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Nach einem Kinobesuch waren wir auf der Suche nach etwas nettem um den Abend kulinarisch ausklingen zu lassen. Japanisch passte nicht so wirklich zum ’Medicus’ und die mittlerweile inflationär auftretenden Premiumhackfleischbratereien finden vor Madames Augen keine Gnade. Irgendwie fiel uns die ’Trattoria Lumaca’ auf und deren Angebote an den Tafeln lasen sich gut. Nachdem sich eine oder mehrere Gehirnzellen einen Wolf geschrubbt hatten, vermeinte ich, bei der Beschäftigung mit der Gastronovenszene der verbotenen Stadt auf RK, einen positiven Grundtenor bezüglich der Küchenleistung abgespeichert zu haben. Also nix wie rein.
Beim Betreten durch eine verwinkelte Glasfront steht man in einem kleineren Raum schräg vor der Theke, es schließt sich ein, durch die links liegende, offene Küche (gegenüber die Toiletten) verengter Gang an. Dahinter öffnet sich ein normal großer Gastraum, leider ohne Fenster. Stühle und Tische in blankem Holz, lediglich die an einer Längsseite befindliche Bank weist ein dünnes Polster auf. Wände und Boden sind wechselnd in hellbraun und beige gehalten. Schwarzweiß-Photographien die wohl italienische Alltagszenen vorangegangener Jahrhunderte darstellen sollen, lockern wiederum im Wechsel mit fackelartig designten Lampen das leicht strenge Ambiente auf.
Freundlich im Durchgang begrüßt wurde uns ein Tisch mitten im Raum zugewiesen. Weil kaum andere Gäste vor Ort waren, ausnahmsweise akzeptabel. Zügig wurde die Karte überreicht. Hier finden sich lediglich Antipasti, Insalate, Zuppe, Pizze, Pasta und Dolce; Fleischhauptgänge und saisonale Angebote gibt es nur auf den Tafeln. Schnell hatten wir uns für Speisen von eben diesen entschieden und warteten auf das bereits bestellte, stille Wasser (Aqua Panna, schönen Grüß von der SanPellegrino-Mafia). Die bei der Übergabe der Karte obligatorisch gestellte Frage nach den Getränken konterten wir mit der Gegenfrage nach der Weinkarte. Ob eines kürzlich erfolgten Inhaberwechsels gäbe es lediglich vier Weine zur Auswahl, keiner davon auf der Karte. Also mit dem Kellner zum Weinregal, die Etiketten waren leider auch nicht so aussagekräftig bzw. meine rudimentären Kenntnisse des italienischen nicht wirklich hilfreich. Über den Preis ließ es sich auch nicht festmachen, jede Flasche sollte 25,- Euronen kosten. Da in Relation zu den übrigen Preisen der EKP bei maximal 7,50 Euronen liegen dürfte, war ’s eigentlich egal, es wurde dann der dritte von links…. Von tiefroter Farbe, mit viel versprechendem Bouquet und enttäuschendem Geschmack, na ja wenigstens kein Totalausfall.
Vorab wurden vom multilingualen (Ober?)-kellner Chiabatta, zum Teil geröstet, Oliven und sehr milde Kräuterbutter kredenzt. Eine schöne Geste zur Überbrückung der Wartezeit. Was aber nicht wirklich nötig war, da die Vorspeisen recht schnell serviert wurden. Das Preisniveau scheint nicht so überzogen wie in der Gegend eigentlich üblich.
| Die Vorspeisen |
Die sahnige Kürbiscremesuppe (7,- Euronen) traf recht gut Madames Erwartungen obwohl mit etwas Kürbiskernöl der Genuss sicher noch zu steigern gewesen wäre.
Ähnliches gilt für mein Kürbisrisotto mit Garnelen (10,50 Euronen) der Reis auf den Punkt gegart, insgesamt etwas langweilig abgeschmeckt aber wie es sich gehört ’al onda’, lediglich die Kürbisstücke waren sehr al dente, die kleinen Garnelen durchschnittliche TK-Ware.
Bis hierhin passt ’s zum vermittelten Anspruch und wir warteten positiv gespannt auf:
| Die Hauptspeisen |
Das Rinderfiletsteak mit Pfefferrahmsauce (24,90 Euronen), Rosmarinkartoffeln und Gemüse war ’medium rare’ bestellt, wurde allerdings eher in ’medium’ geliefert. Dazu gebratene Kartoffelstücke mit krossem Rosmarin, allerdings ohne dessen Aroma anzunehmen. Entweder zu große Hitze oder zu lange mit gebraten. Das Gemüse knackig gegart, aber kaum gewürzt, was mit den erbetenen Salz und Pfeffermühlen behoben werden konnte.
Die identischen Beilagen (nur ohne Sauce) gab ’s zum Rumpsteak (22,90 Euronen). Eigentlich ’medium’ geordert war es fast schon durch als es an den Tisch kam. Während des Essens veränderte sich der Garpunkt immer weiter in Richtung Schuhsole. Große Hitze und etwas zu lange Garzeiten scheinen hier Programm zu sein. Eigentlich hatte Madame dass Steak wegen der Beilagen, in erster Linie Rucola und eine Nudelvariante, die ich mir aber leider nicht gemerkt habe, bestellt. Der Kassenbon ist auch nicht hilfreich, außer dem Wasser wurde lediglich der Ausdruck DIV.GETRÄNKE / DIV.SPEISEN verwendet. Entweder fehlte die Ansage oder der Service kämpft mit eher mäßigem Erfolg gegen Vergesslichkeit (dies scheint gerade in Servicekreisen ein weit verbreitetes Übel). Möglicher Weise ist es ihm auch egal. Die letztere Annahme wurde unserer Meinung nach durch einige weitere Indizien gestützt, daher unterblieb mangels Erfolgsausicht eine Reklamation.
Während des Essens war der Service mehr oder weniger präsent wobei die übrigen Schlepper mutmaßlich kaum bis gar keine Gastroschulung/Erfahrung aufweisen dürften. Sparsame Tattoos auf den Händen scheinen auf anderweitige, spezielle Erfahrungen hinzudeuten. Den Bewertungen bei einem international aufgestellten Reiseportal ist zu entnehmen, dass der Inhaber (und die Mannschaft) ca. im Oktober 2013 gewechselt haben und die gewohnte Qualität nicht mehr geboten wird. Das passt ins Bild, allerdings würde man erwarten, dass eventuell renoviert (die seeehr engen und in die Jahre gekommenen Toiletten hätten ’s bitter nötig), oder die Karte ausgetauscht bzw. die Weinkarte aktualisiert würde. Nichts davon scheint geplant und so wirkt es weder gekonnt noch gewollt. Allerdings wird sich der Laden aufgrund der hohen Touristendichte in der Gegend sicherlich halten.
Auch wenn die Vorspeisen ganz gut umgesetzt waren, gibt es für eine Empfehlung zu viele Ungereimtheiten. Sicher, in letzter Zeit existieren wieder einige wenige positive Beurteilungen im Netz. Falls die nicht gefaked sind, handelt es sich wohl um die sattsam bekannte Ausnahme von der Regel.