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Nicht ohne Stolz verweisen Peracks darauf, dass das „Lindel“ die älteste und heute die einzige Gaststätte von Kemnitz ist. Ein Albert Wagner hatte sie 1839 erbaut, und seitdem war das Gasthaus mit kleinen Unterbrechungen fast durchweg in Betrieb. Selbst das Juli-Hochwasser im Jahr 1932, das das Gasthaus fast wegspülte, war kein Grund zur Aufgabe. Ein Jahr später erfolgte bereits der Wiederaufbau. Peracks haben im Juni dieses Jahres die Gaststätte nach einer längeren Schließzeit übernommen. Nach der Insolvenz ihres Vorgängers stand das Objekt über zwei Jahre leer, und mancher Kemnitzer fragte sich schon, ob das „Lindel“ überhaupt mal wieder öffnet.
Dass das mit dem heutigen Tag Wirklichkeit wird, ist dem Umstand zu verdanken, dass Wolfgang Perack und seine Frau eine neue gastronomische Bleibe suchten. „Zwölf Jahre führten wir den Sächsischen Hof in Kittlitz. Aber sein baulicher Zustand und die Absicht der Besitzerin, das Gebäude zu verkaufen, ließen uns nach etwas anderem umschauen“, erzählt der Gastronom. Der 58-Jährige wollte mit seiner aus Bernstadt stammenden Frau noch mal einen Neuanfang wagen. „Für die Couch fühle ich mich noch zu jung!“, ist er überzeugt.
Schließlich kamen Peracks mit der Stadt Bernstadt ins Gespräch – und erfuhren, dass es in Kemnitz noch ein leer stehendes Objekt gibt. Das gefiel den Wirtsleuten, aber sie wollten es nur pachten und nicht kaufen. Also musste noch ein Käufer für diese Immobilie gefunden werden. Diesen Part übernahm der Kemnitzer Unternehmer Dirk Neumann. „Wir sind ihm dankbar, dass er nicht nur das Haus kaufte, sondern es auch baulich für den Gaststättenbetrieb herrichtete“, sagt Wolfgang Perack. Dabei gab es einiges zu tun, wie Dirk Neumann bestätigt. In der Küche wurden Wasser und Strom neu installiert, Fliesen gelegt, in den Gasträumen das verschlissene Parkett durch neues Laminat ersetzt. Wände mussten trockengelegt und verputzt werden, um nur die größten Arbeiten zu nennen. Diese sind inzwischen abgeschlossen, sodass Peracks Küche und Gasträume mit ihrem Inventar ausstatten können. Denn die Räume wurden leer und sanierungsbedürftig übernommen.
In der Küche stehen nun die Geräte, die Wolfgang Perack bereits in Kittlitz benutzte. „Das ist praktischer, da brauche ich mich nicht groß umzustellen“, sagt der erfahrene Koch. Unter anderem kochte er 15 Jahre lang im Löbauer Ratskeller. Nur einen Elektroherd hat er sich zugelegt, denn im Sächsischen Hof kochte er noch auf Feuer. Wenn es um das Speiseangebot geht, dann spricht Wolfgang Perack von „deutscher Hausmannskost“. „Aber auch Spezialitäten werden wir anbieten und beobachten, was bei den Gästen ankommt.“
Ganz allein bewirtschaften Peracks das Haus nicht, denn zu der Gaststätte, die in drei Räumen 90 Leuten Platz bietet, gehören auch noch fünf Pensionszimmer mit zwölf Betten. Um das alles personell abzusichern, wird Wolfgang Perack in der Küche mit einem zweiten Koch arbeiten. Helga Perack übernimmt als gelernte Kellnerin das Servieren. Eine Küchenhilfe und eine Reinigungskraft verstärken noch das Team. Die Woche über wollen Peracks ab 17 Uhr öffnen und am Wochenende beziehungsweise an Feiertagen auch Mittagstisch anbieten. Sonntags soll durchgängig von 11.30 bis 21 Uhr geöffnet sein. „Wobei wir um neun keinen Gast rausschmeißen“, betont der Gastwirt. Und: „Wichtig ist, dass wir heuteerst mal aufmachen und die Leute sehen, dass sie ins ,Lindel‘ wieder einkehren können“. Ab 17 Uhr ist es offen.
Quelle: Sächsische Zeitung Ausgabe Löbau