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Ernst Halbritter, übrigens eng verwandt mit dem 1978 verstorbenen berühmten Zeichner und Karikaturisten Kurt Halbritter (über viele Jahre eine eigene Seite "Halbritters Halbwelt" bei "pardon", Zeichner bei der FAZ und Autor etlicher Bücher), steht als Einzelkämpfer zusammen mit einer Schnibbelhilfe in der Küche und seine Frau Claudia versieht souverän den Service. Er kocht auf konstant sehr hohem Niveau und sie berät, erklärt, serviert in herzlicher bis fröhlicher Manier. Oskar Lafontaine, "unser Oskar", war hier bereits während seiner Zeit als Oberbürgermeister der Stadt Saarbrücken und auch später als saarländischer Ministerpräsident Stammgast, jeweils mit seiner gerade aktuellen Ehefrau und ab und an mit einem ganzen Rattenschwanz von Ministern im Gefolge. Der Mann hatte eben von jeher schon Geschmack.
Ambiente: Kleiner Gastraum, gediegen möbliert, sehr schön und geschmackvoll eingedeckte Tische und sehr bequeme Stühle; an den Wänden gibt es viel zu entdecken, nicht nur gute Drucke sondern auch das ein und andere kleine Original. Wir fühlten uns hier sehr wohl; vier Sterne.
Sauberkeit: in einem Restaurant dieser Qualität und dieses Preisgefüges sollte es eigentlich auch wirklich sauber sein. Das war es auch und dafür gibt es vier Sterne.
Service: Wir waren zur Mittagszeit die einzigen Gäste; Claudia Halbritter hatte also neben ihrem wie bereits erwähnt sehr herzlichen und angenehmen Service viel Zeit sich mit uns über Gott und die Welt zu unterhalten. Wir fühlten uns sehr willkommen und brachte das auch zum Ausdruck. Der Service von Frau Halbritter steht dem von Frau Bank im "Blauen Fuchs" in nichts nach und ist mir viereinhalb Sterne wert.
Essen und Trinken: Die Speisekarte kann man unter www.restaurant-schlossgarten-saarbruecken.de einsehen; sie entspricht weitgehend der in sehr schöner Handschrift von Claudia Halbritter geschriebenen Karte, die wir heute vorgefunden haben.
Ernst Halbritters Kochkunst spannt einen appetitanregende Bogen zwischen herzhaften Gerichten der Region und einer feinen französischen Küche. Sein Credo beim Einkauf ist regionale Frische und beste Qualität; wie seine Frau uns gegenüber betonte sind weder TK-Ware noch Convenience Products in der "Schlossgarten-Küche" am Start sondern alles ist frisch und selbstgemacht.
Meine Frau hatte heute "Fahrdienst", sie trank deshalb Gerolsteiner (0,3l EUR 3,00); ich entschied mich zunächst für ein Pils der Marke Bruch No.1 (0,3l EUR 4,00) und nahm zum Essen Riesling vom Weingut Peters aus Willtingen (0,2l EUR 7,40; der Wein steht auf der Karte mit EUR 8,40, weshalb ich den kleinen Bonus bekam weiss ich nicht). Der Wein schmeckte nicht zu mineralisch sondern bei schlankem Körper sehr angenehm fruchtig. Das Pils schmeckte wie Bruch No.1 eben schmeckt: gefällig. Dass die Pilstulpe am oberen Rand eine winzige Beschädigung hatte merkte ich nicht sofort; üblicherweise hätte ich das Glas aber zurückgehen lassen. Ich wollte das sehr angenehme Gesprächsklima zwischen Frau Halbritter und uns nicht unnötig belasten und liess die Beschädigung deshalb unerwähnt.
Dem viergängigen "Wohlfühl-Menü" für EUR 75,00 wollten wir nicht nähertreten; wir fühlten uns auch so schon wohl. Allerdings bestellte meine Frau einen Gang aus diesem Menü, nämlich das "Potpourri vom Bretonischen Hummer mit Buttermilch und Melone" (EUR 23,00) als Vorspeise und als Hauptgericht "Frische Pfifferlinge mit Pallfyknödeln" für EUR 21,00. Da ich Hummer ebenfalls sehr mag, bestellte ich das Potpourri ebenfalls, oderte zuvor allerdings ein "Steinbuttsüppchen mit Steinbuttklößchen" EUR 9,80). Und als dritten Gang nahm ich "Gebratener Pulpo mit lauwarmem Zucchinisalat" (EUR 21,00).
Zunächst kamen zwei Grüße aus der Küche in Form von Brot mit einem Schüsselchen Kräuterquark und dann ein kaltes Mohrrüben-Kürbis-Süppchen. Mit Mohrrüben und Kürbis habe ich es nicht so unbedingt, habe mein Süppchen aber brav gegessen bzw. durch den Halm geschlürft; den Kräuterquark fand ich dagegen äusserst lecker. Meine Frau war von beiden Amuse-bouches sehr angetan.
Sensationell war mein Steinbutt-Süppchen mit kleinen Wurzelgemüse-Würfelchen und drei Steinbutt-Klößchen, die für mich eher Steinbutt-Nocken waren. Diese schienen einen Großteil ihres Geschmacks allerdings an die klare kräftige Steinbutt-Brühe abgegeben zu haben; diese schmeckte nämlich äusserst intensiv nach Steinbutt.Ein ganz hervoragendes Gericht.
Hervorragend auch das Hummer-Potpourri; sehr schöne Hummerstücke aus Schwanz und Schere, garniert mit aus Honig- und Wassermelonern herausgestanzten kleinen Kügelchen und einem kleinen eingetopften "Sauerampferwäldchen mit Blüte". Das Töpfchen bestand aus sehr feinem Lardo und die Blumenerde darin waren kleine sehr aromatisch angemachte dunkle Mini-Linsen. Auf der anderen Seite wurde der Hummer eingerahmt von einer kleinen aufrecht stehendenLachsrolle, die mit einer sehr wohlschmeckenden weisslichen Farce gefüllt war. Eine Komponente der Füllung dürfte die in der Speisekarte aufgeführte Buttermilch gewesen sein. Wir haben diesbezüglich nicht weiter nachgefragt sondern still vor uns hin genossen. Für den Hummer beide bzw. alle vier Daumen hoch!
Viele frische Pfifferlinge begleitet von mehreren kleinen Pallfyknödeln und einer Sosse zum Reinsetzen; ein absolut gelungenes Gericht. Was sich auch von meinem gebratenen sehr zarten und bestens gewürzten Pulpo sagen lässt. Den dazugehörigen lauwarmen Zucchinisalat mit kleinen Tomatenstückchen überliess ich allerdings großenteils meiner Frau.
Zum krönenden Abschluß bekamen wir noch je eine Tranche vom am Morgen frisch gebackenen Blaubeerküchlein; sehr gelungen. Alle Speisen waren wirklich raffiniert gekocht und sehr schön angerichtet; ein Ein-Sternekoch müsste sich schon sehr anstrengen um da noch groß etwas zu verbessern. Die für mich ein bisschen zu "neutral" geratenen Steinbuttklößchen, das Rüben-Kürbis-Süppchen und der mir eine Spur zu saure Zucchinisalat drücken die eigentlich fälligen fünf Sterne für "Essen und Trinken" auf sehr gute viereinhalb Sterne.
Fazit; Die Halbritters werden sich, so hat es uns Frau Halbritter erzählt, in etwa drei Jahren, dann hat Herr Halbritter die Siebzig erreicht, wohl ins Privatleben zurückziehen. Bis dahin möchte wir gerne mindestens noch einmal mal zum Essen vorbeikommen. Vor Küche und Service ziehen wir den Hut; ein absolut stimmiges Gesamtpaket. Gerne möchten wir im nächsten Jahr an einem der Kasematten-Dinner (Führung durch Schauspieler vom Restaurant zum eigentlichen Schlossgarten mit dortigem Champagnerempfang, anschliessend Abstieg in die Kasematten, wo ein kurzweiliges Schauspiel geboten wird, und danach Rückkehr zum Restaurant, wo ein 4-Gänge-Menü wartet; das alles zum Schnäppchenpreis von EUR 75,00, was normalerweise schon das "Wohlfühl-Menü kostet) teilnehmen.
Preis-/Leistungsverhältnis: angemessen, vier Sterne.