Besucht am 15.05.2019Besuchszeit: Abendessen 1 Personen
Rechnungsbetrag: 16 EUR
Alle paar Wochen setzt exotischer Fernwehhunger ein, auch wenn er kulinarisch nicht immer gebührend gestillt werden kann. Trotzdem habe ich gestern ein sehr angenehmes indisches Lokal entdeckt, das ich wohl lange übersehen habe, aber in Zukunft bestimmt häufiger frequentieren werde.
Ein früher Abendtermin und zu kühles Wetter, um die verbliebene Wartezeit draussen zu verbringen, lassen mich gegen 17:30 Uhr am belebten Berliner Platz in Stuttgart-Mitte auf die Suche gehen. Viele Lokale beginnen den Abendbetrieb erst um 18 Uhr, manch andere in dieser Gegend bedienen eher die eilige, anspruchslose Fast-Food-Mentalität. Das Namaste India dagegen macht einen einladenden Eindruck, liegt im Erdgeschoss eines Eckhauses direkt an der Kreuzung Schloss- / Fritz-Elsas-Strasse und hat um halb sechs auch bereits wieder geöffnet. Ein Paar hat bereits einen Vierertisch belegt, widmet sich schon der Vorspeise – weitere Gäste trudeln nach und nach ein. Meine Wahl fällt auf einen Tisch mit freiem Ausblick aus den Fenstern, denn hier gibt’s viel zu sehen.
Der hiesige Service verbindet auf sehr angenehme Weise respektierende Höflichkeit mit freundlicher Fürsorge und feiner Akkuratesse. Auch wenn die Bedienung mein Kommen sofort wahrgenommen hat, tritt sie erst mit der Karte an den Tisch, als sie sieht, dass ich offenbar gut sitze, meine Siebensachen abgelegt habe und mich am Platz eingerichtet habe. Nach meiner Bestellung werden in austarierten zeitlichen und räumlichen Abständen a) das Getränk b) die Vorspeise c) die Warmhalteplatte und d) schliesslich das Hauptgericht aufgetragen. Wirkt ein bisschen ritualisiert, aber auch ansprechend. Mein bestelltes Weissweinschorle (4,90 Euro) wurde vermutlich mit einem einheimischen Riesling gemixt und wird mengenmässig sehr grosszügig in einem hochstieligen Weinglas serviert. Als Gruss aus der Küche gibt’s knuspriges Papadam mit einer erfrischenden Joghurtsosse. Bei der Hauptspeise steht mir der Sinn mal wieder nach Daal, das hier in einer Sahne-Curry-Sauce angeboten wird (11,90 Euro) und wahlweise mit Reis oder mit Fladenbrot gereicht wird. Das Daal wird hier aus schwarzen Linsen und reichlich Zwiebeln gemacht – sehr lecker! Am Anfang erscheint mir die Konsistenz viel zu sahnig, doch dann dringen die Gewürzaromen durch und am Ende überwiegt eine feine Schärfe im Abgang. Im Curry kann ja alles mögliche stecken, ich nehme erst mal Ingwer und Kurkuma wahr, doch wenn man die Augen schliesst und sich nicht in einem indischen Lokal wähnte, glaubte man für einen Moment, eine würzige Steinpilzsauce zu probieren. Bei der sehr flüssigen Konsistenz das Daal wäre sicherlich Reis als Beilage die klügere Wahl gewesen. Doch mein warm serviertes Naan-Fladenbrot (vermutlich aus dem Tandoor-Tonofen) ist optisch mächtig beeindruckend und ergiesst sich wie flüssige Lava über Brotkorb und Tischdecke. Zudem noch eine riesige Portion, die gut für zwei Personen gereicht hätte. Dieses Linsengericht ist alles in allem wirklich empfehlenswert, allerdings nur für Menschen mit robuster Verdauung und stabilem Magen. Ansonsten weist die Speisekarte die übliche Bandbreite indischer Lokale auf: von Tandoori Chicken bis Paneer Masala. Etwas erstaunt war ich allerdings über die gemischten Salate, die ich ein paar Tische weiter entdeckt habe: geradezu europäisch-mediterran wirkend mit grünem Salat, Gurke, Tomate, Paprika, Oliven. Vielleicht eine Reminiszenz an den hiesigen Geschmack?
Das Namasta India ist vom Interieur her wohltuend klar und einfach möbliert: schwarze Bodenfliesen, schwarze Holztische und -stühle, cremeweisse Damasttischdecken, rote und gelbe Farbakzente, kein überflüssiger Tand oder Ganesha-Figuren, einzig ein mehrere Meter breites Wandbild mit folkloristischer Darstellung des Landlebens. Der indische Pop, der aus den Lautsprechern wabert, könnte für meine Begriffe etwas leiser sein, doch so hört man nicht den Strassenlärm von draussen, auch nicht die vorüberratternde Strassenbahn der Linie U2 nach Botnang – und kann sich daher fast wie in einem Aussenbezirk von Bombay fühlen. Alles in allem war der kurze Besuch im Namaste India kulinarisch sättigend, emotional erfrischend und zeitlich genau passend. Offenbar wird für unter 10 Euro auch ein All-you-can-eat-Mittagsbüffet unter der Woche angeboten. Werde ich gerne ausprobieren, falls ich mal tagsüber in der Ecke bin.
Alle paar Wochen setzt exotischer Fernwehhunger ein, auch wenn er kulinarisch nicht immer gebührend gestillt werden kann. Trotzdem habe ich gestern ein sehr angenehmes indisches Lokal entdeckt, das ich wohl lange übersehen habe, aber in Zukunft bestimmt häufiger frequentieren werde.
Ein früher Abendtermin und zu kühles Wetter, um die verbliebene Wartezeit draussen zu verbringen, lassen mich gegen 17:30 Uhr am belebten Berliner Platz in Stuttgart-Mitte auf die Suche gehen. Viele Lokale beginnen den Abendbetrieb erst um 18 Uhr, manch andere... mehr lesen
Restaurant Namaste India am Berliner Platz
Restaurant Namaste India am Berliner Platz€-€€€Restaurant071150076200Schloßstraße 53 A, 70176 Stuttgart
4.0 stars -
"Zwischen Botnang und Bombay" MinitarAlle paar Wochen setzt exotischer Fernwehhunger ein, auch wenn er kulinarisch nicht immer gebührend gestillt werden kann. Trotzdem habe ich gestern ein sehr angenehmes indisches Lokal entdeckt, das ich wohl lange übersehen habe, aber in Zukunft bestimmt häufiger frequentieren werde.
Ein früher Abendtermin und zu kühles Wetter, um die verbliebene Wartezeit draussen zu verbringen, lassen mich gegen 17:30 Uhr am belebten Berliner Platz in Stuttgart-Mitte auf die Suche gehen. Viele Lokale beginnen den Abendbetrieb erst um 18 Uhr, manch andere
Besucht am 11.05.2019Besuchszeit: Mittagessen 1 Personen
Rechnungsbetrag: 15 EUR
Der 11. Mai ist bundesdeutscher Tag der Städtebauförderung. Anlass genug, um mich mit einer Gruppe ehemaliger Studienkollegen in Stuttgart zu treffen, das (nicht nur städtebaulich) grad sehr mitgenommen ist. Doch just während der Stadtführung bricht ein stürmisches Frühlingsgewitter aus, das zumindest einige von uns ins Trockene fliehen lässt. Rasches Handeln ist hier angesagt, denn schon wenige Minuten später gibt es keinen einzigen freien Sitzplatz mehr im Lokal unserer Wahl. Glück gehabt!
Die Tauberquelle gehört zu den urtümlichsten, schwäbischsten Restaurants der Landeshauptstadt – und wird doch aus unerklärlichen Gründen viel zu selten gerühmt. Derzeit ist das Lokal aber auch arg gebeutelt, da die allumfassende Bau-Besessenheit dem Areal drumherum geradezu den Boden weggräbt. Die Straße ist von mehreren Baustellen gesäumt und just vor dem Eingang zum Lokal steht feist ein Bagger, so dass man bis zuletzt zweifelt, ob überhaupt ein unfallfreier Zutritt möglich ist. Die Legende lässt die Anfänge des Traditionslokals auf das Jahr 1879 zurückgehen, ohne dass weitere Details in den Annalen festgeschrieben wären. Ich selbst kann mich noch an Besuche im letzten Jahrhundert erinnern, wobei mir einmal die sauren Nierle leider gar nicht gut bekamen. Aber seither dürften Koch, Zutaten und die Jahreszeiten mehrfach gewechselt haben…
Die Tauberquelle bietet urtümliche schwäbische Küche ohne aufgemotzten Chichi: Gaisburger Marsch und Flädlesuppe, Maultaschen und Käsespätzle, Zwiebelrostbraten und Linsen mit Saitenwürstle, Fleischküchle und Ochsenmaulsalat. Dazu Bier von der örtlichen Dinkelacker Brauerei und feine baden-württembergische Weine wie einen Riesling vom Collegium Wirtemberg oder einen Grauburgunder aus Bischoffingen. Sehr beliebt auch der Trollinger vom Weingut der Stadt Stuttgart (auch wenn ich mich selbst für diese Rebsorte absolut nicht erwärmen kann). Die Gäste sind fast durchgehend Einheimische, die oft schon seit Jahrzehnten dem Lokal treu bleiben.
Der kleine Gastraum ist heute so eng bestuhlt, dass wir die letzten vier Plätze nur mit eingezogenen Bäuchen und gymnastischen Verrenkungen erreichen. Reservierung ist hier sowieso empfehlenswert, wenn nicht gar ein absolutes Muss! Das Interieur beschränkt sich glücklicherweise auf einige zurückhaltende Insignien der bodenständigen Gutbürgerlichkeit: umlaufende Sitzbänke, dunkles Holz, rustikaler Rauhputz, ein rotkariertes Zierdeckchen auf jedem Tisch. Bei gutem Wetter (falls es dieses Jahr noch eintreten sollte), kann man hier ganz schön mitten in der Stadt in einem lauschigen, ruhigen Biergarten hinterm Haus sitzen.
Die sehr freundliche und fidele Bedienung strahlt nur so vor Eifer, begrüsst uns sofort und ist binnen kürzester Zeit mit der Speisekarte am Tisch. Wir wählen Schweinebäckle mit Serviettenknödel (14,90 Euro) und Käsespätzle mit gemischtem Salat (11,90 Euro). Die Schweinebäckle sind so zart und weich geschmort, dass man sie bestimmt auch noch mit den dritten Zähnen geniessen könnte. Sensationell ist die dunkle, hocharomatische Lembergersauce, vermutlich stundenlang mit fein gewürfeltem Wurzelgemüse eingekocht. Dazu drei Scheiben Serviettenknödel, leicht angeröstet. Die Portion sättigt an sich schon vollständig, doch einer der Freunde hat sicherheitshalber noch einen Beilagensalat für 4,90 Euro dazu bestellt: ein solider Mix aus grünem Blattsalat, Kresse, Möhren, Gurken und Kartoffelsalat. Der Schwabe an sich mag letzteren ja gerne sehr schlonzig, doch hier verflüssigt er sich schon fast und hat eher die Konsistenz einer sämigen Suppe. Sicherlich nicht jedermanns Geschmack. Bei den Käsespätzle hat man mit rezentem Käse und buttrig angeschmelzten Zwiebelringen nicht gespart, darüber reichlich Schnittlauchringe.
Angesichts der verbindenden Enge im Raum kommen wir sehr schnell mit einem Damen-Duo vom Nebentisch ins Gespräch. Die lobpreisen mit blumigen Worten das hiesige Wiener Schnitzel, das ganz sicher nicht „aus der Frittüre kommt“ (O-Ton). Auch heiss begehrt scheint unter der Woche das täglich wechselnde Mittagstischangebot für 7,90 Euro zu sein, dafür gibt’s z.B. gegrilltes Schweinenackensteak mit Champignonrahmsoße und Semmelknödel.
Wir werden sehr zuverlässig, zuvorkommend und rasch bedient. Oft genügt ein Fingerzeig oder ein kurzer Blickkontakt. Die Rechnung kommt noch ausgedruckt an den Tisch und wird nicht nur vage auf einem mobilen elektronischen Endgerät präsentiert. Alles in allem ist die Tauberquelle rundherum empfehlenswert für alle Liebhaber der schwäbischen Küche. Offenbar ist sie auch auf dem Stuttgarter Weihnachtsmarkt präsent – aber dort wohl eher in Glühweinseligkeit (nicht so mein Ding).
Der 11. Mai ist bundesdeutscher Tag der Städtebauförderung. Anlass genug, um mich mit einer Gruppe ehemaliger Studienkollegen in Stuttgart zu treffen, das (nicht nur städtebaulich) grad sehr mitgenommen ist. Doch just während der Stadtführung bricht ein stürmisches Frühlingsgewitter aus, das zumindest einige von uns ins Trockene fliehen lässt. Rasches Handeln ist hier angesagt, denn schon wenige Minuten später gibt es keinen einzigen freien Sitzplatz mehr im Lokal unserer Wahl. Glück gehabt!
Die Tauberquelle gehört zu den urtümlichsten, schwäbischsten Restaurants der... mehr lesen
4.5 stars -
"Ein Quell schwäbischer Kulinarik" MinitarDer 11. Mai ist bundesdeutscher Tag der Städtebauförderung. Anlass genug, um mich mit einer Gruppe ehemaliger Studienkollegen in Stuttgart zu treffen, das (nicht nur städtebaulich) grad sehr mitgenommen ist. Doch just während der Stadtführung bricht ein stürmisches Frühlingsgewitter aus, das zumindest einige von uns ins Trockene fliehen lässt. Rasches Handeln ist hier angesagt, denn schon wenige Minuten später gibt es keinen einzigen freien Sitzplatz mehr im Lokal unserer Wahl. Glück gehabt!
Die Tauberquelle gehört zu den urtümlichsten, schwäbischsten Restaurants der
Besucht am 20.04.20191 Personen
Rechnungsbetrag: 3 EUR
Zum gastronomischen Angebot der kürzlich eröffneten Bundesgartenschau in Heilbronn möchte ich doch noch einige Eindrücke anbringen. Beim Vergabeverfahren im Vorfeld hat sich die „Fantastic Gartenschau Catering“ aus Leipzig sicherlich gut positionieren können. Dass dabei regionale Produkte und Speisen angefordert wurden, halte ich für selbstverständlich. Ob dies ein Leipziger Unternehmen leisten kann, muss jeder Besucher selbst ausloten und ausprobieren. Ich habe am österlichen Eröffnungswochenende mit Erstaunen die Speisekarte studiert, mich aber erst mal auf einen Kaffee beschränkt.
Zunächst ein paar Worte zur Lage. Vom hochtrabenden Begriff „Hafenlounge“ sollte man sich nicht blenden lassen. Die nüchterne, langgezogene Halle hat das triste Ambiente eines Versorgungszeltes des Deutschen Roten Kreuzes. Doch die Vorteile liegen auf der Hand: sowohl der BUGA-Eingang Wohlgelegen mit Bus- und PKW-Parkplätzen, als auch der Landeplatz des Shuttle-Schiffs liegen quasi vor der Haustüre. Etwas Hafen-Feeling kann hier also durchaus aufkommen, vor allem mit Blick auf den Neckar. Zwischen Hafenlounge und Wasser liegt ein langsam abfallendes Rasengelände mit vielen, zum Neckar ausgerichteten Liegenstühlen. Hier kann man sich herrlich dem Sonnenbaden und Chillen hingeben. Dass man einen Coffee to go oder ein Getränk hierher mitnehmen könnte, dafür war man an Ostern zumindest noch nicht konzeptionell vorbereitet. Aber kann ja noch werden…
In der Hafenlounge herrscht Selbstbedienung. Die Präsentation und das Arrangement von Speisen und Getränken ist noch etwas irritierend und irreführend. Die Besuchermassen werden also erst mal noch etwas umherirren. Aber abschreckender finde ich die Preisgestaltung. Und wenn man hier auf Bustouristik und familientaugliche Angebote setzt, sollte man doch das Speisenangebot noch mal überdenken. Eine Soljanka für 8,50 Euro und Calamari für 18,90 Euro halte ich bei dieser Massenabfertigung und dem schmucklosen Interieur doch für unhaltbar. Und wer mag in dieser abtörnenden, unterkühlten Hallenumgebung schon so was Abgehobenes wie Teriyaki vom Thunfisch in Sesampanade mit glutenfreier Pasta (für 20,00 Euro) verspeisen? Ich hoffe, mit der Zeit werden noch publikumsfreudigere Anpassungen erfolgen.
Egal, mein Pott Kaffee für 3,50 Euro passt. Oder eben halt nicht so. Da ich bemerke, dass schon die Gäste vor mir einen Teil ihres Kaffees in den Ausguss schütten und auch ich meine Tasse vorschnell wegziehe, bitte ich eine vollkommen erstaunte Dame an der Kasse darum, noch mal die Füllhöhe am Kaffeeautomaten neu zu justieren. Offenbar hat noch keiner der Mitarbeiter im Vorfeld bemerkt, dass bei dieser Kaffeemenge keine Milch mehr in den Pott passt. Naja, ist nur eine unbedeutende Marginalie, aber vielleicht symptomatisch für die „Kinderkrankheiten“ dieses Unternehmens. Die Mitarbeiter erscheinen mir zumindest noch guten Willens zu sein, wenngleich nicht optimal gebrieft und auch noch etwas desorientiert.
Mit zwei Einschränkungen sollte man auch noch rechnen: die Toilettenanlagen befinden sich ausserhalb des Lokals in extra Containern. Dafür zeichnet vermutlich ein anderer Subunternehmer verantwortlich. Ein Teller mit Münzen weist darauf hin, dass man auch diese Bediensteten mit einer kleinen Aufmerksamkeit bedenken sollte. Und: ich habe im Umfeld der Hafenlounge jegliche Mülleimer und Papierkörbe vermisst. Dafür gibt es einen Trinkwasserbrunnen. Immerhin eine nette Alternative zum loungigen Mineralwasserangebot von 2,90 Euro für 0,25 Liter. Wer hier an einem heissen Tag unterwegs ist und in der Hafenlounge einkehrt, kann sich arm trinken. Und da nicht alle Gäste artig ihr Tablett selbst abräumen, sondern einfach an einem x-beliebigen Tisch stehen lassen, kann es schnell mal unaufgeräumt aussehen. Aber, wie gesagt: mein Eindruck stammt vom Eröffnungswochenende und es kann, es wird sicherlich noch nachgebessert werden. Das hoffe ich zumindest. Auch wenn ich in Zukunft in der Hafenlounge bestimmt nicht mehr als ein Getränk konsumieren werde. Zum Essen werden sich stimmungsvollere Alternativen finden.
Zum gastronomischen Angebot der kürzlich eröffneten Bundesgartenschau in Heilbronn möchte ich doch noch einige Eindrücke anbringen. Beim Vergabeverfahren im Vorfeld hat sich die „Fantastic Gartenschau Catering“ aus Leipzig sicherlich gut positionieren können. Dass dabei regionale Produkte und Speisen angefordert wurden, halte ich für selbstverständlich. Ob dies ein Leipziger Unternehmen leisten kann, muss jeder Besucher selbst ausloten und ausprobieren. Ich habe am österlichen Eröffnungswochenende mit Erstaunen die Speisekarte studiert, mich aber erst mal auf einen Kaffee beschränkt.
Zunächst ein paar... mehr lesen
Hafenlounge auf der Bundesgartenschau
Hafenlounge auf der Bundesgartenschau€-€€€Restaurant, Ausflugsziel0341 - 98441-14Im Zukunftspark 22, 74076 Heilbronn
2.0 stars -
"Soljanka mit Neckarblick" MinitarZum gastronomischen Angebot der kürzlich eröffneten Bundesgartenschau in Heilbronn möchte ich doch noch einige Eindrücke anbringen. Beim Vergabeverfahren im Vorfeld hat sich die „Fantastic Gartenschau Catering“ aus Leipzig sicherlich gut positionieren können. Dass dabei regionale Produkte und Speisen angefordert wurden, halte ich für selbstverständlich. Ob dies ein Leipziger Unternehmen leisten kann, muss jeder Besucher selbst ausloten und ausprobieren. Ich habe am österlichen Eröffnungswochenende mit Erstaunen die Speisekarte studiert, mich aber erst mal auf einen Kaffee beschränkt.
Zunächst ein paar
Besucht am 15.04.2019Besuchszeit: Abendessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 19 EUR
Die Schönbuchgemeinde Schönaich ist mit gastronomischen Angeboten nicht unbedingt reich gesegnet. Lediglich in der Bahnhofstrasse reihen sich in unmittelbarer Nähe einige Lokalitäten eng aufeinander, so als ob hier die Einfallsschneise sämtlicher Handwerker und Aussendienstmitarbeiter auf der Suche nach einem Mittagssnack wäre. Nach einem Arztbesuch beim nahen Orthopäden liegen unsere Nerven und auch der Blutzuckerspiegel im gefühlten Minusbereich. Also eine prima Gelegenheit, endlich mal Mo´s Esszimmer anzutesten – das einige Zeit lang für seinen Mittagstisch geworben hat. Die Angebote gelten immer noch, wie sich bald herausstellt. Nur die Gäste scheinen auszubleiben.
Mo´s Esszimmer liegt im Erdgeschoss einer architektonisch interessanten Anlage mit Mischnutzung: unten Geschäfte und Lokale, darüber Arztpraxen und Wohnungen. Über den Lokalnamen haben wir lange gerätselt. Steht Mo für die Mom des Besitzers? Für Montags geöffnet? Für das schwäbische „Mole“ (= Männchen)? Wir wissen es immer noch nicht… Nicht ganz falsch: Montags geöffnet. Denn das Esszimmer kennt keinen Ruhetag. Ein glücklicher Umstand, denn wir testen das Lokal just an einem Montag. Da kein Licht brennt, keine Gäste zu sehen sind und das Ambiente sehr nach Dornröschenschlaf aussieht, verharren wir für einen zögernden Moment am Eingang. Doch da kommt schon sehr dienstfertig ein jugendlicher Servicemitarbeiter herbeigeeilt, fast devot und übermässig bemüht. Okay, zu spät für einen unauffälligen Rückzug…
Das gastronomische Angebot wagt einen weiten Spagat zwischen amerikanischem Barbecue, gefälligem Fastfood und Speisen mit schwäbischem und mediterranem Touch, ohne dass sich eine Spezialisierung herauskristallisieren würde. Das wochentags gültige Mittagstischangebot offeriert für günstige 8,80 Euro inklusive einem kleinen Softgetränk (0,2 Liter) zum Beispiel: Ofenkartoffel mit Kräutersauerrahm und Putenstreifen / Käsespätzle mit kleinem Salat / Schnitzel Wiener Art mit Pommes und Salat / Gemüse mit Fetakäse / Putensteak in Rahmsauce mit Spätzle. Wir wählen die Käsespätzle und das Wiener Schnitzel. Dazu für einen kleinen Aufpreis von je 1 Euro jeweils ein grosses Softgetränk von 0,4 Liter.
Ähnlich bunt gemischt wie das Speisenangebot zeigt sich auch das Interieur, das irgendwo zwischen Haushaltsauflösung, Mudejar-Stil und Glitzerklamotten changiert. Wir hocken uns intuitiv in die Glitzerecke und nehmen mit wohligem Schaudern wahr, dass sich unter der hölzernen Sitzbank Heizkörper befinden. Da man bei der Beleuchtung gespart hat, ist die Heizung zumindest voll aufgedreht. Sehr angenehm an diesem kühlen Apriltag. Die Getränke landen umgehend auf unserem Tisch, die Speisen nach kaum einer Viertelstunde. Erster Eindruck: mächtige Portionen, hübsch aufgehäufelt. Das Schnitzel ist dünn, aber ausladend und von einer beeindruckenden Panade überzogen. Die Fritten dazu voluminös, eher wie Kartoffelecken. Die vermutlich kaum selbstgeschabten Käsespätzle werden von kurz angeschmelzten Zwiebelringen gekrönt und von einer Salatdeko aus Blattsalaten, Karottenstreifen und einem Tomatenachtel begleitet. Darüber eine rosarote Cocktailsauce, die sich sicherlich gut zu den Scampis macht, aber hier eher für einen Farbtupfer sorgt. Beides scheint ein gelungener Mix aus Convenience-Schnippseln und Eigenkreation zu sein. Macht satt bis in den späten Abend hinein, wird aber keinen gastronomischen Preis erringen. Doch das Bemühen ist sichtlich zu erkennen.
Während der ganzen Stunde unseres Besuches sind wir die einzigen Gäste. Der jugendliche Servicemitarbeiter dienert sich regelmässig heran und fragt artig, ob es uns schmeckt. Insgeheim blicken wir an die Decke und suchen die versteckte Kamera. Ist dies alles nur eine verschworene Inszenierung? Das Lokal nur ein Abschreibeobjekt? Etwas scheint faul zu sein, doch ich komme nicht darauf, was? Vielleicht sollte man dem Esszimmer eine zweite Chance geben. Das nächste Mal komme ich mit meinen etwas rustikaler und hemdsärmeliger ausgerichteten Freunden wieder. Vielleicht fällt denen auch eine Auflösung zum Lokalnamen ein.
Die Schönbuchgemeinde Schönaich ist mit gastronomischen Angeboten nicht unbedingt reich gesegnet. Lediglich in der Bahnhofstrasse reihen sich in unmittelbarer Nähe einige Lokalitäten eng aufeinander, so als ob hier die Einfallsschneise sämtlicher Handwerker und Aussendienstmitarbeiter auf der Suche nach einem Mittagssnack wäre. Nach einem Arztbesuch beim nahen Orthopäden liegen unsere Nerven und auch der Blutzuckerspiegel im gefühlten Minusbereich. Also eine prima Gelegenheit, endlich mal Mo´s Esszimmer anzutesten – das einige Zeit lang für seinen Mittagstisch geworben hat. Die Angebote gelten immer... mehr lesen
3.0 stars -
"Montags geöffnet" MinitarDie Schönbuchgemeinde Schönaich ist mit gastronomischen Angeboten nicht unbedingt reich gesegnet. Lediglich in der Bahnhofstrasse reihen sich in unmittelbarer Nähe einige Lokalitäten eng aufeinander, so als ob hier die Einfallsschneise sämtlicher Handwerker und Aussendienstmitarbeiter auf der Suche nach einem Mittagssnack wäre. Nach einem Arztbesuch beim nahen Orthopäden liegen unsere Nerven und auch der Blutzuckerspiegel im gefühlten Minusbereich. Also eine prima Gelegenheit, endlich mal Mo´s Esszimmer anzutesten – das einige Zeit lang für seinen Mittagstisch geworben hat. Die Angebote gelten immer
Besucht am 09.03.20191 Personen
Rechnungsbetrag: 2 EUR
Rehorik hat Tradition, Rehorik ist Kult in Regensburg. Vielleicht so ähnlich wie Trześniewski in Wien. Und klingt Rehorik nicht auch ein bisschen nach den Weiten der k+k-Monarchie? Vielleicht sind die Vorfahren einst aus Linz über die Donau hergereist? Ich hab versucht, es nachzulesen und möchte gerne zitieren: „Urgroßvater Hugo gründet in der prunkvollen Altstadt von Karlsbad (Karlovy Vary) ein Geschäft für Delikatessen und Kolonialwaren mit eigener Kaffeerösterei. Nach dem Krieg vertrieben, baute Hugo mit seiner Familie das Unternehmen 1948 in Regensburg wieder auf.“ Inzwischen ist schon die vierte Generation am Start – nach dem Motto: von Hugo bis Heiko. Und was sie in Regensburg anbieten, wird jeden Genussmenschen hoch erfreuen: hauptsächlich Kaffee, Wein und Spirituosen, dazu Barista-Seminare, Weinproben, Gin- und Whisky-Tastings, eine eigene Kaffeerösterei, ein Café, einen Käseladen mit 130 verschiedenen Käsesorten, einen Weinkeller…. Man entschuldige, wenn ich noch etwas vergessen haben sollte…
Da ich nur kurz in Regensburg zu Gast bin, muss ein Besuch des Haupthauses am Brixener Hof genügen. Das sienarot getünchte historische Gebäude geht auf die Bischöfe von Brixen zurück. Heutzutage kann man zwischen den herben Kaffeedüften der Rösterei und den würzigen Aromen des Käseladens schwelgen. Mir wird schon leicht schwindlig, da ich am frühen Nachmittag eh schon etwas unterzuckert und unterkoffeinisiert bin. Das Café „190 Grad“ scheint exakt der richtige Ort für eine Stärkung zu sein (bei dieser Temperatur beginnt der First Crack beim Rösten der Bohnen). Das Café ist ein langer, vollgepfropfter Schlauch mit weiss getünchten Wänden, dunklem Holzmobiliar, drückender Enge und gaaaaaanz vielen Menschen, dazu grosse Hitze und ein unduchsichtiges Gewimmel. Intuitiv lasse ich mich auf einen freien Hocker fallen und hoffe, dass hier nicht Selbstbedienung herrscht. Eine jugendliche Bedienung schlängelt sich heran, hauptsächlich um mich darauf hinzuweisen, dass dieser Tisch reserviert ist. Also muss es schnell gehen. Essen schminke ich mir daher ab (es gäbe Kuchen, Salate, belegte Sauerteigbrote, etliche Frühstücksvariationen, diverse Pasta, Käse- und Wurstspezialitäten), nicht jedoch einen Kaffee. Oh, weh, hier ist wieder klug fundierte Kaffee-Expertise gefragt. So schnell wie in letzter Zeit allerorten Röstereien aus dem Boden geschossen sind, so sehr hat sich auch die Klientel gewandelt. Wer früher nur einen Cappuccino aus dem Vollautomaten oder einen Espresso aus der Siebträgermaschine getrunken hat, hockt jetzt vor seinem tröpfelnden Filterkaffee oder der angesagten Chemex-Karaffe und schwadroniert oberklug über Anbaugebiete und Aromen. Um mir langwierige Diskussionen zu ersparen, bestelle ich einfach den Kaffee des Tages in einem Haferl (für 2,80 Euro). Der kommt recht schnell, die gleichzeitig georderte Milch erst Minuten später nach dringender Erinnerung, die gleichzeitig georderte Rechnung erst, als der nächste Gast schon fast auf meinem Schoss sitzt. Der Kaffee ist mild und hell, ich tippe auf einen brasilianischen La Passeio Estate, aber hahaha, es kann auch ganz ein anderer sein…
Im Café herrscht trubelige Enge, die Gäste kauern mehr auf ihren Sitzen als dass sie aufrecht sässen, das Publikum ist bunt gemischt, es wird kreuz und quer und ganz durcheinander geredet, überall liegen Taschen, Mäntel, Einkäufe. Auf dem Weg zu den Toiletten im hinteren Bereich des Lokals werde ich der hinter raumhohen Scheiben befindlichen Rösterei ansichtig. Sehr spannend, hier steckt man wirklich mittendrin! Die Toiletten sind erstaunlich gut in Schuss und so gross, dass man hier nach dem Gedränge des Lokals gerade mal erleichtert aufatmet. Keine Ahnung, wie die Bedienung bei diesen Zuständen ihre Ruhe, Nervenstärke und natürliche Freundlichkeit bewahren kann. Alle Achtung!
Das Café „190 Grad“ hat an sieben Tagen in der Woche geöffnet. Meine Empfehlung: dringend einen Platz reservieren und/oder früh kommen. Im direkt angrenzenden Laden (offenbar der ehemaligen Kapelle) kann man feine Schoko- und Kaffeespezialitäten erwerben – wunderbare Mitbringsel übrigens. Eine Parkmöglichkeit befindet sich direkt vor dem Laden – auf dem Gehsteig.
Rehorik hat Tradition, Rehorik ist Kult in Regensburg. Vielleicht so ähnlich wie Trześniewski in Wien. Und klingt Rehorik nicht auch ein bisschen nach den Weiten der k+k-Monarchie? Vielleicht sind die Vorfahren einst aus Linz über die Donau hergereist? Ich hab versucht, es nachzulesen und möchte gerne zitieren: „Urgroßvater Hugo gründet in der prunkvollen Altstadt von Karlsbad (Karlovy Vary) ein Geschäft für Delikatessen und Kolonialwaren mit eigener Kaffeerösterei. Nach dem Krieg vertrieben, baute Hugo mit seiner Familie das Unternehmen 1948 in Regensburg... mehr lesen
4.5 stars -
"Hotspot in Regensburg" MinitarRehorik hat Tradition, Rehorik ist Kult in Regensburg. Vielleicht so ähnlich wie Trześniewski in Wien. Und klingt Rehorik nicht auch ein bisschen nach den Weiten der k+k-Monarchie? Vielleicht sind die Vorfahren einst aus Linz über die Donau hergereist? Ich hab versucht, es nachzulesen und möchte gerne zitieren: „Urgroßvater Hugo gründet in der prunkvollen Altstadt von Karlsbad (Karlovy Vary) ein Geschäft für Delikatessen und Kolonialwaren mit eigener Kaffeerösterei. Nach dem Krieg vertrieben, baute Hugo mit seiner Familie das Unternehmen 1948 in Regensburg
Besucht am 08.03.20192 Personen
Rechnungsbetrag: 18 EUR
Wenn man eine Weile nicht in Nürnberg war, wird man sich verwundert die Augen reiben und erkennt manche Strassenzüge schlichtweg nicht wieder. So wie die Luitpoldstrasse, die immer einen zwielichtigen Eindruck gemacht hat und eher dem Rotlichtdistrikt zuzuschreiben war. Übern Winter hinweg scheint man das Quartier einmal auf links gedreht und neu aufgemöbelt zu haben. So geriet mein Besuch im März des Jahres zu einer grossen Überraschungstour.
Ich könnte wetten, auf dem Areal des jetzigen „Bruderherz“ befand sich bislang ein einschlägiges Etablissement. Vielleicht habe ich aber auch nur geträumt. Das schicke, stylishe Gebäude beherbergt nun auf jeden Fall: Stadthotel, Restaurant und Brauwerkstatt – hier finden Tagungen statt, Biertastings, Sonntagbrunch mit Musik. Das alles sehr grossstädtisch, mit internationalem Flair, aber leicht provinzieller Pose (das Logo kokettiert mit einem kleinen Bauernbub). Restaurant und Bar haben täglich von 8:00 bis 0:00 geöffnet, das Hotel eh rund um die Uhr. Während das Restaurant ebenerdig zu erreichen ist und sich mit einer einladenden Glasfront zur Strasse hin öffnet (die sich übrigens zur ruhigen Fussgängerzone gemausert hat), findet man den Eingang zum Hotel etwas versteckt zurückversetzt, wie in einem Berliner Hinterhof. Das Hotel ist es auch, das uns ins Bruderherz gelockt hat. Zu Messezeiten sind fast alle gängigen Hotels ausgebucht – doch das Bruderherz, das erst seit Oktober 2018 geöffnet hat, lockt noch mit moderaten Preisen und attraktiver Bahnhofsnähe. Wer abends noch Hunger hat, findet im Restaurant Herzhaftes wie Zwiebelrostbraten, Wildragout, Schäufele, rustikale Brotzeiten wie Wurstsalat oder Obazda, aber auch Gesund-Vegetarisches. Gerne wüsste ich, wie „Haselnussstempen auf Rauchbierkraut“ aussieht und schmeckt – aber das muss ich auf ein ander Mal vertagen. Und ebenso das Bierseminar.
Nicht jedoch das Frühstück. Hier locken diverse Arrangements, die zu einem grossen Teil ei- und avocadolastig sind. Fällt das hier regelmässig vom Laster? Oder ist das angesagtes Soul Food? Wir wählen 3x Café Americano (der plötzlich allerorten so genannt wird) á 2,50 Euro, dazu das Frühstücksarrangement „Der Nahrhafte“ (Avocado-Brot, Spiegelei und Orangensaft) für 7,50 Euro und noch einmal Spiegelei extra für 2,20 Euro. Die Wartezeiten sind enorm. Das junge, aber sehr liebe und echt bemühte Servicemädel fühlt sich eher zu den aufgeweckten Burschen im anderen Teil des Lokals hinzugezogen und verirrt sich selten in unsere Ecke. Meine Begleitung fragt nach Sojamilch und Dinkelbrot, was es beides nicht gibt. Die aufopferungsvolle Bedienung füllt uns aber heimlich etwas von ihrer eigenen privaten Sojamilch ab – welch wunderbare Geste! „Das Nahrhafte“ hat seinen Namen verdient: die zerquetschte Avocado sehr wohlschmeckend und auf einem knusprigen Bauernbrot angerichtet; das Spiegelei gerade so angebraten, wie ich es mag; dazu als Zugabe etwas Tomate und Mozzarella und eine erfrischende Blutorangenscheibe. Die Gedecke sind bunt zusammengemixt, orientieren sich aber alle an der Kombination Weiss-blau.
Der Mix macht es hier sowieso. Das Interieur vereint rustikales Holz mit lässiger Loft-Attitüde und ganz viel Shabby Chic. Dazwischen lange Ziegelwände, Dielenböden und zusammengewürfeltes Mobiliar. Manches Detail ist allerdings eher Zitat als Realität. Eine Scheunentür ist nur aufgesetzt und führt nirgendwo hin. Dafür hat man im Erdgeschoss interessante Einblicke in die Hausbrauerei. Im Obergeschoss eher Lounge-Atmosphäre und offenliegende schwarze Versorgungsrohre. Darüber die Hotelzimmer, ebenfalls überaus individuell und originell eingerichtet. Auf den ersten Blick wirkt alles sehr proper, nur ein Missgeschick fällt mir unangenehm auf: im Personenaufzug werden herrenlose, unabgedeckte Schüsseln mit Salaten transportiert – und keiner fühlt sich verantwortlich dafür.
Das Bruderherz besucht man am besten ohne Auto. Der Bahnhof und viele gängige Bus- und Strassenbahnverbindungen sind in wenigen Minuten zu Fuss erreichbar. In unmittelbarer Nähe befinden sich weitere Lokale und Einkaufsmöglichkeiten. Einige Häuser weiter entdeckt man lustigerweise das Stuttgarter Modelabel „Blutsgeschwister“. Sollten hier ungeahnte Verwandtschaftsbeziehungen bestehen? Urban und International gibt sich die Location sowieso und auch die Klientel richtet sich danach.
Wenn man eine Weile nicht in Nürnberg war, wird man sich verwundert die Augen reiben und erkennt manche Strassenzüge schlichtweg nicht wieder. So wie die Luitpoldstrasse, die immer einen zwielichtigen Eindruck gemacht hat und eher dem Rotlichtdistrikt zuzuschreiben war. Übern Winter hinweg scheint man das Quartier einmal auf links gedreht und neu aufgemöbelt zu haben. So geriet mein Besuch im März des Jahres zu einer grossen Überraschungstour.
Ich könnte wetten, auf dem Areal des jetzigen „Bruderherz“ befand sich... mehr lesen
Bruderherz
Bruderherz€-€€€Restaurant, Bar, Hotel09112165010Luitpoldstr. 15, 90402 Nürnberg
4.5 stars -
"Urbaner Touch" MinitarWenn man eine Weile nicht in Nürnberg war, wird man sich verwundert die Augen reiben und erkennt manche Strassenzüge schlichtweg nicht wieder. So wie die Luitpoldstrasse, die immer einen zwielichtigen Eindruck gemacht hat und eher dem Rotlichtdistrikt zuzuschreiben war. Übern Winter hinweg scheint man das Quartier einmal auf links gedreht und neu aufgemöbelt zu haben. So geriet mein Besuch im März des Jahres zu einer grossen Überraschungstour.
Ich könnte wetten, auf dem Areal des jetzigen „Bruderherz“ befand sich
Besucht am 20.04.20191 Personen
Rechnungsbetrag: 16 EUR
Die diesjährige Bundesgartenschau in Heilbronn ist erst wenige Tage alt, doch jetzt schon möchte ich einen gastronomischen Lieblingsort vermelden. Zumindest, was die Lage angeht – denn zum lukullischen Angebot besteht noch kein breiter Erfahrungsschatz, aber immerhin bereits erste Eindrücke vom gut frequentierten Osterwochenende.
Das lang gezogene Gelände befindet sich direkt am Neckar mit seinen Seitenarmen. Ziemlich mittig im Areal, am Ufer des Alt-Neckars, ist das Restaurant Alte Reederei zu finden. Prominenter, schöner, spektakulärer geht es nicht mehr. Und, der absolute Höhepunkt: das Lokal hat eine eigene Schiffsanlegestelle, die vom Shuttle-Schiff „Willy Schneider“, das zwischen dem Eingang Campuspark und dem Eingang Wohlgelegen verkehrt, regelmässig bedient wird, während der ganzen Öffnungszeiten zwischen 9 Uhr und 19 Uhr täglich. Allein dieser Umstand spült schon enorme Menschenmassen an. Der Rest kommt zu Fuss übers Gelände – oder mit dem Bollerwagen, dem Rollator, dem E-Scooter.
Ich war gleich am Ostersamstag gegen 14 Uhr zu Besuch. Schon vom Schiff aus ist die gut besuchte und herrlich gelegene Aussichtsterrasse zu sehen. Wer zu dieser Uhrzeit einen Sitzplatz ergattern möchte, braucht Geduld und notfalls den Einsatz von Ellenbogen und starken Nerven. So lungern bereits weitere Aspiranten am Geländer oder an den Blumenbeeten herum, um möglichst schnell einen frei werdenden Tisch zu belegen. Nach einem kurzen Schlagabtausch mit zwei Mitbewerbern einigen wir uns und setzen uns gegenüber. Speisekarten liegen bereits auf allen Tischen aus, ebenfalls Besteck und Servietten in Bierkrügen. Am beliebtesten sind die Tische in erster Reihe, mit direktem Blick aufs Wasser und unter schützenden Sonnenschirmen. Aber auch in zweiter Reihe sitzt es sich noch ganz kommod, dafür nicht ganz so schattig.
Die Alte Reederei, ein schmuckes, langgezogenes Klinkergebäude, ist in der ehemaligen Werkstatt der Reederei Schwaben untergebracht, sehr aufgehübscht, saniert und durchgestylt. Alte Elemente wie die Sprossenfenster oder ein alter Schiffskran vereinen sich harmonisch mit neuen Ideen. Bei gutem Wetter locken die beiden Terrasse: eine nach vorne hinaus mit Blick aufs Wasser und den Schiffsanleger, die andere mit Blick auf die Gartenschau und das blühende Grün. Bei den sommerlichen Temperaturen und einer feinen Brise an Ostern kommt durchaus maritimes Feeling auf – und unter den Gästen um mich herum scheinen auch aussergewöhnlich viele Fischköpfe zu sein. Grossfamilien sind keine Seltenheit. Vor mir verteilen sich gut zwei Dutzend Personen eines Clans an drei Tischen. Wenn dann noch öfter die Plätze gewechselt werden und Umbestellungen durchgegeben werden, kommt das Servicepersonal vollends zum Rotieren. Ja, der Service ist wirklich nicht zu beneiden. Der jugendliche, sportliche, oft schon im Dauerlauf rennende Servicemann, der in unserer Ecke die Hauptverantwortung hat, verliert sehr schnell den Überblick, aber nicht die Contenance und den guten Willen. Neben dauernden Entschuldigungen ist er am Stornieren, Abräumen, Rumrennen. Am Ende stehen auf meiner Rechnung auch noch die Getränke meiner Tischnachbarn und ich muss um einen neuen Beleg bitten. Vermutlich dürfte es an diesem Osterwochenende auch etliche Zechpreller gegeben haben.
Die Alte Reederei fühlt sich der schwäbische Küche verpflichtet, wobei ich am frühen Nachmittag an den Nebentischen hauptsächlich Maultaschen und Streuselkuchen gesichtet habe. Aufgrund der brütenden Hitze wähle ich einen Salat mit nicht ganz schwäbischem Fetakäse (12,50 Euro) und eine Pepsi (3,50 Euro). Nach 20 Minuten wird der Salat geliefert: Blattsalate, Paprika, Tomate, Feta. Alles ziemlich geschmacksneutral und eher fade, so dass ich schnell um Pfeffer und Salz bitten muss. Das kommt nach weiteren 5 Minuten. Aus den vier verschiedenen Dressingvarianten wähle ich leider sehr verhängnisvoll das Himbeerdressing, in der Vermutung, es würde sich um eine Vinaigrette mit Himbeeressig handeln. Was dann erscheint, sieht eher nach Dessert oder Beeren-Mousse aus (und schmeckt auch so). Kann man als Nachtisch auslöffeln oder das Baguette darin einditschen. Kulinarisch also nicht so der Hit und vielleicht auch einfach die falsche Wahl. All die dünn gehungerten Damen um mich herum lassen das Essen sowieso ganz bleiben und scheinen sich von Aperol Sprizz zu ernähren. Der läuft hier zumindest wie geschnitten Brot. Die Rechnung muss ich drei Mal erbeten, immer wieder geht mein Wunsch im Chaos unter. Egal, eilig sollte man es hier sowieso nicht haben.
Da die Toiletten auf dem BUGA-Gelände locker verteilt sind, lohnt sich auf jeden Fall noch ein Abstecher in die Reederei-WC-Anlagen. Die sind ganz stimmungsvoll im alten Stile belassen, werden aber eifrig von einer eigens angestellten Toilettenfrau betrieben und regelmässig aufgefrischt. Und Vorsicht mit der Strippe des Wasserklosetts: Please pull carefully!
Die diesjährige Bundesgartenschau in Heilbronn ist erst wenige Tage alt, doch jetzt schon möchte ich einen gastronomischen Lieblingsort vermelden. Zumindest, was die Lage angeht – denn zum lukullischen Angebot besteht noch kein breiter Erfahrungsschatz, aber immerhin bereits erste Eindrücke vom gut frequentierten Osterwochenende.
Das lang gezogene Gelände befindet sich direkt am Neckar mit seinen Seitenarmen. Ziemlich mittig im Areal, am Ufer des Alt-Neckars, ist das Restaurant Alte Reederei zu finden. Prominenter, schöner, spektakulärer geht es nicht mehr. Und, der absolute... mehr lesen
Alte Reederei
Alte Reederei€-€€€Restaurant, Biergarten, Ausflugsziel, Eventlocation071313828040Am Neckaruferpark 20, 74076 Heilbronn
4.0 stars -
"Mit eigener Schiffsanlagestelle" MinitarDie diesjährige Bundesgartenschau in Heilbronn ist erst wenige Tage alt, doch jetzt schon möchte ich einen gastronomischen Lieblingsort vermelden. Zumindest, was die Lage angeht – denn zum lukullischen Angebot besteht noch kein breiter Erfahrungsschatz, aber immerhin bereits erste Eindrücke vom gut frequentierten Osterwochenende.
Das lang gezogene Gelände befindet sich direkt am Neckar mit seinen Seitenarmen. Ziemlich mittig im Areal, am Ufer des Alt-Neckars, ist das Restaurant Alte Reederei zu finden. Prominenter, schöner, spektakulärer geht es nicht mehr. Und, der absolute
Besucht am 10.03.20192 Personen
Rechnungsbetrag: 209 EUR
Wer sich eine Location namens „Luis Stadl“ vorstellt – und das auch noch in Regensburg – mag unweigerlich an zünftige Buam in Krachledernen denken, die in einer rustikalen Wirtsstube randvolle Bierkrüge stemmen. Dazu ein bisschen kitschige Lüftlmalerei und tellerweise fettriefende Würstel mit reichlich süssem Senf. So ähnlich habe ich mir den Ort zumindest ausgemalt.
Naja, die Stadel in Regensburg waren traditionell eher Speicher, vor allem zur Lagerung von Salz. Viele sind inzwischen zu Museen umgewidmet. Und das Luis Stadl hat auch fast musealen Charakter – aber was für einen! Das Gebäude liegt auf einer Donauinsel und ist leider etwas unspektakulär von mehrstöckigen Wohngebäuden umgeben. Wenn man den Haupteingang, der etwas unter dem Strassenniveau liegt, nimmt, steht man mitten im Wohn- und Esszimmer. Und kann ein erstauntes Woww nicht unterdrücken. Hier hat ein begnadeter Innenarchitekt sämtliche Schätze seiner Flohmarkt- und Haushaltsauflösungsfunde mehrerer Jahre bunt zusammengewürfelt und mit eigenen schrägen Vorlieben gemixt. Diese Mischung muss man sich erst mal trauen: gepflegte skandinavische Teakmöbel der 60er Jahre, viele Perserteppiche, gediegene Sofas und Sessel älteren Jahrgangs, an der Wand Tim&Struppi-Illustrationen und die Titelblätter uralter Spiegel-Ausgaben. Dazu leise Loungemusik und eine (naja, sagen wir mal) Rezeptionistin, die vermutlich grad über ihrer Masterarbeit brütet, mich aber allerliebst willkommen heisst, wie eine entfernte Nichte, die ich lange nicht gesehen habe.
Das Luis Stadl ist eigentlich so was wie ein Hotel – aber die Grenzen verwischen. Weiter hinten im Erdgeschoss (und auch im Obergeschoss) liegen herrlich durchgestylte Zimmer mit ganz viel Vintage-Charme. Hier unten im skandinavisch angehauchten Wohn- und Esszimmer kann man nach Bedarf frühstücken (für läppische 10 Euro – dazu gleich mehr), sich mit Freunden treffen, in den ausliegenden Heften schmökern, den Plattenspieler anwerfen, bei einem Getränk und Snacks abhängen oder einfach Zeit und Raum vergessen. Das fühlt sich wie Familie an. Beim Frühstück hatte ich auch das Gefühl, dass nicht alle Gäste hier übernachtet hatten, sondern als Externe mit dazu kamen.
Das Frühstück wird als Büffet präsentiert. Auch hier jede Menge zusammengewürfeltes (aber hochwertiges!) Geschirr aus der Mitte des letzten Jahrhunderts. Ausgeschenkt wird Filterkaffee des örtlichen Platzhirsches Rehorik (dazu ein ander Mal mehr) – eine hocharomatische, kräftige Sorte, die einen augenblicklich in den Wachzustand beamt. Natürlich ist Filterkaffee sehr old school, aber das passt hier wunderbar ins Bild. Dazu eine kleine, feine Auswahl an Käse, Wurst, Lachs, Grünzeug. Nicht zu viel, eher so, wie man es im familiären Kreise handhaben würde. Ausserdem Joghurt, Müsli, Obst, Saft, Marmelade und natürlich frische Brötchen. Wer an Unverträglichkeiten leidet, sollte am Abend vorher seine Sonderwünsche vermelden. Darauf wird gerne eingegangen. Laktosefreie Milch, Sojamilch und Ziegenkäse – kein Problem. Nur mit dem Dinkelgebäck hat es am Wochenende nicht ganz so gut geklappt. Der absolute Hit ist der schwenkbare Waffelautomat, der bitteschön nicht selbst geschwenkt werden sollte. Denn zu seiner Bedienung braucht es mindestens ein mehrsemestriges Studium mit Masterabschluss. Die allerliebste Rezeptionistin vom Vortag agiert heute als Frühstücksdame und bereitet auf Wunsch die riesigen, voluminösen Waffeln für einen zu. Zwischendurch muss sie aber in der Küche verschwinden, um neuen Teig anzurühren. Obwohl Süssspeisen für mich eher ein No go sind, kann ich dem Lockruf der Küchenfee nicht widerstehen und lasse mir eine Waffel zubereiten. Wunderbar: schmeckt nach Kindheit und sättigt glatt bis zum Abend.
Wie gesagt, kann man übern Tag hinweg auch Getränke und Snacks konsumieren. War bei mir allerdings eher eingeschränkt, weil eine agile Gruppe holländischer Youngster fast alle Vorräte vertilgt hatte. Bier war komplett alle, zu beissen gab es auch nichts mehr. Dafür hingen die Burschen den ganzen Abend palavernd im Wohnzimmer ab. Naja, wir waren auch mal jung…
Mit Fotos kann ich dieses Mal nicht dienen. Wer jemals Regensburg besucht, sollte hier unbedingt absteigen. Selten so ein schräges, aber sehr stimmiges Ambiente erlebt. Parkplätze gibt es übrigens kostenlos ums Haus herum. Und vom Bahnhof aus fahren mehrere Buslinien fast bis vors Haus. Wer sich ein bisschen durch die Büsche schlägt, steht mitten an der Donau. Wunderbar zum Spazieren und Joggen und Entdecken. Die riesigen Waffeln müssen schliesslich abgearbeitet werden.
Wer sich eine Location namens „Luis Stadl“ vorstellt – und das auch noch in Regensburg – mag unweigerlich an zünftige Buam in Krachledernen denken, die in einer rustikalen Wirtsstube randvolle Bierkrüge stemmen. Dazu ein bisschen kitschige Lüftlmalerei und tellerweise fettriefende Würstel mit reichlich süssem Senf. So ähnlich habe ich mir den Ort zumindest ausgemalt.
Naja, die Stadel in Regensburg waren traditionell eher Speicher, vor allem zur Lagerung von Salz. Viele sind inzwischen zu Museen umgewidmet. Und das Luis Stadl hat... mehr lesen
Luis Stadl
Luis Stadl€-€€€Hotel094128090868Wöhrdstr. 33, 93059 Regensburg
4.5 stars -
"Very Vintage" MinitarWer sich eine Location namens „Luis Stadl“ vorstellt – und das auch noch in Regensburg – mag unweigerlich an zünftige Buam in Krachledernen denken, die in einer rustikalen Wirtsstube randvolle Bierkrüge stemmen. Dazu ein bisschen kitschige Lüftlmalerei und tellerweise fettriefende Würstel mit reichlich süssem Senf. So ähnlich habe ich mir den Ort zumindest ausgemalt.
Naja, die Stadel in Regensburg waren traditionell eher Speicher, vor allem zur Lagerung von Salz. Viele sind inzwischen zu Museen umgewidmet. Und das Luis Stadl hat
Geschrieben am 18.04.2019 2019-04-18| Aktualisiert am
18.04.2019
Besucht am 30.09.20181 Personen
Rechnungsbetrag: 2 EUR
Gestern wurde die Bundesgartenschau 2019 (inklusive Stadtausstellung) in Heilbronn eröffnet. Für die Dauer von 173 Tagen werden wahre Heerscharen in der Stadt am Neckar erwartet. Das Gartenschaugelände kann zahlreiche gastronomischen Angebote jeglicher Ausrichtung bieten – über eines kann ich schon jetzt berichten.
Das Samocca hat zwar ab sofort für die Gartenschaubesucher geöffnet, hat seinen Betrieb jedoch schon im letzten Jahr aufgenommen und war einer eingeschränkten Klientel bereits zugänglich. So hatte ich schon die Chance, den Ort auszuloten und anzutesten. Ein Teil der BUGA besteht aus einem neuen Quartier mit einer Stadtausstellung und innovativer Architektur. Im Erdgeschoss eines der Modellhäuser befindet sich das Samocca, quasi als Eck-Café. Samocca (unter der Trägerschaft der evangelischen Stiftung Lichtenstern) bietet alternative Arbeitsplätze für Menschen mit Behinderungen im Rahmen der beruflichen Rehabilitation und Integration. Neben Heilbronn gibt es zahlreiche weitere Standorte: Aalen, Augsburg, Bayreuth, Fürth, Kleve, Quedlinburg, Schwäbisch Hall, um einige zu nennen. Die Lokale verstehen sich als Cafés, Röstereien, Delis - eine feine Mischung, die, so finde ich, im Trend der Zeit liegt. Und mir gefällt es auch, dass auf der BUGA neben grossgastronomischen Einrichtungen kleinere Betriebe Fuss fassen können. Das Samocca in Heilbronn hat eine überschaubare Grösse, nur einen einzigen Gastraum, sowie einen bespielbaren Aussenbereich.
Das Heilbronner Samocca macht einen gepflegten und durch die Ecklage lichtdurchfluteten, hellen Eindruck. Durch raumhohe Fenster strahlt die Sonne. In klarem Kontrast dazu steht das schwarze Mobiliar mit klaren Linien. Im Bereich der Rösterei fühlt man sich durch die vielen Schubkästen fast an eine Apotheke altmodischen Zuschnitts erinnert. Hinterm Tresen mit einer Auflage aus hellem Buchenholz herrscht tipptopp Ordnung. Als Gast sitzt man auf schwarzen Stühlen mit sehr filigranen Metallbeinen vor schlichten Tischen.
Das Samocca bietet eine grosse Auswahl an Kaffeesspezialitäten aus der ganzen Welt, sowie Erfrischungsgetränken und Snacks. Bei meinem Besuch habe ich zwar die Rösterei bestaunt (mein Favorit wäre der Monsooned Malabar), auch die Cimbali-Maschine als gut befunden, mich jedoch aufgrund der schon späteren Stunde nur zu einer Fritz Cola hinreissen lassen können. Wer hier herkommt, sollte definitiv Zeit und Geduld mitbringen. Das Bestell-, Zahl- und Serviersystem habe ich nicht auf Anhieb begriffen und musste mir tatsächlich von anderen Gästen helfen lassen. Fakt ist, dass es zweierlei Mitarbeiter gibt: solche, die Bestellungen aufnehmen und dann auch servieren – und solche, die finanzielle Transaktionen durchführen dürfen. Das ist erst mal irritierend und gewöhnungsbedürftig. Mal sehen, ob sich das im laufenden Betrieb einspielt… Wunderbar fand ich jedoch das Engagement, die Liebe zum Metier, die Konzentration und die Hingabe, die ich hier erlebt habe. Weit entfernt von der coolen, abgebrühten Professionalität anderer Locations.
Das Lokal hat auf mich einen akribisch gepflegten und höchst properen Eindruck gemacht, geradezu wie geleckt. Die ebenerdig gelegene und barrierefrei erreichbare Toilette war zwar noch nicht als solche ausgewiesen, wurde aber bereits stark frequentiert. Auch hier alles tadellos und absolut sauber. Momentan ist das überbordende Grün der Bundesgartenschau nur wenige Schritte vom Lokal entfernt – und aller Voraussicht nach wird das Samocca auch in Zukunft, nach Beendigung der BUGA, in einem parkähnlichen, floralen Umfeld liegen.
Wie das Samocca und seine Belegschaft auf den sicherlich starken Andrang während der BUGA reagieren wird, steht noch in den Sternen. Stressig und angespannt wird es bestimmt. Wer als Besucher eine schnelle Abfertigung und reibungslose Abwicklung vorzieht, sucht sich lieber ein anderes Lokal. Wer aber nicht unter Zeitdruck steht und sich einer ganz besonderen Atmosphäre hingeben mag, sollte ruhig das Samocca unterstützen. Und im ruhigen, klaren, reduzierten Ambiente entspannen.
Gestern wurde die Bundesgartenschau 2019 (inklusive Stadtausstellung) in Heilbronn eröffnet. Für die Dauer von 173 Tagen werden wahre Heerscharen in der Stadt am Neckar erwartet. Das Gartenschaugelände kann zahlreiche gastronomischen Angebote jeglicher Ausrichtung bieten – über eines kann ich schon jetzt berichten.
Das Samocca hat zwar ab sofort für die Gartenschaubesucher geöffnet, hat seinen Betrieb jedoch schon im letzten Jahr aufgenommen und war einer eingeschränkten Klientel bereits zugänglich. So hatte ich schon die Chance, den Ort auszuloten und anzutesten. Ein Teil... mehr lesen
4.0 stars -
"Ein Kaffeehaus und Deli mit besonderer Ausrichtung" MinitarGestern wurde die Bundesgartenschau 2019 (inklusive Stadtausstellung) in Heilbronn eröffnet. Für die Dauer von 173 Tagen werden wahre Heerscharen in der Stadt am Neckar erwartet. Das Gartenschaugelände kann zahlreiche gastronomischen Angebote jeglicher Ausrichtung bieten – über eines kann ich schon jetzt berichten.
Das Samocca hat zwar ab sofort für die Gartenschaubesucher geöffnet, hat seinen Betrieb jedoch schon im letzten Jahr aufgenommen und war einer eingeschränkten Klientel bereits zugänglich. So hatte ich schon die Chance, den Ort auszuloten und anzutesten. Ein Teil
Das Shoppingcenter Breuningerland in Sindelfingen ist gut von der Autobahn A81 aus zu sehen und lockt regelmässig wahre Heerscharen zum Kaufen, Flanieren, Sehen und Gesehenwerden an. Hier kann man den ganzen Tag zubringen (wenn man nichts anderes zu tun hat). Hunger und Durst muss auch keiner leiden. Die Homepage des Breuningerlandes listet über ein Dutzend gastronomischer Betriebe unterschiedlichster Ausprägung auf.
Obwohl die Shopping Mall seit 1980 besteht, habe ich um die dortige Confiserie immer einen grossen Bogen gemacht, denn äusserst selten steht mir der Sinn nach Süssigkeiten und kleinen Häppchen (eher nach dem Gegenteil). Doch nun stand ein kurzes Treffen mit durchreisender Verwandtschaft an. So sprachen mehrere günstige Umstände für das Breuningerland:
1) beste Erreichbarkeit mit dem Auto
2) kostenlose Parkmöglichkeiten in Hülle und Fülle
3) kostenlose, meist gut gepflegte Toiletten
4) Barrierefreiheit im ganzen Haus, also auch gute Erreichbarkeit für mobilitätseingeschränkte Personen und Eltern mit Kinderwagen
Der Zufall will es, dass gerade Gutscheine für ein Heissgetränk und ein Macaron in der Breuninger Confiserie im Umlauf sind. Also versuche ich mal, über meinen eigenen Schatten zu springen… Die Confiserie liegt ziemlich mittig im EG 2 und macht erst mal einen recht bodenständigen Eindruck inmitten all des glitzernden, flitternden Angebots dieses Einkaufstempels. Hier sitzt man überraschend einfach und spartanisch auf unspektakulärem Holzmobiliar – nicht mal Sitzkissen habe ich entdeckt. Dazwischen prangt eine mehrere Meter lange Theke mit Marmortresen, dahinter als Herzstück eine riesige, beeindruckende Cimbali Espresso- und Capuccinomaschine. Nicht weniger beeindruckend sind die Auslagen der Confiserie – für mich allerdings eher ein Augenschmaus als eine lukullische Herausforderung. Hier kann man eine unglaubliche Vielfalt an Törtchen, Schoko-Arrangements, Osterhasen, Pralinen, Macarons bestaunen. Wo all diese Genüsse produziert werden, ist mir allerdings nicht ganz klar. Irgendwo hinter den Kulissen des Nebengangs? An einem geheimen Ort - und dann erst in die Sindelfinger Shopping Mall expediert?
Am späten Vormittag ist es auf jeden Fall noch ganz ruhig zu. Wir nehmen Platz und harren der Dinge. Eine Bedienung ist erst mal nicht zu sehen, so dass man sich fragt, ob vielleicht Selbstbedienung herrscht? Nach einiger Zeit trifft recht gemütlich eine Servicedame ein, die sehr zurückhaltend agiert. Hektik ist hier zumindest nicht zu befürchten. Mein bestellter Café Creme (aromatisch und kräftig) wird an den Tisch gebracht, ein Macaron darf ich mir an den Auslagen aussuchen. Ohne entsprechenden Erfahrungsschatz wähle ich blindlings das Modell „Schwarzwälder Kirsch“. Ohne Alkohol, steht auf dem Label. Ein bisschen traurig liegt das einzelne Macarönchen dann auf meinem Teller – und entpuppt sich doch als überraschend geschmacksintensives, aber auch ein bisschen künstlich schmeckendes Teil, so als hätte man ein Stück Kuchen massiv zusammenkomprimiert. Kurz zu den Preisen: der Café Creme würde um die 3 Euro kosten, das Macarönchen 1,60 Euro. Eine Tartelette 3,80 Euro, ein Stück Kuchen 3,60 Euro, ein Muffin 1,90 Euro, eine Butterbrezel 1,70 Euro, eine Quiche 4,50 Euro. Also preislich eigentlich alles okay.
Weitere Überraschung: man sitzt hier doch erstaunlich ruhig, ohne grosse Geräuschkulisse, und kann sich ganz entspannt unterhalten. Der Service ist zurückhaltend und kaum präsent. Leider befinden sich die Toiletten (auch eine grosszügige Behindertentoilette) eine Etage tiefer, so dass sich meine Tante mit dem Rollator auf eine längere Exkursion machen muss. Alles in allem war dieser Ort für unser Treffen ganz gut gewählt und ich hatte ein doppeltes Debüt (zum ersten Mal Gast in der Confiserie – und wie ein Macaron schmeckt, weiss ich jetzt auch). Als ausgewiesener Pikant- und Herzhaftesser wird es mich zwar so schnell nicht wieder hier her verschlagen, aber eine neue Erfahrung war es trotzdem. Die Confiserie ist vermutlich die perfekte Kulisse für ein Tete-a-Tete unter Freundinnen – oder für Süssigkeiten-Liebhaber. Beides soll es ja geben.
Das Shoppingcenter Breuningerland in Sindelfingen ist gut von der Autobahn A81 aus zu sehen und lockt regelmässig wahre Heerscharen zum Kaufen, Flanieren, Sehen und Gesehenwerden an. Hier kann man den ganzen Tag zubringen (wenn man nichts anderes zu tun hat). Hunger und Durst muss auch keiner leiden. Die Homepage des Breuningerlandes listet über ein Dutzend gastronomischer Betriebe unterschiedlichster Ausprägung auf.
Obwohl die Shopping Mall seit 1980 besteht, habe ich um die dortige Confiserie immer einen grossen Bogen gemacht, denn... mehr lesen
Breuninger Confiserie im Breuningerland
Breuninger Confiserie im Breuningerland€-€€€Cafe07031/616 24 96Tilsiter Str. 15, 71065 Sindelfingen
3.5 stars -
"Doppeltes Debüt" MinitarDas Shoppingcenter Breuningerland in Sindelfingen ist gut von der Autobahn A81 aus zu sehen und lockt regelmässig wahre Heerscharen zum Kaufen, Flanieren, Sehen und Gesehenwerden an. Hier kann man den ganzen Tag zubringen (wenn man nichts anderes zu tun hat). Hunger und Durst muss auch keiner leiden. Die Homepage des Breuningerlandes listet über ein Dutzend gastronomischer Betriebe unterschiedlichster Ausprägung auf.
Obwohl die Shopping Mall seit 1980 besteht, habe ich um die dortige Confiserie immer einen grossen Bogen gemacht, denn
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Ein früher Abendtermin und zu kühles Wetter, um die verbliebene Wartezeit draussen zu verbringen, lassen mich gegen 17:30 Uhr am belebten Berliner Platz in Stuttgart-Mitte auf die Suche gehen. Viele Lokale beginnen den Abendbetrieb erst um 18 Uhr, manch andere in dieser Gegend bedienen eher die eilige, anspruchslose Fast-Food-Mentalität. Das Namaste India dagegen macht einen einladenden Eindruck, liegt im Erdgeschoss eines Eckhauses direkt an der Kreuzung Schloss- / Fritz-Elsas-Strasse und hat um halb sechs auch bereits wieder geöffnet. Ein Paar hat bereits einen Vierertisch belegt, widmet sich schon der Vorspeise – weitere Gäste trudeln nach und nach ein. Meine Wahl fällt auf einen Tisch mit freiem Ausblick aus den Fenstern, denn hier gibt’s viel zu sehen.
Der hiesige Service verbindet auf sehr angenehme Weise respektierende Höflichkeit mit freundlicher Fürsorge und feiner Akkuratesse. Auch wenn die Bedienung mein Kommen sofort wahrgenommen hat, tritt sie erst mit der Karte an den Tisch, als sie sieht, dass ich offenbar gut sitze, meine Siebensachen abgelegt habe und mich am Platz eingerichtet habe. Nach meiner Bestellung werden in austarierten zeitlichen und räumlichen Abständen a) das Getränk b) die Vorspeise c) die Warmhalteplatte und d) schliesslich das Hauptgericht aufgetragen. Wirkt ein bisschen ritualisiert, aber auch ansprechend. Mein bestelltes Weissweinschorle (4,90 Euro) wurde vermutlich mit einem einheimischen Riesling gemixt und wird mengenmässig sehr grosszügig in einem hochstieligen Weinglas serviert. Als Gruss aus der Küche gibt’s knuspriges Papadam mit einer erfrischenden Joghurtsosse. Bei der Hauptspeise steht mir der Sinn mal wieder nach Daal, das hier in einer Sahne-Curry-Sauce angeboten wird (11,90 Euro) und wahlweise mit Reis oder mit Fladenbrot gereicht wird. Das Daal wird hier aus schwarzen Linsen und reichlich Zwiebeln gemacht – sehr lecker! Am Anfang erscheint mir die Konsistenz viel zu sahnig, doch dann dringen die Gewürzaromen durch und am Ende überwiegt eine feine Schärfe im Abgang. Im Curry kann ja alles mögliche stecken, ich nehme erst mal Ingwer und Kurkuma wahr, doch wenn man die Augen schliesst und sich nicht in einem indischen Lokal wähnte, glaubte man für einen Moment, eine würzige Steinpilzsauce zu probieren. Bei der sehr flüssigen Konsistenz das Daal wäre sicherlich Reis als Beilage die klügere Wahl gewesen. Doch mein warm serviertes Naan-Fladenbrot (vermutlich aus dem Tandoor-Tonofen) ist optisch mächtig beeindruckend und ergiesst sich wie flüssige Lava über Brotkorb und Tischdecke. Zudem noch eine riesige Portion, die gut für zwei Personen gereicht hätte. Dieses Linsengericht ist alles in allem wirklich empfehlenswert, allerdings nur für Menschen mit robuster Verdauung und stabilem Magen. Ansonsten weist die Speisekarte die übliche Bandbreite indischer Lokale auf: von Tandoori Chicken bis Paneer Masala. Etwas erstaunt war ich allerdings über die gemischten Salate, die ich ein paar Tische weiter entdeckt habe: geradezu europäisch-mediterran wirkend mit grünem Salat, Gurke, Tomate, Paprika, Oliven. Vielleicht eine Reminiszenz an den hiesigen Geschmack?
Das Namasta India ist vom Interieur her wohltuend klar und einfach möbliert: schwarze Bodenfliesen, schwarze Holztische und -stühle, cremeweisse Damasttischdecken, rote und gelbe Farbakzente, kein überflüssiger Tand oder Ganesha-Figuren, einzig ein mehrere Meter breites Wandbild mit folkloristischer Darstellung des Landlebens. Der indische Pop, der aus den Lautsprechern wabert, könnte für meine Begriffe etwas leiser sein, doch so hört man nicht den Strassenlärm von draussen, auch nicht die vorüberratternde Strassenbahn der Linie U2 nach Botnang – und kann sich daher fast wie in einem Aussenbezirk von Bombay fühlen. Alles in allem war der kurze Besuch im Namaste India kulinarisch sättigend, emotional erfrischend und zeitlich genau passend. Offenbar wird für unter 10 Euro auch ein All-you-can-eat-Mittagsbüffet unter der Woche angeboten. Werde ich gerne ausprobieren, falls ich mal tagsüber in der Ecke bin.