"Fast perfekte Spanien-Urlaubsstunden!"
Geschrieben am 11.08.2017 2017-08-11 | Aktualisiert am 11.08.2017

"Eine tolle neue Adresse in Heidelberg!"
Geschrieben am 03.08.2017 2017-08-03 | Aktualisiert am 03.08.2017

"Altstadt Cafe"
Geschrieben am 13.06.2017 2017-06-13

Montag: | Ruhetag |
Dienstag: | ab 17:30 Uhr |
Mittwoch: | ab 17:30 Uhr |
Donnerstag: | ab 17:30 Uhr |
Freitag: | ab 17:30 Uhr |
Samstag: | ab 17:30 Uhr |
Sonntag: | Ruhetag |
Manchmal haben Jazzkonzerte direkte Folgen – so waren wir nach dem Besuch des Heidelberger Schlosskonzerts kurz nach 23 Uhr aus der Schlossberg-Tiefgarage auf dem Heimweg, als mich, dem Fahrer, noch der Durst quälte und ich Cheffe fragte, ob wir noch wohin gehen, was trinken.
Um die Zeit gibt es leider kein so breites Angebot mehr – einige Restaurants sind bereits zu, andere auf unserem Heimweg sind eher Kneipen, was wir heute auch nicht wollen, daheim gibt es nichts und auch bei uns im Ort wird fast alles hochgeklappt sein.
Da fällt mir kurz vor dem Kreisverkehr in der Rohrbacher Straße noch das Ole Ole in der Römerstraße ein, also gleich an der übernächsten Ecke. Wir beschließen spontan, dort kurz vorbei zu schauen – mehr als zu kann nicht sein. Tatsächlich – es ist offen (bis 24:00 Uhr) – wir fragen, ob wir noch was zu trinken bekommen –claro. Ein Wein für meine Frau- und als ich die Servicekraft nach etwas Alkoholfreiem frage, antwortet diese mit deutlich spanischem Akzent: „Ganz schlecht – Sie sind in einem spanischem Lokal!“ und lacht.
Perfekt – natürlich bekomme ich etwas zu trinken – „mas grande“ möchte ich – ein Orangensaftschorle – und dann gibt mir die junge Dame ein vielleicht 0,4er Glas - „pequeño“ klein sage ich (einer meiner wenigen Brocken aus Urzeiten nach dem Abi mit fast fünf Wochen España) und es gibt sich ein lockerer Dialog (auf deutsch) mit, wie wir nachfragen „Lina“ – der Chefkellnerin auch darüber, dass wir schon im Februar, als sie Urlaub hatte mal da waren und Rocio, die Restaurant-Managerin allein Tresen und Service schmiss (und ausgerechnet in der Woche die Bude gerammelt voll war) – die macht gerade Feierabend – und Lina berichtet, dass es ein paar Wochen drauf genau umgekehrt gewesen sei. „Un otro mas“ – der Durst fordert noch ein Orangensaftschorle.
Wir unterhalten uns über typisch spanisches Essen und erfahren, dass Kaninchen ein typisch Andalusisches Gericht sei. Damit kann man mich jagen – es folgt ein lockeres Gespräch - ob sie denn nun Hühnchenleber in Jerez anbieten würden – nein, das nicht, aber sie machen ab und zu „Neues“ – und was nicht noch alles. Folge des Ganzen: wir reservieren für den 9.8. 17:30 gleich zur Restaurantöffnungszeit, Mittwoch und Paella-Tag genau diesen Tisch – mit Paella für meine Frau und ich ordere „omakase“ – Lina soll mich mit Tapas überraschen – was auf den Tisch kommt, wird gegessen.
Mittwoch der 9.8. 17:30 – perfekt! Direkt vor dem Restaurant wird ein Parkplatz frei – ausgestiegen, die zwei Stufen ins Lokal und schon begrüßt uns Lina freundlichst mit Hallo ¡Hola – und wie versprochen stehen der Tisch und ( da es am 2.8. sehr heiß war) auch wie angekündigt ein Ventilator – den wir heute gar nicht brauchen, bereitet. Unsere Vor-Bestellung von Paella und Tapas „omakase“ bleibt wie gesagt, als Wein wählen wir auf Linas Empfehlung einen 2016er Verdejo aus dem kühlenden Weinschrank – ORO de Castilla aus der Region Rueda mit Korkverschluss. Ein Wein, der für mich (als Vorkoster) halbtrocken schmeckt, etwas süßer als unsere Standardweine ist – dennoch leicht wirkt – die Flasche zu vernünftigen 23€ (nachgeschlagen -13% Alk, 2,3g Restzucker, 5,2g Säure im Internethandel VK zwischen 7,35€-8,95€ mit Schraubverschluss), eine Flasche Mineralwasser (Teinacher) 0,75l 4,75€, die Paella Mixta zu 18,00 Euro und für mich werden die Tapas nach Wahl des Hauses und nach weiterem Abruf kommen. Wir freuen uns auf einen schönen, angenehmen Abend, auch wenn heute am frühen Abend bereits deutlich mehr Betrieb als letzte Woche nachts herrscht – Lina hat also mit ihrer Truppe alle Hände voll zu tun, im Restaurant und auf den Außenplätzen vor dem Restaurant zu servieren. Trotzdem findet sie immer wieder Zeit für uns.
Nach den Getränken bringt uns Lina als Amuse Gueule einen Korb mit selbstgebackenem, würzigem Brot – eine große Menge kleiner, dick-handgeschnittener halber Scheiben -Birote mit schöner knackig frischer Kruste - zusammen mit einer Schale Aioli-Creme, die lecker knoblauchig schmeckt, ohne das etwas unangenehm scharfe Knobi und ohne ein alles übertrumpfendes Knoffel-Geschmacksgefühl im Gaumen zu hinterlassen (@Andi-ha, ich weiß, nix für Dich)
Auch wenn das Restaurant gerade erst geöffnet hat, es dauert nur eine sehr angenehme Wartezeit bis meine Frau die gut gefüllte Ein-Portionen-Pfanne mit der Paella Mixta (Reis mit Fleisch und Meeresfrüchten) mit der Frage serviert bekommt, ob vorgelegt werden soll. Das wird freudig bejaht, denn die Pfanne ist sehr heiß. Drei Gambas und ein paar offene Miesmuscheln auf dem gelben Reis mit roten Paprika/Tomaten und grünen Sprenkeln sehen sehr gut aus. Leider habe ich davon kein Foto gemacht da gleich vorgelegt wurde –(siehe aber letzte Rezi von mir hier) und ich über das Zuschauen auch alles Andere (samt Inhalt meines Kritikerkoffers) vergaß.
Kurz drauf bringt Lina für mich zwei Tapas. Croquettas mit Kabeljau sagt sie – und Chorizo in Apfelwein-Honigsoße in einem Keramiktöpfchen.
Die Drei Croquettas Bacalao würden in anderen Restaurants sicher als „Brandade“ bezeichnet werden, sind komplett hausgemacht, wie Lina auf Nachfrage versichert und sehr angenehm cremig mild, mit leichtem Fischgeschmack und Kabeljaustückchen, die man sieht, zungig fühlt und alles knusprig fritiert mit zarter, knackig leichter Panko? Hülle. Auf den Kroketten sind kleine Tupfer der Aioli-Creme, darunter angemachter kleingeschnittener Eisbergsalat. Der Einstieg in die Tapas-Überraschungen ist geschmacklich sehr gut (und auch die 3,75€ für die 3 Kroketten günstig) aber sagen wir mal „schlicht“ angerichtet.
Die in kleine Stücke geschnitten Chorizo ist deutlich weniger scharf als von mir erwartet. Leider werden die darunter liegenden, an sich knusprig gebratenen dünnen Kartoffelscheiben in der Apfelwein-Honigsoße vom Fett der Wurst etwas ertränkt. da kann nur der Honig noch leicht aromatisierend durchscheinen – an sich eine gute Kombi – möglicher Weise leicht zu hoch erhitzt? Für dieses Tapa kommen 5€ auf die Rechnung.
Als nächstes kommen kleine mehlierte, frittierte Calamares Tubenringe und -Ärmchen auf den Tisch. Bezogen auf die kleinen Teile ist die Frittierzeit einfach zu lang gewesen, schade. Die Tapasportion ist zwar groß, etwas Aioli und minimale Salatdeko auf der schmalen langen Schale, aber der Gang ging in der Zubereitung leider etwas daneben, dafür 6,25€ auf die Rechnung. (und von mir so schlecht fotografiert, dass ich es hier nicht einstelle)
Lina fragt nach, ob ich weiter machen möchte – claro – bin kein Feigling. Was ich von Lamm hielte? Sehr gut! Sie könne mir heute entweder Lammgulasch oder Lammspieß als Tapa anbieten. Ich entscheide mich für den Spieß. Der wird nach etwas Wartezeit stilvoll auf einer dünnen Schieferplatte zusammen mit dünnen Chips-ähnlichen (Brat-)Kartoffelscheiben, serviert. Vier Stücke Lamm –würde sagen vom Filet geschnitten, dazu Zwiebel, Paprika, Aubergine als Trenner, sind kräftig angebraten (und für meinen Geschmack minimal zu lange, weil innen ein zartrot bereits einem flachen altrosa weicht). Aber geschmacklich gut mariniertes Lammfleisch. Der Brocheta de cordera schlägt mit 5,50€ zu Buch, ein sehr fairer Preis, empfehlenswert.
Genaugenommen wäre jetzt für meinen Zustand „satt“ der richtige Begriff – doch als GG geht man über seine Grenzen. Ich frage meine Frau nach ihren Wünschen zum Nachtisch (die diese sehr kurz mit einer Lucky vor dem Restaurant beantwortet) so bleibe ich mit meiner Entscheidung allein. Was kann einen nach einem guten Essen nur noch fehlen? Klar – Muerte por Chaocolate – Tod durch Schokolade – das wird der Nachtisch zu 5,75€, den ich mir aussuche.
Bevor diese Nachspeise kommt, bringt Lina eine Keramikschale als Zwischengang „aufs Haus“, von dem sie schon im Vorgepräch ausgiebig geschwärmt hatte. Eine kalte Suppe aus ihrer Heimatstadt –Cordoba ( folgere ich jetzt - hab daheim bei Tante Goo nachgelesen), die so ähnlich wie Gazpacho sei und die ich bisher nicht kannte: Salmorejo. Es ist eine cremartige kalte Spezilität. Wie uns auf Nachfrage Lina erklärt aus Tomaten, Paprika, kaum Gurke, Knoblauch, Brot, Olivenöl, Essig und Salz – ich hätte sogar noch saure Sahne vermutet. Der Geschmack ist interessant – lieber noch hätte ich die Salmorejo als Vorspeise probiert, um die feinen Tomatencremearomen der Creme noch mehr genießen zu können.
Es dauert etwas nach diesem Gang, dann wird mir der Tod gebracht – auf einer länglichen Platte ist ein langer breiter Streifen von dunkler, fast schwarzer Schokolade aufgestrichen, eine helle aber nicht weiße Schokolade/Kuvertüre quert diese in dünnen Linien, und mitten drin thront ein von cremig weicher halbflüssiger Schokolade umhüllter großer Schokoladenkuchenblock mit nougatfarbiger beigebrauner Cremefüllung – ein wahrhaft tödliches Süßteil – gekrönt von einer halben Walnuß und hellen Kuvertürestreifen.
Die Kuchenplatten sind fester, dunkler Schokoladenteig, die Füllung wie eine dickcremige aufgeschlagene Mischung aus Mousse au chocolate und Nutella. Selbst meine Frau probiert nun davon –(die Paella-Portion machte ihr deutlich Mühe) – unser Fazit – sollte man unbedingt mal probiert haben, aber dann braucht man es nicht mehr – für 5,75€ Obacht! geben - ein sehr preisgünstig süßer Tod.
Status: pappvollsatt – zufrieden. Fragt uns Lina, ob wir noch etwas wünschen (na klar, denke ich mir insgeheim, jetzt wär mal was zu essen recht lol). Wir bestellen zwei Espressi à 1,80, sehr günstig und mitsehr guter Crema – die wirklich lange den aufgestreuten Zucker hält. Dazu gibt es einen kleinen verpackten Keks. Der beste Espresso seit langem.
Ich ordere die Rechnung für diesen schönen Abend – „Es bediente Chefkellner“ steht unten auf dem Bon unter dem Gesamtbetrag von 75,60€.
Fazit – ein schöner Moment Spanien in Heidelberg, nicht ganz perfekt, aber sehr gastfreundlich – das gesamte Personal alles junge Spanier – und Lina, die junge Servicechefin hat das Restaurant und die Gäste mit ihren beiden jungen hübschen Kolleginnen am Zapfhahn und zum Servieren sehr gut im Griff – unterhält sich mit den Gästen, lacht und verbreitet spanische Lebensfreude – es ist kurz vor 21:00 als wir gehen – über drei Stunden Spanienurlaub und raus aus den Alltagsorgen.
Precaución, Lina, volveremos! ¡Por supuesto! (Vorsicht Lina, wir kommen natürlich gern wieder)