Besucht am 15.07.2017Besuchszeit: Mittagessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 24 EUR
Der Bodensee ist immer eine Reise wert – natürlich ganz besonders im kulinarischen Sinne. Auch das Hinterland lädt (immer wieder) zu Entdeckungen ein. Vieles ist hier gemütlicher, langsamer, nicht so überlaufen wie direkt am See. Dafür sollte man allerdings ein Auto, respektive Fahrrad, zur Verfügung haben.
Auf der Rückreise von Österreich strande ich dieses Mal in Kressbronn. Genau genommen: auf dem Lande. Hier gedeihen Obst und Gemüse im Übermaß, Hopfen wird im großen Stile angebaut (ich liebe diesen Anblick, den man nur noch selten in Deutschland hat). Unweit der Gießenbrücke befindet sich der Landgasthof „Zum Zollhaus“, der seit 1816 in Familienbesitz ist. Behäbig und ausladend streckt sich das hellgelb getünchte Gebäude mit den markanten grünen Fensterläden und Butzenscheiben dahin. Rechts davon eine Scheune, links davon ein herrlicher Biergarten: urgemütliche Holzbänke und -tische, sehr viel Grün, Schatten spendende Bäume, blühende Stauden und Sommerblumen, dazwischen ein kleines Häusle, das früher vielleicht mal das Backhaus war. Auch die Inneneinrichtung urtümlich und in langer Tradition gewachsen; fast fühlt man sich wie zu Besuch bei den Großeltern auf dem Land. Dunkles Holz, handbestickte Tischdecken, Einmachgläser. Ein wundervolles Ambiente, das unaufgesetzt ist und weit weg von dem üblichen modernen Landhausstil mit Chichi.
Das Zollhaus wird täglich, ausser donnerstags, ab 10:30 bewirtet. Gegen 14 Uhr macht die Küche allerdings eine Pause. Welch Glück, dass wir noch knapp davor eintreffen. Und das an einem sonnigen Samstagnachmittag. Rundherum Wanderer, Biker, Pensionäre mit Hunden, junge Familien mit kleinen Kindern. Aber so lose verteilt, dass noch viel Luft ist und man sich nicht bedrängt fühlt.
Auf der Karte gibt es Ehrliches, Bodenständiges, Regionales: Wurstsalat in verschiedenen Variationen, angemachten Käse (entweder rezenten Romadur oder dreierlei verschiedene Sorten), Maultaschen, Fleischkäse, aber auch moderne Anklänge wie Gemüsequiche. Sehr gerne probiert hätte ich den hiesigen Apfelmost, aber als Autofahrer halte ich mich zurück und trinke ausnahmsweise nur Mineralwasser (angenehm kühl und in einer Halbliterflasche serviert). Während wir aufs Essen warten, kommt eine Bekannte oder Mitarbeiterin oder Nachbarin vorbei, bringt frisch gepflückte Himbeeren und einen ganzen Sack voll Landgurken mit. Im Gegenzug erhält sie einen dicken Strauss Schnittlauch, der gerade zu blühen anfängt. Diese Region strotzt nur so vor Üppigkeit und Fruchtbarkeit. Ein bisschen fühlt man sich hier wie im Paradies.
Zum Essen wählen wir „Sauren Käs“ (6,50 Euro) und einen Schweizer Wurstsalat (7,20 Euro). Der herzhafte Romadur-Käse ist großzügigst mit einer sauren Essigmarinade angemacht, beziehungsweise: schwimmt darin. Darüber so viel Zwiebelringe, dass ich noch Stunden später damit zu kämpfen habe. Aber genauso muss es sein! Ich haue mir noch reichlich Pfeffer aus der extra dazu gestellten Pfeffermühle drüber. Der Wurstsalat ist ebenfalls sehr rezent und wurde aus in dicken Scheiben geschnittenen Emmentaler Käse und Wiener Würstchen plus Essiggurken und frischen Zwiebeln angemacht. Die Portionen sind riesig. Dazu gibt es einige Scheiben frisches Landbrot mit dunkler, knackiger Kruste. Damit kann man schön die saure Marinade auftunken. Das Brot wird in einem rustikalen Brotkorb mit handgearbeiteter Decke gereicht. Um die schlimmsten Blähungen einzudämmen, wählen wir einen Obstler (etwas über 2 Euro), der kräftig reinhaut. Danach noch einen Kaffee, der in zwei Größen angeboten wird und in dickwandigen Tassen serviert wird.
Gegen 14 Uhr macht die Küche tatsächlich dicht und die Großfamilie der Wirtsleute setzt sich ganz selbstverständlich an den Nebentisch und serviert sich Deftiges aus einer großen Terrine. Hier geht es wirklich sehr familiär und angenehm ungezwungen zu. Die Patronin arbeitet und bedient konzentriert und zuverlässig, wirkt jedoch stets etwas reserviert und zurückhaltend. Man könnte meinen, sie hätte einfach einen schlechten Tag, aber ich erinnere mich an einen Besuch vor einigen Jahren, an dem mein Gefühlt dasselbe war. Egal, das Essen ist vorzüglich, grundehrlich und wird frisch zubereitet. Im Gastraum stehen frische Marmelade und selbstgemachte Grissini zum Verkauf bereit. Im Vorraum kann man sich kleine kostenlose Postkarten des Hauses aus Einmachgläsern klauben. Die Toiletten befinden sich im hinteren Trakt des Hauses und sind in moosgrünen Kacheln der 1970er Jahre gekachelt. Geradezu noch jugendlich, wenn man das Alter dieses Hauses bedenkt.
Der Bodensee ist immer eine Reise wert – natürlich ganz besonders im kulinarischen Sinne. Auch das Hinterland lädt (immer wieder) zu Entdeckungen ein. Vieles ist hier gemütlicher, langsamer, nicht so überlaufen wie direkt am See. Dafür sollte man allerdings ein Auto, respektive Fahrrad, zur Verfügung haben.
Auf der Rückreise von Österreich strande ich dieses Mal in Kressbronn. Genau genommen: auf dem Lande. Hier gedeihen Obst und Gemüse im Übermaß, Hopfen wird im großen Stile angebaut (ich liebe diesen Anblick, den... mehr lesen
Zum Zollhaus
Zum Zollhaus€-€€€Landgasthof075438745Gießenbrücke 1, 88079 Kressbronn am Bodensee
4.5 stars -
"Ländliche Idylle mit herrlichem Biergarten" MinitarDer Bodensee ist immer eine Reise wert – natürlich ganz besonders im kulinarischen Sinne. Auch das Hinterland lädt (immer wieder) zu Entdeckungen ein. Vieles ist hier gemütlicher, langsamer, nicht so überlaufen wie direkt am See. Dafür sollte man allerdings ein Auto, respektive Fahrrad, zur Verfügung haben.
Auf der Rückreise von Österreich strande ich dieses Mal in Kressbronn. Genau genommen: auf dem Lande. Hier gedeihen Obst und Gemüse im Übermaß, Hopfen wird im großen Stile angebaut (ich liebe diesen Anblick, den
Besucht am 17.06.2017Besuchszeit: Abendessen 1 Personen
Rechnungsbetrag: 13 EUR
Wer in (s)einem Restaurantnamen Heimatverbundenheit und Regionalität suggeriert, sollte dies auch mit den angebotenen Speisen beweisen können. Pures Namedropping ohne inhaltliche Qualitäten und/oder personelles Können können bei den Gästen rasch zu Verdrossenheit und Zweifeln führen. Doch besonders in touristischen Hochburgen zeigt sich die potentielle Klientel sowieso nur als Laufkundschaft, die möglicherweise halt kein zweites Mal kommt – oder zuhause wenig Gutes zu berichten mag. Möglicherweise juckt das den Restaurantbetreiber sowieso nicht.
Auch in Bad Herrenalb im Nordschwarzwald sollte man Vorsicht walten lassen, vor allem im Jahre 2017, während der Landesgartenschau. Manche Irreleitungen bestehen aber schon länger und werden unglücklicherweise andauern, wenn die Gäste nicht permanent fernbleiben. Ein trauriges Beispiel ist die hiesige Schwarzwaldstube, direkt an der Hauptstrasse gelegen und während der Landesgartenschau 2017 auch direkt gegenüber des Eingangs am Kurhaus. Besucher, die nach einem langen, eindrucksvollen Tag auf dem Gartenschaugelände hungrig aus dem Ausgang streben, fallen sozusagen direkt in die Arme des Schwarwaldstubenbetreibers. Während meines ersten Vorbeischauens an einem Samstagnachmittag gegen 16 Uhr waren alle Plätze auf der Terrasse auch gut besetzt. Während des warmen Frühsommertages wollte man auch nicht so gerne drinnen sitzen. Bei meinem zweiten Versuch nach 17 Uhr hatten sich die Reihen schon sichtlich gelichtet, von drei allein reisenden Damen einmal abgesehen. Ok, sehr malerisch sitzt man direkt an der belebten und lauten Hauptstrasse nicht unbedingt, aber man hat von hier aus einen guten Blick auf die Gartenschau und das Klosterviertel und die vorbeiflanierenden Spaziergänger. Der Innenraum ist übrigens sehr bodenständig nach Schwarzwaldmanier möbliert und ausstaffiert, wenngleich schon etwas in die Jahre gekommen. Die Toiletten sind nicht mehr ganz taufrisch, aber man ist sichtlich um Sauberkeit bemüht. Und ein Schild „Achtung, vier Stufen“ weist sehr eindrücklich auf den Höhenunterschied im Gastraum hin.
Gleich der einzige positive Eindruck vorneweg: sofort, nachdem ich mir einen Platz auf der Terrasse gesucht hatte, erschien eine sichtlich bemühte, anständige, fleißige Servicekraft, die mit voller Kraft dabei war. Vielleicht keine professionelle Bedienung, aber eine mit Engagement und Geschick. Meinem Wunsch nach einem sortenreinen Rotweinschorle (aber bitte ohne Trollinger) konnte sofort nach kurzer persönlicher Beratung entsprochen werden. Auch das passende Gericht wurde sogleich zur Bestellung aufgenommen. Das Schorle für überaus günstige 2,90 Euro wurde rasch serviert, war üppig eingegosssen und schmeckte sehr frisch. Keinerlei Beanstandungen für den verwendeten Schwarzriesling!
Die angebotenen Speisen orientieren sich an örtlichen Spezialitäten (Forelle, Krustenbraten) oder Publikumslieblingen (Matjes). Preislich eher nicht so günstig, auch wenn das Ambiente und der Habitus des Lokals eher auf solide Hausmannskost schliessen lassen.
Nach knapp einer Viertelstunde wurde überraschenderweise auch schon das bestellte Gericht gebracht: Käsespätzle mit Beilagensalat (10,90 Euro). Der vorab servierte Beilagensalat war in seiner Dürftigkeit eher eine Zumutung: ein paar Blätter Salat, einige Radieschenstücke, ein geschmackloses Tomatenachtel. Auch mit extra dazu geordertem Pfeffer und Salz war hier nichts mehr zu retten. Der Teller Käsespätzle wirkte beim ersten Anblick noch ganz kommod, entpuppte sich beim Tasting aber als viel zu sahnig und geradezu flüssig-sämig. Hier mangelte es einfach an herzhafter Konsistenz und Habhaftigkeit. Möglicherweise war wirklich zu viel Sahne im Spiel, vielleicht auch minderwertiger Käse??
Was mich aber vollkommen schockierte, war die Tatsache, dass nach dem Servieren meines Essens der Koch und der Chef (und seine Frau?) nach getaner Arbeit zigaretterauchend auf der Terrasse sassen. Nikotin und Speisenzubereitung passen meiner Meinung nach gar nicht zusammen. Gegen 17 Uhr 30 dürfte der Arbeitstag dieser Personen auch noch lang nicht am Ende gewesen sein. Da konnte auch die nette, bemühte Servicekraft die Situation nicht mehr retten. Übrigens waren nicht nur die Bedienung, sondern auch der Chef und der Koch meilenweit von einer Schwarzwälder Herkunft entfernt. Vermutlich liegen da mehrere Bundesländer oder noch ganz andere Grenzen dazwischen.
Alles in allem möchte ich von der Schwarzwaldstube eher abraten. Bad Herrenalb dürfte durchaus noch bessere Lokale zu bieten haben. Man muss ja nicht direkt an der Hauptstrasse essen.
Wer in (s)einem Restaurantnamen Heimatverbundenheit und Regionalität suggeriert, sollte dies auch mit den angebotenen Speisen beweisen können. Pures Namedropping ohne inhaltliche Qualitäten und/oder personelles Können können bei den Gästen rasch zu Verdrossenheit und Zweifeln führen. Doch besonders in touristischen Hochburgen zeigt sich die potentielle Klientel sowieso nur als Laufkundschaft, die möglicherweise halt kein zweites Mal kommt – oder zuhause wenig Gutes zu berichten mag. Möglicherweise juckt das den Restaurantbetreiber sowieso nicht.
Auch in Bad Herrenalb im Nordschwarzwald sollte man Vorsicht... mehr lesen
Schwarzwaldstube
Schwarzwaldstube€-€€€Restaurant07083 2298Kurpromenade 5, 76332 Bad Herrenalb
2.0 stars -
"Trauriger Abklatsch vermeintlicher Regionalität" MinitarWer in (s)einem Restaurantnamen Heimatverbundenheit und Regionalität suggeriert, sollte dies auch mit den angebotenen Speisen beweisen können. Pures Namedropping ohne inhaltliche Qualitäten und/oder personelles Können können bei den Gästen rasch zu Verdrossenheit und Zweifeln führen. Doch besonders in touristischen Hochburgen zeigt sich die potentielle Klientel sowieso nur als Laufkundschaft, die möglicherweise halt kein zweites Mal kommt – oder zuhause wenig Gutes zu berichten mag. Möglicherweise juckt das den Restaurantbetreiber sowieso nicht.
Auch in Bad Herrenalb im Nordschwarzwald sollte man Vorsicht
Ich liebe Pop-Up-Locations, den Hauch des Unperfekten, Temporären, Improvisierten, nicht ewig Bestehenden. Ein ganz besonderes Glück, dass die diesjährige documenta in Kassel ihr Presse- und Informationscenter in einem ehemaligen aufgelassenen Lederfachgeschäft mitten am Friedrichsplatz installiert hat. Und auf dem ersten Stock, über eine geschwungene Treppe mit dem Liebreiz früherer Jahre (1950? 1960?) residiert sehr charmant des Depanneur. Wer die Bistros und Cafes anderer Messen und Ausstellungen kennt und ihr schnödes Angebot von Wiener Würstchen, schalem, abgestandenen Kaffee und Fertigsalaten fürchten gelernt hat, wird hier innerlich jubilieren. Dass Selbstbedienung herrscht, nimmt man übrigens gerne in Kauf.
Mitten im hektisch-aufgewühlten Treiben der Innenstadt ist das Depanneur ein unschätzbares Geschenk, ein Ort der Ruhe und des Innehaltens. Man könnte ihm glatt ein Slow-Food-Siegel verleihen (wenn er nicht vielleicht schon eines hat?). Egal, wieviel Menschen grad am Tresen anstehen, wie trubelig es rundherum zugehen mag: die Betreiber lassen sich nicht aus der Ruhe bringen und gestalten ihr Angebot ganz selbstverständlich mit höchsten Ansprüchen und besten Zutaten. Beim Kaffee zum Beispiel kann man zwischen konventionellem Filterkaffee (die Tasse für 2,50 Euro) und handgebrühtem Kaffee (die Tasse für 3,00 Euro) auswählen. Für letzterem sollte man schon viel Zeit mitbringen und die Beschaulichkeit, dem langsamen Fluss der Köstlichkeit zuzusehen. Das Depanneur verfügt selbstredend über das notwendige Equipment. Das Resultat überzeugt! Fast ist man für die Zukunft für jeden Kaffeevollautomaten verloren… Auch der griechische Bergtee ist ein Gedicht. Ich glaube, ich habe ihn zuletzt 1995 in Kreta getrunken und danach nirgendwo mehr in Deutschland im Angebot gesehen. Das Kraut muss circa 10 Minuten geköchelt werden, danach gibt es sein herrliches zimtige Aroma frei. Selbst beim Wein (6,00 Euro) wurde ich gefragt, ob ich einen mit oder ohne Sulfite haben möchte – die Rebsorte stand erst an zweiter Stelle. Hier spürt man sofort, dass sehr aufmerksam und behutsam mit allen Lebensmitteln umgegangen wird. Auch die kleinen Snacks und Blechkuchen und Salätchen sind ein Gedicht. Und nicht zu vergessen, der documenta Schnaps für 2,50 Euro. Der räumt an einem schlechten Tag den Magen auf und macht Platz für Neues. Das Speiseangebot wechselt übrigens laufend, je nach Gusto und Verfügbarkeit und aktuellen Ideen.
Natürlich wird perfekt mehrsprachig parliert und – wenn es die Situation erfordert – schon mal mitten im Satz von einer Sprache zur nächsten umgeswitcht. Die internationale Klientel macht es erforderlich. Zu jedem Getränk, jedem Gericht wird gerne Auskunft gegeben und die Zubereitungsweise en detail erläutert. Da kommt man schon leicht mal ins Fachsimpeln. Der entkernte, minimalistisch anmutende Innenraum ist hell und einfach bis zweckmäßig möbliert. Es gibt kostenloses WLan und einen Drucker. Überall an den Tischen stehen genügend Steckdosen zur Verfügung. Man kann also jederzeit seine mobilen Endgeräte und Laptops einstöpseln und laden. Nur zwei Wermutstropfen möchte ich anführen: das Depanneur ist nicht barrierefrei erreichbar und die Toiletten befinden sich zwei Etagen tiefer im Untergeschoss - mit derart psychedelischer Beleuchtung, dass man nur unter Mühen die Delikatessen, die man oben genossen hat, bei sich behalten kann.
Der Hit ist die wundervolle Dachterrasse, die mit Sonnensegeln und Sitzkissen ausgestattet ist. Hier hockt man sehr entspannt und kann mit Freunden chillen. Apropos Freunde: auch wenn sich das Depanneur im Pressezentrum befindet, muss man sich nirgendwo ausweisen oder legitimieren. Sogar auf der Homepage steht: „Bring Laptop und Freunde mit, unser Community Space bietet genügend Platz und kostenloses WLAN“. Das Depanneur hat übrigens bis zum 17. September 2017 noch täglich geöffnet, ohne Ruhetag und ohne Mittagspause. Die engagierten Betreiber stammen jedoch aus der Gastroszene und dürften danach sicherlich an anderen Orten kreativ weitermachen. Man darf gespannt sein!
PS. Einen Rechnungsbeleg habe ich nicht erhalten, habe aber auch nicht extra danach gefragt.
Ich liebe Pop-Up-Locations, den Hauch des Unperfekten, Temporären, Improvisierten, nicht ewig Bestehenden. Ein ganz besonderes Glück, dass die diesjährige documenta in Kassel ihr Presse- und Informationscenter in einem ehemaligen aufgelassenen Lederfachgeschäft mitten am Friedrichsplatz installiert hat. Und auf dem ersten Stock, über eine geschwungene Treppe mit dem Liebreiz früherer Jahre (1950? 1960?) residiert sehr charmant des Depanneur. Wer die Bistros und Cafes anderer Messen und Ausstellungen kennt und ihr schnödes Angebot von Wiener Würstchen, schalem, abgestandenen Kaffee und Fertigsalaten fürchten... mehr lesen
Dépanneur Kassel
Dépanneur Kassel€-€€€Bistro, Bar, CafeFriedrichsplatz 4, 34117 Kassel
4.5 stars -
"Pop-Up mit Charme" MinitarIch liebe Pop-Up-Locations, den Hauch des Unperfekten, Temporären, Improvisierten, nicht ewig Bestehenden. Ein ganz besonderes Glück, dass die diesjährige documenta in Kassel ihr Presse- und Informationscenter in einem ehemaligen aufgelassenen Lederfachgeschäft mitten am Friedrichsplatz installiert hat. Und auf dem ersten Stock, über eine geschwungene Treppe mit dem Liebreiz früherer Jahre (1950? 1960?) residiert sehr charmant des Depanneur. Wer die Bistros und Cafes anderer Messen und Ausstellungen kennt und ihr schnödes Angebot von Wiener Würstchen, schalem, abgestandenen Kaffee und Fertigsalaten fürchten
Das Falada gehört für mich zu den am schönsten gelegenen Locations in Kassel, mit beeindruckenden Ausblicken und einer einzigartigen Lage. Durch eine breite, großzügig konzipierte, raumhohe Fensterfront blickt man weit über die Stadt und fühlt sich fast wie über den Häusern schwebend. Bei guter Sicht blickt man noch weit in die umgebende Landschaft hinein. Auch die Adresse „Weinbergstraße“ lässt vermuten, dass an diesem Hang früher einmal Rebstöcke standen. Welch traumhafte Basis.
Wer hinter Falada möglicherweise den falsch geschriebenen Autorennamen Hans Fallada vermutet, liegt jedoch vollkommen falsch. Auch wenn die literarische Schublade schon fast korrekt ist. Falada ist ein sprechendes Pferd aus dem Grimm´schen Märchen „Die Gänsemagd“. Ein stilisierter Pferdekopf ist somit auch das Logo des Lokals, das sich auf der Eingangsebene des erst 2015 erbauten Museums „Grimmwelt“ befindet. In diesem Haus sind Leben und Werke der Gebrüder Grimm medial sehr ansprechend und umfassend aufbereitet. Nach stundenlangen Umherschlendern und Staunen kann sich daher schon mal Hunger und Durst melden. Das Falada ist öffentlich zugänglich und sieht sich als Restaurant, Cafe, Bar, Eventlocation, Grill – und Place to be. Natürlich vor allem zu Zeiten der documenta. Aber auch sonst werden hier gerne Empfänge, Familien- und Firmenfeiern ausgerichtet. Das herrliche Ambiente schreit schon fast danach: reduzierte, minimalistische Architektur, hochwertige Materialien, lange Theke, einfaches aber stylishes Mobiliar, sehr viel Licht und Helligkeit.
Auch wir waren nach einem mehrstündigen Besuch der Grimmwelt schlichtweg fasziniert vom Falada. Da es draussen gerade zu regnen begann, war das Lokal proppevoll und niemand machte Anstalten, zu gehen. Dass es dafür auch noch andere Gründe gab, merkten wir erst später. Zu froh waren wir erst mal darüber, die letzten beiden freien Sitzplätze ergattert zu haben. Sehr schnell wurde klar, dass sich das Gros der Gäste in einem unheilvollen Wartemodus befanden. Warten auf eine Bedienung, die Bestellungen aufnimmt. Warten auf die Auslieferung des Bestellten. Warten auf die Rechnung. Wie auch an anderen Orten in Kassel herrschte hier in Sachen Service das pure Chaos. Offensichtliche Aushilfskräfte eierten orientierungslos mit Tellern und Gläsern durch den Raum. Aufgebrachte Gäste beschwerten sich („Wir warten nun schon seit 1 Stunde und 20 Minuten auf unser Essen“). Selbst um eine Speisekarte mussten wir uns selbst kümmern und uns fast noch darum kloppen. Es war überhaupt nicht ersichtlich, wer der Servicekräfte für unseren Tisch zuständig war. Nach langem Herumfragen und etlichen Verweisungen auf andere Personen rückte endlich eine zuständige Bedienung an, an deren Reaktion schon abzulesen war, dass man besser nichts zu Essen bestellen sollte. Auch mein gutes Zureden half wenig. Offenbar war man auch in der Küche heillos überfordert und rechnete nicht mit einem vollen Haus. Wir beließen es daher bei einem Schöfferhofer Hefeweizen (4,90 Euro), einem kleinen Mineralwasser (ein Viertelliter für 2,80 Euro) und einer Brezel für 2,00 Euro. Die Preise waren angemessen, die Waren tadellos, sogar von der vollmundigen, weichen, frischen Brezel war ich begeistert und erstaunt: nun können schon die Hessen tadellose schwäbische Backwaren herstellen.
Was ich auf den anderen Tischen an Speisen sah (wenn denn mal welche serviert wurden…) sah ebenfalls schmackhaft und schön angerichtet aus, wenngleich ich die riesigen, schweren, tiefen Teller auch hier ziemlich übertrieben fand. In der kräftig grünen Erbsensuppe schwammen Speckwürfelchen, der bunte Wildkräutersalat war mit geschmolzenem Ziegenkäse angerichtet. Natürlich hat der Service es nie geschafft, das Essen für mehrere Personen an einem Tisch gleichzeitig auszuliefern, so dass Paare und kleine Gruppen zeitversetzt essen mussten und Teile ihrer Bestellung oft erst viel später ausgeliefert bekamen. Letztendlich erschienen mir fast alle Gäste unzufrieden und viele revoltierten auch. Manche Servicemitarbeiter taten mir auch leid. Wenn der Zauber dieses wundervollen Ortes nicht gewesen wäre, hätte sicherlich manch einer einfach den Raum verlassen.
Später hatte ich die Gelegenheit, auch noch einen Empfang zu beobachten. Hier wirkten sowohl das Servicepersonal als auch die Gäste sichtlich entspannter und glücklicher. Möglicherweise blüht das Falada erst richtig bei kleineren Gruppen und planbaren Events auf? Ich würde diesem Lokal auf jeden Fall gerne eine zweite Chance geben.
Das Falada gehört für mich zu den am schönsten gelegenen Locations in Kassel, mit beeindruckenden Ausblicken und einer einzigartigen Lage. Durch eine breite, großzügig konzipierte, raumhohe Fensterfront blickt man weit über die Stadt und fühlt sich fast wie über den Häusern schwebend. Bei guter Sicht blickt man noch weit in die umgebende Landschaft hinein. Auch die Adresse „Weinbergstraße“ lässt vermuten, dass an diesem Hang früher einmal Rebstöcke standen. Welch traumhafte Basis.
Wer hinter Falada möglicherweise den falsch geschriebenen Autorennamen Hans Fallada... mehr lesen
Café Falada in der Grimmwelt
Café Falada in der Grimmwelt€-€€€Restaurant, Bar, Cafe056181045460Weinbergstr. 21, 34117 Kassel
3.0 stars -
"Heureka! Falada!" MinitarDas Falada gehört für mich zu den am schönsten gelegenen Locations in Kassel, mit beeindruckenden Ausblicken und einer einzigartigen Lage. Durch eine breite, großzügig konzipierte, raumhohe Fensterfront blickt man weit über die Stadt und fühlt sich fast wie über den Häusern schwebend. Bei guter Sicht blickt man noch weit in die umgebende Landschaft hinein. Auch die Adresse „Weinbergstraße“ lässt vermuten, dass an diesem Hang früher einmal Rebstöcke standen. Welch traumhafte Basis.
Wer hinter Falada möglicherweise den falsch geschriebenen Autorennamen Hans Fallada
Besucht am 08.06.2017Besuchszeit: Abendessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 29 EUR
Zugegeben: während der documenta in Kassel kann man viel Spektakuläres und Kunstvolles sehen. Doch wenn man abends durch die Straßen schlendert und unvermutet um die Ecke biegt, kann man schon mal verwundert die Augen reiben. Mitten in der Innenstadt, unweit vom zentralen Königsplatz, erstreckt sich ein uraltes Ruinengemäuer, hinter dem sich tatsächlich ein hübsch hergerichtetes und gekonnt ausstaffiertes italienisches Lokal verbirgt. Von außen ein bisschen wie böhmische Dörfer anmutend, von innen jedoch elegant und top möbliert. Offenbar befindet man sich hier in den historischen Resten der alten Garnisonkirche. Erst mal großes Lob und Anerkennung an die (Innen-) Architekten und Raumgestalter, die dieses Meisterwerk inszeniert haben: freigelegtes altes Gemäuer, schöne Holzfensterläden, mediterran anmutende Kübelpflanzen, südländisches Flair und großzügige Gestaltung.
An einem lauen Juniabend bot es sich geradezu an, draussen zu sitzen. Fast hat man das Gefühl, sich in der Toskana im Sommerurlaub zu befinden. Wir wählten einen Tisch nahe an einer freigelegten, geschickt illuminierten inneren Mauer. Sofort war eine zuvorkommende, höfliche, gut geschulte Servicekraft bei uns, wischte den Tisch noch einmal sorgfältig sauber, versorgte uns mit Speisekarten und war sogleich bereit, eine Getränkebestellung aufzunehmen. Angesichts der teilweise schon katastrophalen Erlebnisse in Kassel war diese Bedienung eine wahre Wohltat. Die Speisekarte bot eine große Auswahl an Pizza und Pasta, auch an ausgewählten Fisch- und Fleischgerichten, wonach mir allerdings nicht der Sinn stand. Mein Insalata Nostromo für 9,90 Euro bot schließlich die gesuchte Mischung an frischen, knackigen Blattsalaten mit sättigenden Zutaten (Thunfisch) und leckerem Beiwerk (grünen und schwarzen Oliven, roten Zwiebelringen, reifen Tomaten, Karottenstreifen). Selbstverständlich wurden Essig, Öl, Pfeffer- und Salzstreuer umgehend an den Tisch gebracht. Alle Bestandteile hatten jedoch so viel Eigengeschmack, dass gar kein Nachwürzen mehr nötig war. Die Lasagne Emiliane (9,50 Euro) meines Begleiters sah auf den ersten Blick zwar recht übersichtlich aus, entpuppte sich jedoch als sehr sättigender, habhafter Brocken. Die Teigplatten waren nicht zu sehr weichgekocht, der kräftige Käse herrlich zerschmolzen, die Tomatensauce fruchtig und dickflüssig. Nur das Rotweinschorle (3,90 Euro) war sehr sparsam eingegossen und überschritt kaum die 0,2 Liter-Grenze. Hier hätte ich mir den Einsatz einer kleinen Karaffe sehr gut vorstellen können. Vielleicht ein konstruktiver Vorschlag an das Management?
Getränke und Speisen wurden rasch, ohne lange Wartezeiten serviert. Wenige Minuten nach dem Auftragen fragte die Bedienung noch einmal freundlich nach, ob alles okay sei. Stets hielt sie auch danach noch mit uns Blickkontakt und war zu weiteren Bestellungen bereit. Diese Aufmerksamkeit erlebt man leider selten. Auch beim Bezahlen mussten wir nicht lange warten.
Verwirrend war nur der Gang zur Toilette (proper und gut gepflegt), weil der Weg durch eine halb zugestellte Tür führte. Ich habe auch kein Hinweisschild entdeckt. Dafür war der Rückweg zur großzügigen Terrasse um so entspannter. Jetzt fiel mir auch das Ambiente noch mehr ins Auge: großformatige Terrakottafliesen, sonnengelbe Sonnenschirme, bequeme dunkle Korbmöbel, abgebeizte Holzlamellen als Fensterläden, südländische Topfpflanzen. Am frühen Abend unter der Woche war das Lokal zudem nur schwach besucht, hauptsächlich von Gästen mittleren Alters, von Paaren, Freundinnen unter sich oder kleinen Familienkonstellationen. Es ging alles in allem sehr ruhig zu, so ruhig, dass man die Vögel singen hörte. Allerdings hielt kurz vor unserer Verabschiedung ein Reisebus vor der Tür, der eine Gruppe von Kunstinteressierten ausspuckte. Es darf damit zu rechnen sein, dass gerade während der documenta dieses gepflegte, zentral gelegene Lokal bevorzugt besucht wird. Auch für Familien- und Firmenfeiern wird das Il Convento offenbar gerne bebucht.
Erwähnenswert sei noch die Tatsache, dass das Lokal durchgehend geöffnet hat und keine nachmittägliche Küchenpause einlegt. So kann man auch zu „Unzeiten“, wenn man z.B. am frühen Nachmittag Hunger verspüren sollte, getrost einkehren.
Zugegeben: während der documenta in Kassel kann man viel Spektakuläres und Kunstvolles sehen. Doch wenn man abends durch die Straßen schlendert und unvermutet um die Ecke biegt, kann man schon mal verwundert die Augen reiben. Mitten in der Innenstadt, unweit vom zentralen Königsplatz, erstreckt sich ein uraltes Ruinengemäuer, hinter dem sich tatsächlich ein hübsch hergerichtetes und gekonnt ausstaffiertes italienisches Lokal verbirgt. Von außen ein bisschen wie böhmische Dörfer anmutend, von innen jedoch elegant und top möbliert. Offenbar befindet man sich... mehr lesen
Ristorante Il Convento
Ristorante Il Convento€-€€€Restaurant, Biergarten, Pizzeria05618619446An der Garnisonkirche 2, 34117 Kassel
4.0 stars -
"Mediterraner Flair mitten in der Stadt" MinitarZugegeben: während der documenta in Kassel kann man viel Spektakuläres und Kunstvolles sehen. Doch wenn man abends durch die Straßen schlendert und unvermutet um die Ecke biegt, kann man schon mal verwundert die Augen reiben. Mitten in der Innenstadt, unweit vom zentralen Königsplatz, erstreckt sich ein uraltes Ruinengemäuer, hinter dem sich tatsächlich ein hübsch hergerichtetes und gekonnt ausstaffiertes italienisches Lokal verbirgt. Von außen ein bisschen wie böhmische Dörfer anmutend, von innen jedoch elegant und top möbliert. Offenbar befindet man sich
Besucht am 09.06.20172 Personen
Rechnungsbetrag: 30 EUR
Von all den kulinarischen Angeboten während meines mehrtägigen Aufenthaltes in Kassel ist mir das Cafe Nenninger mit am nachhaltigsten und positivsten in Erinnerung geblieben. Obwohl es sehr zentral – direkt am belebten Friedrichsplatz! – gelegen ist, herrschen hier Ruhe, Qualitätsgedanken und Traditionsbewusstsein vor. Und nicht der allgemeine Hype und die Hektik, die man an anderen Orten der Stadt allzeit präsent verspürt. Das ist selbst jetzt, während der documenta mit seiner Vielzahl an internationalen Besuchern, der Fall. Und ich hoffe sehr, dass dies während der kommenden 100 Tage (und natürlich darüber hinaus) anhalten wird.
Da mir der Service und das Interieur meines Übernachtungshotels gar nicht zugesagt haben, habe ich es vorgezogen, auf das dortige Frühstück zu verzichten und meine Tage im Nenninger zu beginnen. Mal nur mit einem Milchkaffee, mal mit der ganzen Palette an Köstlichkeiten, die das hiesige Frühstücksbüffet zu bieten hat. Stets war ich sowohl von der Qualität der Getränke und Speisen, als auch vom Ambiente und der Lage, als auch vom hervorragenden und professionellen Service mehr als angetan. Nicht umsonst kann das Nenninger auf eine lange Tradition zurückblicken: es existiert seit 1900 als Familienbetrieb. Und das will was heißen!
Direkt am Friedrichsplatz gelegen, weist das Kaffeehaus gut 100 Sitzplätze auf. Im Innenraum sehr angenehm auf zwei Ebenen verteilt, mit gemütlichem, aus dunklem Holz bestehenden Mobiliar versehen, dazu durch durchgehende Fenster sehr hell und licht gestaltet. Einige stylishe niedrige Tischchen und Sessel stehen auf dem Gehsteig in Richtung Friedrichsplatz – und damit mit tollem Blick auf das derzeitige Pantheon der Bücher, einer beeindruckenden Installation zur documenta. Doch besonders ruhig und kühl und schattig liegt die Terrasse nach hinten raus. Hier sitzt man abgeschieden und friedlich und angenehm zurückgezogen, obwohl man sich mitten in der Stadt, mit zahlreichen Geschäften vor den Augen, befindet.
Im Nenninger überwiegen hausgemachte, kreative Produkte. Besonders bekannt ist die Konditorei auch für ihre beeindruckenden Hochzeitstorten und ihre selbstgemachten Kekse und Süssigkeiten. Allein der visuelle Genuss lohnt sich schon. Ein weiterer Pluspunkt ist der zuverlässige und kompetente und total engagierte Service. Hier gibt jeder sein Allerbestes! Nach den zahlreichen gastronomischen Enttäuschungen in Kassel hat mich an jedem Tag die Existenz des Nenninger wieder erneut getröstet. Bei meinem ersten Besuch war ich begeistert von einer toughen, kräftigen, nicht mehr ganz blutjungen Servicekraft, die gekonnt mehrere Gedecke nebst Beilagen und Pfeffer- und Salzstreuern durch den Raum balancierte und dabei nicht aus der Ruhe zu bringen war. Ihr Mutterwitz und ihre Tatkraft überzeugten durch und durch.
Doch nun zur Kulinarik. Ich weiß nicht, auf welche Kaffeerösterei das Nenninger zurückgreift, doch das Resultat ist phänomenal. Der Milchkaffee (3,60 Euro) wird in einer großen, ausladenden, bauchigen Tasse serviert, schmeckt angenehm cremig-sahnig und vermag dennoch Tote zu erwecken, so kräftig ist er. Das tägliche Frühstücksbüffet für läppische 13,50 Euro inkludiert allerdings nur normalen Filterkaffee. Dafür beeinhaltet das optisch und lukullisch ansprechende Büffet folgendes: diverse Brötchensorten (von denen ich die knusprigen Körnerbrötchen bevorzuge), eine Vielzahl an unkonventionellen selbstgemachten Marmeladen und Brotaufstrichen (ich erinnere mich an einen formidablen Mandelaufstrich und mehrere Fruchtmarmeladen mit Alkoholnoten), diverse Feinkostsalate, einen hervorragend cremigen Kräuterquark, ständig frisch hergestelltes Rührei, gekochte Eier, Orangensaft, tolle Teesorten, frischen Obstsalat (und der stammt nicht aus der Dose!), Frischmilch, etliche Müsli- und Flakes-Mischungen etc.pp. Als ich nur mal so vage meinen Wunsch nach einem Spiegelei in den Raum werfe, reagiert die Dame hinterm Tresen sofort und bereitet mir individuell ein Spiegelei sunny side up mit knusprigem Speck zu. Ohne Aufpreis und schwuppdiwupp.
Sehr sympathisch finde ich auch das Kaffeehaus-Angebot an tagesaktuellen Zeitungen und Zeitschriften, die an der Theke ausliegen. Selbstredend ist die Sauberkeit des Lokals und auch der Toiletten tipptopp. An allen Ecken hat man zudem für ein einladendes Ambiente gesorgt. Sogar die Tische im Aussenbereich sind mit Sukkulenten, die man in kleine Teekännchen gepflanzt hat, geschmückt. Hier ist man mit Liebe, Engagement und ganzem Herzen dabei.
Von all den kulinarischen Angeboten während meines mehrtägigen Aufenthaltes in Kassel ist mir das Cafe Nenninger mit am nachhaltigsten und positivsten in Erinnerung geblieben. Obwohl es sehr zentral – direkt am belebten Friedrichsplatz! – gelegen ist, herrschen hier Ruhe, Qualitätsgedanken und Traditionsbewusstsein vor. Und nicht der allgemeine Hype und die Hektik, die man an anderen Orten der Stadt allzeit präsent verspürt. Das ist selbst jetzt, während der documenta mit seiner Vielzahl an internationalen Besuchern, der Fall. Und ich hoffe sehr,... mehr lesen
5.0 stars -
"Hervorragendes Angebot, toller Service, einladendes Ambiente" MinitarVon all den kulinarischen Angeboten während meines mehrtägigen Aufenthaltes in Kassel ist mir das Cafe Nenninger mit am nachhaltigsten und positivsten in Erinnerung geblieben. Obwohl es sehr zentral – direkt am belebten Friedrichsplatz! – gelegen ist, herrschen hier Ruhe, Qualitätsgedanken und Traditionsbewusstsein vor. Und nicht der allgemeine Hype und die Hektik, die man an anderen Orten der Stadt allzeit präsent verspürt. Das ist selbst jetzt, während der documenta mit seiner Vielzahl an internationalen Besuchern, der Fall. Und ich hoffe sehr,
Besucht am 08.06.20171 Personen
Rechnungsbetrag: 2 EUR
Die Orangerie liegt so wunderschön in Kassels Auen- und Parklandschaft, dass man vor Ergriffenheit fast weinen mag. Darüber viele Schäfchenwölkchen am himmelsblauen Firmament. Verständlich, dass man vor dieser herzergreifenden Kulisse Geburtstage feiern, Familienfeste ausrichten oder einfach nur die Tage genießen möchte. So dürfte das Restaurant fast dauerhaft ausgebucht sein. Vor allem in den kommenden 100 Tagen der documenta. Denn die Orangerie gehört zu einem der zahlreichen bespielten Orte und die Kunstwelt will auch mal leiblichen Genüssen nachgehen. Das kann man auf der malerischen Terrasse des Schlosses Orangerie so entspannt wie fast nirgendwo vor Ort.
Nach mehreren früheren Besuchen in den letzten 20 Jahren war ich auch Anfang Juni 2017 wieder zu Gast, just während der Preview Days der Documenta. Am sonnigen, warmen Nachmittag war die Terrasse extrem gut besucht und nur wenige Tische waren noch frei. Wie der Name es schon nahelegt, sitzt man hier sehr schön zwischen Orangen- und Zitrusbäumchen, auf bequemen Stühlen, wahlweise unter riesigen, Schatten spendenden Sonnensegeln – und kann den weiten Ausblick auf die Parklandschaft geniessen.
Meine ursprüngliche Absicht, eine Kleinigkeit zu essen, habe ich allerdings schnell verworfen. Allein auf die Bedienung habe ich fast eine halbe Stunde gewartet und konnte meinen Wunsch nur anbringen, weil ich einen umherirrenden Servicejüngling (der seine Getränke nicht loswurde, weil ihm unklar war, wer die Besteller waren) ziemlich rüde ausgebremst habe. Leider hat er meinen bestellten Kaffee nie gebracht. Oder auf einen anderen Tisch gestellt. Sehr schnell wurde mir klar, dass hier totale Desorientiertheit vorherrscht, zu viele Aushilfskräfte zugange sind und keiner weiß, wo es langgeht. Auf meiner Suche nach der Toilette kam ich an einem riesigen Saal mit ausladendem Büffet vorbei – fast war ich versucht, mich einfach zu bedienen. War das Teil eines Lunchbüffets? Oder einer Hochzeitsveranstaltung? Oder einer der vielen Empfänge der kunstbeflissenen Community? Kein Hinweisschild, keine Erklärung. Hätte ich bloß mal zugelangt…
Wie lange es gedauert hat, bis ich schließlich doch noch zu meinem Kaffee kam, habe ich nicht gestoppt. Auf jeden Fall war weiteres Servicepersonal in unterschiedlichen Stadien des Engagements involviert. Letztendlich habe ich einfach die Sonne und den wunderschönen Tag genossen. Der Cappuccino (2,90 Euro) wurde in einer winzigen Tasse serviert, die gut zu einem Espresso gepasst hätte. Immerhin war er noch warm, als er den Weg an meinen Tisch gefunden hat. Als es dann endlich mal flutschte, dauerte auch das Bezahlen nicht mehr so lange und mein gewünschter ausgedruckter Beleg kam binnen einer Minute angeflattert. Leider kann ich zum Essen also nichts Verbindliches beitragen.
Der Weg zur Toilette führt über eine scharfe Linkskurve ins Untergeschoss. Leider kreuzt der Weg der Laufstrecke des Servicepersonals, was zu einigen unangenehmen Zusammenstößen führen kann. Die Toiletten sind dafür schön und gepflegt – keine Selbstverständlichkeit bei der hohen Besucherfrequenz. Apropos Besucher: hier findet man alles, von Singles bis zu Großfamilien, von älteren Paaren bis zu jungen Studentengruppen, von Einheimischen bis zu Touristen aus Übersee. Die Treppe zu den Innenräumen ist allerdings für Menschen mit Handicaps etwas schwer zu bewältige, da kein Handlauf angebracht ist (wahrscheinlich Denkmalschutz?). Viele Gäste kamen zu Fuss oder mit dem Fahrrad. Interessant dürfte noch sein, dass sich in Fusslaufnähe eine Bushaltestelle befindet und auch die örtlichen Sight-Seeing-Busse hier Halt machen.
Ein Besuch dieses herrlich gelegenen Lokals ist durchaus empfehlenswert, allerdings muss man sehr viel Geduld und Zeit und Verständnis für die schlechte Organisation mitbringen.
Die Orangerie liegt so wunderschön in Kassels Auen- und Parklandschaft, dass man vor Ergriffenheit fast weinen mag. Darüber viele Schäfchenwölkchen am himmelsblauen Firmament. Verständlich, dass man vor dieser herzergreifenden Kulisse Geburtstage feiern, Familienfeste ausrichten oder einfach nur die Tage genießen möchte. So dürfte das Restaurant fast dauerhaft ausgebucht sein. Vor allem in den kommenden 100 Tagen der documenta. Denn die Orangerie gehört zu einem der zahlreichen bespielten Orte und die Kunstwelt will auch mal leiblichen Genüssen nachgehen. Das kann man... mehr lesen
Restaurant im Schloss Orangerie | Der Grischäfer
Restaurant im Schloss Orangerie | Der Grischäfer€-€€€Restaurant, Loungebar, Erlebnisgastronomie056128610318Auedamm 20 B, 34121 Kassel
3.5 stars -
"Herrliche Lage, jedoch vollkommen überlastetes und schlecht organisiertes Servicepersonal" MinitarDie Orangerie liegt so wunderschön in Kassels Auen- und Parklandschaft, dass man vor Ergriffenheit fast weinen mag. Darüber viele Schäfchenwölkchen am himmelsblauen Firmament. Verständlich, dass man vor dieser herzergreifenden Kulisse Geburtstage feiern, Familienfeste ausrichten oder einfach nur die Tage genießen möchte. So dürfte das Restaurant fast dauerhaft ausgebucht sein. Vor allem in den kommenden 100 Tagen der documenta. Denn die Orangerie gehört zu einem der zahlreichen bespielten Orte und die Kunstwelt will auch mal leiblichen Genüssen nachgehen. Das kann man
Eis Liebchens grosses Glück ist die Lage direkt am Kasseler ICE Bahnhof Wilhelmshöhe. Während das gastronomische Angebot im Bahnhofsgebäude selbst leicht schmuddelig und schmutzig und ungemütlich wirkt, glänzt das Eis Liebchen im Gebäude daneben mit hellen, hohen Räumen und einem schönen und fein möblierten Aussenbereich. Eine solche Lage ist unbezahlbar! Das Gros der Gäste dürfte nicht dezidiert wegen des gastronomischen Angebots hier sein, sondern, um die Wartezeit auf den nächsten Zug abzukürzen. Manch einer landet nach einer langen Zugfahrt auch erschöpft hier und ist froh, endlich mal die Beine ausstrecken oder etwas frische Luft geniessen zu können. Zudem hat man einen guten Blick auf den Busbahnhof und die Tramstation. Offenbar besteht das Lokal erst seit 2 Jahren. Die Gäste rekrutieren sich fast allesamt aus Zugreisenden und Durchreisenden. Stammgäste scheint es nicht zu geben. Und das ist schon etwas schade. Zudem findet man hier überdurchschnittlich viele Singles. Das spricht für die Tatsache, dass man dieses Lokal auch getrost als alleinreisende Frau besuchen kann.
Heute früh bin auch ich am Eis Liebchen gestrandet und habe meine einstündige Wartezeit auf meinen ICE mit zwei sehr leckeren Kaffeeportionen versüsst. Im Aussenbereich locken einig bequeme Lounge-Möbel, sowie mehrere halbhohe Holzbänke und -tische und natürlich ganz viel Sonnenschirme. Der Innenbereich ist winzig, aber sehr liebevoll und mit einem Hang zum netten Detail möbliert und ausgestattet. Raumhohe Glaswände sorgen rundum für viel Licht. Am Tresen liegen hinter einer Vitrine frische, individuell belegte Focaccias und Brötchen aus. Sieht alles sehr appetitlich und absolut lecker aus. Zum Lesen liegt viel Prospektmaterial aus, auch Zeitschriften und Bücher (ob die zum Tausch oder Kauf aufgestapelt sind, erschliesst sich mir allerdings nicht). Halsbrecherisch ist allerdings die steile Treppe zu den Toiletten im Obergeschoss. Hier muss man fast schwindelfrei sein. Dafür überzeugen die Toiletten mit grosser Sauberkeit und Adrettheit und netten Accessoires. Sehr kundenorientiert – vor allem, wenn man überlegt, dass hier in Bahnhofsnähe wohl sehr viel Laufkundschaft unterwegs ist.
Ich muss zugeben, dass ich die Speisekarte nicht weiter studiert habe, weil mir sofort der Sinn nach Kaffee stand. Und zwar ausschliesslich. Den schlichten Kaffee (neben diversen Kaffeespezialitäten) bekommt man nur in einer Größe – doch in formschönem, gut handlichem weißem Porzellan. Sehr sympathisch, dass die Milch dazu nicht in den üblichen Portionspackungen serviert wird, sondern in einem schönen kleinen Kännchen. Auch hier sieht man wieder den dekorativen Gedanken und den Hang zur Individualtität. Dazu gibt es zwei kleine Amarettini-Kekse.
Ich wurde von einer aufmerksamen, gut gelaunten, sehr bemühten jungen Servicekraft bedient. Als am späten Vormittag deutlich mehr Kundschaft aufkam, half auch die adrette Chefin kurz beim Servieren mit. Wir haben uns von beiden gut und freundlich aufgenommen gefühlt. Allerdings wurde ich zufällig Zeuge einer hässlichen Auseinandersetzung zwischen Chefin und Service. Das war mir sehr peinlich. Und ich hoffe sehr, dass diese Szene nur einem kurzen stressigen Moment geschuldet war.
Wer also am Bahnhof Wilhelmshöhe seine Wartezeit angenehm überbrücken möchte, dem sei dieses Lokal – zumindest in den Sommermonaten – wärmstens empfohlen. Auf den Toiletten kann man sich in sehr freundlich gestalteter Umgebung frisch machen. Das kulinarische Angebot sieht um Welten besser und frischer aus als die 0815-Teile der Standardgastronomie rundherum. Kleiner Wermutstropfen: auch hier wird nicht selbstverständlich eine ausgedruckte Quittung beim Bezahlen angeboten. Auch im Nachhinein kann keine mehr ausgestellt werden. Mir wurde zwar angeboten, die Details noch einmal auf dem Display des mobilen Endgerätes anschauen zu können – doch das ist natürlich keine Hilfe, wenn man tatsächlich einen Papierbeleg benötigt, z.B. für eine Dienstreiseabrechnung oder ähnlichem. Aber diesen Hang zum Digitalen beobachte ich schon seit längerem.
Eis Liebchens grosses Glück ist die Lage direkt am Kasseler ICE Bahnhof Wilhelmshöhe. Während das gastronomische Angebot im Bahnhofsgebäude selbst leicht schmuddelig und schmutzig und ungemütlich wirkt, glänzt das Eis Liebchen im Gebäude daneben mit hellen, hohen Räumen und einem schönen und fein möblierten Aussenbereich. Eine solche Lage ist unbezahlbar! Das Gros der Gäste dürfte nicht dezidiert wegen des gastronomischen Angebots hier sein, sondern, um die Wartezeit auf den nächsten Zug abzukürzen. Manch einer landet nach einer langen Zugfahrt auch... mehr lesen
Eis Liebchen
Eis Liebchen€-€€€Restaurant, Eiscafe, Biergarten05613169234Wilhemshöher Allee 253 (ICE-Bahnhof), 34131 Kassel
4.5 stars -
"Gepflegtes Lokal, nettes Ambiente" MinitarEis Liebchens grosses Glück ist die Lage direkt am Kasseler ICE Bahnhof Wilhelmshöhe. Während das gastronomische Angebot im Bahnhofsgebäude selbst leicht schmuddelig und schmutzig und ungemütlich wirkt, glänzt das Eis Liebchen im Gebäude daneben mit hellen, hohen Räumen und einem schönen und fein möblierten Aussenbereich. Eine solche Lage ist unbezahlbar! Das Gros der Gäste dürfte nicht dezidiert wegen des gastronomischen Angebots hier sein, sondern, um die Wartezeit auf den nächsten Zug abzukürzen. Manch einer landet nach einer langen Zugfahrt auch
Besucht am 10.06.2017Besuchszeit: Abendessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 24 EUR
In Kassel an einem umtriebigen Samstagabend und zudem noch am Tag der Documenta-Eröffnung, an dem die halbe kunstbeflissene Welt angereist und auf den Beinen ist. Nach mehreren windigen, regnerischen, unbeständigen Tagen ist gerade heute der Sommer ausgebrochen. Jeder will draussen sitzen, sein schräges Documenta-Outfit zeigen, seine aufsehenerregenden Tattoos und Dekolletees zeigen. Was tun, wenn man nach 10stündigem Rumlaufen, Kucken und Staunen einfach Hunger und Durst hat – aber eher ein Plätzchen der Ruhe sucht? Der Friedrichsplatz fällt mangels Documenta-Auftrieb flach. Der Königsplatz zählt zwar zu den zentralsten Hotspots Kassels, doch er wirkt an diesem Samstagabend eher etwas bürgerlich und mittelmässig bis bieder. Wunderbar! Hier suche ich mir einen Ort zum Abendessen.
Der „Königskeller zu Cassel“ ist das erste Lokal, über das ich gestolpert bin. Am Königsplatz gruppieren sich um einen kreisrunden Platz mit Wasserspielen, Bäumen und viel Tramverkehr diverse Shopping- und Gastronomieangebote: einerseits Saturn, DM-Markt, Klamottenläden – andererseits Bistros, Cafes, Italiener, bürgerliche Lokale. Alle bieten im Sommer mehr oder minder attraktive Möglichkeiten zum Draussensitzen. Der Königskeller verfügt über bequeme Korbsessel an runden Bistrotischchen mit Glasplatten. Eine grössere Gruppierung mit grosszügigen Sonnenschirmen vorne an den Wasserspielen und 5-6 Tische direkt an der Hauswand. Letztere wirken durch ihre Lage sehr geschützt und deutlich ruhiger. Zudem speichert die Hauswand am Abend noch etwas die Tagessonne.
Der Königskeller ist das richtige Lokal für Liebhaber deftiger, einheimischer Küche. Neben herzhaften und regionalen Spezialitäten (Ahle Wurst, Handkäs mit Musik, aber auch Eisbein und Gulaschsuppe und saure Nierchen), finden sich diverse Fischgerichte, 3 verschiedene Salate, 3 Suppenvariationen, aber auch leicht Abgedrehtes wie Pferderouladen. Eine Sonderkarte mit Muscheln hängt auch noch aus – doch davon ist im Monat Juni wohl dringend abzuraten… (die Karte, die uns an den Tisch gebracht wird, ist auch bedeutend kleiner und verzichtet auf viele der noch an Anschlagtafeln angepriesenen Spezialitäten). Damit kein Gast zu übermütig wird, ist schon auf der Karte ausgewiesen, dass Beilagenänderungen 1 Euro kosten, die Änderung zu Bratkartoffeln sogar mehr. Glücklicherweise habe ich danach gar kein Verlangen…
Das junge Servicemädel entdeckt mich schon in der ersten Minute und tritt auf mein aufmunterndes Kopfnicken sofort mit der Speisekarte heran. Das verdient mehr als einen Sonderpunkt, wenn man bedenkt, dass mein mehrtägiger Aufenthalt in Kassel von zahlreichen verzweifelten Wartestunden auf Bedienung, Essen und Bezahlen gesäumt war. Hier ist der Service von herrlicher Freundlichkeit und Natürlichkeit geprägt, von einem ungeahnten Bemühen, den Gast gut zu betreuen und zu versorgen. Wie ich das geniesse! (Weniger herzlich scheint es allerdings in der Küche zuzugehen. Als ich in den Gastraum eintrete und den Weg zu den Toiletten suche, erschallt aus der Küche heftiges Gezeter und Geschrei).
Die Speisen bewegen sich letztendlich dann doch im Mittelmass. Man bemüht sich um Deftigkeit, vergisst dabei jedoch vollkommen Qualität, Optik und Kreativität. Die Gulaschsuppe (5,50 Euro) ist herzhaft und hochgradig sättigend. Allerdings ist die Suppenterrine aussen dermassen vollgekleckert, dass einem dabei fast der Appetit vergeht. Der Salat Königskeller für 9,90 Euro besteht aus hauptsächlich geschmacksneutralen Zutaten, die mit einer klebrigen, mayonnaiseartigen Salatsauce zusammengekleistert sind. Die Tomatenscheiben sind selbst nach Nachwürzen mit reichlich Salz und Pfeffer kaum zu geniessen. Die Scheiben von Schinken und Käse stammen von allereinfachster Qualität ab Dem Ei sieht man das unglückliche Huhn schon an. Alles recht lieblos und geschmacklos, aber immerhin von einem frischen Sträusschen Petersilie gekrönt. Dazu einige Scheiben Baguette, ebenfalls sehr einfach und trostlos.
So nett man draussen sitzen kann, so triste gestaltet sich der Innenraum. Auf glänzendem, hellem Fliesenboden sind steife und ungemütlich aussehende Bistromöbel gruppiert (Rückenlehnen aus Metall, keine Polster). Lediglich die vielen Grünpflanzen verströmen einen versöhnlichen Flair. Hier im Gastraum würde ich aber keineswegs auch nur für 5 Minuten sitzen wollen.
Wäre die Freundlichkeit und Zuverlässigkeit der jungen Servicekraft nicht gewesen, hätte ich dieses Abendessen als Flop verbucht.
In Kassel an einem umtriebigen Samstagabend und zudem noch am Tag der Documenta-Eröffnung, an dem die halbe kunstbeflissene Welt angereist und auf den Beinen ist. Nach mehreren windigen, regnerischen, unbeständigen Tagen ist gerade heute der Sommer ausgebrochen. Jeder will draussen sitzen, sein schräges Documenta-Outfit zeigen, seine aufsehenerregenden Tattoos und Dekolletees zeigen. Was tun, wenn man nach 10stündigem Rumlaufen, Kucken und Staunen einfach Hunger und Durst hat – aber eher ein Plätzchen der Ruhe sucht? Der Friedrichsplatz fällt mangels Documenta-Auftrieb flach.... mehr lesen
2.0 stars -
"Zentrale Lage, mittelmäßige Speisen, grausliger Gastraum - aber hervorragender Service" MinitarIn Kassel an einem umtriebigen Samstagabend und zudem noch am Tag der Documenta-Eröffnung, an dem die halbe kunstbeflissene Welt angereist und auf den Beinen ist. Nach mehreren windigen, regnerischen, unbeständigen Tagen ist gerade heute der Sommer ausgebrochen. Jeder will draussen sitzen, sein schräges Documenta-Outfit zeigen, seine aufsehenerregenden Tattoos und Dekolletees zeigen. Was tun, wenn man nach 10stündigem Rumlaufen, Kucken und Staunen einfach Hunger und Durst hat – aber eher ein Plätzchen der Ruhe sucht? Der Friedrichsplatz fällt mangels Documenta-Auftrieb flach.
Die liebevoll bewirtschaftete Königsalpe mit Haflingerhof gehört zur Gemeinde Stiefenhofen und zählt zu den attraktivsten und beliebtesten Ausflugs- und Wanderzielen in der Region. Besonders Familien, gerne mit Kindern jeder Altersklasse, kommen hier vorbei. Aber auch für Wandergruppen und Mountainbikern ist diese Alpe ein sehr beliebtes Ziel. Ich selbst war in der zweiten Maihälfte bei herrlichem Bilderbuchwetter mit einer 10köpfigen Wandergruppe vor Ort, wobei ich vorab schon mal verraten kann, dass jeder Einzelne von uns vollkommen begeistert war: a) von der Schönheit des Ortes und der Natur und b) vom lukullischen Angebot, das saisonal und regional angepasst ist und sich so grundehrlich und authentisch gibt, dass man alle jene Orte, die mit vermeintlichem Lokalkolorit punkten möchten, aber nur hochgepuschte Touristenmagneten sind, für immer meiden möchte.
Die Alpe ist natürlich am schönsten zu Fuss oder mit dem Bike zu erreichen. Eine Teilstrecke kann per Maut mit dem Auto befahren werden. Das Allgäuer Voralpenland gibt den wundervollen Naturrahmen für den Wanderer ab. Auf dem Weg begegnen einem oft Kühe auf der Weide – das begeistert auch Kinder! Kurz vor der Alpe liegt eine kleine Kapelle, die oft schön geschmückt ist. Auch das Gebäude der Alpe ist vom Interieur her sehr liebevoll und gemütlich-rustikal eingerichtet, verfügt über genügend Sitzplätze und über gepflegt gehaltene Toiletten (wenngleich vor der einzigen Damentoilette vor allem am Wochenende und in der Hochsaison sich schon mal lange Schlangen bilden können). Alle Menschen, die im Service tätig sind, strahlen eine große Freundlichkeit und Freude an ihrer Tätigkeit aus, sind engagiert, gut gelaunt, ganz bei der Sache und dabei doch herrlich relaxed. Da es sehr sonnig war, nahmen wir allesamt draussen auf langen Holzbänken vor rustikalen Holztischen Platz. Von hier aus hatte man eine tolle Aussicht auf die umliegenden Berge und auf die Pferdekoppeln.
Die Speisekarte weist habhafte Vesper und Brotzeiten auf, leckere Suppen und jede Menge selbstgebackene Kuchensorten. Dazu Softdrinks, Wein, Bier und Kaffee. Fotos der verschiedenen Kuchensorten hängen laminiert ganz malerisch an einem Holzstapel. Das erspart Rückfragen und macht Appetit, selbst wenn man gar nichts essen wollte… Der Ananas-Bienenstich hätte es mir angetan, wenn ich auf Süsses stände. Aber stattdessen hatte ich spontan Lust auf eine Flädle-Suppe (oder Frittatensuppe, wie man im nahen Österreich sagen würde). Die Brühe war würzig und kräftig, so dass man schon allein damit seinen Mineralienhaushalt schon wieder auffüllen konnte. Die Flädle (klein geschnittene Pfannkuchenstreifen) hatten schön die Feuchtigkeit aufgesaugt und liessen sich herrlich einschlürfen. So mag ich diese Suppe, die schon meine Muttern oft gemacht hat und die zum Standardrepertoire meiner Kindheit gehörte. Später trank ich noch ein Haferl Kaffee und einen Williams Christ Schnaps, der erstaunlich viel Obstaroma hatte und so randvoll eingeschenkt war, dass ich mich nur wundern konnte, wie der Service ein ganzes Tablett davon unfallfrei an den Tisch balancieren konnte. Einer meiner Mitwanderer hat am Tisch auch ein mitgebrachtes Vesper verzehrt, was sogar toleriert wurde (was ich sonst höchstens von Münchner Biergärten kenne). Zu den Preisen kann ich leider nicht viel sagen, weil ich komplett eingeladen wurde.
Interessant finde ich noch, dass an kühlen Tagen und bei Voranmeldung ein Käsefondue verzehrt werden kann. An kühlen Tagen deswegen, weil dann nicht so viel los ist. Ergo: das Käsefondue macht richtig viel (Vorbereitungs)Arbeit. An unserem Besuchssonntag steppte allerdings der Bär. Wie schnell der Kuchen weg ging, konnte man an den Aushangstafeln ersehen. Über unserer Sitzbank hingen noch mal Tafeln mit allen verfügbaren Kuchensorten. Sobald eine Sorte zur Neige ging, durfte ein kleines Mädchen im allerliebsten Dirndl-Kleidchen auf die Bank klettern, die Tafel abhängen. Das haben wir gleich mehrmals erleben dürfen.
Noch ein Hinweis: für E-Biker steht ein Boschladegerät zur Verfügung. Und ein weiterer Hinweis für Wanderer: die ausgeschilderten Gehzeiten stimmen nicht immer ganz mit der Realität überein. Notfalls sollte man deutlich längere Zeiten einplanen. Also nicht zu spät losgehen, auch wenn es auf der Königsalpe noch so gemütlich ist.
Die liebevoll bewirtschaftete Königsalpe mit Haflingerhof gehört zur Gemeinde Stiefenhofen und zählt zu den attraktivsten und beliebtesten Ausflugs- und Wanderzielen in der Region. Besonders Familien, gerne mit Kindern jeder Altersklasse, kommen hier vorbei. Aber auch für Wandergruppen und Mountainbikern ist diese Alpe ein sehr beliebtes Ziel. Ich selbst war in der zweiten Maihälfte bei herrlichem Bilderbuchwetter mit einer 10köpfigen Wandergruppe vor Ort, wobei ich vorab schon mal verraten kann, dass jeder Einzelne von uns vollkommen begeistert war: a) von der... mehr lesen
4.5 stars -
"Urgemütlich und ursprünglich" MinitarDie liebevoll bewirtschaftete Königsalpe mit Haflingerhof gehört zur Gemeinde Stiefenhofen und zählt zu den attraktivsten und beliebtesten Ausflugs- und Wanderzielen in der Region. Besonders Familien, gerne mit Kindern jeder Altersklasse, kommen hier vorbei. Aber auch für Wandergruppen und Mountainbikern ist diese Alpe ein sehr beliebtes Ziel. Ich selbst war in der zweiten Maihälfte bei herrlichem Bilderbuchwetter mit einer 10köpfigen Wandergruppe vor Ort, wobei ich vorab schon mal verraten kann, dass jeder Einzelne von uns vollkommen begeistert war: a) von der
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Auf der Rückreise von Österreich strande ich dieses Mal in Kressbronn. Genau genommen: auf dem Lande. Hier gedeihen Obst und Gemüse im Übermaß, Hopfen wird im großen Stile angebaut (ich liebe diesen Anblick, den man nur noch selten in Deutschland hat). Unweit der Gießenbrücke befindet sich der Landgasthof „Zum Zollhaus“, der seit 1816 in Familienbesitz ist. Behäbig und ausladend streckt sich das hellgelb getünchte Gebäude mit den markanten grünen Fensterläden und Butzenscheiben dahin. Rechts davon eine Scheune, links davon ein herrlicher Biergarten: urgemütliche Holzbänke und -tische, sehr viel Grün, Schatten spendende Bäume, blühende Stauden und Sommerblumen, dazwischen ein kleines Häusle, das früher vielleicht mal das Backhaus war. Auch die Inneneinrichtung urtümlich und in langer Tradition gewachsen; fast fühlt man sich wie zu Besuch bei den Großeltern auf dem Land. Dunkles Holz, handbestickte Tischdecken, Einmachgläser. Ein wundervolles Ambiente, das unaufgesetzt ist und weit weg von dem üblichen modernen Landhausstil mit Chichi.
Das Zollhaus wird täglich, ausser donnerstags, ab 10:30 bewirtet. Gegen 14 Uhr macht die Küche allerdings eine Pause. Welch Glück, dass wir noch knapp davor eintreffen. Und das an einem sonnigen Samstagnachmittag. Rundherum Wanderer, Biker, Pensionäre mit Hunden, junge Familien mit kleinen Kindern. Aber so lose verteilt, dass noch viel Luft ist und man sich nicht bedrängt fühlt.
Auf der Karte gibt es Ehrliches, Bodenständiges, Regionales: Wurstsalat in verschiedenen Variationen, angemachten Käse (entweder rezenten Romadur oder dreierlei verschiedene Sorten), Maultaschen, Fleischkäse, aber auch moderne Anklänge wie Gemüsequiche. Sehr gerne probiert hätte ich den hiesigen Apfelmost, aber als Autofahrer halte ich mich zurück und trinke ausnahmsweise nur Mineralwasser (angenehm kühl und in einer Halbliterflasche serviert). Während wir aufs Essen warten, kommt eine Bekannte oder Mitarbeiterin oder Nachbarin vorbei, bringt frisch gepflückte Himbeeren und einen ganzen Sack voll Landgurken mit. Im Gegenzug erhält sie einen dicken Strauss Schnittlauch, der gerade zu blühen anfängt. Diese Region strotzt nur so vor Üppigkeit und Fruchtbarkeit. Ein bisschen fühlt man sich hier wie im Paradies.
Zum Essen wählen wir „Sauren Käs“ (6,50 Euro) und einen Schweizer Wurstsalat (7,20 Euro). Der herzhafte Romadur-Käse ist großzügigst mit einer sauren Essigmarinade angemacht, beziehungsweise: schwimmt darin. Darüber so viel Zwiebelringe, dass ich noch Stunden später damit zu kämpfen habe. Aber genauso muss es sein! Ich haue mir noch reichlich Pfeffer aus der extra dazu gestellten Pfeffermühle drüber. Der Wurstsalat ist ebenfalls sehr rezent und wurde aus in dicken Scheiben geschnittenen Emmentaler Käse und Wiener Würstchen plus Essiggurken und frischen Zwiebeln angemacht. Die Portionen sind riesig. Dazu gibt es einige Scheiben frisches Landbrot mit dunkler, knackiger Kruste. Damit kann man schön die saure Marinade auftunken. Das Brot wird in einem rustikalen Brotkorb mit handgearbeiteter Decke gereicht. Um die schlimmsten Blähungen einzudämmen, wählen wir einen Obstler (etwas über 2 Euro), der kräftig reinhaut. Danach noch einen Kaffee, der in zwei Größen angeboten wird und in dickwandigen Tassen serviert wird.
Gegen 14 Uhr macht die Küche tatsächlich dicht und die Großfamilie der Wirtsleute setzt sich ganz selbstverständlich an den Nebentisch und serviert sich Deftiges aus einer großen Terrine. Hier geht es wirklich sehr familiär und angenehm ungezwungen zu. Die Patronin arbeitet und bedient konzentriert und zuverlässig, wirkt jedoch stets etwas reserviert und zurückhaltend. Man könnte meinen, sie hätte einfach einen schlechten Tag, aber ich erinnere mich an einen Besuch vor einigen Jahren, an dem mein Gefühlt dasselbe war. Egal, das Essen ist vorzüglich, grundehrlich und wird frisch zubereitet. Im Gastraum stehen frische Marmelade und selbstgemachte Grissini zum Verkauf bereit. Im Vorraum kann man sich kleine kostenlose Postkarten des Hauses aus Einmachgläsern klauben. Die Toiletten befinden sich im hinteren Trakt des Hauses und sind in moosgrünen Kacheln der 1970er Jahre gekachelt. Geradezu noch jugendlich, wenn man das Alter dieses Hauses bedenkt.