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"Neueröffnung 16.04.15. Es werde Licht" So steht es auf der Homepage des neuen "Gasthaus Zahm" (www.gasthauszahm.de). Völlig ahnungslos habe ich gestern das Lokal betreten, das ich seit vielen Jahren kannte und immer wieder gerne besucht habe, um auf die Schnelle etwas Schmackhaftes zu essen. Mein erster Eindruck: Ich bin im absolut falschen Film! An einem Samstagmittag gähnende Leere; wo hat es das beim "Zahm" jemals zuvor gegeben? Das vertraute Ambiente mit vielen Fotos, Ansichtskarten, Plakaten und alten metallenen Werbeschildern an der Wand und über der Theke: komplett weg! Stattdessen alles ausser der Theke krachneu, ratzekahl, minimalistisch und steril. Neuer Anstrich, die lange Wand bis in Schulterhöhe nun grün mit goldfarbenen Haarstrichen. Der grosse Tisch (war er nun rund oder oval gewesen?) im vorderen Gastraum: einfach weg! Die alte bequeme Bestuhlung: auch weg! Stattdessen darf der Gast nun in "Sitzmulden" aus Kunststoff an phantasielos ausgewählten stupiden Zweier- oder Vierertischen mit Papiertischdecken und Papierservietten Platz nehmen. Einziger Blickfang: eigenartig gestaltete von der Decke baumelnde lampenartige Leuchtelemente. Es werde Licht? Na ja; für mich wirds hier eher stockfinstere Nacht! Der hintere Gastraum: zur Zeit Baustelle und Möbellager in einem. Für Gäste, die das alte "Zahm" nicht gekannt haben, mag dieses neue Ambiente schick, trendy, hip oder geil sein; auf mich wirkt es ausgesprochen öde, vielleicht allenfalls für einen Imbiss aber keineswegs für ein Gasthaus, das nach wie vor auf Tradition pocht, passend und geeignet.
"Eine Suppe oder einen Salat vorweg, ein Hauptgang Ihrer Wahl und ein Tagesdessert. Das alles für EUR 5,00 mehr als der gewählte Hauptgang (pochierte Senfeier, Zwiebeltarte, Chili-Käse-Lyoner oder Rosa Schweinefilet; EUR 8,00 - EUR 10,50) kostet". So steht es jedenfalls auf der neuen Speisekarte. Fand man dort früher Gerichte wie "Saarländische Dreifaltigkeit", "Wolf trifft Rind", "Elsässische Schneckennudeln", "Gefillde" oder "Hoorische", um nur einige zu nennen, sieht sich der Gast jetzt mit "Saar Dog", "Rundstück warm mit Knerzje und geschmortem Schulterscherzel", "Ochsenbackengulasch" oder "Hamburger Hamburger mit Holzkohlemayo" konfrontiert. Ich musste erst einmal überlegen, ob ich hier überhaupt bleiben möchte; da ich eines Termines wegen nicht viel Zeit hatte, habe ich mich schliesslich doch gesetzt und bestellt. Ein Paar, das direkt vor mir das Etablissement betreten hatte, tat dies ebenso. Sie bestellten "Zwei handgemachte Frikadellen mit Brot" und den "Eintopf des Tages", einen Süsskartoffeleintopf. Ich nahm den "Eiersalat von Bioeiern mit Schnittlauch, Radieschen, Kresse und gebratenen Bröselkartoffeln" für EUR 11,50. Da wir die einzigen Gäste waren, hatte der Service nicht wirklich viel zu tun. Zwei junge Damen mit meinem Eindruck nach nicht eben viel Erfahrung im Gastrobereich, aber immerhin freundlich, höflich und zuvorkommend. Dazu zeitweise eine recht unambitionbiert wirkende bebrillte Blondine mittleren Alters (vielleicht die neue Pächterin ?), die alles andere als gute Laune verströmte, hinter der Theke. Wenigstens kamen die Getränke zügig. Wieso eine absolut unausgelastete Küche über eine halbe Stunde benötigt, nur um vorgefertigte Frikadellen aufzuwärmen und zusammen mit dem ebenfalls bereits vorgekochten "Eintopf des Tages" rauszugeben, bleibt für mich ein Rätsel. Mein Eiersalat brauchte sogar noch knapp zehn Minuten länger; schliesslich mussten die Bröselkartoffeln erst gebraten werden. Insgesamt ein absolutes Unding; wie soll das denn gehen, wenn die Hütte vielleicht einmal voll ist. Mein Gericht wurde auf einem Holzbrett mit zwei Näpfen darauf serviert, im einen Napf war ein feingehäckselter Eiersalat mit ein wenig Schnittlauch, drei hauchdünnen Radieschenscheiben und Fragmenten von Kresse. Selbstgemacht, geschmacklich aber allenfalls Mittelmaß und überteuert. Nur wenige Schritte entfernt bieten am St.Johanner Markt Mitbewerber wie etwa das "Bruch No.1" oder das "Langenfeld" geschmacklich weit bessere Eiersalate für EUR 9,50 bzw. EUR 8,50 an. Ach ja; fast hätte ich die Bröselkartoffeln im zweiten Napf vergessen. Dieser Napf war recht klein und dafür hochwandig; ich hatte Mühe, den Inhalt sprich die "Bröselkartoffeln" genannten neutral schmeckenden Bratkartoffelfragmente mit Messer und Gabel herauszuporkeln. Insgesamt: nicht schön!
Das Konzept des neuen "Gasthaus Zahm" hat mich nicht überzeugt. Im neuen Ambiente fühle ich mich alles andere als wohl, die Speisekarte gefällt mir nicht. "Gasthaus" geht anderes, meiner Ansicht nach ist das "Zahm" jetzt zu einem Imbiss mit überhöhten Ansprüchen und zum Teil überzogenen Preisen geworden. Wers mag, soll hingehen! Ich persönlich trauere dem alten "Gasthaus Zahm" wirklich nach; das neue "Zahm" werde ich künftig meiden,zumal es rund um den Markt nun wirklich Alternativen zur Genüge gibt. Empfehlen kann und werde ich das "Zahm" im neuen Gewand jedenfalls nicht.