"Hamburg expandiert mit Salaten, Bowls und Ramen nach Lübeck - letztere machten keinen so schlechten Eindruck."
Geschrieben am 24.06.2021 2021-06-24
"Auch in Lübeck gibt es schon lange einen bayerischen Außenposten, der insgesamt überzeugt, aber geschmacklich noch ein kleines bisschen hätte herausholen können."
Geschrieben am 21.06.2021 2021-06-21 | Aktualisiert am 22.06.2021
"Leichtes Mittagsmahl in entspannter Atmosphäre, dass kulinarisch seinem Preis ebenfalls absolut gerecht wurde."
Geschrieben am 18.06.2021 2021-06-18 | Aktualisiert am 18.06.2021
Den großen zweiten Lockdown hat man dank Liefer- und Abholangebote überstanden, sodass es glücklicherweise für mich möglich ist, diesen Neuling in der Mühlenstraße vor Ort das erste Mal auszuprobieren.
Die großen, bodentiefen Fenster der Fassade gewähren sogleich einen Blick in den kleinen Innenraum, den zur Hälfte der in schwarzer Kacheloptik gehaltene Thekenbereich einnimmt. Die Fenster begrüßen den Gast dabei vor allem mit dem Konterfei der Restaurant-Gründer, ansonsten ist die Außenansicht kein großer Blickfänger.
Zu einer Handvoll Tisch- und Sitzpartien auf dem Gehweg gesellen sich noch 3 Tische im kleinen Innenbereich, wo man aber auch bequem auf in die Fensterbänke integrierten Polstern Platz nehmen kann. Wie erwartet also eher etwas für eine kurze Einkehr oder das To-Go-Geschäft.
Trotzdem ist die kleine Toilette ebenfalls in einwandfreien und sauberem Zustand.
Außenansicht.
Innenansicht.
Bei meiner Einkehr am späteren Nachmittag waren 3 Mitarbeiter (zwei junge Männer und eine junge Frau) vor Ort. Bestellt wird entweder direkt am Tresen, aber auch Service am Tisch mit Speisekarte per QR-Code wird angeboten. Einer der Herren begrüßte mich offenherzig und nahm auch gleich meine bereits feststehende Bestellung auf. Masken unterm Kinn empfinde ich aus Solidaritätsgründen nach wie vor weniger sympathisch, aber bei diesem über 30 Grad heißen Tag kann man es auch ein wenig nachvollziehen. Auch im weiteren Verlauf überzeugte er mit Freundlichkeit und Kommunikativität, eine eigene Nachfrage nach der Zufriedenheit zwischendurch gab es aber nicht.
Der Zusatz "Bowls & Greens" im Namen des Lokals verdeutlicht die kulinarische Ausrichtung trefflich. Hier will man voll mit dem aktuellen, natürlich vor allem bei den jungen Gästen angesagten Trend von verschiedenen Bowl- und Salatgerichten mit erhofftem "Gesund-Plus" gehen und diese ansprechen. Diese sind dabei aber nicht nur vegetarisch ausgerichtet, sondern auch mit Fleisch- und Fisch-Beigaben erhältlich und bieten somit einem breiteren Geschmack passende Auswahlmöglichkeiten. Ebenso zieren verschiedene Interpretationen der bekannte "Ramen", sowie, für den Snack auf die Hand, belegte Bagels die Speisekarte.
Gerade für Letztere gibt es in Lübeck seit einiger Zeit ja bereits eine Anlaufstelle an der Obertrave, die mich damals nicht vollends überzeugen konnte („Nui Ramenbar“). Darum galt mein Interesse bei diesem ersten Besuch der "Söhne Hamburgs" eben diesem Gericht und der Hoffnung, hier auf einen tiefergehenden Geschmack treffen zu können.
Konkret fiel meine Wahl dabei auf die omnivore Variante mit der Nudelsuppe aus Miso und Hühnerbrühe, der laut Karte Ei, Hühnchen, sowie Sprossen als Einlage beigefügt werden sollten und welche 8,9€ kostete.
"Söhne Hamburgs Miso-Nudel": Nudelsuppe, Miso, Hühnerbrühe, Ei, Sprossen, Hühnchen, dazu noch Mais, Frühlingszwiebeln, Karottenraspeln, Edamame und Sesam.
Die nach 15 Minuten servierte Portion wurde von der Größe her dem Preis schon einmal gerecht. Es zeigte sich schon optisch ein kleiner Unterschied zur bereits bin mir zuvor in Lübeck verkosteten Ramensuppe, denn hier handelte es sich vom Verhältnis von Flüssigkeit zu festen Bestandteilen her fast eher um ein Nudelgericht mit etwas mehr Flüssigkeit als eine Suppe mit Einlage. Zu dem großen Berg gesellten sich überraschenderweise auch noch Frühlingszwiebeln, Mais, Edamame, Karottenraspeln und Sesam.
Von der Temperatur her war sie noch, ohne heiss zu dampfen, angenehm warm, was bei den herrschenden Temperaturen aber gar nicht so ungelegen kam.
Am wichtigsten war mir natürlich der Geschmack der Basis eines jeden Ramen-Gerichts: der Brühe. Da musste ich die eher breite Schale schon sehr kippen, um einen Löffel ohne Einlage zu erhalten. Doch der überreichere positiv, denn die hier leicht trübe Suppe gefiel mir von Salzigkeit und Herzhaftigkeit doch mehr, als ich sie aus dem Nui in Erinnerung habe.
Über die dünneren Nudeln konnte man ebenso nicht klagen wie über die Frische und Knackigkeit der Gemüsezugaben.
Nun ja, die Hähnchenstreifen erinnerten dann doch sehr verdächtigt an das im gegenüberliegende Supermarkt erhältliche, abgepackte Kühlregal-Produkt, ließ sich angesichts des Preises aber wohl Sauce nicht anders erwarten. Aber wenigstens waren sie noch einmal in der Pfanne mit ein paar Röstnoten versorgt wurden.
Eine Ramensuppe zum vorrangigen Ausschlürfen und vor allem die von mir ja gesuchte Tiefgründigkeit des Geschmacks findet man hier also auch bei den „Söhnen Hamburgs“ eher nicht. Betrachte ich das Gericht aber im Gesamten, so bleibt trotzdem kein schlechter Eindruck. Die Brühe hatte trotzdem Geschmack und die weiteren Zugaben waren gut gewählt, da sie sowohl für Knackigkeit (Mais, Edamame, Sprossen), Geschmeidigkeit (Nudeln) als auch Herzhaftigkeit (Hähnchen) und nussigen Crunch (Sesam) sorgten. Der geforderte Preis ist damit für mich wirklich angemessen und wurde von mir gern gezahlt.
So lautet also auch mein persönliches Fazit nach diesem ersten Test bei den Hamburger Bowl- und Salat-Botschaftern folgendermaßen: Einrichtung und Service sind einladend aber tatsächlich eher für einen kurzen Aufenthalt zwischendurch gemacht.
Das Speisenangebot folgt natürlich einen aktuell verbreiteten Trend, hat aber vor allem mit den Ramen doch ein eher seltener gesehenes Gericht parat. Dies ist zwar für Puristen und Traditionalisten definitiv nicht die Erfüllung, ist insgesamt aber keine schlechte Figur und ist vor allem angemessen bepreist.