"Wiederbesuch im Weinparadies"
Geschrieben am 20.08.2017 2017-08-20 | Aktualisiert am 20.08.2017
"Tradition in modernem Ambiete"
Geschrieben am 17.08.2017 2017-08-17
"Wohlfühlen in mediterranem Ambiente"
Geschrieben am 14.08.2017 2017-08-14 | Aktualisiert am 14.08.2017
"Hannover's Finest!"
Geschrieben am 09.08.2017 2017-08-09
"Exquisiter Business Lunch"
Geschrieben am 08.08.2017 2017-08-08
"Schönes Ambiente am Maschsee"
Geschrieben am 03.08.2017 2017-08-03 | Aktualisiert am 03.08.2017
"Gutes italiensiches Essen zu Festlandpreisen, wieder einmal schön"
Geschrieben am 23.07.2017 2017-07-23 | Aktualisiert am 23.07.2017
Als Gastronom mit einem nicht gerade kleinen Restaurant über mehr als 20 Jahre Erfolg zu haben, ist schon eine besondere Leistung. Stefan Kobling ist dies mit dem „Basil“ in Hannover gelungen, das er mittlerweile fest in der lokalen Szene verankert hat. Zwar segelt die Küche immer ein wenig unterhalb des Radars der Feinschmecker-Führer (mal hat es der Gault Millau besprochen, im kommenden Jahr dann wieder nicht usw.), aber ohne ein überzeugendes Konzept und entsprechende Qualität wäre der Erfolg über einen so langen Zeitraum nicht möglich gewesen. Ein zugegeben beeindruckendes Ambiente alleine, wie hier im umgebauten preußischen Reitstall mit Kreuzgewölbe, hätte auf Dauer nicht genügt.
Innenansicht
Dass es aber funktioniert, hat nicht nur mit der Küche und einem eingespielten und souveränen Service zu tun, sondern auch mit der Weinkompetenz von Stefan Kobling. Über viele Jahre war das „Basil“ aus meinem Fokus gefallen, bis ich eine Folge des Weinblogs „Wein am Limit“ von Hendrik Thoma sah, in der Kobling gemeinsam mit dem burgenländischen Ausnahmewinzer Christian Tschida zu Gast war und einige Weine präsentierte. De facto waren es sogar zwei Folgen, weil es einfach zu viel zu reden gab… Das war so profund und unprätentiös, dass ich vor lauter Neugier die Weinkarte, die auch online einzusehen ist, studierte und aus dem Staunen nicht mehr heraus kam. Was da auf nahezu 60 Seiten und mit ungefähr 1.600 Positionen einmal quer durch die gesamte Weinwelt und alle Kontinente verteilt gelistet ist, ist meiner Meinung nach nicht weniger als spektakulär und für mich eine der besten Weinkarten der Republik. Von Zeit zu Zeit schaue ich sie mir einfach so an, bemerke die ein oder andere Veränderung und freue mich wie Bolle, dass es so etwas Großartiges in Hannover gibt. Dass die Preisgestaltung mit „gästefreundlich kalkuliert“ nur unzureichend wiedergibt, dass es zudem eine der günstigsten mir bekannten ist, kommt noch dazu.
An diesem Abend also sind wir wieder da und können, die Temperaturen geben es in diesem unbeständigen Sommer erfreulicherweise her, auf der Terrasse Platz nehmen. Bei einer halben Flasche Champagner von André Clouet wird uns köstliches Brot und als Gruß aus der Küche ein kleines Stück Roulade von der Perlhuhnbrust mit zweierlei roter Bete, als Panna Cotta und als Salat wie immer im Weckglas serviert. Das ist sehr differenziert abgeschmeckt und gut ausgeführt.
Brot & Kräuteraufstrich
Champagner André Clouet
Amuse Bouche: Perlhunhbrust und Zweierlei von Rote Bete
Im „Basil“ kann man zwischen 3 Menüs wählen (3 Gänge 32,50€ – 45,50€, 4 Gänge 39,50€ – 55,50€), wobei die Gänge sich aus dem À la Carte Angebot zusammensetzen. Im Kleinen Menü, für das ich mich entscheide, gibt es bei den Gängen Wahlmöglichkeit zwischen jeweils zwei Optionen und ich beginne mit einer Variation vom Rind. Im Weckglas gibt es ein sehr schlotziges Geschnetzeltes auf Reisnudeln, dann ein Tatar und eine Sülze. Alles ist sehr gut abgeschmeckt, wobei mir das Geschnetzelte am besten gefällt.
Variation vom Rind
Der beste Mann von allen bekommt zum Auftakt in seinem Menü ein Maki Sushi von der Fjord-Forelle auf Glasnudelsalat. Begleitet wird das von einem Espuma (Koriander?) und einem Mangokompott. Das Sushi selbst hat noch eine leichte Tempura-Hülle, was einen interessanten Textureffekt liefert. Die Kombination ist harmonisch, wenn auch weniger exotisch als erwartet.
Maki-Sushi von der Fjord Forelle mit Glasnudeln und Koriander
Die Küche hat einen Faible dafür, den Tellern mit schwungvollem Pinselstrich eine optisch markante Note zu geben. Das kann spannend aussehen, wenn es gleichmäßig aufgetragen wird. Hier wirkt es auf beiden Tellern nachlässig und wenig reizvoll.
Zum Auftakt trinken wir im übrigen eine kleine Flasche Riesling 2012von Dr. Loosen aus dem Ürziger Würzgarten. Er kommt mit einer beeindrucken Aromenfülle, nicht ganz so mineralisch, dafür noch topfrisch und ohne den geringsten Hauch von Alterung. Wunderbar!
2012 Dr. Loosen Riesling Ürziger Würzgarten Alte Reben GG
Weiter geht es bei mir mit sautierten Calamari, Urkarotte und Salzzitrone. Vor allem letztere liefert knackige Akzente und gibt dem Gericht zusammen mit den Tomatenwürfeln und dem Olivenöl eine schöne mediterrane Note. Die Calamari selbst sind würzig und köstlich. Der Pinselstrich stört nicht.
Sautierte Calamari mit Ur-Möhren und Salz-Zitronen
Im anderen Menü wird es deutlich deftiger mit der geschmorten Wildschweinkeule und zweierlei Sellerie, der Staudenensellerie glasiert, der Knollensellerie als Püree. Gibt es nichts dran auszusetzen.
Geschmorte Wildschweinkeule mit Zweierlei vom Sellerie
Bei der Weinauswahl hatten wir im Vorfeld die Richtung vorgegeben, was uns jetzt zu einem etwas kräftigeren Weißen führt, der zwar Holz haben sollte, aber nicht massiv vordergründig, sondern eher elegant. Im Sinn habe ich bei so etwas in erster Linie Chardonnay, aber Stefan Kobling empfiehlt uns einen Chenin Blanc von der Domaine du Collier von der Loire. Die Beschreibung klingt gut, schnell steht das Zalto-Glas auf dem Tisch. Vielleicht war mein erster Kommentar beim Riechen und Schmecken des Weines zu verhalten, denn nun setzt Stefan Kobling an und erklärt, was genau ihn an diesem Wein fasziniert und warum es einer seiner wenigen persönlichen 100 Punkte-Weine ist. Und was passiert? Ich bekomme tatsächlich eine Gänsehaut, so sehr kann ich nachfühlen, was dieser Wein bei ihm scheinbar auslöst. Im Laufe des Abends habe ich Gelegenheit, das zu verstehen und wirklich offenbart sich hier mit jedem Schluck ein großer Wein, der nebenbei exakt dem entspricht, was wir zu Beginn als Wunsch beschrieben haben. Wenn Stefan Kobling sagt, dass Chenin Blanc für ihn nicht besser geht, würde ich das jetzt unterschreiben.
2012 Domaine du Collier Saumur Blanc „La Charpentrie“
Bis zum Hauptgang überbrückt die Küche mit einer Pfifferlingscremesuppe und sous-vide gegartem Kalbfleisch in kleinen Scheiben. Die Suppe ist heiß, was durchaus heutzutage nicht normal ist, und schmeckt intensiv nach Pfifferlingen. Lediglich die Konsistenz ist mir zu dick. Das Fleisch ist perfekt gegart. Und es wird auch wieder gepinselt…
Pfifferlingscrèmesuppe mit sous vide gegartem Kalb
Ich erhalte dann Steinbeißer mit knackigem Gemüsejulienne. Beides gefällt mir gut. Nicht so glücklich werde ich jedoch mit den Kokos-Perlgraupen und dem Möhrenschaum. Beides hat einen für mich nicht identifizierbaren Ton, der sich etwas unharmonisch mit den übrigen Zutaten verhält. Der Pinselstrich auf diesem Teller wirkt leider arg grobmotorisch.
Steinbeißer auf Kokos-Perlgraupen „Altem Gemüse“ und Möhrenschaum
Besser der Hauptgang auf der anderen Seite des Tisches. Der kurzgebratene Thunfisch hat einen schönen Garpunkt, auch die Koriander-Kartoffelwürfel und die Zwiebelcreme sind gut gelungen. Ein wenig mehr Salz am Fisch hätte es für mich abgerundet.
Kurz gebratener Tunfisch mit Zwiebelcreme, Koriander-Kartoffeln und milde Chili
Im Dessert bin ich gespannt auf die verwegen klingende Kombination aus Erdbeere, Erbse und Minze. Es wird dann doch recht harmlos, denn die Erbse mache ich nur in Form von einigen Erbsensprossen aus. Ansonsten dominiert ein gutes Erdbeersorbet und ein Stück saftigen Kuchens. Der Pinselstrich fällt diesmal kaum auf, denn er findet sich unter dem Dessert.
Auch das zweite Dessert ist ordentlich gemacht. Eine recht feste Aprikosenmousse, ein Aprikosenkompott und ein Brombeersorbet sind stimmig und harmonisch.
Erdbeeren, Erbsen und Minze
Glasierte Aprikosenmousse mit Brombeersorbet
Ein sehr entspannter Abend neigt sich dem Ende. Es ist dunkel geworden und wir sind nahezu die letzten Gäste. Die Küche im „Basil“ bewegt sich durchweg auf einem anspruchsvollen Niveau, ist mal mediterran angehaucht, mal cross-over und dann wieder irgendwo im Bereich neuer deutscher Küche angesiedelt, verwendet gute Zutaten und streut auch immer mal kreative Kombinationen ein, so dass es hier Spaß macht zu essen. An der ein oder anderen Stelle wäre etwas Finetuning hilfreich wie bei der Pfifferlingssuppe oder dem Steinbeißer. Ansonsten wäre meine Empfehlung lediglich, sich noch mal Gedanken über die etwas obsessiv und repetitiv wirkenden Pinselstriche zu machen. Ab und zu etwas schöner und ab und zu einfach weglassen. Dann passt's schon.
Terrasse
Was einen Abend im „Basil“ so oder so zu einem Highlight macht, ist die sensationelle Weinkarte und die begeisternde Beratung durch Stefan Kobling. Wir sind zwar in Hannover, und da sagt man uns ja gerne per se Mittelmaß nach, aber beides ist definitiv Champions League.