 € und 0,7 l Wasser mit 4,00 €.
Zur Rechnung gab es einen nur kühlschrankkalten Ouzo aufs Haus.
Bemerkenswert noch, dass ein Retsina rosé ausgeschenkt wird (0,5 l für 7,60 €), der gerne etwas kälter auf den Tisch kommen dürfte.
Essen:
Auf der überschaubaren Karte finden sich alle Klassiker und einige Vorspeisen, die vom häufig Gelesenen abweichen. Darunter die von mir gewählten Muscheln in Tomatensoße (5,80 €).
Aber erst einmal bekommt man einen Korb mit schlichtem Stangenweißbrot hingestellt, dessen Kruste nach Samstag schmeckte.
Die Muschelpfanne mit vielen, vollfleischigen und frisch schmeckenden Miesmuscheln. Die Soße erwies sich als Sud mit Stücken von Tomate, Zwiebel und Paprika, gewürzt mit etwas Petersilie und Knoblauch (das Foto zeigt den Zustand nach etlichen Drehungen der auf Wunsch gebrachten, guten Pfeffermühle). Eher flau gewürzt, aber hier passend, weil der Muschelgeschmack so voll zum Tragen kam. Eine große Portion förderte obendrein mein Wohlbefinden.
Als Zwischengang wurde ein Salatschälchen mit Weißkraut, Möhre und Eisbergsalat gebracht. Das Weißkraut und die Möhren erfrischend, der Eisbergsalat mit zu viel Dressing (Joghurt, leicht senfig) versehen.
Nach passender Wartezeit bekam ich dann sehr heiß serviert mein mit Gouda gratiniertes Gyros in Metaxasoße mit Pommes in einem Extraschälchen (13,50 €).
Die Pommes waren von der schlanken Sorte, schön heiß und knusprig. Die ovale Auflaufform mit dem Gyros erwies sich als gut sättigend, nicht zuletzt aufgrund der üppigen Käseschicht.
Die Metaxasoße von guter Soßenkonsistenz und dem typischen Geschmack dieser Standardsoße. Das Gyros dazwischen hatte keine durchsetzungsstarke eigene Würze. Zur sonstigen Gyrosqualität kann ich nur berichten, dass es mager war.
Auch die Hauptspeise für den größeren Hunger bemessen.
Die auf der anderen Plattform kritisierten „hohen“ Preise kann ich angesichts des Gebotenen nicht bestätigen.
Für das Essen im vielfachen Quervergleich sind 3,5 Sterne angemessen.
Ambiente:
Das Dimitra ist zwar wegen des beige-braunen Farbspiels des Mobiliars und der übrigen Ausgestaltung kein „Blau-weiß-Grieche“, bedient aber üppig alle Klischees. Nischen, Dachattrappe, Dekosichtmauerwerk mit eingelassenen Wandgemälden griechischer Motive, Wandteller, Statuen, Säulen und verspielte Lüster und Wandleuchten erschlagen einen, wenn man das Lokal betritt. Unabdingbar dazu läuft im Hintergrund ein griechischer Radiosender, der für die Syrtakibeschallung sorgt. Zwei Podestbereiche gliedern die Sitzbereiche links und hinten rechts vom Hauptlaufweg mit seinen Tischnischen.
Die Zweiertische, die der Chefkellner löblicherweise erst zuwies, als alle größeren Tische vergeben waren, fallen klein aus; die Vierertische sind noch akzeptabel. Bewegen kann man sich unbeengt.
Die Toiletten sind treppab im Keller untergebracht und verströmen mit ihren braunen Fliesen Siebzigeratmosphäre. Die vielen Borhrlöcher in den Fliesen im Spiegelbereich zeugen von vielen Anbringungen im Laufe der Zeit.
Sauberkeit:
Alles macht einen gepflegten Eindruck und es wird gründlich gewischt, bevor neu eingedeckt wird. Auch die Toiletten frisch riechend und sauber.