Kochen ist für mich eine Freude. Essengehen eine Leidenschaft. Das muss nicht immer auf höchstem Niveau sein. Auch ehrliche Hausmannskost oder kleinere Leckereien aus aller Welt können kulinarisch den Tag erhellen. Bei Restaurant-Kritik habe ich dann auch am "Darüber-Schreiben" gefallen gefunden. Der Wechsel zu GastroGuide eine logische Folge nach all der negativen Entwicklung dort. Als Südpfälzer kenne ich mich in der dortigen Gastrolandschaft auch ein wenig aus, bin aber immer froh, wenn ich über regionale Tellerränder schauen kann. Die asiatische Küche hat es mir dabei besonders angetan.
Kochen ist für mich eine Freude. Essengehen eine Leidenschaft. Das muss nicht immer auf höchstem Niveau sein. Auch ehrliche Hausmannskost oder kleinere Leckereien aus aller Welt können kulinarisch den Tag erhellen. Bei Restaurant-Kritik habe ich dann auch am "Darüber-Schreiben" gefallen gefunden. Der Wechsel zu GastroGuide eine logische Folge nach all... mehr lesen
Bewertungs-Statistik
Insgesamt 338 Bewertungen 496317x gelesen 10511x "Hilfreich" 10655x "Gut geschrieben"
Besucht am 03.01.2024Besuchszeit: Abendessen 1 Personen
Rechnungsbetrag: 21 EUR
Man muss sich das einmal bildlich vorstellen. Ein hungriger Pfälzer schlendert an einem regnerischen Mittwochabend Anfang Januar durchs Bremer „Viertel“, dem etwas schmuddelig wirkenden, nur einen Katzensprung von der Innenstadt entfernten Szenequartier, in dem immer mächtig was los ist, und kehrt exakt zwei Tage vor dem Eintreffen des großen Bremer Stadtrezensenten – waren es nicht insgesamt vier?? – in dieser von außen recht unscheinbaren, japanischen Imbiss-Bar ein…
Vom hässlichen Graffiti-Gekrakel an der Hauswand ließ ich mich nicht abschrecken. Das äußere Erscheinungsbild ließ zu wünschen übrig...
Leute, die mit kryptischen Parolen „ihre“ Viertel markieren, sterben wohl nie aus. Dass man sich hier „beinahe“ über den Weg gelaufen wäre, wurde mir erst nach Borgis extrem zeitnah in die Tasten gehauenem Bericht klar. Leider vereitelte eine Zeitspanne von nicht einmal 48 Stunden unsere mögliche Zusammenkunft. So wurde es für jeden von uns ein nicht ganz so spektakulärer Soloauftritt im schmalen Gastraum dieses hell beleuchteten „Straßenjapaners“, hinter dem in Wirklichkeit ein Deutscher steckt.
Die Rede ist von Inhaber Fabian Trissler, der nach seiner klassischen Koch-Ausbildung rund um den Globus unterwegs war und sich dabei besonders für die japanische Küche abseits von Sushi und Sashimi interessierte. Er hat dann rund drei Jahre gebraucht, um seine Idee einer japanischen Izakaya am Ostertorsteinweg zu verwirklichen. Seit August 2023 bringt der 33-Jährige seine Version einer japanischen Fusionsküche in Form kleinerer und größerer Häppchen unter das gerne mit den Stäbchen futternde Volk.
Auch ich fragte freundlich bei der netten Bedienung nach, auf welchem unbequemen Hocker ich denn nun Platz nehmen dürfte. Gleich rechts der Stufen des Eingangsbereichs wurde ich platziert. Von da aus hatte ich einen guten Überblick, was im Gastraum so vor sich ging. Drinnen sah es dagegen schon deutlich besser aus!
Er war bei meiner Ankunft halb gefüllt, was sich aber im Laufe einer halben Stunde schlagartig ändern sollte. Bei den wenigen zur Verfügung stehenden Plätzen war der „Sold out“ nur eine Frage der Zeit. Über mein Verschwinden freuten sich später die bereits wartenden Nachfolger. Will sagen: der Laden lief richtig gut!
Studentisches Volk, Familien mit Kindern und auch ein paar freundlich dreinschauende Menschen aus Asien kamen hier an einfachen Bistrotischen zusammen, um bei Pet-Nat, IPA und Sake die überschaubare, mit einer schwarzen Foldbackklammer zusammengehaltene Auswahl an japanischen Thekenfuttereien (neudeutsch: „Barfood“) zu verkosten. Mit kleinen Snacks im Bauch lässt sich die Tour durchs Kneipenviertel doch wesentlich angenehmer starten.
Hängeleuchten im Industrie-Design, grau gestrichene Wände, ein knarzender Vintage-Dielenboden und das von Neonlichtern geprägte Nachtleben von Tokio im Großformat prägten den trendig eingerichteten Gastraum, der bei all dem Bahnhofslicht doch auch seine lauschigen Ecken hatte. Ich wollte nur ein paar Kleinigkeiten einwerfen, da mich der zweite Teil meines Bremer Stäbchen-Abends noch mit rohem Fisch und Reis konfrontieren sollte.
Das sprengte im wahrsten Sinne des Wortes den bzw. die Ra(h)men, weshalb ich die verdammt gut aussehenden Nudelsuppen, die dem Nachbartisch mit verschiedenen Toppings serviert wurden, geflissentlich ignorierte und lieber bei den asiatischen Tapas von Seite 2 zuschlug. Ein paar knallig grüne Edamame (5 Euro) zum Reinknabbern bzw. Rauszuzeln gehen ja bekanntlich immer.
Das leicht gesalzene, asiatische Superfood hatte auch Knoblauch und Chili gesehen, was die mit der Schale gegarten Sojabohnen geschmacklich aufwertete. Kleine Bohnen mit großer Wirkung...am Gaumen ;-)
Ja, die kleinen Dinger bekamen dadurch sogar richtig „Wumms“. Am liebsten hätte ich – wie damals als Edamame-Neuling im Henssler & Henssler zu Hamburg – die Schale gleich mitgegessen. Gut, dass mich da der Steffen in seiner gewohnt zurückhaltenden Art auf den Verzehr der weichen Bohnen im Inneren hinwies…
Das dazu georderte Swabbie IPA (0,33l Flasche für 4 Euro) von der Freien Brau Union Bremen hielt mit exotisch-bitteren Noten bernsteinfarben dagegen. Craftbeer im Bremer Viertel...passt!
Salzig, scharf, süß und bitter – welch nettes kleines Geschmacksgewitter gleich zu Beginn.
Zwei weitere „Kleingerichte“ folgten wenig später. Bei Gevatter Karaage (6 Euro) – wie der Japaner die knusprig frittierten Hühnchenbrocken nennt – war ich auf die Wasabi-Mayo gespannt, die dann aber leider doch keine war, sondern sich als wenig spannende Zitronen-Miso-Mayo entpuppte. Ohne Wasabi-Mayo leider nur die Hälfte wert...
Die in Soja und Sake marinierten Stücke vom Huhn waren schön saftig, ihr Backteig aus Kartoffelmehl hätte dagegen ruhig etwas knuspriger ausfallen dürfen. Kleiner Tipp aus 15 Semestern angewandter Gastro-Japanologie: Doppelt frittiert hält meist besser! Das Frittierhuhn sah knuspriger aus als es in Wirklichkeit war
Und doch spielten sie in einer gänzlich anderen Lecker-Liga als die handelsüblichen Chickennuggets aus dem Gasthaus zur goldenen Möwe. Und dann war da ja auch noch der kalte Schweinebauch namens „Chashu“ (6 Euro). Als Ramen-Topping sehr gerne verwendet, machte er auch ohne das Bad in der Nudelsuppe eine gute Figur. Zur leicht süßlichen Marinade, mit der die sanft gegarten Bauchscheiben übergossen waren, gesellten sich noch dünn geschnittene Lauchzwiebeln, die der Schweinerei gut zu Gericht stand. Ein kalter Bauch geht manchmal auch...
Mehr Mut zur Schärfe bzw. Würze wäre aber durchaus angebracht gewesen. In der Summe war mir der Schmorbauch dann doch zu brav, da konnte es die gut abgeschmeckte Soja-Sake-Marinade dann auch nicht mehr richten. Wahrscheinlich gehört hier tatsächlich die Ramen zur ersten Bestellerpflicht, während die kleinen Asia-Häppchen eher als kulinarischer Beifang fungieren.
Egal, der Service agierte freundlich und aufmerksam. Die Toilette war zwar relativ klein, aber sehr sauber. Auch das Bremer Craftbeer taugte mir zusammen mit den verzehrten Kleinigkeiten überraschend gut. Und lange warten musste ich auf mein Essen auch nicht. Das war auch gut so, denn das Ostertor-Viertel hatte an diesem Abend noch etwas mit mir vor…Fortsetzung folgt.
Man muss sich das einmal bildlich vorstellen. Ein hungriger Pfälzer schlendert an einem regnerischen Mittwochabend Anfang Januar durchs Bremer „Viertel“, dem etwas schmuddelig wirkenden, nur einen Katzensprung von der Innenstadt entfernten Szenequartier, in dem immer mächtig was los ist, und kehrt exakt zwei Tage vor dem Eintreffen des großen Bremer Stadtrezensenten – waren es nicht insgesamt vier?? – in dieser von außen recht unscheinbaren, japanischen Imbiss-Bar ein…
Vom hässlichen Graffiti-Gekrakel an der Hauswand ließ ich mich nicht abschrecken.
Leute, die mit... mehr lesen
Tokyo Streets
Tokyo Streets€-€€€Restaurant042130322566Ostertorsteinweg 20, 28203 Bremen
4.0 stars -
"Stäbchen-Abend in Bremen - Teil 1: Vater Karaage und seine kulinarischen Kinder" marcO74Man muss sich das einmal bildlich vorstellen. Ein hungriger Pfälzer schlendert an einem regnerischen Mittwochabend Anfang Januar durchs Bremer „Viertel“, dem etwas schmuddelig wirkenden, nur einen Katzensprung von der Innenstadt entfernten Szenequartier, in dem immer mächtig was los ist, und kehrt exakt zwei Tage vor dem Eintreffen des großen Bremer Stadtrezensenten – waren es nicht insgesamt vier?? – in dieser von außen recht unscheinbaren, japanischen Imbiss-Bar ein…
Vom hässlichen Graffiti-Gekrakel an der Hauswand ließ ich mich nicht abschrecken.
Leute, die mit
Geschrieben am 27.05.2024 2024-05-27| Aktualisiert am
27.05.2024
Besucht am 01.01.2024Besuchszeit: Abendessen 3 Personen
Rechnungsbetrag: 50 EUR
Am Neujahrstag „knackten“ wir so ganz nebenbei den Bremer Pizza- und Pasta-Tresor. Dieser befindet sich im komplett verglasten Parterre des seit November 2020 genutzten Verwaltungsgebäudes der Sparkasse Bremen.
Nach erfolgreich absolvierter Entdeckungstour durch die Welt der Wissenschaft im benachbarten Universum, einem lohnenswerten Mitmach-Museum, das nicht nur unserem Töchterchen verdammt gut gefiel, machten wir auf dem Rückweg Station in der mittlerweile dritten Filiale der Bremer „Bellini-Kette“.
Seit Oktober letzten Jahres betreibt der Gastronom Benni Selimaj, der als 19-Jähriger vor dem Kosovo-Krieg floh, das neue Bellini im Tresor. Seine gleichnamigen Lokale im Viertel und an der Schlachte laufen anscheinend so gut, dass er dieses erfolgreiche Konzept auf den Campus der Uni Bremen ausweiten konnte. Denn dort befindet sich das nachhaltig gebaute Sparkassengebäude, dessen moderne, schlicht gehaltene Fassadenkonstruktion mit viel Glas und Aluminium aufwartet.
Hoffentlich ist ihm eine längere Zeit beschert als dem zuvor im Erdgeschoss der Bremer Sparkassenzentrale ansässigen Restaurant „Tresor“, das nach rund zwei Jahren bereits die Segel streichen musste. Vielleicht kennt ja der Bremer Wirtschaftsweise aus dem Stadtteil Borgfeld die Hintergründe. Am stylish-schicken Ambiente der gut 80 Sitzplätze fassenden Location kann es jedenfalls nicht gelegen haben. Sicher auch nicht an der guten ÖPNV-Anbindung – die Straßenbahnlinie 6 hält nämlich direkt vor der Haustür.
Wir waren an diesem Abend jedoch mit dem Auto unterwegs. Den Stopp bei der nudelservierenden Zunft hatten wir mal wieder unserer Kleinen zu verdanken. Ihre kulinarischen Vorlieben lassen sich seit geraumer Zeit als „weitestgehend pastaorientiert“ bezeichnen. Ein kurzer Anruf im Bellini, das nur ein paar Meter weiter stadteinwärts liegt, sicherte uns schließlich einen freien Tisch.
Die Atmosphäre im stimmungsvoll beleuchteten, mit sehr bequemen Polsterstühlen ausgestatteten Hauptgastraum verströmt großstädtisches Flair – ja auch Bremen kann Großstadt! Schicker Laden!
Viel helles Holz im Inneren und noch mehr Glas drum herum dominieren das trendig eingerichtete Restaurant, das nicht nur von außen einen sehr gediegenen Eindruck macht. Der Leuchtbaum zu Bremen wies uns den Weg...
Würden die einfachen, ohne Leinenüberzug auskommenden Bistrotische nicht so dicht gedrängt beieinanderstehen, wäre das Bellini im Tresor sicherlich auch eine empfehlenswerte Adresse für einen romantischen Abend mit der Kommilitonin des Vertrauens. Früher konnte man noch in die Küche blicken...
So aber ging es im gut besuchten Dritt-Restaurant von Herrn Selimaj doch sehr trubelig zu. Was für uns nicht tragisch war, denn da fiel unser kleines „Quecksilber“ am Tisch gar nicht weiter auf.
Dem freundlichen, aber überfordert wirkenden Servicekräften wären wir gerne etwas mehr aufgefallen, denn es dauerte doch eine ganze Weile bis wir endlich das Speisenprogramm in Händen halten durften. Auch das Bestellen der Speisen und Getränke zog sich in die Länge.
Beim Bestellvorgang entschuldigte sich dann einer der Bedientruppe im Vorfeld für den alles andere als reibungslosen Ablauf an diesem Abend. Scheinbar hatten einige der Angestellten noch mit den Auswirkungen bzw. dem wenigen Schlaf der langen Silvesternacht zu kämpfen.
Nun, das Essen kam dann aber doch schneller als erwartet. Nur auf die Rechnung mussten wir später ewig warten. Das war insgesamt kein Service-Supergau, hatte aber latent manowarische Züge. Mehr als 3 Sternchen für die schleppende Serviermentalität kann und will ich in Anbetracht der hier abgerufenen Preise dann auch nicht vergeben.
Beim Speisenangebot wiegt man sich überraschungsarm in italienischer Sicherheitskulinarik. Antipasti, Pizza und Pasta as usual. Beim Fleisch- und Fischsortiment ragen die Involtini alla Genovese sowie das Doradenfilet mit Gamberoni auf mediterranem Gemüse um eine Kapernspitze aus dem recht hausbacken wirkenden Repertoire der üblichen kulinarischen Verdachtsfälle hervor. Die Empfehlungen vom zusätzlich gereichten Klemmbrett klangen da schon etwas verlockender, was meine Frau zu einer Pizza mit Parmaschinken, Rucola und Burrata (15,50 Euro) greifen ließ.
Mir war an diesem Abend auch nach Pizza zumute. Die „Diavolo“ (13 Euro) von der Standardofferte sollte die „Gaumenfeuer von Tresor“ entfachen. Unsere Kleine freute sich auf die obligatorischen Penne Al Pomodoro in der Kinderportion (8,50 Euro). Die große Flasche San Pellegrino (6,50 Euro) ist hier auch nicht teurer als anderswo. Was auch für die kleine Apfelsaftschorle (0,3l für 2,90 Euro) galt. Um die erregten Geschmackspapillen ein wenig zu beruhigen, orderte ich noch ein kleines Kräusen (0,33l für 3,80 Euro) aus dem Hause Haake Beck.
Schade, dass es die Küche nicht schaffte, ein paar Nudeln mit Tomatensoße zeitnah vorweg zu schicken. Das hätte sicherlich für Entspannung am Tisch gesorgt. Aber was bei unserem Stammitaliener in Kandel ganz selbstverständlich funktioniert, kann man beim Auswärtsspiel nicht unbedingt erwarten. Na wenigstens schmeckte die mit viel fruchtiger Soße vermengte Pasta unserem Töchterchen. Da hatte sich das Warten dann doch gelohnt. Penne Al Pomodoro als "Kinderportion"
Mein Hefeteigerzeugnis war tatsächlich von der scharfen Truppe. Die Chili-Rädchen hätte man vielleicht ein wenig feiner schneiden können. Das hätte auch optisch mehr hergemacht. Teufelspizza mit roten Scharfmachern
Salami und Schinken waren ausreichend vertreten und sorgten für deftige Momente. Die frischen Champignons wirkten dagegen etwas vertrocknet und lieferten so gut wie keine Gaumeninformationen. Der Boden des Rundlings kam unerwartet luftig daher. Auch an der Tomaten-Käse-Grundierung gab es wenig zu beanstanden. Da stimmte sowohl die Menge als auch die Würze.
Noch zufriedener zeigte sich dagegen meine Gattin. Jede Menge nach dem Backvorgang darauf verteiltes Rucola-Gestrüpp und auch etliche Scheiben Parmaschinken bedeckten großflächig das mit Tomatensauce und Käse benetzte Rund. Die innen cremige Burrata-Kugel thronte wie ein zu groß geratenes Ei aus Frischkäse im Zentrum des gut belegten Geschehens. Ach du dickes Ei!
Seine Milde konterte die Salzwürze des Parmaschinkens auf sahnige Art und Weise. Da war die Frau Gemahlin doch rundum „amused“.
Da es auch unserem Töchterlein hier mundete – die Penne in Tomatensoße konnten durchaus was – und das Universum beim nächsten Brementrip sicherlich wieder auf unserer Agenda steht, ist ein Folgebesuch trotz der mittelmäßigen Serviceleistung nicht ausgeschlossen.
Im Sommer würde ich wahrscheinlich den nahegelegenen „Platzhirsch“ am Kuhgrabenweg vorziehen. Die Aussicht auf deftige Hausmannskost in Kombination mit einer Partie Minigolf gegen den Bernhard Langer aus Borgfeld wäre doch sehr verlockend. Glas und Glamour kann man in der rund 120 km nordöstlich von Bremen gelegenen Hansestadt an der Elbe eh deutlich besser…Fortsetzung folgt!
Am Neujahrstag „knackten“ wir so ganz nebenbei den Bremer Pizza- und Pasta-Tresor. Dieser befindet sich im komplett verglasten Parterre des seit November 2020 genutzten Verwaltungsgebäudes der Sparkasse Bremen.
Nach erfolgreich absolvierter Entdeckungstour durch die Welt der Wissenschaft im benachbarten Universum, einem lohnenswerten Mitmach-Museum, das nicht nur unserem Töchterchen verdammt gut gefiel, machten wir auf dem Rückweg Station in der mittlerweile dritten Filiale der Bremer „Bellini-Kette“.
Seit Oktober letzten Jahres betreibt der Gastronom Benni Selimaj, der als 19-Jähriger vor dem Kosovo-Krieg floh,... mehr lesen
Bellini im Tresor
Bellini im Tresor€-€€€Restaurant, Bar, Cafe0421 83066280Universitätsallee 14, 28359 Bremen
3.5 stars -
"Solide Italo-Kost im schicken Glas-Parterre des Bremer Pizza- und Pasta-Tresors" marcO74Am Neujahrstag „knackten“ wir so ganz nebenbei den Bremer Pizza- und Pasta-Tresor. Dieser befindet sich im komplett verglasten Parterre des seit November 2020 genutzten Verwaltungsgebäudes der Sparkasse Bremen.
Nach erfolgreich absolvierter Entdeckungstour durch die Welt der Wissenschaft im benachbarten Universum, einem lohnenswerten Mitmach-Museum, das nicht nur unserem Töchterchen verdammt gut gefiel, machten wir auf dem Rückweg Station in der mittlerweile dritten Filiale der Bremer „Bellini-Kette“.
Seit Oktober letzten Jahres betreibt der Gastronom Benni Selimaj, der als 19-Jähriger vor dem Kosovo-Krieg floh,
Besucht am 29.12.2023Besuchszeit: Abendessen 3 Personen
Rechnungsbetrag: 69 EUR
Über den Jahreswechsel verbrachten wir ein paar Tage bei den Schwiegereltern in Bremen. Ein geplantes Treffen mit meinem Borgtown-Buddy konnte leider aus präventiven Gründen nicht stattfinden. Klar is(s)t man da enttäuscht. Aber es half ja nichts, dann musste eben die pädagogische Verwandtschaft dranglauben.
Und so machten wir uns zu dritt an einem Freitagabend auf nach Walle (klar, da wohnen sie alle…), dem einstigen Hafenarbeiter-Viertel im Bremer Westen, um gemeinsam mit der Schwester meiner Frau im alten Jahr noch einmal einzukehren. Diese absolviert übrigens gerade ihr Referendariat und bewohnt dort eine WG in der Bremervörder Straße.
Ich checkte vorab die kulinarische Lage und befand das mit persischen und afghanischen Spezialitäten werbende Restaurant Almaz in der fußläufigen Vegesacker Straße für durchaus einkehrenswert. Außenansicht (von der Vegesacker)
Klar, warnte mich mein Schwiegervater im Vorfeld vor den Spelunken des Waller Westends. Aber ich war ja in Begleitung dreier Damen, da konnte also nicht viel schiefgehen.
Diese Gegend hätte mir als Student durchaus auch getaugt. Diverse Kneipen, Cafés, Imbisse und ein paar Gastros mit Länderküche verleihen der recht schmucklosen Wohngegend eine vornehmlich auf junges Publikum abzielende kulinarische Infrastruktur, die ein wenig Leben auf die Straße bringt. Wer es moderner mag, hat im nahegelegenen Stadtteil Überseestadt, einem teils sanierten, teils neu bebauten Areal direkt an der Weser, genügend Optionen.
Auf dem kurzen Fußweg von der Wohnung meiner Schwägerin zum reservierten Tisch im Restaurant Almaz schlenderten wir an diversen Durchhaltedielen, Genickschussbars und Selbsthasshöhlen vorbei. Die Leuchtschrift einer solchen Kultkneipe hieß mich mit den Worten „Hart Backbord“ willkommen. Ein Konzernpils zum Vorglühen war aber zeitlich nicht mehr drin. Wie gerne hätte ich dem gin-affinen Einzeltrinker an der Theke, der mir seltsam bekannt vorkam, ein wenig Gesellschaft geleistet…
Im hell beleuchteten Gastraum des Almaz hieß man uns freundlich willkommen. Viel war nicht los an diesem Abend und wir hätten sicherlich auch ohne Reservierung einen Tisch bekommen. Der linke Gastraum im Überblick
Auf den gepolsterten Holzstühlen saß es sich ganz bequem. Die Mädels hatten es auf der behaglichen Wandbank sogar noch komfortabler.
Wir saßen ganz zufrieden zwischen Theke und Fensterfront, blickten ab und an nach draußen auf die winterliche Vegesacker, hatten wie immer viel Spaß mit der Jüngsten am Tisch und studierten bald das in Klarsichtfolien steckende Speisenprogramm aus dem nahen bzw. mittleren Osten. Besser viele frisch zubereitete Speisen als wenige...
Da gab es einiges zu entdecken. Gerne hätte ich die gemischte Vorspeisenplatte mit Bademjan (gebratene Auberginen) und Shor Nokhod (gekochte Kichererbsen mit Kartoffeln) probiert, aber es fehlte mir da an MitstreiterInnen. Bei den Mädels hielt sich der Hunger nämlich in Grenzen. Und alleine traute ich mir den persisch-afghanischen Starter-Mix dann doch nicht zu.
Meine Frau entschied sich nach langem Hin und Her für Khorescht-e Gheymeh (12,50 Euro), ein persisches Lammragout. Ihre Schwester, die seit fast fünf Jahren auch meine Schwägerin ist, blieb dagegen fleischlos und wählte die gebratenen Auberginen und Tomaten mit getrockneter Joghurtmasse und Safran-Basmatireis (12,50 Euro). Unser Töchterlein durfte da mal wieder fleißig „räubern“.
Mir sagten die gelisteten Grillspezialitäten am meisten zu, was eine Almaz Grillplatte (24 Euro) mit diversen Spießgesellen und einem Lammkotelett zur Folge hatte. Wann hat man schon mal die Gelegenheit, die Herren Chopan (Lammhüftspieß), Djudje (Hähnchenspieß) und Kubideh (Lammhackspieß) auf einem Grillteller kennenzulernen. Dafür nahm ich selbst im Winter die mitgelieferte Grilltomate gerne in Kauf.
Das Bierangebot überraschte positiv. Neben dem üblichen Bremer Standardgesöff (Becks und Haake Beck) wurde das rotblonde Original aus dem Hause Duckstein angeboten. Bei dieser obergärigen, leicht karamellig schmeckenden Bierspezialität aus Hamburg bin ich so gut wie immer dabei. 5 Euronen schlugen für den halben Liter zu Buche, was absolut nicht überzogen war. Duckstone with pita!
Die Damen teilten sich eine Flasche Mineralwasser der nie versiegenden Quelle des heiligen Pellegrino (6,50 Euro). Eine kleine Maracuja-Schorle (0,2l für 3 Euro) kam für die Schwägerin noch hinzu. Dann harrten wir den persisch-afghanischen Speisen, die bald unseren Tisch bevölkern sollten.
Frisch aufgebackenes und deshalb noch leicht warmes Fladenbrot mit luftiger Krume machte dabei den auf erste Sättigung abzielenden Auftakt. Ein Körbchen voll Fladenbrot für den ersten Hunger
Wenig später gaben die farbenfrohen Hauptgerichte den Ton an. Auf einer gusseisernen Platte schmurgelte mir eine ansehnliche Lamm- und Spießgesellschaft entgegen. Orientalisch gewürzt bzw. mariniert, verströmte sie ein geradezu betörendes Aroma. Mit dem saftigen Lammkotelett in der Linken begann ich meine Grillfleischfortbildung im wilden Waller Westend. Lamm- und Spießgesellschaft
Die iranische Version des Adana-Kebabs namens Kubideh stand ihrem Pendant aus dem Süden der Türkei in nichts nach. Wobei der persische Spießgeselle deutlich „lammiger“ schmeckte, da hier kein Rinderhack verwendet wurde. Der Hähnchenspieß punktete ebenfalls mit einer so nicht unbedingt erwarteten Saftigkeit. Einzig die aufgespießten Fleischfetzen von der Lammhüfte gerieten etwas zu trocken. Geschmacklich konnte jedoch jeder der drei Kebabs überzeugen. Die Almaz Grillplatte für 1 Person
Sehr zufrieden war ich auch mit meinen Beilagen. Beilagen zur Grillplatte
Der körnig-lockere Kabuli Palau, eine Art afghanischer Pilaw-Reis, der mit karamellisierten Karotten, Rosinen, Mandeln und Pistazien garniert war, wurde um einen ordentlichen Safran-Basmati-Reishügel erweitert. Dazu gesellte sich eine mit Pfefferminz und Knoblauch verfeinerte Joghurtsauce, die sich zwischen Reisbeilage und Grillfleisch ziemlich wohlfühlte und in einer separaten Schale geliefert wurde. Kabuli Palau mit Safran-Basmati-Reis
Ein wenig Rohkost und ein kleines Häufchen Salat komplettierten das abwechslungsreiche „Angrillen“ in der Vegesacker Straße Ende Dezember. Des Grilltellers frische Momente
Selbst die – wie erwartet – aromenarme Grilltomate tat da nicht weiter weh. Bis auf den Grillspieß von der Lammhüfte war das ein gelungener Ausflug in die bisher viel zu selten aufgesuchte Küche zwischen Aras und Hindukusch.
Der gleichen Meinung waren auch meine beiden Begleiterinnen. Das in einer Keramikschale servierte Lammragout meiner Gattin entpuppte sich als süffige Aromenbombe. Neben den mürbe geschmorten Fleischstücken (weit weg vom alten Hammel!) waren es vor allem die beim Einköcheln der Tomatensauce verwendeten Gewürze, die darin schwimmenden, gelben Erbsen und die getrockneten, persischen Limetten, die dem iranischen Lammeintopf eine angenehme Orientalik verliehen. Khorescht-e Gheymeh (persisches Lammragout)
Die gegrillte und danach bis zur Unkenntlichkeit zerhackte Aubergine kam mit etwas zu viel Öl aus der Pfanne bzw. auf den Teller. Dem anständig knoblierten Veggie-Teller fehlte es jedoch nicht an Geschmack, wie mir die gegenübersitzende Fleischverzichterin berichtete. Über das großzügig darüber verteilte Joghurt-Saucen-Graffiti mögen die Teller-Ästheten dieses Portals richten. Gebratene Auberginen und Tomaten mit Joghurt-Graffiti
Irgendwie hatte ich nach meiner mit Bravour verputzten Grillplatte noch Lust auf einen süßen Abschluss. Aus dem kleinen Dessertangebot wählte ich mutig das Faloodeh (6 Euro), ein halbgefrorenes Sorbet aus Rosenwasser und dünnen Reisnudeln, das mit Mandeln und Pistazien aufgeknuspert wurde. Mein erstes Faloodeh
Mit Limettensaft und persischem Kirschsirup, die beide separat in zwei kleinen Schälchen mitgeliefert wurden, konnte diese traditionelle, leider etwas parfümiert wirkende, persische Süßspeise noch nachgesäuert bzw. -gesüßt werden. Kann man ruhig anstelle hinlänglich bekannter „Desserteure“ wie Schokomousse, Crème Brulée und Tiramisu mal ausprobieren. Nach ein paar Löffeln hatte ich mich an das exotische Aroma der Rosenwasser-Granita gewöhnt und fand es sogar ganz interessant, mal wieder abseits ausgetretener Gaumenpfade zu wandeln.
Und so wurde die letzte Einkehr des Jahres zu einer erfreulichen, kulinarischen Entdeckungstour in persisch-afghanische Gefilde. Die gut gelaunten jungen Männer vom Service machten ihre Sache wirklich gut. Wir wurden freundlich umwirtet und auf Besonderheiten bei den Gerichten aufmerksam gemacht. Klar, kann man gemütlicher sitzen, aber die (zu) hellen Lichtverhältnisse sorgten immerhin für ganz passable Essensbilder.
Auf dem Weg zurück zum Auto kamen wir wieder an einigen urigen Waller Kneipen vorbei. Sie schienen ihren Insassen ein willkommenes Nachtasyl anzubieten. Wäre ich mit meinem Freund aus dem Borgischen hier gestrandet, hätten wir garantiert aus der Not eine Tugend gemacht und uns nonchalant unter die beinharten Kampftrinker gemischt…Fortsetzung folgt!
Über den Jahreswechsel verbrachten wir ein paar Tage bei den Schwiegereltern in Bremen. Ein geplantes Treffen mit meinem Borgtown-Buddy konnte leider aus präventiven Gründen nicht stattfinden. Klar is(s)t man da enttäuscht. Aber es half ja nichts, dann musste eben die pädagogische Verwandtschaft dranglauben.
Und so machten wir uns zu dritt an einem Freitagabend auf nach Walle (klar, da wohnen sie alle…), dem einstigen Hafenarbeiter-Viertel im Bremer Westen, um gemeinsam mit der Schwester meiner Frau im alten Jahr noch einmal einzukehren. Diese... mehr lesen
Almaz
Almaz€-€€€Restaurant0421 87827186Vegesacker Straße 18, 28217 Bremen
4.0 stars -
"Sympathische Lamm- und Spießgesellschaft im Waller Westend" marcO74Über den Jahreswechsel verbrachten wir ein paar Tage bei den Schwiegereltern in Bremen. Ein geplantes Treffen mit meinem Borgtown-Buddy konnte leider aus präventiven Gründen nicht stattfinden. Klar is(s)t man da enttäuscht. Aber es half ja nichts, dann musste eben die pädagogische Verwandtschaft dranglauben.
Und so machten wir uns zu dritt an einem Freitagabend auf nach Walle (klar, da wohnen sie alle…), dem einstigen Hafenarbeiter-Viertel im Bremer Westen, um gemeinsam mit der Schwester meiner Frau im alten Jahr noch einmal einzukehren. Diese
Besucht am 09.12.2023Besuchszeit: Abendessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 46 EUR
Es ist ein kalter Dezemberabend und ich sitze zusammen mit meiner Familie bei Marco Stefanizzi in Impflingen, einem kleinen Ort südlich von Landau, dessen Namen zu Corona-Zeiten auch gerne mal viral ging, und erfreue mich an meiner Lieblingspizza, die nach Heimkommen schmeckt und deshalb völlig zu Recht den Namen „Mamma mia“ trägt. "Mamma mia" aus der Totalen
Früher mussten wir einen Ort weiter gen Westen fahren, um in den Genuss der deftig belegten, dünnen Hefeteigfladen aus dem Hause Stefanizzi zu kommen. Da residierte der gute Marco noch in Landau-Mörzheim, im urgemütlichen, von Sandsteinwänden eingerahmten Viehstallambiente des ehemaligen „Weinkontors“.
Der Schreck saß tief, als mir Freunde aus der Gastro erzählten, dass der Eigentümer das urige Anwesen verkaufen wollte und damit das Ende unseres kleinen Pizzaparadieses an der Mörzheimer Hauptstraße vorprogrammiert war. Ich war gespannt, wohin es den stets gut gelaunten Maestro verschlagen würde.
Erleichterung machte sich jedoch breit, als ich erfuhr, dass er im September des vergangenen Jahres in die Räumlichkeiten der lange Zeit leerstehenden, ehemaligen Gaststätte „Zum Lamm“ eingezogen war. Doch es dauerte eine ganze Weile bis wir mal wieder in die Ecke kommen sollten, um die neue Wirkungsstätte des sympathischen Mannes aus Ruffano (Apulien) zu begutachten.
Seitdem war ich bestimmt schon vier- oder fünfmal dort. Genug Zeit also, um die gesammelten Erfahrungen hier mal in Wort und Bild widerzugeben. Der erste Besuch mit Frau und Kind war eine Spontanaktion. Wir machten einfach auf dem Rückweg aus Landau an der Impflinger Hauptstraße halt. Abends vor dem Tore...
Der in der Küche vor sich hin werkelnde Padrone freute sich sichtlich über die unerwarteten Stammgäste von einst, hatte jedoch alle Hände voll zu tun und verwies uns an seinen Servicechef, der uns an einen Tisch im sich bald füllenden Gastraum führte.
Das Ambiente in Impflingens neuer Pizzeria erinnert vom Interieur her eher an eine in den 80er-Jahren steckengebliebene Weinstube. Drinnen mehr Pfälzer Weinstube als Pizzeria
Knorrige, von tragenden Säulen gestützte Holzbalken durchziehen die Decke, antiquarische Lampen aus der Zeit, wo das Schnitzel noch unter 10 Mark zu haben war, altbackenes, aber gut gepolstertes Holzmobiliar (inkl. Wandbänke) der rustikalen Sorte und natürlich der typische Terracottafliesenboden von anno dazumal drehten die Zeit um ein paar Dekaden zurück. Der Gastraum versprühte durchaus anachronistischen Charme
Die gerahmten Fotos aus der Mörzheimer Zeit hingen etwas verloren an den weißgestrichenen Wänden. Aber Terrence, Bud, Don Camillo & Co. gehören als ständige Begleiter hier einfach dazu. Genau wie die dünn gemischte Apfelschorle (0,2l für 2,40 Euro) zur Nudelportion unserer Kleinen. Mich dürstete es nach dem beliebten, herb-süßen Mischgetränk aus Bier und Zitronenlimonade (0,5l für 4,50 Euro), während meine Gattin auf Mineralwasser (0,4l für 3 Euro) machte.
Die angenehmen Getränkepreise haben sich übrigens seit unserem Besuch im Dezember nicht geändert, wie ich erst kürzlich feststellen konnte. So etwas verdient in den heutigen, von Inflation und Teuerung geprägten Zeiten schon mal eine besondere Erwähnung.
Während meine Frau und ich mal wieder unser Heil in deftigen Rundbackwaren suchten, fehlten unserem Töchterlein nur ein paar Nudeln mit Bolo zum großen Saucenglück. Nudeln mit Bolo für das Töchterchen
Zum Teufel mit dieser Pizza! Meine bessere Hälfte verfiel wie früher der gut geschärften „Diavolo“ (12,50 Euro, kleine Version mit 30 cm Durchmesser), während mich das kulinarische Heimweh zur lange vermissten „Mamma mia“ trieb (14 Euro, Standardgröße mit 33 cm Durchmesser).
Als ich Ende Januar ausnahmsweise mal alleine bei Marco Stefanizzi aufschlug, ließ ich mich vorweg zu ganz formidablen Cannelloni-Al Forno (16,50 Euro) überreden, was zur Folge hatte, dass ich die Hälfte meiner bald folgenden „Mamma Mia“ einpacken lassen musste. Man hat halt leider nur einen Magen…
Zurück zu den wagenradgroßen Prachtfladen, die allein schon eine mehrmalige Einkehr im Monat rechtfertigen würden, denn gute Pizza ist – und das weiß man auch in Rheine – bekanntlich ein Menschenrecht. Ihr dünner, knuspriger Boden, der von einer aromatischen Tomatenbasis und keinem Gramm Käse zu viel geadelt wird, (er)trägt allerhand Deftiges.
Bei der „Diavolo“ darf sich eine schmackige Hackfleischsoße mit ein paar Scheiben vom hart gekochten Ei, eingelegtem Paprika, Knoblauch und scharfen Peperoni auseinandersetzen, was einem in der Summe ein äußerst saftig-pikantes Gaumenerlebnis bereitet. An ihr hätte auch der „scharfe Andi von GG“ die reinste Freude. Die Teufelspizza
Bei der „Mamma mia“ ist es das zentral platzierte Spiegelei, das beim Anschnitt die würzige „Belagschaft“ aus Kochschinken, Salami, Champignons und Peperoni mit seinem noch flüssigen Eigelb umschmeichelt und sie zu einer durch und durch schmackhaften Angelegenheit werden lässt. Deftige Prachtscheibe vom Feinsten
Keine Frage, hier ist ein wahrer Teigfladen-Tausendsassa am Werk, der ganz genau weiß, wie man so ein Hefeteigerzeugnis belegt und im perfekten Backgrad – herrlich duftend – aus dem Ofen holt. Genau so will ich sie!!!
Freunde aufgeblähter, knautschiger Napoli-Scheiben werden dem Knusperrand vielleicht weniger abgewinnen können. Mir ist er jedoch lieber, da er – abgesehen von der willkommenen texturellen Abwechslung – meine Chancen auf einen vollständigen Verzehr der Deftscheibe steigen lässt. Knusprige Randerscheinungen wie diese erweisen sich ja meistens als echte Kracher…
Dass man hier auch tadellose Pastagerichte aufgetischt bekommt, geht bei aller Pizza-Euphorie gelegentlich unter. Kleine Portion Nudeln für kleine Mädchen
Das ist schade, denn gerade mit den überbackenen Nudeln aus dem Ofen – beim nächsten Besuch muss es dringend mal wieder die Combinazione sein! – macht man bei Maestro Stefanizzi nicht das Geringste falsch. Die in sehr gut abgeschmeckter Bechamel- und Hackfleischsauce schwimmenden, gefüllten Röhrennudeln lieferten dafür den besten Beweis. Cannelloni, Luca Toni,....numero uno!
Wo viel Lob ist, darf auch ein klein wenig Kritik nicht fehlen. Gut, der in einem Pfälzer Schoppenglas ausgeschenkte Radler beim letzten Besuch, ging auf die Kappe der sehr freundlichen, aber etwas unbeholfen wirkenden Servicekraft (wahrscheinlich Aushilfe!). Kann ja mal passieren.
Das äußere Erscheinungsbild des kleinen grünen Salats (Insalata Verde, 4,50 Euro), den sich meine Frau bei einem Besuch im Januar vorweg gönnte, würde ich jedoch als maximal lieblos bezeichnen. Der kleine grüne Salat schmeckte besser als er aussah
Dazu noch auf einem weißen Porzellanteller…das muss nicht sein.
Aber egal, das neue, nach seinem Inhaber benannte Impflinger Pizzaparadies möchte ich nicht an seinen kleinen Unzulänglichkeiten messen. Machen doch gerade sie den Laden so sympathisch. Als ich das letzte Mal vor ein paar Wochen zusammen mit meiner Kleinen dort nach dem Hallenbadbesuch einkehrte, fehlte eigentlich nur noch die Luca-Toni-Hymne von Matze Knop aus dem Jahr 2009, um unser Pizza-Pasta-Erlebnis perfekt zu machen…
Ihr erinnert euch doch sicher noch an dessen legendäre Zeilen: „Cannelloni, Luca Toni, Peperoni - Luca sei per me - NUMERO UNO!“ Ach, waren das noch schöne Zeiten. Und vor allem erfolgreichere…
Es ist ein kalter Dezemberabend und ich sitze zusammen mit meiner Familie bei Marco Stefanizzi in Impflingen, einem kleinen Ort südlich von Landau, dessen Namen zu Corona-Zeiten auch gerne mal viral ging, und erfreue mich an meiner Lieblingspizza, die nach Heimkommen schmeckt und deshalb völlig zu Recht den Namen „Mamma mia“ trägt.
Früher mussten wir einen Ort weiter gen Westen fahren, um in den Genuss der deftig belegten, dünnen Hefeteigfladen aus dem Hause Stefanizzi zu kommen. Da residierte der gute... mehr lesen
Pizzeria Paradiso da Marco
Pizzeria Paradiso da Marco€-€€€Restaurant06341 9692603Hauptstraße 16, 76831 Impflingen
4.0 stars -
"Auch in der neuen Wirkungsstätte herrschen paradiesische Pizza-Zustände" marcO74Es ist ein kalter Dezemberabend und ich sitze zusammen mit meiner Familie bei Marco Stefanizzi in Impflingen, einem kleinen Ort südlich von Landau, dessen Namen zu Corona-Zeiten auch gerne mal viral ging, und erfreue mich an meiner Lieblingspizza, die nach Heimkommen schmeckt und deshalb völlig zu Recht den Namen „Mamma mia“ trägt.
Früher mussten wir einen Ort weiter gen Westen fahren, um in den Genuss der deftig belegten, dünnen Hefeteigfladen aus dem Hause Stefanizzi zu kommen. Da residierte der gute
Besucht am 05.12.2023Besuchszeit: Abendessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 55 EUR
Kurz bevor der rot-weiß-bekleidete Mann mit weißem Rauschebart durch die Kamine gekrochen kam, um die Stiefel der Kleinen mit Süßigkeiten und kleinen Geschenken zu füllen, gelang uns die lange geplante Einkehr in einem der letzten großen griechischen Grillfleischtempel Landaus.
Dabei sein war an jenem Abend alles, denn die Rede ist von der über 40 Jahre (!) an Ort und Stelle geradezu medaillenverdächtig ihren Dienst am Gast verrichtenden Familie Zachariadis, die zur Martin-Luther-Straße gehört wie das Denkmal des großen Reformators an dessen Ende, dem sogenannten Stiftsplatz.
Das präsidiale Oberhaupt unserer Wörther Schlemmertruppe wollte endlich sein an mich adressiertes Geburtstagsgeschenk in Form eines Essens bei seinem Landauer Lieblingsgriechen einlösen. Chefe Zacharias begrüßte uns mit dem üblichen Handschlag. Meinen Kollegen kennt er noch aus dessen Studentenzeit vor rund 30 Jahren, als sich dieser mittags gerne für knapp 7 oder 8 Mark den Bauch mit Gyros, Souvlaki und Co. vollschlug.
Heute noch gilt das Gyros von Grill-Instructor Zacharias Zachariadis als der knusprigste Säbelfleischhügel der ganzen Südpfalz, aber auch die fleischernen Plattenbauten zum Teilen genießen in diesem Landauer Karnivorenolymp seit jeher Kultstatus. So war es keine Überraschung, dass wir mit dem klaren Vorsatz, die legendäre Saloniki-Platte für zwei Personen (41 Euro) zu putzen, dort aufschlugen. Schließlich gilt diese seit Jahren als „sichere Bank“ in Sachen Fleischberechtigung.
Der alte rote Teppichboden, das doch sehr in die Jahre gekommene Holzmobiliar und die kitschigen Wandmalereien machten uns nicht das Geringste aus. Griechische Folklore im Gastraum
Hier geht man nicht hin, um im Kerzenlicht einer heimeligen griechischen Taverne die Köstlichkeiten aus dem viel zu weit entfernten Meer zu genießen und sich damit auf den nächsten Kreta-Urlaub kulinarisch einzuschwören, sondern um sich in erster Linie Handfestes vom lodernden Fleischgrill einzuverleiben.
Ein klassisches Selters (0,75l für 4,20 Euro) und ein großes Pils (0,4l für 3,40 Euro) waren schnell geordert und wurden im Anschluss zeitnah geliefert. Den Blick in die Speisenkarte verweigerten wir glattweg und buchten einmal „Saloniki für Zwei“. Mein Kollege, ein großer Freund des mit Gurke und Knoblauch veredelten griechischen Joghurtgemischs, orderte eine Extraportion Tsatsiki, die mit 4,80 Euro berechnet wurde. Auch in der Landauer Martin-Luther-Straße scheint man sich in Sachen gastronomischer Mischkalkulation auszukennen.
Im keineswegs unverschämt kalkulierten Plattenpreis von 41 Euro sind die üblichen Beilagenverdächtigen – wir entschieden uns diesmal für den körnigen Tomatenreis und die entfernt an Bratkartoffeln erinnernden Chips aus der Fritteuse – enthalten. Auch ein schmackig angemachter Salatteller mit knackigem Grün von Eisberg und Feld war wie immer inbegriffen. Dieser bereitete uns mit frisch geraspelter Rohkost adäquat auf die bevorstehende Fleischfahrt nach Saloniki vor. Frischer Beilagensalat
Ein paar (wenige) Vitamine befanden sich jedoch auch auf dem rechteckigen Tafelsilber, dessen Protagonisten zischend und brutzelnd vor uns landeten. Unser vegetabiles Gewissen wurde primär von den übergarten Blütensprossen der Herren Brokkoli und Blumenkohl beruhigt. Auch ihre Entourage aus kleinen Möhrchen und ein paar wenigen Rosenkohlröschen kam – wie man das von den allermeisten griechischen Lokalen her kennt – etwas zu weich aus dem Dampfgarer, was uns nicht aus der Ruhe brachte.
Denn bereits der Anblick der fachmännisch gegrillten Fleischlandschaft begeisterte. Saloniki für Zwei
Gefüllte Bifteki, Souvlaki-Spieße, Lammkoteletts, Puten- und Schweinesteaks waren allesamt in doppelter Ausführung vertreten. Im Epizentrum lauerte ein von Zwiebelringen kaschierter Gyroshügel. Die obligatorische Käsesauce – die übliche Hollandaise aus der Packung – durfte da nicht fehlen. Für die einen ist es "Käsesauce", für andere die beste Hollandaise aus der Packung...
Die mit Schafskäse gefüllten Bifteki fielen wie immer sehr herzhaft und mürbe aus. Auch die Steaks waren gut mariniert und kamen nicht zu spät vom Holzkohlegrill. Die nicht zu fettigen Lammkoteletts wurden komplett mir überlassen, da mein Kollege die gegrillten Schweinereien bevorzugte. Deftige Grillfleischlandschaft
König Gyros regierte mit röscher Kruste und einer ansonsten sehr saftigen Fleischtextur, was auf die Verwendung von Schweinenacken schließen ließ. Die fein gewürzten Schweineschnipsel wurden zum richtigen Zeitpunkt vom Drehspieß gesäbelt. Eine Königsdisziplin, die von den olympischen Grillmeistern aus der Martin-Luther-Straße perfekt beherrscht wird.
Dazu schmeckte mir der tomatisierte Reishügel ganz ausgezeichnet. Tomatenreis in gut und "Bratkartoffeln" auf griechisch
Die griechische Bratkartoffelversion finde ich trotz ihrer Schafskäsehaube immer etwas dröge. Da kann man auch gleich zu echten Fritten greifen. Egal, der von einer leckeren Tomatensauce veredelte Reis konnte durchaus was und bot den würzigen Fleischattacken geschmacklich genügend Paroli.
Trotz der süffigen Unterfütterung durch die mitgelieferte Käsesauce und der Extraportion Tsatsiki schafften wir es nicht, die Grillplatte komplett zu verspeisen. Knobliertes Joghurt-Gurken-Gemisch als Extraportion
Ein oder zwei Steaks blieben am Ende übrig. Die ließ sich mein Kollege aber einpacken, um sie am Tag darauf zu vertilgen. No footsteps on the plate, please!
Sicherlich wäre an jenem Abend weniger mehr gewesen. Aber erstens ist „Saloniki“ halt nur einmal im Jahr und zweitens müssen ab und an auch mal die niederen Grill-Instinkte großflächig bedient werden. Zumal ich seit meinem Umzug nach Wörth auf das heimische Balkongrillen mit Holzkohle aus Brandschutzgründen verzichten muss.
Und trotzdem sind solche Fleischvöllereien, die während meiner Studentenzeit häufiger an der Tages- bzw. Abendordnung waren, mittlerweile sehr selten geworden. Die Zahl der kulinarischen Komplizen, mit denen man eine zünftige Zwei-Personen-Platte beim Griechen bewältigen kann, verhält sich umgekehrt proportional zum Lebensalter, was wahrscheinlich sogar vernünftig ist.
Dennoch verlebten wir im Olympia einen wunderbaren Abend, der mit frittierten Honig-Sesam-Bällchen mit Vanilleeis – dem ultimativen Hausdessert, das man hier seinen Gästen seit Jahren gerne spendiert – endete. Die Honig-Sesam-Krapfen gingen aufs Haus
Mein dauerabstinenter Kollege, der dankenswerterweise den Fahrdienst an jenem Abend verrichtete, trank noch eine Tasse Kaffee (2,50 Euro). Ich dafür seinen Ouzo gleich mit.
Die Nachricht, dass sich die Familie Zachariadis aus Altersgründen in den nächsten Jahren aus dem „olympischen Geschäft“ zurückziehen wird, sorgte nicht nur bei eingefleischten Landauer Karnivoren für Besorgnis. Gut, dass Anfang des Jahres mit der Familie Lexos die passenden Nachfolger gefunden wurden, die das seit 1983 existierende griechische Restaurant anscheinend ganz im „zachariadischen“ Sinne weiterführen. Das bestätigten mir zumindest ein paar Fleischgesinnte aus unserem Wörther Futterclub, die vor ein paar Wochen dort aufschlugen.
Mal schauen, vielleicht investieren die neuen Inhaber auch in die Inneneinrichtung, denn die hätte dringend eine Auffrischung nötig. Aber da bin ich ganz zuversichtlich. Immerhin hat das Lokal nach 41 Jahren auf dem Trottoir der mittlerweile sanierten bzw. verkehrsberuhigten Martin-Luther-Straße einen kleinen Außenbereich eingerichtet, um unter freiem Himmel zu dinieren. Es tut sich also was…
Kurz bevor der rot-weiß-bekleidete Mann mit weißem Rauschebart durch die Kamine gekrochen kam, um die Stiefel der Kleinen mit Süßigkeiten und kleinen Geschenken zu füllen, gelang uns die lange geplante Einkehr in einem der letzten großen griechischen Grillfleischtempel Landaus.
Dabei sein war an jenem Abend alles, denn die Rede ist von der über 40 Jahre (!) an Ort und Stelle geradezu medaillenverdächtig ihren Dienst am Gast verrichtenden Familie Zachariadis, die zur Martin-Luther-Straße gehört wie das Denkmal des großen Reformators an... mehr lesen
Restaurant Olympia
Restaurant Olympia€-€€€Restaurant0634182808Martin-Luther-Str. 26, 76829 Landau in der Pfalz
4.0 stars -
"Saloniki ist nur einmal im Jahr! – Ein kulinarischer Aufsatz im Sinne der Fleischberechtigung…" marcO74Kurz bevor der rot-weiß-bekleidete Mann mit weißem Rauschebart durch die Kamine gekrochen kam, um die Stiefel der Kleinen mit Süßigkeiten und kleinen Geschenken zu füllen, gelang uns die lange geplante Einkehr in einem der letzten großen griechischen Grillfleischtempel Landaus.
Dabei sein war an jenem Abend alles, denn die Rede ist von der über 40 Jahre (!) an Ort und Stelle geradezu medaillenverdächtig ihren Dienst am Gast verrichtenden Familie Zachariadis, die zur Martin-Luther-Straße gehört wie das Denkmal des großen Reformators an
Geschrieben am 28.04.2024 2024-04-28| Aktualisiert am
28.04.2024
Besucht am 12.12.2023Besuchszeit: Mittagessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 95 EUR
Dass meine Frau und ich sehr gerne bei Martin Gehrlein im Neupotzer Hardtwald zu Gast sind, dürfte auf diesem Portal kein Geheimnis mehr sein. Gehrleins ideenreiche, stets von der Saison inspirierte Landhausküche zählt seit vielen Jahren zu den festen Größen in unserer Region. Da bei ihm die Verwendung qualitativ hochwertiger Produkte an erster Stelle steht und die dafür abgerufenen Preise wirklich sehr fair kalkuliert sind, ist ihm seit Jahren der vom bekannten französischen Reifenhersteller verliehene „Bib-Gourmand“ sicher.
In den Hardtwald geht man, wenn man sich etwas Besonderes gönnen möchte, ohne dabei die eigene kulinarische Komfortzone zu verlassen – und das im bestbürgerlichen Sinne. Dass nach wie vor sein bei Rheinzabern gelegenes Zweitlokal namens „Gehrleins Alte Mühle“ nur als Landhauskaffee genutzt wird, hat die allseits bekannten personellen Gründe. Wir hoffen seit geraumer Zeit auf eine Wiedereröffnung und sind diesbezüglich sehr gespannt, ob sich da nochmal etwas tut.
Die Tatsache, dass sich unsere Kleine unter der Woche bis zum Nachmittag in der KiTa austobt und ich dienstags schon relativ früh zu Hause bin, erlaubt es meiner Frau und mir, hin und wieder einen Mittagslunch zu zweit einzunehmen. Zugegeben, seit der Geburt unserer Tochter ist das eine recht seltene Angelegenheit geworden. Auch weil an einem Dienstagmittag nur wenige gute Einkehradressen in unserer Region zu Tisch bitten.
Da auch meine Frau von Martin Gehrleins Kochkünsten stets begeistert ist, nutzten wir letzten Dezember gleich zweimal die Chance auf ein entspanntes „Lunch-Date“ im Hardtwald, wo der sympathische Fernsehkoch aus „Kaffee oder Tee“ seit fast 20 Jahren das Sagen hat. Unseren Tisch reservierte ich ein paar Tage im Voraus, was auch ratsam ist, denn der Laden brummt nach wie vor. Und das nicht nur am Abend.
Vom nasskalten Dezemberwetter ging es rein in die behagliche, holzvertäfelte Stube, wo uns neben der Chefin hinter dem Tresen – die Frau von Martin Gehrlein leitet hier seit Jahren den Service auf sehr herzliche Art und Weise – ein neuer Kellner begegnete. Irgendwie kam mir der sympathische junge Mann bekannt vor. Später stellte sich heraus, dass er vor etlichen Jahren an „meiner“ Schule in Wörth seine Mittlere Reife erlangt hatte. Man sieht sich halt doch immer zweimal im Leben…
Wir waren gespannt, welche Leckereien das mit Bedacht zusammengestellte Speisenangebot für uns bereithalten würde. Die Karte ließ dann auch nicht lange auf sich warten und uns wurde schnell bewusst, dass Genosse Spätherbst beim Gehrlein’schen Köchelverzeichnis ein gehöriges Wörtchen mitreden durfte. Wer den Küchenchef kennt, weiß dass dieser auch gerne Produkte aus der näheren Umgebung verwendet und sich in den allermeisten Fällen – von ein paar in Dauerschleife laufenden „Unterschriftsgerichten“ einmal abgesehen – von den Jahreszeiten seinen Speisenplan diktieren lässt.
Bereits bei der abwechslungsreichen Auswahl an Vorspeisen geriet ich doch arg in Entscheidungsnot. Gebackene Süßkartoffelterrine mit Kalbszunge an rotem Zwiebelsalat klang bereits ziemlich „extraordinaire“, wohingegen die Kombi aus Maronencrèmesüppchen und geröstetem Rindertartar geradezu verblüffte. Keine einfache Aufgabe, da sich ein Vorabschmankerl köstlicher las als das andere.
Während meine holde Gattin beim ersten Besuch den bunten Herbstsalat mit karamellisierten Nüssen (8 Euro) für sich entdeckte, wagte ich mich vorweg an das Beuschel-Ragout mit Gänseleber, Kartoffelknödel, Molkebrösel und Schnittlauch (14 Euro). Eine Woche später zog meine Herzensdame dann frech die Maronensuppe mit Rinderrösttartar (8 Euro), während ich der Pasta mit frischem Trüffel (19 Euro), die mir der nette Servicemann zuvor als Tagesempfehlung souffliert hatte, anheimfiel.
Jede dieser vier Vorspeisen war ihre Bestellung absolut wert. Das feine Joghurtdressing aus dem Hause Gehrlein adelte das frische Blattgrün meiner Frau, das von Knack und Knusper aufgewertet wurde. Herbstlicher Salatteller
Die Röstaromen des kurz in der Pfanne angerösteten Rindertartars setzten sich mit der süßlichen Kastaniensuppe, die zusätzlich von etwas Frühlingszwiebel aufgefrischt wurde, ins beste Benehmen. Geröstetes Rindertartar zur Keschdesupp
Das rohe, würzig angemachte Rindfleisch markierte dabei den perfekten Gegenpart zur fein abgeschmeckten, erdigen Herbstterrine. Die Begeisterung meiner Gattin war da durchaus nachvollziehbar. Aus der Terrine grüßte Toni Maroni...
Die lustige, einem dicken Steinpilz nicht unähnliche Konstruktion aus einem fluffigen Kartoffelknödel, cremiger Gänseleber und gut gebutterten Molkebröseln, thronte über dem schmackig-süffigen Lungen-Ragout, das mit seiner präsenten Essigsäure und der knackigen Gemüsebrunoise meine frankophile Seite hervorragend bediente. Beuschel-Ragout mit Gänseleber und Kartoffellnödel
Der Teller lebte von den Kontrasten „süß-sauer“ bzw. „cremig-fest“. Und noch wichtiger: er beinhaltete eine zum Porzellan Sauberlecken animierende Sauce, die meine erste Erfahrung in Sachen Lungenragout zu einer durchweg positiven machte. Würde ich bei Martin Gehrlein sofort wieder bestellen, keine Frage.
Auch die mit frisch darüber gehobeltem Trüffel übernobelte Pasta, an der ich mich eine Woche später delektierte, war von einer gehörigen Portion Überschmeck gesegnet. Pasta mit Trüffel geht immer!
Dieses nicht übersahnte, von feiner Trüffelwürze dominierte Nudelnest hatte durchaus das Potential, einem kalten, trüben Herbsttag den kulinarischen Mittelfinger zu zeigen. Solche Tagesempfehlungen darf man nicht ablehnen...
Bei meinen Hauptgängen warf ich bei beiden Besuchen die Angel aus. Klar, dass ich auf das panierte Zanderfilet (21 Euro) – das erklärte Lieblingsgericht meiner verstorbenen Mutter – nicht verzichten wollte. Zumal man mir gerne den serienmäßig dazu servierten Kartoffelsalat durch hausgemachte Karoffelkrapfen ersetzte. Der panierte Zander mit Kartoffelkrapfen
Mein liebster Backfisch kam wie immer ausreichend gewürzt unter Fischmesser und Gabel. Außen knusprig, innen Geschmack! Gleiches galt für die zarten Nobelkroketten, die, in die separat mitgelieferte Schale mit Remouladensauce getunkt, sogar noch mehr „konnten“. Manchmal braucht es gar nicht viel, um glücklich satt zu werden. Panierte Hommage an meine verstorbene Frau Mama...
Eine Woche später sollte es dann aber ein wenig ausgefallener zugehen, was mir den gebratenen Seeteufel mit gegrilltem Fenchel, Zuckerschoten, Chorizo und selbstgemachten Gnocchi (33 Euro) einbrachte. Für diesen Teller hatte die Küche sichtlich mehr Aufwand betrieben. Seeteufel mit gegrilltem Fenchel, Zuckerschoten und Chorizo an Safran-Beurre-Blanc
Die unter reichlich Zuckerschoten-Gestrüpp und bissfest gegrilltem Fenchel versteckten Stücke vom Seeteufel lagen im perfekten Gargrad in den hübsch geriffelten Tiefen der schicken, dunklen Keramik. Ein Teller, der bereits durch seine Optik beeindruckte. Einwandfreier Fischteller!
Die aufgeschäumte, mit etwas Safran veredelte Beurre-Blanc fiel mal wieder zum Niederknien fein aus. Die angebratenen Chorizo-Scheiben sorgten mit ihrer würzigen Schärfe für die richtige Portion Heftigkeit auf der Platte, denn sie verliehen dem prinzipiell auf Aromenharmonie ausgelegten Fischgericht ein paar interessante (weil pikante) Ecken und Kanten. Spätestens da fiel auf, mit welchem Feingefühl Martin Gehrlein die einzelnen Elemente auf dem Teller zueinander in Bezug setzte.
Das alles jedoch völlig unverkrampft und ohne wirklich herauszufordern. Weit weg von allzu kräftigen Gaumenattacken wie man sie beispielsweise von Christian Knefler aus der auf gleichem Niveau köchelnden Weinstube Brand (Frankweiler) her kennt. Dass dazu die selbstproduzierten, kurz zuvor in der Butterpfanne gebrutzelten Gnocchi eine mehr als gute Figur abgaben, wusste ich als Freund fachmännisch zubereiteter Kartoffelbeilagen sehr zu schätzen. Best Gnotschis ever!
Bei der geschmorten Gänsekeule mit Rotkraut, Maronen, Preiselbeer-Apfel und Kartoffelknödel (28 Euro), für die sich bei der ersten Einkehr meine Herzensdame entschieden hatte, trumpfte das Küchenteam aber mal so richtig „geil“ auf. Auf einem rustikalen Holztablett wurden ihr diverse, akkurat zubereitete „Keulenkollegen“ in kleinen Schälchen serviert. "Keulenkollegen" unter sich
In der einen thronte stolz ein weiterer Kartoffelknödel der Marke Eigenbau – schließlich sollte Frau auch satt werden. Aus der anderen grüßten glasierte Maronen, die ebenfalls von einer gehörigen Portion Mut zur Sättigung kündeten. Herbstliche Entourage zur Gänsekeule
Eine gehaltvolle Gänsejus durfte da natürlich nicht fehlen. Die knusprig-zarte Keule vom edlen Herbstgeflügel wollte schließlich ausreichend süffig unterfüttert werden. Gänsekeule auf Rotkraut mit Kartoffelknödel und Preiselbeer-Apfel
Wobei dies auch ohne separaten Beiguss funktioniert hätte, da das im besten großmütterlichen Sinne geköchelte Rotkraut und die von leichter Sahnesauce überzogenen Rosenkohlröschen keine Liquiditätsprobleme auf der Keramik zuließen. Gans klasse!
In der Summe ergab das ein äußerst abwechslungsreiches Gänse-Erlebnis, das nicht nur von seiner akkurat in die Schalen gebrachten Beilagen-Vielfalt lebte, sondern bei dem auch die Fleischqualität und die handwerklich tadellose Zubereitung des Protagonisten stimmte. Meine Frau jedenfalls genoss ihre einzige Gänsekeule der längst abgelaufenen Saison in vollen Zügen. Bei der üppigen Portion musste ich ihr allerdings ein wenig helfen. Aber ein fürsorglicher Ehemann, der tut ja immer, was er kann...
Auch bei ihrem vegetarischen Herbstteller, dem gegrillten Hokkaido-Kürbis mit Ziegenkäse, Maronen, Rosenkohl, Datteln und Endiviensalat (20 Euro), welchen sie sich die Woche darauf schmecken ließ, hatte sie nicht das Geringste auszusetzen. Vegetarisches Tête-à-tête von Kürbis und Ziege
Ganz im Gegenteil, sie war von den verschiedenen Aromen, Konsistenzen und Temperaturen dieses farbenfroh zusammengebastelten Tellers mit klarem Saisonbezug sehr angetan. Für einen Veggie-Teller schon sehr spannend arrangiert
Nicht minder entzückt waren wir von den beiden Desserttellern, die wir uns hier im Abstand von einer Woche teilten. Hier zeigte die Pâtisserieabteilung auf beeindruckende Art und Weise, dass auch sie ihr Handwerk versteht. Mascarponebombe an Portweinbirne mit High-End-Schokosorbet
Da wurde eine fluffige Mascarponemousse in weiße Kuvertüre gepackt, eine mit Schokoganache gefüllte Birne zuvor fachmännisch in Portwein ertränkt und ein intensives Schokoladensorbet komplett ohne Milchanteil auf die dezent gecrumblete Keramik gebracht. Helmut-Kohl-Gedächtnis-Dessert
Dagegen wirkte die Nocke Sauerrahmeis, an der sich meine Frau zu schaffen machte, regelrecht bescheiden. Eine Nocke Sauerrahmeis kann dir hier den Tag retten!
Deutlich exotischer ging es eine Woche später beim Maracujatörtchen mit marinierter Ananas, Schokocrumble und hausgemachtem Kokoseis zu. Exotisch ging das Mahl zu Ende...
Auch diesen sauber zubereiteten, süßen Abschluss wussten wir sehr zu schätzen. Das Maracujatörtchen mit Gefolge
Auch die Tatsache, dass diese beiden süßen Leckereien mit jeweils nur 10 Euro zu Buche schlugen, spricht für die gastfreundliche Attitüde dieses durch und durch sympathischen Landrestaurants.
Ohne Übertreibung lassen sich unsere beiden „ohne Anhang“ getätigten Besuche im Dezember als uns persönliches, kulinarisches „Herbsterwachen“ bezeichnen. Unseren kindfreien Dienstagmittag nutzten wir in der Folge noch ein paar Mal, um in trauter Zweisamkeit zu speisen. Seltsamerweise schafften wir es seitdem nicht mehr, in unserem Neupotzer Lieblingslokal aufzuschlagen. Keine Ahnung warum, denn solche Gaumenfreuden darf man sich ruhig auch mal mittags gönnen…
Dass meine Frau und ich sehr gerne bei Martin Gehrlein im Neupotzer Hardtwald zu Gast sind, dürfte auf diesem Portal kein Geheimnis mehr sein. Gehrleins ideenreiche, stets von der Saison inspirierte Landhausküche zählt seit vielen Jahren zu den festen Größen in unserer Region. Da bei ihm die Verwendung qualitativ hochwertiger Produkte an erster Stelle steht und die dafür abgerufenen Preise wirklich sehr fair kalkuliert sind, ist ihm seit Jahren der vom bekannten französischen Reifenhersteller verliehene „Bib-Gourmand“ sicher.
In den Hardtwald... mehr lesen
5.0 stars -
"Solche Gaumenfreuden darf man sich ruhig auch mal mittags gönnen…" marcO74Dass meine Frau und ich sehr gerne bei Martin Gehrlein im Neupotzer Hardtwald zu Gast sind, dürfte auf diesem Portal kein Geheimnis mehr sein. Gehrleins ideenreiche, stets von der Saison inspirierte Landhausküche zählt seit vielen Jahren zu den festen Größen in unserer Region. Da bei ihm die Verwendung qualitativ hochwertiger Produkte an erster Stelle steht und die dafür abgerufenen Preise wirklich sehr fair kalkuliert sind, ist ihm seit Jahren der vom bekannten französischen Reifenhersteller verliehene „Bib-Gourmand“ sicher.
In den Hardtwald
Geschrieben am 14.04.2024 2024-04-14| Aktualisiert am
15.04.2024
Besucht am 23.11.2023Besuchszeit: Abendessen 4 Personen
Rechnungsbetrag: 126 EUR
Es ist gar nicht so einfach hier einen Platz zu bekommen. Eine spontane Einkehr ist nämlich so gut wie ausgeschlossen. Dafür ist das von Eva Martus und ihrem Mann seit über 30 Jahren geführte, in einer Seitenstraße im Ortskern von Maximiliansau versteckte Traditionslokal einfach viel zu klein und auch viel zu beliebt.
Und so wundert es nicht, dass man mindestens eine Woche im Voraus einen Tisch reservieren sollte, um in den Genuss der ausgezeichneten Steaks, Schnitzels und Cordon Bleus dieser anachronistisch anmutenden Mischung aus Dorfkneipe und uriger Gaststätte zu kommen.
In der Kaminstubb wird noch gutbürgerlich gekocht wie zu Zeiten meiner Erstkommunion. Besonders Fleischesser wissen die deftige Küche von Eva und ihrem Team zu schätzen und sind seit jeher von den üppigen Portionen und der Qualität der sauber zu Teller gebrachten Pfannengerichte von Rind und Schwein begeistert.
Da auch die Preise für das Gebotene recht niedrig kalkuliert sind, kann man die Popularität dieser von außen völlig unscheinbaren Einkehradresse, gut nachvollziehen. Und deshalb dauerte es eine ganze Weile bis ich hier endlich zusammen mit ein paar Wörther Futterfreunden aufschlagen konnte.
Wir hatten Glück und konnten an einem Donnerstagabend Ende November einen Tisch für vier Personen ergattern. Einer der Kollegen, der hier öfter zu Gast ist, schwärmte im Vorfeld von der legendären Knoblauchsuppe. Ein anderer war gespannt, ob das auf (!) Bratkartoffeln servierte Schnitzel „Cap Horn“ die kulinarischen Zeichen der Zeit überdauert haben würde. Es hatte.
Aber auch die heute oft belächelte Gratiniersünde aus den wilden 70ern, der mit Schmelzkäse, Kochschinken und Ananas beladene „Toast-Hawaii“, zählt nach wie vor zum großzügig portionierten Standardrepertoire der gutbürgerlichen Stubb in der Maxauer Raiffeisenstraße.
Drinnen war an diesem tristen Novemberabend mächtig was los. Wir saßen etwas weiter hinten, dort wo der Raum in Richtung Toiletten bzw. Küche nach rechts abknickt. Am Nebentisch gab es anscheinend etwas zu feiern. „Gekrische wie die Jochgeier“, wie man früher in Speyer zu sagen pflegte, wurde zwar nicht, aber der Lärmpegel war in dem bis auf den letzten Platz gefüllten Gastraum entsprechend hoch.
Der mächtige Tresen, die kleinen Sitznischen und die holzverkleideten Wände wirkten auf sympathische Weise provinziell und aus der Zeit gefallen. Irgendein Künstler aus der Region nutzte die Wände der Gaststube zum Ausstellen seiner Werke. Dachte man sich die bunten, nicht so recht zur restlichen Szenerie passenden Bilder weg, so beschlich einen das Gefühl, dass es hier wahrscheinlich schon vor 30 Jahren so ausgesehen haben könnte. Gastraum-Impression
Eine Vorstellung, die dem an gastronomischen Ewigkeitswerten hängenden Stammpublikum anscheinend gut gefällt.
Definitiv nicht ungemütlich, aber für ein romantisches Abendessen zu zweit vielleicht nicht so ganz die passende Adresse, so das einhellige Urteil am Tisch. Dafür ging es in der rustikalen Rumpsteak-Klause dann doch akustisch zu hoch her.
Eine gut gekühlte Flasche Griesbacher Mineralwasser (0,75l für 4 Euro) stand bald auf dem Tisch. Auch das frisch gezapfte Kellerbier von der Karlsruher Traditionsbrauerei Hatz, das auch in der Pfalz gerne getrunken wird, ließ nicht lange auf sich warten. Die freundlichen 4,20 Euro für den halben Liter dieses süffig-feinherben Gerstensaftes waren gut investiert.
Mich lachte gleich der Feldsalat mit Speck und Croutons von der Empfehlungskarte an, was mich dazu veranlasste, ihn in der kleinen Portion (5,90 Euro) vorweg zu bestellen. Mein auf Vampirvertreibung bedachter Kollege traute sich doch tatsächlich an die Knoblauchsuppe (4,50 Euro). Sah harmloser aus als sie roch und schmeckte...die Knoblauchsuppe
Die anderen beiden Clubkameraden verzichteten auf eine zusätzliche Vorspeise, wohlwissend dass bei den Rumpsteaks ein kleiner Beilagensalat im Preis enthalten sein würde.
Meine Wahl fiel auf das rund 300 Gramm schwere Rumpsteak an Cognac-Pfefferrahmsauce (22,90 Euro), welches man mir auf Wunsch mit Kroketten lieferte. Den Beilagensalat nahm ich als grünen Zwischengang dankend an. Die beiden Rumpsteak-Puristen am Tisch wollten ihr stattliches Stück aus dem Rinderrücken lieber komplett nackt bzw. mit hausgemachter Kräuterbutter und Pommes frites auf dem Teller liegen sehen. Auch sie waren mit 22,90 Euro pro Steak dabei.
Die schlagfertige Bedienung, mit der wir den Abend über unseren Spaß hatten, erfragte den Gargrad unserer „Faux-Filets“, der mit zweimal „medium“ und einmal „medium rare“ perfekt getroffen werden sollte. Der Vierte im Bunde gönnte sich nach seiner Knobi-Infusion aus der Suppentasse ein nicht minder würziges Pfeffer-Schnitzel (16,90 Euro).
An das monströse Cordon Bleu, mit dem man hier locker auch zwei Normalesser satt kriegen würde und an dem ich vor langer Zeit einmal kläglich scheiterte, wagte sich an diesem Abend niemand. Und so harrten wir der ohne Käse- und Schinkenfüllung auskommenden Hausmannskost, die nicht lange auf sich warten ließ.
Doch zuerst galt es, einen mit geradezu sündhaft leckerer Vinaigrette angemachten und mit ordentlicher Speck- und Croutonausstattung versehenen Feldsalat zu verputzen. Die Croutons konnten was...
Gut, dass ich nur die „kleine“ Variante bestellt hatte, denn jene geriet bereits zum schmackhaften Sattmacher vorweg. Ein kleiner Feldsalat mit Speck und Buttercroutons
Da hatten die eingerosteten Geschmacksnerven auch mal ein Essig-Öl-Dressing mit reichlich Überschmeck zu verkraften. Klar, können da auch ein paar Tropfen Maggi-Würze zum Einsatz gekommen sein. Mir war das egal, adelte doch die säuerlich-pikante Tunke das Blattgrün ganz „oldschool“ und sorgte für zufriedene Feld- und Beilagen-Salat-Gesichter am Tisch.
An der Beschaffenheit der Rohkosteinlage war zu erkennen, dass der knackige Karotten- und Krautsalatanteil nicht – wie heute leider oft üblich – aus „konv(ini)entioneller“ Eimerware bestand, sondern „hausgeraspelt“ im Salatteller landete. Dieser hatte wahrlich nichts mit kantinesker Husch-Husch-Küche für die gutbürgerlich gesinnte „Spachtel-Masse“ zu tun, sondern war wirklich aller Ehren wert. Einziger Kritikpunkt: er hätte etwas kleiner ausfallen dürfen.
Ja vielleicht sogar müssen, denn unsere Fleischportionen waren auch nicht von kleinen Rindern. Denn, was meinem Nachbarn sein krustig ummanteltes, mit reichlich grob gemahlenem Pfeffer gewürztes Schnitzel „Wiener Art“ auf Pfefferrahmsauce war, kam bei mir vom Rinderrücken. Der darüber verteilte, von Pfefferkörnern durchsetzte Beiguss konnte es in Sachen großzügiger Portionierung mit meinem Rumpsteak à la Einfamilienhaus locker aufnehmen. Dazu gesellten sich noch sechs zu einer Pyramide gestapelte Kroketten auf einem separaten Teller. Frittiertes Bauwerk aus knusprigen Kartoffelzylindern
Das auf den Punkt gebratene Fleisch fiel sehr zart aus. Schön zu sehen, wie beim Anschnitt der Fleischsaft aus ihm herausfloss und sich klammheimlich mit der aus einer grundehrlichen Jus gezogenen Pfeffersauce vermählte. Ich konnte mir zu diesem Zeitpunkt keine plausiblere Krokettenlegitimation vorstellen. Den Sahneklecks aus der Sprühflasche nahm ich der Küchenfee nicht krumm. Dafür bediente dieser Herrenteller die akute Fleischeslust auf viel zu überzeugende Art und Weise. Rumpsteak an Cognac-Pfefferrahmsauce
Auch die beiden saucenlosen Herren am Tisch schienen mit der Fleischqualität und den begleitenden Erdapfelstäben aus der Fritteuse sichtlich zufrieden zu sein. Vom Kollegen gegenüber durfte ich die Kräuterbutter „à la maison“ goutieren. Besser kriegt man die auch von keinem „Maître d’Hôtel“ aus dem großen Osten Frankreichs zum Faux-Filet serviert. Rumpsteak mit hausgemachter Kräuterbutter
In den zufriedenen Karnivoren-Kanon stimmte auch der Schnitzelvertilger zu meiner Rechten gerne ein. Die seinen dünnen „Paniersdelikten“ vorangegangenen Klopfgeräusche waren bereits kurz nach der aufgegebenen Bestellung deutlich aus der Küche zu vernehmen. Entsprechend zart fielen seine beiden (!) panierten Folklorestücke aus der Oberschale vom Schwein aus. Das Pfeffer-Schnitzel vom Kollegen
Auch er hatte lediglich mit dem Umfang seines stattlichen Fleischtellers zu kämpfen.
Aber das leichte Völlegefühl löste sich im Anschluss mit Hilfe eines anständigen Marillenschnapses in hochprozentigen Wohlgefallen auf. Später kam noch die Inhaberin aus der Küche zu uns an den Tisch, was zu einem lustigen Plausch führte. Schließlich hatten zwei der anwesenden Pädagogen den Sohn von Eva Martus vor langer Zeit im Unterricht sitzen.
Dass dies mit einer weiteren Runde Schnaps – nur diesmal eben aufs Haus – geahndet wurde, war sowohl verkraft- als auch vertretbar. Der einzige Dauerabstinenzler unserer Tischgemeinschaft hatte schließlich an jenem Abend Fahrdienst.
Beim nächsten Besuch in der Maxauer Kaminstubb würde ich auch mal zum Schnitzel greifen. Dann vielleicht das aus dem österreichisch-ungarischen Kaiserreich stammende Schnitzel nach „Sinti- und Roma-Art“ in feuriger Paprikasauce…ach, hätte ich da jetzt Lust drauf!
Es ist gar nicht so einfach hier einen Platz zu bekommen. Eine spontane Einkehr ist nämlich so gut wie ausgeschlossen. Dafür ist das von Eva Martus und ihrem Mann seit über 30 Jahren geführte, in einer Seitenstraße im Ortskern von Maximiliansau versteckte Traditionslokal einfach viel zu klein und auch viel zu beliebt.
Und so wundert es nicht, dass man mindestens eine Woche im Voraus einen Tisch reservieren sollte, um in den Genuss der ausgezeichneten Steaks, Schnitzels und Cordon Bleus dieser... mehr lesen
Restaurant Kaminstubb
Restaurant Kaminstubb€-€€€Besenwirtschaft, Bar072714767Raiffeisenstraße 3, 76744 Wörth am Rhein
4.0 stars -
"Deftiger Herrenabend in einer alteingesessenen Maxauer Rumpsteak-Institution" marcO74Es ist gar nicht so einfach hier einen Platz zu bekommen. Eine spontane Einkehr ist nämlich so gut wie ausgeschlossen. Dafür ist das von Eva Martus und ihrem Mann seit über 30 Jahren geführte, in einer Seitenstraße im Ortskern von Maximiliansau versteckte Traditionslokal einfach viel zu klein und auch viel zu beliebt.
Und so wundert es nicht, dass man mindestens eine Woche im Voraus einen Tisch reservieren sollte, um in den Genuss der ausgezeichneten Steaks, Schnitzels und Cordon Bleus dieser
Geschrieben am 06.04.2024 2024-04-06| Aktualisiert am
06.04.2024
Besucht am 10.11.2023Besuchszeit: Abendessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 60 EUR
15 Jahre lang erarbeitete sich die Inhaberin des Landauer Restaurants „Zum Blumenkorb“ Gundula Grosse zusammen mit ihrem damaligen Partner und Küchenchef Thomas Riemer im „Fünf Bäuerlein“ in der Theaterstraße einen guten Ruf. Das war von 2002 bis 2017. Nun ist sie seit April 2018 in der Königstraße gegenüber des Deutschen Tores ansässig.
Ob ihr Koch aus früheren Zeiten auch heute noch am Herd steht, entzieht sich meiner Kenntnis. Möglich wäre es, denn die kulinarische Ausrichtung von damals – ein interessanter, keineswegs alltäglicher Mix aus mediterranen und regionalen Genüssen – hat man auch im „Blumenkorb“ beibehalten. Aber es ist auch durchaus möglich, dass Frau Grosse mittlerweile alleine für die Zubereitung der Speisen verantwortlich ist.
Früher wurden in den etwas in die Jahre gekommenen Räumlichkeiten zuerst spanische Tapas, dann Grillhähnchen verkauft. Da roch es die halbe Königstraße hinunter nach Fritteusenfett. So gesehen wurde der Standort „Untertorplatz“ mit dem Einzug des Blumenkorb-Teams um Gundula Grosse kulinarisch aufgewertet. Mit dem Burgerladen „Bagage“ und der „Bengels Bar“ gibt es hier übrigens auch ein paar attraktive Einkehrmöglichkeiten für jüngere Semester.
Eigentlich wollte ich hier schon vor ein paar Jahren mal aufschlagen, aber erst ein Treffen mit einem guten alten Freund aus Kindertagen vergangenen November führte mich erstmalig in diese etwas unter dem Radar laufende Einkehradresse. Unser für diesen Abend zuerst anvisiertes Ziel, das von mir schon mehrfach besuchte (und hier bereits rezensierte) Burgerlokal „Bagage“, ließen wir ein paar Meter weiter rechts liegen und entschieden uns spontan für einen Besuch. Mit der Bengels Bar in direkter Nachbarschaft war dann auch das gepflegte Absacken im Anschluss garantiert.
Besonders viel los war an jenem Freitagabend nicht. Eine freundliche Servicedame nahm uns in Empfang und ließ uns freie Platzwahl. Frau Grosse werkelte zu der Zeit in der Küche, kam aber später an unseren Tisch und erkundigte sich, ob denn alles in Ordnung war. So mufflig und wortkarg wie die Frau auf anderen Gastro-Portalen beschrieben wird, empfand ich sie keineswegs.
Der großzügig angelegte, von einer quaderförmigen Säule zumindest etwas unterteilte Gastraum machte einen gepflegten Eindruck. Die schmucklosen Fliesen aus vergangenen Tagen und die für meinen Geschmack etwas zu helle Beleuchtung nahmen ihm einiges an Gemütlichkeit. Diesem Umstand versuchte man auf den Tischen mit großen Windlichtern flackernd entgegenzuwirken. Der etwas zu hell beleuchtete Gastraum
Die schwarz lackierten Bistromöbel aus Holz bildeten einen deutlichen Kontrast zu den pastellfarbenen Wänden. Die roten, leidlich bequemen Sitzkissen gingen Ton in Ton mit den Tischläufern. Das Lokal hat seine schönen Ecken
Das dekorative, damals auch im „Bäuerlein“ stehende Barriquefass hatte scheinbar überlebt. Es wirkte wie eine trutzige Reminiszenz an alte Zeiten und füllte eine Freifläche zwischen den Tischen in der Nähe des Eingangsbereichs. Das Barriquefass von einst begrüßt hier die Gäste
Nicht lange nachdem wir Platz genommen hatten wurde die mannshohe Tafel mit dem Speisenangebot vor unserem Tisch postiert. Diese kannte ich noch von meinen wenigen Besuchen im „Bäuerlein“. Die Karte mit den Stammgerichten von damals gibt es nicht mehr. Aber einige von ihnen hatten es auf das saisonal wechselnde, von jeweils neun verschiedenen Vor- und Hauptspeisen kündende, angekreidete Speisenprogramm geschafft.
Da waren einige wirklich interessant klingende Gerichte dabei. Gebratener Fenchel mit Parmaschinken, provenzalische Gemüsecrèmesuppe, Sauerkrautrahmsuppe mit Saumagenwürfel und Avocado-Orangensalat mit Garnelen im Kartoffelmantel ließen mich bereits beim Studieren der abwechslungsreichen Vorwegauswahl aufhorchen. Bei den Hauptgerichten ging es dann etwas hausmannsköstlicher zu. Kotelett, Parmesanschnitzel, Rumpsteak und der berühmte Pfälzer Teller ließen Karnivorenherzen höherschlagen. Aber auch an die Fleischverzichter hatte man mit frischen Steinpilztortelloni an Gorgonzolasauce und Nudeln mit Ratatouille und Schafskäse gedacht.
Als Weinempfehlung des Monats grüßte auf einer kleinen Schiefertafel die rote Cuvée Carlo vom Weingut Karl Pfaffmann aus Walsheim mit einem freundlichen Viertelpreis von 5,60 Euro. Aber auch die anderen, vornehmlich aus der Südpfalz stammenden Kreszenzen, die in der gut sortierten Weinkarte gelistet waren, ließen sich – sowohl offen ausgeschenkt als auch in der Flasche – zu durchweg akzeptablen Preisen genießen.
Da legten wir doch gerne den Schwerpunkt in der glasweise abgefüllten Viertelliterklasse. Meinen Tischgenossen gelüstete es zum Einstieg nach einem trocken ausgebauten Riesling vom Weingut Dr. Wehrheim (Birkweiler) für 6,90 Euro, während mich ein frischfruchtiger Weißburgunder aus der Pfalz (5,50 Euro) – Weingut habe ich vergessen – adäquat abholte. Später gesellten sich noch ein ganz famoser, knarztrockener Pfaffmann-Silvaner (4,80 Euro) sowie eine sehr leckere Rotwein-Cuvée namens „Guillaume“ (7,80 Euro) aus dem Hause Friedrich Becker (Schweigen) hinzu.
Wer gut trinkt, braucht eine ebensolche Grundlage in fester Form. Mein Kumpel begnügte sich mit einem ordinären Wurstsalat mit Pommes (11,80 Euro), während ich einmal mehr meinem erklärten Lieblingssalat vom Feld mit Speck und Croutons (7,90 Euro) nicht widerstehen konnte. Dieser war allerdings nur als Vorspeise gedacht. Als Hauptgericht wollte ich mir nonchalant eine zweite Vorspeise, die Büsumer Krabben in Cayenne-Butter auf geröstetem Brot und an Salatgarnitur (15,50 Euro), schmecken – getreu dem Motto „Zwei Snacks ergeben auch eine Mahlzeit!“.
Mein Gegenüber musste dann mitansehen, wie ich mir den schmackig angemachten Feldsalat mit knusprigen, frisch der Pfanne entnommenen Buttercroutons und nicht übertrieben würzigen Speckwürfeln schmecken ließ. Feldsalat mit viel Geschmack und Knack
In die feine, mit ein wenig Sahne verfeinerte Essig-Öl-Vinaigrette hätte ich mich glatt reinlegen können, so gut mundete mir das flüssige Rapunzel-Tuning. Es gibt wenig, was ich im Monat November mehr mag als frisch vom Acker geholten Feldsalat. Vor allem, wenn – wie hier der Fall – die Croutons nicht aus der Packung kommen und der Brutzelspeck schön kross und nicht übersalzen ausfällt. Genauso mag ich ihn....
Angenehm vorgesättigt ging es in Runde Zwei. Zu dem mit Zwiebeln und Essiggürkchen verfeinerten Wurstsalat meines Kompagnons gesellten sich dicke Steakhouse-Pommes, die auch ausreichend gesalzen auf der Glasplatte landeten. Eine von Rohkost und Salatblättern kündende Garnitur verlieh dem Teller sein grünes Gewissen. Ehrlicher Wurstsalat mit Pommes
Seinen Aussagen zufolge war das ein grundehrlicher „Wurschdsalaad“ mit zupackender Essig-Öl-Marinade. Der gute Silvaner vom Pfaffmann schien zu diesem deftigen Schmankerl aus der kalten Pfälzer Wurstküche auch keine allzu schlechte Figur abzugeben.
Mein kulinarischer Ausflug an die Küste geriet dank der warmen, angenehm scharfen Cayenne-Butter, in der die Nordseekrabben kurz zuvor geschwenkt worden waren, zum leckersten „Fischbrötchen“ seit langer Zeit. Krabbencrostini leicht pikant
Auch dem Meeressnack wurde eine großzügig bemessene Salatgarnitur an die Seite gestellt, die den Teller etwas auffrischte und in der Summe auch gut sättigte. Toller Snack zum Wein
Mit meinen beiden Vorspeisen hatte ich mich definitiv nicht verwählt und zudem eine gute Basis für die darauffolgenden Gerstensäfte beim „Work-Out“ in der „Bengels Bar“ nebenan gelegt. Mein guter alter Freund und ich haben es beide sehr genossen, nach so langer Zeit mal wieder zusammenzusitzen, eine Kleinigkeit zu essen und uns dabei gediegen einen reinzuschütten. Dass dabei die Kulinarik nicht die Hauptrolle spielte, war der Besonderheit dieses Treffens geschuldet.
Im „Blumenkorb“ würde ich jederzeit wieder einkehren, da hier auch die einfachen Dinge mit Anspruch und „Schmackes“ auf dem Tisch landen und sich die Weinpreise noch in einem gastfreundlichen Rahmen bewegen. Die Servicedame, die uns an diesem Abend bediente, machte ihre Sache gut. Da wir uns jede Menge zu erzählen hatten, störte es auch nicht weiter, dass wir sie nicht allzu oft zu Gesicht bekamen.
Nachtrag
Dieser denkwürdige Abend unter guten Kumpels schreit förmlich nach einer Wiederholungstat. Wobei wir An- und Rückfahrt zukünftig eher mit dem Taxi oder dem ÖPNV organisieren sollten. Wäre wohl vernünftiger…
15 Jahre lang erarbeitete sich die Inhaberin des Landauer Restaurants „Zum Blumenkorb“ Gundula Grosse zusammen mit ihrem damaligen Partner und Küchenchef Thomas Riemer im „Fünf Bäuerlein“ in der Theaterstraße einen guten Ruf. Das war von 2002 bis 2017. Nun ist sie seit April 2018 in der Königstraße gegenüber des Deutschen Tores ansässig.
Ob ihr Koch aus früheren Zeiten auch heute noch am Herd steht, entzieht sich meiner Kenntnis. Möglich wäre es, denn die kulinarische Ausrichtung von damals – ein interessanter,... mehr lesen
Zum Blumenkorb
Zum Blumenkorb€-€€€Restaurant06341 20746Königstraße 3, 76829 Landau in der Pfalz
4.0 stars -
"Auch einfache Gerichte werden hier mit „Schmackes“ aufgetischt" marcO7415 Jahre lang erarbeitete sich die Inhaberin des Landauer Restaurants „Zum Blumenkorb“ Gundula Grosse zusammen mit ihrem damaligen Partner und Küchenchef Thomas Riemer im „Fünf Bäuerlein“ in der Theaterstraße einen guten Ruf. Das war von 2002 bis 2017. Nun ist sie seit April 2018 in der Königstraße gegenüber des Deutschen Tores ansässig.
Ob ihr Koch aus früheren Zeiten auch heute noch am Herd steht, entzieht sich meiner Kenntnis. Möglich wäre es, denn die kulinarische Ausrichtung von damals – ein interessanter,
Geschrieben am 01.04.2024 2024-04-01| Aktualisiert am
01.04.2024
Besucht am 27.10.2023Besuchszeit: Abendessen 4 Personen
Rechnungsbetrag: 82 EUR
Kaum war ich von meiner kalabrischen „Pasta-e-Mare-Reha“, auf der ich zusammen mit meinem Vater Italiens Stiefelspitze vom Tyrrhenischen zum Ionischem Meer durchquerte, zurück, stand auch schon ein opulentes Abendessen beim Grillfleischpropheten im eigenen Land, sprich beim fußläufig von uns aus gut erreichbaren Griechen namens „Kalimera“, der seit langem schon als Nachfolger des von mir nicht sonderlich geschätzten „Amadeus“ in der Wörther Bienwaldhalle residiert, auf dem Programm.
Neben meiner Schwester und ihrem Mann, dem wohl besten Roastbeefgriller nach Heiko Brath, war auch meine Nichte plus Anhang an jenem Abend zugegen. Das ergab zusammen mit unserer dreiköpfigen Familie eine gesellige Runde in dem von mir bis dato noch nicht besuchten Kalimera. Seine Beliebtheit fiel mir bei so manchem Spaziergang zwischen Dorschberg und Alt-Wörth auf. Der große, zur Bienwaldhalle gehörende Parkplatz vor dem Lokal war stets gut gefüllt und der vom Restaurant ausgehende Grilldunst warb um Gäste nach alter olfaktorischer Manier.
Selbstverständlich hatten wir im Vorfeld einen Tisch für sechs Erwachsene und ein Kleinkind reserviert. Die Begrüßung durch die Hausherrin fiel angenehm freundlich aus. Ja, ich muss sogar zugeben, dass es im Inneren des Lokals recht gemütlich zuging. Steht man vor der schmucklosen, zwischen 1974 und 1977 erbauten Mehrzweckhalle, die heute primär von den Wörther Handballern genutzt wird, würde man hier wohl kaum griechische Gastfreundschaft vermuten. Außenansicht am Abend
Hat man jedoch das Restaurant einmal betreten, kann man in dem von verklinkerten Wänden, einer breiten Fensterfront und einer angenehmen Beleuchtung geprägten, an diesem Abend nahezu vollbesetzten Gastraum durchaus eine nette Zeit haben. Zur Entspannung tragen neben dem freundlich agierenden Service vor allem die wohlgehopften Gerstensäfte aus dem Zapfhahn bei. Diese stammen allesamt von der Privatbrauerei Hoepfner aus Karlsruhe, deren Erzeugnisse sich auch bei bierdurstigen Pfälzern großer Beliebtheit erfreuen.
Mein erklärter Favorit ist das naturtrübe Kräusen, dessen halber Liter hier für faire 4,20 Euro ausgeschenkt wird. Da griff ich doch gerne zu und erhöhte später noch um einen weiteren Schoppen. Mein Schwager blieb dagegen beim frisch gezapften Pils (0,4l für 3,80 Euro), während sich meine Gattin eine Flasche alkoholfreies Bier (0,33l für 3,20 Euro) genehmigte. Die obligatorische Apfelschorle (0,3l für 3,30 Euro) fürs Töchterlein durfte natürlich nicht fehlen.
Die Auswahl an Speisen wirkte keineswegs überladen ohne auf die gängigen Standards vom Grill zu verzichten. Neben den üblichen Verdächtigen im Vorprogramm – gegrillte Peperoni, Gigantes, Dolmades, Schafskäse und gefüllte Champignons lauteten einige der wenig überraschenden Vorabgerichte – wurde vornehmlich Schweinernes vom Drehspieß geschnitten, auf Spieße gesteckt oder in Form von Hacksteak mit Schafskäse gefüllt.
Lammfilet und Rumpsteak erhoben mit Preisen um die 25 Euro pekuniären Führungsanspruch. Lediglich ein gemischter Grillteller war in der Karte gelistet. Diesen in einer „Metropole“ wie Wörth frech „Dorfteller“ zu nennen, hatte fast schon entlarvende Züge. Lachs, Zander und Kalamari kamen in verlässlichen Garnituren aus dem ewigen Eis, wo auch die panierten Tintenfischringe ihrer letzten Ölung im Fritteusenbad harrten.
So weit, so vorhersehbar der hier zu Teller gebrachte kulinarische Reigen eingedeutschter „Hellenika“ vom Grill und aus der Pfanne. Nach den zuvor genossenen Preziosen aus dem Mittelmeer und den dazugehörigen Pasta-Exzessen im fernen Kalabrien wirkte der Besuch beim Wörther Griechen wie ein kleiner Kulturschock für den Gaumen. Nun, viel Fleisch hatte ich in Süditalien nicht gegessen, was mich schlussendlich zu einem mit Schafskäse gefüllten Bifteki (14,80 Euro) greifen ließ. Bei so viel weißem Käse vom Schaf störte es dann auch nicht weiter, dass die frittierten Kartoffeltaler ebenfalls generös „feta-isiert“ auf dem Beilagenteller landeten.
Meine Frau trat – wie meistens beim Griechen – die fleischlose Flucht nach vorne an, was ihr eine althergebrachte Vorspeisenkombination (12,80 Euro) aus gegrillten Peperoni, Champignons und – man ahnt es vielleicht – gegrilltem Schafskäse einbrachte. Dass auch noch eine Portion Grillpeperoni mit Knoblauch und Kräutersauce (5,80 Euro) geordert wurde, möchte ich an dieser Stelle nicht verschweigen.
Auch eine gemischte Salat-Platte (9,50 Euro) traf auf hungrige „Hors D’oeuvr‘ler“. Meine Schwester gönnte sich eine Portion Gyros mit Tzatziki (14,80 Euro), während sich mein werter Herr Schwager an das panierte Schweineschnitzel (13,80 Euro) wagte.
Bei den Fleischgerichten war neben den frittierten Goldtalern vom Erdapfel auch ein kleiner Beilagensalat im Preis enthalten. Der kam vorweg, bestand primär aus gemischtem Blattwerk und schmeckte hauptsächlich nach dem Joghurtdressing, das ihn großzügig benetzte. Der Beilagensalat
Da man die essigsaure Salattunke durchaus essen konnte, habe ich das von diversen Rohkosthügeln flankierte Grünzeug mit Appetit verschlungen. Der Krautsalat ging einmal mehr als unverzehrtes Resultat meiner angeborenen Rohkostschwäche zurück.
Die gemischte Salatplatte, die sich meine Schwester und ihr Mann vorweg schmecken ließen, hatte beachtliche Ausmaße. Einige der gegrillten Pfefferschoten, an denen sich in erster Linie meine Nichte erfreute, brutzelten wohl etwas zu lange über dem heißen Feuer, wodurch ziemlich verkohlte Ergebnisse erzielt wurden. Schwarz-grüne Peperoni-Koalition
Naja, Röstaromen gut und schön, aber hier wären weniger wohl mehr gewesen. Na wenigstens wurde am Knoblauch nicht gespart.
Die Wartezeit zwischen Vor- und Hauptspeisen vertrieb uns die Jüngste am Tisch. Besonders meine Schwester und meine Nichte standen im Fokus unserer aufgeweckten Zweijährigen, die mal wieder nur so vor Tatendrang strotzte.
Dann prasselte plötzlich das von Fleischgerichten dominierte Hauptspeisengewitter auf uns ein. Die beiden panierten Schweineschnitzel, die meinem Schwager vorgesetzt wurden, machten optisch nicht den schlechtesten Eindruck. Zwei panierte Schweineschnitzel
Auch der Gyros-Hügel meiner Schwester hatte durchaus seine saftigen Momente. Ein Gyros-Hügel
Dagegen wirkte die reichhaltige Vorspeisenplatte meiner Frau eher unansehnlich. Die Vorspeisenkombination
Den gebackenen Schafskäse hatte man samt Alufolie, in der er noch vor sich hin schmurgelte, zu den gegrillten Champignons und Peperoni gepackt. Appetitlich sieht für mich anders aus...
Eine Beleidigung für jedes mitessende Auge, zumal auch bei ihrer Vorwegkombi die grünen Schoten viel zu schwarz vom Grill geholt wurden. Ob hier öfter Stammtische des CDU-Ortsvereins abgehalten werden, traute ich mich dann doch nicht zu fragen…
Wenn ich da den kulinarischen Vergleich mit dem etwa gleichteuren, mit kalten und warmen Vorspeisen bestückten Teller aus dem nicht weit entfernten Bayerischen Hof in der Ottstraße anstelle, so fällt mein Urteil über die uninspiriert wirkende Kalimera-Version doch recht bescheiden aus. Na wenigstens schien meiner Frau die fleischlose Grillgemeinschaft halbwegs zu schmecken. Mich hätte sie überhaupt nicht abgeholt.
Musste sie auch gar nicht, denn zeitgleich stellte mir die Servierdame eine saftige Hackaufgabe in Form einer Dorschberger Riesenbulette. Mein Bifteki
Diese fiel recht saftig aus und wäre auch ohne ihr schafskäsiges Innenleben als beachtlicher Sattmacher durchgegangen. Einziges Manko: dem hackfleischernen Bulettenoval hätte weniger Salzwürze gut zu Gericht gestanden! Kein Wunder, dass die pikante Fleischportion den Trend zum Zweitbier deftig unterfütterte. Wahrlich kein Essen für chronische Nachdurstphobiker!
Wenigstens konnten die geschmacksneutralen Kartoffelchips aus dem Fettbad die Wucht am Gaumen etwas lindern. Griechische Bratkartoffeln ohne Gaumeninformation
In der höheren Küche würde man von einem kulinarischen Kontrapunkt sprechen, hier war es eher eine fadfrittierte Beilage, die lediglich auf ordinäre Sättigung gepolt war.
Während mein Schwager die Reste seiner beiden Schnitzel mit einem halben Liter Hefeweizen hinunterspülte, waren wir uns am Ende alle einig, dass ein Ouzo wohl das bessere Dessert darstellen würde. Da ließ sich das Serviceteam dann auch nicht lumpen und gab für jeden am Tisch einen aus.
Dennoch war es ein gelungener Abend im gut gelaunten Familienkreis. Die Wiedersehensfreude mit der Familie meiner Schwester und das sonnige Gemüt unserer Kleinen ließen über kleinere kulinarische Defizite locker hinwegsehen. Für ein solides Gyros mit Tzatziki kann man hier durchaus mal wieder einkehren. Wobei mich nicht nur die Fleischqualität beim nahegelegenen Bayerischen Hof in der Ottstraße mehr überzeugt.
Nachtrag zum Verständnis der Rechnung: Da ich meine Schwester und ihren Liebsten zum Essen einlud und unser Töchterchen mal wieder gepflegt „räuberte“, bezieht sich der angegebene Gesamtbeitrag lediglich auf vier Personen.
Kaum war ich von meiner kalabrischen „Pasta-e-Mare-Reha“, auf der ich zusammen mit meinem Vater Italiens Stiefelspitze vom Tyrrhenischen zum Ionischem Meer durchquerte, zurück, stand auch schon ein opulentes Abendessen beim Grillfleischpropheten im eigenen Land, sprich beim fußläufig von uns aus gut erreichbaren Griechen namens „Kalimera“, der seit langem schon als Nachfolger des von mir nicht sonderlich geschätzten „Amadeus“ in der Wörther Bienwaldhalle residiert, auf dem Programm.
Neben meiner Schwester und ihrem Mann, dem wohl besten Roastbeefgriller nach Heiko Brath, war auch... mehr lesen
Restaurant Kalimera
Restaurant Kalimera€-€€€Restaurant072717670445Am Bienwald 3, 76744 Wörth am Rhein
3.0 stars -
"Familienfreundlicher, aber ansonsten recht hausbackener Grillfleischprophet im eigenen Land bzw. um die Ecke" marcO74Kaum war ich von meiner kalabrischen „Pasta-e-Mare-Reha“, auf der ich zusammen mit meinem Vater Italiens Stiefelspitze vom Tyrrhenischen zum Ionischem Meer durchquerte, zurück, stand auch schon ein opulentes Abendessen beim Grillfleischpropheten im eigenen Land, sprich beim fußläufig von uns aus gut erreichbaren Griechen namens „Kalimera“, der seit langem schon als Nachfolger des von mir nicht sonderlich geschätzten „Amadeus“ in der Wörther Bienwaldhalle residiert, auf dem Programm.
Neben meiner Schwester und ihrem Mann, dem wohl besten Roastbeefgriller nach Heiko Brath, war auch
Besucht am 13.10.2023Besuchszeit: Abendessen 3 Personen
Rechnungsbetrag: 103 EUR
Bis Mitte Oktober hielt sich hartnäckig das warme Herbstwetter. An einem sonnigen Freitagmittag führte uns eine kleine Wanderung von der Klausentalhütte (bei Maikammer) aus hinauf auf das Zeter Berghaus und wieder zurück. Ein Anruf bei Gastro-Urgestein Dominic Theobald in der PGF sicherte uns im Anschluss drei Plätze auf dessen lauschiger Terrasse.
Da machten wir uns auf ins nicht weit entfernte Frankweiler und beugten uns gerne dem kulinarischen „Fraktionszwang“ in einer unserer erklärten Lieblingsadressen der Pfalz. Der Bericht fällt diesmal etwas kürzer aus, habe ich doch erst letzten August die neue „Wirkungsstätte“ vom „Domme“ in der Frankenburgstraße ausführlich gewürdigt.
Kurz vor meiner „Pasta-e-Mare-Expedition“ ins ferne Kalabrien wollte ich mir zusammen mit meinen beiden Mädels ein paar französisch inspirierte Bistrogerichte aus dem Hause Theobald schmecken lassen, so jedenfalls der einfache Plan an jenem lauschigen Spätsommerabend. Auch meine Gattin war von der Idee begeistert, war es doch eine ganze Weile her, dass wir – damals noch in Hainfeld – bei der stets gut aufgelegten Pfälzer Kochlegende aufschlugen.
Also nichts wie rein in das recht unscheinbare, direkt neben dem bekannten Frankweiler Weingut Lidy befindliche Wohnhaus, dem man seine inneren Genusswerte nun wirklich nicht ansieht. Der mit Brille noch seriöser wirkende Padron begrüßte uns wie immer sehr herzlich. Anscheinend hatte sich in seinem privaten bzw. gastronomischen Umfeld eine Veränderung ergeben. Seine langjährige Partnerin, die in früheren Zeiten die Küche schmiss, war jedenfalls nicht mehr zugegen.
Nach einem kleinen, wie immer stets dialektgefärbten Plausch, ließen wir den schwer beschäftigten Küchenchef weiterarbeiten und besetzten unseren reservierten Tisch auf der rückseitig gelegenen Terrasse, die uns mit einem schönen Ausblick auf die hübsch angelegten Gärten der Nachbarschaft und leiser Lounge-Musik empfing.
Eine junge (wahrscheinlich Aushilfe) und eine ältere Dame wuppten den Service in freundlich unaufgeregter Manier. Entschleunigung gehört hier anscheinend zum Konzept. Kein Wunder, bei dem sympathischen Fraktionsvorsitzenden, der stets Ruhe und Besonnenheit ausstrahlt. Die Zweijährige in unserem Bunde setzte dagegen eher auf Beschleunigung, aber das war für uns nichts Neues. Und weder für den verständnisvollen Service noch unsere Tischnachbarn ein Problem.
Zusätzlich zur Standardkarte, die ein gutes Dutzend französischer bzw. mediterraner Bistroklassiker listete, wurden auf der herbeigebrachten Schiefertafel die Empfehlungen des Tages annonciert. Da ließ ich doch gerne die rosa gebratenen Kalbsnieren in Dijon-Senfsauce, die Wildfang-Dorade-Royal mit Piment d’Espelette-Risotto sowie das englisch gebratene Metzgerstück vom irischen Angus-Rind mit Calvados-Zwiebel-Confit links liegen und warf meine Angel nach Tataki vom Thunfisch an Glasnudelsalat (19,50 Euro) und dem halben bretonischen Hummer vom Grill mit Ananas-Chutney und Limettenbutter (25,50 Euro) aus.
Meine Frau traute sich dann doch nicht an den gesottenen Kalbskopf mit Sauce Gribiche, sondern gab der rosa gebratenen Barbarie-Entenbrust mit Oliven-Kartoffelstampf und Ratatouille (28,50 Euro) den Vorzug. Unser kleines Wiesel durfte sich über die Pasta Bolognese in der Kinderportion (12,50 Euro) von der Tageskarte freuen.
Das aufgesprudelte Tafelwasser (0,75l für 5 Euro) perlte ratzfatz in unseren Gläsern. Der Weißburgunder (0,25l für 7 Euro) vom benachbarten Weingut Lidy erwies sich als durchaus trinkbarer Terrassenwein.
Hummer und Thunfisch ließ ich mir aus „organisatorischen Gründen“ – mit der Geduld unserer Kleinen ist es abends immer so eine Sache – auf einmal servieren, was mir bald zwei bunte, sowohl asiatisch als auch französisch inspirierte Sommergerichte einbrachte.
Kaum war der König der Schalentiere auf dem Tisch, verströmte dieser seinen köstlich-süßlichen Krustentierduft. Die hausgemachte Limettenbutter passte hervorragend zur perfekt gegrillten Meeresfrucht, da sie den halbierten Hummer mit Frische und Säure umspielte. Der halbe Bretonese vom Grill mit der besten Limettenbutter der Pfalz
Kurz angegrillte, marinierte Ananas bildete ein ungewöhnlich großstückiges Chutney, dessen Süße vom schmackigen Essig-Öl-Dressing des Feldsalats gut eingebunden wurde. Ein sommerlicher Grillteller der besonderen Art. Genialer Hummer vom Grill - Thank you Lord!
Meine „Side-Order“, das Thunfisch-Tataki, kündete derweil von bester Sashimi-Qualität. Kleingeschnipseltes, frisches Gemüse, Glasnudeln und ein aromatisch-pikantes Dressing verliehen dem saftigen Asia-Salat ein delikates Rückgrat. Thunfisch-Tataki an Glasnudelsalat
Da passte dann auch das frisch gezupfte Koriandergrün gut ins fernöstliche Geschmackbild. Dass der nur kurz auf beiden Seiten durch die Pfanne geschleuste Thunfisch förmlich auf der Zunge schmolz, kann das folgende Bild nur bestätigen. Gelungene "Side-Order" der asiatischen Art
Doch nicht nur der Herr am Tisch schwelgte im siebten Soulfood-Himmel. Auch meine Frau war begeistert von ihrem mediterran akzentuierten Fleischteller, dessen Protagonist fachmännisch gebraten und ebenso tranchiert auf dem Teller landete. Von ihrer besonderen Fleischqualität der Entenbrust durfte ich mich später selbst überzeugen. Rosa gebratene Barbarie-Entenbrust mit Oliven-Kartoffelstampf und Ratatouille
Das angenehm knackige Ratatouille-Gemüse geriet „comme il faut“. Und auch der mit Oliven bestückte „Grumbeerbrei“ stellte sich mit seinem feinen Aroma ganz provenzalisch in den Dienst der Sättigung. Zusätzlich sorgte die beigegossene Entenjus für ausreichend süffige Verhältnisse auf dem Porzellan. Dieses Gericht ließ bei meiner Herzensdame keine Wünsche offen und passte ausgezeichnet zur (noch) warmen Jahreszeit.
Unser Töchterlein mampfte zufrieden an ihrem Nudelteller, dessen schmackhafte Bolognese-Sauce von langem Einkochen und der Verwendung guter Zutaten berichtete. So geht Bolo in richtig lecker!
Die mit 100%-igem Rindanteil gekochte Fleischsauce hätte auch unser Lieblingsitaliener in Impflingen nicht besser aus dem Schmortopf geschöpft. Die Kleine gab sich größte Mühe, aber die Portion war für sie nicht zu schaffen, was ihren Eltern einen deftigen Nachtisch bescherte.
Apropos Nachtisch, diesen sollte man bei dem hier gebotenen, nach „Lust und Laune“ zubereiteten Eis des Tages keinesfalls ignorieren. Dafür also hatte unser Mädel noch genügend Platz im Magen gelassen. Kann denn Mandeleis Sünde sein?
Schlaues Kind, das wenig später eine dicke Nocke vom hausgemachten, herrlich cremig ausfallenden Mandeleis (5,50 Euro) verputzte.
Fazit:
Die PGF ist mittlerweile auch unter freiem Himmel in Frankweiler angekommen. Die kleine Terrasse hinterm Anwesen ist genau wie der mit viel Wohnzimmerflair ausgestattete Gastraum ein äußerst beschaulicher Ort für die handwerklich einwandfrei zu Porzellan gebrachte Bistroküche des sympathischen Allrounders am Herd, Dominic Theobald.
Bedenkt man die Qualität und Frische der hier verwendeten Produkte, so lassen sich die dafür abgerufenen Preise als äußerst gastfreundlich bezeichnen. Und wenn es einmal eine gute Flasche Wein sein darf, berät der weinheilige Sankt Dominic auch diese Klientel mit profunder Kenntnis zur flüssigen Materie, die nicht nur von namhaften Pfälzer Weingütern stammt.
Einen wunderschönen, kulinarisch sehr gelungenen, letzten Terrassenabend haben wir hier bei warmer Witterung erleben dürfen und freuen uns schon auf den nächsten Besuch beim „Domme“. Bis dahin ist wieder „högschde Fraktionsdisziplin“ gefordert…
Bis Mitte Oktober hielt sich hartnäckig das warme Herbstwetter. An einem sonnigen Freitagmittag führte uns eine kleine Wanderung von der Klausentalhütte (bei Maikammer) aus hinauf auf das Zeter Berghaus und wieder zurück. Ein Anruf bei Gastro-Urgestein Dominic Theobald in der PGF sicherte uns im Anschluss drei Plätze auf dessen lauschiger Terrasse.
Da machten wir uns auf ins nicht weit entfernte Frankweiler und beugten uns gerne dem kulinarischen „Fraktionszwang“ in einer unserer erklärten Lieblingsadressen der Pfalz. Der Bericht fällt diesmal etwas... mehr lesen
5.0 stars -
"Bei Thunfisch, Hummer und Entenbrust ließen wir den letzten warmen Terrassenabend des Jahres in der Pfalz gebührend ausklingen" marcO74Bis Mitte Oktober hielt sich hartnäckig das warme Herbstwetter. An einem sonnigen Freitagmittag führte uns eine kleine Wanderung von der Klausentalhütte (bei Maikammer) aus hinauf auf das Zeter Berghaus und wieder zurück. Ein Anruf bei Gastro-Urgestein Dominic Theobald in der PGF sicherte uns im Anschluss drei Plätze auf dessen lauschiger Terrasse.
Da machten wir uns auf ins nicht weit entfernte Frankweiler und beugten uns gerne dem kulinarischen „Fraktionszwang“ in einer unserer erklärten Lieblingsadressen der Pfalz. Der Bericht fällt diesmal etwas
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Vom hässlichen Graffiti-Gekrakel an der Hauswand ließ ich mich nicht abschrecken.
Das äußere Erscheinungsbild ließ zu wünschen übrig...
Leute, die mit kryptischen Parolen „ihre“ Viertel markieren, sterben wohl nie aus. Dass man sich hier „beinahe“ über den Weg gelaufen wäre, wurde mir erst nach Borgis extrem zeitnah in die Tasten gehauenem Bericht klar. Leider vereitelte eine Zeitspanne von nicht einmal 48 Stunden unsere mögliche Zusammenkunft. So wurde es für jeden von uns ein nicht ganz so spektakulärer Soloauftritt im schmalen Gastraum dieses hell beleuchteten „Straßenjapaners“, hinter dem in Wirklichkeit ein Deutscher steckt.
Die Rede ist von Inhaber Fabian Trissler, der nach seiner klassischen Koch-Ausbildung rund um den Globus unterwegs war und sich dabei besonders für die japanische Küche abseits von Sushi und Sashimi interessierte. Er hat dann rund drei Jahre gebraucht, um seine Idee einer japanischen Izakaya am Ostertorsteinweg zu verwirklichen. Seit August 2023 bringt der 33-Jährige seine Version einer japanischen Fusionsküche in Form kleinerer und größerer Häppchen unter das gerne mit den Stäbchen futternde Volk.
Auch ich fragte freundlich bei der netten Bedienung nach, auf welchem unbequemen Hocker ich denn nun Platz nehmen dürfte. Gleich rechts der Stufen des Eingangsbereichs wurde ich platziert. Von da aus hatte ich einen guten Überblick, was im Gastraum so vor sich ging.
Drinnen sah es dagegen schon deutlich besser aus!
Er war bei meiner Ankunft halb gefüllt, was sich aber im Laufe einer halben Stunde schlagartig ändern sollte. Bei den wenigen zur Verfügung stehenden Plätzen war der „Sold out“ nur eine Frage der Zeit. Über mein Verschwinden freuten sich später die bereits wartenden Nachfolger. Will sagen: der Laden lief richtig gut!
Studentisches Volk, Familien mit Kindern und auch ein paar freundlich dreinschauende Menschen aus Asien kamen hier an einfachen Bistrotischen zusammen, um bei Pet-Nat, IPA und Sake die überschaubare, mit einer schwarzen Foldbackklammer zusammengehaltene Auswahl an japanischen Thekenfuttereien (neudeutsch: „Barfood“) zu verkosten. Mit kleinen Snacks im Bauch lässt sich die Tour durchs Kneipenviertel doch wesentlich angenehmer starten.
Hängeleuchten im Industrie-Design, grau gestrichene Wände, ein knarzender Vintage-Dielenboden und das von Neonlichtern geprägte Nachtleben von Tokio im Großformat prägten den trendig eingerichteten Gastraum, der bei all dem Bahnhofslicht doch auch seine lauschigen Ecken hatte. Ich wollte nur ein paar Kleinigkeiten einwerfen, da mich der zweite Teil meines Bremer Stäbchen-Abends noch mit rohem Fisch und Reis konfrontieren sollte.
Das sprengte im wahrsten Sinne des Wortes den bzw. die Ra(h)men, weshalb ich die verdammt gut aussehenden Nudelsuppen, die dem Nachbartisch mit verschiedenen Toppings serviert wurden, geflissentlich ignorierte und lieber bei den asiatischen Tapas von Seite 2 zuschlug. Ein paar knallig grüne Edamame (5 Euro) zum Reinknabbern bzw. Rauszuzeln gehen ja bekanntlich immer.
Das leicht gesalzene, asiatische Superfood hatte auch Knoblauch und Chili gesehen, was die mit der Schale gegarten Sojabohnen geschmacklich aufwertete.
Kleine Bohnen mit großer Wirkung...am Gaumen ;-)
Ja, die kleinen Dinger bekamen dadurch sogar richtig „Wumms“. Am liebsten hätte ich – wie damals als Edamame-Neuling im Henssler & Henssler zu Hamburg – die Schale gleich mitgegessen. Gut, dass mich da der Steffen in seiner gewohnt zurückhaltenden Art auf den Verzehr der weichen Bohnen im Inneren hinwies…
Das dazu georderte Swabbie IPA (0,33l Flasche für 4 Euro) von der Freien Brau Union Bremen hielt mit exotisch-bitteren Noten bernsteinfarben dagegen.
Craftbeer im Bremer Viertel...passt!
Salzig, scharf, süß und bitter – welch nettes kleines Geschmacksgewitter gleich zu Beginn.
Zwei weitere „Kleingerichte“ folgten wenig später. Bei Gevatter Karaage (6 Euro) – wie der Japaner die knusprig frittierten Hühnchenbrocken nennt – war ich auf die Wasabi-Mayo gespannt, die dann aber leider doch keine war, sondern sich als wenig spannende Zitronen-Miso-Mayo entpuppte.
Ohne Wasabi-Mayo leider nur die Hälfte wert...
Die in Soja und Sake marinierten Stücke vom Huhn waren schön saftig, ihr Backteig aus Kartoffelmehl hätte dagegen ruhig etwas knuspriger ausfallen dürfen. Kleiner Tipp aus 15 Semestern angewandter Gastro-Japanologie: Doppelt frittiert hält meist besser!
Das Frittierhuhn sah knuspriger aus als es in Wirklichkeit war
Und doch spielten sie in einer gänzlich anderen Lecker-Liga als die handelsüblichen Chickennuggets aus dem Gasthaus zur goldenen Möwe. Und dann war da ja auch noch der kalte Schweinebauch namens „Chashu“ (6 Euro). Als Ramen-Topping sehr gerne verwendet, machte er auch ohne das Bad in der Nudelsuppe eine gute Figur. Zur leicht süßlichen Marinade, mit der die sanft gegarten Bauchscheiben übergossen waren, gesellten sich noch dünn geschnittene Lauchzwiebeln, die der Schweinerei gut zu Gericht stand.
Ein kalter Bauch geht manchmal auch...
Mehr Mut zur Schärfe bzw. Würze wäre aber durchaus angebracht gewesen. In der Summe war mir der Schmorbauch dann doch zu brav, da konnte es die gut abgeschmeckte Soja-Sake-Marinade dann auch nicht mehr richten. Wahrscheinlich gehört hier tatsächlich die Ramen zur ersten Bestellerpflicht, während die kleinen Asia-Häppchen eher als kulinarischer Beifang fungieren.
Egal, der Service agierte freundlich und aufmerksam. Die Toilette war zwar relativ klein, aber sehr sauber. Auch das Bremer Craftbeer taugte mir zusammen mit den verzehrten Kleinigkeiten überraschend gut. Und lange warten musste ich auf mein Essen auch nicht. Das war auch gut so, denn das Ostertor-Viertel hatte an diesem Abend noch etwas mit mir vor…Fortsetzung folgt.