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Im Lauf der Woche kam dann aber die Nachricht, Freitag sei der erste Tag. Als ich meine Praxis noch hatte, fand ich es furchtbar, am Wochenende um einen Termin für den Montag angegangen zu werden. Trotzdem tat ich es bei Herrn Alan. Er war überhaupt nicht kratzbürstig, wie ich es in diesen Situationen immer war, sondern sicherte uns einen Tisch für 18:00 Uhr am Fenster zur Straße zu. Das Wort Fenster ist im Tesoro leicht untertrieben. Das Restaurant ist so aufgebaut, dass man die Front zur Straße nahezu komplett öffnen kann. Das ist schön an Tagen wie diesem, als das Thermometer auf 27,5 Grad kletterte.
Unser Taxi hatte ich schon am Vormittag für 17:45 Uhr vorbestellt. Bis auf seine Ortskenntnisse machte unser Fahrer einen sehr sicheren Eindruck. Aber ich als Eingeborener war ja zur Stelle. An der Straße vor dem Tesoro war eine Riesenparklücke vorhanden, die bequem anzusteuern gewesen wäre, aber routinierte Droschkenkutscher fühlen sich in der zweiten Reihe wohler, egal ob sie Hupkonzerte damit provozieren. Ich loggte uns per Luca-App um 17:52 ein (um 19:37 Uhr aus). Die Maske ist für mich so selbstverständlich, dass meine Frau mich am Tisch erst erinnern musste, sie abzunehmen. Erfreulich fand ich, dass um 18:00 Uhr vier Tische belegt waren, um 19:00 Uhr alle. Umbauten für das Hygienekonzept waren hier nicht nötig.
Gute Auslastung
Signore Alan-Felipe, der Vater des Chefs reckte uns als erster seine Faust zur Begrüßung entgegen, sein Sohn unmittelbar danach, beide bis zu den Ohren lachend.
Die Champagnerversorgung übernahm der Chef selbst und wies darauf hin, dass es keinen Roederer mehr gebe, sondern wegen erhöhter Nachfrage ab jetzt Ruinart. Die Flasche wurde entkorkt und unsere Gläser wurden mit je mindestens 0,15 Liter gefüllt. Im begleitenden Smalltalk fragte ich nach, ob er eine gute Quelle für das teure Zeug gefunden habe, was er bejahte. Trotzdem sind nun 13,90 € statt 12,00 wie beim Roederer fällig. Das ist in Ordnung.
Neu: nun Ruinart
Unsere Servicemitarbeiterin Miriam war ebenso erfreut wie der Rest des Personals über das Wiedersehen. Sie sagte auch, dass es höchste Zeit gewesen sei, die Langeweilephase hinter sich zu lassen und endlich wieder unter Menschen zu sein. Serdars Begrüßungsfaust reckte sich uns dann von oben entgegen. Mir kam der Gedanke wie Mütter nun ihre Kinder ermahnen: man nimmt das schöne (rechte) Fäustchen. Miriam betete uns die Specials herunter, wo ich auch spontan fündig wurde. Meine Frau nahm lieber etwas aus der Standardkarte.
Als Amuse erreichte uns je ein Stück schwimmend ausgebackener panierter Steinbeißer mit Aioli. Fischausbacken muss noch geübt werden. Er war trocken. Immerhin war es ausnahmsweise mal etwas, was meine Frau nicht bei mir entsorgen musste.
Amuse Steinbeißer/Aioli
Zum wieder hervorragenden Weißbrot nahmen wir jeder 0,2 Nero d’Avola. Unser Riesling stand schon im Eiseimer bereit.
Unsere Geprächsrunde mit Serdar und dem Chef war noch nicht beendet, als unsere Vorspeisen kamen, vitello tonnato für meine Frau, Rindertatar für mich. Das Tatar war sorgsam geschnitten und nicht gewolft. Das Eigelb in der Mitte war wunderbar flüssig. Gewürzt war es perfekt nach meinem Geschmack.
Rindertatar
Tatar mit flüssigem Ei
Der Vater des Chefs räumte ab, als wir fertig waren und fragte, ob wir nun eine Pause haben wollten, was wir wie immer verneinten.
Die Stammkundenzugabe, ein Ananas-Sorbet aus dem Pacojet auf Knusperkrümeln war angesichts der Temperaturen ein besonderer Genuss. Wie immer war das Sorbet frei von merkbaren Eiskristallen und kräftig fruchtig im Geschmack.
Ananassorbet Knusperkrümel
Somit wurde die Zeit nicht lang bis zum Hauptgang, dass Pfefferrumpsteak mit Kartoffeln+Kartoffeln für meine Frau hatte gewohnte Qualität, mein Kalbsfilet mit kompletter Gemüsebeilage war exzellent gegart und reichlich bedeckt mit einer tollen Pfifferlingsrahmsoße. Sie war so komponiert, dass sie mit allen Gemüsesorten auf meinem Teller hervorragend harmonierte. Die sehr kleinen Pfifferlinge waren sandfrei, die Möhre lediglich gut gebürstet, nicht geschält, insgesamt ein sehr rundes und schmackhaftes Gericht.
Kalbsfilet Pfifferlingsrahm
{Dessert ging nicht mehr, was aber nicht weiter schlimm ist.
Es war für uns so ein richtiger Wohlfühlabend. Es ist auch ein schönes Gefühl, wenn zwischen Gästen und Service so viel beiderseitiges Vertrauen da ist.
Kurz bevor wir das Restaurant verließen, sagte Herr Alan noch, wie sehr er sich gefreut habe, Post von mir während der Lockdownzeit bekommen zu haben. Es sei einfach schön, wenn man das Gefühl habe, nicht vergessen zu werden.
Da ich vor einem Jahr etwas von Wastel geschrieben habe, sollte ich noch ergänzen: es geht ihm ganz gut, und er ist aus bayern nun wieder nach Fehmarn umgesiedelt. Nordische Menschen liegen ihm besser.