Ich gehe gern und gut essen und schreibe auch darüber. Rein privat, aus Spaß und nicht kommerziell.
Vorwiegend, aber nicht nur, besuchen wir sogenannte Gourmet-Restaurants und reisen dafür auch gezielt durch Deutschland und ins europäische Ausland.
Mehr Berichte auf meinem Blog http://tischnotizen.de oder meinen Facebook-Profilen https://www.facebook.com/tischnotizen.de/ und https://www.facebook.com/thomas.westermann.5 .
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Bewertungs-Statistik
Insgesamt 103 Bewertungen 137364x gelesen 2537x "Hilfreich" 2513x "Gut geschrieben"
Besucht am 06.03.2021Besuchszeit: Abendessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 98 EUR
Maximilian Lorenz hat sich in zentraler Lage direkt hinter dem Kölner Hauptbahnhof ein kleines Gastro-Imperium geschaffen. In den Räumen des ehemaligen „Wein am Rhein“ betreibt er zusammen mit seinem Küchenchef Enrico Hirschfeld nicht nur das mit einem Stern ausgezeichnete Restaurant, das seinen Namen trägt, sondern auch das Weinlokal „heinzhermann“. Schräg gegenüber auf der anderen Straßenseite hat sich auch noch ein Weinladen dazu gesellt.
Dort holt man auch das vorbereitete Take Away Menü ab, das es für 49 Euro pro Person gibt und das vier Vorspeisen zum Teilen, Hauptgericht, Dessert sowie Brot und Butter beinhaltet.
Mit diesem Angebot, das sich ein wenig von der klassischen Menüfolge entfernt und etwas mehr Auswahl auf den Tisch bringt, fahren auch andere Restaurants in Köln bereits erfolgreich durch die Krise. Auch wenn das Gourmetrestaurant und das Weinlokal aus derselben Küche beschickt werden, würde ich dieses Menü in seinem Bistro- und Crossover-Stil eher dem „heinzhermann“ zuordnen. Aber das sind letztlich nur Schubladen und sagen ja noch nichts über die Qualität aus.
Natürlich gibt es zu den Gerichten eine Anleitung, wie sie zu vollenden sind, aber Bilder fehlen und so darf man seine eigene Kreativität beim Anrichten ausleben. Ob man die vier Vorspeisen jeweils auf einem oder eben doch gleich auf zwei Tellern anrichtet, wird ebenfalls frei gestellt. Mengenmäßig wäre genug vorhanden, um es auch gleich auf Einzeltellern anzurichten. Da jedoch alle Vorspeisen kalt sind und uns das Konzept gefällt, in Ruhe hin- und her zu probieren, entscheide ich mich für die Sharing-Anrichte.
Beim Brot bedient man sich des Bäckers gegenüber des Restaurants. Aber angesichts des ganz ausgezeichneten Roggen-Sauerteigbrotes ist das auch eine kluge Entscheidung, denn warum muss man alles selbst machen, wenn man sich auch guter handwerklich produzierter Produkte bedienen kann, mit denen man gleichzeitig auch die Kollegen in der Nachbarschaft unterstützen kann?
Kurz aufgebacken kann es mit der mitgelieferten Butter und geräuchertem Sylter Meersalz sehr überzeugen.
Widmen wir uns dem Vorspeisenreigen: Die Dorade, bereits in mundgerechte Stücke vorgeschnitten wird mit der separat abgefüllten Tigermilch mariniert. Diese Flüssigkeit, die sich vor allem aus dem Fisch- und Limettensaft, häufig Chilis, Zwiebeln, Knoblauch und Ingwer zusammensetzt, sorgt dann für die kalte Garung. Nun gibt es Rezepte für Leche de Tigre vermutlich so viele wie es peruanische Hausfrauen gibt, aber dieses Spiel aus Säure und leichter Schärfe macht jedes Mal Spaß. So auch hier und auch die Marinade, in der die Kirschtomaten eingelegt sind, besticht durch eine faszinierende Aromatik. Abgerundet wird das Gericht mit Erdnüssen, die bereits beim Öffnen des Schälchens deutlich machen, dass sie eher für den Herrenabend als das Damenkränzchen gemacht sind. Sesammayo setze ich in Tupfen auf den Teller und das sorgt dann für einen schönen cremigen Akzent.
Die Kombination von Mozzarella und Mango ist mir nicht unbekannt. Häufig biete ich das als Alternative zur gewöhnlichen Caprese an, allerdings mit markantem asiatischen Dressing. Lorenz und Hirschfeld setzen das aber in einen eher mediterranen Kontext mit Kalamata-Oliven und bedienen sich dabei des Mozzarellas aus dem Angebot von Büffel Bill, einer Firma unweit des Bodensees, die sich dem Vertrieb von Fleisch und Milchprodukten von Wasserbüffeln, widmet. Zusammen mit einem kleinen Kräutersalat ist das eine frische, aber gleichzeitig auch reichhaltige Vorspeise.
Definitiv auf der frischen Seite ist auch das Tatar vom Lachs, das mit eingelegten, relativ grob geschnittenen Gurkenwürfeln angemacht wird, die mit Ingwer mariniert wurden. Liebstöckel-Senfcreme sorgt erneut für Cremigkeit, Puffreis für Knuspertextur. Auf den ersten Blick wirkt der Puffreis zwar grenzwertig, was die Röstaromen angeht, aber im Zusammenspiel mit den übrigen Komponenten passt das alles sehr gut und ergibt ein sehr abwechslungsreiches Gericht.
Den Reigen der Vorspeisen beschließt eine Gazpacho, die ganz nach meinem Geschmack ist und auf eine ähnliche Weise daherkommt, wie ich sie auch zubereite. Die Konsistenz ist eher dünnflüssig, also ohne feste Bestandteile, dafür mit sehr ausgeprägtem Gemüsegeschmack und einer feinen, aber prägnanten Schärfe. Wenn die Außentemperaturen nicht schon wieder deutlich signalisieren würden, dass wir uns noch im Winter befinden, wäre dies der perfekte Sommer-Booster.
Gazpacho "heinzhermann"
Für den Hauptgang wird die bereits sous-vide vorgegarte US-Steakhüfte von beiden Seiten jeweils 2 Minuten gebraten. Im Wasserbad wird der Kartoffelstampf, die sehr aromatische Gewürzjus im Topf erhitzt. Erfreulicherweise ist sie so großzügig bemessen, dass sie nicht nur gekleckst werden muss und wir uns auch noch davon nachnehmen können. Der Gargrad des Fleisches ist sehr gut getroffen, beim Kartoffelstampf ist uns die angekündigte Wasabinote etwas sehr zurückhaltend. Abgerundet wird mit einem kalten Spitzkohlsalat, der in Kimchi-Art zubereitet ist. Ein sehr guter Hauptgang.
Sehr schön auch das Dessert, das uns ein feines Sauerkirschtartelette präsentiert mit Mürbeteig und leicht säuerlicher Creme. Vollendet wird mit Sauerkirschgel, kleinen Estragonbaisers und Rumtopf-Kirschen. Auch dies ein stimmiges und köstliches Gericht, das einen angemessenen Abschluss unter dieses sehr runde Menü darstellt.
Es reiht sich ein in die mittlerweile große Auswahl attraktiver Take Away Menüs zu sehr fairem Preis, die man in Köln findet. Vor allem das Konzept mehrerer Vorspeisen zum Teilen plus Hauptgang und Dessert macht viel Spaß und da man nur beim Hauptgang etwas Hand anlegen muss beim Braten, ist das Anrichten schnell und unkompliziert erledigt.
In jedem Fall überzeugen Maximilian Lorenz und Enrico Hirschfeld mit ausgezeichneter Qualität sowie kreativen und handwerklich einwandfreien Gerichten. Empfehlenswert!
Maximilian Lorenz hat sich in zentraler Lage direkt hinter dem Kölner Hauptbahnhof ein kleines Gastro-Imperium geschaffen. In den Räumen des ehemaligen „Wein am Rhein“ betreibt er zusammen mit seinem Küchenchef Enrico Hirschfeld nicht nur das mit einem Stern ausgezeichnete Restaurant, das seinen Namen trägt, sondern auch das Weinlokal „heinzhermann“. Schräg gegenüber auf der anderen Straßenseite hat sich auch noch ein Weinladen dazu gesellt.
Dort holt man auch das vorbereitete Take Away Menü ab, das es für 49 Euro pro Person gibt... mehr lesen
4.5 stars -
"Lockdown Stories - Sharing als Erfolgskonzept" tischnotizenMaximilian Lorenz hat sich in zentraler Lage direkt hinter dem Kölner Hauptbahnhof ein kleines Gastro-Imperium geschaffen. In den Räumen des ehemaligen „Wein am Rhein“ betreibt er zusammen mit seinem Küchenchef Enrico Hirschfeld nicht nur das mit einem Stern ausgezeichnete Restaurant, das seinen Namen trägt, sondern auch das Weinlokal „heinzhermann“. Schräg gegenüber auf der anderen Straßenseite hat sich auch noch ein Weinladen dazu gesellt.
Dort holt man auch das vorbereitete Take Away Menü ab, das es für 49 Euro pro Person gibt
Besucht am 21.02.2021Besuchszeit: Abendessen 4 Personen
Rechnungsbetrag: 220 EUR
Kölns Angebote für Take Away Menüs sind außerordentlich vielfältig. Viele auch hoch bewertete oder gar mit Michelin-Sternen ausgezeichnete Restaurants bieten nahezu wöchentlich wechselnde mehrgängige Menüs an, so dass uns die Entscheidung regelmäßig schwerfällt und mindestens ebenso regelmäßig begeistert.
Wenn wir in Köln sind, bin ich immer besonders gespannt auf den nächsten #sundayroast aus der „Henne. Weinbar“. So nennt Hendrik Olfen seine Auswahl an Gerichten, die ganz dem Restaurant-Prinzip folgen und mehrere Vorspeisen zum Teilen, Hauptgericht und Dessert, dazu ein üppig bemessenes Stück des ausgezeichneten Hausbrotes sowie französische Salzbutter zum charmanten Preis von 49 Euro pro Person anbietet.
Einige Extras können optional dazu bestellt werden, ebenso Weine aus der umfangreichen Weinkarte von Fabrice Thumm.
Nicht, dass es auch in Hannover attraktive Angebote gäbe, aber im Kofferraum haben wir auch gerne einige Mahlzeiten, wenn wir die Domstadt wieder verlassen. So also auch vor kurzem.
Die Gerichte sind überwiegend vakuumiert und auch am folgenden Tag noch von tadelloser Qualität. Als Add-On haben wir uns diesmal die Bouillabaisse mit Sauce Rouille dazu bestellt.
Das Brot, das es im Restaurant als Flatrate gibt, ist nach 10 Minuten im Backofen wie frisch gebacken und zusammen mit der guten französischen Butter bereits ein großer Genuss.
Aber machen wir uns an die Vorspeisen. Als erstes richten wir die Rotgarnelen an. Auf einem Bett von rotem Zwiebelchutney platzieren wir sie zusammen mit Filets von der Baumtomate, auch bekannt als Tamarillo. Der separate, knallrote Sud davon wird angegossen, Kaffir-Limetten-Öl über das Ganze gegeben und anschließend mit der zurzeit schwer angesagten Goa-Kresse garniert. Die steuert einen deutlichen Korianderton bei, was sich ausgezeichnet zu der insgesamt sehr frischen und aromatischen Komposition macht.
Einen ganz anderen, deutlich süßeren Ton schlägt die zweite Vorspeise an. Auf einer Pumpernickelcreme werden noch bissfeste Steckrübenwürfel und Würfel von Label Rouge Lachs drapiert. Besonderen Kick liefert Crumble aus Fischhaut und Speck und auch der Estragon liefert einen prägnanten Akzent.
Sehr überraschend präsentiert sich auch der folgende Teller mit Petersilienwurzeln, um die eine Bratheringjus mit schön säuerlichem Ton und reichlich Senfkörnern gegeben wird. Haselnuss-Crumble und frittierte Petersilie sorgen hier für Crunch und feine nussige Noten. Etwas Petersilienöl rundet das Gericht auch optisch gelungen ab.
Ganz auf der herzhaften Seite, aber dafür auch eine 1A-Hommage an Köln sind die Flönzkroketten, die noch in der Pfanne im tiefen Fett ausgebacken werden müssen. Das funktioniert aber erstaunlich gut, obwohl ich ja vorm Frittieren immer etwas Respekt habe. Abgetropft auf Krepp sind die Blutwurstkroketten aber von schöner Konsistenz, leicht grober Struktur im Inneren und mit dem Apfel-Meerrettich-Dip einfach deftig lecker.
An dieser Stelle widmen wir uns der zusätzlich bestellten Bouillabaisse, die wir im Topf erhitzen. In die vorgewärmten Teller geben wir die bereits vorbereiteten, gekräuterten Fisch- und Garnelenstücke, die zusammen mit den feinen Safran-Fenchel-Stücken vakuumiert sind. Die Sauce Rouille, eine relativ knoblauchlastige Mayonnaise, die klassisch die Fischsuppe begleitet, ist fabelhaft gewürzt. Üblicherweise wird sie auf geröstete Baguettescheiben dazu gegeben, aber da das mitgelieferte Baguette doch von arg blasser und mäßiger Aufbackqualität ist und wir nichts mehr vom Merlê-Baguette vom Vortag übrig haben, geben wir die Sauce Rouille direkt in die intensive Suppe, was ihr nicht die Spur schadet. Die Portion, eigentlich für zwei Personen gerechnet, macht im Übrigen auch vier Esser als Zwischengang glücklich.
bouillabaisse. fischeinlage. safranfenchel. sauce rouille. baguette.
Im Fett der Flönzkroketten werden auch die Kartoffel-Spinat-Krapfen ausgebacken, während das Fleisch im Vakuumbeutel und die Trüffeljus wahlweise auch im Beutel oder direkt im Topf erwärmt werden.
Das Ergebnis ist überzeugend. Das Short Rib vom US-Beef ist sehr zart und braucht kaum ein Messer. Die Krapfen als Beilage sind eine originelle Alternative und die Trüffeljus wunderbar intensiv. Wir sind bereits so gesättigt, dass wir von allem nur die Hälfte schaffen und auch am nächsten Tag bereitet der Rest uns noch mal Vergnügen.
Wie auch im Restaurant, fällt das Dessert zwar konzeptionell etwas einfacher, aber nicht weniger köstlich aus. Als Mandarinenkuchen angekündigt, findet sich im Glas eine Cream Cheese Mousse, die zusammen mit eingelegten Mandarinenfilets und Butterstreuseln angerichtet wird. Das ist lecker und rutscht noch problemlos runter.
So endet ein erneuter Abend mit spannenden, originellen Gerichten. Am Anfang verbringt man zwar ein wenig Zeit mit dem Anrichten, das nach Anleitung und mit Fotos zur Orientierung aber einfach gelingt. Steht dann aber erst mal alles auf dem Tisch, hat man eine ganze Weile Zeit zum Genießen. Und auch die Handgriffe für die übrigen Gänge sind überschaubar und lassen einen nicht in Stress geraten.
Spaß macht an diesem Angebot tatsächlich das Sharingkonzept, das die kreativen Kompositionen nahezu auf Restaurantniveau auf den heimischen Teller bringt. Und da die „Henne“ ohnehin eines unserer liebsten Restaurants in Köln ist, lässt uns der #sundayroast die Wartezeit bis zur Öffnung wenigstens auf angemessene Art und Weise überbrücken.
Kölns Angebote für Take Away Menüs sind außerordentlich vielfältig. Viele auch hoch bewertete oder gar mit Michelin-Sternen ausgezeichnete Restaurants bieten nahezu wöchentlich wechselnde mehrgängige Menüs an, so dass uns die Entscheidung regelmäßig schwerfällt und mindestens ebenso regelmäßig begeistert.
Wenn wir in Köln sind, bin ich immer besonders gespannt auf den nächsten #sundayroast aus der „Henne. Weinbar“. So nennt Hendrik Olfen seine Auswahl an Gerichten, die ganz dem Restaurant-Prinzip folgen und mehrere Vorspeisen zum Teilen, Hauptgericht und Dessert, dazu ein üppig bemessenes... mehr lesen
Henne Weinbar
Henne Weinbar€-€€€Restaurant022134662647Pfeilstr. 31 - 37, 50672 Köln
5.0 stars -
"Lockdown Stories - Immer wieder sonntags..." tischnotizenKölns Angebote für Take Away Menüs sind außerordentlich vielfältig. Viele auch hoch bewertete oder gar mit Michelin-Sternen ausgezeichnete Restaurants bieten nahezu wöchentlich wechselnde mehrgängige Menüs an, so dass uns die Entscheidung regelmäßig schwerfällt und mindestens ebenso regelmäßig begeistert.
Wenn wir in Köln sind, bin ich immer besonders gespannt auf den nächsten #sundayroast aus der „Henne. Weinbar“. So nennt Hendrik Olfen seine Auswahl an Gerichten, die ganz dem Restaurant-Prinzip folgen und mehrere Vorspeisen zum Teilen, Hauptgericht und Dessert, dazu ein üppig bemessenes
Besucht am 20.02.2021Besuchszeit: Abendessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 190 EUR
Die Weltreise in den Menüs des „Le Moissonnier“ geht weiter. Nach Italien und Köln (passend zum Karneval) geht es weiter durch Europa, auch die Karibik und Asien stehen auf dem Reiseplan. Und als hätten Eric Menchon und Vincent Moissonnier es geahnt, dass nach einem Wochenende, an dem man noch auf den Kölner Teichen Schlittschuh laufen konnte, urplötzlich mit 20°C strahlendes Frühlingswetter über die Domstadt hereinbricht, widmen sie sich an diesem Wochenende der spanischen Küche.
Mittlerweile ist es ja Usus, dass man mit jeder liebevoll vorbereiteten Box nicht nur zahlreiche wiederverwendbare Gläser bekommt, sondern auch immer ein Küchengeschirr. Mittlerweile haben wir diverse Auflaufformen in Gebrauch und auch diesmal werden wir ein weiteres Stück inventarisieren können, denn die Paella ist bereits entsprechend vorbereitet und gleich samt Form vakuumiert. Zusätzlich spendiert man auch zwei farben- und musterintensive Servietten.
Der spanische Abend startet mit Jakobsmuscheln, die mit ein paar Butterflocken nur im Backofen erwärmt werden. Gleichzeitig wird die Weißwein-Venusmuschelsauce erhitzt. Das Ergebnis ist eine perfekt auf den Punkt gegarte Jakobsmuschel und eine sehr aromatische Sauce. Ausgezeichnet.
Weiter geht es mit einem kalten Gang, der bereits vollständig vorbereitet ist. Die Aioli-Seehecht-Rillette kommt auf einem Fenchelsalat, der vor allem mit gestiftelten Mandeln sowie kleinen Orangen- und Olivenstücken angereichert ist. Bleibt die Aioli sehr zurückhaltend, ist aber alles andere sehr harmonisch.
Vincent Moissonnier empfiehlt dazu Weißbrot oder Baguette. Mittlerweile gehört es zu unseren morgendlichen Ritualen, wenn wir in Köln sind, die knapp drei Kilometer in den Stadtteil Lindenthal zu marschieren, um dort in der Artisan Boulangerie Merlê das beste Baguette überhaupt für das Frühstück zu besorgen. Nicht ohne Grund ist Jacques Merlet schon lange Haus- und Hoflieferant für das „Le Moissonnier“ und in der Tat ist sein Baguette besser als das Meiste, das wir aus Frankreich kennen. Sein Croissant übrigens auch. Wenn wir dann nach Hannover zurückfahren, ist natürlich sein Brot dabei. Vincent Moissonnier dürfte also mit der Wahl unserer Beilage sehr zufrieden sein.
Aioli-Seehecht-Rillette mit Fenchel-Orangensalat, Orange und Mandeln
Mit dem Pulpo-Ragout wird es aromatisch schon eine deutliche Spur würziger. Optisch macht das zwar nicht allzu viel her, aber geschmacklich überzeugt die Kombination aus zarten Pulpostücken mit einer Sauce auf Basis von feinster Ochsenherztomate, Weißwein, Chili, Knoblauch und Olivenöl uneingeschränkt.
Pulpo-Ragout mit pikanter Tomate Cœur de Boeuf
Noch einen Gang höher schaltet Eric Menchon mit dem Sobrasada-Bohnenragout als Beilage zum Secreto vom Iberico-Schwein. Das Fleisch ist perfekt gegart und muss nach dem Erwärmen im Backofen lediglich noch in Tranchen geschnitten werden. Das Ragout bekommt vor allem durch die sehr paprikalastige Sobrasada ihren würzigen Charakter. Üblicherweise ist dies ja eine vor allem streichfähige Wurst. Hier findet sie sich jedoch in kleinen, noch relativ festen Stücken wieder, was gut zu den Bohnen passt, die noch angenehm al dente sind. Eine deutliche Note von geräuchertem Paprika zieht sich ebenso durch das Ragout, was wiederum großartig zu der Sauce Romesco passt, eine Sauce aus Katalonien auf Basis von Tomaten, getrockneten Paprika, Mandeln und Knoblauch, ähnlich einem Pesto. In jedem Fall ein tolles Gericht, das als Hauptgericht bereits jedem spanischen Restaurant alle Ehre machen würde.
Iberico Secreto mit Sobrasada-Bohnenragout und Sauce Romesco
So langsam setzt bereits eine gute Sättigung ein, aber wir sind noch lange nicht durch, denn zunächst wird noch ein Stück Tortilla etwas erwärmt. Wenn man schon durch Spanien reist, darf dieser baskische Klassiker natürlich nicht fehlen. Das ist jetzt zwar keine Offenbarung oder überwältigende Neuinterpretation, aber darum geht es hier auch nicht. Die Tortilla aus der „Le Moissonnier“-Küche ist vermutlich genau so, wie sie sein muss, wenn man sie gut machen will. Und schmecken tut sie auch.
Ein spanisches Essen ohne Paella? Undenkbar! Und deshalb stellt dies auch den Höhepunkt in der Noche Española dar. Nun ist eine Paella aber gar nicht so einfach zuzubereiten und von daher bin ich gespannt, wie Eric Menchon dies für die Take Away-Version gelöst hat. In der Schale finden sich bereits sehr appetitlich alle Zutaten, die man von einer guten Paella erwartet wie Sepia, Calamari, Muscheln, Kaninchen und Hühnchen sowie natürlich diverse Gemüse und angegarter Reis. Separat wird in einer Flasche eine vorbereitete Bouillon mitgeliefert, die zunächst aufgekocht und dann angegossen wird, so dass die Schale gut bedeckt ist. Im Backofen darf der Reis dann für etwa eine halbe Stunde die Flüssigkeit aufsaugen. Das klappt soweit auch sehr gut und die Bräunung sieht auch ordentlich aus.
Geschmacklich ist am Ergebnis nichts auszusetzen. Bei so feinen Zutaten und Gewürzen hätte ich aus der „Moissonnier“-Küche auch nichts anderes erwartet. Dennoch kommt man bei so einem Gericht dann doch etwas an die Grenzen dessen, was für ein Take Away-Menü machbar ist. Natürlich ist das Gericht von schöner Schlotzigkeit, der Reis sogar fast ein wenig zu weich, aber das ist verschmerzbar. Was aber fehlt, ist das Vergnügen, aus der typischen Paella-Pfanne am Boden die leicht angesetzten Reste auszukratzen, die ich besonders lecker finde oder die etwas feste Oberfläche, die das saftige Innere schützt und gleichzeitig für etwas Texturunterschied sorgt. Aber das ist Mäkelei auf hohem Niveau und ich finde es bemerkenswert genug, dass man sich überhaupt Gedanken gemacht hat, wie man ein so von der klassischen Zubereitungsart mit Eisenpfanne abhängiges Gericht für dieses Konzept umsetzen kann.
Paella vorher ...Paella fertig …und angerichtet
Für das Dessert hat sich Eric Menchon einen weiteren Klassiker aus der spanischen Küche vorgenommen. Die Crème Catalane wird ja häufig als iberisches Gegenstück zur Crème Brûlée betrachtet und in der Tat weisen beide Süßspeisen auch viele Parallelen auf. Mit beidem hat die Version heute aber nicht viel zu tun, denn auf dem Teller haben wir auf einem sehr lockeren Mandelbiskuit eine luftige Creme, die von der Konsistenz eher an eine Crème Pâtissière erinnert. Geschmacklich sind wir mit Mandellikör, Orange und weißer Schokolade aber schon deutlich anders unterwegs. In jedem Fall ist das zum Abschlecken köstlich und so leicht, dass es trotz des fortgeschrittenen Sättigungsgrades problemlos funktioniert.
Um das spanische Erlebnis komplett zu machen, gibt es auch noch eine Tüte mit Montecao-Gebäck. Wie bei so vielen spanischen Keksen, sind auch diese mir etwas zu trocken, aber mein Mann liebt sie und der leichte Zimtgeschmack mit dem Haselnussöl im Hintergrund ist ja auch lecker. Und wem es, wie mir, zu trocken ausfällt, dem hilft ja vielleicht die ebenfalls mitgelieferte Flasche selbst kreierter Sangria. Obwohl natürlich mit Rotwein und Gin zubereitet, überwiegt hier ein eher fruchtiger Geschmack und der Alkohol bleibt sehr verhalten. Wir trinken es daher mit Eiswürfeln als Schorle und finden das, gerade auch nach so einem ausgiebigen Essen, sehr erfrischend.
Montecao Sangria
Die üblichen Petits Fours, bestehend aus Karamellbonbon, Marshmallow und Orangenlutscher fehlen auch heute nicht.
Ich besinne mich auf einen Rest Brandy, der sich noch irgendwo zwischen den anderen hochprozentigen Flaschen finden muss und beschließe, dass dies den spanischen Abend nun endgültig passend beendet.
„Le Moissonnier“ kann also nicht nur italienisch, sondern auch spanisch. Auch das dritte Menü, das wir uns aus Kölns erstem Haus am Platze mit nach Hannover genommen hat, hat uns geschmacklich rundum begeistert. Die Gerichte sind so vorbereitet, dass sie denkbar einfach fertig gestellt werden können. Die hochwertige und nachhaltige Verpackung ist weiterhin beeindruckend, die Beschreibungen inklusive sämtlicher verwendeter Zutaten und Auflistung aller Allergene exemplarisch.
So kreativ, wie sich die Küche im Restaurant präsentiert, so kompromisslos ist sie auch bei der Qualität der Zutaten und Zubereitungen für diese Take Away-Menüs, selbst wenn sie hier den Fokus mehr auf die Präsentation traditioneller Gerichte setzt und die Kreativität dafür etwas hinten anstellt. Man darf also gespannt sein, welche Ideen dem Duo Menchon / Moissonnier noch kommen und wohin sie die kulinarische Reise um die Welt noch führt, solange sie nicht ihr wunderschönes Restaurant bespielen dürfen.
Die Weltreise in den Menüs des „Le Moissonnier“ geht weiter. Nach Italien und Köln (passend zum Karneval) geht es weiter durch Europa, auch die Karibik und Asien stehen auf dem Reiseplan. Und als hätten Eric Menchon und Vincent Moissonnier es geahnt, dass nach einem Wochenende, an dem man noch auf den Kölner Teichen Schlittschuh laufen konnte, urplötzlich mit 20°C strahlendes Frühlingswetter über die Domstadt hereinbricht, widmen sie sich an diesem Wochenende der spanischen Küche.
Mittlerweile ist es ja Usus, dass man... mehr lesen
Le Moissonnier
Le Moissonnier€-€€€Restaurant, Sternerestaurant, Weinkeller0221729479Krefelder Str. 25, 50670 Köln
5.0 stars -
"Lockdown Stories: Die kulinarische Weltreise geht weiter - next destination: Espana" tischnotizenDie Weltreise in den Menüs des „Le Moissonnier“ geht weiter. Nach Italien und Köln (passend zum Karneval) geht es weiter durch Europa, auch die Karibik und Asien stehen auf dem Reiseplan. Und als hätten Eric Menchon und Vincent Moissonnier es geahnt, dass nach einem Wochenende, an dem man noch auf den Kölner Teichen Schlittschuh laufen konnte, urplötzlich mit 20°C strahlendes Frühlingswetter über die Domstadt hereinbricht, widmen sie sich an diesem Wochenende der spanischen Küche.
Mittlerweile ist es ja Usus, dass man
Besucht am 18.02.2021Besuchszeit: Abendessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 116 EUR
...hat im Zweifelsfall mehr Spaß!
Im vergangenen Jahr gehörte das Menü im „Setzkasten“ zu den ohne Frage originellsten Menüs, die wir genießen konnten. Was Anton Pahl und sein Team im Untergeschoss des riesigen Edeka Zurheide-Marktes in Düsseldorf auf die Teller bringt, strotzt vor kreativen und witzigen Ideen. Da man in diesem Feinkost-Paradies Zugriff auf die besten Produkte hat, besticht auch die Qualität und so ist es kein Wunder, dass es der Fleischgang mit einem denkwürdigen Katana-Beef und einer ebenso begeisternden Zwiebelvariation in meine persönliche Jahres-Best Of-Liste schaffte.
Für die Lockdown-Zeit hat man sich ein besonderes Angebot ausgedacht. Die „Setzkasten Genuss Box“ beinhaltet 16 Gänge und Kleinigkeiten zum Teilen, die bereits fertig zubereitet sind. In umweltfreundlichen, ordentlich numerierten Pappbechern mit kompostierbaren Deckeln sind die Gerichte bereits angerichtet. Was erwärmt werden muss, kommt einheitlich bei 160° für 5 Minuten in den Backofen. Sehr viel einfacher geht es wohl nicht.
Zum sehr guten Weißbrot gibt es zum einen aufgeschlagene Nussbutter, die mit zweierlei Öl kommt, das wir bereits im Restaurant klasse fanden und zum anderen eine Wasabicreme, die uns noch besser gefällt. Sie hat guten Wumms und bekommt mit Sesamöl eine feine nussige Note.
Von fabelhafter Qualität ist der schottische Lachs, der optisch auffällig in einer schwarzen Creme auf Basis von Lauchasche kommt. Das klingt wilder als es ist, denn die Creme ist sehr aromatisch. Die Erbsencreme hat eine markante Note von Zitronenmelisse oder Zitronengras. Ein nicht nur visuell, sondern auch geschmacklich spannender Gang.
Hübsch präsentieren sich auch die Kimchi Bon Bons, bei denen würziger, leicht scharfer Kimchi in hauchdünne Scheiben von schwarzem Rettich gearbeitet ist.
Der Skrei ist auf den Punkt gegart, bleibt aber auch im Zusammenspiel mit der Safransauce recht mild. Obenauf eine Nocke, die wir nicht komplett identifizieren, aber für feinst geschnittenen und ebenfalls mit Safran gegarten Weißkohl halten. Wir mögen falsch liegen, aber schmecken tut es allemal.
Zur Box mitgeliefert wird eine Tüte mit „Knusper-Zirkus“. Hier handelt es sich um gepufften und gewürzten Reis, der auf drei Gerichte als Crunch gegeben werden kann. Bei der Jakobsmuschel auf cremigen Limonenlinsen ergibt sich hier das erste Mal Gelegenheit. Da es dazu ohnehin schon einen mit Kürbiscreme gefüllten Kürbisravioli gibt, hätte es das eigentlich gar nicht unbedingt gebraucht. Denn der Gang ist auch so ungemein süffig und abwechslungsreich. Aber mit dem Crunch eben auch um noch eine Nuance leckerer.
Nicht weniger köstlich das Sashimi vom Thunfisch in einer würzigen Sauce. Der grüne Kaviar ist zwar nicht näher zu identifizieren, macht sich aber als Hingucker gut. Erneut besticht hier die Produktqualität und die fein austarierte asiatische Einfassung.
Sehr originell die gehobelte Garnele, die ich in dieser Form noch nicht gegessen habe. Dazu gibt es ein kleines Püree und eine intensive Krustentiersauce. Wir machen noch Macadamia unter der Garnele aus und sind erneut verblüfft und sehr angetan.
In der Reihenfolge der Menükarte folgen jetzt gerollte Steine mit der ominösen Anleitung, dass man den QR-Code scannen möge. Macht man das und öffnet die sich dahinter befindliche Internetseite, kann man sich ein Grinsen nicht verkneifen. Wer mag, kann es selbst ausprobieren, aber das ist genau die Art Humor, die sich hier häufig durch die Gänge und Bezeichnungen der Gerichte zieht.
Wir probieren einen der gerollten Steine, stellen fest, dass sie ziemlich süß sind und besser ans Ende des Menüs passen.
Weiter geht es mit den zwei Fleischgängen. Die Nocke aus Kalbfleisch mit Spinat ist fein abgeschmeckt und hier macht der Crunch aus dem Knusper-Zirkus tatsächlich auch Sinn.
Sehr schön auch die zart gegrillten Scheiben vom Short Rib mit Süßkartoffelpüree und einer auf aromatischen Tomaten basierten Sauce. Keine Überraschung, dass uns auch hier das ausgezeichnete Fleisch besonders gut gefällt.
Obwohl die Portionen relativ klein wirken, sind wir zu diesem Zeitpunkt bereits gut gesättigt. Und man darf sich nicht täuschen, wie viel das Aufwischen der leckeren Saucen mit dem ebenso leckeren Brot ausmachen kann. Mit den Mengen verschätzt man sich ohnehin.
Aber wir sind noch nicht am Ende, denn Anton Pahl und sein Team bauen auch einen Käsegang in das Menü.
Im Backofen erwärmt wird die Creme vom Époisse und dazu das als „Chauvinist“ benannte Brandteiggebäck. Der Chili in der Käsecreme ist zwar nur dezent wahrnehmbar. Dafür unterstützen kleine Schinkenwürfel den würzigen Charakter. Ein echtes Vergnügen.
Bei den Süßspeisen wird es, ganz in „Setzkasten“-Art, noch mal verspielt. Die Cornflakes Milch kommt in leichter Panna Cotta Art. Das Lego-Männchen, das wir von unserem letzten Besuch bereits in der herzhaften Ausführung als Beilage zum Fisch kennen, ist diesmal eine Art Schokoladenpudding. Unkompliziert und einfach lecker.
Cornflakes Milch
Den optisch witzigen Schlusspunkt setzt der Buddha aus Creme von Galgant. Das ist angenehm süßlich, aber mit einer ungewohnten Note, ebenso wie auch die Himbeersauce zusätzlich aromatisiert ist und zum Nachschmecken einlädt. Ein tolles Dessert, das einfach viel Spaß macht.
Aber ganz zu Ende ist das Vergnügen doch noch nicht, denn die mit leichter Olivenölmousse gefüllte falsche Olive ist als kühles Petit Four ja auch noch da.
Falsche Olive by Jordan Olivenöl
Wow! Was für ein Kreativritt! Anton Pahl hat mit der Genuss Box ein Format kreiert, in dem er seinen überbordenden Ideen freien Lauf lassen kann und mit originellen Gerichten, besten Produkten und feinstem Handwerk eine echte Wundertüte auf den heimischen Tisch zaubert.
Wir haben ja über die vergangenen Monate und auch bereits im ersten Lockdown zahlreiche Take Away-Menüs wahrgenommen und nicht einmal einen Durchhänger erlebt. So faszinierend es ist, wie unterschiedlich die Angebote konzipiert sind, so spannend ist es jedes Mal auch, was einen letztlich auf dem Teller erwartet. Anton Pahl ist mit seinem Menü ganz weit vorne dabei. So viel Abwechslung bei gleichzeitig hohem Genuss- und Spaßfaktor haben wir selten erlebt. Der Preis von 116 Euro für 2 Personen nimmt sich da nahezu bescheiden aus.
Ich wünsche mir so sehr, dass die Restaurants endlich wieder öffnen dürfen. Aber sollte dies auch im März noch nicht möglich sein, werden wir gerne auch dann für das monatlich wechselnde Menü wieder nach Düsseldorf fahren.
...hat im Zweifelsfall mehr Spaß!
Im vergangenen Jahr gehörte das Menü im „Setzkasten“ zu den ohne Frage originellsten Menüs, die wir genießen konnten. Was Anton Pahl und sein Team im Untergeschoss des riesigen Edeka Zurheide-Marktes in Düsseldorf auf die Teller bringt, strotzt vor kreativen und witzigen Ideen. Da man in diesem Feinkost-Paradies Zugriff auf die besten Produkte hat, besticht auch die Qualität und so ist es kein Wunder, dass es der Fleischgang mit einem denkwürdigen Katana-Beef und einer ebenso begeisternden Zwiebelvariation... mehr lesen
Setzkasten · Gourmetrestaurant im Crown
Setzkasten · Gourmetrestaurant im Crown€-€€€Sternerestaurant02112005716Berliner Allee 52, 40212 Düsseldorf
5.0 stars -
"Lockdown Stories: Wer mit Essen spielt..." tischnotizen...hat im Zweifelsfall mehr Spaß!
Im vergangenen Jahr gehörte das Menü im „Setzkasten“ zu den ohne Frage originellsten Menüs, die wir genießen konnten. Was Anton Pahl und sein Team im Untergeschoss des riesigen Edeka Zurheide-Marktes in Düsseldorf auf die Teller bringt, strotzt vor kreativen und witzigen Ideen. Da man in diesem Feinkost-Paradies Zugriff auf die besten Produkte hat, besticht auch die Qualität und so ist es kein Wunder, dass es der Fleischgang mit einem denkwürdigen Katana-Beef und einer ebenso begeisternden Zwiebelvariation
Besucht am 17.02.2021Besuchszeit: Abendessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 98 EUR
Mit einem sehr ungewöhnlichen Konzept begegnet Kostas Tzikas der zwangsweisen Schließung. Während andere Restaurants wahlweise à la Carte-Gerichte oder ganze Menüs zum selbst Fertigstellen anbieten, wird das „phaedra“, Ort für gehobene, kreative griechische Küche jenseits von Gyros und Kreta-Platte in der Kölner Südstadt immer ab donnerstags zur „Pitaria“. Dann werden mit Sepia-Tinte, Spinat oder Tomate gefärbte Teigfladen zu üppig gefüllten Pitas mit Zutaten wie Oktopus, Lamm oder Feta und originellen Beilagen.
Zum Valentinstag und zu Aschermittwoch allerdings hat Tzikas Menüs mit verschiedenen Mezze zusammengestellt, die einen Querschnitt durch mediterrane Vorspeisen zum Teilen bieten.
Die Gerichte sind dabei fast ausschließlich kalt und fertig vorbereitet, so dass der Aufwand in der heimischen Küche denkbar gering ist. Lediglich das Pitabrot, die Teigtaschen sowie der Hauptgang müssen nur für wenige Minuten im Backofen erwärmt werden.
Ich kann mich ja bereits an Kleinigkeiten erfreuen und so macht es schon Spaß zu sehen, wie liebevoll das Pita-Brot eingepackt ist. Es handelt sich um zwei Sorten, mit Sepia und Tomate gefärbte Teige, die nur knapp 3 Minuten im Ofen brauchen, um die richtige Temperatur zu bekommen.
Pita verpackt Zweierlei Pita
Die acht herzhaften Gerichte teilen wir in zwei Partien auf. Zur Pita passt perfekt die weiße Tarama Creme. Üblicherweise ist die Fischrogencreme in griechischen Restaurants von unnatürlicher rosa Farbe und oft auch von ebenso unnatürlichem Geschmack. Hier ist sie deutlich feiner und bekommt mit Forellenkaviar und Schnittlauch eine elegante Unterstützung.
Die weiteren drei Gerichte widmen sich Gemüsegerichten. Relativ einfach, aber dafür überraschend köstlich präsentiert sich der knapp gegarte Blattspinat mit Büffelmozzarella. Vor allem die Rauchmandeln geben dieser Kombination den nötigen Twist.
Zu den klassischen Antipasti der italienischen Küche und Dauerbrenner auf so ziemlich jedem Party-Buffet gehören gegrillte und marinierte Gemüse. Nun gehöre ich, bei aller Liebe zu Gemüse, nicht gerade zu den größten Fans, weil mir das meistens zu ölig und zu langweilig gewürzt ist. Und meistens sind es auch Gemüsesorten, die ich eh nicht besonders spannend finde. Hier sind es sauber gehäutete Paprika und Zucchinischeiben, die zwar für meinen Geschmack in der Tat etwas geschmacklich blass bleiben, aber dafür noch angenehmen Biss haben und nicht im Öl ertrinken. Mit etwas Salz und Pfeffer ist das auch für mich sehr schmackhaft.
Mediterranes Gemüse, gegrillt und mariniert
Eine echte Überraschung ist allerdings, was Kostas Tzikas aus Auberginen macht, die auf meiner persönlichen Gemüserangliste eher auf den hinteren Plätzen rangieren. Hier kommen sie als stückiges, bissfestes Ragout, das mit Basilikum und vor allem dem grob geriebenem Parmigiano außerordentlich würzig daher kommt. Mein Mann liebt das marinierte Gemüse, ich bin schockverliebt in das Auberginenragout. Also ist klar, wie wir die Reste auf den Tellern aufteilen.
Auberginenragout mit Basilikum und Parmigiano Reggiano
Nach einer kleinen Pause geht es mit der zweiten Runde weiter und jetzt kommt – es ist schließlich Aschermittwoch – richtig Fisch ins Spiel.
Die Meeresfrüchtefüllung für die Filoteig-Taschen erinnert zwar ein wenig an fein gezupften Thunfisch, aber geschmacklich ist da noch etwas mehr. Zusammen mit der Sauce Tartare ist das ein süffiger Spaß.
Die bunten Bete im nächsten Gericht sind angenehm mariniert und von schönem Biss. Der gebeizte Lachs dazu von ausgezeichneter Qualität und auch dazu gibt es eine nicht näher definierte, schmandartige Creme.
Sehr aromatisch auch der Oktopussalat mit Estragon, Senfkörnern und geschmorter Paprika. Der Tintenfisch ist zart, aber nicht zu weich, der Salat nur ganz leicht cremig und das ganze Gericht atmet pure Mittelmeerluft.
Oktopus-Salat mit geschmorter Paprika und Estragon
Nur ganz kurz wird der bereits vorgegrillte Thunfisch erhitzt. Von den vier Stücken sind zwei perfekt auf den Punkt gegrillt, die anderen beiden knapp darüber. Aber das macht kaum etwas aus, denn durch die kurze Zeit im Backofen ist das Gericht kaum lauwarm und so ist auch dieser Gang eher wie ein Salat zu essen. Die Unterlage von Tomaten und Kalamata-Oliven ist erstaunlich aromatisch angesichts der Tatsache, dass man im Februar eigentlich keine geschmackvollen Tomaten erwarten sollte. Aber hier ist der Sud von so klarem Tomatengeschmack und die Oliven so intensiv, dass man sich fast wie im Sommer wähnt.
Spätestens an dieser Stelle sind wir so pappsatt, dass wir vor dem Dessert eine größere Pause einlegen müssen. Aber mit angemessenem Anlauf machen wir uns dann an das kompakte Gebilde aus Pistazien- und Orangencreme, in das knuspriges Engelshaar, also hauchdünne Kataifi-Teigfäden, gearbeitet sind. Obenauf thronen noch Rotweinkirschen. In Summe klingt das mächtiger als es ist. Zwar ist die Creme schon recht füllig, aber da das Ganze nicht zu süß ist und alle Komponenten gemeinsam einfach nur lecker ineinander greifen, ist auch das noch zu schaffen.
"Ekmek" - Krosses Engelshaar, Pistazien- und Orangencreme und Rotweinkirschen
Das war ein durchgehend köstliches Mahl, das viel Abwechslung und eine mediterrane Küche präsentierte, der man die Sorgfalt in jedem Element anmerkte. Meine bessere Hälfte wird nicht müde, ununterbrochen zu betonen, was für eine gute Idee es gewesen sei, sich dieses Menü zu sichern. Und ich kann das nur unterschreiben. Wenn so die Fastenzeit beginnt, die bei uns ja gewohnheitsmäßig sowieso nicht besonders asketisch ausfällt, dann könnte das ganze Jahr Fastenzeit sein.
Mit einem sehr ungewöhnlichen Konzept begegnet Kostas Tzikas der zwangsweisen Schließung. Während andere Restaurants wahlweise à la Carte-Gerichte oder ganze Menüs zum selbst Fertigstellen anbieten, wird das „phaedra“, Ort für gehobene, kreative griechische Küche jenseits von Gyros und Kreta-Platte in der Kölner Südstadt immer ab donnerstags zur „Pitaria“. Dann werden mit Sepia-Tinte, Spinat oder Tomate gefärbte Teigfladen zu üppig gefüllten Pitas mit Zutaten wie Oktopus, Lamm oder Feta und originellen Beilagen.
Zum Valentinstag und zu Aschermittwoch allerdings hat Tzikas Menüs mit... mehr lesen
4.5 stars -
"Lockdown Stories - Kein Karneval in Köln, aber Stimmung auf dem Teller an Aschermittwoch" tischnotizenMit einem sehr ungewöhnlichen Konzept begegnet Kostas Tzikas der zwangsweisen Schließung. Während andere Restaurants wahlweise à la Carte-Gerichte oder ganze Menüs zum selbst Fertigstellen anbieten, wird das „phaedra“, Ort für gehobene, kreative griechische Küche jenseits von Gyros und Kreta-Platte in der Kölner Südstadt immer ab donnerstags zur „Pitaria“. Dann werden mit Sepia-Tinte, Spinat oder Tomate gefärbte Teigfladen zu üppig gefüllten Pitas mit Zutaten wie Oktopus, Lamm oder Feta und originellen Beilagen.
Zum Valentinstag und zu Aschermittwoch allerdings hat Tzikas Menüs mit
Besucht am 23.10.2020Besuchszeit: Abendessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 136 EUR
Von Restaurantschließungen ist in diesen Zeiten leider häufiger zu berichten als von Neueröffnungen. Wer will sich in Zeiten von Lockdowns auch schon dem wirtschaftlichen Risiko aussetzen, dass mühsam erstellte Business-Pläne und Umsatzerwartungen bei der ersten zwangsverordneten Schließung gleich zerbröseln?
Alisa Welzel, Betreiberin eines Cafés und Lars Meyer, Geschäftsführer des „Playa in Cologne“ sind das Wagnis dennoch eingegangen und haben im Kölner Stadtteil Sülz Anfang Oktober und damit gerade mal einen knappen Monat vor der nächsten Zwangsschließung das „Platz 4“ eröffnet
und dafür mit Sebastian Huppertz einen Küchenchef gewonnen, der mehr als 10 Jahre im Restaurant „Sorgenfrei“ verantwortlich war. Das lange Zeit erfolgreiche Lokal hatte im Sommer überraschend geschlossen. Nach Angaben des Betreiberpaares zwar nicht aus Coronagründen, aber eben doch ziemlich unerwartet.
Nun also „Platz 4“ – so nah liegen Schließung und Neueröffnung manchmal zusammen. In Sülz hat man sich ein ziemlich ambitioniertes Programm auferlegt, das ab 9 Uhr morgens geöffnet hat und von Frühstück über Mittagstisch und Kuchen am Nachmittag natürlich auch abends geöffnet hat und sich dort auf Gerichte zum Teilen konzentriert. Die Preise bewegen sich zwischen 8 und 12 Euro, Desserts schlagen mit 6 Euro zu Buche.
Das Ambiente ist sachlich nüchtern und für meinen Geschmack etwas zu kühl gestaltet, passt aber zu dem Zweckbau. Im Sommer lässt es sich auf der Terrasse sicher angenehm sitzen.
Interieur
Brot wird hier extra bestellt. Dafür gibt es gute Butter, eingelegtes Gemüse (Kapernbeeren und rote Bete) und Jordan Olivenöl dazu.
Brot -Salzbutter – Jordan Olivenöl – Eingewecktes Gemüse
Aus der auch mit vielen vegetarischen Optionen bestückten Karte starten wir mit einem Gericht, das mit einer Kindheitserinnerung spielt. Wer hat noch früher in Kartoffelbreiberge Schneisen gezogen, in denen Sauce seine Bahnen ziehen konnte? Ich kann mich nicht mehr genau erinnern, aber vermutlich kam beides seinerzeit aus der Packung. Glücklich gemacht hat es mich trotzdem.
Bei Huppertz ist natürlich alles frisch zubereitet. Das Kartoffelpüree ist ordentlich, allerdings etwas massig portioniert. Dafür ist die vegetarische Sauce von verblüffend reichhaltigem Umamigeschmack. Etwas Lauch sorgt für knackige und würzige Akzente. Ein witziger Auftakt.
Quatsch mit Soße 65°- Kartoffelpüree – Vegi-Jus – Frühlauch
Ebenfalls aus der Veggie-Abteilung stammt der Salat von Cherrytomaten und Feta. Etwas Fenchelsaat sorgt für passende aromatische Unterstützung. Aber trotzdem bliebe das etwas konventionell, wenn nicht etwas Brombeerkompott am Boden eine interessante fruchtige Note beisteuern würde.
Mit Blumenkohlcreme und knackigem Romanasalat geht weiter. Das ist unkompliziert, süffig und vor allem durch die ganz ausgezeichneten Haselnüsse einfach nur lecker.
Komplexer, wenn auch nicht weniger süffig wird es mit Pulpo in Scheiben, der bereits sehr gut gegart und köstlich ist. Artischockencreme als Unterlage liefert den Unterbau, eingelegte Zwiebeln und Salat sorgen für Frische und säuerliche Akzente und erneut ist es das crunchige Element, das hier den besonderen Pfiff ausmacht. Der frittierte Mais ist originell gewählt und eine tolle geschmackliche Ergänzung.
Lauwarmer Pulpo 40°- Artischockencrème – Frittierter Mais – Koriander
Auf Anhieb zu den spannendsten und erfolgreichsten Gerichten auf der Karte avancierten die gedämpften Gyoza mit Blutwurstfüllung in Form einer recht süßlichen Creme. Diese kommen auf Sauerkraut, das durch Miso etwas fülliger gerät. Karamellisierte Schokolade als Crumble ergänzt die Kombination auf sehr passende Weise.
Gedämpfte Gyoza 70°- Blutwurst – Karamellisierte Schokolade – Miso Sauerkraut
Auch die warm gebeizte Makrele auf einem Taco hat es bereits nach kurzer Zeit zur Beliebtheit gebracht, was sicherlich auch an der ungewöhnlichen Zusammenstellung liegt. Denn neben den bereits bekannten eingelegten Zwiebeln sorgen Tomatensalsa, Koriander und vor allem Kaffeecrumble für ein spannendes Miteinander von säuerlichen, herben, bitteren und süßlichen Noten, die sich wider Erwarten harmonisch verbinden. Eine schönes Beispiel dafür, dass die Summe der Einzelkomponenten manchmal bereichernder sein kann als die Einzelteile selbst.
Taco 40° - Warm gebeizte Makrele – Salz-Zitrone – Tomatensalsa
Während ich arbeitete, war meine bessere Hälfte an diesem Tag bereits mittags im „Platz 4“ für einen leichten Lunch. Über den Salat mit gegrilltem Lauch, marinierten und gebratenen Kräuterseitlingen sowie Aioli als leichtere Espumaversion kann ich daher selbst nichts sagen, sondern muss mich auf sein Urteil verlassen. Er war jedenfalls sehr zufrieden und auch ich hätte an dem abwechslungsreichen Salat meine Freude gehabt.
Obwohl bereits gut gesättigt, probieren wir natürlich auch noch die beiden Desserts. Im Glas gibt es eine Joghurtmousse mit leicht pochierten Zwetschgen, die noch guten Biss haben. Die gerösteten Pistazien sind arg sparsam und lediglich in Form von etwas Staub auf den zwei Baiserstücken bemessen. Das ist nett, aber doch auch etwas unspektakulär. Mousse mit Kompott halt, aber für 6 Euro auch wiederum ganz ordentlich.
Erdnussbutter-Eis - Karamell – Schokoladen-Bisquit – Meersalz
Die Weinkarte ist noch mehr als ausbaufähig und konzentriert sich auf eher einfache Qualitäten, die aber dafür von guten Produzenten. Da die 30 Euro-Grenze hierbei nicht geknackt wird und auch die übrigen Getränke sehr moderat kalkuliert sind, darf man sich über eine sehr gästefreundliche Gesamtrechnung freuen.
Das Programm, das sich erkennbar an den in Köln bereits erfolgreich praktizierten Konzepten von originellem Frühstück (NeoBiota) und kreativen Sharinggerichten (Henne) orientiert, hat von Anfang an eingeschlagen. Und die Küchenleistung erklärt auch deutlich, warum. Die Gerichte sind allesamt leicht zugänglich und durchgehend mit einem kreativen Twist versehen. Dass Crumble hier in den meisten Gängen eine besondere Rolle spielt, ist ein einfacher, aber gut gewählter Dreh und sorgt für die ein oder andere Überraschung.
In jedem Fall ist „Platz 4“ eine schöne Ergänzung in der Kölner Gastroszene. Nach der vielversprechenden Eröffnung schneller wieder ausgebremst als gedacht, kann man nur hoffen, dass es bald und ebenso erfolgreich wieder weitergehen kann.
Von Restaurantschließungen ist in diesen Zeiten leider häufiger zu berichten als von Neueröffnungen. Wer will sich in Zeiten von Lockdowns auch schon dem wirtschaftlichen Risiko aussetzen, dass mühsam erstellte Business-Pläne und Umsatzerwartungen bei der ersten zwangsverordneten Schließung gleich zerbröseln?
Alisa Welzel, Betreiberin eines Cafés und Lars Meyer, Geschäftsführer des „Playa in Cologne“ sind das Wagnis dennoch eingegangen und haben im Kölner Stadtteil Sülz Anfang Oktober und damit gerade mal einen knappen Monat vor der nächsten Zwangsschließung das „Platz 4“ eröffnet
und dafür... mehr lesen
4.0 stars -
"Hart ausgebremst nach fulminantem Start" tischnotizenVon Restaurantschließungen ist in diesen Zeiten leider häufiger zu berichten als von Neueröffnungen. Wer will sich in Zeiten von Lockdowns auch schon dem wirtschaftlichen Risiko aussetzen, dass mühsam erstellte Business-Pläne und Umsatzerwartungen bei der ersten zwangsverordneten Schließung gleich zerbröseln?
Alisa Welzel, Betreiberin eines Cafés und Lars Meyer, Geschäftsführer des „Playa in Cologne“ sind das Wagnis dennoch eingegangen und haben im Kölner Stadtteil Sülz Anfang Oktober und damit gerade mal einen knappen Monat vor der nächsten Zwangsschließung das „Platz 4“ eröffnet
und dafür
Besucht am 13.02.2021Besuchszeit: Abendessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 98 EUR
Es ist Valentinstagswoche und was dem Blumenhandel recht ist, ist der Gastronomie nur billig. Viele Restaurants, die Take Away-Menüs anbieten, haben für diesen Tag besondere Gerichte kreiert, häufig mit hochwertigeren Zutaten und daher natürlich auch entsprechend bepreist. Kaum ein Dessert, das nicht in Herzform daherkommt. Daran ist nichts Verwerfliches, denn schließlich gibt es dafür genug Nachfrage - auch in Corona-Zeiten halt nicht anders als sonst.
Auch bei Jan Maier und Tobias Becker vom „maiBeck“ in Köln, die nach wie vor ihr 4 Gang-Menü für 49 Euro pro Person anbieten, ist es in der Valentinstagswoche nicht anders als in anderen Jahren – normal eben. Keine Polenta in Herzform, keine Preisaufschläge, einfach nur ein gutes „maiBeck“-Menü.
Nach wie vor besticht schon die liebevolle Aufmachung der Box, die in Punkto Nachhaltigkeit auch weiterhin exemplarisch ist. Vorspeise und Dessert sind bereits fertig in Pappschachteln angerichtet und müssen nur unfallfrei auf den Teller befördert werden. Der Pastagang kommt in einer Pappschachtel, der Hauptgang in Bambusschalen, in denen das Gericht im Backofen direkt erwärmt werden kann. Sauce und Topping kommen ebenfalls in kleinen Pappdöschen. Lediglich Raddicchiogemüse und Selleriepüree kommen im Vakuumbeutel. Sehr viel weiter lässt sich der Plastikeinsatz wohl kaum reduzieren.
starten wir mit dem Tatar vom Prümer Rind mit Garnele und diversen Cremes, das in „maiBeck“-Manier sehr kompakt angerichtet ist. Gepickeltes Gemüse und Röstzwiebel-Kartoffel-Crunch steuern Säure und Textur bei. Das fein gewolfte Fleisch ist nur dezent gewürzt. Dafür lässt es sich mit den diversen Komponenten in vielfältiger Weise kombinieren und gibt so mit jedem Bissen eine andere Nuance frei.
Während die frischen Ricotta Tortelli für nur wenige Minuten im sprudelnden Wasser kochen, wird das Raddicchio-Gemüse im Topf erwärmt. Das geschmorte Gemüse hat noch eine angenehme Bitterkeit, etwas das ja mittlerweile gerne vermieden wird, aber im Zusammenspiel mit dem cremigen Ricotta schön eingebunden wird. Die Heidelbeeren bleiben im Radicchio verhältnismäßig unauffällig. Aber ganz wunderbar macht sich die Salsa aus Cashewkernen, die mit etwas Öl etwas Flüssigkeit beisteuert, die ansonsten fehlt. Und auch das Nussige ergänzt sich vorzüglich mit der Pasta und dem Radicchio.
Ricotta-Tortelli / Cashewkern-Salsa / geschmorter Radicchio Trevisiano mit Heidelbeeren
Den Hauptgang haben Jan Maier und Tobias Becker ebenfalls bereits so vorbereitet, dass man die Bambusschale nur im Ofen erhitzen muss. Auf einem Gemüsebett aus Wirsing und Wurzelgemüsen ist ein vorgegartes Stück Kalbsschulter mit einer Kruste versehen.
Separat dazu wird im Wasserbad das Selleriepüree erwärmt und die hochkonzentrierte, stichfeste Sauce wird mit etwas Wasser im kleinen Topf ebenfalls erwärmt. Davon hätte es durchaus etwas mehr sein dürfen, denn abgesehen davon, dass sie ausgezeichnet schmeckt und perfektes Saucenhandwerk demonstriert, ist auch bei sanftestem Erhitzen die Gefahr gegeben, dass sie binnen kürzester Zeit immer weiter einreduziert. Vielleicht sollte ich mir aber auch einfach nur für diese Gelegenheiten mal einen Kleinsttopf zulegen.
Auf dem Teller haben wir dann wunderbar bissfestes Gemüse, ein Stück Fleisch, das sich superzart bereits mit der Gabel löst. Die Kruste ist an die Füllung angelehnt, die man auch von einem Filet Wellington kennt, also vor allem auf Basis von feinst gewürfelten Champignons. Zusammen mit dem auch sehr guten Selleriepüree ein mehr als befriedigendes Gericht.
Auch das Dessert hat die Küche bereits fertig vorbereitet. Will man es nicht gleich direkt aus dem Becher essen, muss man es also nur noch einigermaßen ansehnlich auf einen Teller befördern. Ähnlich unkompliziert, aber deshalb nicht minder lecker, präsentiert sich dann auch die Kombination aus Topfencreme, Baiser, Würfeln von Mandelbiskuit und Kompott von Rhabarber und Himbeeren, in denen der bissfeste Rhababer deutlich vorherrschend ist. Ein schöner Abschluss.
Mandelbisquit / Topfen / Baiser / Rhabarber und Himbeere aus 2020
Auch dieses Menü aus der „maiBeck“-Küche hat wieder einmal bewiesen, was den Stil dort ausmacht: hervorragende Zutaten, überwiegend aus der Region, gerne kompakt kombiniert und angerichtet, immer mit einem kreativen Twist. Dazu kommt ein Konzept, das mit möglichst wenig Plastikmüll auskommt und zuhause nur wenige Handgriffe erfordert. Von daher ist dies wahrscheinlich von allen Angeboten, die wir bisher in Anspruch genommen haben, das mit dem geringsten Arbeitsaufwand – aber vom Genussfaktor sicher alles andere als einfach, sondern immer eine sichere Bank.
#supportyourlocalrestaurants
Es ist Valentinstagswoche und was dem Blumenhandel recht ist, ist der Gastronomie nur billig. Viele Restaurants, die Take Away-Menüs anbieten, haben für diesen Tag besondere Gerichte kreiert, häufig mit hochwertigeren Zutaten und daher natürlich auch entsprechend bepreist. Kaum ein Dessert, das nicht in Herzform daherkommt. Daran ist nichts Verwerfliches, denn schließlich gibt es dafür genug Nachfrage - auch in Corona-Zeiten halt nicht anders als sonst.
Auch bei Jan Maier und Tobias Becker vom „maiBeck“ in Köln, die nach wie vor ihr... mehr lesen
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"Lockdown Stories - Kein Dessert in Herzform, aber mit Herzblut gekocht" tischnotizenEs ist Valentinstagswoche und was dem Blumenhandel recht ist, ist der Gastronomie nur billig. Viele Restaurants, die Take Away-Menüs anbieten, haben für diesen Tag besondere Gerichte kreiert, häufig mit hochwertigeren Zutaten und daher natürlich auch entsprechend bepreist. Kaum ein Dessert, das nicht in Herzform daherkommt. Daran ist nichts Verwerfliches, denn schließlich gibt es dafür genug Nachfrage - auch in Corona-Zeiten halt nicht anders als sonst.
Auch bei Jan Maier und Tobias Becker vom „maiBeck“ in Köln, die nach wie vor ihr
Besucht am 06.02.2021Besuchszeit: Abendessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 206 EUR
Die Zeiten sind schwierig. Viele Branchen leiden unter den Lockdowns. Aber während für den Einzelhandel noch die Möglichkeit besteht, zumindest einen Teil durch Online-Verkäufe zu kompensieren oder Restaurants sich mit Außer Haus-Angeboten vielleicht mit Ach und Krach über Wasser halten, sieht es für Hotels ganz trostlos aus. Touristische Reisen sind verboten, Geschäftsreisende gibt es kaum noch und wer sich auf Seminare spezialisiert hat, sollte spätestens jetzt über einen Konzeptwechsel nachdenken.
Dass man aber auch als Hotel in dieser Situation versuchen kann, kreative Ideen zu entwickeln, zeigt der „Waldknechtshof“ im Baiersbronner Ortsteil Klosterreichenbach. Wenn wir in den vergangenen Jahren in die Schwarzwälder Gourmet-Metropole reisten, bin ich bei der Recherche zu Übernachtungsmöglichkeiten auch häufiger beim „Waldknechtshof“ hängengeblieben, der sich mit seinem historischen Ambiente, immerhin ist das Haus über 250 Jahre alt, angenehm von den üblichen Hotels in der Gegend abhob. Da Klosterreichenbach aber eben doch etwas weiter entfernt war von unseren Restaurantzielen, entschieden wir uns dann doch für Alternativen.
Jetzt allerdings ergab sich ein Kontakt, da man die zwangsweise Schließzeit mit virtuellen Küchenpartys überbrückt. Und warum nicht mal online mit anderen gemeinsam kochen, dabei trinken und einen amüsanten Abend verbringen? Weggehen oder sich mit Freunden zu treffen geht ja eh nicht und irgendwann ist auch das Fernsehprogramm nicht mehr interessant genug.
So treffen wir uns also Samstag Abend pünktlich um 18.00 Uhr zum Zoom-Meeting. Zwei Tage vorher erhielten wir das Paket mit den Zutaten, die an diesem Abend verkocht werden. Dabei sind zwar einige Komponenten vorbereitet, wie die Marinaden oder die Grundfonds für Sauce und Sabayon, aber Fleisch und Fisch werden roh und vakuumiert (und natürlich gut gekühlt) geliefert, ebenso einige bereits eingelegte Rettichkugeln und Orangenscheiben. Ansonsten gibt es eine Tüte mit Gemüse, Kräutern und Zitrusfrüchten, die noch vollständig bearbeitet werden müssen.
Da dies ein französischer Abend wird, ist auch noch ein Weinpaket vorgesehen, das einen Champagner, einen Weißwein sowie zwei Rotweine enthält. Diese stammen vom Weinhandel „Tour du Vin“ und der Inhaber, Laurent Bieth, wird die Weine moderieren.
Wir haben es also mit einem 3 in 1-Angebot zu tun: Küchenparty, Kochkurs und Weinprobe.
Die Teilnehmer des Abends stammen überwiegend aus dem süddeutschen Raum, offenbar viele Stammgäste, aber für das Format spielt das eigentlich keine Rolle. Die Stimmung ist gelöst, hier treffen sich Gleichgesinnte und Genießer und mit dem Champagner, einem ganz ausgezeichneten reinsortigen Pinot Noir-Champagner aus Demeter-Anbau von Champagne Fleury, startet es sich sowieso gleich mal viel lockerer. Dabei übernimmt Gernot Marquardt, der Inhaber, die Begrüßung und zwischendurch auch immer mal wieder die Moderation.
Die Küche im „Waldknechtshof“ verantwortet Andreas Diefenthal, Mitglied bei Euro-Toques. Er ist zuständig sowohl für das Restaurant „Meierei“ mit gehobener, kreativer Küche und dem Bistro „Hofscheuer“, das sich eher den klassischeren, bürgerlichen Gerichten widmet. Für unser Menü heute bewegen wir uns genau zwischen diesen beiden Polen.
Die ersten Handgriffe widmen sich dem Nachtisch, für den der Grießflammeri mit Tonkabohne, Rosinen und Orangenabrieb aufgekocht wird. An dieser Stelle melden sich Hannover und die ersten Mitstreiter zu Wort, weil die Anweisungen sehr zügig erfolgen. Sollte der Grieß schon mit den anderen Zutaten in die Milch oder doch erst anschließend? Die Tonkabohne ganz gerieben oder nur teilweise? Gut, dass noch Champagner im Glas ist. Da werden diese Fragen und kleine Missgeschicke zur Nebensache. Der Hotelleiter Maurice Götz moderiert aus der Küche die einzelnen Handgriffe und sorgt geschickt dafür, dass alle mitkommen. Und wo nötig, lässt er Andreas Diefenthal auch mal einen Gang zurückschalten. Ist der Flammeri erst mal in die Förmchen befördert und im Kühlschrank zwischengelagert, geht es mit der Vorspeise weiter.
Dafür werden Lachsstücke in einer fertigen Sojamarinade gebeizt. Parallel dazu werden Lachsabschnitte mit Schmand, Schalotte, Apfelstücken und Limette zum Tatar verarbeitet. Ein Kügelchen Wasabi wird mit Schmand zu einer Creme angerührt und alles anschließend zusammen mit den Rettichkugeln, Radieschen und Radieschensprossen angerichtet. Ein schöner asiatischer Einstieg.
Variation vom asiatisch marinierten Fjordlachs mit dreierlei Rettich
Eine echte Überraschung ist dazu der Chardonnay vom Weingut Girard aus dem Languedoc. Der Wein lag 10 Monate auf der Hefe und wurde im 500l-Fass ausgebaut, was ihm deutliche Fülle und viel Schmelz mitgibt. Angesichts des aufgerufenen Preises von knapp um 10 Euro herum ein großartiger Weinwert.
Parallel dazu probieren wir auch noch vom Champagner, der sich ebenfalls ganz hervorragend mit dem Lachs verträgt.
Für den Hauptgang will ein kapitales Stück Rinderfilet angemessen zubereitet werden. Aber zuerst geht es an das Gratin, für das man Kartoffeln der angesagten festkochenden Sorte Annabelle schält und in feine Scheiben schneidet. Schalotte und Knoblauch werden in Butter angeschwitzt, mit Milch und Sahne aufgefüllt. Die Kartoffeln ziehen darin zusammen mit geriebener Muskatnuss gar und werden anschließend in einer Auflaufform mit Käse bestreut und im Ofen fertig überbacken.
Währenddessen werden Karotten gestiftelt und mit Schalotten, Orangensaft und Honig gedünstet.
Nun geht es ans Fleisch. Dafür wird es in Rosmarin und Thymian gewälzt, scharf angebraten und im Ofen bei niedriger Temperatur zu Ende gegart.
Ist schon das punktgenaue Zubereiten eines so edlen Stückes Fleisch eine heikle Angelegenheit, ist auch die Zubereitung der Sauce Béarnaise, eine Abwandlung der Sauce Hollandaise, eine durchaus anspruchsvolle Aufgabe. Beim vielen Braten und Aufschlagen der Sauce im Wasserbad ist es irgendwann nicht mehr ganz einfach, den Anweisungen am Laptop zu folgen. Sowohl Tempo aus der „Waldknechtshof“-Küche als auch Lautstärke in der eigenen Küche sind hier echte Herausforderungen.
Nichtsdestotrotz lässt sich das Ergebnis sehen. Das Fleisch ist, was mich selbst am meisten überrascht, perfekt auf den Punkt, die Sauce fluffig, wie sie sein soll und ebenso lecker wie das Gratin sowie die bissfesten Karotten.
Ein ebenso klassischer wie auch köstlicher Hauptgang, der zwar einiges an Handgriffen erfordert, aber im Ergebnis eben auch zu überzeugen weiß. Wir bewegen uns hier schon im durchaus anspruchsvollen, küchentechnischen Segment.
Chateaubriand an cremigem Kartoffelgratin, mit Honig glasierten Karotten und Sauce Béarnaise
Zum Hauptgang gibt es zwei Rotweine, die parallel verkostet werden. Der zwar recht junge Bordeaux aus dem Saint-Émilion vom Château Croix-Beauséjour ist angenehm weich, ohne spürbare Tannine und mit feiner Frucht, während der „Les Mégalithes“ der Domaine Bertrand-Bergé aus der Appelation Fitou im Corbières, also dem Südwesten Frankreichs, mit Carignan und Grenache eher die würzigen, kräutrigen Noten unterstreicht. Beide Weine sind mit 14,5% wahrlich keine Leichtgewichte, aber nicht vordergründig alkoholschwer, sondern vor allem füllig und kräftig. Am Tisch gehen die Präferenzen zum Chateaubriand auseinander, was dann wohl eher für die Auswahl spricht.
Für das Dessert sind eigentlich nicht mehr viele Handgriffe vonnöten, aber auch die haben es noch mal in sich.
Der Grießflammeri muss nur noch aus der Form auf den Teller befördert werden, auf dem bereits die vorbereiteten Gewürzorangen platziert wurden. Zusammen mit der noch zu erstellenden Sabayon wird das Ganze dann im Ofen gratiniert. Unsere Teller sind dafür zu groß, so dass wir auf das Überbacken des Sabayons verzichten. Außerdem bin ich kein Freund warmen Obstes. Also kommt der Flammeri mit braunem Zucker kurz unter den Grill und währenddessen wird dazu die Grand Marnier-Sabayon aufgeschlagen. Dafür muss der mitgelieferte Sud mit Eigelb und Zucker im Wasserbad aufgeschlagen werden. Ähnlich wie bei der Béarnaise kommt es hier darauf an, den richtigen Zeitpunkt zu treffen, an dem sich das Eigelb schaumig mit der Flüssigkeit verbindet, aber nicht zu heiß wird. Es sei denn, man steht auf süßes Rührei – ist aber bei diesem Gericht nicht zu empfehlen.
Hier aber funktioniert es gut und das Gesamtergebnis lässt sich erneut sehen und schmeckt sehr gut.
Grieß-Flammeri mit marinierten Gewürzorangen und Grand-Marnier-Sabayon gratiniert
Jetzt, wo die letzten Schritte erledigt sind, geht es langsam auf 23 Uhr zu und die Teilnehmer, Gastgeber und Moderatoren verabschieden sich voneinander. Das war ein unterhaltsamer, wenn auch durchaus arbeitsreicher Abend. Denn anders, als bei den zahlreichen Take Away-Menüs, die wir während der Lockdown-Zeit besorgt hatten, geht es hier eben nicht nur um das Aufwärmen von fertigen Komponenten, sondern um richtiges Kochen. Von Vorteil ist sicher, wenn man eine helfende Hand zur Seite hat. Vielleicht wäre es eine gute Idee, den Teilnehmern künftig vorab mitzuteilen, welche Handgriffe schon im Vorfeld erledigt werden können, also ein Mise en Place zu erstellen. Das würde die weiteren Abläufe ein wenig vereinfachen und vom Druck des Tempos nehmen.
Aber angesichts eingeschränkter Freizeitmöglichkeiten war dies auch so eine gelungene Abwechslung. Sehr gut gefällt mir, dass zu den verschiedenen Themenabenden auch immer eine passende Weinbegleitung angeboten wird, sei es von einem Weingut oder vom befreundeten Weinhandel von Laurent Bieth. Die Preise für das Menü- und Getränkepaket fallen dabei, je nach Zutaten, unterschiedlich aus. In unserem Fall waren es 58 Euro pro Person für das Menü und 90 Euro für die Getränke, was angesichts der Qualität und der Tatsache, dass auch ein Champagner enthalten war, sehr fair kalkuliert ist.
Wer also Spaß am Kochen und an Weinen hat, wem Netflix & Co. irgendwann nicht mehr reichen und wer mal wieder Lust auf Gesellschaft hat, für den könnte dieses Online-Format also tatsächlich eine lohnende Alternative sein.
Die Zeiten sind schwierig. Viele Branchen leiden unter den Lockdowns. Aber während für den Einzelhandel noch die Möglichkeit besteht, zumindest einen Teil durch Online-Verkäufe zu kompensieren oder Restaurants sich mit Außer Haus-Angeboten vielleicht mit Ach und Krach über Wasser halten, sieht es für Hotels ganz trostlos aus. Touristische Reisen sind verboten, Geschäftsreisende gibt es kaum noch und wer sich auf Seminare spezialisiert hat, sollte spätestens jetzt über einen Konzeptwechsel nachdenken.
Dass man aber auch als Hotel in dieser Situation versuchen kann,... mehr lesen
Bistro Hofscheuer im Gutshof Hotel Waldknechtshof ·
Bistro Hofscheuer im Gutshof Hotel Waldknechtshof ·€-€€€Gasthaus, Bistro0744284840Baiersbronner Straße 4, 72270 Baiersbronn
4.0 stars -
"Lockdown Stories - Virtuell ist die neue Realität: Küchenparty mal anders" tischnotizenDie Zeiten sind schwierig. Viele Branchen leiden unter den Lockdowns. Aber während für den Einzelhandel noch die Möglichkeit besteht, zumindest einen Teil durch Online-Verkäufe zu kompensieren oder Restaurants sich mit Außer Haus-Angeboten vielleicht mit Ach und Krach über Wasser halten, sieht es für Hotels ganz trostlos aus. Touristische Reisen sind verboten, Geschäftsreisende gibt es kaum noch und wer sich auf Seminare spezialisiert hat, sollte spätestens jetzt über einen Konzeptwechsel nachdenken.
Dass man aber auch als Hotel in dieser Situation versuchen kann,
Besucht am 22.10.2020Besuchszeit: Abendessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 248 EUR
Die Theke war lange tabu. Corona hatte Tresenliebhabern viele Monate ihren liebsten Platz genommen. So auch im „Pottkind“, das wir vor anderthalb Jahren zuletzt besucht hatten und wo auch uns von Anfang an der direkte Blick in die Küche und die unmittelbare Kommunikation mit den Köchen viel Spaß gemacht hatte.
Anderthalb Jahre sind – ob mit oder ohne Lockdown – zu lange. In der Zwischenzeit haben wir immer wieder Bilder und Berichte von aktuellen Menüs gesehen, die eine spannende Entwicklung dokumentierten. Alleine dafür hätten wir auch einen Platz an einem der Tische genommen. Aber es ist nun mal, wie es ist und so dauerte es doch bis zum Oktober des letzten Jahres, als sich eine Gelegenheit für den längst überfälligen Besuch ergab.
Mit geschickt angebrachten und überhaupt nicht störenden Plexiglasscheiben durfte man wieder die Thekenplätze freigeben und wir freuen uns auf das Carte Blanche Menü von Enrico Sablotny, das es in vier, fünf oder sechs Gängen (60€, 75€, 90€) gibt.
Den Auftakt machen einige Knabbereien, darunter ein mit Kaninchenrillette gefüllter Filo-Chip mit Sanddorn sowie Fenchelcracker, die wunderbar zum Dippen für die würzige Sauce Rouille taugen.
Apéros
Wie vielschichtig der folgende Gang ist, lässt sich beim Anblick der sehr puristischen Präsentation kaum erahnen. Thematisch geht es hier rund ums Huhn. Dafür wird die Leber als Creme verarbeitet, die gefüllte Keule als Galantine, Ei als Schaum und aus dem Fond der Knochen wird ein Gelee gezogen, das mit Sesam das Gericht abdeckt. Im Inneren findet sich noch ein hauchdünn geschnittener Schwarzwurzelsalat. Durch die Leber zieht sich ein erdiger Grundton durch den Gang, der insgesamt ungemein schlotzig, süffig und einfach nur lecker ist.
Rund ums Huhn
Es folgt gutes Brot, aufgeschlagene Butter und steirischer Schinken. Das wird im „Pottkind“ zwar nicht als explizit eigenständiger Gang inszeniert, bekommt aber an dieser Stelle seinen angemessenen Auftritt.
Mit Seeteufel geht es weiter und erneut verbirgt sich unter dem Sepia gefärbten Kartoffelchip mehr als man erwartet. Kerbelwurzel, Pinienkerne, eingelegte Bärlauchstiele und Petersilienspinat sorgen für den gemüsigen Unterbau, aber das Markanteste ist zweifellos die intensive Bouillabaisse. Die geht direkt auf die 12. Einfach nur toll und für mich eines der Gerichte, das es direkt in meine persönliche Jahres Best Of-Liste schafft!
Der nächste Gang ist Jens-Peter, Koch im „Pottkind“-Team mit Frankfurter Herkunft, zu verdanken. Er hatte die Idee, Kochkäse als cremige Unterlage für La Ratte-Pellkartoffeln und geschmorten Ochsenschwanz zu verwenden. Unter dem Kochkäseschaum findet sich noch eine Zwiebelmarmelade. Das alles ist zwar deftig, aber originell und unterm Strich dann eben auch sehr elegant gelöst.
Jens-Peters Kochkäse, La Ratte, Ochsenschwanz
Der Hauptteller mit Hirschrücken, Chicoree (tatsächlich mit einer erfreulich leichten Bitternote), Champignons in Texturen auf Brioche, Pistazie und einer schönen Orangenjus wäre alleine schon aller Ehren wert. Die Kombination ist abwechslungsreich, das Handwerk makellos und die Präsentation überzeugend. Aber der wirkliche Star in diesem Gericht sind die separat servierten Spätzle. Die sind mit Pfifferlingen und Butterbröseln gebraten und würden auch als eigenständiges Gericht durchgehen können. Vielleicht sind wir schon so sehr an Edelzutaten gewöhnt, dass gerade so vermeintlich einfache Beilagen so viel Spaß machen. Vielleicht liegt es aber auch einfach daran, dass sie schlichtweg ultralecker sind.
Hirschrücken, Chicoree, Champignons Spätzle
Beim Dessert verschwinden meine Erinnerungen ein wenig. Ob es also ein Nougat- oder ein Haselnusseis war, kann ich nicht mehr genau sagen, aber durch Joghurtbeigabe hatte es einen angenehm säuerlichen Touch. Bronzefenchel und Spaghettikürbis spielen auch noch eine Rolle, ebenso Hagebutte, die im Baiser und der Sauce verarbeitet wurde. Aber auch dafür will ich keine Garantie übernehmen. Das ist halt das Problem mit Carte Blanche-Menüs, das man schon genau aufpassen muss, was einem da angesagt wird. Entscheidend ist aber letztlich nur, ob es gut war. Und das war es, sogar sehr gut und erfreulicherweise auch nicht zu süß.
Nougateis, Karamell, Fenchel
Wie immer schlägt man mit den Petits Fours erneut einen Bogen zum Beginn des Menüs. Die Präsentation ist nahezu identisch, aber nun gibt es alles in der süßen Ausführung. Hier als Keks mit Käsekuchencreme und Aprikose sowie mit Fenchelcracker und Blaubeer-Fichten-Dip.
Im Vergleich zu unserem auch damals schon sehr überzeugenden Menü war das hier noch einmal ein deutlicher Sprung nach vorne, um nicht zu sagen eine bockstarke Leistung. Der Stil scheint noch eigenständiger und pointierter. Enrico Sablotny kombiniert kreativ und durchdacht, aber ohne seine Teller zu überladen. Die Komplexität verbirgt sich bei ihm oft unter dem, was nicht auf den ersten Blick erkennbar ist. Er sagt selbst, dass man sich ein Gericht wie die Vorspeise rund ums Huhn in dieser Form früher nicht getraut hätte. Wenn das jedoch die Richtung markiert, in die man gehen will, dann kann ich nur ausdrücklich ermuntern, diesen Weg weiter zu gehen. Hier ist eine eigene Handschrift zu erkennen, gepaart mit originellen Ideen und tadellosem Handwerk. Das hat definitiv Sternequalität.
Wir waren jedenfalls durchgehend begeistert und können das nächste Menü am Tresen kaum erwarten. Wenn es Corona denn mal wieder erlaubt.
Die Theke war lange tabu. Corona hatte Tresenliebhabern viele Monate ihren liebsten Platz genommen. So auch im „Pottkind“, das wir vor anderthalb Jahren zuletzt besucht hatten und wo auch uns von Anfang an der direkte Blick in die Küche und die unmittelbare Kommunikation mit den Köchen viel Spaß gemacht hatte.
Anderthalb Jahre sind – ob mit oder ohne Lockdown – zu lange. In der Zwischenzeit haben wir immer wieder Bilder und Berichte von aktuellen Menüs gesehen, die eine spannende Entwicklung dokumentierten.... mehr lesen
Restaurant Pottkind
Restaurant Pottkind€-€€€Sternerestaurant022142318030Darmstädter Straße 9, 50678 Köln
5.0 stars -
"Liebe auf den zweiten Biss" tischnotizenDie Theke war lange tabu. Corona hatte Tresenliebhabern viele Monate ihren liebsten Platz genommen. So auch im „Pottkind“, das wir vor anderthalb Jahren zuletzt besucht hatten und wo auch uns von Anfang an der direkte Blick in die Küche und die unmittelbare Kommunikation mit den Köchen viel Spaß gemacht hatte.
Anderthalb Jahre sind – ob mit oder ohne Lockdown – zu lange. In der Zwischenzeit haben wir immer wieder Bilder und Berichte von aktuellen Menüs gesehen, die eine spannende Entwicklung dokumentierten.
Besucht am 22.01.2021Besuchszeit: Abendessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 150 EUR
Vor zwei Jahren waren wir zuletzt im „Ox & Klee“ im mittleren der markanten Kranhäuser im Kölner Rheinauhafen. Das war damals kurz bevor das Restaurant den zweiten Michelin-Stern erhielt. Seinerzeit war das Überraschungsmenü für meinen Geschmack etwas durchwachsen. Nicht schlecht, aber mit einigen Gängen, die mich nur bedingt überzeugen konnten.
Seitdem hatte sich keine Gelegenheit für einen erneuten Besuch ergeben und seit einem Jahr bremst uns und die Gastronomie halt Corona immer wieder aus.
Im Zuge der Erkundung diverser Take Away-Angebote stand bei unserem Kurztrip nach Köln diesmal auch das „Ox & Klee“ auf dem Plan. Eigentlich hatten wir geplant, die Menüs mit nach Hannover zu nehmen und uns zuhause damit ein genussreiches Wochenende zu gestalten. Da aus der Homepage nicht zu entnehmen war, in welcher Form das Menü (75 Euro pro Person) vorbereitet ist, fragte ich lieber vorab nach und in der Tat bestätigte man, dass das Menü schon für den Verzehr am selben Tag gedacht war. Nun gut, packen wir also ein paar Teller ein. Denn auch auf dem Kölner Tisch soll es ja ansehnlich aussehen.
Das Menü besteht aus 5 Vorspeisen zum Teilen, die ich auch – mit Ausnahme der Suppe – jeweils auf einem Teller angerichtet habe. Dann folgt ein Hauptgang, ein alkoholfreier Drink sowie zwei Desserts und Petit Fours.
Vorspeisen und Desserts sind bereits fertig vorbereitet und müssen nur noch auf den Teller befördert werden. Lediglich die Suppe und der Hauptgang müssen erwärmt werden.
Die Komponenten
Den Auftakt der vier kalten Vorspeisen, die wir alle gleichzeitig servieren, macht die Dorade, die bereits mit einem Apfel-Rettichsalat drapiert ist. Angegossen wird ein Mandelmilch-Schnittlauch-Öl. Der Fisch ist von angenehm kräftigem Geschmack, der durch die Marinade und den Salat frische Akzente erhält und gleichzeitig durch das Öl eine wunderbare Üppigkeit. Das Mandelmilch-Schnittlauch-Öl tunken wir mit Brot bis zum letzten Tropfen auf. Zu köstlich ist das.
Jakobsmuschel / Tomate / Erbse / Fenchel
Etwas schwieriger gestaltet sich das Anrichten des folgenden Ganges, denn er wird so bereits in der Pappschale serviert. Durch die sehr cremige Textur lässt sich das nicht einfach so auf den Teller schieben. Also nehme ich das mal in seine Einzelteile auseinander und setze es dann wieder zusammen, was erstaunlich gut funktioniert. Dafür ist die Kombination von Entenschinken mit Hummuscreme und kräutrigem Hirtenkäse, der von der Konsistenz auch ein wenig an Hüttenkäse erinnert, abwechslungsreich und dezent würzig.
Entenschinken / Hummus / Hirtenkäse / Walnuss
Sehr charmant und handwerklich ganz ausgezeichnet gemacht ist die von einem Granatapfel-Gelee ummantelte Epoissemousse auf geröstetem Roggenbrot. Der von Haus aus kräftige Käse ist markant, aber nicht zu dominant eingearbeitet. Auch das ein sehr schönes Hors d’Oeuvre.
Exzellent dann die Tom Kha Gai mit prägnanter Zitronengrasnote, wobei die sehr gut cremig eingebunden ist und sich nicht zu penetrant nach vorne drängt. Sehr schön macht sich die Einlage aus Buchenpilzen und auch der Crunch aus Sesam, Nori und Panko unterstützt die exotische Note ausgezeichnet. Die Schärfe ist da, aber alles andere als dominant. Eine sehr ausgewogene Suppe.
Für den Hauptgang sind die Perlhuhnkeule und der Senfkohl im Backofen zu erwärmen und die Polentaschnitte in der Pfanne von beiden Seiten etwas anzubraten. Das ist vom Aufwand mehr als überschaubar, wenngleich man bei der Polenta schon etwas aufpassen muss, dass man den richtigen Punkt zum Wenden erwischt, damit die akkurat geschnittene Schnitte auch akkurat bleibt.
Obwohl ich nicht der größte Polentafan bin, macht sich hier doch Begeisterung breit, denn abgesehen von der schönen Kruste ist die Polenta mit Salbei würzig abgeschmeckt und ungewöhnlich lecker. Auch der Senfkohl, eine eher seltene Beilage, macht sich hier sehr gut. Die Perlhuhnkeule selbst löst sich problemlos vom Knochen, was für schonende Garung spricht. Dass die äußeren Teile ein wenig trocken geraten, fällt da nicht ins Gewicht.
Perlhuhnkeule / Senfkohl / Weiße Salbeipolenta / Langkornpfeffer-Rotweinsauce
Aus dem Cocktailshaker von Michael Elter, seines Zeichens Barkeeper im „Bayleaf“, der Bar im Erdgeschoss des „Ox & Klee“, folgt der flüssige Übergang zu den Desserts. Als „Spicy Raspberry“ angekündigt, komponiert er aus alkoholfreiem roten Wermut, Rose Verjus, Zitronengras, Piment und Jalapeno einen würzigen Drink, der die Geschmackspapillen noch mal gut aufweckt. Dass hier der Alkohol fehlt, ist kaum zu merken. Ein toller Drink.
Spicy Raspberry
Für die Desserts zeichnet Hannes Radeck verantwortlich, vom Gault Millau gerade erst zum Patissier des Jahres ausgezeichnet.
Bei der Pistazienmousse mit Joghurt, einem Gelboden aus Jasmintee und Nashi-Birne passiert mir dann doch ein Fehler beim Anrichten. Ich habe schlichtweg die kleinen Baisers vergessen. Nicht unbedingt dramatisch, aber mich ärgert so was enorm, zumal es dieses sehr schöne und harmonische Dessert natürlich auch optisch perfektioniert hätte.
Ebenso ausgewogen gestaltet sich auch der zweite Nachtisch mit einer Mousse aus Mandelmilch mit Pfirsich, etwas Crunch und Popcorn, das allerdings nicht mehr ganz knusprig ist und daher schon etwas schwächelt. Aber auch das schmälert den Genuss insgesamt nicht.
Mandelmilch / Pfirsich / Sanddorn / Popcorn
Den finalen Abschluss liefern zwei Pralinen aus Aprikose-Zitronengras und Macadamianougat-Fleur de Sel. Vor allem letztere weckt in uns den Wunsch nach einer mindestens mittelgroßen Familienpackung. Sagt eigentlich alles, oder?
Daniel Gottschlich liefert mit diesem Take Away-Menü ein sowohl qualitativ, als auch geschmacklich überzeugendes Angebot, das den etwas höheren Preis absolut rechtfertigt und den Anspruch, den man an ein Zweisterne-Haus hat, durchaus erfüllt. Das hat auf jeden Fall viel Spaß gemacht und uns durchgehend ausgezeichnet gefallen. Wiederholung nicht ausgeschlossen!
Vor zwei Jahren waren wir zuletzt im „Ox & Klee“ im mittleren der markanten Kranhäuser im Kölner Rheinauhafen. Das war damals kurz bevor das Restaurant den zweiten Michelin-Stern erhielt. Seinerzeit war das Überraschungsmenü für meinen Geschmack etwas durchwachsen. Nicht schlecht, aber mit einigen Gängen, die mich nur bedingt überzeugen konnten.
Seitdem hatte sich keine Gelegenheit für einen erneuten Besuch ergeben und seit einem Jahr bremst uns und die Gastronomie halt Corona immer wieder aus.
Im Zuge der Erkundung diverser Take Away-Angebote stand... mehr lesen
4.5 stars -
"Lockdown Stories: Take Away aus dem Kranhaus" tischnotizenVor zwei Jahren waren wir zuletzt im „Ox & Klee“ im mittleren der markanten Kranhäuser im Kölner Rheinauhafen. Das war damals kurz bevor das Restaurant den zweiten Michelin-Stern erhielt. Seinerzeit war das Überraschungsmenü für meinen Geschmack etwas durchwachsen. Nicht schlecht, aber mit einigen Gängen, die mich nur bedingt überzeugen konnten.
Seitdem hatte sich keine Gelegenheit für einen erneuten Besuch ergeben und seit einem Jahr bremst uns und die Gastronomie halt Corona immer wieder aus.
Im Zuge der Erkundung diverser Take Away-Angebote stand
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Dort holt man auch das vorbereitete Take Away Menü ab, das es für 49 Euro pro Person gibt und das vier Vorspeisen zum Teilen, Hauptgericht, Dessert sowie Brot und Butter beinhaltet.
Mit diesem Angebot, das sich ein wenig von der klassischen Menüfolge entfernt und etwas mehr Auswahl auf den Tisch bringt, fahren auch andere Restaurants in Köln bereits erfolgreich durch die Krise. Auch wenn das Gourmetrestaurant und das Weinlokal aus derselben Küche beschickt werden, würde ich dieses Menü in seinem Bistro- und Crossover-Stil eher dem „heinzhermann“ zuordnen. Aber das sind letztlich nur Schubladen und sagen ja noch nichts über die Qualität aus.
Natürlich gibt es zu den Gerichten eine Anleitung, wie sie zu vollenden sind, aber Bilder fehlen und so darf man seine eigene Kreativität beim Anrichten ausleben. Ob man die vier Vorspeisen jeweils auf einem oder eben doch gleich auf zwei Tellern anrichtet, wird ebenfalls frei gestellt. Mengenmäßig wäre genug vorhanden, um es auch gleich auf Einzeltellern anzurichten. Da jedoch alle Vorspeisen kalt sind und uns das Konzept gefällt, in Ruhe hin- und her zu probieren, entscheide ich mich für die Sharing-Anrichte.
Die Komponenten
Beim Brot bedient man sich des Bäckers gegenüber des Restaurants. Aber angesichts des ganz ausgezeichneten Roggen-Sauerteigbrotes ist das auch eine kluge Entscheidung, denn warum muss man alles selbst machen, wenn man sich auch guter handwerklich produzierter Produkte bedienen kann, mit denen man gleichzeitig auch die Kollegen in der Nachbarschaft unterstützen kann?
Kurz aufgebacken kann es mit der mitgelieferten Butter und geräuchertem Sylter Meersalz sehr überzeugen.
Roggen-Sauerteigbrot & aufgeschlagene Butter
Widmen wir uns dem Vorspeisenreigen: Die Dorade, bereits in mundgerechte Stücke vorgeschnitten wird mit der separat abgefüllten Tigermilch mariniert. Diese Flüssigkeit, die sich vor allem aus dem Fisch- und Limettensaft, häufig Chilis, Zwiebeln, Knoblauch und Ingwer zusammensetzt, sorgt dann für die kalte Garung. Nun gibt es Rezepte für Leche de Tigre vermutlich so viele wie es peruanische Hausfrauen gibt, aber dieses Spiel aus Säure und leichter Schärfe macht jedes Mal Spaß. So auch hier und auch die Marinade, in der die Kirschtomaten eingelegt sind, besticht durch eine faszinierende Aromatik. Abgerundet wird das Gericht mit Erdnüssen, die bereits beim Öffnen des Schälchens deutlich machen, dass sie eher für den Herrenabend als das Damenkränzchen gemacht sind. Sesammayo setze ich in Tupfen auf den Teller und das sorgt dann für einen schönen cremigen Akzent.
Dorade "Ceviche" - Tigermilch - spicy peanuts - eingelegte Kirschtomaten
Die Kombination von Mozzarella und Mango ist mir nicht unbekannt. Häufig biete ich das als Alternative zur gewöhnlichen Caprese an, allerdings mit markantem asiatischen Dressing. Lorenz und Hirschfeld setzen das aber in einen eher mediterranen Kontext mit Kalamata-Oliven und bedienen sich dabei des Mozzarellas aus dem Angebot von Büffel Bill, einer Firma unweit des Bodensees, die sich dem Vertrieb von Fleisch und Milchprodukten von Wasserbüffeln, widmet. Zusammen mit einem kleinen Kräutersalat ist das eine frische, aber gleichzeitig auch reichhaltige Vorspeise.
Büffelbill-Mozzarella- Mango mit Chiliöl - Kalamata Oliven von Jordan
Definitiv auf der frischen Seite ist auch das Tatar vom Lachs, das mit eingelegten, relativ grob geschnittenen Gurkenwürfeln angemacht wird, die mit Ingwer mariniert wurden. Liebstöckel-Senfcreme sorgt erneut für Cremigkeit, Puffreis für Knuspertextur. Auf den ersten Blick wirkt der Puffreis zwar grenzwertig, was die Röstaromen angeht, aber im Zusammenspiel mit den übrigen Komponenten passt das alles sehr gut und ergibt ein sehr abwechslungsreiches Gericht.
Tatar vom Schottenlachs - Ingwergurken - Liebstöckel-Senfcreme
Den Reigen der Vorspeisen beschließt eine Gazpacho, die ganz nach meinem Geschmack ist und auf eine ähnliche Weise daherkommt, wie ich sie auch zubereite. Die Konsistenz ist eher dünnflüssig, also ohne feste Bestandteile, dafür mit sehr ausgeprägtem Gemüsegeschmack und einer feinen, aber prägnanten Schärfe. Wenn die Außentemperaturen nicht schon wieder deutlich signalisieren würden, dass wir uns noch im Winter befinden, wäre dies der perfekte Sommer-Booster.
Gazpacho "heinzhermann"
Für den Hauptgang wird die bereits sous-vide vorgegarte US-Steakhüfte von beiden Seiten jeweils 2 Minuten gebraten. Im Wasserbad wird der Kartoffelstampf, die sehr aromatische Gewürzjus im Topf erhitzt. Erfreulicherweise ist sie so großzügig bemessen, dass sie nicht nur gekleckst werden muss und wir uns auch noch davon nachnehmen können. Der Gargrad des Fleisches ist sehr gut getroffen, beim Kartoffelstampf ist uns die angekündigte Wasabinote etwas sehr zurückhaltend. Abgerundet wird mit einem kalten Spitzkohlsalat, der in Kimchi-Art zubereitet ist. Ein sehr guter Hauptgang.
US-Steakhüfte - Gewürzjus - Spitzkohlsalat - Wasabi-Kartoffelstampf
Sehr schön auch das Dessert, das uns ein feines Sauerkirschtartelette präsentiert mit Mürbeteig und leicht säuerlicher Creme. Vollendet wird mit Sauerkirschgel, kleinen Estragonbaisers und Rumtopf-Kirschen. Auch dies ein stimmiges und köstliches Gericht, das einen angemessenen Abschluss unter dieses sehr runde Menü darstellt.
Sauerkirschtartelette - Kirschgel -Estragonbaiser
Es reiht sich ein in die mittlerweile große Auswahl attraktiver Take Away Menüs zu sehr fairem Preis, die man in Köln findet. Vor allem das Konzept mehrerer Vorspeisen zum Teilen plus Hauptgang und Dessert macht viel Spaß und da man nur beim Hauptgang etwas Hand anlegen muss beim Braten, ist das Anrichten schnell und unkompliziert erledigt.
In jedem Fall überzeugen Maximilian Lorenz und Enrico Hirschfeld mit ausgezeichneter Qualität sowie kreativen und handwerklich einwandfreien Gerichten. Empfehlenswert!
#supportyourlocalrestaurants
Bericht wie immer auch auf meinem Blog: http://tischnotizen.de/heinzhermann-koeln/