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Ehemalige User hat 3315 Bewertungen mit einer Durschnittsbewertung von 4.0 Sternen geschrieben.
Ehemalige User hat am 01.Jan Geburtstag
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Vorab online reserviert (am WE und besonders zu Messezeiten Pflicht, unter der Woche zumindest montags auch, da kommen die Mitbewerber aus dem Umland um zu staunen und hoffentlich zu lernen…) wurden wir sogleich freundlich begrüßt und zu unserem Tisch begleitet. Das Restaurant verfügt über unterschiedlich gestaltete Räume und einen kleinen Innenhof. Da endlich wieder gutes deutsches Sommerwetter (leichter Nieselregen bei maximal 13°C) vorherrschte, leider nicht auf der Terrasse sondern in der ehemaligen Raucherlounge, das war auch der einzige Raum in dem wir bisher noch nicht das Vergnügen hatten zu speisen. Die rustikaler wirkende erste Etage (im ‘Bett‘ essen…) und das Erdgeschoss des alten Gutshofs (erstmalige Erwähnung um ca. 1470, in der heutigen Form aus dem 17. Jahrhundert, Restaurierung 1987/89) ist mit den blanken Holzbalken und dem Eichenfachwerk schon etwas Besonderes. Aber auch der großzügige, angebaute Wintergarten und die ehemalige Raucherlounge weisen ihren ganz eigenen Charakter auf, wir fühlen uns jedenfalls immer sehr wohl. Die Stühle sind bequem und auf den blanken Holztischen befinden sich dankenswerter Weise keine dieser sich pandemisch ausbreitenden, langweilig-unhygienisch wirkenden Plastikflechtsets. Dafür sind stabiles Werkzeug, eine ordentliche Kerze im Windlicht, hochwertige Salz und Pfeffermühlen, eine witzig verpackte Grünpflanze und ein Aufsteller mit aktuellen Weinempfehlungen (!) vorhanden.
Zusätzlich zur, wie immer, völlig ausreichenden DIN A4-Karte (auf DIN A5 gefaltet, also 4 Seiten) wird ein mit Tagesempfehlungen beschriebener Teller präsentiert. Da das Restaurant auch mittags geöffnet ist, kann es vorkommen, dass einzelne Empfehlungen nicht mehr zu erhalten sind, ein Indiz für wirklich frische, abwechslungsreiche Küche. Vergleichsweise schnell hatten wir uns entschieden und die nette Servicedame (4,9) brachte zunächst warme Ciabattascheiben und Aioli-Dip nebst des bestellten stillen Wassers (AP, 0,75L à 5,90 Euronen) und einen Viertelliter Sauvignon Blanc (Emil Bauer, Pfalz à 9,- Euronen) der Weinempfehlung. Ein guter Griff, nicht nur wegen des ehrlichen Etiketts, mineralisch und sortentypisch mit schönem Stachelbeeraroma. Zur Suppe und dem vitello tonnato eine stimmige Begleitung.
Nach einiger Zeit (die Küche hatte wie üblich gut zu tun aber das weiß man und bringt entsprechende Contenance mit…) kamen die
| Vorspeisen |
Eine handwerklich sehr gut zubereitete und abgeschmeckte Spargelcrèmesuppe (à 7,90 Euronen), leicht geschäumt mit reichlich Einlage von grünem und weißen Spargel und einer Schinken-Blätterteigstange. Für Madame als ausgewiesene Suppen-Kasparette ein idealer Auftakt.
Das von mir bestellte, klassische Vitello Tonato (kalter Kalbsbraten rosa gebraten) auf feiner „Thunfischcreme“ mit Rucola stand der Suppe in nichts nach. Schön, zartrosa gegartes, dünn aufgeschnittenes Kalbfleisch ward durch den Gardemanger in ein aromatisches Thunfischsaucenbett gebracht, behutsam mit Rucolablättern, Parmesanspänen, tomate concassées zugedeckt und dankenswerter Weise mit nicht zu vielen Kapern bedacht. Jeder Bissen ein Genuss, so war ‘s bestimmt mal vom Erfinder gedacht. Für 11,50 Euronen sehr gut umgesetzt.
Der Service war stets präsent und fragte nach unserer Zufriedenheit, beriet auch gern bei der weiteren Weinauswahl mit freundlich offenem Wesen, sodass sich ein launiger Wortwechsel ergab. Wiederum verging eine etwas längere Wartezeit (am Nebentisch war man darob etwas ungehalten, wurde aber geschickt durch den Service wieder ‘eingefangen‘), bis zum Servieren der
| Hauptspeisen |
Das Jägerschnitzel vom Iberico-Schwein mit Champignons, Kräuterseitlingen & Rahmwirsing (21,50 Euronen) konnte ebenfalls auf ganzer Linie überzeugen. Richtig aromatisches Schweinefleisch in knuspriger Hülle, saftig und noch leicht rosa gegart trifft auf gut gebratene und gewürzte Pilzscheiben (weich, aber mit Biss und nicht gummiartig verkocht), auf den Punkt gegartes Wirsinggemüse und sogar schön kartoffelig schmeckende, weil dick geschnittene, Acrylamidstäbchen. Der beste Qualitätsbeweis ist eigentlich, dass alles von Madame restlos verputzt wurde.
Mein Filet vom Yellow Fin Thuna „Sashimi“ (kurz gebraten) mit frischen Linguini & Sommer-Trüffel (23,50 Euronen) war Soulfood im besten Sinne. Der Fisch absolut frisch mit schönem Meeresaroma genau nach Gusto gegart. Ebenso die auf den Punkt zubereiteten Gemüse und al dente gekochten Nudeln. Alles zusammen stimmig durch eine leicht schmeckende Sauce und aromatische Trüffelspäne verbunden.
Okay, das war ‘s es geht nix mehr rein, auch wenn die Desserts noch so verlockend klingen und die Digestivauswahl dazu verleitet den Genuss weiter zu verlängern. Für eine Flasche stillen Wassers, einen Viertelliter Sauvignon Blanc, ein Glas Rosé (Weingut Metzger, Rheinland-Pfalz, 5,- Euronen), ein Glas Chardonnay (Schreckbichl, Südtirol, 5,50 Euronen), eine Suppe, eine Vorspeise und zwei Hauptspeisen wurden 89,90 Euronen fällig, gemessen an unserer Zufriedenheit absolut günstig.
Eigentlich ist man versucht zu sagen, Gut Porz spielt in einer anderen Liga bei genauerem Hinsehen fällt jedoch auf, dass hier lediglich der eigene Anspruch kreativ und qualitativ hochwertig umgesetzt wird. Sicherlich wird es mal die ein oder andere Verfehlung geben, bei einer derart konstanten Leistung auf diesem Niveau ist man aber gerne bereit darüber hinweg zu sehen weil das Gesamtpaket stimmt. Sowohl Ambiente, Küchenleistung, als auch der ehrlich-sympathische Service lassen nichts anderes als eine uneingeschränkte Empfehlung zu.