Kochen ist für mich eine Freude. Essengehen eine Leidenschaft. Das muss nicht immer auf höchstem Niveau sein. Auch ehrliche Hausmannskost oder kleinere Leckereien aus aller Welt können kulinarisch den Tag erhellen. Bei Restaurant-Kritik habe ich dann auch am "Darüber-Schreiben" gefallen gefunden. Der Wechsel zu GastroGuide eine logische Folge nach all der negativen Entwicklung dort. Als Südpfälzer kenne ich mich in der dortigen Gastrolandschaft auch ein wenig aus, bin aber immer froh, wenn ich über regionale Tellerränder schauen kann. Die asiatische Küche hat es mir dabei besonders angetan.
Kochen ist für mich eine Freude. Essengehen eine Leidenschaft. Das muss nicht immer auf höchstem Niveau sein. Auch ehrliche Hausmannskost oder kleinere Leckereien aus aller Welt können kulinarisch den Tag erhellen. Bei Restaurant-Kritik habe ich dann auch am "Darüber-Schreiben" gefallen gefunden. Der Wechsel zu GastroGuide eine logische Folge nach all... mehr lesen
Bewertungs-Statistik
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Geschrieben am 28.05.2017 2017-05-28| Aktualisiert am
28.05.2017
Besucht am 15.05.2017Besuchszeit: Abendessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 33 EUR
Seit 13 Jahren betreibt die Familie Weißgerber mitten im südpfälzischen Weinort Göcklingen eine Bierwirtschaft, die für ihr leckeres Helles bekannt ist. In der mit Weinstuben übersäten Pfalz ein eher exotischer Gastronomietyp. Von der regionalen Beliebtheit des Göcklinger Hausbräus konnten wir uns an einem Montagabend im Mai ein Bild machen. Eine Radtour durch die Weinhügel führte uns zur gemütlichen Bierstube von Reiner Weißgerber und seiner Frau Maria.
Passiert man das dunkelgestrichene, hölzerne Eingangstor steht man schon in Göcklingens berühmtesten (und einzigen) Biergarten. Im heimeligen Innenhof waren leider alle Plätze belegt. Eine Tatsache, die wohl den milden Temperaturen am Abend geschuldet war. Gerne hätten wir uns auf den aus alten Weinfässern angefertigten Sitzmöbeln nieder gelassen. Ein andermal vielleicht.
Aber auch in der mit unterschiedlichsten Bierkrügen dekorierten Braugaststube fühlten wir uns wohl. Wir saßen auf rustikalen Holzstühlen bzw. -bänken und fragten uns, welche Funktion der Gastraum wohl früher hatte. Wahrscheinlich wurden die Räumlichkeiten landwirtschaftlich genutzt, wie das bei so vielen Familienbetrieben hier der Fall ist. Das helle Holz des freiliegenden Dachgebälks versprühte ländlichen Charme. An den strahlend weißen, mit Kellenstrichputz verspachtelten Wänden sorgten bauchige Wandleuchten für eine angenehm indirekte Beleuchtung. Nur zwei weitere Tische waren im Inneren der Gastwirtschaft belegt. Es herrschte eine sehr entspannte Atmosphäre, die man irgendwo zwischen zwangloser Bierlaune und gelöster Urlaubsstimmung hätte verorten können.
Und das Beste: der Tresen war in unmittelbarer Reichweite. Dort floss das selbstgebraute Helle bzw. Dunkle in Strömen in die dafür vorgesehenen Gefäße. Für saisonale Abwechslung sorgte das Maibock, von dem wir gleich mal einen Schoppen orderten (3,80 Euro). Ganz der Tradition durstiger Radfahrer verpflichtet, sollte es für meine Begleitung ein Göcklinger Helles (0,5 l für 3,30 Euro) sein. Dieses unfiltrierte, untergärige Vollbier wird ganzjährig gebraut. In einigen Supermärkten der näheren Umgebung wird es mittlerweile sogar in großen Bügelflaschen (1 Liter) verkauft. Das Bier schmeckt wunderbar malzig und lässt sich gerade so wegtrinken. Und mit dem beliebten Ottersheimer Bärenbräu (eine Pfälzer Institution in Sachen Regionalbier) kann es durchaus mithalten.
Braumeister Weißgerber hielt draußen ein Schwätzchen mit den Gästen. Im elterlichen Anwesen seiner Ehefrau Maria ist das Göcklinger Hausbräu untergebracht. Weißgerber, der sich nach der Insolvenz der Brauerei, in der er als Angestellter tätig war, selbständig machte, eröffnete im August 2004 seine eigene Bierstube, in der ausschließlich frisch gezapfter, hausgebrauter Gerstensaft den Weg in die Krüge findet. Dazu wird eine handwerklich solide Brauhausküche angeboten.
Eine der jüngeren Servicekräfte reichte uns die Speisenkarten, die deftige Pfalzkost, herzhafte Flammkuchen und kleinere Schmankerl zur süffigen Maurerbrause offerierte. Freitagabends stehen zusätzlich halbe Hähnchen mit Pommes frites auf dem Speiseplan. Diese sollen – genau wie der gegrillte Schweinshaxen mit Kraut und Brot – zu den kulinarischen Highlights des Braugasthofes zählen. Weißblaues Lebensgefühl in der ehemals bayrischen Pfalz. Gut möglich, dass ich mir noch diesen Sommer selbst ein Bild von dieser freistaatlich geprägten Biergartenkulinarik mache, begleiten doch Hähnel und Haxen das kühle Helle aus dem Steinkrug auch abseits des Weißwurstäquators ganz vortrefflich.
Wir entschieden uns für die Käsespätzle (mit kleinem Beilagensalat für 8,50 Euro) und den Straßburger Wurstsalat mit Pommes frites (auch 8,50 Euro). Letztere wurden separat in einem Schälchen serviert und waren guter Convenience-Standard. Veredelt mit Heinz-Ketchup aus dem roten Einwegportionsbeutel schmeckten die Fritten nach frischem Fett, waren angenehm salzig und schön knusprig. Die krossen Kartoffelstäbchen kamen von der Dicke her auf knapp einen Zentimeter im Diagonalquerschnitt und waren im Inneren von leicht mehliger Konsistenz. Der mit hervorragender Essigwürze angemachte Wurstsalat kam mit geriebenem Käse auf den Teller, was den Zusatz „Elsässer“ bzw. „Straßburger“ rechtfertigte. Für mich ein perfektes Sommergericht, das mit kleingeschnittenen Essiggurken, etwas Paprika und roter Zwiebel genug „Schmackes“ hatte. Selten habe ich einen so leckeren Vertreter dieser einfachen Hausmannskost genossen. Da merkte ich mal wieder, wie gut die einfachen Gerichte schmecken, wenn sie mit Liebe und guten Produkten zubereitet werden.
Auch meine Begleitung war mit ihren Käsespätzle voll zufrieden. Der Salat kam vorweg und war knackig frisch. Die Spätzle selbst waren von der Portion her nicht erschlagend und ließen noch etwas Platz für einen süßen Abschluss. Den nahmen wir in Form eines süßen Flammkuchens (mit Apfel) zu uns. Klar, hatte der nicht die Qualität unserer favorisierten Flammkuchentempel im benachbarten Elsass. Das Rohmaterial lieferte laut Aufdruck auf dem Holzbrett die Firma „Flammkuchen-Profi“ aus dem nicht weit entfernten Offenbach an der Queich. Für 7,40 Euro ein Durchschnittsexemplar, das uns gut gesättigt wieder auf die Räder steigen ließ.
Das Göcklinger Hausbräu ist gerade in der warmen Jahreszeit einen Stopp wert. Solche Freiluftlokale gehören zum Sommer auf dem Land einfach dazu. Steuert man dieses idyllische Ausflugslokal mit dem Rad an, sollte die Wiederbeschaffung vorher verloren gegangener Kalorien nicht ausschließlich auf nahrhaft flüssigem Wege erfolgen. Denn das süffige Selbstgebraute lädt zum Leeren mehrerer Krüge ein, was sich zweifellos auf den reibungslosen Verlauf der Rückfahrt auswirkt. Hier gilt es „Maß zu halten“ – und das im doppelten Sinne.
Seit 13 Jahren betreibt die Familie Weißgerber mitten im südpfälzischen Weinort Göcklingen eine Bierwirtschaft, die für ihr leckeres Helles bekannt ist. In der mit Weinstuben übersäten Pfalz ein eher exotischer Gastronomietyp. Von der regionalen Beliebtheit des Göcklinger Hausbräus konnten wir uns an einem Montagabend im Mai ein Bild machen. Eine Radtour durch die Weinhügel führte uns zur gemütlichen Bierstube von Reiner Weißgerber und seiner Frau Maria.
Passiert man das dunkelgestrichene, hölzerne Eingangstor steht man schon in Göcklingens berühmtesten (und einzigen) Biergarten.... mehr lesen
4.0 stars -
"Im Namen des Haxens und des Hähnchens und des hauseigenen Bieres, Amen!" marcO74Seit 13 Jahren betreibt die Familie Weißgerber mitten im südpfälzischen Weinort Göcklingen eine Bierwirtschaft, die für ihr leckeres Helles bekannt ist. In der mit Weinstuben übersäten Pfalz ein eher exotischer Gastronomietyp. Von der regionalen Beliebtheit des Göcklinger Hausbräus konnten wir uns an einem Montagabend im Mai ein Bild machen. Eine Radtour durch die Weinhügel führte uns zur gemütlichen Bierstube von Reiner Weißgerber und seiner Frau Maria.
Passiert man das dunkelgestrichene, hölzerne Eingangstor steht man schon in Göcklingens berühmtesten (und einzigen) Biergarten.
Besucht am 11.05.2017Besuchszeit: Abendessen 3 Personen
Rechnungsbetrag: 36 EUR
Nun waren auch wir mal zu Gast in der Rülzheimer Krone, die dem Prototyp einer familiär geführten Dorfwirtschaft recht nahe kommt. Über das von der Familie Hoffmann seit Urzeiten geführte historische Gasthaus habe ich schon eine Menge gehört. Eine „Menge“ scheint man hier wörtlich zu nehmen, denn von riesigen Portionen war da die Rede und von sagenhaft leckeren Schnitzelgerichten. Angeblich werden hier seit 1711 hungrige Gäste verköstigt. Im Einband der Speisenkarte stand das jedenfalls so geschrieben.
Meine Mutter hatte einen Tisch für drei an einem Donnerstagabend reserviert, denn ohne Voranmeldung ist hier so gut wie kein Platz zu bekommen. Das Lokal befindet sich an einer Kreuzung im Ortskern von Rülzheim. Parkmöglichkeiten waren entlang der Mittleren Ortsstraße genügend vorhanden. Schon beim Eintritt in die gutbürgerliche, etwas in die Jahre gekommene Gaststube, wähnt man sich in einer echten Dorfbeiz. Was müssen die früher hier weggequalmt haben. Heute findet das Gott sei Dank im Innenhof vor der Tür statt.
Tatsächlich waren nahezu alle Plätze vergeben. Und das an einem Donnerstagabend in der Pfälzer Provinz. Man kam recht leicht mit den Leuten vom Nachbartisch ins Gespräch. Die meisten von ihnen verkehrten hier anscheinend öfter. Auch junges Publikum – wahrscheinlich Fußballer, die nach dem Training hier einkehrten – mischte sich unter die Gästeschar. Aha, unweit von uns saß die Herxheimer Bürgermeisterin. Klar, dass sie für solide Hausmannskost extra nach Rülzheim fahren musste. Im meinem früheren Heimatdorf sind solche Gastwirtschaften nämlich mittlerweile Mangelware. Ein Gastronomie-Typus, der im ländlichen Raum immer weniger wird. Vielen Familienbetrieben mangelt es heute schlichtweg an gastronomischem Nachwuchs. Die Zeiten, in denen das Küchenzepter automatisch an die jüngere Generation weitergegeben wurde, sind lange vorbei.
Auch in der Krone steht noch die Oma hinterm Herd und hält den Familienbetrieb auf Kurs. Aber wie lange noch? Diese Frage im Hinterkopf blättere ich mich durch die Speisenkarte, deren Seiten hinter Klarsichtfolie vor Abgriff geschützt sind. Herrlich, so sah die bestimmt schon in den 80ern aus. Das Bellheimer Silber Pils gibt es hier vom Fass für faire 2,90 Euro den Schoppen. Auch die anderen Getränkepreise hören sich sehr zivil an. Die Flasche Mineralwasser schlägt mit gerade mal 3 Euro zu Buche.
Die Durchsicht des Speisenangebots ist schnell abgeschlossen. Diverse Schnitzelgerichte und Kammsteaks sind als gutbürgerliche Schweinskost vertreten. Mit Pommes und einem kleinen gemischten Salat ausgestattet zahlt man zwischen 10 und 12 Euro. Die Rumpsteaks sind in fünf Varianten erhältlich. Die preisliche Obergrenze von 18,50 Euro markiert hier die Version mit Knoblauchsahnesoße, Pfifferlingen, Kroketten und Salat. Zur Größe des Rumpsteaks sei nur so viel angemerkt: am Nachbartisch teilte man sich zu zweit eine Portion mit angebratenen Zwiebeln. Und beide schienen danach gut gesättigt gewesen zu sein.
Für „Nicht-Daueresser“ und andere halbe Portionen gibt es selbstverständlich auch die Gerichte als Seniorenteller sowie ein paar kalte Schmankerl zum Vespern. Wurstsalat mit Brot, Hausmacher Wurst mit Brot oder der große Salatteller (alles für jeweils 7 Euro) sind den Freunden kalter Küche vorbehalten. Dem gemeinen Veggie hätte der Salatteller wohl kaum gemundet, befand sich doch unter den grünen Blättern versteckt auch ein Häufchen Wurstsalat. Aber alles in Ordnung, stand so auch kleingedruckt in der Karte dabei.
Meine beiden Begleiterinnen entschieden sich für eben jenen Salatteller und für das Jägerschnitzel in der Normalversion mit Pommes (11 Euro). Letzterem schloss ich mich an, wenn auch bei mir Kroketten als Beilage. Die Bedienung fragte nach, ob wir die Schnitzel natur oder paniert haben wollten. Dass sie mit „die Schnitzel“ eine Portion meinte, war mir da noch nicht klar. Erst als am Nachbartisch ein stattlicher junger Mann mit anscheinend dauerhaft gutem Appetit seine beiden Jägerschnitzel mit einem Berg von Spätzle serviert bekam, schwante mir Böses.
Doch erst einmal wurde mit dem Beilagensalat die Zeit bis zur Schnitzelschlacht überbrückt. Lediglich angemacht mit Essig und Öl repräsentierte dieser die ganz alte Schule der Salatzubereitung. Das klassische Kraut- und Rübengeschäft lauerte unter einer dicken Decke frischer grüner Blätter, auf denen ein Stück Tomate thronte. Mit angenehmer Essigsäure wusste dieser zu gefallen. Das vegetarische Gewissen in mir war beruhigt. Nun konnte die Schnitzelei beginnen.
Ein allgemeines „Wer soll das denn alles essen?“ war an unserem Tisch vernehmbar, als die Fleischteller mit Kartoffelbeigabe vor uns standen. Na das kann ja heiter werden. Die Salatfrau in unserer Runde entdeckte missmutig ihre Wurstsalatfäden unter dem Grünzeug. Ich wusste gar nicht, wo ich anschneiden sollte. Der Krokettenstapel auf meinem Teller begrenzte die panierte und mit brauner Jägersoße begossene Fleischinsel wie ein Bollwerk. Kalter Schweiß ergriff mich bei dem Gedanken, Kollege Daueresser würde mit am Tisch sitzen und mit dem nackten Finger auf diese in seinen Augen lächerliche Vorspeisenportion zeigen und dabei in carnivorisches Hohngelächter ausbrechen. Da musste ich jetzt durch – egal wie.
Doch in was ich dann zu meiner Überraschung biss, war das zarteste Stück Schweineschnitzel, das ich seit langem auf der Gabel hatte. Die Jägersoße mit den Dosenpilzen drin machte das Ganze schön süffig, ideal zum Krokettenreintunken. Dass auf meinem Teller zwei Vertreter der Gattung „porcus panadus“ lagen, war natürlich des Guten zu viel. So tauschte ich am Tisch ein halbes Exemplar gegen zwei Gabeln Wurstsalat ein und meine Chancen auf Komplettverwertung waren gestiegen.
Um es kurz zu machen: ich hätte den Teller ohne Unterstützung nicht geschafft. Natürlich habe ich mich gefragt, wo das Fleisch bei 11 Euro für den Teller wohl herkommen mag. Weder vom Biobauernhof noch vom Schwäbisch Hällischen, so viel war klar. Die Zubereitung war jedoch so lecker, dass wir die Fahrt nach Rülzheim nicht bereut haben. Mit einer kleineren Portion wäre ich allerdings noch zufriedener von dannen gezogen. Egal, beim nächsten Mal ist das Rumpsteak dran. Das teilen wir uns dann aber.
Nun waren auch wir mal zu Gast in der Rülzheimer Krone, die dem Prototyp einer familiär geführten Dorfwirtschaft recht nahe kommt. Über das von der Familie Hoffmann seit Urzeiten geführte historische Gasthaus habe ich schon eine Menge gehört. Eine „Menge“ scheint man hier wörtlich zu nehmen, denn von riesigen Portionen war da die Rede und von sagenhaft leckeren Schnitzelgerichten. Angeblich werden hier seit 1711 hungrige Gäste verköstigt. Im Einband der Speisenkarte stand das jedenfalls so geschrieben.
Meine Mutter hatte einen... mehr lesen
Zur Krone
Zur Krone€-€€€Gaststätte07272 8389Mittlere Ortsstraße 67, 76761 Rülzheim
3.5 stars -
"In dieser gutbürgerlichen Speisegaststätte schnitzelt es gewaltig" marcO74Nun waren auch wir mal zu Gast in der Rülzheimer Krone, die dem Prototyp einer familiär geführten Dorfwirtschaft recht nahe kommt. Über das von der Familie Hoffmann seit Urzeiten geführte historische Gasthaus habe ich schon eine Menge gehört. Eine „Menge“ scheint man hier wörtlich zu nehmen, denn von riesigen Portionen war da die Rede und von sagenhaft leckeren Schnitzelgerichten. Angeblich werden hier seit 1711 hungrige Gäste verköstigt. Im Einband der Speisenkarte stand das jedenfalls so geschrieben.
Meine Mutter hatte einen
Besucht am 08.05.2017Besuchszeit: Mittagessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 28 EUR
Burgerrepublik Deutschland, die Zweite. Nach unserem Besuch im Karlsruher „DeliBurgers“ Anfang Januar, waren wir erneut unterwegs in Sachen gehobener Bulettenkultur. Diesmal verschlug es uns in den Ortskern von Neustadt, wo seit Anfang März diesen Jahres ein Beagle namens „Bruno“ für Qualitätsburger und andere Leckereien steht. Der Hund gehört der Mitinhaberin von „Brunos Burger & Lieblingsgerichte“, Julia Lee-Straub, und sein Bild wacht eingerahmt direkt neben dem Eingang. Ob dieser nun ein ausgesprochenes Faible für leckere Burger hat, kann ich nicht beurteilen. Aber als augenzwinkernde Geschichte hinter der Namensgebung dient der putzige Vierbeiner allemal.
Wäre ich zusammen mit dem Kollegen Daueresser, dem amtierenden Burgermeister von Monnem, in den 80er Jahren auf Burger-Reise gegangen, hätten wir uns lediglich von einem McDo in den nächsten BK schleppen können. Alles andere wäre schlichtweg verantwortungslos gewesen. Die paar Imbisse, die damals schon Ham und Cheese in Beefsteakform stanzten, waren qualitativ und geschmacklich unterirdisch. Bei Bestellungen verwechselte man als Gast häufig Mut mit Leichtsinn. Nicht selten hat mein Magen nach dem Besuch solcher Etablissements verständnislos die Peristaltik geschüttelt bzw. zusammengezogen.
Heute hören die Läden auf so klangvolle Namen wie „St. James Bar & Deli“ oder „Henriette Burger Bar“ und allein die Pattys aus frisch gewolftem Hack machen richtig was her. Das Bun stammt oft von einem Bäcker aus der Region und ist natürlich nicht vergleichbar mit dem labberigen Industrieschwamm aus der Fabrik.
„Patty“ und „Bun“ – zwei Begriffe, die vor gut 20 Jahren noch „gegoogelt“ bzw. ge“langenscheidtet“ worden wären, da man unter einem Hamburger ein einheitliches, ungesundes Frikadellenbrötchen verstand, dessen Aussehen und Image von der amerikanischen Fast-Food-Industrie geprägt war und das man sich gar nicht in Einzelteile zerlegt hätte vorstellen wollen. „Ja nicht aufklappen!“, lautete früher die Devise. Damals wurde unseren Gaumen noch das Blaue vom Convenience-Himmel versprochen.
Aber Gott sei Dank expandiert die kulinarische Franchise-Offenbarung aus den Staaten nicht mehr ganz so stark wie damals. Schuld daran ist u.a. ein neues Qualitätsbewusstsein, das auch bei Fast-Food-Freunden die Bereitschaft geweckt hat, für bessere Ware etwas tiefer in die Tasche zu greifen.
Im pfälzischen Neustadt ist das „Brunos“ der derzeit einzige Burgerladen mit Anspruch. Es ist das zweite gastronomische Standbein von Inhaber Marco Straub, der schon seit gut zwei Jahren den „Nudelmacher“ am Kartoffelmarkt erfolgreich betreibt. Zusammen mit seiner Frau Julia setzt er auch im „Brunos“ auf eine gehobene Form von Imbisskultur. Dazu hat er als Küchenchef Walter Tschanow engagiert. Der hat schon in Netts Landhaus (Gimmeldingen) und bei Philipp Arens (Hainfeld) gekocht und weiß genau, was gutes Essen ausmacht. Er weiß aber auch wie gutes Essen geht und das spiegelt sich in Form ideenreicher Burgerkreationen wider.
Wir kamen mittags gegen 14.30 Uhr in der Zwerchgasse 17 an. Direkt vis-à-vis befindet sich das „Neue Fontana“, das mir noch in gutem kulinarischen Gedächtnis ist. Für die späte Mittagszeit war noch ganz schön was los im „Brunos“. Direkt am Fenster war ein Zweiertisch frei, an den wir uns setzten. Mit Blick auf die von einigen Gastwirtschaften gesäumte Neustadter Hintergasse (Backblech, Gerberhaus, La Bodega) ließen wir uns im zeitgemäß und doch sehr gemütlich eingerichteten Inneren des Burgerrestaurants nieder. Von unserem Platz aus konnte man in die offene Küche blicken. Chefkoch Tschanow suchte ich jedoch vergeblich. Der wurde an diesem Mittag von einem Kollegen vertreten.
Klar wird man hier geduzt. Wir sind ja schließlich in einem hippen Burgerladen der Food-Mate-Generation. Die freundliche junge Dame, die an diesem Mittag den Service alleine schmiss und alles gut im Griff hatte, brachte uns die Speisenkarten - nicht ohne auf die beiden Monatsburger von der Schiefertafel hinzuweisen. In geschwungener Kreideschrift wurde für zwei Specials geworben. Der „German High Roller“ mit doppelter Käseration, Salat, Tomate, Gurke, Zwiebel, Senf, Mayo und Bärlauch-Pesto für 10,50 Euro und der „Tokio Calling“ mit Lachstatar, Sesam-Karotten, karamellisiertem Ingwer und Teriyaki-Dip für das gleiche Geld. Gegen einen Aufpreis von 3,50 Euro gab es noch hausgemachte Wedges oder einen kleinen Salat dazu. Na das klang doch schon mal sehr verlockend!
Auf der Speisenkarte stehen weitere neun Bulettenkreationen zur Auswahl. Zwischen 7 und 9 Euro liegt da alles preislich dicht beieinander. Nur für den Vegetarier ist das Angebot eher bescheiden. Nur der sogenannte „Veggi-Magic“ (7,80 Euro) mit Linsenbratling, Mango-Zitronengras-Chutney, Salat und Curry-Knoblauch-Dip steht für eidesstattliche Beef-Verzichter auf der Standardkarte. Aber mal ehrlich, die Kombination „Vegetarier + Burgerladen“ klingt ja fast so ambivalent wie „Nichtschwimmer + Badesee“. Das Beste bleibt den Veggies in solch einem Laden aus ethisch-moralischen oder diversen anderen Gründen schlichtweg verwehrt. Das ist nun mal Fakt.
Doch selbst für diese „Randgruppe“ hält man im „Brunos“ ein paar Alternativen bereit. Bei den drei zusätzlichen „Lieblingsgerichten“, darunter ein Salat mit Ziegenfrischkäse (8,50 Euro) und gebeizter Lachs mit karamellisiertem Ingwer (9,90 Euro), kommen auch die Leute auf ihre Kosten, die kein Fleisch essen. Doch deswegen sind wir nicht hier und bestellen den besagten „German High Roller“ und einen „Red Hot Chili Pepper“ mit Bacon, Käse, Tomate, Salat und scharfen Jalapeños (8,80 Euro) von der Standardkarte. Ein paar Wedges haben wir uns als Beilage geteilt, was sich bei der Größe der Portionen als durchaus ratsam erwies.
Bei den Getränken nutzt man den aktuellen Hype um Softdrinks wie Afri-Cola und Bluna. Daneben bietet man eine nette Auswahl an Limonaden und Eistees, z.B. von der Proviant Fruchtmanufaktur Berlin und Elephant Bay aus dem Schwäbischen, an. Auf Bierfreunde wartet dagegen ein „Schlappeseppel Spezial Märzen“ (2,80 Euro) oder ein „Maisels Pale Ale“ (3,70 Euro) aus der Flasche. Wein und Sekt bezieht man vom Weingut Anton aus Kirrweiler und Borell-Diehl aus Hainfeld. Dabei beschränkt man sich auf eine kleine Auswahl (Sauvignon blanc, Riesling, Spätburgunder) zu zivilen Preisen.
Die gewählte Rhabarber-Limo von Proviant (Flasche für 2,80 Euro) besticht durch ihre ausgeprägte Fruchtsäure, während der Granatapfel-Eistee von Elephant Bay (3,00 Euro) etwas zu klebrig süß ausfällt. Während wir auf unsere Burger warten, fällt uns das mit viel Bedacht eingerichtete Innere des Lokals erst so richtig auf. An der unverputzten groben Sandsteinwand prangt der Name des Lokals bzw. Betriebshundes in riesigen bunten Lettern. Ein Gang führt in einen hinteren Gastraum, von wo aus man über eine antik erscheinende Wendeltreppe in das 1.OG zu den makellos sauberen Nassräumen gelangt.
Als Mobiliar dienen in erster Linie Hocker (mit festgeschnallten Sitzkissen) und Wandbänke, die genau wie die Tische in hellem Holz gehalten sind. Alles sehr zweckmäßig und funktional ohne banal zu wirken. Hängeleuchten mit großdimensionierten Lampenschirmen wechseln sich mit in der Decke versenkten Spots und schicken Wandleuchten ab. Eine über der Sandsteinwand platzierte Lichtleiste strahlte diese diskret an. Der Stilmix aus Rustikalität (dunkler Dielenboden) und zeitgemäßer Lässigkeit (diverse Couchmöbel unterschiedlichster Machart) soll sicherlich ein breites Publikum ansprechen und tut das auch.
Dann war endlich Burger-Time. Die beiden stolzen Exemplare wurden auf dunkler Keramik serviert, was sehr ansprechend aussah. Aus dem angerösteten Sesambun ragte das Ende eines Holzspießes, der für Stabilität sorgte. Um meinen „High Roller“ bildeten selbstgemachte Mayo, Ketchup und Bärlauch-Pesto einen dreifarbigen Saucenring. Der geschmolzene Käse überdeckte das saftige Beef, das noch ein wenig mehr medium hätte sein dürfen. Die Würzung des Fleisches fiel indes sehr angenehm aus. Eine durchdachte Zusammenstellung, die durch ihre knackfrischen Zutaten zu gefallen wusste. Auf dem Chili-Burger meiner Begleitung tummelten sich jede Menge Jalapeño-Scheibchen und machten ihn zu einer scharfen Angelegenheit. Ihre Begeisterung war nachvollziehbar. Die Wedges waren selbstgemacht, delikat gewürzt, außen schön knusprig und innen leicht mehlig-weich. Auch sie wurden mit Mayo und Ketchup (hausgemacht) serviert.
Erst beim Hinausgehen wurde ich auf die etwas unscheinbare Schiefertafel mit dem Lieblingsgericht der Woche, Rinderrücken über Nacht gegart mit Wedges, Salat und Bärlauchbutter (19,80 Euro), aufmerksam. Nach der wirklich überzeugenden Leistung bei den Burgern würde ich beim nächsten Besuch vielleicht mal eine von Brunos Leibspeisen antesten. Der idyllisch gelegene Außenbereich macht zudem Lust auf einen Besuch bei sommerlichen Temperaturen. In Sachen Fine-Fast-Food ist der Laden ein echter Gewinn für Neustadt.
Burgerrepublik Deutschland, die Zweite. Nach unserem Besuch im Karlsruher „DeliBurgers“ Anfang Januar, waren wir erneut unterwegs in Sachen gehobener Bulettenkultur. Diesmal verschlug es uns in den Ortskern von Neustadt, wo seit Anfang März diesen Jahres ein Beagle namens „Bruno“ für Qualitätsburger und andere Leckereien steht. Der Hund gehört der Mitinhaberin von „Brunos Burger & Lieblingsgerichte“, Julia Lee-Straub, und sein Bild wacht eingerahmt direkt neben dem Eingang. Ob dieser nun ein ausgesprochenes Faible für leckere Burger hat, kann ich nicht beurteilen.... mehr lesen
Brunos Burger & Lieblingsgerichte
Brunos Burger & Lieblingsgerichte€-€€€Restaurant06321 3554426Zwerchgasse 17, 67433 Neustadt an der Weinstraße
4.5 stars -
"Kreativ-Buletten im Herzen von Neustadt" marcO74Burgerrepublik Deutschland, die Zweite. Nach unserem Besuch im Karlsruher „DeliBurgers“ Anfang Januar, waren wir erneut unterwegs in Sachen gehobener Bulettenkultur. Diesmal verschlug es uns in den Ortskern von Neustadt, wo seit Anfang März diesen Jahres ein Beagle namens „Bruno“ für Qualitätsburger und andere Leckereien steht. Der Hund gehört der Mitinhaberin von „Brunos Burger & Lieblingsgerichte“, Julia Lee-Straub, und sein Bild wacht eingerahmt direkt neben dem Eingang. Ob dieser nun ein ausgesprochenes Faible für leckere Burger hat, kann ich nicht beurteilen.
Besucht am 03.05.2017Besuchszeit: Abendessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 62 EUR
Die Winzergasse in der südpfälzischen Ortschaft Gleiszellen gehört zu den richtig gut besuchten Weinmeilen unserer Region. Dort betreibt der Bruder von Walter Ball, dem Seniorchef des Muskatellerhofs, den in direkter Nachbarschaftslage ansässigen Gasthof „Zum Lam“. Im Weingut Wissing schräg gegenüber gibt es ebenfalls deftige Pfalzküche und wer mit Ausblick übernachten möchte, ist ein paar Meter weiter im Hotel Südpfalz-Terrassen sicherlich gut aufgehoben.
Mittlerweile beherbergt das Örtchen Gleiszellen auch eines der besten Weingüter der Südpfalz. Frank Meyer hat sich mit seinem Stiftsweingut hier niedergelassen. Der früher in Klingenmünster tätige Ausnahmewinzer, dessen Sohn in die Fußstapfen seines Vaters tritt, ist eine önologische Bereicherung für das Muskatellerdorf.
Der gute Ruf des Gleiszeller Muskatellers hat der am Weinstraßenhang befindlichen Doppelgemeinde Gleiszellen-Gleishorbach zu überregionaler Bekanntheit verholfen. Die Hundertschaften, die jedes Jahr im September mit dem Bus zum Weinfest gekarrt werden, die vielen Ferienwohnungen und Pensionen sowie die hohe Gastronomie-Dichte künden davon.
Der Muskatellerhof befindet sich mitten im touristischen Epizentrum in eben jener viel besuchten Winzergasse, die von schmucken Fachwerkhäusern flankiert wird. Schon viele Male bin ich an dem romantisch-gemütlichen, reich dekorierten Weinlokal mit dem Rundbogen aus Sandstein, durch den man ins Innere gelangt, vorbeigeschlendert. Wohlwissend, dass die urige Stube viele Besucher anlockt, griff ich zum Hörer und reservierte an jenem Mittwochabend einen Platz für zwei hungrige Schwimmer, die nach dem Besuch des Bergzaberner Hallenbads ihre Kalorienbilanz wieder ausgleichen mussten.
Essen unter freiem Himmel war an diesem Abend infolge der eher bescheidenen Außentemperatur noch nicht möglich. Dafür gab es nun drinnen umso mehr Platz, denn der Muskatellerhof wurde in den letzten Jahren um einen modernen Anbau erweitert. Töchterchen Nathalie, die seit 2015 den väterlichen Betrieb übernommen hat, baute zusammen mit ihrem Mann das Anwesen aus, weshalb heute 60 Plätze mehr zur Verfügung stehen.
Uns zog es jedoch in das behagliche Innere der guten alten Weinstube und so saßen wir unter tragenden Holzbalken an massiven Tischen und Bänken, die mit reichlich Kissen und Tischdecken liebevoll dekoriert und ausstaffiert waren. So wie hier dürfte die typische Pfälzer Weinstubengastronomie vor 30 Jahren schon ausgesehen haben. Der Fußboden war grob gefliest, die derben Holzstühle wurden mit Kissen „sesshaft“ gemacht, ein paar antiquiert wirkende Trinksprüche prangten von den dunklen Deckenbalken und der Ausschanktresen befand sich in direkter Reichweite. Kurze Wege für einfache Schoppenweine. Früher vielleicht. Heute setzt man auf Qualitätsweine, die auch ganz gut ohne Wasserverdünnung auskommen.
Jedoch kommen diese heute nicht mehr komplett vom eigenen Weingut. Winzermeister Walter Ball kann dies altersbedingt nicht mehr alleine wuppen. Deshalb wird vom nicht weit entfernten Bergzaberner Großwinzer Knöll & Vogel massiv zugekauft und mit eigenem Etikett versehen. Ob das nun Etikettenschwindel ist, soll jeder selbst entscheiden. Der bestellte trockene Muskateller (das Achtel für 2,80 Euro) wurde stilecht im großvolumigen Schwenker ausgeschenkt. Dort konnte sich das feine Muskatbukett herrlich entfalten und sorgte für das unverwechselbare Aroma nach frischen Trauben. Die Gleiszeller Lage Kirchberg scheint für diese deutschlandweit eher selten ausgebaute Rebsorte (gerade mal 100 ha) ideale Bedingungen zu liefern, kommen doch 10% allein aus der Gemarkung Gleiszellen.
Die begleitende Flasche Mineralwasser (0,75l) schlug mit angenehmen 3,00 Euro zu Buche, während für die sommerliche Weißwein Cuvée Emilia, die sich meine Begleitung munden ließ, 2,80 Euro berechnet wurden (Achtel).
Die Speisenauswahl im Muskatellerhof ist ganz der Pfälzer Weinstubentradition verpflichtet und fällt dementsprechend deftig aus. Leberknödel- und Markklößchensuppe (3,60 bzw. 3,70 Euro) vorweg dürfen da nicht fehlen. Genauso wenig wie die mittlerweile schon obligatorische Flammkuchenauswahl (zwischen 6 und 9 Euro), die hier acht verschiedene Varianten zählt. Ein paar vegetarische Gerichte (gegrillter Schafskäse, Spinatknödel), kalte Klassiker für Vesperfreunde (Münsterkäse, Wurstsalat, Handkäse mit Musik), typische Pfälzer Regionalkost (Saumagen, Bratwurst und Co.), Salate für die Gesundfraktion und Deftiges aus der gutbürgerlichen Küche (Räuberspieß, Gulasch, Cordon Bleu) bilden ein reichhaltiges kulinarisches Angebot, bei dem eigentlich jeder fündig werden sollte. Zusätzlich sind noch ein paar saisonale Empfehlungen auf einer Extra-Karte vertreten. Darunter auch die sogenannte „Spargelrolle“ (14,90 Euro), bei der das Königsgemüse zusammen mit Schinken in Brotteig gehüllt und mit Käse und Sauce Hollandaise zu einer wahren Umami-Bombe überbacken wird. Nichts für Kalorienzähler mit Schonkost-Abonnement.
Die Preise signalisieren Bodenhaftung. Bei der Pfalzmannskost und den Vespereien bewegt man sich zwischen 5 und 10 Euro im moderaten Bereich, das Cordon Bleu mit Pommes und Beilagensalat liegt bei 16,50 Euro. Alles in allem also eine eher unauffällige Preispolitik, wie sie in vielen Weinlokalen dieser Art betrieben wird.
Der eigentliche Grund, warum viele hier einkehren, wiegt entweder 200 oder 400 Gramm und stammt vom französischen Charolais-Rind. Die Rumpsteak-Variationen lassen sich mit Fug und Recht als die Spezialität des Hauses bezeichnen. Ob in Kombination mit Zwiebeln, Knoblauch, hausgemachter Kräuterbutter oder feiner Pfefferrahm-Sauce muss jeder selbst entscheiden. Der guten Qualität des fein marmorierten Fleisches tut das nichts. Es wird nach Wunsch gebraten („englisch“, „medium“ oder „durch“) und in der „Puristenversion“ mit Bauernbrot serviert, weshalb selbst die 400g-Ausführung noch unter 20 Euro zu haben ist. Für einen kleinen Aufpreis (2 bis 3 Euro) werden diverse Beilagen wie Kroketten, Bratkartoffeln, Pommes frites oder Spätzle gereicht. In der Summe also ein ordentliches Stück Fleisch mit entsprechendem Beiwerk, das keine Wünsche offen lässt.
Ich musste mit meinem Men‘s Cut an Pfefferrahmsauce (18,90 Euro) und Kroketten (2,80 Euro) jedenfalls ganz schön kämpfen, da mich die Spargelcrèmesuppe (4,90 Euro) von der Saisonkarte vorab schon ziemlich sättigte. Diese fehlt im Moment auf keiner Speisenkarte der Pfalz. Hier kam sie etwas dickflüssiger mit jeder Menge Spargelstückchen in den tiefen Teller. Vom Geschmack her nicht ganz so intensiv, dafür aber frisch zubereitet. Einziger wirklicher Kritikpunkt: die Portionsgröße. Hier wäre etwas weniger mehr gewesen, zumal die Suppe als Vorspeise angeboten wurde. Aber in Pfälzer Weinstuben kommt eben ordentlich was auf bzw. in die Teller. Das weiß man und das ist auch im Muskatellerhof so.
Das ansehnliche Rumpsteak versetzte mich in reinste Fleischfreude. Die Pfeffersauce entstammte einer vollmundigen Jus. Auf der knusprigen Fleischoberfläche lagen aromatische Pfefferkörner, die dem Klassiker den letzten Kick in Sachen Würze verliehen. Zum perfekt medium gebratenen Stück Rind genoss ich eine rote Cuvée aus Cabernet Franc und Syrah-Trauben. Zwei „Hobby-Winzer“ aus Niederhorbach (unweit von Gleiszellen) vinifizieren unter dem Projektnamen „VierMorgen“ eine kleine Auswahl beachtlicher Kreszenzen, von denen ein Rosé, ein Sauvignon blanc und besagte Rotwein-Cuvée angeboten wurden. Das Viertel stand in der Weinkarte mit 6,20 Euro. Keine Ahnung, warum mein Achtel 4,50 gekostet hat, aber es schmeckte fantastisch und passte hervorragend zum herzhaften Rumpsteak. Dass ich ein paar Tage später bei einem der vinophilen Quereinsteiger auf der Matte stand und ein paar Flaschen erwarb, versteht sich wohl von selbst.
Auch meine Begleitung war voll des Lobes über ihren grün-weißen Spargelauflauf, der mit Parmaschinken und Sauce Hollandaise verfeinert aus dem Ofen kam (8,90 Euro) und noch leichten Biss hatte. Beim Hauptgang hatte sie sich für den Salat mit Roastbeefstreifen vom Charolais-Rind (13,90 Euro) entschieden und wurde ebenfalls nicht enttäuscht. Die delikat gewürzten Fleischstücke hatten gehörig Saft in ihren Fasern und werteten das ohnehin schon vor Frische strotzende „Grünzeug“ noch mal so richtig auf. Zusammen mit dem süßlich-säuerlichen Hausdressing war das ein köstlicher Salatteller, wie er besser nicht hätte ausfallen können.
Ein Dessert ging beim besten Willen nicht mehr. Dafür aber ein nettes Gespräch mit der Chefin Nathalie Ball, mit der man genauso ungezwungen Smalltalk betreiben konnte wie vorher mit unserer freundlich aufmerksamen Bedienung am Tisch. Auch im Servicebereich scheint man im Muskatellerhof die richtigen Leute zu haben. Wir nahmen beim Hinausgehen noch einen Umweg über den modern gestalteten Anbau, der mit viel hellem Holz (Dielenboden, massive Tischplatten), moderner Kunst an den strahlend weiß gestrichenen Wänden und einer ausgeklügelten Beleuchtung zu gefallen wusste. Vielleicht sitzen wir ja hier bei unserem nächsten Besuch.
Nur ein paar Meter trennen die neue, zeitgemäße „Weinwelt“ der Familie Ball von ihrer traditionell geprägten, urigen Weinstube aus früheren Tagen. Zwei vom Ambiente her völlig unterschiedliche Bewirtungsbereiche, die vom langjährigen Stammkunden bis hin zum neugierigen Weintouristen sämtliche Gästewünsche zufrieden stellen dürften. Verständlich also, dass solch kulinarische und räumliche Abwechslung ein hohe Frequentierung mit sich bringt. Ohnehin ließe sich die Entwicklung des Muskatellerhofs mit dem Wandel in der Pfälzer Wein- und Gastrolandschaft gut vergleichen. Junge, aufstrebende Winzer und Gastronomen betreten neues Terrain und bringen damit einiges in Bewegung. Neue Entdeckungen wechseln sich mit Altbewährtem ab. Hier in Gleiszellen hat man gleich beides. Auch spannend.
Die Winzergasse in der südpfälzischen Ortschaft Gleiszellen gehört zu den richtig gut besuchten Weinmeilen unserer Region. Dort betreibt der Bruder von Walter Ball, dem Seniorchef des Muskatellerhofs, den in direkter Nachbarschaftslage ansässigen Gasthof „Zum Lam“. Im Weingut Wissing schräg gegenüber gibt es ebenfalls deftige Pfalzküche und wer mit Ausblick übernachten möchte, ist ein paar Meter weiter im Hotel Südpfalz-Terrassen sicherlich gut aufgehoben.
Mittlerweile beherbergt das Örtchen Gleiszellen auch eines der besten Weingüter der Südpfalz. Frank Meyer hat sich mit seinem... mehr lesen
4.0 stars -
"Leckere Pfalzküche im sympathischen Familienbetrieb" marcO74Die Winzergasse in der südpfälzischen Ortschaft Gleiszellen gehört zu den richtig gut besuchten Weinmeilen unserer Region. Dort betreibt der Bruder von Walter Ball, dem Seniorchef des Muskatellerhofs, den in direkter Nachbarschaftslage ansässigen Gasthof „Zum Lam“. Im Weingut Wissing schräg gegenüber gibt es ebenfalls deftige Pfalzküche und wer mit Ausblick übernachten möchte, ist ein paar Meter weiter im Hotel Südpfalz-Terrassen sicherlich gut aufgehoben.
Mittlerweile beherbergt das Örtchen Gleiszellen auch eines der besten Weingüter der Südpfalz. Frank Meyer hat sich mit seinem
Geschrieben am 09.05.2017 2017-05-09| Aktualisiert am
09.05.2017
Besucht am 29.04.2017Besuchszeit: Abendessen Rechnungsbetrag: 48 EUR
Der in den Katakomben des barocken Taschenbergpalais sich befindende Sophienkeller ist eher eine touristische Einrichtung, denn eine gastronomische. So jedenfalls mein Fazit nach einem erlebnisreichen Abend während unserer diesjährigen Kollegiumsfahrt nach Dresden.
Das Kellerrestaurant mit den zahlreichen, historisch gestalteten Themenräumen lapidar als „Nepp“ oder „Touri-Falle“ zu bezeichnen, wäre zu undifferenziert betrachtet. Auch wenn die Getränke-und Essenspreise sowie die Qualität der Speisen dieses hätten vermuten lassen. Es ging uns an jenem Abend ums Gesamtpaket, weshalb wir für unsere um die 50 Personen starke Reisegruppe im Vorfeld die „Kurfürstentafel“ für 37 Euro pro Person gebucht hatten. Und so freuten wir uns auf das gemeinsame Abendmahl im Kollegienkreis wie damals August der Starke auf sein Zeithainer Lustlager.
Ob „Alchimistenschmaus“ oder „Dresdner Trichtersaufen“, hier findet scheinbar jede Zielgruppe ihr passendes Gastro-Event. Etliche Buffetangebote und Menüvorschläge stehen insbesondere für größere Gesellschaften bereit. Authentisch kostümiertes „Künstlervolk“ sorgt für den kulturell-musikalischen Rahmen und weiß die Gäste auf professionelle Art und Weise zu unterhalten. Und das alles in einem Gebäude, das von 1945 bis 1992, also fast ein halbes Jahrhundert lang, als Ruine vor sich hin dümpelte.
Von August dem Starken, der das Taschenbergpalais zur Glanzzeit des Dresdner Barock (Anfang des 18. Jahrhundert) seinem Mätresschen Constantia von Cosel zu Ehren erbauen ließ, sollten wir an diesem Abend noch so einiges hören, da diese wohl schillerndste Figur höfischer Prachtentfaltung in Fleisch und Blute bzw. mit Perücke und Hofkostüm unsere Gesellschaft mit lustigen Anekdoten, schelmischen Erzählungen und anrüchigen Geschichten unterhielt. Der absolutistische Schwerenöter war eloquent in der Wortwahl und mit dem nötigen Hintergrundwissen über unsere Heimatregion ausgestattet. Sein professioneller Auftritt lag zwischen den warmen Hauptgerichten vom Buffet und dem süßen Abschluss wohl platziert. Der Schauspieler hatte seine Rolle verinnerlicht und sorgte für allgemeine Erheiterung.
Doch das eigentliche Highlight des kulturellen Rahmenprogramms stellten zwei Hofmusikanten dar. Frau Baldegunde, die mit ihrer Laute die Top-Hits des frühen 18. Jahrhunderts intonierte, wurde von einem Mann an der Trompete unterstützt. Beide selbstverständlich in höfischer Spielmannstracht. Als dann das Saiteninstrument an einen Vollblutmusiker aus der Pfalz weitergereicht wurde, hatte dies ungeahnte Auswirkungen. Aus dem sächsischen Barockkeller wurde umgehend ein Hort Pfälzer Mundart. Das hätte selbst dem starken August zur Ehre gereicht, was die „Tramps vun de Palz“ da schmetterten. Nur so viel sei gesagt: bei unserer Reisegruppe kam die musikalische Darbietung richtig gut an. Viel besser übrigens als die in Buffetform angebotene Kurfürstentafel.
Von links nach rechts standen in Warmhaltebehältern aufbewahrt: Käse-Weinsüppchen mit Burgundertrauben, Sauerkraut, gebratene Klöße, Hähnchenmedaillons mit Pfirsich und Käse überbacken, Zanderfilet auf Karotten-Fenchelgemüse und Salzkartoffeln. Das kulinarische Ausrufezeichen des Abends jedoch kam frisch zerlegt auf die Teller: das direkt vom Spieß geschnittene, saftig knusprige Spanferkel. Zusammen mit der dunklen Jus aus dem Kupferkessel das Beste, was an diesem Abend auf meinem Teller landete. Leider kam die braune Fleischessenz im zweiten Aufguss etwas zu sehr gestreckt in das Töpfchen und hatte nicht mehr die anfängliche Geschmackstiefe. Die Hähnchenmedaillons gerieten zu trocken (typisch für Geflügel in der Warmhaltebox!), der Zander hatte etwas zu viel Salzwürze abbekommen und das Sauerkraut schmeckte eine Spur zu süßlich. Letzteres bekommt man in jeder Pfälzerwaldhütte wesentlich leckerer serviert. Den gebratenen, etwas geschmacksarmen Kartoffelklößen tat die braune Soße richtig gut. Zusammen mit der delikat gewürzten, reschen Haut vom Spanferkel und dessen saftigem Fleisch war das eine rustikal deftige Kombination, die mir den ein oder anderen Gang zur Warmtheke bzw. zum Ferkelspieß abtrotzte.
Und genau das mag ich am Buffet-Tafeln nicht. Man geht in der Summe doch ein oder zweimal zu oft an die silbernen Futtertröge. Beim Versuch von allem etwas zu erhaschen, kombiniert man nicht selten Speisen, die eigentlich gar nicht zueinander passen oder auf dem Teller nur schwer miteinander harmonieren. Ich ließ an jenem Abend die kalten Vorspeisenplatten (Käseauswahl, Schinkenvariationen und ein paar Salate), die im Vorraum ihrem Verzehr entgegen harrten, links liegen und konzentrierte mich ganz aufs Wesentliche: die Saftsau vom Spieß. Der nette Fleischabschneider mit der scharfen Klinge grinste jedes Mal, wenn er mir einen Extrafetzen von der krossen Ferkelhaut unterjubeln durfte.
Die Nachwehen des Abends bzw. Morgens zuvor in der Dresdner Neustadt, welche die Auswirkungen von gehopften Kaltgetränken der Marken „Böhmisch Brauhaus“ und „Krusovice“ auf den menschlichen Organismus zum Thema hatten, verhinderten die normalerweise übliche Weinkorrespondenz. So riskierte ich noch nicht einmal einen Blick in die spirituelle Schatzkiste des Sophienkellers. Bei den touristisch orientierten Preisen für das Mineralwasser (die Flasche für stolze 6,10 Euro), war das vielleicht auch besser so. Im Übrigen stand am nächsten Morgen ein Abstecher ins benachbarte Elbsandsteingebirge auf dem Programm. Und ein klarer Kopf hat noch keinem Kletterer geschadet.
Vom Nachtischangebot genoss ich ganz entgegen der Saison ein paar Stücke Wassermelone sowie das „Mousse nach Laune der Hofköche“. Mann, müssen die an dem Abend schlecht drauf gewesen sein. Spaß beiseite, die überzuckerte Crème war zwar nichts Besonderes, aber durchaus noch im genießbaren Rahmen. Die 37 Euro Buffetpauschale waren für das Gebotene sicherlich etwas zu hoch angesetzt. Aber in Anbetracht der „sonstigen Leistungen“, die wir rund um die Kurfürstentafel von August dem Starken und seinen Hofmusikanten geboten bekamen, ging das sicherlich ok. Weib und Gesang haben schon immer das Gros der Kosten ausgemacht. Nicht nur im barocken Dresden des frühen 18. Jahrhunderts.
Sollte es mich noch einmal in den Sophienkeller verschlagen, wäre mir ein zünftiges Gelage im über 150 Personen fassenden Themenraum „Zeithainer Lustlager“ mit preußischem Pavillon und badischer Galerie schon lieber, da die stickig-warme Atmosphäre in unserer Abteilung des Gewölbekellers schon grenzwertig war. Dann sollte aber auch das Radeberger in Strömen fließen und das Spanferkel von der Feldküche im Drehkarussell sitzend genossen werden. Wenn schon – denn schon.
Der in den Katakomben des barocken Taschenbergpalais sich befindende Sophienkeller ist eher eine touristische Einrichtung, denn eine gastronomische. So jedenfalls mein Fazit nach einem erlebnisreichen Abend während unserer diesjährigen Kollegiumsfahrt nach Dresden.
Das Kellerrestaurant mit den zahlreichen, historisch gestalteten Themenräumen lapidar als „Nepp“ oder „Touri-Falle“ zu bezeichnen, wäre zu undifferenziert betrachtet. Auch wenn die Getränke-und Essenspreise sowie die Qualität der Speisen dieses hätten vermuten lassen. Es ging uns an jenem Abend ums Gesamtpaket, weshalb wir für unsere um die 50 Personen... mehr lesen
3.0 stars -
"Erlebnisgastronomie im Herzen der Altstadt mit fürstlichen Preisen – jedoch ideal für große Gesellschaften" marcO74Der in den Katakomben des barocken Taschenbergpalais sich befindende Sophienkeller ist eher eine touristische Einrichtung, denn eine gastronomische. So jedenfalls mein Fazit nach einem erlebnisreichen Abend während unserer diesjährigen Kollegiumsfahrt nach Dresden.
Das Kellerrestaurant mit den zahlreichen, historisch gestalteten Themenräumen lapidar als „Nepp“ oder „Touri-Falle“ zu bezeichnen, wäre zu undifferenziert betrachtet. Auch wenn die Getränke-und Essenspreise sowie die Qualität der Speisen dieses hätten vermuten lassen. Es ging uns an jenem Abend ums Gesamtpaket, weshalb wir für unsere um die 50 Personen
Besucht am 30.04.2017Besuchszeit: Abendessen 6 Personen
Im Rahmen unseres diesjährigen Betriebsausflugs verschlug es uns in die lebhafte Dresdner Neustadt. In einem Hinterhof in der Louisenstraße gelegen erfreut sich das im Volksmund schlicht als „Plane“ bezeichnete Kneipenrestaurant einer großen Beliebtheit. In den mit allerhand Krimskrams aus DDR-Zeiten ausstaffierten Gasträumen war mächtig viel los und wir hatten Glück, dass wir überhaupt noch einen Platz im seit vielen Jahren etablierten Szenelokal ergattern konnten. Dementsprechend lange dauerte es, bis wir endlich unsere Bestellung aufgeben durften. Anscheinend war an diesem Sonntagabend vor dem Feiertag (1.Mai) zu wenig Service-Personal vorhanden, um der Masse an Gästen gerecht zu werden.
Zum Ambiente hat GG-Kollege carpe.diem schon alles Erwähnenswerte treffsicher beobachtet und anschaulich beschrieben. Uns gefiel die urige, etwas anachronistisch anmutende Einrichtung sehr gut und wir fühlten uns auf Anhieb wohl. Der nette Kontakt zu den Leuten am Nebentisch ermöglichte einigen „Nachzüglern“ sogar noch freie Stühle. Spontanes Zusammenschieben von Tischen scheint hier zum Plan B zu gehören. Genauso wie die rege Kommunikation am Tisch, die den Lautstärkepegel zu Stoßzeiten etwas in die Höhe trieb. Aber ganz ehrlich, diese Kneipenatmosphäre hatte mächtig Flair. Und die volle Geräuschkulisse hat uns doch früher zu Studentenzeiten auch nicht gestört. Ganz im Gegenteil: da fühlten wir uns sauwohl.
Mit der feinen Auswahl an heimischen Bieren – Verleger-Einheits-Bier („Vollbier“) (Sächsische Braukunst, Hartmannsdorf), Rechenberger Pilsner (Privatbrauerei Rechenberg, Osterzgebirge) oder 1312 Sabotage Pils (Spent Brewer’s Collective, Berlin) – wird sich die Wartezeit auf Soljanka, Würzfleisch und Co. schon ganz gut überbrücken lassen, dachten wir. An unserem Besuchsabend war jedoch die Küche dem Ansturm nicht richtig gewachsen, was die über einstündige Wartezeit auf die Vorspeisen erklären könnte. Die wirklich sehr bemühten Bedienungen konnten einem schon fast leidtun, da sie neben dem Servieren, Abkassieren und Reinigen der Tische auch noch die hungrigen Gäste vertrösten mussten („Essen kommt gleich…“).
Ich hatte mich für das mit Käse überbackene Würzfleisch vom Huhn (5,10 Euro), das originalgetreu mit Toast und Worcestersauce serviert wurde, entschieden. Meine Kollegen wählten das Aufstrich-Dreierlei (6,70 Euro) aus selbstgemachter Ziegenkäsecreme, Thymian-Zwiebel-Aufstrich bzw. Eiersalat und schmierten sich eifrig Stullen am Tisch, um dem Hungertod im Herzen der Dresdner Neustadt zu entrinnen. Weiterhin wurden das Schweineschnitzel mit Bratkartoffeln (11,80 Euro), das Grünkernrisotto mit gebratenen Pilzen und frischer Melone (9,40 Euro) sowie das Bauerfrühstück (9,90 Euro) von meinen Kolleginnen und Kollegen geordert.
Einige Klassiker der einfachen, rustikal nahrhaften DDR-Küche ringen dem hier einkehrenden Gast schon beim Lesen der Speisenkarte das ein oder andere Lächeln ab. Entweder weil einem diese „Ostgerichte“ noch in verklärt romantischer Erinnerung am geistigen Gaumen kleben oder weil man einfach verblüfft darüber ist, was früher so alles in den sozialistischen Einheitstöpfen schmorte. Für den Touri aus dem Westen kommt das Angebot einer kleinen kulinarischen Entdeckungsreise gleich, die einen mit hausgemachter Sülze, Eiersalatbroten, Bratheringsbuletten sowie Bratkartoffeln mit drei Spiegeleiern herrlich unkonventionell zum Ostgourmand werden lässt.
Da durften natürlich auch die Tomatenspaghetti mit Jagdwurstwürfeln und geriebenem Käse (8,70 Euro), die früher als „Nudeln in Feuersoße“ die Pastafreunde des Ostens begeisterten, nicht fehlen. Die sollten es zum Hauptgang werden! Die Wartezeit kam uns nun etwas kürzer vor, hatten wir doch schon Stullen, Würzfleisch und genügend flüssiges Brot zu uns genommen.
Mein Nudelklassiker war eine ansehnliche Portion. Der Soße hätte etwas mehr Schärfe gut getan, da sie gegen den dominanten Reibekäse geschmacklich schwer zu kämpfen hatte. Den Spaghetti fehlte es etwas an Biss. Sie hatten wohl die berühmten zwei Minuten zu lange heiß vor sich hin gebadet. Dennoch geriet die „DDR-Bolognese“ nicht zum Gaumendesaster, da das Gebotene nach frisch zubereiteten Produkten schmeckte und sich der Verzicht auf Convenience-Produkte positiv bemerkbar machte. Meine Kollegen lobten das saftige Schnitzel und das schlonzige Grünkernrisotto. Die Sauce Hollandaise, die zu dem Spargelgericht serviert wurde, fiel einstimmig „zu dünn“ aus. Das Beelitzer Königsgemüse hätte Besseres verdient gehabt.
Gut gesättigt verließen wir zu vorgerückter Stunde die „Plane“ und waren um ein paar kulinarische Osterfahrungen reicher. Mit der Gewissheit, dass solche Läden zur Bewahrung unseres Kulturerbes in Sachen Speis und Trank einen nicht unerheblichen Beitrag leisten, sahen wir das etwas in die Länge gezogene Dinner schon wieder mit anderen Augen und freuten uns auf die nächste Kneipe. Die mussten wir in der Louisenstraße nicht lange suchen. Tolles Viertel, ansprechende Läden! Dresdner Neustadt, wir kommen wieder!
Im Rahmen unseres diesjährigen Betriebsausflugs verschlug es uns in die lebhafte Dresdner Neustadt. In einem Hinterhof in der Louisenstraße gelegen erfreut sich das im Volksmund schlicht als „Plane“ bezeichnete Kneipenrestaurant einer großen Beliebtheit. In den mit allerhand Krimskrams aus DDR-Zeiten ausstaffierten Gasträumen war mächtig viel los und wir hatten Glück, dass wir überhaupt noch einen Platz im seit vielen Jahren etablierten Szenelokal ergattern konnten. Dementsprechend lange dauerte es, bis wir endlich unsere Bestellung aufgeben durften. Anscheinend war an diesem Sonntagabend... mehr lesen
3.5 stars -
"Nostalgisch angehauchtes Kneipenrestaurant mit langen Wartezeiten" marcO74Im Rahmen unseres diesjährigen Betriebsausflugs verschlug es uns in die lebhafte Dresdner Neustadt. In einem Hinterhof in der Louisenstraße gelegen erfreut sich das im Volksmund schlicht als „Plane“ bezeichnete Kneipenrestaurant einer großen Beliebtheit. In den mit allerhand Krimskrams aus DDR-Zeiten ausstaffierten Gasträumen war mächtig viel los und wir hatten Glück, dass wir überhaupt noch einen Platz im seit vielen Jahren etablierten Szenelokal ergattern konnten. Dementsprechend lange dauerte es, bis wir endlich unsere Bestellung aufgeben durften. Anscheinend war an diesem Sonntagabend
Besucht am 07.04.2017Besuchszeit: Abendessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 189 EUR
Peter Steverding kocht seit neuestem „schnörkellos gut“. Nicht dass der Herxheimer Herdzauberer jemals schlecht gekocht hätte, aber die gastronomische Ausrichtung seines Isenhofs hat sich seit dem Verzicht auf den Michelin-Stern im vergangenen Jahr merklich geändert. Seit 1995 besaß Steverding ein einsterniges Dauer-Abo beim Guide Michelin. Nun zog er selbst einen Schlussstrich und das aus recht banalem Grund. Sein zweiter Mann in der Küche wollte sich selbständig machen. Der mittlerweile 57jährige Chefkoch wollte keinen neuen Nachfolger ausbilden oder sich mit einem neuen „Souschef“ arrangieren, weshalb ihm letztlich gar nichts anderes übrig blieb, als den Aufwand herunterzuschrauben. Der Verzicht auf den Stern war eine logische Konsequenz, die auf den Produktfanatiker Steverding anscheinend sehr befreiend wirkte.
Mit jeder Menge neuer Motivation und den Kopf voller kulinarischer Ideen steht nun der frühere Tellerakrobat weitestgehend allein am Herd und will einfach nur „schnörkellos gut kochen, ohne dabei auf Qualität zu verzichten“. Denn seine hohen Ansprüche an das von ihm verwendete Material und dessen Verarbeitung sind noch immer sterneverdächtig. Ich war also sehr gespannt, wie das wohl auf dem Teller aussehen würde.
An einem Freitagabend Anfang April war es dann soweit. Wir hatten Grund zu feiern und der Gutschein anlässlich meines Geburtstages flehte nach Einlösung. Da hatte sich meine Mutter ein paar Monate zuvor nicht lumpen lassen. Aus meiner anfänglichen Absicht, den Isenhof an einem sogenannten „Schüssel-Sonntag“, bei dem es vier Gänge für gerade einmal 49 Euro zu erstehen gibt, zu besuchen, wurde nichts, da schon alle Plätze vergeben waren. Also reservierte ich einen Tisch für Zwei am Abend.
Mein letzter Besuch in der Knittelsheimer Gourmetadresse lag sicherlich schon gute 15 Jahre zurück. Aber an den leckeren Hummer (der Erste meines Lebens…) von damals erinnere ich mich heute noch. Parkmöglichkeiten waren an der Hauptstraße genügend vorhanden. Nach ein paar Schritten standen wir vor dem liebevoll restaurierten, indirekt angestrahlten Fachwerkhaus, das bei Dunkelheit besonders anziehend wirkte. Servicechefin Petra Dollt, die Lebensgefährtin von Peter Steverding, war gerade beschäftigt, weshalb wir von ihrer Kollegin sehr freundlich in Empfang genommen wurden. Die kannte ich noch aus altehrwürdigen Bärenklause- bzw. Keschdebusch-Zeiten, als sie das Duo Bernhard/Sitter im Service unterstützte. Die Gastrowelt der Pfalz ist klein.
Genau wie in früheren Zeiten tischt der Meister nur ein Menü auf, das er im monatlichen Wechsel anbietet. Das Menü „Frühling“ passte zum warmen Aprilanfang ganz wunderbar. Es beinhaltete sechs Gänge und war für 108 Euro in der Komplettversion zu haben. Beim Hauptgang und beim Dessert durfte man zwischen Kaiserbarsch und Stubenküken bzw. Erdesbacher Ziegenkäse und einem „süßen Erwachen“ wählen. Gerne können auch einzelne Komponenten des Menüs geordert werden. Alles ganz easy, alles ganz locker in der Isenhof Version 2.0.
Und genau davon machte meine Begleitung an jenem Abend auch Gebrauch. Sie entschied sich für den gebratenen Alpen-Saibling mit Auberginen-Lasagne (22 Euro), das Rucola-Sorbet (11 Euro) und den Kaiserbarsch mit Topinambur und Frühlingsgemüse (34 Euro), während ich die verkürzte Fünf-Gang-Version des Menüs (ohne den Rotgarnelen-Jakobsmuschel-Cocktail) wählte (89 Euro).
Als Ergänzung zur klug arrangierten Weinkarte, die eine Art Best-of-Album in Sachen Pfalzwein darstellte, wurden noch ein paar Empfehlungen glasweise (0,1 l) angeboten. Neben der stattlichen Auswahl an Weißweinen namhafter Winzer, ist hier auch die Spitze roter Pfalzgewächse flaschenweise vertreten. Der 2007er Syrah von Diehl aus Edesheim (28 Euro) oder die Cuvée Nr. 37 vom Stiftsweingut Meyer aus Klingenmünster aus dem Jahr 2005 (40 Euro) sind richtig leckere Rotweine, die in keinem Pfälzer Weinkeller fehlen sollten. Zudem übertreibt man es nicht mit den Preisen. Der Pi-mal-Daumen errechnete Doppelfaktor wurde bei den Flaschenweinen nur geringfügig überschritten.
Den Auftakt machte ein spritziger, mit Winzersekt aufgegossener Rhabarber-Hauscocktail (7,80 Euro), der meinen Aperitifwunsch adäquat stillte. Die Flasche sprudelndes Mineralwasser der Marke Bellaris – für mich eines der besten überhaupt – schlug mit 5,90 Euro zu Buche. Ein Gläschen vom 2015er Grauburgunder „Grenzgänger“ von der Jungwinzerin Nicole Graeber aus Edenkoben (0,1l für 5 Euro) sollte es zum Menüstart sein. Eine gute Wahl, wie sich herausstellen sollte.
Doch zuerst grüßte „Preziosen-Peter“ höchst mediterran aus der Küche. Und zwar in Form eines als Amuse Gueule getarnten Miniaturgerichtes, das im Großformat einen euphorischen Hauptgang abgegeben hätte. Ein Stückchen in Tempura gebackener Zackenbarsch lag auf dem leckersten Häuflein Fenchelsalat, den ich bisher probieren durfte. In Kombination mit dem daneben verlaufenden Pesto-Streifen und zwei weiteren, präzise abgeschmeckten Saucen war das eine erste kleine Geschmacksbombe, die schon vor dem eigentlichen Menübeginn zündete. Das fing ja schon mal gut an.
Früher hätte der Küchenchef wahrscheinlich gleich drei oder vier solcher Gaumenkitzler ins Rennen geschickt und man wäre schon vor dem ersten Vorspeisenhappen gut gesättigt gewesen. Das waren wir nicht, wenn auch das delikat schmeckende, mit schwarzer Sepia-Tinte gefärbte Brot und die schmackhaft gewürzte Butter uns dazu hätten verleiten können.
Mein erster „echter“ Gang, der Tee vom Erstlingsgemüse, wurde passend im Glas serviert. In der herzhaft-frischen Gemüsebrühe schwamm neben kleingeschnippeltem Grünzeug auch ein aromatischer Bärlauch-Flan. Auf dem Glas thronte ein köstlicher, asiatisch angehauchter Poularden-Saté-Spieß, der ganz hervorragend dazu passte.
Meine Begleitung stieg erst beim nächsten Gang mit ein. Der hieß genau wie bei mir Alpen-Saibling und lag in gebratener und gebeizter Form auf einer Auberginen-Lasagne, die allein schon den Weg nach Knittelsheim wert war. Beim österreichischen Fisch des Jahres 2017 zeigte sich der Meister am Herd in Topverfassung. Sicherlich ein Sterne-Gang, bei dem in erster Linie mediterrane Aromen im Vordergrund standen. Mit intensiv schmeckenden Cocktail-Tomatenhälften aus dem Backofen und einem Krustentierschaum zum Niederknien. Süffig, leicht und doch substantiell. Der auf den Punkt gebratene Seesaibling war innen saftig-zart und außen schön kross geraten. Anders kann ein Saiblingsgericht sicher sein – besser wohl kaum! Hier gingen Produktqualität und technische Umsetzung in nahezu perfekter Art und Weise Hand in Hand. Eine geschmacklich sehr ausgereifte Kombination, die harmonische Aromenakkorde am Gaumen hervorrief. Schnörkellos großartig!
Als Zwischengang dann ein geschmacklicher „Down-to-Earth-Grounder“, der es in sich hatte. Das Rucola-Sorbet-Türmchen kam mit knuspriger Sonnensegel-Hippe und nussig-süßer Pinienmasse on top. Bei dieser erfreulichen Kleinigkeit wurde der leicht bittere Rucola-Geschmack mit ein paar frischen Zitrusnoten aufgepeppt und durch die dezente Piniensüße gekonnt abgerundet. Ein sehr gelungener, wiederum sehr mediterran anmutender Gang, der die Geschmacksnerven für das Hauptgericht neu justierte.
Das erste Glas Wein war mittlerweile zur Neige gegangen, also schnell vor dem Hauptgang noch eines nachordern. Die 2014er Chardonnay Spätlese vom Weingut Kleinmann aus Birkweiler (0,1l für 5 Euro) kam mir da gerade recht. Laut Aussage der Hausherrin Petra Dollt hat man Gott sei Dank noch ein paar Flaschen des mittlerweile nicht mehr käuflich zu erwerbenden Rebsaftes im Keller gebunkert. Ein Hammer-Wein – wie geschaffen für mein Stubenküken. Übrigens stand das, was Frau Dollt und ihre Kollegin im Service boten, der Küchenleistung in Nichts nach. Aufmerksames Nachschenken beim Wasser, charmante Erklärungen beim Wein und jede Menge Routine beim Kredenzen der Speisen. Das hatte Stil und sorgte ungemein fürs kulinarische Wohlbefinden.
Das norddeutsche Traditionsgeflügel, dessen Pendant im Elsass bzw. in Baden unter dem Begriff „Mistkrätzerle“ firmiert und dessen Name von der früheren Haltungsform in der Wohnstube herrührt, lag als Brust mit Morchelfüllung und kross gebackener Quader von der Keule auf leicht bissfestem Topinamburgemüse. Perfekt im Gargrad das wunderbar knackige Frühlingsgemüse (Karotten, Bohnen etc.), das für die nötige Frische auf dem Teller sorgte. Das Fleisch des Federviehs war superzart und schön saftig. Zusammen mit dem mit Morcheln verfeinerten Füllsel und der geschmacksintensiven Glace ein absoluter Hochgenuss. Ich kann mit Fug und Recht behaupten, dass dies die mit Abstand konzentrierteste Sauce war, die ich seit langem in einem Restaurant vorgesetzt bekam. Der Knittelsheimer Soßen-Gott zeigte mir damit so richtig wo der Hammer hängt. Bei ihm scheinbar auf ganz hohem Niveau. Schnörkellos geil!
Meine Begleitung hatte anstatt dem Stubenküken die Kaiserbarsch-Variante zum Hauptgang. Reduziert in der Anrichtung lag auch hier der Fokus ganz auf dem Geschmack des Meeresbewohners, der ebenfalls erstklassig gebraten und von buntem Frühlingsgemüse als Beilage unterstützt wurde. Da kann man nun diskutieren, ob noch mehr Akrobatik auf dem Teller für mehr Gaumenkitzel gesorgt hätte. Für uns war das alles sehr stimmig und ließ keine Wünsche offen. Ein nahezu perfekt arrangiertes Geschmackserlebnis, das definitiv Sterneniveau hatte.
Und dann war da ja auch noch unser „süßes Erwachen“, das wir uns am Tisch teilten. Frische Fruchtnoten (Rhabarber, Himbeeren, Erdbeeren), intensive Aromen (sagenhaft leckere Vanillemaultäschchen) und süße Versuchungen (Pistazienkugeln) stahlen sich auf dem Teller fast gegenseitig die Schau und sorgten in der Summe für einen rundum harmonischen Nachtischgenuss, der mit einem Gläschen Muskateller von Oliver Zeter (0,1 l für 4 Euro) passend korrespondiert wurde.
In der Summe hat uns der Abend in Knittelsheim sehr gut gefallen. Peter Steverding’s entschlackte Hochküche wurde von einem Service auf Topniveau kongenial ergänzt. Die neue Ausrichtung tut dieser Pfälzer Gourmetadresse so richtig gut, denn Qualität und Zubereitung der Speisen sind auch ohne Stern vom Allerfeinsten. Der „upgedatete“ Isenhof ist nach wie vor ein Ort des kulinarischen Wohlfühlens und Verweilens, der in der Pfalz-Liga der Genüsse einen der vordersten Plätze einnimmt. Und dass diese Art von Küche ihren Preis hat, versteht sich von selbst.
Peter Steverding kocht seit neuestem „schnörkellos gut“. Nicht dass der Herxheimer Herdzauberer jemals schlecht gekocht hätte, aber die gastronomische Ausrichtung seines Isenhofs hat sich seit dem Verzicht auf den Michelin-Stern im vergangenen Jahr merklich geändert. Seit 1995 besaß Steverding ein einsterniges Dauer-Abo beim Guide Michelin. Nun zog er selbst einen Schlussstrich und das aus recht banalem Grund. Sein zweiter Mann in der Küche wollte sich selbständig machen. Der mittlerweile 57jährige Chefkoch wollte keinen neuen Nachfolger ausbilden oder sich mit einem... mehr lesen
4.5 stars -
"Auch ohne Stern vom Allerfeinsten" marcO74Peter Steverding kocht seit neuestem „schnörkellos gut“. Nicht dass der Herxheimer Herdzauberer jemals schlecht gekocht hätte, aber die gastronomische Ausrichtung seines Isenhofs hat sich seit dem Verzicht auf den Michelin-Stern im vergangenen Jahr merklich geändert. Seit 1995 besaß Steverding ein einsterniges Dauer-Abo beim Guide Michelin. Nun zog er selbst einen Schlussstrich und das aus recht banalem Grund. Sein zweiter Mann in der Küche wollte sich selbständig machen. Der mittlerweile 57jährige Chefkoch wollte keinen neuen Nachfolger ausbilden oder sich mit einem
Besucht am 05.04.2017Besuchszeit: Abendessen 3 Personen
Das El Toro eröffnete am 1. Juli 2016 in der Landauer Pestalozzistraße in den Räumlichkeiten des früheren „Edelweiss“, einer zu Studentenzeiten gerne besuchten Kneipe. Das Konzept mit dem Fleisch von „natürlich aufgewachsenen, freilebenden Rindern“ (Zitat Homepage) scheint aufzugehen. Vor ein paar Wochen nahm bereits ein erster Ableger des Landauer Steakrestaurants im nahegelegenen Essinger Golfclub „Landgut Dreihof“ den Gastro-Betrieb auf.
Die Meinungen gehen über das zwischen Messplatz und Fußgängerzone gelegene Mutterlokal etwas auseinander. GG-Kollege Keeshond verlieh im Januar satte 4 Sterne, sprach von gutem Service und überzeugendem Essen. Seinem Fazit nach hatte er weitere Besuche im Visier, um sich durch die Steakkarte zu futtern. Ein Arbeitskollege war von den El-Toro-Burgern begeistert. Doch einige Stimmen kritisierten die laute Atmosphäre, die ein gemütliches Abendessen beeinträchtigen würde. Auch die Preispolitik wurde von mancher Seite als zu ambitioniert betrachtet. Es half also alles nichts, ich musste mir selbst ein Bild machen.
Zusammen mit zwei Arbeitskollegen besuchte ich an einem Mittwochabend den Stier im Herzen von Landau. Mein Kollege hatte vorsorglich reserviert, was nicht nötig gewesen wäre, da sich noch etliche freie Tische im Gastraum befanden. Von seiner Einrichtung her ist das El Toro eine Mischung aus Kneipe und Restaurant. Kein Wunder, genoss ich doch vor noch gar nicht allzu langer Zeit in eben jenen Räumlichkeiten die Champions-League Spiele meines großen Münchner Lieblingsvereins auf den damals vorhandenen Bildschirmen.
Nach wie vor wird das Ambiente von dunklem Holz dominiert. Mobiliar, Thekenbereich, Wandvertäfelung und Parkettboden glänzen hölzern um die Wette. Große, dimmbare, etwas deplatziert wirkende Kugelleuchten hängen trotzig von der Decke. Diverse Stierdevotionalien haben an den Wänden und im Barbereich Einzug gehalten. Ansonsten hat sich im Inneren des Lokals vergleichsweise wenig geändert. Die hohen Decken wirken sich negativ auf die Akustik im Raum aus, was zu einer erschwerten Kommunikation am Tisch führt. Nicht der einzige Kritikpunkt an jenem Abend.
Bei der Bedienung bin ich ganz bei Keeshond. Das hat alles gut gepasst. Die blonde Servicedame brachte uns etwas verdutzt die Speisenkarten, da bereits zwei mitgebrachte Flaschen spanischen Rotweins aus meinem Weinkeller auf unserem Tisch standen. Zwei Mitbringsel für meine Kollegen, deren Arbeit ich wertschätze. Wenn uns das Weinangebot im El Toro nicht gepasst hätte, wären wir gut versorgt gewesen.
Mir war an diesem Abend eher nach was Frischerem zumute, weshalb ich mich mit zwei Gläsern Radler (0,3 l für 2,80 Euro) zufrieden gab. Der Blick in die Speisenkarte offenbarte ein reiches Angebot an kalten und warmen Tapas, diversen Fleischsorten vom Grill sowie den dazugehörigen Beilagen und Saucen, die man hier separat bestellt. Nach dem Motto „Kleinvieh macht auch Mist“ schlägt sich dieses von vielen Steakhäusern angewandte Baukastensystem natürlich preislich nieder.
Eine nette Geste kam zu Beginn unseres Essens in Form eines Küchengrußes, der aus Süßkartoffel-Pommes, Aioli und eingelegten Oliven bestand. Ein kleiner Snack zum Dippen zur Verkürzung der Wartezeit, den wir gerne annahmen.
Meine Kollegen waren in Rumpsteak-Laune. Der 300 Gramm schwere Klassiker vom argentinischen Black Angus Rind lag ohne alles bei 18 Euro. Hinzu kam jeweils eine Portion dicker Steakhouse Fritten (3,50 Euro) und ein kleiner Beilagensalat (3,20 Euro). Beide wollten ihr Steak medium gebraten. Meine Wahl fiel auf das angeblich 600g schwere T-Bone-Steak, das in der Karte mit 36 Euro ausgepreist war. Ein stolzer Preis für ein hoffentlich genauso stolzes Stück trockengereiftes Fleisch. Auch ich entschied mich für die dicken Fritten als Beilage. Zusätzlich sollte es noch die hausgemachte BBQ-Sauce sein. Wir waren gespannt, was man uns da frisch gegrillt auf die Teller legen würde.
In Erinnerung an mein erstes Dry-Age-Porterhouse-Steak vom Herxheimer Kultmetzger Adam („Herxheimer Kobe“) lag die Messlatte natürlich recht hoch. Zu hoch, wie sich bei näherer Betrachtung meines Tellers herausstellen sollte. Das Steak war flächenmäßig größer als jenes aus dem Pfälzer Tabakdorf, aber leider nur etwa halb so dick. Es kam, wie geordert, medium gebraten und hatte einen schönen Fettanteil, der knusprig gegrillt sehr fein schmeckte. Auch die Würzung des Fleisches ging in Ordnung. Es war kein zusätzlicher Pfeffer und auch kein Salz vonnöten.
Der nur im Ansatz vorhandene T-Knochen hatte eher kleinere Ausmaße und so fragte ich mich doch, wie man hier bitteschön auf 600g Fleisch kommen sollte. Kollege Daueresser hätte sicherlich eine Fleischwaage zum Aufklappen aus seinem Michelin-Koffer gezogen und nachgemessen. Für meine Vermutung, dass hier die Gewichtsangabe wahrscheinlich etwas nach unten korrigiert werden müsste, fehlten mir also die Beweismittel, aber mein Bauchgefühl wäre nach 600g sicherlich ein anderes gewesen. Auf meine Nachfrage hin, wurde die Herkunft des Rindfleisches der iberischen Halbinsel zugeschrieben. Hmm, ich war skeptisch und Skepsis ist nie gut – schon gar nicht bei einem Erstbesuch. Die besten Reifeergebnisse erzielt mein Vertrauensmetzger nach 8 Wochen im Reifeschrank. Mich hätte die Angabe von lediglich 21 Tagen (laut Speisenkarte) schon stutzig machen sollen. Denn auch am Gaumen fehlte dem dünngeschnittenen T-Bone-Steak der erhoffte, intensiv animalische Rindgeschmack, der bei sachgemäß angewandter Trockenreifung entsteht.
Den 300g Rumpsteaks meiner beiden Kollegen sah man ihr Gewicht förmlich an. Schon der Cut der beiden dicken Tranchen verriet ihre argentinische Herkunft. Leider war das eine etwas zu durch geraten, was meinen Kollegen um den rosafarbenen Fleischgenuss brachte. Unsere Pommes hatten durchschnittliche Convenience-Qualität und waren nicht sonderlich gut gewürzt. Erst in Kombination mit der BBQ-Sauce wurden sie zu einer schmackhaften Beilage.
Alles in allem also ein Besuch mit Höhen und Tiefen. Die 4 Sterne-Bewertung von GG-Kollege Keeshond kann ich nicht ganz bestätigen. Dafür schneidet bei mir das El Toro in puncto PLV einfach zu dürftig ab. Für einen Wiederholungsbesuch würde ich wahrscheinlich den Daueresser samt Fleischwaage mitnehmen und das preislich attraktivere Rumpsteak ordern. Dann aber Augen auf beim Gargrad!
Das El Toro eröffnete am 1. Juli 2016 in der Landauer Pestalozzistraße in den Räumlichkeiten des früheren „Edelweiss“, einer zu Studentenzeiten gerne besuchten Kneipe. Das Konzept mit dem Fleisch von „natürlich aufgewachsenen, freilebenden Rindern“ (Zitat Homepage) scheint aufzugehen. Vor ein paar Wochen nahm bereits ein erster Ableger des Landauer Steakrestaurants im nahegelegenen Essinger Golfclub „Landgut Dreihof“ den Gastro-Betrieb auf.
Die Meinungen gehen über das zwischen Messplatz und Fußgängerzone gelegene Mutterlokal etwas auseinander. GG-Kollege Keeshond verlieh im Januar satte 4 Sterne, sprach... mehr lesen
El Toro
El Toro€-€€€Restaurant, Steakhouse06341 1449626Pestalozzistraße 21, 76829 Landau in der Pfalz
3.0 stars -
"Saftige Steaks zu saftigen Preisen im ehemaligen „Edelweiss“" marcO74Das El Toro eröffnete am 1. Juli 2016 in der Landauer Pestalozzistraße in den Räumlichkeiten des früheren „Edelweiss“, einer zu Studentenzeiten gerne besuchten Kneipe. Das Konzept mit dem Fleisch von „natürlich aufgewachsenen, freilebenden Rindern“ (Zitat Homepage) scheint aufzugehen. Vor ein paar Wochen nahm bereits ein erster Ableger des Landauer Steakrestaurants im nahegelegenen Essinger Golfclub „Landgut Dreihof“ den Gastro-Betrieb auf.
Die Meinungen gehen über das zwischen Messplatz und Fußgängerzone gelegene Mutterlokal etwas auseinander. GG-Kollege Keeshond verlieh im Januar satte 4 Sterne, sprach
Besucht am 04.04.2017Besuchszeit: Abendessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 44 EUR
Mitten in der Frankweiler Weinbergslandschaft wurde vor etwa fünf Jahren ein rot gestrichener Pavillon neu errichtet. Dass es sich in seinem Inneren gut essen und trinken lässt, scheint kein Geheimnis mehr zu sein. In der zum Weingut Müller gehörenden Weinbar war an jenem Dienstagabend nämlich „full house“. Wie gut, dass wir reserviert hatten und uns noch an einen großen Tisch dazu setzen durften.
Der Außenbereich ist nun auch fertig gestellt und bei warmen Temperaturen lässt es sich hier ganz vortrefflich sitzen. Einziges, jedoch aus meiner Sicht eher zu vernachlässigendes Manko: der groß angelegte Spielplatz für die Kleinen, dessen lebendiges Treiben ein wenig zu Lasten der Gemütlichkeit und der Atmosphäre geht. Aber an Essen und Trinken unter freiem Himmel war aufgrund der kühlen Temperaturen an jenem Dienstagabend eh nicht zu denken.
Vor dem Betreten des Weinpavillons der Müllers wanderte unser Blick westwärts und blieb am Mittelgebirgsrand des Pfälzerwaldes kleben. Der ehemalige Steinbruch stach mit seinem gelblich-hellen Muschelkalk aus der Waldlandschaft hervor. Weiter drüben dann die von Weinreben dominierte, dem Waldrand vorgelagerte Hügelzone, die mit fruchtbaren Lössriedeln sanft in die flache Rheinebene überging. „What a wonderful place to be!“
Wir traten in den fast komplett gefüllten Gastraum ein und wurden von einer jungen Bedienung (Aushilfe?) an einen Tisch geführt, an dem schon zwei Gäste saßen. In der Pfalz durchaus nicht ungewöhnlich und in vielen Weinstuben schon seit jeher gang und gäbe. Mir war das betriebsame Treiben in dem Weinlokal anfänglich etwas zu viel des Guten. Die Lautstärke im Gastraum empfand ich als grenzwertig. Später, als es leerer wurde, fühlte ich mich doch um einiges wohler.
Die ausgeklügelte Beleuchtung durch die einzeln von der Decke baumelnden Spots trug zu späterer Stunde maßgeblich zur gemütlichen Stimmung bei. Auf bequem gepolsterten Stühlen ließ es sich komfortabel sitzen. Dabei immer die namensgebende Bar im Blick. Hier befand sich das Epizentrum des Geschehens, denn hier wurde bestellt, probiert und später dann auch bezahlt. Das komplette Weinsortiment der Winzerfamilie Müller hätte man hier zu Ab-Hof-Preisen käuflich erwerben können. Über der Theke war eine große Kunststofftafel angebracht (es geht scheinbar auch ohne Schiefer…), auf der das Speiseprogramm niedergeschrieben stand.
Mit argentinischem Rumpsteak (Block House Qualität), Feldsalat mit neuseeländischer Lammhüfte, Tafelspitz mit Meerrettichsauce, deftigen Käsespätzle, knusprigen Chickenwings und Calamares im Backteig wurde eine vielfältige Auswahl an Essbarem geboten. Eine zusätzliche Flammkuchenkarte mit etwa acht verschiedenen Varianten - teilweise waren da etwas gewollt ungewöhnliche Kreationen mit Lachs, Krabben und Lauch dabei - und eine kleine Snack-Karte mit Obatzda, eingelegtem Münsterkäse und diversen Salaten ergänzten die Speiseauswahl. Preislich war das alles im „besserbürgerlichen“ Normbereich angesiedelt. Das Rumpsteak zog mit 19,90 Euro die obere Grenze.
Von der gut bestückten Bandbreite an gutseigenen Weinen wählten wir eine Riesling Spätlese und einen Blanc de noir aus Merlot-Trauben in homöopathischer 0,1l-Dosierung. Mit 2,70 Euro bzw. 2 Euro für das Gläschen waren wir dabei. Vorneweg sollte es für mich die Rinderkraftbrühe mit Leberknödeleinlage (4,90 Euro) sein. Mit dem Wiener Schnitzel vom Tiroler Milchkalb mit Pommes frites und Salatbouquet (18,90 Euro) und der Ofenkartoffel mit Frühlingsquark und Salat (6,90 Euro) standen unsere Hauptspeisen fest.
Die Suppe kam in einem tiefen Teller, in dessen Innerem sich ein ansehnlicher Leberknödel (von der Landmetzgerei Roland Benz aus Ottersheim) befand. Die Brühe hatte jedenfalls genügend Kraft. Man schmeckte, dass hier keine Helferlein aus der Tüte die klare Rinderkonsommee trübten. Auch der Leberknödel hatte ordentliche Qualität und war mit seiner süßlich-würzigen Note ein passendes Beiwerk zur herzhaften Brühe. Die Ofenkartoffel meiner Begleitung erschien in stattlicher Portion. Genau wie bei meinem Schnitzel von einem lecker angemachten, gemischten Salat begleitet. Die beiden Kalbsschnitzel lagen butterzart und mit lockerer, leichte Blasen bildender Panade umhüllt auf meinem Teller. Die Pommes frites waren von tadelloser Beschaffenheit und zudem hervorragend gewürzt. Ein besseres „Schniposa“ hatte ich lange nicht mehr gegessen. Da musste ein zusätzliches Gläschen trockener Sauvignon blanc (0,1 l für 2 Euro) vom Bioland Weingut Kuntz aus Mörzheim (Gastwinzer des Monats) herhalten.
Zum kulinarischen Ausklang des Abends teilten wir uns noch eine Portion Marillenknödel (6,90 Euro) von der Desserttafel. Und je später es wurde, desto atmosphärischer war die Stimmung im modernen Weinpavillon der Müllers. Hier, inmitten der Frankweiler Weingärten, lässt es sich gut aushalten. Die preislich sehr fair gestaltete Weinkarte, die ein breites Spektrum abdeckende Speiseauswahl und deren Qualität locken viele Gäste an, weshalb das Reservieren vorab sicherlich ratsam ist. Beim nächsten Besuch im Sommer sitzen wir dann garantiert auf der Außenterrasse und schauen den Reben beim Wachsen zu.
Mitten in der Frankweiler Weinbergslandschaft wurde vor etwa fünf Jahren ein rot gestrichener Pavillon neu errichtet. Dass es sich in seinem Inneren gut essen und trinken lässt, scheint kein Geheimnis mehr zu sein. In der zum Weingut Müller gehörenden Weinbar war an jenem Dienstagabend nämlich „full house“. Wie gut, dass wir reserviert hatten und uns noch an einen großen Tisch dazu setzen durften.
Der Außenbereich ist nun auch fertig gestellt und bei warmen Temperaturen lässt es sich hier ganz vortrefflich sitzen.... mehr lesen
4.0 stars -
"Modernes Weinrestaurant mit Thekenkonzept, anständiger Küchenleistung und fair bepreisten hauseigenen Weinen" marcO74Mitten in der Frankweiler Weinbergslandschaft wurde vor etwa fünf Jahren ein rot gestrichener Pavillon neu errichtet. Dass es sich in seinem Inneren gut essen und trinken lässt, scheint kein Geheimnis mehr zu sein. In der zum Weingut Müller gehörenden Weinbar war an jenem Dienstagabend nämlich „full house“. Wie gut, dass wir reserviert hatten und uns noch an einen großen Tisch dazu setzen durften.
Der Außenbereich ist nun auch fertig gestellt und bei warmen Temperaturen lässt es sich hier ganz vortrefflich sitzen.
Geschrieben am 10.04.2017 2017-04-10| Aktualisiert am
10.04.2017
Besucht am 23.02.2017Besuchszeit: Abendessen 2 Personen
Wie man diversen Restaurantführern entnehmen kann, haben Sybille und Swen Bultmann mit ihrem Restaurant Atable im Ludwigshafener Stadtteil Hemshof eine geschmackvoll eingerichtete Gourmetadresse geschaffen. 2013 zog das sympathische Gastro-Paar in die ehemaligen Räumlichkeiten des über die Rheinseite „geflohenen“ Restaurants Marly ein. Mit Swen Bultmann, der schon im Osnabrücker Sternelokal La Vie am Herd stand, und seiner mehrfach ausgezeichneten Frau Sybille, die vorher im Ketschauer Hof als Sommelière für die Auswahl der Weine verantwortlich war, sind hier zwei absolute Profis am Werk. Dem guten Ruf des Atable folgend ließen wir uns hier gerne „zu Tisch“ bitten.
Schon das Ankommen erwies sich als stressfreie Angelegenheit. Keine 100 Meter entfernt befand sich ums Eck ein Parkhaus mit vernünftiger Preispolitik. Nähert man sich dem Ort des kulinarischen Geschehens strömt einem schon die wohlige Atmosphäre gehobener Gastlichkeit durch die hohe Glasfront entgegen. Das geradlinig-moderne Interieur wirkte schon auf den ersten Blick sehr einladend.
Drinnen wurden wir von einer jungen Service-Dame sehr herzlich in Empfang genommen und an unseren reservierten Tisch geführt. Getreu dem Motto der beiden Gastgeber: „wohlfühlen und genießen“, ließen wir uns auf gut gepolsterten Stühlen mit Kunstlederbezug nieder und waren auf Anhieb begeistert. Die warmfarbig-dunkelrote Wandgestaltung, die hübsch eingedeckten Tische und die stimmungsvolle Beleuchtung des Gastraumes sorgten in der Summe für eine anspruchsvolle, aber dennoch zwanglose Umgebung, in der wir uns sofort willkommen fühlten. Das hochwertige Zweifach-Besteck von Sambonet, die putzigen Brottellerchen und die vorbildlich polierten Wein- und Wassergläser zeugten von aparter Tischkultur.
Frau Bultmann und ihr junges Service-Team hatten alle Hände voll zu tun, da an diesem Abend nahezu alle Plätze belegt waren. Allem Anschein nach waren viele Stammgäste zugegen. Paare, Familien und kleinere Gesellschaften füllten das Innere des kleinen, aber feinen Restaurants. Es war einiges los im Atable, aber das schien die Mädels vom Service nicht davon abzuhalten, stets den Überblick zu bewahren und ihren Gästen die volle Aufmerksamkeit zu schenken. Um es gleich vorweg zu nehmen, einen Service auf so hohem Niveau hätten wir hier nicht erwartet. Selbst in besternten Häusern geht das nicht besser.
Ohne in die Karte zu schauen wurde die Aperitif-Frage nach kompetenter Beratung mit der Bestellung eines Martini und eines nach Kräutern duftenden Pastis von Henri Bardouin aus der Provence hinreichend beantwortet. Beim Blick in die Speisenkarte erfuhren wir, dass neben dem regulären Angebot ein Hummermenü zu drei, vier oder fünf Gängen offeriert wurde. Daneben konnten sich Austern-Esser an feinen Fines de Claires von Roumégous erfreuen. Neben den Edelprodukten aus dem Meer lockte ein weiteres Menü, das ebenfalls in variierender Anzahl an Gängen sowie mit der passenden Weinbegleitung erhältlich war. Wer lieber à la Carte bestellen möchte, hat die Wahl zwischen vier Vorspeisen und ebenso vielen Hauptgerichten bzw. Desserts.
Neben ambitionierten Vorspeisen wie sanft gegarter Perlhuhnbrust mit pochiertem Wachtelei, Artischockensalat und Trüffelvinaigrette (19 Euro) und Fischsuppe „Bourride“ mit gebratener Rotbarbe, Sauce Rouille und Croutons (14 Euro), sind es vor allem die verlockend klingenden Hauptgerichte, auf die unser Augenmerk fiel. Bretonischer Seeteufel mit geschmortem Fenchel, cremigen Carmargue-Reis und confierter Tomate (34 Euro) klang wie eine kleine kulinarische Frankreich-Tour. Tournedo vom Rinderfilet „Rossini“ mit gebratener Entenstopfleber, Blattspinat, Dauphine Kartoffeln und Périgord-Trüffel (38 Euro) mutete dagegen eher klassisch an.
Trotz der bewusst übersichtlich gehaltenen Auswahl an Gerichten war es gar nicht so leicht das Passende auszusuchen, klang doch alles sehr reizvoll und lecker. Unsere Entscheidung fiel letztendlich auf die beiden Menüs, wenn auch jeweils in der etwas abgespeckten 4-Gang-Version. Für 75 Euro beinhaltete das Lobstermenü einen klassischen Hummercocktail mit Orangen-Chicorée und Feldsalat als Vorspeise, eine kräftige Hummerbisque mit Hummerklößchen im Zwischengang, einen halben Hummer Thermidor mit feinen Nudeln als Hauptgericht und einem geeisten Schokoladentrüffel mit Sauerkirschkompott, Sorbet und Vanille-Crème fraiche zum Dessert. Vier klassisch französisch beeinflusste Gänge, auf die wir sehr gespannt waren.
Auch beim Standardmenü (vier Gänge für 65 Euro) bediente sich Chefkoch Bultmann aus dem kulinarischen Fundus unseres Nachbarlandes Frankreich. Gebratene Jakobsmuscheln kombinierte er einfallsreich mit Elsässer Blutwurst, Sellerie und Calvadosschaum. Das auf der Haut gebratene Seehechtfilet lag auf dicken Fava-Bohnen, die in intensivem Krustentierjus badeten. Das Kalbsfilet im Hauptgang kam ganz klassisch mit einer Café de Paris-Buttermischung, Puy Linsen und gebratenen Kräutersaitlingen auf den Teller. Das Dessert war das gleiche wie beim Hummermenü.
Bei der Weinkarte lag der Schwerpunkt eindeutig auf namhaften Pfälzer Gewächsen. Dabei merkte man gleich die jahrelange Sommelière-Erfahrung von Frau Bultmann, die ihre Weinauswahl mit sehr viel Bedacht zusammengestellt hat. Ihr gelingt auch der Blick über die Pfälzer Weinhügel, indem sie andere bekannte deutsche Anbaugebiete, wie beispielsweise Rheinhessen, Rheingau und Mosel, passend mit einbezieht. Zusätzlich stand eine große Anzahl an Flaschenweinen, deren Provenienz einmal quer durch Frankreich verlief und auch in Italien und Spanien Station machte.
„Wir hätten gerne eine Flasche Grauburgunder vom Volker!“ Da wusste Frau Bultmann gleich, welche Wahl wir getroffen hatten. Und tatsächlich stellte sich der 2015er Grauburgunder Calcit vom Weingut Gies-Düppel aus Birkweiler (22 Euro) als toller Begleiter unserer fisch- und meeresfrüchtelastigen Gerichte heraus.
Auch sehr lobenswert, dass zu jedem Gericht in der Karte eine Weinempfehlung im 0,1l-Format gegeben wird. Der im Barrique ausgebaute Kindenheimer Katzenstein Syrah vom Weingut Ludi Neiss (0,1l für 8 Euro) wäre sicherlich die perfekte Ergänzung zu meinem Kalbsfilet gewesen, blieb jedoch nur eine Anregung für den nächsten Rotwein-Kauf.
Man brachte uns etwas salzige Butter und zwei Sorten Brot. Zusätzlich wurde uns ein wenig hocharomatisches Olivenöl eingegossen und dazu ein Schälchen Fleur de Sel gereicht. Kaum hatten wir das erste Brotkörbchen geleert, stand es schon wieder frisch aufgefüllt vor uns. Dann folgte als Amuse-Gueule ein auf Linsen gebetteter, hausgebeizter Lachs, dessen feine Würze von einem Curry-Mousse-Quader in gepuffter Amaranth-Panade kongenial begleitet wurde. Ein erster Gaumenschmeichler, der sowohl optisch, als auch geschmacklich einiges her machte. Unsere Geschmackspapillen waren danach justiert.
Jakobsmuscheln und Hummercocktail eröffneten unsere beiden Menüs. Uns fiel gleich beim ersten Bissen die hohe Produktqualität der exakt zubereiteten Meeresbewohner auf. Die Muscheln waren im Inneren noch schön glasig und lagen neben einer angebratenen Blutwurst, deren deftiges Aroma zusammen mit dem Apfelnachhall vom Calvadosschaum und der knackigen Frische des Staudenselleries zu einer kleinen Geschmacksexplosion im Mund führte. Die leicht süßlich schmeckenden Hummerstücke punkteten mit saftiger Konsistenz und gingen mit der Cocktail-Sauce eine äußerst leckere Liaison ein.
Unsere beiden Zwischengänge hielten das hohe Niveau, das die Vorspeisen eingeschlagen hatten. Bei beiden Gerichten merkte man, dass es Swen Bultmann in erster Linie um die einwandfreie Zubereitung guter Produkte und deren Geschmack geht und weniger um technische und optische Sperenzchen. Die Hummerbisque hatte ein unglaublich intensives Krustentieraroma, während der Seehecht auf den Punkt gebraten und nach mediterranen Gewürzen duftend vor uns stand.
Absolut stimmig war auch die Zeit, die man uns zwischen den einzelnen Gängen einräumte und die den kulinarischen Spannungsbogen über die gesamte Menülänge hinweg aufrechterhielt. Der Hummer Thermidor, der zu den Klassikern der französischen Küche zählt, war ein in der Karkasse gratiniertes Hummerragout, das mit Champignons und etwas Cognac verfeinert worden war. Dazu passten die hausgemachten Tagliatelle hervorragend. Das rosa gebratene Kalbsfilet mit appetitlicher Café de Paris-Haube wurde von einer ausgezeichneten Jus, noch leicht bissfesten Puy-Linsen und noch knackigen Kräutersaitlingen begleitet. Das zartmürbe Fleisch wurde somit von einer verführerischen Aromenallianz eskortiert, die ihm jedoch nicht die Schau stahl.
Die Kombination aus kräftiger, dunkler Schokolade und eingekochten Kirschen zum Dessert ließ erkennen, dass die Pâtisserie des Atable mit den anderen Posten in der Küche locker mithalten kann. Ein süß-saurer Abschluss, der geschmacklich und texturell zu überzeugen wusste.
Fazit:
Mit solch einer Küchen- und Serviceleistung wundert es nicht, dass sich das Atable zu Ludwigshafens erstem Haus am Platz entwickelt hat. Die schnörkellos-stilsichere Küche von Swen Bultmann harmoniert vortrefflich mit dem geradlinigen Interieur des Restaurants. Und dass Frau Bultmann die passenden Weine bereit hält, macht das Ganze zu einem außergewöhnlichen Erlebnis für Feinschmecker und Liebhaber guter Tropfen.
Wie man diversen Restaurantführern entnehmen kann, haben Sybille und Swen Bultmann mit ihrem Restaurant Atable im Ludwigshafener Stadtteil Hemshof eine geschmackvoll eingerichtete Gourmetadresse geschaffen. 2013 zog das sympathische Gastro-Paar in die ehemaligen Räumlichkeiten des über die Rheinseite „geflohenen“ Restaurants Marly ein. Mit Swen Bultmann, der schon im Osnabrücker Sternelokal La Vie am Herd stand, und seiner mehrfach ausgezeichneten Frau Sybille, die vorher im Ketschauer Hof als Sommelière für die Auswahl der Weine verantwortlich war, sind hier zwei absolute Profis am... mehr lesen
Atable
Atable€-€€€Restaurant062168556565Welserstr. 25, 67063 Ludwigshafen am Rhein
5.0 stars -
"Geradlinig zubereitete Speisen und ein Service auf Top-Niveau – so macht Feinschmeckerküche richtig Spaß!" marcO74Wie man diversen Restaurantführern entnehmen kann, haben Sybille und Swen Bultmann mit ihrem Restaurant Atable im Ludwigshafener Stadtteil Hemshof eine geschmackvoll eingerichtete Gourmetadresse geschaffen. 2013 zog das sympathische Gastro-Paar in die ehemaligen Räumlichkeiten des über die Rheinseite „geflohenen“ Restaurants Marly ein. Mit Swen Bultmann, der schon im Osnabrücker Sternelokal La Vie am Herd stand, und seiner mehrfach ausgezeichneten Frau Sybille, die vorher im Ketschauer Hof als Sommelière für die Auswahl der Weine verantwortlich war, sind hier zwei absolute Profis am
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Passiert man das dunkelgestrichene, hölzerne Eingangstor steht man schon in Göcklingens berühmtesten (und einzigen) Biergarten. Im heimeligen Innenhof waren leider alle Plätze belegt. Eine Tatsache, die wohl den milden Temperaturen am Abend geschuldet war. Gerne hätten wir uns auf den aus alten Weinfässern angefertigten Sitzmöbeln nieder gelassen. Ein andermal vielleicht.
Aber auch in der mit unterschiedlichsten Bierkrügen dekorierten Braugaststube fühlten wir uns wohl. Wir saßen auf rustikalen Holzstühlen bzw. -bänken und fragten uns, welche Funktion der Gastraum wohl früher hatte. Wahrscheinlich wurden die Räumlichkeiten landwirtschaftlich genutzt, wie das bei so vielen Familienbetrieben hier der Fall ist. Das helle Holz des freiliegenden Dachgebälks versprühte ländlichen Charme. An den strahlend weißen, mit Kellenstrichputz verspachtelten Wänden sorgten bauchige Wandleuchten für eine angenehm indirekte Beleuchtung. Nur zwei weitere Tische waren im Inneren der Gastwirtschaft belegt. Es herrschte eine sehr entspannte Atmosphäre, die man irgendwo zwischen zwangloser Bierlaune und gelöster Urlaubsstimmung hätte verorten können.
Und das Beste: der Tresen war in unmittelbarer Reichweite. Dort floss das selbstgebraute Helle bzw. Dunkle in Strömen in die dafür vorgesehenen Gefäße. Für saisonale Abwechslung sorgte das Maibock, von dem wir gleich mal einen Schoppen orderten (3,80 Euro). Ganz der Tradition durstiger Radfahrer verpflichtet, sollte es für meine Begleitung ein Göcklinger Helles (0,5 l für 3,30 Euro) sein. Dieses unfiltrierte, untergärige Vollbier wird ganzjährig gebraut. In einigen Supermärkten der näheren Umgebung wird es mittlerweile sogar in großen Bügelflaschen (1 Liter) verkauft. Das Bier schmeckt wunderbar malzig und lässt sich gerade so wegtrinken. Und mit dem beliebten Ottersheimer Bärenbräu (eine Pfälzer Institution in Sachen Regionalbier) kann es durchaus mithalten.
Braumeister Weißgerber hielt draußen ein Schwätzchen mit den Gästen. Im elterlichen Anwesen seiner Ehefrau Maria ist das Göcklinger Hausbräu untergebracht. Weißgerber, der sich nach der Insolvenz der Brauerei, in der er als Angestellter tätig war, selbständig machte, eröffnete im August 2004 seine eigene Bierstube, in der ausschließlich frisch gezapfter, hausgebrauter Gerstensaft den Weg in die Krüge findet. Dazu wird eine handwerklich solide Brauhausküche angeboten.
Eine der jüngeren Servicekräfte reichte uns die Speisenkarten, die deftige Pfalzkost, herzhafte Flammkuchen und kleinere Schmankerl zur süffigen Maurerbrause offerierte. Freitagabends stehen zusätzlich halbe Hähnchen mit Pommes frites auf dem Speiseplan. Diese sollen – genau wie der gegrillte Schweinshaxen mit Kraut und Brot – zu den kulinarischen Highlights des Braugasthofes zählen. Weißblaues Lebensgefühl in der ehemals bayrischen Pfalz. Gut möglich, dass ich mir noch diesen Sommer selbst ein Bild von dieser freistaatlich geprägten Biergartenkulinarik mache, begleiten doch Hähnel und Haxen das kühle Helle aus dem Steinkrug auch abseits des Weißwurstäquators ganz vortrefflich.
Wir entschieden uns für die Käsespätzle (mit kleinem Beilagensalat für 8,50 Euro) und den Straßburger Wurstsalat mit Pommes frites (auch 8,50 Euro). Letztere wurden separat in einem Schälchen serviert und waren guter Convenience-Standard. Veredelt mit Heinz-Ketchup aus dem roten Einwegportionsbeutel schmeckten die Fritten nach frischem Fett, waren angenehm salzig und schön knusprig. Die krossen Kartoffelstäbchen kamen von der Dicke her auf knapp einen Zentimeter im Diagonalquerschnitt und waren im Inneren von leicht mehliger Konsistenz. Der mit hervorragender Essigwürze angemachte Wurstsalat kam mit geriebenem Käse auf den Teller, was den Zusatz „Elsässer“ bzw. „Straßburger“ rechtfertigte. Für mich ein perfektes Sommergericht, das mit kleingeschnittenen Essiggurken, etwas Paprika und roter Zwiebel genug „Schmackes“ hatte. Selten habe ich einen so leckeren Vertreter dieser einfachen Hausmannskost genossen. Da merkte ich mal wieder, wie gut die einfachen Gerichte schmecken, wenn sie mit Liebe und guten Produkten zubereitet werden.
Auch meine Begleitung war mit ihren Käsespätzle voll zufrieden. Der Salat kam vorweg und war knackig frisch. Die Spätzle selbst waren von der Portion her nicht erschlagend und ließen noch etwas Platz für einen süßen Abschluss. Den nahmen wir in Form eines süßen Flammkuchens (mit Apfel) zu uns. Klar, hatte der nicht die Qualität unserer favorisierten Flammkuchentempel im benachbarten Elsass. Das Rohmaterial lieferte laut Aufdruck auf dem Holzbrett die Firma „Flammkuchen-Profi“ aus dem nicht weit entfernten Offenbach an der Queich. Für 7,40 Euro ein Durchschnittsexemplar, das uns gut gesättigt wieder auf die Räder steigen ließ.
Das Göcklinger Hausbräu ist gerade in der warmen Jahreszeit einen Stopp wert. Solche Freiluftlokale gehören zum Sommer auf dem Land einfach dazu. Steuert man dieses idyllische Ausflugslokal mit dem Rad an, sollte die Wiederbeschaffung vorher verloren gegangener Kalorien nicht ausschließlich auf nahrhaft flüssigem Wege erfolgen. Denn das süffige Selbstgebraute lädt zum Leeren mehrerer Krüge ein, was sich zweifellos auf den reibungslosen Verlauf der Rückfahrt auswirkt. Hier gilt es „Maß zu halten“ – und das im doppelten Sinne.