"Internationale Frischeküche mit viel Herzblut in idyllischer Umgebung"
Geschrieben am 05.06.2019 2019-06-05
"Tolles Haus, guter Service, Speisen können sich durchaus steigern"
Geschrieben am 10.09.2016 2016-09-10
"Eine Rast am Trifels , mehr nicht."
Geschrieben am 07.09.2016 2016-09-07 | Aktualisiert am 07.09.2016
Nun scheinen die beiden Weltenbummler am Annweiler Schwanenweiher unweit der Reichsburg Trifels ihr kulinarisches Zuhause gefunden zu haben. Der 48-jährige Küchenchef Michael Hebel ist in der Welt viel herumgekommen. Er kochte bereits in der Schweiz, in Südafrika, in Dubai und in der Karibik. Und das macht sich auf den Tellern bemerkbar.
Seine Frau Adele, die mit viel Charme und einer guten Portion Humor den Service leitet, hat er in Südafrika kennengelernt. Auch sie ist seit vielen Jahren in der Gastrobranche tätig. Daher auch der exotisch klingende Name des Restaurants. Das Wort „Umoya“ stammt von den Zulus in Südafrika, dem Heimatland von Adele, und lässt sich mit Wind, Luft, Geist oder Seele übersetzen.
Meine Kollegen schenkten mir im Januar einen Umoya-Gutschein zum Geburtstag. Sie meinten, dass ich zwar schon viele Lokale der Südpfalz kennen würde, dieses aber sicher noch nicht. In der Tat stand das Umoya schon seit längerem auf meiner „To-Eat-Liste“, genoss es doch bei befreundeten Gern-Essern einen guten Ruf. Und so kam es, dass wir an einem recht frischen Sonntagabend Mitte April nach einem kleinen Spaziergang durch den Annweiler Forst die Markwardanlage (Kurpark) ansteuerten, um im Umoya erstmalig einzukehren.
Ein junges Mädchen unterstützte an jenem Abend Adele Hebel im Service. Sie begrüßte uns freundlich und ließ uns bei der Wahl des Tisches verschiedene Optionen. Wir wählten einen Platz direkt am Fenster mit Blick auf den idyllischen Schwanenweiher. Im Laufe des Abends füllte sich der liebevoll anachronistisch wirkende Gastraum etwa zur Hälfte. In dieser entspannten Atmosphäre fiel uns das Ankommen leicht. Dem urigen Bollerofen im Rücken sei Dank, war auch die unangenehme April-Kälte bald vergessen.
Das Gebäude atmete den Geist der 70er Jahre, zu dem auch die voluminösen, zylinderförmigen Lampenschirme passten. Teilweise unverputztes Sandsteingemäuer, heller Fliesenboden, ausreichend Topfgrün und eine um blau-weiße Farbakzente erweiterte Holzoptik bestimmten das Innere des etwas schummrig anmutenden Gastraumes. Dunkle Holzbalken trugen die Dachlast. Sie stützten sich auf derbe Säulen des gleichen Baumaterials. Wir blickten durch die hohen Fenster in Richtung Annweiler Kurpark und waren erstaunt, wie gemütlich es in dem aus der Zeit gefallenen, ehemaligen Kurcafé zuging.
Gleich auf der ersten Seite der Speisenkarte wurden wir über die wechselnden Spezialitätenwochen des Jahres 2019 informiert. Diese sind sicherlich dem Umstand geschuldet, dass Michael Hebel schon in einigen Teilen der Erde den Kochlöffel geschwungen hat und diese Erfahrungen auch in seinem eigenen Restaurant einfließen lassen möchte. Arabische, karabische, asiatische und natürlich südafrikanische Speisen werden an diesen Terminen vorrangig serviert. Das A-la-Carte-Angebot wird dann etwas verkleinert, damit die Küche ihrem Frischeanspruch auch gerecht werden kann.
Unser Besuch fiel nicht in eine Spezialitätenwoche, weshalb wir von der Standardkarte wählen durften. Schon deren erste Seite beinhaltete viel Vegetarisches. Kein Wunder, Inhaberin Adele Hebel ist selbst seit über 30 Jahren Vegetarierin und legt in ihrem Lokal Wert auf ein abwechslungsreiches Angebot an fleischlosen Gerichten. Thailändischer Glasnudelsalat mit Gemüse (5,20 Euro), Gemüse in Tempurateig (5,50 Euro) und vegetarische Frühlingsrollen mit Salat (5,20 Euro) standen auf dem Vorspeisenzettel.
Dazu gesellten sich noch sechs verschiedene Salate, die wahlweise mit Steakstreifen, Hühnchenbrust, Garnelen, Falafelbällchen oder Schafskäse kombiniert wurden und als Hauptgerichte fungierten. Vier vegetarische Teller und ein paar internationale Kreationen mit Fleisch standen weiterhin zur Auswahl. Rumpsteak und Schweinefilet verbuchte ich als Zugeständnisse an den gutbürgerlichen Redundanzesser, während sich Fisch- und Krustentierfreunde über Rotzungenfilet und Garnelen-Pasta freuen durften.
Kein überbordendes Speiseprogramm und dennoch eines, das ein relativ breites Geschmacksspektrum abdeckte. Da hat man sich bei der Zusammenstellung Gedanken gemacht, inwiefern die Küche das auch wuppen kann. Auf TA las ich im Vorfeld ein paar Berichte, in denen sich Gäste über längere Wartezeiten beschwerten. Frische Zubereitung dauert eben ein wenig länger und Küchenchef Hebels Ansatz, weitgehend auf Fertigware und Pulverkram zu verzichten, ist mir allemal lieber als kurz nach der Bestellung mit aufgewärmten Convencience-Produkten abgespeist zu werden.
Die Weinkarte listete ein paar weniger bekannte Winzer aus dem Landauer Umland. Sohn (Frankweiler), Wambsganß (Nussdorf) und Argus (Gleisweiler) gehören zwar nicht zur Pfälzer Spitze, haben aber auch anständige Tropfen im Sortiment. Im offenen Ausschank wurden 20 Weiß-, Rot- und Roséweine in zwei Größen (0,1l/0,25l) angeboten. Die Viertelpreise oszillierten zwischen 3,90 Euro und 5,90 Euro und bewegten sich damit fernab von dreistkalkulierter Unverschämtheit.
Wir übten uns an jenem Abend in Alkoholverzicht und hielten uns an das mikrogefilterte Purezza Tafelwasser (0,7l für 4 Euro). Tempura-Garnelen (9,80 Euro) und Thai-Glasnudelsalat (5,20 Euro) bestimmten dazu unser asiatisch angehauchtes Vorspeisenprogramm. Meiner Verlobten gefiel das reichhaltige Veggie-Angebot. Sie blieb auch beim Hauptgang ihrer – an diesem Abend – fleischlosen Linie treu und orderte das Gemüse „Bahia“ (11,80 Euro), dessen Sauce durch Sambal Oelek und Kokosmilch eine pikant-fernöstliche Note erhielt. Ich entschied mich für die Peruanische Pfefferpfanne (16,20 Euro), in der sich gebratene Schweinefiletstreifen tummelten.
Unser Platz erlaubte es, Michael Hebels Küchenteam ein wenig bei der Arbeit zuzuschauen, was ich immer sehr interessant finde. Die offene Durchreiche machte dies nämlich möglich. Neun kross frittierte, von Tempurateig ummantelte Garnelen lagen nach angenehmer Wartezeit ringförmig angeordnet auf einem mit Aufsaugtuch versehenen Teller, in dessen Mitte ein Schälchen süßlicher Chili Mayonnaise die Schalentierschwänze zur Dip-Visite einluden. Hier war nichts totfrittiert. Die Garnelen fielen außen knusprig und innen schön saftig aus. Auch kamen sie mir gar nicht mal so fettig vor. Das lag wohl am Tempurateig, der dafür bekannt ist, weniger Fett aufzusaugen als andere Panaden.
Der aromatische Glasnudelsalat strotzte vor frischen Zutaten. Der bunten Mischung aus feingeschnittenen Paprikastreifen (in verschiedenen Farben), Frühlingszwiebeln, Tomaten und dünnen Reisnudeln wurde durch das rundum gelungene Dressing genau die richtige Asia-Dosis verpasst. Ein wenig Chili, ein Spritzer Limette, ein Hauch Fischsauce – zusammen genommen ergab das eine würzige Frische, die auf gutes Abschmecken hindeutete. Ein prima Einstieg wie mir auch die junge Dame am Tisch versicherte.
Nach den beiden gelungenen Vorspeisen, gönnte man uns eine kleine Verschnaufpause. In der Küche flammte derweil der Inhalt einer großen Pfanne sichtbar auf, ehe er mit Fond oder Brühe abgelöscht wurde. Das würde bestimmt eine hervorragende Sauce ergeben, so mein Gedanke beim Anblick der bewusst herbeigeführten Feuersbrunst. Wie sich bald herausstellen sollte, bereitete man gerade die von mir georderte Pfefferpfanne zu.
Diese wurde kurz darauf auf einer körnigen Reisunterlage serviert. Ein kleiner Beilagensalat war auch noch inklusive. Die Schweinsfetzen lagen etwas versteckt unter der aromatischen Pfeffersauce und fielen schön saftig aus. Man übertrieb den Einsatz von rosa Pfefferkörnern nicht und das war auch gut so. Die Sauce hinterließ einen wunderbar zupackenden Eindruck am Gaumen. Saure Sahne und / oder Crème fraiche sorgten für ein cremiges Pfannenvergnügen, noch leicht bissfeste Paprikastücke steuerten frische Akzente bei. Und die Pfefferwürze erledigte den Rest. Zum Reinlegen lecker und zum Sattwerden auch genau die richtige Portion.
Nicht minder zufrieden äußerte sich meine Verlobte über ihre Gemüsepfanne, die ebenfalls auf luftig-lockerer Reisbasis den Teller bedeckte. Ein grundehrliches Gemüsecurry aus frischen Zutaten, das auch ohne MNG-Keule geschmacklich überzeugte. Die mit etwas Sambal Oelek verschärfte Kokosmilchsauce hatte eine angenehm aromatische Würze und ließ dem noch knackigen Gemüse (Zucchini, Paprika, Frühlingszwiebeln, Tomaten) genügend Raum zur geschmacklichen Entfaltung.
Das Umoya ist in dem mit gutbürgerlichen Gaststätten, Weinstuben und Pizzerien gut ausgestatteten Städtchen Annweiler sicherlich eine kulinarische Bereicherung. An die etwas in die Jahre gekommene Umgebung muss man sich anfänglich erst ein wenig gewöhnen. Aber irgendwie passt das Ambiente dann wieder zu dem auch nicht gerade alltäglichen Speiseangebot. Adele und Michael Hebel geben sich richtig viel Mühe, sei es im Umgang mit den Gästen oder bei der Zubereitung der Gerichte. Bleibt zu hoffen, dass sie mit ihrem Konzept Erfolg haben, indem sie sich eine treue Stammkundschaft aufbauen. Denn der Durchgangsverkehr wird sich aufgrund der etwas versteckten Lage sicherlich in Grenzen halten. Aber eine gute Mundpropaganda ist ja oft schon die halbe Miete.
Wir werden bestimmt mal wieder vorbeischauen, wenn wir im Pfälzerwald unterwegs sind. Spätestens zu den südafrikanischen Wochen im Oktober wird dann der Rest des Gutscheins eingelöst. Da freue ich mich schon auf Amagwinya (frittierte „Fettküchle“), Bobotie (Auflauf) und Chakalaka-Sauce.