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Pünktlich um 18 Uhr betraten wir das "Italia"; die Corona-Formalitäten waren schnell erledigt und wir wurden zu dem für uns reservierten Tisch geführt. War der Gastraum bei unserer Ankunft nur spärlich gefüllt sah das nicht lange darauf ganz anders aus; bis auf einen Tisch waren alle besetzt und weitere Neuankömmlinge wurden über einen kurzen Gang in den angrenzenden Saal geleitet. Schön, dass viele Gäste dem "Italia" auch in den nun schon über zwei Jahre währenden schweren Zeiten die Treue halten.So werden sowohl das Ristorante wie auch der gut beschäftigte Heimservice dafür sorgen, dass das "Italia" Corona und die Folgen einigermassen gut und nicht übel gerupft überstehen wird.
Direkt mit bzw. nach uns waren zwei Paare mittleren Alters mit Hund gekommen; sie wurden am Tisch schräg gegenüber unseren platziert. Wie sich schnell zeigte gab vorwiegend einer der beiden Herren den "Alleinunterhalter und Alleserklärer"; was da an Gesprächsfetzen immer wieder mal zu uns herüberwehte, weckte in mir den innigen Wunsch:"Oh Herr, lass auf diesen Tisch Hirn herniedergehen und davon bitte reichlich." Leider ist es eben speziell bei recht eng gestellten Tischen so gut wie unmöglich, die an den Nebentischen geführten Gespräche auszublenden; meine Frau sah es gelassen, während mein Wohlbefinden doch ein wenig getrübt war. Aber egal; ich habe es ja überstanden.
Auf der Fahrt zum "Italia" verfestigte sich bei mir der Wunsch nach Spaghetti Carbonara in der Originalversion ohne Sahne; dieses Gericht wird hier nämlich ganz besonders gut zubereitet und ich hatte es schon länger nicht mehr gegessen. Aber zunächst zu den bestellten Getränken. Meine Frau trank zwei kleine Pils (jeweils 0,25l zu EUR 2,30) und, als nach unserem Wunsch zu bezahlen die Standardfrage "Bar oder mit Karte, Grappa oder Marsala ?" kam, einen Marsala. Ich trank vorab ein Paulaner Weizen (0,5l EUR 3,80) und zum Essen ein Glas Primitivo; für 0,2l wurden EUR 3,00 berechnet, wohl ein Eingabefehler. Mehr als drei Euro war dieser Primitivo aus meiner Sicht aber auch nicht wert; ein zweites Glas hätte ich nicht getrunken, selbst wenn es aufs Haus gegangen wäre. Unglaublich kratzig und holzig-bitter im Geschmack; mit den sehr ordentlichen Primitivos, die ich sonst hier getrunken habe, verglichen von ungenügender Qualität. Muss ich nicht wieder haben. Als Digestif nahm ich einen Grappa; für EUR 6,00 kriege ich hier einen aus der Schublade "für unsere guten Freunde" und aufs Haus gab es dann nochmal einen, den allerdings aus der Kategorie "normal".
Vorspeise und Hauptgericht wählte meine Frau aus den Schiefertafelangeboten mit den Tagesempfehlungen: "Polpo Carpaccio" (EUR 11,90) und "Kalbsleber Veneziano" (EUR 18,50); da beide Portionen nicht sehr groß waren bestellte sie im nachhinein noch eine Portion "Selbstgemachte Cassata" für EUR 6,50. Sie war insgesamt sehr zufrieden, hätte in ihrer Cassata allerdings gerne ein paar Früchte mehr gehabt. Sie lobte das Polpo Carpaccio sehr (mir war es nach dem Kostehäppchen zu sauer; von Säure habe ich übermässig viel und vom Polpo sehr wenig geschmeckt) und hörte mit Blick auf die Kalbsleber mit Loben fast nicht mehr auf. Die war aber auch sensationell gut; nach dem Kostehäppchen bereute ich, sie nicht auch genommen zu haben. Solch eine Kalbsleber habe ich schon ewig nicht mehr gegessen; geschmacklich absolut sternewürdig, von der Anrichteweise her eher etwas hausbacken, was allerdings nicht weiter störte.
Ich bestellte als Vorspeise das Schiefertafelangebot "Vitello Tonnato" für EUR 11,50. In Sachen Hauptgericht kam ich kurz von meinem "Carbonara-Wunsch" ab, als ich auf der Karte "Gegrillte Calamari (aktuellen Tagepreis bitte erfragen)" las; hatte ich doch nur wenige Tage zuvor beim Lieblingsspanier vorzügliche gegrillte Calamares für EUR 18,50 gegessen. Die Servicekraft eilte auf meine Anfrage hin in die Küche, um dort den aktuellen Tagespreis für die Calamari zu erfragen. Der junge Mann, den wir als ausgesprochenen Service-Frischling im August 2021 kennengelernt hatten, hat sich seither etliche im Service nützliche Fertigkeiten angeeignet; sollte aber künftig auch die aktuellen Tagespreise der lediglich drei betroffenen Gerichte im Kopf haben und dafür nicht extra in die Küche traben müssen. Nun gut; schliesslich kam er mit der Preisangabe von EUR 23,80 zurück. Ganze EUR 5,30 über dem entsprechenden "La Paella-Preis" ? Ich glaube es hackt; dieser genannte Preis wird allenfalls beim Saarbrücker Vorzeigeitaliener, dem "Roma" akzeptiert und bezahlt. Ins Preisgefüge des "Italia" passt er jedenfalls absolut nicht und für mich gab es deshalb auch keine Calamari sondern die schon im Vorfeld ins Auge gefassten "Spaghetti Carbonara ohne...." für EUR 8,50. Beide Gerichte, sowohl das Vitello Tonnato wie auch die Carbonara. überzeugten geschmacklich voll und ganz; die Qualität der Carbonara hier im "Italia" war mir ja bestens bekannt, während ich das Vitello Tonnato hier zuvor noch nie bestellt hatte. Chapeau; Fleisch von erlesenster Qualität und der Aufstrich, der gerne schon mal zu "fischig" gerät, erschlug das Kalb absolut nicht sonder liess ihm den ihm gebührenden Raum. Ganz kleiner Jammerseufzer zur Carbonara: beim nächstenmal bitte eine Spur weniger Öl nehmen. Insgesamt sind mir unsere Speisen viereinhalb Sterne im Bereich "Essen" wert. Und das "Preis-Leistungsverhältnis" vier Sterne, wobei ich den "Mondpreis" für die Calamari unberücksichtigt lasse ;-)).
Fazit: Ein gelungener Abend, den selbst der Dummbraddler am Nebentisch mit seinen Hasengesprächen nur minimal trüben konnte. Und das "Itallia" wird nicht wieder fünf Monate auf uns warten müssen ;-))