Ich gehe gern und gut essen und schreibe auch darüber. Rein privat, aus Spaß und nicht kommerziell.
Vorwiegend, aber nicht nur, besuchen wir sogenannte Gourmet-Restaurants und reisen dafür auch gezielt durch Deutschland und ins europäische Ausland.
Mehr Berichte auf meinem Blog http://tischnotizen.de oder meinen Facebook-Profilen https://www.facebook.com/tischnotizen.de/ und https://www.facebook.com/thomas.westermann.5 .
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Bewertungs-Statistik
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Geschrieben am 06.03.2019 2019-03-06| Aktualisiert am
06.03.2019
Besucht am 20.01.2019Besuchszeit: Abendessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 37 EUR
Winterzeit ist Suppenzeit. Menschen gelüstet es nach etwas, das ihren Körper und ihre Seele wärmt. Und vielen kommen da heiße, dampfende Suppen gerade recht. Von denen gibt es ja auch zahllose Varianten, die im Kochtopf und auf dem Teller keine Langeweile aufkommen lassen.
Es mag überraschen, aber ich bin eigentlich kein allzu großer Fan. Cremesuppen ja, die finde ich meistens schon toll, eine konzentrierte Consommé auch, aber Eintöpfe zum Beispiel umgehe ich meistens. Na gut, mit Ausnahme einer schönen Hühnersuppe vielleicht. Wie auch immer: ich kann gar nicht mal sagen, warum Eintöpfe nicht an vorderster Stelle meines Speiseplans stehen. Vielfältige Einlagen, mit oder ohne Fleisch, dafür reichlich Gemüse, gehaltvolle Brühen – gegen all das ist ja nicht wirklich etwas zu sagen. Aber es ist nun mal nicht erste Wahl für mich.
Ob nun einer Zeiterscheinung geschuldet oder weil sie vielleicht doch meinen Nerv trifft – aber seit einiger Zeit treibt es mich regelmäßiger in eine Suppenküche. Genauer gesagt: eine Ramen Bar. In allen großen Städten sowieso schon vertreten und in Japan vermutlich präsenter als jede McD-Filiale, hat nun auch Hannover eine und zwar sogar eine ziemlich gute.
In der Altstadt, sonst nicht gerade Aushängeschild der lokalen Kulinarik, hat ein Lokal aufgemacht, das sich vor allem den verschiedenen Versionen dieser japanischen Spezialität widmet.
Wer selbst schon einmal eine Ramen zubereitet hat, weiß, wie viel Aufwand hierfür erforderlich ist und wie lang eine Zutatenliste schon mal werden kann. Wie schön also, wenn einem diese Arbeit jemand abnimmt. Denn die Ramen im „Kenibo“ basieren auf mindestens 10 Stunden gekochter Brühe auf verschiedenen Grundlagen und mit diversen Einlagen.
Im Kern ist es ein Baukastensystem, das hier die Karte bestimmt. Neben Ramen, die mit gleichnamigen hausgemachten dünnen Nudeln serviert werden, gibt es dieselben Suppen auch mit Udon, der dickeren Pastavariante. Beide Nudeln sind auch in gebratener Form mit den Fleischversionen zu bekommen, die sich auch in den Suppen wiederfinden. Alles eigentlich recht effizient aufgebaut.
Daneben gibt es auch noch ein paar Vorspeisen, von denen wir unter anderem die beiden Gyoza mit Schweine- und mit Hühnerfleisch probieren. Beide sind kräftig gewürzt, schön angebraten und mit den dazu gereichten (Fertig-)Saucen angenehme Starter.
Der Spinatsalat mit Sesamdressing fällt mir etwas zu wässrig aus, dafür sind die frittierten Hühnerstücke vor allem aufgrund ihrer extrem knusprigen Panade ausgesprochen lecker. Allerdings sind die Stücke schon recht groß, so dass man mit den Stäbchen schon geschickt hantieren muss, damit einem die dicken Dinger nicht über den Tisch flitschen.
Besser zu essen sind dagegen die ebenfalls frittierten Garnelen, die auch schön kross gebacken sind. Der dazu gereichte Krautsalat könnte richtig gut sein, wenn das sehr geschmackvolle Erdnussdressing nicht nur homöopathisch darüber gesprenkelt würde. So findet sich dann doch recht viel trockenes Geschnipsel auf dem Teller.
Aber wir sind ja wegen der Suppen hier. Und die kommen beim ersten Besuch zeitgleich mit den Vorspeisen, was so nicht geplant ist und mich ein wenig stresst. Der flotte Service entschuldigt sich, aber da die Schalen noch ganz anständig vor sich hindampfen, lassen wir es auch dabei.
Wir wählen zum einen die BBQ Ramen mit kräftig mariniertem und gebratenem Schweinefleisch. Der Geschmack färbt deutlich auf die Suppe ab und verstärkt den ohnehin schon würzigen Geschmack auf angenehme Weise. Ramennudeln und verschiedene Gemüse, darunter Pak Choi, Frühlingszwiebeln und Sprossen füllen die große Schale zusätzlich. Das sogenannte Lava-Ei kann optional dazu bestellt werden.
In meiner Tokio-Ramen ist es standardmäßig bereits enthalten, ebenso wie Narutomaki, ein Fischkuchen, der aller Wahrscheinlichkeit nach als Fertigprodukt zugekauft wurde und auch keinen besonders prägnanten Geschmack hinterlässt. Diese Suppe ist eher trüb, was aber die Intensität nicht schmälert. Hier ist marinierter und geschmorter Schweinebauch das kräftige, Geschmack gebende Element. Ebenfalls sehr gut.
Nach solch einer Schale, die für unter 10 Euro zu bekommen ist, Sonntags sogar für nur 7,50 Euro, ist man in der Regel satt, so dass wir uns ein Dessert schenken. Und auch, weil mich Süßspeisen bei Asiaten generell nicht besonders reizen.
Neben den Suppen und gebratenen Nudeln gibt es auch ein paar Spezialitäten auf der Karte des „Kenibo“. Davon wähle ich bei einem weiteren Besuch „Dakgang Jeong“, knusprig gebackenes Hühnerfleisch (mutmaßlich dasselbe, das es auch als Vorspeise gibt) mit Erdnüssen und Sesam, allerdings mit einer herrlichen BBQ-Sauce. Die ist zwar als scharf ausgewiesen, wovon ich allerdings nichts merke. Dafür betört sie mit einer fast schon intensiv klebrigen Konsistenz und deutlichen Knoblauchnote, Sojasauce und Honig dürften auch noch mit im Spiel sein. Jedenfalls ist der Gesamteindruck etwas vordergründig süß, aber gleichzeitig auch rauchig würzig.
Dazu gibt es Reis und erneut den Weißkohlsalat mit dem Erdnussdressing. Leider wurde wieder nur gesprenkelt…
Aus den diversen Ramen probieren wir noch die Tantan, die einzige als scharf ausgewiesene Suppe. Sie ist auch farblich erkennbar mit Chili-Öl gewürzt und besitzt in der Tat eine deutlich pikantere Note als die übrigen Versionen. Die Basis ist in diesem Fall Miso-Sesampaste. Dazu gibt es Chashu, fein geschnittenes , in Brühe gekochtes Schweinefleisch sowie Hackfleisch und diverses Gemüse. Auch diese Ramen gefällt uns gut, wenngleich die beiden ersten Versionen für uns vorne liegen.
Was trinkt man am besten zu dieser Art von Küche? Im „Kenibo“ gibt es zwar auch ein paar Weine, aber mit Bier, natürlich auch japanischem (das allerdings auch nur in Deutschland gebraut wird) macht man grundsätzlich nichts falsch.
Empfehlenswert sind aber auch die hausgemachten Eistees und Limonaden. Die Yuzu-Zitronen-Limonade ist mir jedenfalls ein erfrischender, nicht zu süßer Begleiter.
Klar ist das hier nicht der Ort für ein langes, romantisches Dinner, wenngleich bei unserem Zweitbesuch ein Paar offenbar sein erstes Kennenlern-Date hatte. Man sitzt entweder auf Bänken oder an ein paar wenigen Tischen auch mit Stühlen, aber das Ambiente ist insgesamt sehr gemütlich und erfreulich kitschfrei. Der Andrang ist groß, Reservierung ist empfehlenswert, aber auch dann sollte man mit 1 ½ Stunden auskommen, bevor schon die nächsten Gäste warten.
In jedem Fall hat das „Kenibo“ einiges dazu getan, den Suppenkasper in mir zu wecken. Diese Nudelsuppen machen Spaß, sind sorgfältig zubereitet und geschmacksintensiv. Ramen rules!
Winterzeit ist Suppenzeit. Menschen gelüstet es nach etwas, das ihren Körper und ihre Seele wärmt. Und vielen kommen da heiße, dampfende Suppen gerade recht. Von denen gibt es ja auch zahllose Varianten, die im Kochtopf und auf dem Teller keine Langeweile aufkommen lassen.
Es mag überraschen, aber ich bin eigentlich kein allzu großer Fan. Cremesuppen ja, die finde ich meistens schon toll, eine konzentrierte Consommé auch, aber Eintöpfe zum Beispiel umgehe ich meistens. Na gut, mit Ausnahme einer schönen Hühnersuppe vielleicht.... mehr lesen
4.0 stars -
"Ramen oder die neue Lust auf Suppe" tischnotizenWinterzeit ist Suppenzeit. Menschen gelüstet es nach etwas, das ihren Körper und ihre Seele wärmt. Und vielen kommen da heiße, dampfende Suppen gerade recht. Von denen gibt es ja auch zahllose Varianten, die im Kochtopf und auf dem Teller keine Langeweile aufkommen lassen.
Es mag überraschen, aber ich bin eigentlich kein allzu großer Fan. Cremesuppen ja, die finde ich meistens schon toll, eine konzentrierte Consommé auch, aber Eintöpfe zum Beispiel umgehe ich meistens. Na gut, mit Ausnahme einer schönen Hühnersuppe vielleicht.
Besucht am 12.01.2019Besuchszeit: Abendessen 2 Personen
Wie man eine betuliche Kleinstadt am Rande der Voreifel in einen veritablen kulinarischen Hotspot verwandelt, kann man derzeit in Andernach beobachten.
Eine Investorgruppe schickt sich an, den Ort nicht nur mit einer Vielzahl von hochklassigen, Michelin-besternten Restaurants zu pflastern, sondern gleichzeitig auch noch mit einem stilvollen Hotel, wie man es in dieser Form hier kaum erwarten würde.
Nahe des Marktplatzes hatten bereits das italienische Restaurant „Ai Pero“ mit Frank Seyfried (Stationen Gualtiero Marchesi, Alfons Schubeck und auf Schloss Elmau) sowie das asiatisch geprägte Restaurant „YOSO“ mit Sarah Henke (Stationen bei Dieter Müller, Sven Elverfeld und als Küchenchefin im „Spices“ auf Sylt) geöffnet und einen Michelin-Stern erkocht. Das „YOSO“ hatten wir bereits im vergangenen Jahr besucht und waren schwer angetan.
Besonders reizte uns aber natürlich die Küche von Sarah Henkes Mann, Christian Eckhardt, der für das Restaurant im Hotel „PURS“ verantwortlich zeichnet und der in seiner letzten Station, der Villa Rothschild in Königstein, mit zwei Michelin-Sternen ausgezeichnet war.
Die Eröffnung des Hotels in der ehemaligen Alten Kanzlei und des Restaurants indes verzögerte sich, wie dies bei Ausgrabungen auf historischem Grund häufiger der Fall ist.
Das Ergebnis kann sich jetzt allerdings sehen lassen, denn das von dem belgischen Designer und Antiquar Axel Vervoordt gestaltete Haus ist von einer Stilsicherheit, die das „PURS“ zu einer der aufregendsten Hotel-Eröffnungen des vergangenen Jahres machte. Die Verbindung von alten und modernen Elementen, gepaart mit einer stattlichen Sammlung von Kunstobjekten, ist überaus gelungen und strahlt in jedem Raum behagliche Gemütlichkeit aus.
Dass man sich als Gast im „PURS“ vom ersten Moment willkommen fühlt, hat auch damit zu tun, dass Service hier deutlich anders gelebt wird, als in vielen anderen Hotels. Man wickelt hier nicht die Anmeldeformalitäten an einer Rezeption ab, sondern wird erst mal in der Lobby, in der man auch abends seinen Apéritif einnimmt, empfangen, bekommt einen Begrüßungsdrink, erste Kleinigkeiten aus der Küche und unterschreibt nebenbei irgendwann den Meldeschein. Das Gepäck ist derweil bereits auf dem Zimmer, das Auto vom Personal geparkt. So entspannt bin ich schon lange nicht mehr irgendwo angekommen.
Das Restaurant selbst ist eines der Schönsten, das ich in letzter Zeit erleben durfte. Klare Linien, ausreichende Abstände zwischen den Tischen, wandhohe Sprossenfenster, Blick in die Küche und eine warme, ausgeklügelte Lichtregie sorgen dafür, dass man sich automatisch wohl fühlt.
Wir nehmen unseren Apéritif indes in der ebenso gemütlichen Bar, die am nächsten Tag auch als Frühstücksraum dient. Dazu serviert die Küche als erste Grüße quasi eine Reise durch die drei Restaurants der Gruppe.
Das italienische Restaurant „Ai Pero“ vertritt ein Cracker von Schüttelbrot mit marinierter und geflämmter Makrele mit Gremolata-Creme. Das „YOSO“ wird repräsentiert durch ein Tatar mit einer spicy Mayonnaise und das „PURS“ selbst präsentiert sich mit einem Windbeutel, der mit einer Quiche Lorraine-Crème gefüllt ist.
Die Idee selbst ist schon sehr originell und die Ausführung exzellent mit einem klaren Geschmacksbild, das jedes Haus tatsächlich sehr schön darstellt.
Zum sehr guten Sauerteigbrot und dem noch warmen Maronen-Plundergebäck gibt es hervorragende Salzbutter aus der Normandie und einen noch besseren Kürbisaufstrich.
Das erste Amuse Bouche kombiniert dünne Scheiben vom Kabeljau mit einem Salat von sehr cremig angemachtem Quinoa und einem Rote Bete-Kirsch-Sud. Um den Fisch nicht zu überdecken, hält sich hier die Würze noch zurück. Es dominiert eher ein leicht erdiger Unterton. Ein guter Auftakt.
Als weiteren Gruß schickt die Küche eine sehr dekonstruierte Version des rheinischen Klassikers „Himmel un Ääd“, die auf den ersten Blick das Original kaum erkennen lässt. Die Flönz findet sich als knuspriger Rand, die Röstzwiebeln als Schaum. Das ist üppig, füllig, cremig und einfach toll gemacht.
Eine beeindruckende Variante des Vorspeisenklassikers Entenleberterrine präsentiert uns Christian Eckhardt mit seiner Version, der die Foie Gras mit Grünkohl als Creme und dehydriert sowie mit Haselnüssen in Szene setzt. Ein Sorbet von Williams Christ Birnen und ein kleines Kompott davon runden mit einer angenehm passenden fruchtigen Note und schönen Temperaturkontrasten das Gericht ab. In erster Linie gefällt mir aber diese Kombination aus klassischem Handwerk und ganz moderner Einbindung, denn Entenleber und Grünkohl hatte ich in dieser Zusammenstellung bisher tatsächlich noch nicht. Insgesamt ist hier viel Textur im Spiel. Das dazu servierte Croissant ist eine schöne Alternative zum ansonsten allgegenwärtigen Brioche.
Mit dem nächsten Gang wird es etwas frischer, aber erneut mit einem erdigen Unterton. Die Sardinenfilets fassen links und rechts eine Mischung aus Kürbis und Pilzen ein, eine Yuzu-Marinade sorgt für den Säure- und Frischekick. Auch dieser Gang ist erneut wunderschön angerichtet.
Das Prinzip im „PURS“ sieht vor, dass sich jeder Gast aus dem Angebot sein Menü selbst zusammenstellen kann. Wir haben ein Arrangement gebucht, das ein 5-Gänge-Menü vorsieht, aber wir erweitern dies um einen Gang und der liefert uns schon in der Beschreibung eine Killer-Kombi. Tortellini, die mit wunderbar cremigem Fontina-Käse gefüllt sind, Kalbsbries und Macadamia-Nüsse würden alleine schon prächtig funktionieren. Mit dem am Tisch über den Teller gehobelten Alba-Trüffel ist das nicht mehr zu toppen. Ein toller Gang!
Der St. Pierre im folgenden Gang ist auf den Punkt gebraten und mit Blumenkohl in diversen Texturen recht rustikal eingefasst. Lardo gibt Schmelz, schwarze Nuss ist als Püree verarbeitet. Das ist rund, harmonisch und sehr stimmig.
Perfekt zubereitet ist auch der Rehrücken im Hauptgang, der von Pastinaken in Strukturen, Rotkohl in kleinen Segmenten und Totentrompeten begleitet ist. Unter diesem Wintergemüse-Ensemble findet sich noch geschmorte Schulter, die super zart ist und geradezu auf der Gabel zerfällt. Die dazu servierte Gewürzjus ist sehr intensiv, ganz dicht und konzentriert und komplettiert ein hervorragendes Gericht.
Dankenswerterweise lässt der Service die Saucieren bei jedem Gang auf dem Tisch und auch dieses Mal geht kein Tropfen davon zurück in die Küche. Eckhardt präsentiert sich in diesem Menü als großer Saucenmeister.
Zum Vordessert serviert der Service neben dem eigentlichen Teller auch ein Schälchen mit Holzspänen. Es handelt sich um die Grundlage für das Hickory-Eis, das gemeinsam mit einem Ragout von saisonalen Früchten und einem Dörrobst-Chip das Pré-Dessert ausmacht. Der BBQ-Geschmack des Eises ist zwar recht dezent, aber doch spürbar. Die Grundidee gefällt mir, hätte aber durchaus eine mutigere Betonung des Raucharomas vertragen können.
Schokoladig wird es im Dessert, vor allem in Form einer sehr cremigen Ganache, die sich schlangenförmig über den Teller räkelt und in Form von Luftschokolade. Dass es aber nicht zu süß wird, ist vor allem den eingelegten Schlehen und dem Schlehensorbet zu verdanken, die eine säuerliche Note als Kontrapunkt beisteuern. Rote Bete und Kräutertee sind als dünne Knusperblätter geschickt eingearbeitet und sorgen wieder für einen dezent erdigen Touch. Das ist originell und sehr gut gemacht. Der dazu servierte Kirschwein aus Dänemark ist übrigens eine überraschend passende Begleitung.
Für den endgültigen Abschluss dieses Menüs wechseln wir erneut in die Bar, wo bereits ein Teller mit Pinsel und Spachtel bereit steht. Der Sinn hierzu wird sich uns bald erschließen. Die Petits Fours werden im „PURS“ nämlich in höchst origineller Form von den Köchen selbst präsentiert. Neben einem Schälchen mit Roibusch-Vanille-Sorbet wird eine große Zuckerkugel unvermittelt auf den vorbereiteten Teller fallen gelassen. Aus dem Inneren verteilen sich unter anderem Goldmünzen mit einer Kalamansicreme sowie gefüllte Steine und Schokoladenkrümel.
Zwar ist alles essbar, aber wenn man nicht auf purem Zucker knabbern möchte, empfiehlt es sich, den Pinsel zu Hilfe zu nehmen und die Hülle auszusortieren.
Diese Präsentation, so erklärt uns der Koch, ist ihre augenzwinkernde Aufarbeitung des Umstandes, dass Ausgrabungen beim Hotelum- und Neubau die Fertigstellung um ein dreiviertel Jahr verzögerten.
Nicht nur die Hotel-Eröffnung des „PURS“ darf getrost als spektakulär bezeichnet werden, auf das Restaurant und die Küche von Christian Eckhardt trifft dies ebenso zu.
Sein Stil lässt sich schwer in irgendeine Schublade packen und das will er selbst auch gar nicht, wie er im Gespräch erklärt. Dennoch ist unübersehbar, dass Eckhardt über ein grundsolides klassisches Fundament verfügt, was auch nicht verwunderlich ist, wenn zu den prägendsten Stationen in seiner Vita unter anderem seine Zeit bei Claus-Peter Lumpp im „Bareiss“ gehört.
Das großartige Saucenhandwerk oder die perfekte Entenleberterrine geben Zeugnis davon. Gerade die Terrine jedoch ist ein perfektes Beispiel dafür, wie auch ein vermeintlich ausgereiztes, traditionelles Thema mit mutigen Kombinationen und einer bestechend schönen Präsentation in die Jetztzeit katapultiert werden kann und absolut modern erscheint.
Dass wir von diesem Abend komplett begeistert waren, liegt nicht nur am wunderschönen Ambiente, dem stets aufmerksamen und herzlichen Service oder der ausgezeichneten Weinbegleitung, sondern in erster Linie natürlich am hervorragenden Menü, das sich ohne Schwäche zeigte. Die Gerichte sind mit großer Detailliebe angerichtet, häufig originell komponiert, aber durchweg stimmig. Handwerklich ist das alles sowieso auf Top-Niveau.
Für mich ist das eine Leistung auf glasklarem Zweisterne-Niveau gewesen. Ob sich der Michelin durchringen kann, dieser Neueröffnung gleich aus dem Stand diese Auszeichnung zu verleihen, bleibt abzuwarten. Verdient wäre es für Christian Eckhardt und sein Team.
In jedem Fall hat er mit dem „PURS“ Andernach ganz weit nach vorne auf die kulinarische Landkarte gesetzt.
Bericht wie immer auch auf meinem Blog: tischnotizen.de/purs-andernach/
Wie man eine betuliche Kleinstadt am Rande der Voreifel in einen veritablen kulinarischen Hotspot verwandelt, kann man derzeit in Andernach beobachten.
Eine Investorgruppe schickt sich an, den Ort nicht nur mit einer Vielzahl von hochklassigen, Michelin-besternten Restaurants zu pflastern, sondern gleichzeitig auch noch mit einem stilvollen Hotel, wie man es in dieser Form hier kaum erwarten würde.
Nahe des Marktplatzes hatten bereits das italienische Restaurant „Ai Pero“ mit Frank Seyfried (Stationen Gualtiero Marchesi, Alfons Schubeck und auf Schloss Elmau) sowie das... mehr lesen
5.0 stars -
"Comeback furioso" tischnotizenWie man eine betuliche Kleinstadt am Rande der Voreifel in einen veritablen kulinarischen Hotspot verwandelt, kann man derzeit in Andernach beobachten.
Eine Investorgruppe schickt sich an, den Ort nicht nur mit einer Vielzahl von hochklassigen, Michelin-besternten Restaurants zu pflastern, sondern gleichzeitig auch noch mit einem stilvollen Hotel, wie man es in dieser Form hier kaum erwarten würde.
Nahe des Marktplatzes hatten bereits das italienische Restaurant „Ai Pero“ mit Frank Seyfried (Stationen Gualtiero Marchesi, Alfons Schubeck und auf Schloss Elmau) sowie das
Besucht am 15.12.2018Besuchszeit: Abendessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 199 EUR
Restaurantnamen sind ja so eine Sache. Sie sollen griffig und leicht zu merken sein, Inhaber- oder Köchenamen sind durchaus brauchbar, originell kann auch nicht schaden. Was aber, wenn man nicht mal wirklich weiß, wie sich ein Lokal korrekt schreibt? Groß und klein, alles klein, auseinander oder zusammen? Wenn man ein Restaurant neu eröffnet, wie das „zeitfür...“ im sanierten niedersächsischen Landtag, hätte man es sich mit der Wortfindung wirklich einfacher machen können.
Die Lage am Leineufer und zum Platz der Göttinger Sieben hin in Sichtweite der hannöverschen Markthalle ist also prominent und das Konzept, das in der Soft-Opening-Phase durch den Berliner Sternekoch Markus Semmler begleitet wurde, multifunktional angelegt.
An sieben Tagen in der Woche hat man ab mittags geöffnet und bietet einen relativ günstigen Lunch an, sonntags auch einen Brunch, nachmittags bedient man die Kaffee- und Kuchenfraktion und abends lockt man Feinschmecker mit Mehrgangmenüs.
Damit pendelt man zwischen Landtagskantine, Besuchergruppenverköstigung und Gourmetessern.
Damit das alles gelingt, hat man sich mit der Cellerar GmbH, einem Tochterunternehmen der Klosterkammer, einen finanzstarken Partner geholt und mit Karsten Fricke einen Chefkoch, der als ehemaliger Souschef bei Thomas Bühner im Osnabrücker „La Vie“ über Dreisterne-Erfahrung verfügt. Damit ist der Anspruch, zumal für den Abendbesuch, schon mal recht hoch angesetzt.
Das Ambiente ist hell und luftig, eher nordisch neutral und verteilt sich auf zwei recht große Bereiche. Im Sommer wird auch eine große Terrasse bespielt, der man mit mehr Pflanzen und Sonnenschirmen allerdings etwas mehr Heimeligkeit verleihen könnte.
Im „zeitfür...“ kann man abends aus einem à la Carte-Angebot wählen. Die Vorspeisen und Zwischengerichte liegen hierbei zwischen etwa 10 und 17 Euro, die Hauptgerichte zwischen 20 und 30 Euro und die Desserts bei knapp unter 10 Euro. Ein Menü in 3 – 5 Gängen für 49 – 68 Euro wird auch angeboten und setzt sich aus dem à la Carte-Angebot zusammen.
Wir wählen individuell.
Zu Beginn schickt die Küche lauwarmes und sehr luftiges Focaccia in ausgezeichneter Qualität mit Kräuteröl, das etwas wie Pesto anmutet. Schade, dass es nicht nachgelegt wird. Weiteres Brot gibt es ebenfalls nicht.
Als Appetitmacher grüßt die Küche vorab mit einer Scheibe Entenbrust auf Süßkartoffelpüree mit Rotkohlgelee. Das ist für sich genommen ganz nett, aber noch recht unauffällig. Ein Messer wäre zum einfacheren Verzehr hilfreich gewesen.
Als Vorspeise entscheidet sich mein Mann für Garnelen im Tomaten-Zimt-Sud. Der ist weiß und wird am Tisch angegossen. Etwas Tomaten-Gremolata und Schwarzwurzel vervollständigen den Gang, der sich in Summe recht elegant präsentiert. Trotzdem hätte etwas mehr Würze dem Gericht noch weiter nach vorne geholfen.
Für mich geht es mit einer Geflügelkrokette auf Feldsalat los. Zwangsläufig kommen Erinnerungen an Hollandbesuche und die dort so weit verbreiteten Kroketjes auf. Ähnlich wie dort bleibt die Füllung etwas undefinierbar, ist aber durchaus schmackhaft. Die Vinaigrette liefert eine schöne Zitrusnote, Szechuan in Form von Schärfe kann ich aber nicht ausmachen. Die Vorspeise ist in Ordnung, lässt aber, vor allem im direkten Vergleich zu den Garnelen, doch deutlich an Originalität vermissen.
Mit erheblich mehr Anspruch kommt der Zwischengang meines Mannes daher. Optisch sehr ansprechend präsentiert ist das gut gewürzte Entenrillette, bei dem vor allem mit Holundercreme gefüllte Kumquats bittere und säuerlich prägnante Akzente setzen können. Einige Cremetupfen und Geleewürfel runden die texturelle Abwechslung ab.
Die Küche war so nett, mir als Zwischengang den Kabeljau zuzubereiten. Der Fisch ist zwar erneut für meinen Geschmack etwas zu schwach gewürzt. Dafür ist die Zitronen-Kapern-Velouté schön intensiv und Fregola Sarda gehören zur Zeit sowieso zu meinen liebsten Beilagen.
Unkompliziert und deftig wird es mit der zart geschmorten Iberico Schweinebacke mit Kartoffelpüree auf dem Teller gegenüber. Die Specksauce ist eine schöne Ergänzung zum Schmorfond und an dem Gericht gibt es auch überhaupt nichts auszusetzen. Es schmeckt sehr gut, bleibt aber eben guter Bistrodurchschnitt. Mit vielen anderen Gängen signalisiert die Küche wesentlich Ambitionierteres.
Wie zum Beispiel mit meiner Wahl, der Taube auf „Himmel & Erd“-Art, also mit Blutwurst und Kartoffelstampf. In diesem vielschichtigen und texturell abwechslungsreichen Arrangement spielt sich eine Menge ab. Die Keule ist ausgebacken, die Brust schön rosa, Blutwurst findet sich gebraten und als Creme, Zwiebelsegmente getrocknet und geflämmt. Bis hierhin ist alles wunderbar. Eingelegte, säuerliche Silberzwiebeln empfinde ich aber als unpassend und störend in dieser deftigen, aber aufwändigen Komposition, die mir ansonsten gut gefällt und der der kreative Anspruch deutlich anzumerken ist.
Der Service nimmt meinen Hinweis hierzu übrigens sehr professionell auf.
Ein ähnlich divergentes Bild geben die beiden Desserts ab, für die wir uns entscheiden. Das Schokoladenparfait mit Apfelkompott erscheint noch recht konventionell. Auch das originell klingende Honig-Brot-Eis dazu, das wie angefrorene Mousse au chocolat schmeckt, fällt zusammen mit der Hippe nicht besonders auf. Erneut gut, aber wenig überraschend.
Was aber wiederum auf meinen Gang zutrifft. Milchreis als Espuma, unter dem sich Quittenkompott findet, ist in dieser Form von jeglicher Schwere befreit und zusammen mit einem guten Braune-Butter-Eis ein wirklich origineller Abschluss meines Essens.
Und so wie unsere Desserts zwischen modern, kreativ und etwas bieder solide schwankten, so präsentierte sich der gesamte Abend. Ich habe noch eine Weile gedacht, wozu die Küche imstande wäre, wenn sie sich mehr trauen würde. Garnele, Rillette, Taube und Milchreis haben deutlich erkennen lassen, wie fantasievoll es hier durchgehend sein könnte. Nun gut, ein wenig mehr Mut zur Würze könnte auch nicht schaden. Aber befremdlich fand ich vor allem die Unentschiedenheit, mit der sich das „zeitfür...“ präsentiert. Dass man auch die Feinschmecker erreichen möchte, macht man ja sowohl mit vielen Gerichten deutlich als auch mit der Wahl von Karsten Fricke als ambitioniertem Küchenchef.
Wenn man auch weiterhin Bistro-typische Gerichte präsentieren möchte, wäre es vielleicht hilfreich, die Karte entsprechend aufzuteilen. Nur so als Idee.
Der Service agiert souverän, wenn gelernt oder zumindest erfahren und etwas unbeholfen, wenn offensichtlich noch sehr neu im Geschäft.
Die Weinkarte ist nicht besonders umfangreich, listet aber in allen Preislagen vor allem aus Deutschland und Frankreich vernünftige Weine.
Auch wenn sich das „zeitfür...“ uns noch etwas unentschieden zeigte, empfinden wir es als Bereicherung für die lokale Gastroszene. Das Zeug für mehr hat Karsten Fricke allemal. Jetzt sollte er sich nur noch „zeitfür“ mehr Mut nehmen.
Bericht wie immer auch auf meinem Blog: tischnotizen.de/zeitfuer-hannover/
Restaurantnamen sind ja so eine Sache. Sie sollen griffig und leicht zu merken sein, Inhaber- oder Köchenamen sind durchaus brauchbar, originell kann auch nicht schaden. Was aber, wenn man nicht mal wirklich weiß, wie sich ein Lokal korrekt schreibt? Groß und klein, alles klein, auseinander oder zusammen? Wenn man ein Restaurant neu eröffnet, wie das „zeitfür...“ im sanierten niedersächsischen Landtag, hätte man es sich mit der Wortfindung wirklich einfacher machen können.
Die Lage am Leineufer und zum Platz der Göttinger Sieben... mehr lesen
Zeitfür · Restaurant im Leineschloss
Zeitfür · Restaurant im Leineschloss€-€€€Restaurant0511 89700692Hannah-Arendt-Platz 1, 30159 Hannover
4.0 stars -
"Zeit für... mehr Mut im Leineschloss!" tischnotizenRestaurantnamen sind ja so eine Sache. Sie sollen griffig und leicht zu merken sein, Inhaber- oder Köchenamen sind durchaus brauchbar, originell kann auch nicht schaden. Was aber, wenn man nicht mal wirklich weiß, wie sich ein Lokal korrekt schreibt? Groß und klein, alles klein, auseinander oder zusammen? Wenn man ein Restaurant neu eröffnet, wie das „zeitfür...“ im sanierten niedersächsischen Landtag, hätte man es sich mit der Wortfindung wirklich einfacher machen können.
Die Lage am Leineufer und zum Platz der Göttinger Sieben
Besucht am 09.12.2018Besuchszeit: Mittagessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 183 EUR
Nach unserem Besuch im vergangenen Januar war der Plan eigentlich, das schöne Gasthaus auf dem Gehrdener Berg auch noch mal im Sommer erleben zu können. Schließlich lockt das Haus mit großer Außenfläche und beeindruckender Aussicht, was regelmäßig auch viele Hochzeitpaare zu schätzen wissen, so dass sich das Berggasthaus zu einem beliebten Ziel für Feierlichkeiten entwickelt hat. Aber irgendwie hat es sich dann doch nicht ergeben, so dass wir zumindest kurz vor Jahresschluss noch einmal den Weg auf den Berg fanden.
Am 2. Advent ziehen wir einen Platz im Inneren vor und freuen uns, dass Oliver Gerasch und sein Team am Wochenende durchgehend Küche anbieten, was uns am frühen Nachmittag einen späten Lunch ermöglicht.
Alle Gänge aus den beiden Menüs sind auch einzeln zu bestellen und so stellen wir uns hieraus und aus dem à la Carte-Angebot jeweils vier Gänge individuell zusammen.
Das Amuse Bouche wirkt zunächst recht unscheinbar mit einigen Scheiben gebackenen Gemüses, präsentiert sich aber mit einem würzigen Dressing, etwas Petersilienpesto und Trüffelspänen ziemlich vielschichtig und in jedem Fall gut abgestimmt.
Mein Mann startet mit geräuchertem Thunfisch, der in dünnen Scheiben auf einem fein geschnittenen Fenchelsalat gebettet ist. Der Thunfisch ist sehr zart und hat eine schinkenartige Anmutung. Das ist nicht schlecht, bleibt aber insgesamt doch recht einfach konzipiert.
Mein erster Gang ist eine veritable Überraschung. Im kleinen Menü lediglich als Wachtel mit Linsensalat angekündigt, stelle ich mich auf eine gebratene Brust oder ähnliches ein und bin dann doch verblüfft, eine schön gearbeitete Ballotine serviert zu bekommen. Das ist nicht nur allerfeinstes klassisches Küchenhandwerk, das man so eben auch nicht mehr überall bekommt, sondern schmeckt auch ganz ausgezeichnet. Zusammen mit dem gut gewürzten Linsensalat ergibt sich ein kräftiges, fast schon herzhaftes Geschmacksbild, das perfekt in die Jahreszeit passt.
Auf dieses offensichtliche Speisekarten-Understatement angesprochen, erklärt Oliver Gerasch später, dass ihm diese Beschreibung alle Optionen offen lässt und er individuell entscheiden kann, was genau er auf den Teller bringt. Über die heutige Entscheidung bin ich jedenfalls sehr glücklich.
Aus dem à la Carte-Angebot geht es für meinen Mann weiter. Die gebratenen Calamaretti auf dem schlotzigen Safran-Risotto sind sehr zart und würzig. Insgesamt ist dieses Gericht sehr elegant und versprüht auf gekonnte Weise mediterranes Flair.
In Abwandlung eines Gerichtes, das ich auch Anfang des Jahres schon genießen durfte, gibt es auch dieses Mal ein prachtvolles Exemplar eines Kaisergranats in Kombination mit einer deftigen Komponente. War es Anfang des Jahres Kalbskopf, ist es jetzt Osso Buco, die Aprikosengraupen sind jetzt ersetzt durch ein Dinkelrisotto. Die Gesamtkonstellation ist zwar ähnlich, aber gleichermaßen köstlich. Das ist kräftig, würzig und die intensive Jus bildet einen tollen Kontrast zum feinen Kaisergranat.
Auf der anderen Tischseite fällt die Wahl im Hauptgang auf Entenbrust, die mit einer super-krossen Haut und ohne erkennbare Fettschicht, dafür sehr zart gegart kommt. Mit den bissfesten Rosenkohlblättern und dem getrüffelten Kartoffelpüree ist das klassisch und gut gelungen.
Für mich geht es mit Fisch weiter und zwar einem kapitalen Filet vom Steinbutt, der exzellent gebraten ist und von einem Meeresfrüchteragout in kräftiger Jus begleitet ist. Als weitere Beilage gibt es Tortellini mit einer unglaublich geschmackvollen Füllung aus Garnelen, Steinbutt und Knoblauch. Selten habe ich Pasta gehabt, bei der die Füllung derart charaktervoll war. Ein toller Gang! Bravo!
Der Walnussbrownie meines Mannes ist, wie bereits Anfang des Jahres, nach meinem Empfinden zu trocken geraten. Das gut gelungene Cassissorbet und die Crème Chantilly helfen hier nur bedingt. Etwas auffällig finde ich es schon, dass bei beiden Besuchen der Brownie für mich das schwächste Element ist. Aber vielleicht bin ich auch nur etwas empfindlich, was die Optimalvorstellung an dieses Gebäck angeht.
Da mein Sättigungsgrad bereits gut erreicht ist, entscheide ich mich nur noch für Sorbets mit Früchten. Das ist zu diesem Zeitpunkt die richtige Wahl und für mich gerade noch passend. Mango und Birne sind außerdem gut getroffen.
Ganz abgeschlossen ist unser Essen damit aber noch nicht. Mit dem Hinweis „Keksschulden sind Ehrenschulden“ serviert uns Oliver Gerasch noch einen üppigen Teller schönster Weihnachtsplätzchen. Außenstehende würden das jetzt ohne Erklärung nicht verstehen, wir hingegen können uns ein Grinsen an dieser Stelle nicht verkneifen.
Zu den jährlichen Fixterminen im heimischen Küchenkalender gehört bei uns seit vielen Jahren ein Wochenende, das komplett der Weihnachtsplätzchenbäckerei gewidmet ist. Das Ergebnis dieser Arbeit, an deren Ende diesmal 13 verschiedene Sorten standen, ist dann auch auf Facebook zu sehen. Den Post hierzu kommentierte Oliver Gerasch mit dem verführerischen Angebot, gegen Gänsebraten zu tauschen. Das hätte zwar in keinem vernünftigen Verhältnis gestanden, aber ich fand es so sympathisch und habe zudem Spaß an derlei Spontanem, dass wir uns zu einem kurzfristigen Ausflug nach Gehrden entschieden, um eine Tüte des Selbstgebackenen auch einfach so vorbei zu bringen. Die Überraschung ist offenbar gelungen und ein Beleg dafür, dass Social Media auch den Weg in die Realität finden kann.
Jedenfalls ist der Teller, der nun vor uns steht, Geraschs ebenso gelungene Revanche.
Aber unabhängig von dieser süßen Dreingabe bleibt festzuhalten, dass sich Geraschs Küche stetig weiter zu entwickeln scheint. Konzeptionell bewegt sich das Programm weiterhin zwischen Regionalem, Mediterranem und kreativeren Feinschmecker-Ausflügen. Allerdings wirkten viele Gänge auf mich noch eine Spur feiner abgestimmt. Und mit der Wachtel, dem Kaisergranat, dem Safran-Risotto und dem Steinbutt hatten wir Gerichte, die weit über dem Niveau üblicher bürgerlicher Gasthäuser liegen. Die Desserts könnten noch etwas mehr Finesse vertragen, aber ansonsten darf die Entwicklung gerne so weiter gehen.
Nach unserem Besuch im vergangenen Januar war der Plan eigentlich, das schöne Gasthaus auf dem Gehrdener Berg auch noch mal im Sommer erleben zu können. Schließlich lockt das Haus mit großer Außenfläche und beeindruckender Aussicht, was regelmäßig auch viele Hochzeitpaare zu schätzen wissen, so dass sich das Berggasthaus zu einem beliebten Ziel für Feierlichkeiten entwickelt hat. Aber irgendwie hat es sich dann doch nicht ergeben, so dass wir zumindest kurz vor Jahresschluss noch einmal den Weg auf den Berg fanden.
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4.0 stars -
"Konstante Entwicklung auf dem Berg" tischnotizenNach unserem Besuch im vergangenen Januar war der Plan eigentlich, das schöne Gasthaus auf dem Gehrdener Berg auch noch mal im Sommer erleben zu können. Schließlich lockt das Haus mit großer Außenfläche und beeindruckender Aussicht, was regelmäßig auch viele Hochzeitpaare zu schätzen wissen, so dass sich das Berggasthaus zu einem beliebten Ziel für Feierlichkeiten entwickelt hat. Aber irgendwie hat es sich dann doch nicht ergeben, so dass wir zumindest kurz vor Jahresschluss noch einmal den Weg auf den Berg fanden.
Am
Besucht am 03.11.2018Besuchszeit: Abendessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 560 EUR
Wollte man die üblichen Klischees bemühen, so läge man vermutlich nicht ganz daneben, wenn man Hamburgern eine Vorliebe für Traditionen und ein vornehmes Understatement attestiert. Das Hotel „Vier Jahreszeiten“ in erster Lage am Neuen Jungfernstieg und mit Blick auf die Alster gehört sicher zu den traditionsreichsten Grandhotels überhaupt. Dass das Haus in der wechselhaften Geschichte auch mal in japanische und mittlerweile kanadische Besitzverhältnisse überging, hat das hanseatische Grundverständnis nur kurzzeitig ins Wanken gebracht. Noch immer ist das Hotel die erste Adresse der Stadt.
Im nach dem Gründer des Hauses benannten „Haerlin“, dem mit 2 Michelinsternen und 19 Punkten im Gault Millau ausgezeichneten Gourmetrestaurant, sorgt Christoph Rüffer dafür, dass Konstanz und damit ja auch so etwas wie Tradition hochgehalten werden. Mit gerade einmal 45 Jahren bereits seit 16 Jahren den Chefposten in dieser Institution inne zu haben, spricht jedenfalls dafür.
Vornehmes Understatement kann man dem Interieur allerdings nicht unbedingt zuschreiben. Neben einem imposanten Weinschrank und einem massiven Kristallleuchter mit 1000 Perlensträngen als mächtigem Blickfang, variiert die Einrichtung zwischen zurückhaltender Eleganz und eigenwillig plüschigen Sitzecken. Mein Geschmack ist es nicht, aber ich bin ja auch nicht hier, um den Innenarchitekten zu geben. Und über Geschmack lässt sich ja eh trefflich streiten oder eben auch nicht.
Das muss man allerdings auch gar nicht über die ersten Apéros. Sowohl das kunstvoll gearbeitete Tartelette mit fein abgeschmecktem Tatar und einer deutlichen Senf- und Wacholdernote sowie der auf einem Anisbaiser drapierte Aal überzeugen mit präzisem Handwerk und ganz klar herausgearbeitetem Geschmack.
Das Restaurant bietet zwei Menüs zu 145 Euro und 185 Euro an. Wir wählen die „Große Gaumenparty“. Doch bevor die Party richtig steigt, werden noch Brot und Butter serviert. Die Brötchen sind ausgezeichnet, das glutenfreie Gebäck hingegen ist nicht so mein Ding.
Als Amuse Bouche schickt Christoph Rüffer ein Stück Forelle mit einem Tapiokachip und einer Beerendashi. Die leichte Räuchernote des lauwarmen Fisches verträgt sich sehr gut mit dem fruchtigen Sud.
Der erste Gang des Menüs ist eine veritable Überraschung. Zum einen, weil Rüffer mit einem vegetarischen Gang bewusst die Erwartungshaltung eines Großteils der Prestigeesser bricht, die vermutlich eines der üblichen Luxusprodukte in der Vorspeise sehen möchten. Am Nebentisch löffelt denn auch eine spargeldünne, langharige Blondine gestelzt ihren Kaviar mit Blinis. Das ist man der zahlungskräftigen Klientel eben auch schuldig.
Zum anderen verblüfft die Vorspeise, weil ich Tomaten in dieser hervorragenden Qualität Anfang November nicht mehr erwartet hätte und schon gar nicht aus deutschen Landen. Aber diese Exemplare vom Kleverhof, einem Demeterbetrieb aus Schleswig-Holstein, sind nicht nur farblich wunderschön, sondern bringen auch eine Menge Geschmack. Rüffer setzt sie abwechslungsreich mit Paprikacreme, geeisten Estragonperlen und einer tollen, gebundenen Tomatenessenz mit Kräuteröl in Szene.
Ein starker, unerwarteter Auftakt.
Mit einem formidablen Stück aus dem Kabeljauloin, selbstverständlich perfekt gegart, geht es weiter. Der Safran-Muschelsud ist wieder leicht gebunden und höchst aromatisch. Bis hierher ist das Zusammenspiel sehr harmonisch. Dass dies trotzdem ein herausfordernder Gang ist, liegt vor allem am Meerfenchel, der pur und als Creme zusammen mit Algen, Muscheln und Avocado einen sehr prägnanten Akzent setzt. Mir ist das mit seinen bitteren, zitronigen und Meeresnoten etwas zu dominant.
Ähnlich komplex, aber für mich zugänglicher, ist der folgende Wolfsbarsch. Zucchini ist originell und wunderschön präsentiert, der Bouillabaissejus in Anlehnung an das klassische Fischgericht mit Miso, Orange und Krustentieraromen ergänzt und von eher cremiger Textur. Eine Tamarinden-Hollandaise und vor allem Kalamata Oliven pur und als Creme setzen markante Akzente.
Traumhaftes Handwerk ist im folgenden Gang zu bewundern, bei dem Kalbsbries mit einem hoch akkuraten Würfel Gänseleber gefüllt und in Panko knusprig ausgebraten ist. Die Parmesan-Trüffelschaumsauce schmiegt sich da natürlich wunderbar harmonisch an, wie auch der am Tisch noch über das Gericht gehobelte weiße Trüffel. Das ist super klassisch und einfach nur gut.
Und in ähnlichen Gefilden bewegt sich die Küche auch mit dem Hauptgericht, das zunächst mal recht traditionell wirkt. Wie gehabt, findet sich ein kurzgebratenes (oder sous-vide gegartes) und ein geschmortes Stück im Mittelpunkt, dazu Beilagen in unterschiedlichen Konsistenzen. So weit, so bekannt.
Christoph Rüffer erfindet hier den Fleischgang auch nicht neu, aber wenn man den Teller etwas genauer betrachtet, merkt man schon, dass hier sehr sorgfältig kombiniert und gearbeitet wurde.
Der Lammsattel, mit schönem Fettanteil, ist perfekt gegart, das geschmorte Stück vom Nacken zwar recht fest, aber mit Garam Masala ungewöhnlich und prägnant gewürzt. Der Kürbis ist ganz nett, aber für mich eher entbehrlich, dafür setzt das Aprikosengel einen sehr schönen fruchtigen Akzent und die Dill-Jus ist intensiv, tiefgründig und feinstes Saucenhandwerk.
Das alles mutet durchaus klassisch an, trägt aber auch eine moderne Note in sich. Das Dilemma bei Hauptgängen ist ja, das sie oft ähnlichen Mustern folgen und damit nicht zwangsläufig die stärksten oder kreativsten Gänge im Rahmen eines Menüs sind.
Um nicht falsch verstanden zu werden: Dies war ein sehr guter Gang, nicht nur solide, sondern für mich auf dem Niveau, das ich bei zwei Sternen auch erwarten würde. Aber für eine Küche, die regelmäßig als Kandidat für einen dritten Stern gehandelt wird, fehlte mir das Besondere, das diesen Hauptgang aus dem heraushebt, was man bei ein oder zwei Sternen halt häufig erlebt.
Das Pré-Dessert präsentiert sich entschieden moderner. Mango, Avocado und Koriander ergeben eine sehr erfrischende Kombination. Die Kräuter sind hier nur sehr dezent eingesetzt, dafür ist das Olivenöl, als Creme und im Apfel-Koriander-Sud angenehm heraus gearbeitet.
Zu den optisch eindrucksvollsten Desserts in 2018 gehört der „Blätterwald“, der unser Menü beschließt. Die Holunderbeer-Krokantblätter versetzen einen nicht nur visuell in einen herbstlichen Wald, sie sind grandios gearbeitet und geschmacksintensiv, das Sorbet von der gerösteten Birne ist toll, die Creme von Fichtentrieben, bei denen ich immer etwas vorsichtig werde, ist weniger intensiv als befürchtet. Alles ergibt ein total stimmiges Gesamtbild und reiht sich problemlos in meine persönliche Best of 2018-Liste ein. Ein großartiger Abschluss!
Extravagant ist vor allem die Präsentation der Petits Fours, die ansonsten mit Pralinés, Schaumküssen, Macarons und Cannelés noch mal das hohe Niveau der Patisserie unterstreichen.
Unser erster Besuch im „Haerlin“ hat uns ein spannendes Menü geboten. Christoph Rüffer kocht ohne Frage auf einem technisch beeindruckenden Niveau, das sowohl die große Klassik bedienen kann wie beim hervorragenden Kalbsbries-Gänseleber-Gang als auch ganz modern und frisch wirken kann. Exemplarisch stehen dafür die Desserts und auch die überraschende Vorspeise, die den vermutlich elegantesten Tomatensalat auf den Teller gebracht hat, an den ich mich erinnern kann.
Bis auf den Kabeljau, bei dem der Meerfenchel mit seiner dominanten Note die Harmonie für mich ziemlich ins Wanken brachte, gab es an keinem Gang wirklich etwas auszusetzen. Wenn es ein Gang, wie das Dessert, in meine persönliche Jahresbestenliste schafft, hat ein Menü schon mehr geschafft als viele andere.
Liegt es am förmlichen Ambiente oder dem professionell, aber auch recht routiniert agierenden Service, der bis zum Ende etwas zu distanziert bleibt, dass das Gesamterlebnis dennoch den letzten Enthusiasmus vermissen ließ? Oder hat es letztlich doch auch damit zu tun, dass die Küche stilistisch eben einen weiten Spagat gehen muss – oder will? Ich kann es nicht wirklich sagen. Auch in der Nachbetrachtung bin ich nicht sicher, was meinen Eindruck wesentlich verändert hätte. Und ich habe das „Haerlin“ ja auch alles andere als unzufrieden verlassen. Vielleicht sind das alles ja auch nur müßige Überlegungen, was für mich zum dritten Stern fehlt. Und damit sind wir eigentlich beim Punkt. Es ist müßig. Und zwei Sterne passen hier für mich vollkommen.
Bericht auch auf meinem Blog: tischnotizen.de/haerlin-hamburg/
Wollte man die üblichen Klischees bemühen, so läge man vermutlich nicht ganz daneben, wenn man Hamburgern eine Vorliebe für Traditionen und ein vornehmes Understatement attestiert. Das Hotel „Vier Jahreszeiten“ in erster Lage am Neuen Jungfernstieg und mit Blick auf die Alster gehört sicher zu den traditionsreichsten Grandhotels überhaupt. Dass das Haus in der wechselhaften Geschichte auch mal in japanische und mittlerweile kanadische Besitzverhältnisse überging, hat das hanseatische Grundverständnis nur kurzzeitig ins Wanken gebracht. Noch immer ist das Hotel die erste... mehr lesen
Restaurant Haerlin im Fairmont Hotel Vier Jahreszeiten
Restaurant Haerlin im Fairmont Hotel Vier Jahreszeiten€-€€€Sternerestaurant04034940Neuer Jungfernstieg 9-14, 20255 Hamburg
4.5 stars -
"Highend im Traditionshaus" tischnotizenWollte man die üblichen Klischees bemühen, so läge man vermutlich nicht ganz daneben, wenn man Hamburgern eine Vorliebe für Traditionen und ein vornehmes Understatement attestiert. Das Hotel „Vier Jahreszeiten“ in erster Lage am Neuen Jungfernstieg und mit Blick auf die Alster gehört sicher zu den traditionsreichsten Grandhotels überhaupt. Dass das Haus in der wechselhaften Geschichte auch mal in japanische und mittlerweile kanadische Besitzverhältnisse überging, hat das hanseatische Grundverständnis nur kurzzeitig ins Wanken gebracht. Noch immer ist das Hotel die erste
Geschrieben am 14.01.2019 2019-01-14| Aktualisiert am
14.01.2019
Besucht am 02.11.2018Besuchszeit: Abendessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 358 EUR
Thomas Imbusch hat bei der Konzeption seines eigenen Restaurants vieles anders gemacht.
Die Lage ist nicht in irgend einem hippen Trendviertel, sondern tief in einem Industriegebiet in Rothenburgsort. Etwas mühsam, wenn man mit öffentlichen Verkehrsmitteln anreist, aber noch machbar. Mit dem Taxi scheint es auch nicht einfacher. Bevor wir mit dem Aufzug in den zweiten Stock hochfahren können, müssen wir noch auf einen amerikanischen Gast warten, dessen Taxifahrer offenbar Orientierungsprobleme hatte. Angekommen im schwarz gestrichenen Restaurant kann man, zumal im Herbst und abends, nur erahnen, dass die Aussicht auf die Elbbrücken tatsächlich faszinierend ist. Vielleicht wird das ja doch mal irgend wann ein In-Viertel. Auszuschließen ist es nicht.
Bevor man allerdings überhaupt Eintritt bekommt, muss man ein Ticket kaufen, ähnlich einem Konzertbesuch. Imbusch arbeit mit dem Tock-System und reduziert damit deutlich das Risiko der immer heftiger um sich greifenden No-Shows. Auch das trauen sich heute noch nicht viele Gastronomen. In Deutschland erst recht nicht.
Eine Speisekarte gibt es vorab genau so wenig wie eine üppige Abfolge von Luxuszutaten. Es werden zwei Tiere verarbeitet. Und zwar im Ganzen. Sie werden solange verarbeitet, bis sie aufgebraucht sind. Dann gibt es eben auch mal Innereien statt Filet. Ohne Diskussion. Gegessen wird, was auf den Tisch kommt. Manchmal auch in der Pfanne oder Schüssel, so dass sich alle am Tisch daraus bedienen. So, wie es auch zuhause ist.
Ein eindrucksvoller Molteni-Herd in der Mitte des Gastraums ist Zentrum des Geschehens. Hier wird nicht sous-vide gegart oder molekular gespielt. Bei 100 Grad wird auf dem Herd, bei 200 Grad im Ofen gekocht. Alles spielt sich vor den Augen des Gastes ab. Alles ist transparent.
Als Gast muss man sich also erst mal auf vieles einlassen, das einem vielleicht ungewohnt erscheint, weil es mit einigem bricht, an das man sich gewöhnt hat, wenn man etwas gehobener essen geht. Aber da die Spielregeln ja bekannt sind, kann jeder für sich entscheiden, ob er das möchte oder nicht. Ich möchte das. Denn dieses Konzept, das Handwerk und Nachhaltigkeit in den Mittelpunkt stellt, gepaart mit Imbuschs reduzierter, aber geschmacksintensiven Küche, reizt mich ungemein.
Ist man erst mal im Restaurant angekommen, hat man an der Bar, an der man seinen Apéritif nimmt, Gelegenheit, den Raum und das Geschehen auf sich wirken zu lassen. Obwohl alles schwarz gestrichen ist, kommt kein bedrückendes Gefühl auf. Im Gegenteil - die Lichtgestaltung ist so geschickt gestaltet, dass es warm und harmonisch wirkt. Die Musik ist ein wenig lauter als üblich. Irgendwie finde ich das alles von Anfang an ziemlich cool.
Das Menü startet am Tresen des Molteni-Herdes, wo Thomas Imbusch und seine Köche in zügiger Abfolge fünf Happen servieren, die die jeweiligen Geschmackssinne süß, sauer, salzig, bitter und Umami herausarbeiten.
Besonders gut gefallen mir dabei die Auster, die mit etwas Kimchi Schärfe und mit Fett eine angenehme Üppigkeit bekommt sowie die aus Hühnerfüßen ohne irgendwelche weiteren Zutaten gekochte Brühe, die mit ihrer Intensität überrascht.
Alle Kleinigkeiten überzeugen in jedem Fall mit einem klaren Geschmacksbild und abwechslungsreichen Texturen. Durch das schnelle Servieren, das keine Pause vorsieht, sind die Geschmackspapillen auch gleich mal ordentlich in Fahrt gebracht, so dass es dann am Tisch mit dem eigentlichen Menü weiter gehen kann.
Zuvor allerdings bringt einer der Köche aber noch das frisch gebackene Sauerteigbrot und einen Topf mit luftig aufgeschlagener Joghurtbutter, aus der eine üppige Nocke portioniert auf feinstem Hering-Porzellan landet.
Am heutigen Abend wird es vor allem Goldforelle und Jungrind, beides aus Schleswig-Holstein, geben. Und schon der erste Gang ist eine echte Wonne.
Der Bauch der Goldforelle, die einen lachsartigen Charakter hat, wurde abgeflämmt. Der eingelegte Rettich hat seine Schärfe komplett abgelegt und ist sehr mild. Der Dashi-Fond ist mit brauner Butter gearbeitet. Gemeinsam mit dem Petersilien- und Pistazienöl ist das weich, mundfüllend und – ja, hier trifft es mal wieder zu - geradezu mollig.
Zum nächsten Gang, dem Tatar vom Jungrind, erklärt uns Thomas Imbusch, dass das Tier durch einen Weideschuss getötet wurde, was bedingt durch den Überraschungseffekt und die gewohnte Umgebung auf der Weide keinerlei Stress für die Tiere verursacht und sich somit auch positiv auf die Fleischqualität auswirkt.
Das Tatar erscheint zunächst recht pur, aber die entscheidenden Mitspieler finden sich im Teller unter dem Fleisch, nämlich Senf, Walnuss und eine Petersiliencreme. Separat dazu gibt es ein fluffiges Röstbrot. Wirkt einfach, ist in Summe aber komplexer, als man erwarten möchte.
Zurück zur Goldforelle, von der es nun ein Stück aus dem Loin gibt, begleitet von dreierlei Kohl. Grünkohl in frittierter Form, Weißkohl, der mit fein gewürfeltem und angemachten Rotkohl gefüllt ist sowie eine tolle Rotkohlsauce. Die Haut knusprig separat, dazu noch etwas Forellenkaviar und fertig ist das Musterexemplar eines zutiefst regional geprägten Gerichtes, das beweist, wie elegant man auch Kohl in Szene setzen kann.
Weiter geht es mit der Schulter vom Rind, die stark geschmort wurde und in einer Art Pulled Beef in ein Nudelblatt gerollt wird. Dazu gibt es Rindermark und eine Kruste, in der noch mehr Mark verarbeitet wurde. Die Demi Glace wurde mit reichlich Rotwein eingekocht, was ihr eine intensive Tiefgründigkeit gibt. Etwas Petersilienöl vervollständigt dieses schlotzige Vergnügen. Das ist einfach nur lecker.
Für den eigentlichen Hauptgang wird es super klassisch. Am Tisch präsentiert uns einer der Köche das fertig gebackene Filet Wellington. Serviert wird es ganz pur nur mit einer stark reduzierten Sauce. Da es sich um ein Jungrind handelt, ist das Fleisch sehr mager, ähnlich dem eines Kalbes. Das Wellington ist perfekt auf den Punkt gegart.
In solch einem Gericht kann man vielleicht am besten viel von Imbuschs Philosophie erkennen. Hast Du ein perfektes Produkt, braucht es nicht viel, außer gutem Handwerk, um es perfekt in Szene zu setzen. Natürlich hätte man hier auch noch diverse Beilagen dazu geben können. Hier eine Variation von diesem oder jenem Gemüse, dort ein Türmchen von irgendwas, vielleicht noch ein Schäumchen und eine zweite Sauce, um zu zeigen, was man alles kann. Und ich bin sicher, dass Imbusch das alles könnte. Er hat schließlich bei den Besten, darunter Christian Bau, gearbeitet. Aber das ist seine Sache nicht, weil es nur ablenken würde vom eigentlichen Star auf dem Teller. Und warum nicht das Fleisch in einen ganz klassischen Kontext bringen, wenn es das ist, was es glänzen lässt – damals wie heute? Wer macht sich heute noch die Mühe, ein Filet Wellington herzustellen, das ein ganz genaues Timing erfordert, zumal im Ablauf eines Menüs? Ich jedenfalls freue mich und bin beeindruckt.
Als wäre es ein Abend der Küchenklassiker, ist auch das Dessert eine Patisserieberühmtheit. Der Baba au Rhum genießt vor allem in Frankreich Kultstatus. In den Restaurants von Alain Ducasse zum Beispiel ist ein Menü ohne diesen Nachtisch wohl nicht vollständig. Wir waren dort noch nicht, weshalb ich das nicht beurteilen kann, aber die hymnischen Verehrungen sprechen für sich.
Diese großen Vorbilder blende ich allerdings aus und wähle meinen Rum aus. Neben einer Standardversion gibt es gegen einen überschaubaren Aufpreis einen höherwertigen, mit dem das fluffig lockere Gebäck am Tisch getränkt wird. Dazu gibt es noch etwas Kompott und Vanillesahne. Insgesamt macht das alles einen etwas alkohollastigen Eindruck, ist aber trotzdem köstlich.
Den Abschluss bilden dann noch ein mit Lavendelcreme gefüllter Windbeutel, bei dem der Lavendel erfreulich dezent bleibt und direkt auf einem Löffel serviert etwas gekühlte Schokoladenganache.
Thomas Imbusch bleibt auch in seinem eigenen Restaurant seiner Linie treu, die er schon im „Offclub“ von Tim Mälzer, und dort vor allem im „Madame X“, präsentierte, wo er durch Reduktion und Beschränkung auf wenige Komponenten eine größtmögliche Fokussierung auf das Hauptprodukt gelenkt hat. Einher geht das auch im „100/200“ mit ausgeklügelten Kombinationen und hervorragendem Handwerk, die den Geschmack immer in den Vordergrund stellen. Es geht hier um das Erlebnis des Genießens und nicht um intellektuell, dogmatische Herausforderungen, die womöglich eher anstrengend als lecker schmecken.
Aber anstrengend ist an diesem Abend sowieso nichts. Die Stimmung ist hochgradig entspannt. Es gibt viel zu gucken, es gibt viel zu plaudern. Die Köche, wie auch Imbusch selbst, agieren häufig direkt am Gast. Der Service unter Sophie Lehmann und Jan-Phillip Fricke läuft professionell. Das alleine ist ja nichts ungewöhnliches. Das schreibe ich über viele Restaurants, wo das auch so ist. Und doch fühlt es sich hier irgendwie anders an, erfrischend anders. Und wenn man so will, eben auch cooler. Betrachte ich das Gesamterlebnis dieses Abends, gehört der Besuch im „100/200“ sicherlich zu denen, die in 2018 einen der stärksten Eindrücke hinterlassen haben. Und das hat sicher damit zu tun, dass Thomas Imbusch tatsächlich vieles anders macht als viele andere. Und offenbar macht er damit auch verdammt viel richtig.
Bericht und sämtliche Bilder auch auf tischnotizen.de/100-200-hamburg/
Thomas Imbusch hat bei der Konzeption seines eigenen Restaurants vieles anders gemacht.
Die Lage ist nicht in irgend einem hippen Trendviertel, sondern tief in einem Industriegebiet in Rothenburgsort. Etwas mühsam, wenn man mit öffentlichen Verkehrsmitteln anreist, aber noch machbar. Mit dem Taxi scheint es auch nicht einfacher. Bevor wir mit dem Aufzug in den zweiten Stock hochfahren können, müssen wir noch auf einen amerikanischen Gast warten, dessen Taxifahrer offenbar Orientierungsprobleme hatte. Angekommen im schwarz gestrichenen Restaurant kann man, zumal im Herbst... mehr lesen
100/200 Kitchen · Gourmetrestaurant
100/200 Kitchen · Gourmetrestaurant€-€€€Restaurant, Bar, Sternerestaurant04030925191Brandshofer Deich 68, 20539 Hamburg
4.5 stars -
"Ganz oder gar nicht - vieles anders in Hamburgs spannendster Neueröffnung" tischnotizenThomas Imbusch hat bei der Konzeption seines eigenen Restaurants vieles anders gemacht.
Die Lage ist nicht in irgend einem hippen Trendviertel, sondern tief in einem Industriegebiet in Rothenburgsort. Etwas mühsam, wenn man mit öffentlichen Verkehrsmitteln anreist, aber noch machbar. Mit dem Taxi scheint es auch nicht einfacher. Bevor wir mit dem Aufzug in den zweiten Stock hochfahren können, müssen wir noch auf einen amerikanischen Gast warten, dessen Taxifahrer offenbar Orientierungsprobleme hatte. Angekommen im schwarz gestrichenen Restaurant kann man, zumal im Herbst
Geschrieben am 06.01.2019 2019-01-06| Aktualisiert am
06.01.2019
Besucht am 01.11.2018Besuchszeit: Abendessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 770 EUR
In den letzten Jahren hat es wohl kaum ein ambitionierteres Hotelprojekt in Deutschland wie dieses gegeben. An der holsteinischen Ostseeküste bei Wangels hat der Internetunternehmer Jan Henric Buettner, der sein Vermögen unter anderem als ehemaliger Co-Chef von AOL Deutschland durch einen Vergleich mit seinem damaligen Arbeitgeber Bertelsmann machte, in der Nähe des Strandes seiner Kindheit nicht nur ein Schlossgut erworben, sondern gleich noch das 400 Jahre alte dazugehörige Dorf. Das „Weissenhaus Grand Village Resort & Spa“ ist seit 2014 in Betrieb und bietet auf riesigem Areal und über zahlreiche Gebäude verteilt, alle Annehmlichkeiten eines Luxushotels. Mittlerweile, so ist zu hören, hat Buettner etwa 100 Millionen Euro investiert, einen Teil davon durch Crowdfunding gesammelt.
Natürlich gibt es in solch einem Resort neben zahlreichen Gastronomien unterschiedlichster Couleur auch ein Gourmet-Restaurant. Muss es auch geben. Schließlich erwartet man zahlungskräftige Kundschaft mit Anspruch. Und Hamburg ist auch nur eineinhalb Autostunden entfernt. Für das „Courtier“, prominent im prächtigen Schloss gelegen, konnte man einen alten Bekannten gewinnen. Christian Scharrer hat durchaus Ostseeerfahrung. Von 2008 bis 2013 war er Küchenchef des „Buddenbrooks“ im A-Rosa Resort in Travemünde, wo er zwei Michelin-Sterne erkochte. Nach zwei Jahren in der Schweiz ist er nun wieder im Norden und hat bereits im zweiten Jahr auf Weissenhaus erneut den zweiten Michelin-Stern und 18 Punkte im Gault Millau verliehen bekommen.
Ähnlich wie im A-Rosa war es den Scharrers – seine Frau ist für den Service zuständig – wichtig, dass es quasi ein Schnupperangebot gibt, mit dem sich Übernachtung und Menü inklusive Getränkebegleitung zu erschwinglicherem Kurs erleben lassen.
So finden also auch wir uns an diesem Herbstabend im herrschaftlichen Ambiente des Schlosses in einem der beiden klassizistischen Speiseräume wieder und sind gespannt, was uns erwartet. Die Erinnerungen an Travemünde sind leider zu blass, als dass sie einen konkreten Vergleich zulassen würden. Aber ich habe unser Menü zumindest als kreativ und handwerklich gekonnt positiv in Erinnerung.
Die ersten Apéros bestätigen diese Erinnerung aufs Trefflichste. Sowohl Maronencreme mit Kumquats, ein Knusperkissen mit Algencreme, Grüne Sauce als Sphäre, Mango und Koriander sowie eine Krokette sind präzise Petitessen, die durchweg gefallen.
Beim dann folgenden Amuse Bouche macht sich dann aber doch erhebliche Irritation bei mir breit. Der Teller, der vom Service etwas ungelenk als ihre Version des Cesaren-Salats ankündigt wird, sieht optisch wild und ungeordnet aus. Diese Interpretation enthält durchaus einiges, das man mit dem Original Caesar Salad verbinden könnte. Statt Sardelle gibt es Makrele, statt Romana- ist es Kopfsalat, Parmesan findet sich als Cracker, Speckstreifen sowie einige Kleinelemente ahmen das Original zwar nach, können aber für mich keine eigenständige Note entwickeln. Abgesehen vom unpassenden Granité ist das letztlich zwar doch ganz gut, aber im direkten Vergleich zu den eleganten Apéros ist das trotzdem irgendwie ein Dämpfer.
Im „Courtier“ bietet Christian Scharrer ein Menü in 5 Gängen und eines in 6 bzw. 7 Gängen an. In unserem Arrangement erhalten wir ein 5 Gang-Menü, das sich aus beiden Abfolgen zusammen setzt und mit einer Variation von Gänseleber, Birne und Walnuss startet.
Die ist durchaus verspielt, denn neben einer gut gemachten Terrine findet sich die Gänseleber auch noch als Walnussnachbildung. Birne und Ananas sorgen dafür, dass das Ganze nicht zu breit wird, sondern ein paar fruchtige Akzente gegensteuern. In Summe bleibt die Kombination dennoch recht klassisch.
Die folgende Seezunge wird ungewöhnlich rustikal einfasst. Rosenkohl und frittierter Grünkohl sowie eine Creme aus verkohltem Kohl liefern schöne Röstaromen. Dazu gibt es einige Knusperelemente sowie eine hervorragende, aus den Seezungenkarkassen gezogene, Champagnerbutter. So ungewöhnlich und deftig das wirkt, so überzeugend ist das unterm Strich.
Ähnlich konzipiert geht es weiter. Nur leider funktioniert die Kombination aus Auster und Schweinebauch für mich nicht. Die Auster ist pochiert und auch für Nichtausternesser kompatibel. Allerdings liefert der Schweinebauch nur fettige Textur und wenig prägnanten Eigengeschmack. Hängen bleiben aber vor allem die Gewürzgurke, die von den Proportionen für mich zu viel Raum einnimmt sowie die sehr gute Senfsabayon.
Die Verbindung von Auster und Schwein ist ja mittlerweile schon lange nichts Ungewöhnliches mehr. Allerdings hat sich mir der Reiz bisher nur in den seltensten Fällen erschlossen. Und auch hier kann es mich nicht überzeugen, was zum einen an der ungünstigen Textur des Schweinebauchs sowie der Dominanz der Gewürzgurke liegt. Damit geht die an sich interessante Grundidee für mich etwas unter.
Den Hauptgang rund ums Luma-Beef serviert Scharrer in zwei Gängen.
Im ersten Teil gibt es das Short Rib mit Brokkoli, Kichererbsen und Kohlrabi. Das ist für sich genommen schon ganz ordentlich, gewinnt aber deutlich durch die großartige Dashisauce, die dem Gericht einen exotischen Touch gibt.
Im zweiten Gang glänzt ein perfekt gegartes Stück Roastbeef mit einer sehr guten Rotweinjus. Die Variation von Kürbis und Mais, derzeit offenbar der Dauerbrenner in deutschen Spitzenküchen, ist wie immer handwerklich eindrucksvoll, aber für mich insgesamt zu süß. Ich muss gestehen, dass ich der Mais-Variationen wirklich langsam überdrüssig werde. Beinahe wünsche ich mir die Rote Bete als In-Gemüse zurück. Schön allerdings, dass hier zur Abwechslung noch ein paar Pilze mitspielen dürfen. Und Fleisch und Sauce alleine überzeugen sowieso.
Deutlich komplexer wird es mit dem Pré-Dessert, das mit Feige und Schokolade ein sicheres Pairing auf den Teller bringt. Mit Schokoladenmousse, Feigensorbet, Cassis und eingearbeitetem Knusper kann man nicht daneben liegen. Das ist sehr schön gemacht.
Dass die Patisserie noch mehr drauf hat, beweist sie beim abschließenden Dessert. Auf einer Maronencreme ist in einem Kokosnusschaum ein Sorbet eingearbeitet. Mango und Apfel in Konsistenzen umrahmen das Ensemble. Eine Apfel-Zimtblütensauce rundet alles sehr schön ab. Das ist klassisch, gekonntes Handwerk und bildet einen schönen Abschluss.
Mit vier schön gearbeiteten Petits Fours, darunter eine Zitronen-Limetten-Tarte, Madeleines mit Himbeere, einem Paris-Brest sowie einer Crème Brûlée mit Johannisbeere unterstreicht die Küche noch einmal, dass sie sich der klassisch französischen Küche verpflichtet fühlt.
Das war also nach fünf- oder waren es doch schon sechs, Jahren unser Wiederbesuch bei Christian Scharrer. An neuer Wirkungsstätte, in edlem Ambiente und unterstützt vom hervorragenden Service seiner Frau Nathalie und Anne Geßner, die als Sommelière einige spannende Weine, darunter einen sehr guten Bourgogne von Remoissenet parat hielt.
Das Menü war gut – ohne Frage. Aber irgendwie wollte der Funke heute nicht wirklich überspringen. Christian Scharrer hat Spaß am mutigen Kombinieren, bringt dabei auch viele typische norddeutsche Elemente in seine ansonsten sehr klassisch französisch fundierte Küche, was ich grundsätzlich sympathisch finde. Aber nicht immer ging das für mich aus. Von der irritierenden Caesar Salad-Interpretation, die in den Proportionen verschobene Auster-Schweinebauch-Kombi bis zur Mais-Variation, mit der ich mittlerweile nicht mehr viel anzufangen weiß, gab es doch einige Gänge, die meinen Anspruch an die hohen Bewertungen nicht erfüllen konnten.
Überzeugend hingegen der originelle Seezungen-Kohl-Gang, das exzellente Short Rib und die sehr guten klassischen Desserts.
Christian Scharrer hat für das noble Ambiente des Schlosses auf Weissenhaus eine Küche kreiert, die zwischem klassischem Anspruch und moderaten modernen Kombinationen pendelt. Das gelang heute mal mehr, mal weniger gut, aber das Potential für eine spannende Küche hat das „Courtier“ allemal.
Dass der Abend trotz der kritischen Anmerkungen trotzdem ein Vergnügen war, ist auch dem Service zuzuschreiben, der dem historischen Ambiente mit einer guten Prise Lockerheit begegnet und auch ansonsten herzlich und kommunikativ agiert.
Wer sich die Nacht auf Weissenhaus gönnen will, sollte das unbedingt tun. Die Zimmer sind wunderbar und das Frühstück eines der besten, das wir seit Jahren erlebt haben.
P.S.: Bitte beachten: Der Preis bezieht sich auf das gesamte Arrangement für 2 Personen inkl. Menü, sämtlicher Getränke, Übernachtung in besserer Zimmerkategorie und Frühstück
Ansonsten Bericht wie immer auch auf meinem Blog: tischnotizen.de/courtier-wangels/
In den letzten Jahren hat es wohl kaum ein ambitionierteres Hotelprojekt in Deutschland wie dieses gegeben. An der holsteinischen Ostseeküste bei Wangels hat der Internetunternehmer Jan Henric Buettner, der sein Vermögen unter anderem als ehemaliger Co-Chef von AOL Deutschland durch einen Vergleich mit seinem damaligen Arbeitgeber Bertelsmann machte, in der Nähe des Strandes seiner Kindheit nicht nur ein Schlossgut erworben, sondern gleich noch das 400 Jahre alte dazugehörige Dorf. Das „Weissenhaus Grand Village Resort & Spa“ ist seit 2014 in... mehr lesen
4.0 stars -
"Mutige Kombinationen & ein paar Irritationen" tischnotizenIn den letzten Jahren hat es wohl kaum ein ambitionierteres Hotelprojekt in Deutschland wie dieses gegeben. An der holsteinischen Ostseeküste bei Wangels hat der Internetunternehmer Jan Henric Buettner, der sein Vermögen unter anderem als ehemaliger Co-Chef von AOL Deutschland durch einen Vergleich mit seinem damaligen Arbeitgeber Bertelsmann machte, in der Nähe des Strandes seiner Kindheit nicht nur ein Schlossgut erworben, sondern gleich noch das 400 Jahre alte dazugehörige Dorf. Das „Weissenhaus Grand Village Resort & Spa“ ist seit 2014 in
Geschrieben am 16.12.2018 2018-12-16| Aktualisiert am
16.12.2018
Besucht am 14.10.2018Besuchszeit: Abendessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 160 EUR
In Zeiten schnell hingehudelter Convenience-Küche oder fix frittiertem Allerlei ist man dankbar für jeden Koch, der noch etwas auf sein Handwerk gibt. Da müssen es gar nicht unbedingt die Sterne oder Hauben sein, die über einem Restaurant leuchten. Ein grundehrlich arbeitendes Gasthaus ist für mich eine genau so große Freude und manchmal sogar überzeugender, weil man das tut, was man kann und nicht vorgibt, etwas sein zu wollen, das nicht zu einem passt.
So ein Haus ist für mich das „Carls“ in Köln. Wir waren zwar bisher nur zweimal dort, aber bei jedem Besuch war klar erkennbar, dass hier sorgfältig – und vor allem lecker - gekocht wird. Nach dem Umzug von Köln-Mehrheim aus dem „Ahle Kohlberg“ nach Neu-Ehrenfeld hat Carl Weber die Leitung des Restaurants von seinen Eltern komplett übernommen, wobei Ulla Weber weiterhin den Service souverän und freundlich leitet.
Im „Carls“ wird eine bürgerliche Küche gekocht, die den Brückenschlag vom Rheinischen ins Französisch-Mediterrane problemlos schafft. Die kleine, aber wohl überlegte und fair bepreiste Weinkarte mit Schwerpunkt in Deutschland und Frankreich unterstreicht dies.
Überhaupt die Preise: Hat man von außen zunächst den Eindruck, dass es hier etwas edler zugehen könnte, werden diese Zweifel beim Blick auf die rechte Spalte der Speisekarte schnell weg gewischt. Vorspeisen bewegen sich bei 6 – 13 Euro, Hauptgerichte bei 13 – 25 Euro, in der Mehrzahl aber deutlich unter 20 Euro, Desserts schlagen mit 5 – 8 Euro zu Buche.
Das Ambiente ist zurückhaltend, aber geschmackvoll. Tischdecken braucht es nicht, Stoffservietten sehr wohl.
Bei unserem ersten Besuch im Sommer nehmen wir auf der gut besuchten Terrasse Platz und starten mit einer makellos gearbeiteten Terrine von der Forelle im Aspikmantel. Angesichts der heißen Außentemperaturen ist schneller Verzehr geboten, ehe sich die Mousse zu schnell davon macht. Aber geschmacklich ist das sehr klar und der dazu servierte Gurkensalat angenehm cremig und frisch.
Mustergültig auch die würzige Paté de Campagne, die man auch in einem französischen Bistro nicht besser bekäme. Dazu ein feines Zwiebelconfit und ein kleiner Salat. Und gerade an dem erkennt man ja auch häufig sehr gut, ob in der Küche sorgfältig gearbeitet wird. Sind es mehrere Salatsorten, die verwendet werden? Sind sie gut zusammengestellt und ordentlich geputzt? Gibt es ein Dressing, ist dies hausgemacht, ertrinken sie darin oder sind die Blätter nur kurz darin mariniert? All das sagt viel über die Qualität auch so einer vermeintlich einfachen Beilage aus. Hier passt alles.
Mediterran wird es dann mit Tagliatelle und Scampi. Letztere sind gut gebraten, das Basilikumpesto schön präsent. Etwas Parmesan und Pinienkerne runden den ordentlichen Teller ab.
Ich habe Lust auf Roastbeef, kalt aufgeschnitten, mit Krautsalat, Remoulade und Bratkartoffeln. Das Fleisch ist perfekt gebraten und, anders als bei vielen anderen häufig zu finden, in drei eher dicken Scheiben geschnitten. Mir kommt das entgegen. Und die Bratkartoffeln gehören zu den besten, die ich lange Zeit gegessen habe. Klar, dass hier auch die Remoulade und der Krautsalat selbst gemacht sind.
Bei unserem ersten Besuch bin ich zu satt für ein Dessert, aber mein Göttergatte versucht sich an der einwandfreien Zitronentarte. Das Eis erinnere ich nicht mehr, aber beides war gut.
Einige Gerichte gehören scheinbar zum relativ festen Inventar im „Carls“ und dazu gehört auch die Terrine vom Tafelspitz mit Sahnemeerrettich, vielleicht etwas irreführend als Millefeuille auf der Karte beschrieben. Aber was soll's, wenn das Ergebnis so köstlich ist. Und wer macht sich heute noch die Mühe, so eine Terrine oder Sülze so akkurat herzustellen? Ich bin hoch erfreut. War aber nicht mein Teller.
Auf meinem befindet sich ein Törtchen vom gebeizten und leicht geräucherten Lachs mit Rote Bete und Apfel. Hier hätte das „Millefeuille“ wohl eher gepasst als das Törtchen. Aber das ist ja alles Wortklauberei. Hübsch anzuschauen ist meine Vorspeise und schlecht schmecken tut es auch nicht, aber so richtig überzeugen kann mich das Gericht nicht. Apfel und Rote Bete sind insgesamt zu dick und dominierend, als dass sich der Lachs durchsetzen könnte. Auch der angekündigte Wasabi bleibt sehr im Hintergrund. Ich hätte mir ein cremiges Element gut vorstellen können und den Lachs auf jeden Fall deutlich stärker im Vordergrund.
Da es draußen langsam kühler geworden ist, werden auch die Gerichte auf der Karte etwas deftiger. Mein Mann entscheidet sich für den Lammrücken in Kräutersauce. Auch wenn das Bild noch einen rosa Kern zeigt, ist das Fleisch vor allem im restlichen Stück für unseren Geschmack schon ein klein wenig zu weit durch, aber geschmacklich passt das noch und sowohl die intensive Sauce als auch das hervorragende Gratin machen das locker wett.
Als ich die Karte sehe, war für mich eigentlich schon klar, welchen Hauptgang ich nehmen würde. Denn wenn man schon mal ein Ochsenschwanzragout angeboten bekommt, was selten genug der Fall ist, bin ich sofort dabei. Für mich ist das Fleisch einfach perfekt zum Schmoren geeignet. Und wenn es für mich den Inbegriff von Soulfood gibt, dann trifft er auf Schmorgerichte zu. Hier ist es nicht anders. Das Fleisch ist butterzart, die Sauce intensiv, nur leider etwas zu dünn. Schon recht bald sieht mein Hemd arg mitgenommen aus. Aber das nehme ich ausnahmsweise gerne in Kauf. Das Gemüse hinterlässt jetzt keinen sonderlichen Eindruck, dafür die guten Spätzle.
Bei den Desserts macht Carl Weber auch keine besonderen Experimente. Das Marzipanparfait zur Rotweinbirne ist klassisch und gut gemacht. Und für bescheidene 5,20 Euro üppig bemessen.
Erneut hält sich mein Appetit auf Dessert an diesem Abend und nach den bisherigen Portionen in Grenzen, aber so ganz ohne will ich das Mahl auch nicht beenden. Am Nachbartisch habe ich mitbekommen, wie Stammgäste anstelle eines vollen Nachtisches um etwas Eis baten und die Küche ist dem gerne nachgekommen. Also frage auch ich danach und darf mich über je eine Kugel Mandeleis und Sorbet vom Roten Weinbergpfirsich freuen. Genau das findet jetzt noch Platz und dass auch diese Sorten hausgemacht sind, bezweifle ich sowieso nicht.
Das Konzept im „Carls“ geht voll auf. Die Küche ist geradlinig, ohne größere Exaltiertheiten, dafür aber blitzsauber und mit guten Zutaten frisch gekocht. Wer hier Himmel un Ääd essen möchte, einen rheinischen Sauerbraten oder eine Kalbsleber mit Äpfeln, Zwiebeln und Kartoffelpüree wird genauso fündig wie Freunde der französisch geprägten Bistroküche. Und ganz ehrlich: Sind wir nicht dankbar, dass es diese Gerichte noch auf Speisekarten gibt, weil sie einem selbst oft zu aufwändig sind, selbst zu machen oder es Gerichte unserer Kindheit sind, die Erinnerungen wach werden lassen? Wenn sie dann noch mit so erkennbar fundiertem Handwerk zubereitet sind, gibt es keinen Grund, nicht hinzugehen. Das ist eine Aufforderung!
Bericht wie immer auch auf meinem Blog: tischnotizen.de/carls-koeln/
In Zeiten schnell hingehudelter Convenience-Küche oder fix frittiertem Allerlei ist man dankbar für jeden Koch, der noch etwas auf sein Handwerk gibt. Da müssen es gar nicht unbedingt die Sterne oder Hauben sein, die über einem Restaurant leuchten. Ein grundehrlich arbeitendes Gasthaus ist für mich eine genau so große Freude und manchmal sogar überzeugender, weil man das tut, was man kann und nicht vorgibt, etwas sein zu wollen, das nicht zu einem passt.
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4.0 stars -
"Gekonnter Brückenschlag zwischen Köln und Frankreich" tischnotizenIn Zeiten schnell hingehudelter Convenience-Küche oder fix frittiertem Allerlei ist man dankbar für jeden Koch, der noch etwas auf sein Handwerk gibt. Da müssen es gar nicht unbedingt die Sterne oder Hauben sein, die über einem Restaurant leuchten. Ein grundehrlich arbeitendes Gasthaus ist für mich eine genau so große Freude und manchmal sogar überzeugender, weil man das tut, was man kann und nicht vorgibt, etwas sein zu wollen, das nicht zu einem passt.
So ein Haus ist für mich das „Carls“
Geschrieben am 07.12.2018 2018-12-07| Aktualisiert am
08.12.2018
Besucht am 13.10.2018Besuchszeit: Abendessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 297 EUR
Mit Spannung erwartet wurde im Frühjahr in Köln die Eröffnung des eigenen Restaurants von Sonja Baumann und Erik Scheffler, die zuvor in Pulheim im „Gut Lärchenhof“ gemeinsam einen Michelin-Stern erkochten.
„NeoBiota“ haben sie ihre Wirkungsstätte genannt und bewusst in Kauf genommen, dass der Name etwas sperrig daher kommt. Genau so ungewöhnlich ist auch das Konzept, mit dem man zum einen Frühstücksgäste bis zum Nachmittag locken will und abends mit einem Gourmetmenü neugierige Feinschmecker.
Die Preise hierfür sind durchaus selbstbewusst angesetzt, aber angesichts der Innenstadtlage notwendig und des Gebotenen gerechtfertigt.
Baumann und Scheffler sind angetreten, das Frühstück neu zu definieren und haben sich dafür über Klassiker aus aller Welt hergemacht und diese kreativ interpretiert. Den begeisterten Kritiken hierüber kann ich mich voll anschließen.
Aus den 10 Gerichten, die zwischen 8 und 12 Euro liegen, kann man sich für 25 Euro ein Menü in 3 Gängen selbst zusammenstellen.
Ob es das würzige Corned Beef mit eingelegtem Picalilli-Gemüse ist, eine üppige Version von Himmel und Ääd mit French Toast, eine elegante Version von gebeizter Forelle mit Sellerie und Apfel oder eine üppige und unglaublich köstliche Interpretation des Egg Benedict mit pochiertem Ei, Sauce Hollandaise und in diesem Fall Aal in verschiedenen Konsistenzen – alles kann auf ganzer Linie überzeugen und setzt in der Tat einen Maßstab, was Frühstücksgerichte angeht.
Ich liebe Frühstück, bin allerdings morgens kein Süß-Esser. Daher muss ich auf der anderen Tischseite naschen, um mich davon zu überzeugen, dass Sonja Baumann den Titel „Pancake-Queen“, der ihr schnell verliehen wurde, völlig zu Recht verdient.
Die Pancakes „Rut un Wiess“ sind nach japanischer Art zubereitet, relativ hoch und ungemein fluffig. Wie bei allen anderen Gerichten, gibt es hier auch regelmäßig neue Varianten, um die Pancake-Addicts bei Laune zu halten.
Während das Neo im Namen sich auf den Morgen bezieht, steht Biota für das Abendangebot. Und eine Besprechung wäre nicht vollständig, ohne auch das getestet zu haben.
Im relativ kleinen Restaurant mit offener Küche wird ein Menü angeboten, das in 4, 6 oder 8 Gängen (75, 100, 125 Euro) bestellt werden kann. Für uns sind es an diesem Samstagabend 6 Gänge.
Als Apéros gibt es zum einen Bread and Butter Pudding, der im Sinne von Nachhaltigkeit aus den Resten des selbstgebackenen Brotes erstellt wird. Das ist nicht übel, aber mir ist der Würfel zu groß und insgesamt ein wenig zu trocken. Deutlich besser, und auch als Restverwertung eingesetzt, etwas Corned Beef aus dem Frühstücksangebot. Was morgens schmeckt, kann abends nicht schlechter sein.
Erik Scheffler serviert im Laufe des Abends mehrere Gerichte selbst, wie auch das Amuse Bouche, das Kartoffel und Forelle zum Thema hat. Unter einem Espuma finden sich Forellenstücke, Forellenkaviar, Chips, die Haut ist ebenfalls verarbeitet und Meerrettich ist sehr schön präsent. So, wie Scheffler es empfiehlt, hat man am meisten Vergnügen, wenn man sich mit dem Löffel einmal quer durch arbeitet. Das ist unkompliziert, abwechslungsreich und lecker.
Die „Vegetarische Wiesn“ offenbart als erster Gang ihre Qualitäten erst, wenn man alle Komponenten separat betrachtet. Gurke ist von pur bis sauer eingelegt in verschiedenen Zubereitungen verarbeitet, Radi, klasse Laugenchips und ein Senfeis, das als würzig, cremiges Element alles verbindet. Selbst die gewöhnliche Gartenkresse kommt hier zu Ehren, weil sie angenehme Schärfe beisteuert. Was optisch noch recht verhalten wirkt, überzeugt mit schönen Temperaturkontrasten und einer überraschenden Originalität.
Der folgende Gang versteckt sich zunächst unter einem krossen Weinblatt. Schlicht mit „Rind / Riesling / Trauben“ betitelt finden sich darunter Tranchen vom rosa gebratenen Rinderherz, das man, wenn man es nicht anders wüsste, auch für Steakfleisch halten könnte. Trauben und Wein erneut in diversen Zubereitungen und einer Mark-Creme, die eine Anmutung von Mayonnaise vermittelt. Mir ist letztlich etwas viel Creme im Spiel, wodurch mir das Gericht irgendwann zu einförmig und massig wirkt. Das ist etwas schade, weil mir die Grundidee und der Geschmack gefallen. Wahrscheinlich könnte eine Verschiebung der Proportionen hier einiges bewirken.
Jetzt bekommt das frisch gebackene Brot aus Dinkel, Weizen und Roggen seinen Auftritt mit einer Interpretation von Griebenschmalz und aufgeschlagener Salzbutter.
Ganz stark präsentiert sich die Tranche vom Färöer Lachs, die wunderbar glasig gegart ist. Der Fisch selbst ist relativ pur belassen und kann zum einen seine fabelhafte Qualität voll präsentieren und lässt gleichzeitig den Mitspielern genug Raum. Rotkohl und fermentierter Rotkohl-Lavendelsaft setzen nicht nur optische Akzente. Besonders gut gefällt mir der mit Meerrettich abgeschmeckte Hüttenkäse und die frittierte Haut. Das ist originell und elegant. Für mich der beste Gang des Menüs.
Vegetarisch geht es weiter mit Artischocke in Strukturen und einer sehr würzigen Paprikajus. Das gefällt mir gut, bleibt mir aber auch nicht zu lange in Erinnerung.
Volker Arndt, der Restaurantleiter und Sommelier, gibt dazu vom Haus ein Glas Muskateller aus. In der Orange-Variante vom österreichischen Weingut Loimer aus dem Kamptal ist das eine spannende Begleitung.
Im Hauptgang wird das Thema Mais durch dekliniert.Die sehr saftig gebratene Maishähnchenbrust mit Macadamiakruste ist begleitet von Mais als Mole, natur, als Minimaiskolben und – neu für mich – auch von Maistrieben. Generell aber, und das ist mein Hauptproblem, das ich mit Maisvariationen habe, wird mir das alles recht schnell zu süß. Wenn dann auch noch die wirklich tolle, dunkle Jus ziemlich süß, fast schon klebrig, ausfällt, ist das dann irgendwann zu viel. Handwerklich ist das ohne Frage top, eindrucksvoll sieht es auch aus. Mir fehlt in diesem Gelb-Universum aber ein geschmacklicher Kontrapart.
Aus einer Frühstücksidee entstanden ist das Dessert, das Pflaume in Konsistenzen präsentiert mit Brotchips und Bröseln und Sauerrahmeis. Das ist zum Abschluss noch mal nicht zu komplex konzipiert, aber auf jeden Fall lecker.
Mit den beiden Pralinés zum Kaffee ist es noch nicht zuende, denn da Sonja Baumann nicht nur Pancake-, sondern auch Hefeschnecken-Queen ist, kommen wir noch in den Genuss einer Kardamom-Schnecke mit Kaffeesahne.
Ich gebe zu, dass ich trotz des überzeugenden Frühstückserlebnisses etwas skeptisch war, was das abendliche Menüangebot betrifft. Nur von der Menübeschreibung sprang der Funke eine ganze Weile nicht wirklich über. So gesehen bin ich froh, dass wir an diesem Samstagabend den Weg dann doch ins „NeoBiota“ gefunden haben. Was sich eher unscheinbar liest, offenbart viele klug durchdachte Gerichte sowie überraschende und stimmige Details.
Zwar gab es einige Details, wie die überpräsente Süße beim Hauptgang oder die sehr vordergründige Cremigkeit in den Beilagen beim Rinderherz, die mich nicht vollends überzeugen konnten. Aber dem stehen originelle Ideen gegenüber und ein wirklich herausragender Fischgang.
Das „NeoBiota“ liegt zwar in einer etwas abgelegenen Seitenstraße der stark frequentierten Ehrenstraße, muss sich aber wahrlich nicht verstecken. Hier findet sich eine sehr entspannte Atmosphäre mit einem professionellen, aber ausgesprochen lockeren und kommunikativen Service von Volker Arndt. Dass auch die Köche den ein oder anderen Gang servieren und Geschichten dazu erzählen, unterstreicht den Anspruch, ganz nah am Gast zu agieren. Handwerklich und kreativ ist das „NeoBiota“ ohnehin schon weit vorne.
Lassen wir uns also nicht vom sperrigen Namen abschrecken. Hingehen ist angesagt – morgens und abends!
Bericht auch auf meinem Blog: tischnotizen.de/neobiota-koeln/
Mit Spannung erwartet wurde im Frühjahr in Köln die Eröffnung des eigenen Restaurants von Sonja Baumann und Erik Scheffler, die zuvor in Pulheim im „Gut Lärchenhof“ gemeinsam einen Michelin-Stern erkochten.
„NeoBiota“ haben sie ihre Wirkungsstätte genannt und bewusst in Kauf genommen, dass der Name etwas sperrig daher kommt. Genau so ungewöhnlich ist auch das Konzept, mit dem man zum einen Frühstücksgäste bis zum Nachmittag locken will und abends mit einem Gourmetmenü neugierige Feinschmecker.
Die Preise hierfür sind durchaus selbstbewusst angesetzt, aber... mehr lesen
4.5 stars -
"Morgens und abends - das kulinarische Doppelprogramm" tischnotizenMit Spannung erwartet wurde im Frühjahr in Köln die Eröffnung des eigenen Restaurants von Sonja Baumann und Erik Scheffler, die zuvor in Pulheim im „Gut Lärchenhof“ gemeinsam einen Michelin-Stern erkochten.
„NeoBiota“ haben sie ihre Wirkungsstätte genannt und bewusst in Kauf genommen, dass der Name etwas sperrig daher kommt. Genau so ungewöhnlich ist auch das Konzept, mit dem man zum einen Frühstücksgäste bis zum Nachmittag locken will und abends mit einem Gourmetmenü neugierige Feinschmecker.
Die Preise hierfür sind durchaus selbstbewusst angesetzt, aber
Besucht am 02.08.2018Besuchszeit: Abendessen 2 Personen
An der Mittelmosel kann man es schlechter erwischen. In einem Radius von 30 km finden sich mit dem Waldhotel Sonnora, Schanz in Piesport oder Becker's in Trier einige der hochkarätigsten Adressen des Landes auf engem Raum.
Harald Rüssels imposantes Landhaus fällt dagegen in der medialen Berichterstattung nur selten auf, obschon der Patron mehr als seine benachbarten Kollegen sogar mit regelmäßiger TV-Präsenz glänzen kann. Dem Gästezuspruch tut das keinen Abbruch. An diesem Donnerstagabend ist die geschmackvoll eingedeckte Terrasse nahe des eigenen Teiches gut besucht. Auch die Gäste des hauseigenen Zweitrestaurants „Hasenpfeffer“ werden hier brüderlich integriert.
Harald Rüssel propagiert eine neue deutsche Küche mit starken regionalen Einflüssen, wobei dies vor allem auf das kleinere „Landart“-Menü zutrifft. Im größeren Menü „Urban“ geht es merklich internationaler zu. Im Rahmen unseres Arrangements bekommen wir eine Auswahl aus beiden Richtungen. Unser letzter Besuch ist allerdings so lange her, dass ich keine konkrete Erinnerung mehr habe und deshalb gespannt bin, wie sich die Küche präsentiert.
Von den drei Kleinigkeiten zum Apéritif gefällt mir vor allem die würzige Rehpastete besonders gut. Den Umgang mit Wild beherrscht Rüssel als passionierter Jäger ohnehin besonders gekonnt. Weniger auffällig, aber auch gut schmeckend, die Pomelo-Kaltschale und die Trüffel-Gemüse-Quiche.
Ausgezeichnet im Anschluss neben dem nicht mehr näher erinnerten Aufstrich die Trüffelbutter zum Brot. Hier wurde der Trüffel definitiv nicht nur an der Butter vorbei getragen, sondern intensiv verarbeitet.
Die Vorspeise variiert das Thema Rindertartar auf sehr zeitgemäße Weise. Cremes (Liebstöckel), Gel (Gin), Röllchen (Essiggurken) wirken auf den ersten Blick zwar arg modisch verspielt, und doch macht das durchaus Sinn. Denn so lässt sich das hervorragende Fleisch, das seine Würze vor allem durch Wacholder erhält, nach eigenem Belieben gut mit den übrigen Komponenten kombinieren. Das erlaubt sehr unterschiedliche Eindrücke, wobei der Grundtenor schon etwas scharf ist. Vor allem die Essiggurken bringen eine sehr überraschende Würze mit.
Eine schöne Ergänzung zu diesem durchaus komplexen Gesamtbild ist der separate Cracker mit warmem Ochsenmark.
Ganz auf der Höhe der Zeit und weit weg von der Hunsrücker Heimat präsentiert sich der bretonische Steinbutt, der karamellisiert und mit Panko-Bröseln auf einem Bett von Erbsen-Tapioka kommt. Tapioka sind ja in der Regel ob ihrer Geschmackneutralität eher mit Vorsicht zu genießen. Hier gefällt mir der Kniff mit den Erbsen recht gut. Die Bouchot-Muscheln sind leicht mit einer würzigen Kalbsjus überglänzt, die Champagner Beurre Blanc hätte durchaus üppiger dosiert sein können. Aber ich akzeptiere, dass es dann die Telleroptik zerstört hätte. In Summe aber ein origineller Gang, der mir ausgezeichnet gefällt.
Nach diesem doch recht aromenstarken Auftritt schaltet die Küche einen deutlichen Gang zurück. Die Jakobsmuschel ist nur leicht ansautiert, was ich normalerweise nicht so mag, denn ich finde gerade Röstnoten oftmals viel passender. In diesem Gericht allerdings stellt Harald Rüssel bewusst die Frische und Jodigkeit in den Vordergrund und unterstützt diesen Eindruck mit einem Aloe Vera-Gelee und Zitrusaromen. Artischocken und Buchenpilze ordnen sich hier auch nur dezent unter. Topinambur als Crumble steuern etwas Textur bei. Überraschend und gut.
Dreierlei vom Milchferkel zeigt das zarte Tier in verschiedenen Teilen. Die Brust ist in Ordnung, wobei die Haut etwas weich ausfällt. Sehr gut hingegen die toll geschmorte Schulter und der knusprige Bauch. Sauerkraut als Gel und Limonen-Rettich setzen unerwartete, aber passende säuerliche Kontrapunkte in diesem sehr guten Hauptgang.
Mittlerweile hat sich die Dunkelheit über den Abend gelegt. Es ist einer dieser heißen Sommerabende und es lässt sich nach wie vor prima draußen sitzen. Allerdings ist vom Dessert nicht mehr allzu viel zu erkennen.
Die Original Beans Schokolade ist als relativ feste Mousse verarbeitet. Dazu gibt es Zwetschgen, auch als Jus und ein Drambuie-Eis. Das ist sehr stimmig und ein schöner Abschluss.
Mit einigen guten Petits Fours widmen wir uns dem Kaffee und dem Rest unserer zweiten Flasche Wein, womit wir bei einem weiteren erfreulichen Aspekt dieses Hauses wären. Die Weinkarte listet natürlich jede Menge hervorragender Kreszenzen der Region bis hin zu ansonsten recht selten anzutreffenden Flaschen. Dass hier durchaus auch mal Weine von Egon Müller auf der Karte stehen, dessen selbst einfachere Weine bei Auktionen mittlerweile astronomische Preise erzielen, ist dem Umstand zu verdanken, dass der Winzer hier auch selbst gerne einkehrt. Überhaupt sind die Weine ungewöhnlich gastfreundlich kalkuliert, so dass wir nach einem Großen Gewächs vom Weingut von Othegraven auch an einem Chassagne-Montrachet von Amiot Guy zu deutlich zweistelligem Kurs nicht vorbei kommen.
Harald Rüssel hat uns heute weniger seine regionale Seite gezeigt, dafür eine moderne und international ausgerichtete Küche mit klug durchdachten Kompositionen und mitunter überraschenden Elementen. Handwerklich war das ohnehin sehr versiert und aufwändig, so dass ich nicht wüsste, was ich hier auszusetzen hätte.
Dies war der letzte Abend unseres Sommerurlaubs und in der Gesamtbetrachtung war das ein würdiger Abschluss und eines der besten Menüs unserer Reise. Kann man also auch schlechter erwischen.
Bericht auch auf meinem Blog: tischnotizen.de/ruessels-restaurant-naurath-wald/
An der Mittelmosel kann man es schlechter erwischen. In einem Radius von 30 km finden sich mit dem Waldhotel Sonnora, Schanz in Piesport oder Becker's in Trier einige der hochkarätigsten Adressen des Landes auf engem Raum.
Harald Rüssels imposantes Landhaus fällt dagegen in der medialen Berichterstattung nur selten auf, obschon der Patron mehr als seine benachbarten Kollegen sogar mit regelmäßiger TV-Präsenz glänzen kann. Dem Gästezuspruch tut das keinen Abbruch. An diesem Donnerstagabend ist die geschmackvoll eingedeckte Terrasse nahe des eigenen... mehr lesen
Rüssels Gourmet
Rüssels Gourmet€-€€€Bistro, Bar, Hotel, Sternerestaurant0650991400Büdlicherbrück 1, 54426 Naurath
4.5 stars -
"Modern regional, modern international? Egal!" tischnotizenAn der Mittelmosel kann man es schlechter erwischen. In einem Radius von 30 km finden sich mit dem Waldhotel Sonnora, Schanz in Piesport oder Becker's in Trier einige der hochkarätigsten Adressen des Landes auf engem Raum.
Harald Rüssels imposantes Landhaus fällt dagegen in der medialen Berichterstattung nur selten auf, obschon der Patron mehr als seine benachbarten Kollegen sogar mit regelmäßiger TV-Präsenz glänzen kann. Dem Gästezuspruch tut das keinen Abbruch. An diesem Donnerstagabend ist die geschmackvoll eingedeckte Terrasse nahe des eigenen
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Es mag überraschen, aber ich bin eigentlich kein allzu großer Fan. Cremesuppen ja, die finde ich meistens schon toll, eine konzentrierte Consommé auch, aber Eintöpfe zum Beispiel umgehe ich meistens. Na gut, mit Ausnahme einer schönen Hühnersuppe vielleicht. Wie auch immer: ich kann gar nicht mal sagen, warum Eintöpfe nicht an vorderster Stelle meines Speiseplans stehen. Vielfältige Einlagen, mit oder ohne Fleisch, dafür reichlich Gemüse, gehaltvolle Brühen – gegen all das ist ja nicht wirklich etwas zu sagen. Aber es ist nun mal nicht erste Wahl für mich.
Ob nun einer Zeiterscheinung geschuldet oder weil sie vielleicht doch meinen Nerv trifft – aber seit einiger Zeit treibt es mich regelmäßiger in eine Suppenküche. Genauer gesagt: eine Ramen Bar. In allen großen Städten sowieso schon vertreten und in Japan vermutlich präsenter als jede McD-Filiale, hat nun auch Hannover eine und zwar sogar eine ziemlich gute.
In der Altstadt, sonst nicht gerade Aushängeschild der lokalen Kulinarik, hat ein Lokal aufgemacht, das sich vor allem den verschiedenen Versionen dieser japanischen Spezialität widmet.
Außenansicht
Wer selbst schon einmal eine Ramen zubereitet hat, weiß, wie viel Aufwand hierfür erforderlich ist und wie lang eine Zutatenliste schon mal werden kann. Wie schön also, wenn einem diese Arbeit jemand abnimmt. Denn die Ramen im „Kenibo“ basieren auf mindestens 10 Stunden gekochter Brühe auf verschiedenen Grundlagen und mit diversen Einlagen.
Im Kern ist es ein Baukastensystem, das hier die Karte bestimmt. Neben Ramen, die mit gleichnamigen hausgemachten dünnen Nudeln serviert werden, gibt es dieselben Suppen auch mit Udon, der dickeren Pastavariante. Beide Nudeln sind auch in gebratener Form mit den Fleischversionen zu bekommen, die sich auch in den Suppen wiederfinden. Alles eigentlich recht effizient aufgebaut.
Daneben gibt es auch noch ein paar Vorspeisen, von denen wir unter anderem die beiden Gyoza mit Schweine- und mit Hühnerfleisch probieren. Beide sind kräftig gewürzt, schön angebraten und mit den dazu gereichten (Fertig-)Saucen angenehme Starter.
Gyoza mit Schweinefleisch & Gemüse
Gyoza mit Hühnerfleisch & Gemüse
Der Spinatsalat mit Sesamdressing fällt mir etwas zu wässrig aus, dafür sind die frittierten Hühnerstücke vor allem aufgrund ihrer extrem knusprigen Panade ausgesprochen lecker. Allerdings sind die Stücke schon recht groß, so dass man mit den Stäbchen schon geschickt hantieren muss, damit einem die dicken Dinger nicht über den Tisch flitschen.
Gomaae - Spinat mit Sesamdressing
Tori Kara - Knuspriges Hühnerfleisch
Besser zu essen sind dagegen die ebenfalls frittierten Garnelen, die auch schön kross gebacken sind. Der dazu gereichte Krautsalat könnte richtig gut sein, wenn das sehr geschmackvolle Erdnussdressing nicht nur homöopathisch darüber gesprenkelt würde. So findet sich dann doch recht viel trockenes Geschnipsel auf dem Teller.
Eby Fry - Frittierte Garnelen
Aber wir sind ja wegen der Suppen hier. Und die kommen beim ersten Besuch zeitgleich mit den Vorspeisen, was so nicht geplant ist und mich ein wenig stresst. Der flotte Service entschuldigt sich, aber da die Schalen noch ganz anständig vor sich hindampfen, lassen wir es auch dabei.
Wir wählen zum einen die BBQ Ramen mit kräftig mariniertem und gebratenem Schweinefleisch. Der Geschmack färbt deutlich auf die Suppe ab und verstärkt den ohnehin schon würzigen Geschmack auf angenehme Weise. Ramennudeln und verschiedene Gemüse, darunter Pak Choi, Frühlingszwiebeln und Sprossen füllen die große Schale zusätzlich. Das sogenannte Lava-Ei kann optional dazu bestellt werden.
BBQ Pork Ramen
In meiner Tokio-Ramen ist es standardmäßig bereits enthalten, ebenso wie Narutomaki, ein Fischkuchen, der aller Wahrscheinlichkeit nach als Fertigprodukt zugekauft wurde und auch keinen besonders prägnanten Geschmack hinterlässt. Diese Suppe ist eher trüb, was aber die Intensität nicht schmälert. Hier ist marinierter und geschmorter Schweinebauch das kräftige, Geschmack gebende Element. Ebenfalls sehr gut.
Nach solch einer Schale, die für unter 10 Euro zu bekommen ist, Sonntags sogar für nur 7,50 Euro, ist man in der Regel satt, so dass wir uns ein Dessert schenken. Und auch, weil mich Süßspeisen bei Asiaten generell nicht besonders reizen.
Tokio Ramen
Neben den Suppen und gebratenen Nudeln gibt es auch ein paar Spezialitäten auf der Karte des „Kenibo“. Davon wähle ich bei einem weiteren Besuch „Dakgang Jeong“, knusprig gebackenes Hühnerfleisch (mutmaßlich dasselbe, das es auch als Vorspeise gibt) mit Erdnüssen und Sesam, allerdings mit einer herrlichen BBQ-Sauce. Die ist zwar als scharf ausgewiesen, wovon ich allerdings nichts merke. Dafür betört sie mit einer fast schon intensiv klebrigen Konsistenz und deutlichen Knoblauchnote, Sojasauce und Honig dürften auch noch mit im Spiel sein. Jedenfalls ist der Gesamteindruck etwas vordergründig süß, aber gleichzeitig auch rauchig würzig.
Dazu gibt es Reis und erneut den Weißkohlsalat mit dem Erdnussdressing. Leider wurde wieder nur gesprenkelt…
Dakgang Jeong - Knuspriges Hühnerfleisch in scharfer Knoblauchsauce
Aus den diversen Ramen probieren wir noch die Tantan, die einzige als scharf ausgewiesene Suppe. Sie ist auch farblich erkennbar mit Chili-Öl gewürzt und besitzt in der Tat eine deutlich pikantere Note als die übrigen Versionen. Die Basis ist in diesem Fall Miso-Sesampaste. Dazu gibt es Chashu, fein geschnittenes , in Brühe gekochtes Schweinefleisch sowie Hackfleisch und diverses Gemüse. Auch diese Ramen gefällt uns gut, wenngleich die beiden ersten Versionen für uns vorne liegen.
Tantan - Nudelsuppe mit Chashu und gebratenem Schweinehackfleisch
Was trinkt man am besten zu dieser Art von Küche? Im „Kenibo“ gibt es zwar auch ein paar Weine, aber mit Bier, natürlich auch japanischem (das allerdings auch nur in Deutschland gebraut wird) macht man grundsätzlich nichts falsch.
Empfehlenswert sind aber auch die hausgemachten Eistees und Limonaden. Die Yuzu-Zitronen-Limonade ist mir jedenfalls ein erfrischender, nicht zu süßer Begleiter.
Yuzu Zitronenlimonade
Klar ist das hier nicht der Ort für ein langes, romantisches Dinner, wenngleich bei unserem Zweitbesuch ein Paar offenbar sein erstes Kennenlern-Date hatte. Man sitzt entweder auf Bänken oder an ein paar wenigen Tischen auch mit Stühlen, aber das Ambiente ist insgesamt sehr gemütlich und erfreulich kitschfrei. Der Andrang ist groß, Reservierung ist empfehlenswert, aber auch dann sollte man mit 1 ½ Stunden auskommen, bevor schon die nächsten Gäste warten.
Innenansicht
In jedem Fall hat das „Kenibo“ einiges dazu getan, den Suppenkasper in mir zu wecken. Diese Nudelsuppen machen Spaß, sind sorgfältig zubereitet und geschmacksintensiv. Ramen rules!