Kochen ist für mich eine Freude. Essengehen eine Leidenschaft. Das muss nicht immer auf höchstem Niveau sein. Auch ehrliche Hausmannskost oder kleinere Leckereien aus aller Welt können kulinarisch den Tag erhellen. Bei Restaurant-Kritik habe ich dann auch am "Darüber-Schreiben" gefallen gefunden. Der Wechsel zu GastroGuide eine logische Folge nach all der negativen Entwicklung dort. Als Südpfälzer kenne ich mich in der dortigen Gastrolandschaft auch ein wenig aus, bin aber immer froh, wenn ich über regionale Tellerränder schauen kann. Die asiatische Küche hat es mir dabei besonders angetan.
Kochen ist für mich eine Freude. Essengehen eine Leidenschaft. Das muss nicht immer auf höchstem Niveau sein. Auch ehrliche Hausmannskost oder kleinere Leckereien aus aller Welt können kulinarisch den Tag erhellen. Bei Restaurant-Kritik habe ich dann auch am "Darüber-Schreiben" gefallen gefunden. Der Wechsel zu GastroGuide eine logische Folge nach all... mehr lesen
Bewertungs-Statistik
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Geschrieben am 28.04.2024 2024-04-28| Aktualisiert am
28.04.2024
Besucht am 12.12.2023Besuchszeit: Mittagessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 95 EUR
Dass meine Frau und ich sehr gerne bei Martin Gehrlein im Neupotzer Hardtwald zu Gast sind, dürfte auf diesem Portal kein Geheimnis mehr sein. Gehrleins ideenreiche, stets von der Saison inspirierte Landhausküche zählt seit vielen Jahren zu den festen Größen in unserer Region. Da bei ihm die Verwendung qualitativ hochwertiger Produkte an erster Stelle steht und die dafür abgerufenen Preise wirklich sehr fair kalkuliert sind, ist ihm seit Jahren der vom bekannten französischen Reifenhersteller verliehene „Bib-Gourmand“ sicher.
In den Hardtwald geht man, wenn man sich etwas Besonderes gönnen möchte, ohne dabei die eigene kulinarische Komfortzone zu verlassen – und das im bestbürgerlichen Sinne. Dass nach wie vor sein bei Rheinzabern gelegenes Zweitlokal namens „Gehrleins Alte Mühle“ nur als Landhauskaffee genutzt wird, hat die allseits bekannten personellen Gründe. Wir hoffen seit geraumer Zeit auf eine Wiedereröffnung und sind diesbezüglich sehr gespannt, ob sich da nochmal etwas tut.
Die Tatsache, dass sich unsere Kleine unter der Woche bis zum Nachmittag in der KiTa austobt und ich dienstags schon relativ früh zu Hause bin, erlaubt es meiner Frau und mir, hin und wieder einen Mittagslunch zu zweit einzunehmen. Zugegeben, seit der Geburt unserer Tochter ist das eine recht seltene Angelegenheit geworden. Auch weil an einem Dienstagmittag nur wenige gute Einkehradressen in unserer Region zu Tisch bitten.
Da auch meine Frau von Martin Gehrleins Kochkünsten stets begeistert ist, nutzten wir letzten Dezember gleich zweimal die Chance auf ein entspanntes „Lunch-Date“ im Hardtwald, wo der sympathische Fernsehkoch aus „Kaffee oder Tee“ seit fast 20 Jahren das Sagen hat. Unseren Tisch reservierte ich ein paar Tage im Voraus, was auch ratsam ist, denn der Laden brummt nach wie vor. Und das nicht nur am Abend.
Vom nasskalten Dezemberwetter ging es rein in die behagliche, holzvertäfelte Stube, wo uns neben der Chefin hinter dem Tresen – die Frau von Martin Gehrlein leitet hier seit Jahren den Service auf sehr herzliche Art und Weise – ein neuer Kellner begegnete. Irgendwie kam mir der sympathische junge Mann bekannt vor. Später stellte sich heraus, dass er vor etlichen Jahren an „meiner“ Schule in Wörth seine Mittlere Reife erlangt hatte. Man sieht sich halt doch immer zweimal im Leben…
Wir waren gespannt, welche Leckereien das mit Bedacht zusammengestellte Speisenangebot für uns bereithalten würde. Die Karte ließ dann auch nicht lange auf sich warten und uns wurde schnell bewusst, dass Genosse Spätherbst beim Gehrlein’schen Köchelverzeichnis ein gehöriges Wörtchen mitreden durfte. Wer den Küchenchef kennt, weiß dass dieser auch gerne Produkte aus der näheren Umgebung verwendet und sich in den allermeisten Fällen – von ein paar in Dauerschleife laufenden „Unterschriftsgerichten“ einmal abgesehen – von den Jahreszeiten seinen Speisenplan diktieren lässt.
Bereits bei der abwechslungsreichen Auswahl an Vorspeisen geriet ich doch arg in Entscheidungsnot. Gebackene Süßkartoffelterrine mit Kalbszunge an rotem Zwiebelsalat klang bereits ziemlich „extraordinaire“, wohingegen die Kombi aus Maronencrèmesüppchen und geröstetem Rindertartar geradezu verblüffte. Keine einfache Aufgabe, da sich ein Vorabschmankerl köstlicher las als das andere.
Während meine holde Gattin beim ersten Besuch den bunten Herbstsalat mit karamellisierten Nüssen (8 Euro) für sich entdeckte, wagte ich mich vorweg an das Beuschel-Ragout mit Gänseleber, Kartoffelknödel, Molkebrösel und Schnittlauch (14 Euro). Eine Woche später zog meine Herzensdame dann frech die Maronensuppe mit Rinderrösttartar (8 Euro), während ich der Pasta mit frischem Trüffel (19 Euro), die mir der nette Servicemann zuvor als Tagesempfehlung souffliert hatte, anheimfiel.
Jede dieser vier Vorspeisen war ihre Bestellung absolut wert. Das feine Joghurtdressing aus dem Hause Gehrlein adelte das frische Blattgrün meiner Frau, das von Knack und Knusper aufgewertet wurde. Herbstlicher Salatteller
Die Röstaromen des kurz in der Pfanne angerösteten Rindertartars setzten sich mit der süßlichen Kastaniensuppe, die zusätzlich von etwas Frühlingszwiebel aufgefrischt wurde, ins beste Benehmen. Geröstetes Rindertartar zur Keschdesupp
Das rohe, würzig angemachte Rindfleisch markierte dabei den perfekten Gegenpart zur fein abgeschmeckten, erdigen Herbstterrine. Die Begeisterung meiner Gattin war da durchaus nachvollziehbar. Aus der Terrine grüßte Toni Maroni...
Die lustige, einem dicken Steinpilz nicht unähnliche Konstruktion aus einem fluffigen Kartoffelknödel, cremiger Gänseleber und gut gebutterten Molkebröseln, thronte über dem schmackig-süffigen Lungen-Ragout, das mit seiner präsenten Essigsäure und der knackigen Gemüsebrunoise meine frankophile Seite hervorragend bediente. Beuschel-Ragout mit Gänseleber und Kartoffellnödel
Der Teller lebte von den Kontrasten „süß-sauer“ bzw. „cremig-fest“. Und noch wichtiger: er beinhaltete eine zum Porzellan Sauberlecken animierende Sauce, die meine erste Erfahrung in Sachen Lungenragout zu einer durchweg positiven machte. Würde ich bei Martin Gehrlein sofort wieder bestellen, keine Frage.
Auch die mit frisch darüber gehobeltem Trüffel übernobelte Pasta, an der ich mich eine Woche später delektierte, war von einer gehörigen Portion Überschmeck gesegnet. Pasta mit Trüffel geht immer!
Dieses nicht übersahnte, von feiner Trüffelwürze dominierte Nudelnest hatte durchaus das Potential, einem kalten, trüben Herbsttag den kulinarischen Mittelfinger zu zeigen. Solche Tagesempfehlungen darf man nicht ablehnen...
Bei meinen Hauptgängen warf ich bei beiden Besuchen die Angel aus. Klar, dass ich auf das panierte Zanderfilet (21 Euro) – das erklärte Lieblingsgericht meiner verstorbenen Mutter – nicht verzichten wollte. Zumal man mir gerne den serienmäßig dazu servierten Kartoffelsalat durch hausgemachte Karoffelkrapfen ersetzte. Der panierte Zander mit Kartoffelkrapfen
Mein liebster Backfisch kam wie immer ausreichend gewürzt unter Fischmesser und Gabel. Außen knusprig, innen Geschmack! Gleiches galt für die zarten Nobelkroketten, die, in die separat mitgelieferte Schale mit Remouladensauce getunkt, sogar noch mehr „konnten“. Manchmal braucht es gar nicht viel, um glücklich satt zu werden. Panierte Hommage an meine verstorbene Frau Mama...
Eine Woche später sollte es dann aber ein wenig ausgefallener zugehen, was mir den gebratenen Seeteufel mit gegrilltem Fenchel, Zuckerschoten, Chorizo und selbstgemachten Gnocchi (33 Euro) einbrachte. Für diesen Teller hatte die Küche sichtlich mehr Aufwand betrieben. Seeteufel mit gegrilltem Fenchel, Zuckerschoten und Chorizo an Safran-Beurre-Blanc
Die unter reichlich Zuckerschoten-Gestrüpp und bissfest gegrilltem Fenchel versteckten Stücke vom Seeteufel lagen im perfekten Gargrad in den hübsch geriffelten Tiefen der schicken, dunklen Keramik. Ein Teller, der bereits durch seine Optik beeindruckte. Einwandfreier Fischteller!
Die aufgeschäumte, mit etwas Safran veredelte Beurre-Blanc fiel mal wieder zum Niederknien fein aus. Die angebratenen Chorizo-Scheiben sorgten mit ihrer würzigen Schärfe für die richtige Portion Heftigkeit auf der Platte, denn sie verliehen dem prinzipiell auf Aromenharmonie ausgelegten Fischgericht ein paar interessante (weil pikante) Ecken und Kanten. Spätestens da fiel auf, mit welchem Feingefühl Martin Gehrlein die einzelnen Elemente auf dem Teller zueinander in Bezug setzte.
Das alles jedoch völlig unverkrampft und ohne wirklich herauszufordern. Weit weg von allzu kräftigen Gaumenattacken wie man sie beispielsweise von Christian Knefler aus der auf gleichem Niveau köchelnden Weinstube Brand (Frankweiler) her kennt. Dass dazu die selbstproduzierten, kurz zuvor in der Butterpfanne gebrutzelten Gnocchi eine mehr als gute Figur abgaben, wusste ich als Freund fachmännisch zubereiteter Kartoffelbeilagen sehr zu schätzen. Best Gnotschis ever!
Bei der geschmorten Gänsekeule mit Rotkraut, Maronen, Preiselbeer-Apfel und Kartoffelknödel (28 Euro), für die sich bei der ersten Einkehr meine Herzensdame entschieden hatte, trumpfte das Küchenteam aber mal so richtig „geil“ auf. Auf einem rustikalen Holztablett wurden ihr diverse, akkurat zubereitete „Keulenkollegen“ in kleinen Schälchen serviert. "Keulenkollegen" unter sich
In der einen thronte stolz ein weiterer Kartoffelknödel der Marke Eigenbau – schließlich sollte Frau auch satt werden. Aus der anderen grüßten glasierte Maronen, die ebenfalls von einer gehörigen Portion Mut zur Sättigung kündeten. Herbstliche Entourage zur Gänsekeule
Eine gehaltvolle Gänsejus durfte da natürlich nicht fehlen. Die knusprig-zarte Keule vom edlen Herbstgeflügel wollte schließlich ausreichend süffig unterfüttert werden. Gänsekeule auf Rotkraut mit Kartoffelknödel und Preiselbeer-Apfel
Wobei dies auch ohne separaten Beiguss funktioniert hätte, da das im besten großmütterlichen Sinne geköchelte Rotkraut und die von leichter Sahnesauce überzogenen Rosenkohlröschen keine Liquiditätsprobleme auf der Keramik zuließen. Gans klasse!
In der Summe ergab das ein äußerst abwechslungsreiches Gänse-Erlebnis, das nicht nur von seiner akkurat in die Schalen gebrachten Beilagen-Vielfalt lebte, sondern bei dem auch die Fleischqualität und die handwerklich tadellose Zubereitung des Protagonisten stimmte. Meine Frau jedenfalls genoss ihre einzige Gänsekeule der längst abgelaufenen Saison in vollen Zügen. Bei der üppigen Portion musste ich ihr allerdings ein wenig helfen. Aber ein fürsorglicher Ehemann, der tut ja immer, was er kann...
Auch bei ihrem vegetarischen Herbstteller, dem gegrillten Hokkaido-Kürbis mit Ziegenkäse, Maronen, Rosenkohl, Datteln und Endiviensalat (20 Euro), welchen sie sich die Woche darauf schmecken ließ, hatte sie nicht das Geringste auszusetzen. Vegetarisches Tête-à-tête von Kürbis und Ziege
Ganz im Gegenteil, sie war von den verschiedenen Aromen, Konsistenzen und Temperaturen dieses farbenfroh zusammengebastelten Tellers mit klarem Saisonbezug sehr angetan. Für einen Veggie-Teller schon sehr spannend arrangiert
Nicht minder entzückt waren wir von den beiden Desserttellern, die wir uns hier im Abstand von einer Woche teilten. Hier zeigte die Pâtisserieabteilung auf beeindruckende Art und Weise, dass auch sie ihr Handwerk versteht. Mascarponebombe an Portweinbirne mit High-End-Schokosorbet
Da wurde eine fluffige Mascarponemousse in weiße Kuvertüre gepackt, eine mit Schokoganache gefüllte Birne zuvor fachmännisch in Portwein ertränkt und ein intensives Schokoladensorbet komplett ohne Milchanteil auf die dezent gecrumblete Keramik gebracht. Helmut-Kohl-Gedächtnis-Dessert
Dagegen wirkte die Nocke Sauerrahmeis, an der sich meine Frau zu schaffen machte, regelrecht bescheiden. Eine Nocke Sauerrahmeis kann dir hier den Tag retten!
Deutlich exotischer ging es eine Woche später beim Maracujatörtchen mit marinierter Ananas, Schokocrumble und hausgemachtem Kokoseis zu. Exotisch ging das Mahl zu Ende...
Auch diesen sauber zubereiteten, süßen Abschluss wussten wir sehr zu schätzen. Das Maracujatörtchen mit Gefolge
Auch die Tatsache, dass diese beiden süßen Leckereien mit jeweils nur 10 Euro zu Buche schlugen, spricht für die gastfreundliche Attitüde dieses durch und durch sympathischen Landrestaurants.
Ohne Übertreibung lassen sich unsere beiden „ohne Anhang“ getätigten Besuche im Dezember als uns persönliches, kulinarisches „Herbsterwachen“ bezeichnen. Unseren kindfreien Dienstagmittag nutzten wir in der Folge noch ein paar Mal, um in trauter Zweisamkeit zu speisen. Seltsamerweise schafften wir es seitdem nicht mehr, in unserem Neupotzer Lieblingslokal aufzuschlagen. Keine Ahnung warum, denn solche Gaumenfreuden darf man sich ruhig auch mal mittags gönnen…
Dass meine Frau und ich sehr gerne bei Martin Gehrlein im Neupotzer Hardtwald zu Gast sind, dürfte auf diesem Portal kein Geheimnis mehr sein. Gehrleins ideenreiche, stets von der Saison inspirierte Landhausküche zählt seit vielen Jahren zu den festen Größen in unserer Region. Da bei ihm die Verwendung qualitativ hochwertiger Produkte an erster Stelle steht und die dafür abgerufenen Preise wirklich sehr fair kalkuliert sind, ist ihm seit Jahren der vom bekannten französischen Reifenhersteller verliehene „Bib-Gourmand“ sicher.
In den Hardtwald... mehr lesen
5.0 stars -
"Solche Gaumenfreuden darf man sich ruhig auch mal mittags gönnen…" marcO74Dass meine Frau und ich sehr gerne bei Martin Gehrlein im Neupotzer Hardtwald zu Gast sind, dürfte auf diesem Portal kein Geheimnis mehr sein. Gehrleins ideenreiche, stets von der Saison inspirierte Landhausküche zählt seit vielen Jahren zu den festen Größen in unserer Region. Da bei ihm die Verwendung qualitativ hochwertiger Produkte an erster Stelle steht und die dafür abgerufenen Preise wirklich sehr fair kalkuliert sind, ist ihm seit Jahren der vom bekannten französischen Reifenhersteller verliehene „Bib-Gourmand“ sicher.
In den Hardtwald
Geschrieben am 14.04.2024 2024-04-14| Aktualisiert am
15.04.2024
Besucht am 23.11.2023Besuchszeit: Abendessen 4 Personen
Rechnungsbetrag: 126 EUR
Es ist gar nicht so einfach hier einen Platz zu bekommen. Eine spontane Einkehr ist nämlich so gut wie ausgeschlossen. Dafür ist das von Eva Martus und ihrem Mann seit über 30 Jahren geführte, in einer Seitenstraße im Ortskern von Maximiliansau versteckte Traditionslokal einfach viel zu klein und auch viel zu beliebt.
Und so wundert es nicht, dass man mindestens eine Woche im Voraus einen Tisch reservieren sollte, um in den Genuss der ausgezeichneten Steaks, Schnitzels und Cordon Bleus dieser anachronistisch anmutenden Mischung aus Dorfkneipe und uriger Gaststätte zu kommen.
In der Kaminstubb wird noch gutbürgerlich gekocht wie zu Zeiten meiner Erstkommunion. Besonders Fleischesser wissen die deftige Küche von Eva und ihrem Team zu schätzen und sind seit jeher von den üppigen Portionen und der Qualität der sauber zu Teller gebrachten Pfannengerichte von Rind und Schwein begeistert.
Da auch die Preise für das Gebotene recht niedrig kalkuliert sind, kann man die Popularität dieser von außen völlig unscheinbaren Einkehradresse, gut nachvollziehen. Und deshalb dauerte es eine ganze Weile bis ich hier endlich zusammen mit ein paar Wörther Futterfreunden aufschlagen konnte.
Wir hatten Glück und konnten an einem Donnerstagabend Ende November einen Tisch für vier Personen ergattern. Einer der Kollegen, der hier öfter zu Gast ist, schwärmte im Vorfeld von der legendären Knoblauchsuppe. Ein anderer war gespannt, ob das auf (!) Bratkartoffeln servierte Schnitzel „Cap Horn“ die kulinarischen Zeichen der Zeit überdauert haben würde. Es hatte.
Aber auch die heute oft belächelte Gratiniersünde aus den wilden 70ern, der mit Schmelzkäse, Kochschinken und Ananas beladene „Toast-Hawaii“, zählt nach wie vor zum großzügig portionierten Standardrepertoire der gutbürgerlichen Stubb in der Maxauer Raiffeisenstraße.
Drinnen war an diesem tristen Novemberabend mächtig was los. Wir saßen etwas weiter hinten, dort wo der Raum in Richtung Toiletten bzw. Küche nach rechts abknickt. Am Nebentisch gab es anscheinend etwas zu feiern. „Gekrische wie die Jochgeier“, wie man früher in Speyer zu sagen pflegte, wurde zwar nicht, aber der Lärmpegel war in dem bis auf den letzten Platz gefüllten Gastraum entsprechend hoch.
Der mächtige Tresen, die kleinen Sitznischen und die holzverkleideten Wände wirkten auf sympathische Weise provinziell und aus der Zeit gefallen. Irgendein Künstler aus der Region nutzte die Wände der Gaststube zum Ausstellen seiner Werke. Dachte man sich die bunten, nicht so recht zur restlichen Szenerie passenden Bilder weg, so beschlich einen das Gefühl, dass es hier wahrscheinlich schon vor 30 Jahren so ausgesehen haben könnte. Gastraum-Impression
Eine Vorstellung, die dem an gastronomischen Ewigkeitswerten hängenden Stammpublikum anscheinend gut gefällt.
Definitiv nicht ungemütlich, aber für ein romantisches Abendessen zu zweit vielleicht nicht so ganz die passende Adresse, so das einhellige Urteil am Tisch. Dafür ging es in der rustikalen Rumpsteak-Klause dann doch akustisch zu hoch her.
Eine gut gekühlte Flasche Griesbacher Mineralwasser (0,75l für 4 Euro) stand bald auf dem Tisch. Auch das frisch gezapfte Kellerbier von der Karlsruher Traditionsbrauerei Hatz, das auch in der Pfalz gerne getrunken wird, ließ nicht lange auf sich warten. Die freundlichen 4,20 Euro für den halben Liter dieses süffig-feinherben Gerstensaftes waren gut investiert.
Mich lachte gleich der Feldsalat mit Speck und Croutons von der Empfehlungskarte an, was mich dazu veranlasste, ihn in der kleinen Portion (5,90 Euro) vorweg zu bestellen. Mein auf Vampirvertreibung bedachter Kollege traute sich doch tatsächlich an die Knoblauchsuppe (4,50 Euro). Sah harmloser aus als sie roch und schmeckte...die Knoblauchsuppe
Die anderen beiden Clubkameraden verzichteten auf eine zusätzliche Vorspeise, wohlwissend dass bei den Rumpsteaks ein kleiner Beilagensalat im Preis enthalten sein würde.
Meine Wahl fiel auf das rund 300 Gramm schwere Rumpsteak an Cognac-Pfefferrahmsauce (22,90 Euro), welches man mir auf Wunsch mit Kroketten lieferte. Den Beilagensalat nahm ich als grünen Zwischengang dankend an. Die beiden Rumpsteak-Puristen am Tisch wollten ihr stattliches Stück aus dem Rinderrücken lieber komplett nackt bzw. mit hausgemachter Kräuterbutter und Pommes frites auf dem Teller liegen sehen. Auch sie waren mit 22,90 Euro pro Steak dabei.
Die schlagfertige Bedienung, mit der wir den Abend über unseren Spaß hatten, erfragte den Gargrad unserer „Faux-Filets“, der mit zweimal „medium“ und einmal „medium rare“ perfekt getroffen werden sollte. Der Vierte im Bunde gönnte sich nach seiner Knobi-Infusion aus der Suppentasse ein nicht minder würziges Pfeffer-Schnitzel (16,90 Euro).
An das monströse Cordon Bleu, mit dem man hier locker auch zwei Normalesser satt kriegen würde und an dem ich vor langer Zeit einmal kläglich scheiterte, wagte sich an diesem Abend niemand. Und so harrten wir der ohne Käse- und Schinkenfüllung auskommenden Hausmannskost, die nicht lange auf sich warten ließ.
Doch zuerst galt es, einen mit geradezu sündhaft leckerer Vinaigrette angemachten und mit ordentlicher Speck- und Croutonausstattung versehenen Feldsalat zu verputzen. Die Croutons konnten was...
Gut, dass ich nur die „kleine“ Variante bestellt hatte, denn jene geriet bereits zum schmackhaften Sattmacher vorweg. Ein kleiner Feldsalat mit Speck und Buttercroutons
Da hatten die eingerosteten Geschmacksnerven auch mal ein Essig-Öl-Dressing mit reichlich Überschmeck zu verkraften. Klar, können da auch ein paar Tropfen Maggi-Würze zum Einsatz gekommen sein. Mir war das egal, adelte doch die säuerlich-pikante Tunke das Blattgrün ganz „oldschool“ und sorgte für zufriedene Feld- und Beilagen-Salat-Gesichter am Tisch.
An der Beschaffenheit der Rohkosteinlage war zu erkennen, dass der knackige Karotten- und Krautsalatanteil nicht – wie heute leider oft üblich – aus „konv(ini)entioneller“ Eimerware bestand, sondern „hausgeraspelt“ im Salatteller landete. Dieser hatte wahrlich nichts mit kantinesker Husch-Husch-Küche für die gutbürgerlich gesinnte „Spachtel-Masse“ zu tun, sondern war wirklich aller Ehren wert. Einziger Kritikpunkt: er hätte etwas kleiner ausfallen dürfen.
Ja vielleicht sogar müssen, denn unsere Fleischportionen waren auch nicht von kleinen Rindern. Denn, was meinem Nachbarn sein krustig ummanteltes, mit reichlich grob gemahlenem Pfeffer gewürztes Schnitzel „Wiener Art“ auf Pfefferrahmsauce war, kam bei mir vom Rinderrücken. Der darüber verteilte, von Pfefferkörnern durchsetzte Beiguss konnte es in Sachen großzügiger Portionierung mit meinem Rumpsteak à la Einfamilienhaus locker aufnehmen. Dazu gesellten sich noch sechs zu einer Pyramide gestapelte Kroketten auf einem separaten Teller. Frittiertes Bauwerk aus knusprigen Kartoffelzylindern
Das auf den Punkt gebratene Fleisch fiel sehr zart aus. Schön zu sehen, wie beim Anschnitt der Fleischsaft aus ihm herausfloss und sich klammheimlich mit der aus einer grundehrlichen Jus gezogenen Pfeffersauce vermählte. Ich konnte mir zu diesem Zeitpunkt keine plausiblere Krokettenlegitimation vorstellen. Den Sahneklecks aus der Sprühflasche nahm ich der Küchenfee nicht krumm. Dafür bediente dieser Herrenteller die akute Fleischeslust auf viel zu überzeugende Art und Weise. Rumpsteak an Cognac-Pfefferrahmsauce
Auch die beiden saucenlosen Herren am Tisch schienen mit der Fleischqualität und den begleitenden Erdapfelstäben aus der Fritteuse sichtlich zufrieden zu sein. Vom Kollegen gegenüber durfte ich die Kräuterbutter „à la maison“ goutieren. Besser kriegt man die auch von keinem „Maître d’Hôtel“ aus dem großen Osten Frankreichs zum Faux-Filet serviert. Rumpsteak mit hausgemachter Kräuterbutter
In den zufriedenen Karnivoren-Kanon stimmte auch der Schnitzelvertilger zu meiner Rechten gerne ein. Die seinen dünnen „Paniersdelikten“ vorangegangenen Klopfgeräusche waren bereits kurz nach der aufgegebenen Bestellung deutlich aus der Küche zu vernehmen. Entsprechend zart fielen seine beiden (!) panierten Folklorestücke aus der Oberschale vom Schwein aus. Das Pfeffer-Schnitzel vom Kollegen
Auch er hatte lediglich mit dem Umfang seines stattlichen Fleischtellers zu kämpfen.
Aber das leichte Völlegefühl löste sich im Anschluss mit Hilfe eines anständigen Marillenschnapses in hochprozentigen Wohlgefallen auf. Später kam noch die Inhaberin aus der Küche zu uns an den Tisch, was zu einem lustigen Plausch führte. Schließlich hatten zwei der anwesenden Pädagogen den Sohn von Eva Martus vor langer Zeit im Unterricht sitzen.
Dass dies mit einer weiteren Runde Schnaps – nur diesmal eben aufs Haus – geahndet wurde, war sowohl verkraft- als auch vertretbar. Der einzige Dauerabstinenzler unserer Tischgemeinschaft hatte schließlich an jenem Abend Fahrdienst.
Beim nächsten Besuch in der Maxauer Kaminstubb würde ich auch mal zum Schnitzel greifen. Dann vielleicht das aus dem österreichisch-ungarischen Kaiserreich stammende Schnitzel nach „Sinti- und Roma-Art“ in feuriger Paprikasauce…ach, hätte ich da jetzt Lust drauf!
Es ist gar nicht so einfach hier einen Platz zu bekommen. Eine spontane Einkehr ist nämlich so gut wie ausgeschlossen. Dafür ist das von Eva Martus und ihrem Mann seit über 30 Jahren geführte, in einer Seitenstraße im Ortskern von Maximiliansau versteckte Traditionslokal einfach viel zu klein und auch viel zu beliebt.
Und so wundert es nicht, dass man mindestens eine Woche im Voraus einen Tisch reservieren sollte, um in den Genuss der ausgezeichneten Steaks, Schnitzels und Cordon Bleus dieser... mehr lesen
Restaurant Kaminstubb
Restaurant Kaminstubb€-€€€Besenwirtschaft, Bar072714767Raiffeisenstraße 3, 76744 Wörth am Rhein
4.0 stars -
"Deftiger Herrenabend in einer alteingesessenen Maxauer Rumpsteak-Institution" marcO74Es ist gar nicht so einfach hier einen Platz zu bekommen. Eine spontane Einkehr ist nämlich so gut wie ausgeschlossen. Dafür ist das von Eva Martus und ihrem Mann seit über 30 Jahren geführte, in einer Seitenstraße im Ortskern von Maximiliansau versteckte Traditionslokal einfach viel zu klein und auch viel zu beliebt.
Und so wundert es nicht, dass man mindestens eine Woche im Voraus einen Tisch reservieren sollte, um in den Genuss der ausgezeichneten Steaks, Schnitzels und Cordon Bleus dieser
Geschrieben am 06.04.2024 2024-04-06| Aktualisiert am
06.04.2024
Besucht am 10.11.2023Besuchszeit: Abendessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 60 EUR
15 Jahre lang erarbeitete sich die Inhaberin des Landauer Restaurants „Zum Blumenkorb“ Gundula Grosse zusammen mit ihrem damaligen Partner und Küchenchef Thomas Riemer im „Fünf Bäuerlein“ in der Theaterstraße einen guten Ruf. Das war von 2002 bis 2017. Nun ist sie seit April 2018 in der Königstraße gegenüber des Deutschen Tores ansässig.
Ob ihr Koch aus früheren Zeiten auch heute noch am Herd steht, entzieht sich meiner Kenntnis. Möglich wäre es, denn die kulinarische Ausrichtung von damals – ein interessanter, keineswegs alltäglicher Mix aus mediterranen und regionalen Genüssen – hat man auch im „Blumenkorb“ beibehalten. Aber es ist auch durchaus möglich, dass Frau Grosse mittlerweile alleine für die Zubereitung der Speisen verantwortlich ist.
Früher wurden in den etwas in die Jahre gekommenen Räumlichkeiten zuerst spanische Tapas, dann Grillhähnchen verkauft. Da roch es die halbe Königstraße hinunter nach Fritteusenfett. So gesehen wurde der Standort „Untertorplatz“ mit dem Einzug des Blumenkorb-Teams um Gundula Grosse kulinarisch aufgewertet. Mit dem Burgerladen „Bagage“ und der „Bengels Bar“ gibt es hier übrigens auch ein paar attraktive Einkehrmöglichkeiten für jüngere Semester.
Eigentlich wollte ich hier schon vor ein paar Jahren mal aufschlagen, aber erst ein Treffen mit einem guten alten Freund aus Kindertagen vergangenen November führte mich erstmalig in diese etwas unter dem Radar laufende Einkehradresse. Unser für diesen Abend zuerst anvisiertes Ziel, das von mir schon mehrfach besuchte (und hier bereits rezensierte) Burgerlokal „Bagage“, ließen wir ein paar Meter weiter rechts liegen und entschieden uns spontan für einen Besuch. Mit der Bengels Bar in direkter Nachbarschaft war dann auch das gepflegte Absacken im Anschluss garantiert.
Besonders viel los war an jenem Freitagabend nicht. Eine freundliche Servicedame nahm uns in Empfang und ließ uns freie Platzwahl. Frau Grosse werkelte zu der Zeit in der Küche, kam aber später an unseren Tisch und erkundigte sich, ob denn alles in Ordnung war. So mufflig und wortkarg wie die Frau auf anderen Gastro-Portalen beschrieben wird, empfand ich sie keineswegs.
Der großzügig angelegte, von einer quaderförmigen Säule zumindest etwas unterteilte Gastraum machte einen gepflegten Eindruck. Die schmucklosen Fliesen aus vergangenen Tagen und die für meinen Geschmack etwas zu helle Beleuchtung nahmen ihm einiges an Gemütlichkeit. Diesem Umstand versuchte man auf den Tischen mit großen Windlichtern flackernd entgegenzuwirken. Der etwas zu hell beleuchtete Gastraum
Die schwarz lackierten Bistromöbel aus Holz bildeten einen deutlichen Kontrast zu den pastellfarbenen Wänden. Die roten, leidlich bequemen Sitzkissen gingen Ton in Ton mit den Tischläufern. Das Lokal hat seine schönen Ecken
Das dekorative, damals auch im „Bäuerlein“ stehende Barriquefass hatte scheinbar überlebt. Es wirkte wie eine trutzige Reminiszenz an alte Zeiten und füllte eine Freifläche zwischen den Tischen in der Nähe des Eingangsbereichs. Das Barriquefass von einst begrüßt hier die Gäste
Nicht lange nachdem wir Platz genommen hatten wurde die mannshohe Tafel mit dem Speisenangebot vor unserem Tisch postiert. Diese kannte ich noch von meinen wenigen Besuchen im „Bäuerlein“. Die Karte mit den Stammgerichten von damals gibt es nicht mehr. Aber einige von ihnen hatten es auf das saisonal wechselnde, von jeweils neun verschiedenen Vor- und Hauptspeisen kündende, angekreidete Speisenprogramm geschafft.
Da waren einige wirklich interessant klingende Gerichte dabei. Gebratener Fenchel mit Parmaschinken, provenzalische Gemüsecrèmesuppe, Sauerkrautrahmsuppe mit Saumagenwürfel und Avocado-Orangensalat mit Garnelen im Kartoffelmantel ließen mich bereits beim Studieren der abwechslungsreichen Vorwegauswahl aufhorchen. Bei den Hauptgerichten ging es dann etwas hausmannsköstlicher zu. Kotelett, Parmesanschnitzel, Rumpsteak und der berühmte Pfälzer Teller ließen Karnivorenherzen höherschlagen. Aber auch an die Fleischverzichter hatte man mit frischen Steinpilztortelloni an Gorgonzolasauce und Nudeln mit Ratatouille und Schafskäse gedacht.
Als Weinempfehlung des Monats grüßte auf einer kleinen Schiefertafel die rote Cuvée Carlo vom Weingut Karl Pfaffmann aus Walsheim mit einem freundlichen Viertelpreis von 5,60 Euro. Aber auch die anderen, vornehmlich aus der Südpfalz stammenden Kreszenzen, die in der gut sortierten Weinkarte gelistet waren, ließen sich – sowohl offen ausgeschenkt als auch in der Flasche – zu durchweg akzeptablen Preisen genießen.
Da legten wir doch gerne den Schwerpunkt in der glasweise abgefüllten Viertelliterklasse. Meinen Tischgenossen gelüstete es zum Einstieg nach einem trocken ausgebauten Riesling vom Weingut Dr. Wehrheim (Birkweiler) für 6,90 Euro, während mich ein frischfruchtiger Weißburgunder aus der Pfalz (5,50 Euro) – Weingut habe ich vergessen – adäquat abholte. Später gesellten sich noch ein ganz famoser, knarztrockener Pfaffmann-Silvaner (4,80 Euro) sowie eine sehr leckere Rotwein-Cuvée namens „Guillaume“ (7,80 Euro) aus dem Hause Friedrich Becker (Schweigen) hinzu.
Wer gut trinkt, braucht eine ebensolche Grundlage in fester Form. Mein Kumpel begnügte sich mit einem ordinären Wurstsalat mit Pommes (11,80 Euro), während ich einmal mehr meinem erklärten Lieblingssalat vom Feld mit Speck und Croutons (7,90 Euro) nicht widerstehen konnte. Dieser war allerdings nur als Vorspeise gedacht. Als Hauptgericht wollte ich mir nonchalant eine zweite Vorspeise, die Büsumer Krabben in Cayenne-Butter auf geröstetem Brot und an Salatgarnitur (15,50 Euro), schmecken – getreu dem Motto „Zwei Snacks ergeben auch eine Mahlzeit!“.
Mein Gegenüber musste dann mitansehen, wie ich mir den schmackig angemachten Feldsalat mit knusprigen, frisch der Pfanne entnommenen Buttercroutons und nicht übertrieben würzigen Speckwürfeln schmecken ließ. Feldsalat mit viel Geschmack und Knack
In die feine, mit ein wenig Sahne verfeinerte Essig-Öl-Vinaigrette hätte ich mich glatt reinlegen können, so gut mundete mir das flüssige Rapunzel-Tuning. Es gibt wenig, was ich im Monat November mehr mag als frisch vom Acker geholten Feldsalat. Vor allem, wenn – wie hier der Fall – die Croutons nicht aus der Packung kommen und der Brutzelspeck schön kross und nicht übersalzen ausfällt. Genauso mag ich ihn....
Angenehm vorgesättigt ging es in Runde Zwei. Zu dem mit Zwiebeln und Essiggürkchen verfeinerten Wurstsalat meines Kompagnons gesellten sich dicke Steakhouse-Pommes, die auch ausreichend gesalzen auf der Glasplatte landeten. Eine von Rohkost und Salatblättern kündende Garnitur verlieh dem Teller sein grünes Gewissen. Ehrlicher Wurstsalat mit Pommes
Seinen Aussagen zufolge war das ein grundehrlicher „Wurschdsalaad“ mit zupackender Essig-Öl-Marinade. Der gute Silvaner vom Pfaffmann schien zu diesem deftigen Schmankerl aus der kalten Pfälzer Wurstküche auch keine allzu schlechte Figur abzugeben.
Mein kulinarischer Ausflug an die Küste geriet dank der warmen, angenehm scharfen Cayenne-Butter, in der die Nordseekrabben kurz zuvor geschwenkt worden waren, zum leckersten „Fischbrötchen“ seit langer Zeit. Krabbencrostini leicht pikant
Auch dem Meeressnack wurde eine großzügig bemessene Salatgarnitur an die Seite gestellt, die den Teller etwas auffrischte und in der Summe auch gut sättigte. Toller Snack zum Wein
Mit meinen beiden Vorspeisen hatte ich mich definitiv nicht verwählt und zudem eine gute Basis für die darauffolgenden Gerstensäfte beim „Work-Out“ in der „Bengels Bar“ nebenan gelegt. Mein guter alter Freund und ich haben es beide sehr genossen, nach so langer Zeit mal wieder zusammenzusitzen, eine Kleinigkeit zu essen und uns dabei gediegen einen reinzuschütten. Dass dabei die Kulinarik nicht die Hauptrolle spielte, war der Besonderheit dieses Treffens geschuldet.
Im „Blumenkorb“ würde ich jederzeit wieder einkehren, da hier auch die einfachen Dinge mit Anspruch und „Schmackes“ auf dem Tisch landen und sich die Weinpreise noch in einem gastfreundlichen Rahmen bewegen. Die Servicedame, die uns an diesem Abend bediente, machte ihre Sache gut. Da wir uns jede Menge zu erzählen hatten, störte es auch nicht weiter, dass wir sie nicht allzu oft zu Gesicht bekamen.
Nachtrag
Dieser denkwürdige Abend unter guten Kumpels schreit förmlich nach einer Wiederholungstat. Wobei wir An- und Rückfahrt zukünftig eher mit dem Taxi oder dem ÖPNV organisieren sollten. Wäre wohl vernünftiger…
15 Jahre lang erarbeitete sich die Inhaberin des Landauer Restaurants „Zum Blumenkorb“ Gundula Grosse zusammen mit ihrem damaligen Partner und Küchenchef Thomas Riemer im „Fünf Bäuerlein“ in der Theaterstraße einen guten Ruf. Das war von 2002 bis 2017. Nun ist sie seit April 2018 in der Königstraße gegenüber des Deutschen Tores ansässig.
Ob ihr Koch aus früheren Zeiten auch heute noch am Herd steht, entzieht sich meiner Kenntnis. Möglich wäre es, denn die kulinarische Ausrichtung von damals – ein interessanter,... mehr lesen
Zum Blumenkorb
Zum Blumenkorb€-€€€Restaurant06341 20746Königstraße 3, 76829 Landau in der Pfalz
4.0 stars -
"Auch einfache Gerichte werden hier mit „Schmackes“ aufgetischt" marcO7415 Jahre lang erarbeitete sich die Inhaberin des Landauer Restaurants „Zum Blumenkorb“ Gundula Grosse zusammen mit ihrem damaligen Partner und Küchenchef Thomas Riemer im „Fünf Bäuerlein“ in der Theaterstraße einen guten Ruf. Das war von 2002 bis 2017. Nun ist sie seit April 2018 in der Königstraße gegenüber des Deutschen Tores ansässig.
Ob ihr Koch aus früheren Zeiten auch heute noch am Herd steht, entzieht sich meiner Kenntnis. Möglich wäre es, denn die kulinarische Ausrichtung von damals – ein interessanter,
Geschrieben am 01.04.2024 2024-04-01| Aktualisiert am
01.04.2024
Besucht am 27.10.2023Besuchszeit: Abendessen 4 Personen
Rechnungsbetrag: 82 EUR
Kaum war ich von meiner kalabrischen „Pasta-e-Mare-Reha“, auf der ich zusammen mit meinem Vater Italiens Stiefelspitze vom Tyrrhenischen zum Ionischem Meer durchquerte, zurück, stand auch schon ein opulentes Abendessen beim Grillfleischpropheten im eigenen Land, sprich beim fußläufig von uns aus gut erreichbaren Griechen namens „Kalimera“, der seit langem schon als Nachfolger des von mir nicht sonderlich geschätzten „Amadeus“ in der Wörther Bienwaldhalle residiert, auf dem Programm.
Neben meiner Schwester und ihrem Mann, dem wohl besten Roastbeefgriller nach Heiko Brath, war auch meine Nichte plus Anhang an jenem Abend zugegen. Das ergab zusammen mit unserer dreiköpfigen Familie eine gesellige Runde in dem von mir bis dato noch nicht besuchten Kalimera. Seine Beliebtheit fiel mir bei so manchem Spaziergang zwischen Dorschberg und Alt-Wörth auf. Der große, zur Bienwaldhalle gehörende Parkplatz vor dem Lokal war stets gut gefüllt und der vom Restaurant ausgehende Grilldunst warb um Gäste nach alter olfaktorischer Manier.
Selbstverständlich hatten wir im Vorfeld einen Tisch für sechs Erwachsene und ein Kleinkind reserviert. Die Begrüßung durch die Hausherrin fiel angenehm freundlich aus. Ja, ich muss sogar zugeben, dass es im Inneren des Lokals recht gemütlich zuging. Steht man vor der schmucklosen, zwischen 1974 und 1977 erbauten Mehrzweckhalle, die heute primär von den Wörther Handballern genutzt wird, würde man hier wohl kaum griechische Gastfreundschaft vermuten. Außenansicht am Abend
Hat man jedoch das Restaurant einmal betreten, kann man in dem von verklinkerten Wänden, einer breiten Fensterfront und einer angenehmen Beleuchtung geprägten, an diesem Abend nahezu vollbesetzten Gastraum durchaus eine nette Zeit haben. Zur Entspannung tragen neben dem freundlich agierenden Service vor allem die wohlgehopften Gerstensäfte aus dem Zapfhahn bei. Diese stammen allesamt von der Privatbrauerei Hoepfner aus Karlsruhe, deren Erzeugnisse sich auch bei bierdurstigen Pfälzern großer Beliebtheit erfreuen.
Mein erklärter Favorit ist das naturtrübe Kräusen, dessen halber Liter hier für faire 4,20 Euro ausgeschenkt wird. Da griff ich doch gerne zu und erhöhte später noch um einen weiteren Schoppen. Mein Schwager blieb dagegen beim frisch gezapften Pils (0,4l für 3,80 Euro), während sich meine Gattin eine Flasche alkoholfreies Bier (0,33l für 3,20 Euro) genehmigte. Die obligatorische Apfelschorle (0,3l für 3,30 Euro) fürs Töchterlein durfte natürlich nicht fehlen.
Die Auswahl an Speisen wirkte keineswegs überladen ohne auf die gängigen Standards vom Grill zu verzichten. Neben den üblichen Verdächtigen im Vorprogramm – gegrillte Peperoni, Gigantes, Dolmades, Schafskäse und gefüllte Champignons lauteten einige der wenig überraschenden Vorabgerichte – wurde vornehmlich Schweinernes vom Drehspieß geschnitten, auf Spieße gesteckt oder in Form von Hacksteak mit Schafskäse gefüllt.
Lammfilet und Rumpsteak erhoben mit Preisen um die 25 Euro pekuniären Führungsanspruch. Lediglich ein gemischter Grillteller war in der Karte gelistet. Diesen in einer „Metropole“ wie Wörth frech „Dorfteller“ zu nennen, hatte fast schon entlarvende Züge. Lachs, Zander und Kalamari kamen in verlässlichen Garnituren aus dem ewigen Eis, wo auch die panierten Tintenfischringe ihrer letzten Ölung im Fritteusenbad harrten.
So weit, so vorhersehbar der hier zu Teller gebrachte kulinarische Reigen eingedeutschter „Hellenika“ vom Grill und aus der Pfanne. Nach den zuvor genossenen Preziosen aus dem Mittelmeer und den dazugehörigen Pasta-Exzessen im fernen Kalabrien wirkte der Besuch beim Wörther Griechen wie ein kleiner Kulturschock für den Gaumen. Nun, viel Fleisch hatte ich in Süditalien nicht gegessen, was mich schlussendlich zu einem mit Schafskäse gefüllten Bifteki (14,80 Euro) greifen ließ. Bei so viel weißem Käse vom Schaf störte es dann auch nicht weiter, dass die frittierten Kartoffeltaler ebenfalls generös „feta-isiert“ auf dem Beilagenteller landeten.
Meine Frau trat – wie meistens beim Griechen – die fleischlose Flucht nach vorne an, was ihr eine althergebrachte Vorspeisenkombination (12,80 Euro) aus gegrillten Peperoni, Champignons und – man ahnt es vielleicht – gegrilltem Schafskäse einbrachte. Dass auch noch eine Portion Grillpeperoni mit Knoblauch und Kräutersauce (5,80 Euro) geordert wurde, möchte ich an dieser Stelle nicht verschweigen.
Auch eine gemischte Salat-Platte (9,50 Euro) traf auf hungrige „Hors D’oeuvr‘ler“. Meine Schwester gönnte sich eine Portion Gyros mit Tzatziki (14,80 Euro), während sich mein werter Herr Schwager an das panierte Schweineschnitzel (13,80 Euro) wagte.
Bei den Fleischgerichten war neben den frittierten Goldtalern vom Erdapfel auch ein kleiner Beilagensalat im Preis enthalten. Der kam vorweg, bestand primär aus gemischtem Blattwerk und schmeckte hauptsächlich nach dem Joghurtdressing, das ihn großzügig benetzte. Der Beilagensalat
Da man die essigsaure Salattunke durchaus essen konnte, habe ich das von diversen Rohkosthügeln flankierte Grünzeug mit Appetit verschlungen. Der Krautsalat ging einmal mehr als unverzehrtes Resultat meiner angeborenen Rohkostschwäche zurück.
Die gemischte Salatplatte, die sich meine Schwester und ihr Mann vorweg schmecken ließen, hatte beachtliche Ausmaße. Einige der gegrillten Pfefferschoten, an denen sich in erster Linie meine Nichte erfreute, brutzelten wohl etwas zu lange über dem heißen Feuer, wodurch ziemlich verkohlte Ergebnisse erzielt wurden. Schwarz-grüne Peperoni-Koalition
Naja, Röstaromen gut und schön, aber hier wären weniger wohl mehr gewesen. Na wenigstens wurde am Knoblauch nicht gespart.
Die Wartezeit zwischen Vor- und Hauptspeisen vertrieb uns die Jüngste am Tisch. Besonders meine Schwester und meine Nichte standen im Fokus unserer aufgeweckten Zweijährigen, die mal wieder nur so vor Tatendrang strotzte.
Dann prasselte plötzlich das von Fleischgerichten dominierte Hauptspeisengewitter auf uns ein. Die beiden panierten Schweineschnitzel, die meinem Schwager vorgesetzt wurden, machten optisch nicht den schlechtesten Eindruck. Zwei panierte Schweineschnitzel
Auch der Gyros-Hügel meiner Schwester hatte durchaus seine saftigen Momente. Ein Gyros-Hügel
Dagegen wirkte die reichhaltige Vorspeisenplatte meiner Frau eher unansehnlich. Die Vorspeisenkombination
Den gebackenen Schafskäse hatte man samt Alufolie, in der er noch vor sich hin schmurgelte, zu den gegrillten Champignons und Peperoni gepackt. Appetitlich sieht für mich anders aus...
Eine Beleidigung für jedes mitessende Auge, zumal auch bei ihrer Vorwegkombi die grünen Schoten viel zu schwarz vom Grill geholt wurden. Ob hier öfter Stammtische des CDU-Ortsvereins abgehalten werden, traute ich mich dann doch nicht zu fragen…
Wenn ich da den kulinarischen Vergleich mit dem etwa gleichteuren, mit kalten und warmen Vorspeisen bestückten Teller aus dem nicht weit entfernten Bayerischen Hof in der Ottstraße anstelle, so fällt mein Urteil über die uninspiriert wirkende Kalimera-Version doch recht bescheiden aus. Na wenigstens schien meiner Frau die fleischlose Grillgemeinschaft halbwegs zu schmecken. Mich hätte sie überhaupt nicht abgeholt.
Musste sie auch gar nicht, denn zeitgleich stellte mir die Servierdame eine saftige Hackaufgabe in Form einer Dorschberger Riesenbulette. Mein Bifteki
Diese fiel recht saftig aus und wäre auch ohne ihr schafskäsiges Innenleben als beachtlicher Sattmacher durchgegangen. Einziges Manko: dem hackfleischernen Bulettenoval hätte weniger Salzwürze gut zu Gericht gestanden! Kein Wunder, dass die pikante Fleischportion den Trend zum Zweitbier deftig unterfütterte. Wahrlich kein Essen für chronische Nachdurstphobiker!
Wenigstens konnten die geschmacksneutralen Kartoffelchips aus dem Fettbad die Wucht am Gaumen etwas lindern. Griechische Bratkartoffeln ohne Gaumeninformation
In der höheren Küche würde man von einem kulinarischen Kontrapunkt sprechen, hier war es eher eine fadfrittierte Beilage, die lediglich auf ordinäre Sättigung gepolt war.
Während mein Schwager die Reste seiner beiden Schnitzel mit einem halben Liter Hefeweizen hinunterspülte, waren wir uns am Ende alle einig, dass ein Ouzo wohl das bessere Dessert darstellen würde. Da ließ sich das Serviceteam dann auch nicht lumpen und gab für jeden am Tisch einen aus.
Dennoch war es ein gelungener Abend im gut gelaunten Familienkreis. Die Wiedersehensfreude mit der Familie meiner Schwester und das sonnige Gemüt unserer Kleinen ließen über kleinere kulinarische Defizite locker hinwegsehen. Für ein solides Gyros mit Tzatziki kann man hier durchaus mal wieder einkehren. Wobei mich nicht nur die Fleischqualität beim nahegelegenen Bayerischen Hof in der Ottstraße mehr überzeugt.
Nachtrag zum Verständnis der Rechnung: Da ich meine Schwester und ihren Liebsten zum Essen einlud und unser Töchterchen mal wieder gepflegt „räuberte“, bezieht sich der angegebene Gesamtbeitrag lediglich auf vier Personen.
Kaum war ich von meiner kalabrischen „Pasta-e-Mare-Reha“, auf der ich zusammen mit meinem Vater Italiens Stiefelspitze vom Tyrrhenischen zum Ionischem Meer durchquerte, zurück, stand auch schon ein opulentes Abendessen beim Grillfleischpropheten im eigenen Land, sprich beim fußläufig von uns aus gut erreichbaren Griechen namens „Kalimera“, der seit langem schon als Nachfolger des von mir nicht sonderlich geschätzten „Amadeus“ in der Wörther Bienwaldhalle residiert, auf dem Programm.
Neben meiner Schwester und ihrem Mann, dem wohl besten Roastbeefgriller nach Heiko Brath, war auch... mehr lesen
Restaurant Kalimera
Restaurant Kalimera€-€€€Restaurant072717670445Am Bienwald 3, 76744 Wörth am Rhein
3.0 stars -
"Familienfreundlicher, aber ansonsten recht hausbackener Grillfleischprophet im eigenen Land bzw. um die Ecke" marcO74Kaum war ich von meiner kalabrischen „Pasta-e-Mare-Reha“, auf der ich zusammen mit meinem Vater Italiens Stiefelspitze vom Tyrrhenischen zum Ionischem Meer durchquerte, zurück, stand auch schon ein opulentes Abendessen beim Grillfleischpropheten im eigenen Land, sprich beim fußläufig von uns aus gut erreichbaren Griechen namens „Kalimera“, der seit langem schon als Nachfolger des von mir nicht sonderlich geschätzten „Amadeus“ in der Wörther Bienwaldhalle residiert, auf dem Programm.
Neben meiner Schwester und ihrem Mann, dem wohl besten Roastbeefgriller nach Heiko Brath, war auch
Besucht am 13.10.2023Besuchszeit: Abendessen 3 Personen
Rechnungsbetrag: 103 EUR
Bis Mitte Oktober hielt sich hartnäckig das warme Herbstwetter. An einem sonnigen Freitagmittag führte uns eine kleine Wanderung von der Klausentalhütte (bei Maikammer) aus hinauf auf das Zeter Berghaus und wieder zurück. Ein Anruf bei Gastro-Urgestein Dominic Theobald in der PGF sicherte uns im Anschluss drei Plätze auf dessen lauschiger Terrasse.
Da machten wir uns auf ins nicht weit entfernte Frankweiler und beugten uns gerne dem kulinarischen „Fraktionszwang“ in einer unserer erklärten Lieblingsadressen der Pfalz. Der Bericht fällt diesmal etwas kürzer aus, habe ich doch erst letzten August die neue „Wirkungsstätte“ vom „Domme“ in der Frankenburgstraße ausführlich gewürdigt.
Kurz vor meiner „Pasta-e-Mare-Expedition“ ins ferne Kalabrien wollte ich mir zusammen mit meinen beiden Mädels ein paar französisch inspirierte Bistrogerichte aus dem Hause Theobald schmecken lassen, so jedenfalls der einfache Plan an jenem lauschigen Spätsommerabend. Auch meine Gattin war von der Idee begeistert, war es doch eine ganze Weile her, dass wir – damals noch in Hainfeld – bei der stets gut aufgelegten Pfälzer Kochlegende aufschlugen.
Also nichts wie rein in das recht unscheinbare, direkt neben dem bekannten Frankweiler Weingut Lidy befindliche Wohnhaus, dem man seine inneren Genusswerte nun wirklich nicht ansieht. Der mit Brille noch seriöser wirkende Padron begrüßte uns wie immer sehr herzlich. Anscheinend hatte sich in seinem privaten bzw. gastronomischen Umfeld eine Veränderung ergeben. Seine langjährige Partnerin, die in früheren Zeiten die Küche schmiss, war jedenfalls nicht mehr zugegen.
Nach einem kleinen, wie immer stets dialektgefärbten Plausch, ließen wir den schwer beschäftigten Küchenchef weiterarbeiten und besetzten unseren reservierten Tisch auf der rückseitig gelegenen Terrasse, die uns mit einem schönen Ausblick auf die hübsch angelegten Gärten der Nachbarschaft und leiser Lounge-Musik empfing.
Eine junge (wahrscheinlich Aushilfe) und eine ältere Dame wuppten den Service in freundlich unaufgeregter Manier. Entschleunigung gehört hier anscheinend zum Konzept. Kein Wunder, bei dem sympathischen Fraktionsvorsitzenden, der stets Ruhe und Besonnenheit ausstrahlt. Die Zweijährige in unserem Bunde setzte dagegen eher auf Beschleunigung, aber das war für uns nichts Neues. Und weder für den verständnisvollen Service noch unsere Tischnachbarn ein Problem.
Zusätzlich zur Standardkarte, die ein gutes Dutzend französischer bzw. mediterraner Bistroklassiker listete, wurden auf der herbeigebrachten Schiefertafel die Empfehlungen des Tages annonciert. Da ließ ich doch gerne die rosa gebratenen Kalbsnieren in Dijon-Senfsauce, die Wildfang-Dorade-Royal mit Piment d’Espelette-Risotto sowie das englisch gebratene Metzgerstück vom irischen Angus-Rind mit Calvados-Zwiebel-Confit links liegen und warf meine Angel nach Tataki vom Thunfisch an Glasnudelsalat (19,50 Euro) und dem halben bretonischen Hummer vom Grill mit Ananas-Chutney und Limettenbutter (25,50 Euro) aus.
Meine Frau traute sich dann doch nicht an den gesottenen Kalbskopf mit Sauce Gribiche, sondern gab der rosa gebratenen Barbarie-Entenbrust mit Oliven-Kartoffelstampf und Ratatouille (28,50 Euro) den Vorzug. Unser kleines Wiesel durfte sich über die Pasta Bolognese in der Kinderportion (12,50 Euro) von der Tageskarte freuen.
Das aufgesprudelte Tafelwasser (0,75l für 5 Euro) perlte ratzfatz in unseren Gläsern. Der Weißburgunder (0,25l für 7 Euro) vom benachbarten Weingut Lidy erwies sich als durchaus trinkbarer Terrassenwein.
Hummer und Thunfisch ließ ich mir aus „organisatorischen Gründen“ – mit der Geduld unserer Kleinen ist es abends immer so eine Sache – auf einmal servieren, was mir bald zwei bunte, sowohl asiatisch als auch französisch inspirierte Sommergerichte einbrachte.
Kaum war der König der Schalentiere auf dem Tisch, verströmte dieser seinen köstlich-süßlichen Krustentierduft. Die hausgemachte Limettenbutter passte hervorragend zur perfekt gegrillten Meeresfrucht, da sie den halbierten Hummer mit Frische und Säure umspielte. Der halbe Bretonese vom Grill mit der besten Limettenbutter der Pfalz
Kurz angegrillte, marinierte Ananas bildete ein ungewöhnlich großstückiges Chutney, dessen Süße vom schmackigen Essig-Öl-Dressing des Feldsalats gut eingebunden wurde. Ein sommerlicher Grillteller der besonderen Art. Genialer Hummer vom Grill - Thank you Lord!
Meine „Side-Order“, das Thunfisch-Tataki, kündete derweil von bester Sashimi-Qualität. Kleingeschnipseltes, frisches Gemüse, Glasnudeln und ein aromatisch-pikantes Dressing verliehen dem saftigen Asia-Salat ein delikates Rückgrat. Thunfisch-Tataki an Glasnudelsalat
Da passte dann auch das frisch gezupfte Koriandergrün gut ins fernöstliche Geschmackbild. Dass der nur kurz auf beiden Seiten durch die Pfanne geschleuste Thunfisch förmlich auf der Zunge schmolz, kann das folgende Bild nur bestätigen. Gelungene "Side-Order" der asiatischen Art
Doch nicht nur der Herr am Tisch schwelgte im siebten Soulfood-Himmel. Auch meine Frau war begeistert von ihrem mediterran akzentuierten Fleischteller, dessen Protagonist fachmännisch gebraten und ebenso tranchiert auf dem Teller landete. Von ihrer besonderen Fleischqualität der Entenbrust durfte ich mich später selbst überzeugen. Rosa gebratene Barbarie-Entenbrust mit Oliven-Kartoffelstampf und Ratatouille
Das angenehm knackige Ratatouille-Gemüse geriet „comme il faut“. Und auch der mit Oliven bestückte „Grumbeerbrei“ stellte sich mit seinem feinen Aroma ganz provenzalisch in den Dienst der Sättigung. Zusätzlich sorgte die beigegossene Entenjus für ausreichend süffige Verhältnisse auf dem Porzellan. Dieses Gericht ließ bei meiner Herzensdame keine Wünsche offen und passte ausgezeichnet zur (noch) warmen Jahreszeit.
Unser Töchterlein mampfte zufrieden an ihrem Nudelteller, dessen schmackhafte Bolognese-Sauce von langem Einkochen und der Verwendung guter Zutaten berichtete. So geht Bolo in richtig lecker!
Die mit 100%-igem Rindanteil gekochte Fleischsauce hätte auch unser Lieblingsitaliener in Impflingen nicht besser aus dem Schmortopf geschöpft. Die Kleine gab sich größte Mühe, aber die Portion war für sie nicht zu schaffen, was ihren Eltern einen deftigen Nachtisch bescherte.
Apropos Nachtisch, diesen sollte man bei dem hier gebotenen, nach „Lust und Laune“ zubereiteten Eis des Tages keinesfalls ignorieren. Dafür also hatte unser Mädel noch genügend Platz im Magen gelassen. Kann denn Mandeleis Sünde sein?
Schlaues Kind, das wenig später eine dicke Nocke vom hausgemachten, herrlich cremig ausfallenden Mandeleis (5,50 Euro) verputzte.
Fazit:
Die PGF ist mittlerweile auch unter freiem Himmel in Frankweiler angekommen. Die kleine Terrasse hinterm Anwesen ist genau wie der mit viel Wohnzimmerflair ausgestattete Gastraum ein äußerst beschaulicher Ort für die handwerklich einwandfrei zu Porzellan gebrachte Bistroküche des sympathischen Allrounders am Herd, Dominic Theobald.
Bedenkt man die Qualität und Frische der hier verwendeten Produkte, so lassen sich die dafür abgerufenen Preise als äußerst gastfreundlich bezeichnen. Und wenn es einmal eine gute Flasche Wein sein darf, berät der weinheilige Sankt Dominic auch diese Klientel mit profunder Kenntnis zur flüssigen Materie, die nicht nur von namhaften Pfälzer Weingütern stammt.
Einen wunderschönen, kulinarisch sehr gelungenen, letzten Terrassenabend haben wir hier bei warmer Witterung erleben dürfen und freuen uns schon auf den nächsten Besuch beim „Domme“. Bis dahin ist wieder „högschde Fraktionsdisziplin“ gefordert…
Bis Mitte Oktober hielt sich hartnäckig das warme Herbstwetter. An einem sonnigen Freitagmittag führte uns eine kleine Wanderung von der Klausentalhütte (bei Maikammer) aus hinauf auf das Zeter Berghaus und wieder zurück. Ein Anruf bei Gastro-Urgestein Dominic Theobald in der PGF sicherte uns im Anschluss drei Plätze auf dessen lauschiger Terrasse.
Da machten wir uns auf ins nicht weit entfernte Frankweiler und beugten uns gerne dem kulinarischen „Fraktionszwang“ in einer unserer erklärten Lieblingsadressen der Pfalz. Der Bericht fällt diesmal etwas... mehr lesen
5.0 stars -
"Bei Thunfisch, Hummer und Entenbrust ließen wir den letzten warmen Terrassenabend des Jahres in der Pfalz gebührend ausklingen" marcO74Bis Mitte Oktober hielt sich hartnäckig das warme Herbstwetter. An einem sonnigen Freitagmittag führte uns eine kleine Wanderung von der Klausentalhütte (bei Maikammer) aus hinauf auf das Zeter Berghaus und wieder zurück. Ein Anruf bei Gastro-Urgestein Dominic Theobald in der PGF sicherte uns im Anschluss drei Plätze auf dessen lauschiger Terrasse.
Da machten wir uns auf ins nicht weit entfernte Frankweiler und beugten uns gerne dem kulinarischen „Fraktionszwang“ in einer unserer erklärten Lieblingsadressen der Pfalz. Der Bericht fällt diesmal etwas
Geschrieben am 07.03.2024 2024-03-07| Aktualisiert am
07.03.2024
Besucht am 11.10.2023Besuchszeit: Abendessen 5 Personen
Rechnungsbetrag: 197 EUR
Fast 70 Jahre lang gehörte die „U.S. Army Garrison“ zum Stadtbild von Mannheim. Sie umfasste ca. 2.000 Gebäude auf einer Fläche von etwa 500 Hektar und setzte sich aus einer ganzen Reihe von Kasernen in und um Mannheim herum zusammen. Mehr als 500.000 Amerikaner kamen zwischen 1945 und 2015 in die Quadratestadt, um hier ihren Militärdienst zu verrichten. Das im Ortsteil Käfertal beheimatete „Benjamin Franklin Village“ war mit zuletzt rund 10.000 US-Amerikanern die größte Wohnsiedlung und quasi eine kleine amerikanische Stadt in der Stadt.
Damit die Soldaten ihr Fernweh wenigstens kulinarisch etwas lindern konnten, entstand 2006 am östlichen Rand vom „Benjamin Franklin Village“ (an der Gorxheimer Straße direkt neben der vielbefahrenen B38) der ebenfalls nach Benjamin Franklin, einem der Gründerväter der USA und Mitunterzeichner der amerikanischen Unabhängigkeitserklärung, benannte Benjamins American Diner. Dieser gilt seit Jahren als Mannheimer Institution in Sachen Hamburger, Ribs und Pancakes. Ich kannte ihn bisher nur vom Hörensagen, aber das sollte sich ändern...
Dass hier der Wörther Schlemmerclub mit fünf Mann – ein ehemaliges Mitglied konnte reaktiviert werden – aufschlagen würde, hätte nun wirklich niemand gedacht. Dem Ganzen ging eine neue „Verfahrensordnung“ voraus. Jede „Clubsitzung“ muss nun unter einem bestimmten Motto stattfinden. Aussuchen darf aber immer noch derjenige, der gerade an der Reihe ist. Auch die Geheimhaltung des Einkehrziels muss nach wie vor so lange wie möglich aufrechterhalten bleiben. Denn wie jeder in unserem Verein weiß: „Ordnung muss sein!“
Nun hatte der Kollege, der so gerne Einhörner und Drachen sucht, „Steaks & BBQ“ aus dem Lostopf mit den diversen gastronomischen Kategorien gezogen. Keine leichte Aufgabe für ihn, denn in ein ordinäres Steakhaus wollte er uns nicht entführen. Als glühender Verehrer der Spareribs im Benjamins lotste er die restliche Südpfälzer Gaumenfraktion an einem lauen Mittwochabend im Oktober nach Monnem – dem „Home of the Dower-Eater“.
Von außen wirkte der direkt an der Straße positionierte, partiell beleuchtete Diner schon ziemlich „retro“. Sein Logo mit der übertrieben lächelnden Servierdame, die ein gut gefülltes Tablett mit „schnellem Futter“ in der Hand balancierte, erinnerte doch arg an die 50/60iger Jahre, dem goldenen Zeitalter der Ausbreitung des amerikanischen Burgertums. Retro-Logo
Die Parkplatzsuche erwies als keine leichte Aufgabe. Schließlich fanden wir im angrenzenden Wohngebiet eine Freifläche, um den PKW ordnungsgemäß zu parkieren. Es war ein angenehm warmer Oktoberabend und auf der sonnenbeschirmten Außenterrasse saßen noch ein paar Gäste. Wir zogen es jedoch vor, im Inneren des zweistöckigen Anwesens zu dinieren, da es zu späterer Stunde herbstlich kühl werden sollte. Außenansicht am Abend
Ich konnte mir nicht helfen, aber von außen betrachtet wirkte der Laden doch reichlich deplatziert. Neben einem amerikanischen Highway hätte er eine deutlich bessere Figur gemacht. Vielleicht war das ja damals, als hier noch die Amerikaner ein- und ausgingen, ein ganz anderes Lebensgefühl, was einem da vermittelt wurde. Als Alternative zu den gängigen Franchise-Riesen McDo und BK sicherlich ein gern aufgesuchter Ort für Bulettenbuddys mit BBQ-Affinität und einem Hang zu hochgezuckerten US-Drinks.
In der heutigen Zeit, in der sich an jeder Ecke zeitgeistige Grillbastionen um das Amt des „Burgermeisters“ bewerben – und dies mit durchaus beachtlichen Qualitäten und nachvollziehbarem Erfolg –, hat solch ein in die Jahre gekommener „Fleischbrötchen-Tempel“ aus der „Besatzungszeit“ zwar einen gewissen anachronistischen Charme, aber ihm haftet eben auch der muffige Fritteusen-Dunst der ewig gestrigen, uramerikanischen Fastfood-Kultur an, die heute keinen mehr so recht hinterm langgezogenen Bartresen hervorlocken kann.
Außer natürlich die junge, weibliche Bedienung, die uns am Eingang mit geschäftstüchtiger Freundlichkeit – ich wertete das wohlwollend als „typisch amerikanisch“ – begrüßte. Da der Initiator dieses Ausritts nach Mannheim bereits zugegen war und sich an einer eiswürfelkalten, hausgemachten Zitronen-Limonade (0,4l für 3,90 Euro) delektierte, erübrigte sich schnell ihre Frage nach unserer Reservierung. Zitronenlimo nach Art des Hauses
Wir ließen die lange Theke rechts Auch am Tresen nix gewesen!
und die roten, mit Kunstleder überzogenen Dinerbänke – die zusammen mit einem Tisch in der Mitte den sogenannten „Dinerbooth“ bilden – links liegen und bewegten uns durch das schummrig beleuchtete Innere des Gastraums ins hintere Abteil, wo uns der „Ribster“ aus Böbingen freudestrahlend empfing. Schummrig, aber nicht ungemütlich
Abteil allein deshalb, weil es uns so vorkam, als würden wir in einem geräumigen Zugwaggon sitzen und durch die Fensterfront nach draußen auf den abendlichen Highway B38 schauen. Typische Diner-Atmo
Ungemütlich war es im „Benjamins“ nun wirklich nicht. Es war auch nicht wirklich viel los an jenem Abend, was leider auch dazu führte, dass sich unsere Bedienung irgendwann nicht mehr allzu oft bei uns blicken ließ. Lag es an unserem Humor? Oder einfach an der Lautstärke unserer kommunikativen Tischgesellschaft? Keine Ahnung. Zu Beginn war sie jedenfalls noch motiviert und auch präsent. Als wir später unser Essen hinter uns gebracht hatten und gerne noch das ein oder andere Getränk geordert hätten, machte sie sich erstaunlich rar.
Auf dem Tisch lagen mehrere einlaminierte Blätter mit dem Speisenprogramm. Auch das „Special Menu of the Month“ steckte in abwischbarer Plastikhülle. Anscheinend traute man hier dem Corona-Frieden noch nicht oder war organisatorisch noch im gut desinfizierbaren Pandemie-Modus hängengeblieben.
Uiuiui, was da auf der Monatskarte in Wort und Bild abgedruckt war, ließ mich dann doch ein wenig schmunzeln. “New Orleans Jerk Chicken“ (= gemeine Hühnerflügel mit „Jerk-Marinade“) und ein Burger mit dem schmissigen Namen „Jackfruit Joe“ fielen mir sofort ins Auge. Auch einen „Camembert Royale Burger“ (natürlich mit Preiselbeersauce) hatte man im Monatsprogramm gelistet. Für Leute, bei denen nach der Kalorienaufnahme vor der Kalorienaufnahme ist, hatte man sogar noch ein paar Zuckerattacken in Form von Karottenkuchen und Apfelkuchen-Milchshake („Pfui Deiwel!“) parat.
Der Kollege, der mit der größten Portion Lebensmittelhumor von uns allen gesegnet ist, griff ungeniert bei diesem obskur klingenden Monatsangebot zu und orderte später den „Bavarian Bliss Burger“. Was sich da auf seinem aufge“brezel“ten Bulettenbrötchen tummelte, hätte jede Geschichte aus dem Paulaner-Garten bereichert. Auch ohne Weißbier-Yoga.
Beim Studieren der Karte dachte ich wehmütig an meinen letzten Diner-Besuch in Solingen. Der lag zwar schon über 4 Jahre zurück, hatte aber mächtig Eindruck bei mir hinterlassen. Dass es diesmal auch nur annähernd so lecker ablaufen würde wie bei Überzeugungssmoker Dirk Vieth von „Charly’s Diner“ bezweifelte ich bereits beim Durchstöbern der von „Appetizers“, „Grilled Stuff“, „Best Classic Burgers“, „Sandwiches“, „Specials“ und „Sideorders“ kündenden Karte.
Aber immer schön der Reihe nach. Zuerst mussten wir nämlich unserem Durst Einhalt gebieten, was mit einem Grevensteiner Landbier vom Fass (0,5l für 4,90 Euro), einer Flasche Corona-Bier (0,33l für 3,90 Euro), einem Salitos Biermischgetränk (0,33l für 3,90 Euro) und einer hausgemachten Zitronen-Limo (0,4l für 3,90 Euro) kein großes Problem darstellte.
Im Laufe des Abends gesellten sich noch ein Fläschchen Budweiser, zwei Coke Zero, ein weiteres Salitos sowie drei weitere mexikanische Pandemiebiere – der auf Schluckimpfung programmierte Kollege dachte wohl das Zeug würde von der Firma BionTech stammen – hinzu. Ich blieb beim naturtrüben Grevensteiner vom Fass. Da machste in der Regel ja nix falsch.
Die mit BBQ oder Lousiana Hot Sauce bestrichenen Spareribs (13,90 Euro) sollten zusammen mit einer Auswahl an Appetizern („Appetizer Sampler“, 13,20 Euro) das Vorprogramm bestreiten. Da wir uns nicht auf eine Sauce beim Rippchen-Rack einigen konnten und unser Hunger von der langen Fahrt recht groß war, orderten wir sie einmal mit süßlich-rauchiger BBQ-Sauce und einmal mit scharfer Salsa.
Das sollte an Knabbersachen erst mal reichen, denn wir hatten schließlich noch einiges vor. Die beiden Herren, die mir gegenübersaßen, hatten sich zwei Spezialburger („Our Specials“) ausgeguckt. Der mit Bacon, Gouda, Schmelzzwiebeln, Pilzen, und dem üblichen Bulettenbouquet ausgestattete „Angus Burger“ vom irischen Rind aus ökologischer Aufzucht (ja, iss klar…) kam ohne Pommes-Beilage auf geschmeidige 13,90 Euro. Die frittierten Erdapfelstäbe schlugen zusätzlich mit 3,80 zu Buche. Angus Burger mit Pommes
Der „Double Cheese Mac“ (12,90 Euro) seines Nebenmannes hatte neben seinen beiden 125g-Patties eine doppelte Portion Cheddar, Zwiebeln und eine Cheddar Käse Sauce als Erweiterung der Serienausstattung (Salat, Gurke, Tomate) zu bieten. Seine Potato Wedges tauschte er nach dem Verzehr der gemischten Vorspeisenplatte – sie fielen alles andere als knusprig aus – in schnöde Pommes ein. Den höheren Wedges-Preis (4,90 Euro) zahlte er später aber trotzdem… Der „Double Cheese Mac“ mit Pommes statt Wedges
Dagegen klang die Aufmachung des stinknormalen Cheeseburgers (8,90 Euro) aus dem Klassikprogramm, den sich der Mann am anderen Ende des Tisches ausgesucht hatte, ja fast schon frugal. The lonesome (Cheese)Burger
Gar nicht gewöhnlich, sondern eher übermütig präsentierte sich mein direkter Sitznachbar, der – wie schon eingangs erwähnt – selbst vor dem „Bavarian Bliss Burger“ (11,90 Euro) nicht zurückschreckte.
Man nehme ein Laugen-Bun, bestreiche seine Basis mit Mayonnaise und belege sie danach mit der gängigen Garnitur aus Salatblättern, Tomate, Gurke, Zwiebel. Nun wird das genormte 180 Gramm schwere Patty (Standard-Größe im Benjamins) nach ausreichend Grillkontakt darauf platziert. Soweit – so gewöhnlich. Dann aber kommt Markus Söder ins Spiel, der vor unserem geistigen Auge eine ordentliche Portion Obazda auf die heiße Frikadelle schmiert, dass es nur so eine Wonne („Bliss“) ist.
Und wenn man schon mal dabei ist, dann wird mit gebratenem Bacon das Ganze noch ein wenig eingefettet. Dann kommt der Laugen-Deckel drauf und wird noch mit zwei Salzstangen als Knusperantennen verziert. An jenen lassen sich ganz prima furztrockene Mini-Brezel aus der Tüte befestigen. Ob das dann wirklich noch Kunst am „Burgerbau“ ist, sollen bitteschön andere beurteilen.
Mich reizte das Philly Cheese-Steak Sandwich (11,50 Euro), von dem ich schon viel gehört, gesehen und gelesen hatte – der Solinger Fast-Foodie berichtete vor geraumer Zeit so genüsslich darüber –, da musste ich einfach zugreifen. Außerdem klang die Kombi aus dünn geschnittenem Roastbeef, Schmelzzwiebeln, geschmolzenem Cheddar und Paprika in Ciabatta-Brot auf dem Papier gar nicht mal so übel. Dass auch Kartoffel-Chips mit von der Partie sein würden, sollte mich nicht stören. Also stand dem erstens Philly Cheese-Steak Sandwich meines Lebens nichts mehr im Wege.
Der gemeine Cheeseburger-Aspirant orderte noch einen kleinen Beilagensalat (4,90 Euro). Der auf bayrische Wonne setzende Frikadellen-Fuzzy komplettierte den bald startenden, kulinarischen „Western von gestern“ mit garstig klingenden Cheesy Fries (5,40 Euro), einer mit Käse überbackenen Pommes-Landschaft, die zusätzlich mit Jalapenos und Speck garniert war. Kartoffel-Käse-Landschaft mit Speck- und Jalapeno-Inseln
Wer den Obazda auf dem Burger nicht scheut – der vielleicht die Fritten bereut! So jedenfalls mein Gedanke beim Respekt heuchelnden Abnicken seiner dubios klingenden „Side-Order“. Wer solche Freunde hat, der braucht…
… vor allem eine gute Verdauung. Diese wurde gleich zu Beginn mit mehren „Grüßen“ aus der Fritteuse geprüft. Bonjour, la graisse!
Die drögen Hähnchenflügel, latschigen Kartoffel-Wedges und geschmacksarmen Zwiebelringe im Teigmantel unseres Vorspeisen-Samplers wurden im heißen Fettbad aus ihrem „convenience-ionellen“ Kühltruhenschlaf erweckt. Ein paar staubtrockene Nachos aus der Tüte waren auch darauf zu finden. Ein kleineres Rippenstück und drei verschiedene Saucen (BBQ, Sauerrahm und Salsa) komplettierten diese nicht besonders ansehnliche Auswahl an geläufigen Appetizern amerikanischer Provenienz. Die Grüße aus der Fritteuse
Auch geschmacklich blieben diese fettigen Fertigprodukte ohne rechte Gaumeninformation. „Bonjour, la graisse!“ auf ganzer Linie. Mein erfahrener BBQ-Begleiter von einst (ja genau, der Kenner aus Solingen) hätte bei ihrem traurigen Anblick wohl sofort die Flucht ergriffen. Wir dagegen steuerten geradewegs ins frittierte Verderben. Alles im „Rib“ – auf Benjamins „Ship“?!
Zeitgleich zu diesem Offenbarungseid in Sachen Vorabfütterung erreichten uns zwei stattliche, mit den beiden bereits erwähnten Saucen bestrichene Spareribs-Racks inklusive knarztrockenen Polenta-Quadern und lieblos in eine Schüssel gestopften Cole Slaw. Ein humorlos auf die Platte geklatschtes Rippenrack
Allein ihre Präsentation ließ optisch einiges zu wünschen übrig. Die durch den Konvektomaten geprügelten Rippchen vom Schwein fielen leider alles andere als saftig aus. „Totgegrillte schmecken besser!“ würde ich an dieser Stelle gerne verkünden. Dem war aber definitiv nicht so. Ein ziemlich trockenes Rippenbekenntnis
Natürlich waren die vorgegarten Schälrippchen essbar. Die scharfe Salsa und die rauchig-süße BBQ-Sauce, die beide mit zupackendem Branntweinessiganteil gesegnet waren, halfen den eher schüchtern „gerubbten“ Spareribs geschmacklich auf die Sprünge und ließen sie zumindest nicht „drüsch wie en Zementtütt“ wirken. Eine Sparerib-Portion mit Polenta-Quader und Cole Slaw
Von den in „Charly’s Diner“ zu Solingen genossenen Prachtexemplaren aus dem Smoker waren diese trockenen Rippenbekenntnisse mehr als nur einen St. Louis Cut weit entfernt. Da herrschte weitestgehend Konsens am Tisch.
Ok, die Palette an schludrig zu Porzellan gebrachten Vorweggerichten mussten wir erst einmal verdauen – und zwar in doppelter Hinsicht. Selten war ich nach einer Vorspeise so nah an Whisky on the Rocks gebaut. Viel Zeit zum inneren Verarbeiten ließ man uns jedoch nicht. Die Bedienung startete nämlich zeitnah ihre Burgerinitiative.
Die mehrheitlich von pappigen Sesambuns umhüllten Benjamin-Buletten wurden nicht alle auf Tellern, sondern einige von ihnen in kleinen Körbchen serviert. Diese lagen zusammen mit den Fritten auf rot-weiß-karierten Papierservietten. Nur der feine Herr Brezelburger kam ganz feudal auf Porzellan daher. Die Bayern halt… Der Bavarian Bliss Burger mit Laugengebäck
Von ihrer Optik unauffällig, von ihrer Ausstattung profan, waren das keine komplett misslungenen Frikadellen-Fehltritte, aber so richtige „Wow-Effekte“ wollten sich auch nicht einstellen. Angus Burger mit Schmelzzwiebeln satt
Dazu waren sie einfach nicht saftig genug. Man merkte gleich, dass die Patties nicht handgemacht waren. Ihrer Konsistenz nach zu urteilen, hatten wir es hier mit industriell hergestellter Fertigware zu tun. Wer auf körnige, lockere Buletten steht, wurde angesichts ihrer Kompaktheit enttäuscht.
Auch hätte man die flachen Fleischpflanzerl ruhig etwas schärfer anbraten dürfen. Die Röstaromen hielten sich doch arg in Grenzen. Dafür war der Fleischgeschmack ziemlich präsent, was uns über die fehlende Saftigkeit ein wenig hinwegsehen ließ. Die Cheesy Fries, die mein Kollege gerne mit uns teilen wollte (warum nur?...), sahen aus, als kämen sie direkt von Mama Mikrowelle. Cheesy Fries
Wer auf trockene Fritten unter fettiger Käsehaube mit versteckter Speckstippe und scharfen Chili-Schoten steht, der hätte an der lieblos arrangierten Kartoffelentweihung sicherlich seine Freude gehabt.
Der Laugenburger mit Brezelgeweih sah nicht nur grotesk aus, er war auch gustatorisch eher ein bescheidenes Mittel zum Sättigungszweck, wie mir mein Tischnachbar bestätigte. Tja, auch optisch kein Leckerbissen!
Die Idee mit der Obazdacreme wollte nicht so recht zünden. Und die auf dem Teller verstreuten Salzbrezeln machten das Monats-Special auch nicht besser. Die Burgerkreation wirkte in der Summe weder stimmig noch richtig zu Ende gedacht. „Schad ums Geld!“ hätte der große Gerhard an dieser Stelle losge“polt“ert.
Mein Philly Cheese-Steak Sandwich kam (gefühlt) mit einer halben Packung Chio Chips auf die Platte. Philly, where's my Cheese-Steak?
Links und rechts quollen Schmelzzwiebeln, Paprikastücke und Rindfleischfetzen aus dem auf der Innenseite angerösteten Ciabatta-Brot. Der Ersteindruck war trotz des scheibchenweisen Kartoffelknusper-Overkills durchaus positiv, was sich jedoch beim ersten Bissen ins käsige Steak-Sandwich geschmacklich nicht verifizieren ließ. Das Philly - außen hui, innen....
Die totgebrutzelten Fleischfetzen waren keines Rindviehs würdig. Die schmeckten quasi nach nichts. Außerdem fand ich sie auch von ihrer Konsistenz her nicht besonders angenehm zu essen. Bei der unterdurchschnittlichen Fleischqualität wollten dann auch die süßlichen Schmorzwiebeln und die würzige Schmelz-Cheddar-Masse im Inneren des Brötchens nicht mehr so richtig zünden. Na wenigstens war das angegrillte, warme Ciabatta-Brot angenehm fluffig und die Chips schön kross.
Scheinbar waren die Burger-Portionen für manche am Tisch nicht sättigend genug. Nur so kann ich mir die beiden süßen Kalorienbomben – Karottenkuchen mit Aprikose und Sahne (5,20 Euro) Karottenkuchen aus dem Kühlregal
sowie der „legendäre“ Schokokuchen namens „Devil‘s Food Cake“ (4,90 Euro) – „Devil‘s Food Cake“ - die volle Schokodröhnung!
zum Nachtisch erklären, die sich zwei Food Fellas zum Schluss noch einverleibten. Ich staunte nicht schlecht und der bloße Anblick verleitete mich zu 2cl Ouzo im Nachgang.
Tja, was war das mal wieder für ein geselliger Abend in bester Clubatmosphäre. Je schwächer die kulinarischen Leistungen, desto besser die Stimmung am Tisch – eine Kuriosität, die wir in dieser Runde schon einmal erlebten (im Purino in Karlsruhe, Anm.). Die Frage, ob sich für das hier verzehrte American Food die Fahrt nach Mannheim gelohnt hat, stellten wir uns gar nicht. Dafür war es ein viel zu lustiger Abend, der mit einer gehörigen Portion Lebensmittelhumor und dem ein oder anderen alkoholischen Getränk dann doch seine witzigen Seiten hatte.
Aber wegen dem Essen muss in diesem aus der Zeit gefallenen Diner wahrlich keiner aufschlagen. Den „besten Burger Mannheims“ wird man hier genauso wenig finden, wie ein leckeres Philly Cheese-Steak Sandwich. Auch die übrigen Speisen, die man vornehmlich aus den Tiefen der kühlen Truhe fischt, werden in jedem x-beliebigen Foodtruck in besserer Qualität angeboten.
Die entspannt-authentische Atmosphäre des Ladens bleibt für „Ewiggestrige“ der einzige echte Anreiz, hier aufzuschlagen. Für uns war dieser Burger-Trip nach Mannheim ein kulinarisch lehrreicher „Western von gestern“, über den nicht nur die Frikadellen-Fuzzys am Tisch noch lange herzhaft schmunzeln mussten.
Ein Jammer, dass ich am kurz vor den Weihnachtsferien terminierten Clubtreffen in der „Vieux Moulin“ zu Lauterbourg (Elsass) krankheitsbedingt nicht teilnehmen konnte. Dort war die Welt der Wörther Gaumenfreunde nämlich wieder in bester Ordnung. Aber das holte ich zusammen mit meiner Frau im Januar nach…
Fast 70 Jahre lang gehörte die „U.S. Army Garrison“ zum Stadtbild von Mannheim. Sie umfasste ca. 2.000 Gebäude auf einer Fläche von etwa 500 Hektar und setzte sich aus einer ganzen Reihe von Kasernen in und um Mannheim herum zusammen. Mehr als 500.000 Amerikaner kamen zwischen 1945 und 2015 in die Quadratestadt, um hier ihren Militärdienst zu verrichten. Das im Ortsteil Käfertal beheimatete „Benjamin Franklin Village“ war mit zuletzt rund 10.000 US-Amerikanern die größte Wohnsiedlung und quasi eine kleine amerikanische... mehr lesen
Benjamins | American Diner
Benjamins | American Diner€-€€€Restaurant, Catering06217616053Gorxheimer Straße 9, 68309 Mannheim
3.0 stars -
"Statt den angeblich „besten Burgern Mannheims“ erwartete uns ein unspektakulärer, kulinarischer Western von gestern…" marcO74Fast 70 Jahre lang gehörte die „U.S. Army Garrison“ zum Stadtbild von Mannheim. Sie umfasste ca. 2.000 Gebäude auf einer Fläche von etwa 500 Hektar und setzte sich aus einer ganzen Reihe von Kasernen in und um Mannheim herum zusammen. Mehr als 500.000 Amerikaner kamen zwischen 1945 und 2015 in die Quadratestadt, um hier ihren Militärdienst zu verrichten. Das im Ortsteil Käfertal beheimatete „Benjamin Franklin Village“ war mit zuletzt rund 10.000 US-Amerikanern die größte Wohnsiedlung und quasi eine kleine amerikanische
Geschrieben am 03.03.2024 2024-03-03| Aktualisiert am
03.03.2024
Besucht am 04.10.2023Besuchszeit: Abendessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 62 EUR
Als ich vor ca. zwei Jahren anlässlich unseres Umzugs nach Wörth eine gastronomische Bestandsaufnahme meiner neuen Heimat auf diesem Portal wagte, hatte ich das Restaurant im Hotel „Vater Rhein“ gar nicht auf dem Schirm. Dabei fuhr ich an dem hellblauen, gerade mal 500 Meter vom Namensgeber entfernten Hotelgebäude ganz im Nordosten des Wörther Ortsteils Maximiliansau schon gefühlte tausendmal vorbei.
Erst die durchweg guten Bewertungen auf dem Buchungsportal „OpenTable“ machten mich auf das von der Familie Tomic seit Jahren geführte Hotel-Restaurant mit deutsch-kroatischer Küche aufmerksam. Da ich mit meinem Wörther Gaumenbuddy nicht schon wieder in der kultigen Halbhahn-Institution namens „Gockelburg“ im Zentrum von „Maxau“ aufschlagen wollte und die ebenfalls hoch im gutbürgerlichen Kurs stehende „Kaminstubb“ mittwochs leider geschlossen hatte, riskierten wir einen Antrittsbesuch.
Ich hatte über das bereits erwähnte Buchungsportal einen Tisch für zwei Personen reserviert. Wir wurden freundlich begrüßt und im weiteren Verlauf des Abends auch ordentlich bedient. Fernab von enervierender Betütelung war das ein aufmerksamer Service, der auch auf Rückfragen – die Hackfleischroulade namens „Mezetluk“ war uns gänzlich unbekannt – bereitwillig Rede und Antwort stand.
Die Atmosphäre im Gastraum fiel dank der nicht allzu hellen Beleuchtung gar nicht mal so ungemütlich aus. Vor rund 10 Jahren wurde das Restaurant von Grund auf renoviert. Besonders das indirekte Licht der mit Schallschutzelementen ausgestatteten Decke wusste zu gefallen. Die Einrichtung der L-förmig angelegten Speisestätte präsentierte sich im schnörkellosen Bistrostil. Bequeme Polsterstühle aus dunklem Holz und nicht minder komfortable Wandbänke passten sich mühelos den Sitzbedürfnissen ihrer „Belegschaft“ an.
Die Theke und das übrige Geschehen in der Gaststube hatten wir von unserem Platz aus gut im Blick. Gastraum-Impression (mit Thekenblick)
Familien- und Arbeiterklientel besetzten so manchen Tisch. Einige blieben an jenem Abend jedoch komplett verwaist. Die noch in Arbeitsklamotten steckenden Monteure am Nachbartisch waren wohl beruflich im Raum Wörth unterwegs. Die Nähe zum LKW-Werk der Daimler Truck AG bringt dem Hotel sicherlich genügend Restaurant- und Übernachtungsgäste ein.
Man reichte uns die Speisenliteratur und gab uns danach genügend Zeit zum Einlesen. Zwei frisch gezapfte Radeberger (0,4l für 4,20 Euro) vom Fass ließen sich bald blicken. Verdursten wollte schließlich keiner von uns. Das saisonale Empfehlungsschreiben listete eine Reihe von Wildgerichten. Hätte ich nicht ein paar Tage zuvor in der Bienwaldmühle feinste Hirschkalbmedaillons genossen, wäre ich wohl bei Wildragout, Wildfrikadellen oder Wildbolognese mit Paccheri (!) schwach geworden.
Ich blätterte mich durch die üblichen fleischernen Verdächtigen einer sättigenden, deutschen Gasthausküche und landete ein paar Seiten weiter bei herzhaft gegrillter „Balkania“. Kurzzeitig liebäugelten wir mit der Hausplatte für zwei Personen (46 Euro), die uns sicherlich generös mit Rumpsteak, Schweinemedaillons und Schnitzel versorgt hätte, schlugen dann aber doch getrennte Verzehrwege ein.
Mein Kollege übernahm den kroatischen Part unseres Karnivorenduos. Cevapcici, Pljeskavica sowie Steak und Spieß vom Schweinenacken bildeten das fachmännisch gebrutzelte Fleischfundament seines georderten Grilltellers (18,50 Euro), der zusammen mit einer Handvoll Pommes frites, einem kleinen Hügel aus Djuvec-Reis sowie einem kleinen Salatteller geliefert werden sollte. Mich gelüstete es nach einem 300 Gramm schweren, medium rare gebratenen Rumpsteak mit Pfefferrahmsauce, das inklusive Pommes frites und einem kleinen Beilagensalat auf akzeptable 27,90 Euro kam. Ich war gespannt, auf was ich mich da eingelassen hatte.
Das mit schmackigem Essig-Öl-Dressing angemachte Blattwerk kaschierte wie so häufig die darunter versteckten Rohkostattacken. Der Beilagensalat vorweg
Zumindest dem Krautsalat wich ich geschickt aus und ließ ihn unverzehrter Dinge liegen. Der war noch nie mein Fall. Den Rest fand ich durchaus essbar, zumal die grünen Blätter frisch waren und der Karottensalat nicht aus dem Eimer kam.
Mein Kollege hatte gerade sein zweites Radeberger Pilsner bestellt, da wurden unsere beiden Fleischteller in Stellung gebracht. Neben meinem vor Fleischsaft strotzenden, mit großzügiger Soßenkelle nappierten Stück aus dem Rinderrücken steckte das passende Schneidewerkzeug mit entsprechend scharfer Klinge. Der gewünschte Gargrad wurde perfekt getroffen und auch die Pfefferrahmsauce schmeckte nach ehrlichem Handwerk. Rumpsteak mit Pfefferrahmsauce
Die ausreichend knusprigen, separat auf einem kleinen Extrateller gereichten Fritten kamen „cum grano salis“ und machten später die ein oder andere Stippvisite beim reichlich vorhandenen Beiguss, dessen aromatische Pfeffernote jeglichen Convenience-Verdacht entlastete. Pommes zum Rumpsteak
Kurzum: ich war mit meinem zarten Rindfleischquader auch wegen seines würzigen Überzugs zu keinem Zeitpunkt unzufrieden.
Ähnlich äußerte sich auch der Mann, der mir mit Steak, Spieß und Hackwaren bewaffnet gegenübersaß. Seine saftigen Fleischaufgaben vom Schwein kamen allesamt gut gewürzt – das Pfeffern gehört hier anscheinend zum Handwerk – und mit wahrnehmbaren „Grillkrüstchen“ aus der Pfanne. Grillteller mit diversen Schweinereien
Besonders angetan war er vom angemessen tomatisierten Djuvec-Reis, der mit ordentlicher Gemüseeinlage die körnige Beilage aufwertete. Dass zu diesem Ensemble auch ein aufrichtiger Klecks Ajvar gehörte, verstand sich von selbst, zumal jener mit gegrillten Balkanbuletten jeglicher Art immer gut zurechtkommt.
Die herzhaften Gaumenprügel blieben an jenem Abend erfreulicherweise aus. Stattdessen verließen wir diese sympathische Stätte der geräumigen Portionen durchaus mit Wiedersehensfreude. Vom anderswo berappten Preis-Leistungs-Verhängnis war hier jedenfalls keine Spur. Nette Gastgeber und ein alles andere als seelenloses Interieur machen dieses Hotel-Restaurant zu einer ernstzunehmenden Einkehradresse für all diejenigen, die sich ihre Lust auf deftige Fleischgerichte nicht verderben lassen.
Natürlich ist diese Art der Küche eher etwas für fleischverliebte Redundanzesser und wird keinem aufgeweckten (neudeutsch: „woken“) Gemüsevernichter gerecht. Aber ab und zu bzw. in entsprechenden zeitlichen Abständen genossen, kann sie zu einem deftigen Herrenabend im eingefleischten Karnivorenkreis führen. Und das ist ja schließlich auch was.
Als ich vor ca. zwei Jahren anlässlich unseres Umzugs nach Wörth eine gastronomische Bestandsaufnahme meiner neuen Heimat auf diesem Portal wagte, hatte ich das Restaurant im Hotel „Vater Rhein“ gar nicht auf dem Schirm. Dabei fuhr ich an dem hellblauen, gerade mal 500 Meter vom Namensgeber entfernten Hotelgebäude ganz im Nordosten des Wörther Ortsteils Maximiliansau schon gefühlte tausendmal vorbei.
Erst die durchweg guten Bewertungen auf dem Buchungsportal „OpenTable“ machten mich auf das von der Familie Tomic seit Jahren geführte Hotel-Restaurant... mehr lesen
Restaurant im Hotel Vater Rhein
Restaurant im Hotel Vater Rhein€-€€€Restaurant, Hotel07271 94880Eisenbahnstraße 4, 76744 Wörth am Rhein
4.0 stars -
"Solide deutsch-kroatische Fleischküche ohne Tralala" marcO74Als ich vor ca. zwei Jahren anlässlich unseres Umzugs nach Wörth eine gastronomische Bestandsaufnahme meiner neuen Heimat auf diesem Portal wagte, hatte ich das Restaurant im Hotel „Vater Rhein“ gar nicht auf dem Schirm. Dabei fuhr ich an dem hellblauen, gerade mal 500 Meter vom Namensgeber entfernten Hotelgebäude ganz im Nordosten des Wörther Ortsteils Maximiliansau schon gefühlte tausendmal vorbei.
Erst die durchweg guten Bewertungen auf dem Buchungsportal „OpenTable“ machten mich auf das von der Familie Tomic seit Jahren geführte Hotel-Restaurant
Besucht am 01.10.2023Besuchszeit: Mittagessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 81 EUR
Mit der von Familie Roth in dritter Generation geführten Bienwaldmühle an der Grenze zum Elsass verbinde ich viele schöne Erinnerungen. Hier machte ich meiner Frau den Heiratsantrag. Hier feierte ich mit meiner Mutter im August 2022 ihren letzten Geburtstag. Es ist ein Ort, an den es mich immer wieder gerne verschlägt – und das nicht nur der „alten Zeiten“ wegen.
Das beliebte, am Südrand des Bienwalds gelegene Ausflugslokal eignet sich hervorragend als Rastgelegenheit während einer Radtour oder als Einkehradresse nach einer Wanderung entlang der Lauter, die hier nur ein paar Meter entfernt vorbeifließt. Oder man verzichtet auf den Kalorienverbrauch im Vorfeld und kommt hier ganz gezielt in bestbürgerlicher Absicht vorbei. Das traditionsreiche Anwesen
Denn wer auf hausgemachte, handwerklich einwandfrei zu Porzellan gebrachte deutsche Küche aus qualitativ guten Zutaten steht, dem sei ein regelmäßiger Besuch dieses familiengeführten Traditionsgasthofs ans Herz gelegt. Für uns ist ein Abstecher zu „unserer Mühle“ immer ein kleines kulinarisches Highlight, da hier unserer Vorliebe für delikate Wildgerichte gerne entsprochen wird.
Die legendären Rehnüsschen und der geschmorte Rehbraten aus dem benachbarten Bienwald gehören schließlich zum Standardrepertoire von Küchenchef Philipp Roth, der den elterlichen Betrieb 2010 übernahm und ihn seitdem zusammen mit seiner Frau Miriam mit Fingerspitzengefühl und Bodenhaftung erfolgreich weiterführt.
Die Modernisierung der Räumlichkeiten ist mittlerweile abgeschlossen und so kann man sich ganz aufs Kerngeschäft konzentrieren. Denn auch in den geschmackvoll renovierten Gasträumen munden die alten „Bienwaldmühlen-Klassiker“ wie etwa die Medaillons vom Lammrücken oder die Edelfischvariation an Rieslingsauce wie eh und je. Ein paar Empfehlungen der Saison hat man auch immer parat, was der Abwechslung auf dem Teller guttut.
Und bei gutem Wetter lässt es sich auf der hübsch angelegten Gartenterrasse ganz ausgezeichnet unter freiem Himmel genießen. Wir erwischten einen goldenen Oktobertag, der uns im Vorfeld mit Kind und Buggy durch unwegsames Bienwaldgelände führte. Da hätte ich mal lieber die Machete eingepackt…
Nach der kleinen „Exkursion“ in die Lauterniederung, hofften wir auf kulinarische Wiedergutmachung in unserer Lieblingsmühle. An jenem herrlichen Sonntagmittag war „Draußensitzen“ quasi Pflicht. Wir hatten Glück, dass auf der Terrasse noch ein Tisch für uns frei war, denn unsere Entscheidung, hier einzukehren, fiel recht spontan. Immer gut, wenn man die Chefin vom Service kennt. Goldener Herbsttag auf der Terrasse
Das letzte Mal saß ich hier bei schönem Wetter zusammen mit Mutter, um das Menü für ihren 70.Geburtstag zu besprechen. Natürlich bei einem leckeren Kalbsrahmschnitzel aus Philipp Roths Küche. Manchmal würde man gerne die Zeit zurückdrehen… Erinnerungen...
Wir saßen recht zentral auf der Terrasse, aber Gott sei Dank nicht komplett in der prallen Sonne. Die Vegetation um uns herum spendete angenehmen (Halb)Schatten. Bald hielten wir das Speisen- und Getränkeprogramm in den Händen und konnten dieses auch ganz entspannt studieren, da unser quirliges Mädel bereits mit anderen Kindern in Sichtweite interagierte. Ich hätte nie gedacht, dass beim Restaurantbesuch das Vorhandensein von geeignetem Spielgerät für Kinder einmal so einen hohen Stellenwert einnehmen würde. Wie sich die Zeiten doch ändern.
Natürlich bekam das Töchterchen wieder ihre dünn gemixte Apfelsaftschorle (0,25l für 3,30 Euro), während sich meine Frau und ich mit einer Flasche Mineralwasser der Marke Teinacher (0,7l für 5,30 Euro) begnügten. Das durchaus reizvolle Aperitif-Angebot des Hauses überblätterte ich geflissentlich. Bevor es mit den kulinarischen Evergreens so richtig losging, blieb ich bei der saisonalen Empfehlung des Tages hängen: Medaillons vom Hirschkalb mit glacierten Weintrauben, kräftiger Wild-Jus und hausgemachten Kroketten (31,90 Euro). Da fiel mir die Entscheidung leicht, denn die Chance auf eine solche Fleischspezialität von Hubertus Gnaden bekommt man schließlich nicht allzu oft.
Was für den Herrn der Hirsch, war für die Dame das Reh. Meine bessere Hälfte kam nämlich am geschmorten Rehbraten mit hausgemachten Kartoffelknödeln, Preiselbeeren und kleinem Beilagensalat (24,90 Euro) nicht vorbei. Das Töchterlein durfte sich an Spätzle mit Rahmsoße (5,90 Euro) von der Kinderkarte erfreuen. Welches zweijährige Kind kann da schon „Mag ich nicht!“ sagen?
Ich bin immer wieder von der gut bestückten und zudem äußerst fair kalkulierten Flaschenweinkarte begeistert. Die 2020er „Black Print“-Rotwein-Cuvée, stets eine verlässliche Bank für Freunde 14%iger Infarktbremsen, vom Ellerstadter Weinpapst Markus Schneider, lässt sich hier für sympathische 37 Euro entkorken. Das nicht viel länger dauernde, rote „Minutenglück“ von Mathias Kleinmann aus Birkweiler bekommt man hier für einen Euro mehr aus dem wohltemperierten Weinschrank geholt.
Ach, könnte man hier einen schönen Abend unter „Weingesinnten“ verbringen, denn auch die weißen Kreszenzen, wie z.B. der Grauburgunder „Letten“ Réserve vom Hainfelder Weingut Koch oder der Sauvignon Blanc „Sonnenberg“ vom VDP-Winzer Johannes Jülg aus Schweigen, sind von ausgesuchter Qualität und darüber hinaus erschwinglich bepreist. Vielleicht betritt ja mein Freund aus Bremen irgendwann mal wieder pfälzischen Boden und bringt gehörigen Weißweindurst mit…
Es dauerte nicht lange, da wurden uns zwei lecker angemachte Beilagensalate serviert. Ich war angenehm überrascht, denn von Salat war bei meinen Hirschmedaillons laut Karte gar keine Rede gewesen. Frisches Blattgrün traf auf ein von leichter Fruchtsüße (Himbeeressig!) bestimmtes Essig-Öl-Dressing mit großem Suchtpotenzial. Dementsprechend schnell waren unsere beiden Salatplatten geputzt. Zwei durch und durch gelungene „Blattbeiträge“ zum Auftakt, die richtig Laune machten.
Und uns die Zeit bis zu den Wildgerichten auf wohltuende Art und Weise verkürzten. Denn plötzlich lachten mich zwei butterzarte, von einer profunden Wild-Jus großzügig umspülte Medaillons vom Hirschkalb herz- und magenerwärmend an. Die mitgelieferten, glacierten Trauben gemahnten an die Zeit der Weinlese, die dank des sonnigen Septembers schon größtenteils abgeschlossen war. Die Medaillons vom Hirschkalb
Außerdem sorgten sie für ein paar fruchtsüße Momente, die sich sehr gut mit den edlen, perfekt medium gebratenen Filetstücken vom Hirschkalb vertrugen. Die tiefgründige Wild-Jus schmeckte nach formidablem Saucenhandwerk und wusste als süffige Unterlage für die wohl besten Kroketten weit und breit zu gefallen. Hirsch mit Soße!
Vier stattliche Exemplare meiner Roth‘schen Lieblingsbeilage wurden à part im Schälchen gereicht. Die Roth'schen Wonnebrocken aus Kartoffelmasse
Die umsichtige Dame, die uns bediente, gab mir zu verstehen, dass bei vorzeitigem Krokettenmangel gerne nachgeliefert werden würde. Ein Angebot, das wir in Anbetracht der großzügig mit Rahmsauce gefüllten Sauciere nicht ablehnen konnten. Rahmsoße satt
Denn auch die übriggebliebenen Spätzle unseres Töchterchens wollten wir ihrer Bestimmung überführen.
Ach ja, auch die Frau an meiner Seite war von ihrem Waidmannsteller restlos begeistert. Die Kombination aus mürbe geschmortem Rehbraten, erdig-dunkler Sauce, süßen Preiselbeeren und fluffigen Kartoffelknödeln der Marke „Eigenbau“ ging vollends auf. Der geschmorte Rehbraten fristete nur kurzzeitig ein "Schattendasein"
Solche kräftigen Leib- und Seelengerichte funktionieren schließlich nicht nur im Winter. Aber da – zugegebenermaßen – besonders gut.
Beim Nachtisch gingen wir quasi „all in“ und orderten einmal die Dessertvariation „Bienwaldmühle“ (9,90 Euro) für uns drei. Da war für jeden etwas dabei. Dessertvariation "Bienwaldmühle"
Mein Favorit war die herrlich lockere Mousse au Chocolat aus belgischer Schokolade. Unser eisverrücktes Töchterlein fand natürlich auch die beiden Kugeln Fruchtsorbet (Erdbeere und Aprikose) ganz klasse. Nicht zu vergessen das selbst hergestellte Nougat-Parfait, welches das Desserttrio cremig ergänzte. Schön fand ich übrigens auch die Auswahl an reifen Früchten, die den süßen Abschluss etwas auffrischten. Vun allem ebbes...
Was ein Glück, wenn man einen so schönen Herbsttag zusammen mit seiner Familie bei derart gelungenen Speisen verbringen darf. Die Bienwaldmühle ist und bleibt eine Pflichtadresse für Wildfleischfreunde und Hausmannskostgänger mit Anspruch. Die idyllische Lage direkt an der deutsch-französischen Grenze, das schmucke Anwesen (samt beschaulicher Außenterrasse) und der freundlich zugewandte Service gehören ebenfalls zu den großen Stärken dieses sympathischen Familienbetriebs. Viele gute Gründe also, um bald mal wieder dort aufzuschlagen…
Mit der von Familie Roth in dritter Generation geführten Bienwaldmühle an der Grenze zum Elsass verbinde ich viele schöne Erinnerungen. Hier machte ich meiner Frau den Heiratsantrag. Hier feierte ich mit meiner Mutter im August 2022 ihren letzten Geburtstag. Es ist ein Ort, an den es mich immer wieder gerne verschlägt – und das nicht nur der „alten Zeiten“ wegen.
Das beliebte, am Südrand des Bienwalds gelegene Ausflugslokal eignet sich hervorragend als Rastgelegenheit während einer Radtour oder als Einkehradresse nach... mehr lesen
4.5 stars -
"Behutsam modernisierter Traditionsgasthof, in dem nicht nur Reh und Hirsch besonders gut gelingen" marcO74Mit der von Familie Roth in dritter Generation geführten Bienwaldmühle an der Grenze zum Elsass verbinde ich viele schöne Erinnerungen. Hier machte ich meiner Frau den Heiratsantrag. Hier feierte ich mit meiner Mutter im August 2022 ihren letzten Geburtstag. Es ist ein Ort, an den es mich immer wieder gerne verschlägt – und das nicht nur der „alten Zeiten“ wegen.
Das beliebte, am Südrand des Bienwalds gelegene Ausflugslokal eignet sich hervorragend als Rastgelegenheit während einer Radtour oder als Einkehradresse nach
Geschrieben am 23.02.2024 2024-02-23| Aktualisiert am
25.02.2024
Besucht am 27.08.2023Besuchszeit: Mittagessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 47 EUR
Wo es Napoleon (Herbst 1805) und Shaneymac (Sommer 2022) geschmeckt hat, da wollten auch wir auf dem Weg nach Österreich eine gehaltvolle Mittagsrast einlegen. Immer schön, wenn Portal-Kollegen den ein oder anderen Tipp raushauen, der einem dann sogar taugt. In unserem Falle nutzten wir die gut beleumundete Einkehradresse knapp neben der A8 sogar gleich zweimal, nämlich auf dem Hin- und Rückweg zum bzw. vom Bregenzerwald, unserer Lieblingsregion in der mittlerweile nicht mehr (zu) „kurz“geratenen Alpenrepublik.
Über das ganze Drumherum des feudalen Anwesens hat sich der wortgewaltige Vorrezensent bereits in epischer Länger ausgelassen. Auch den jungen, teilweise stoisch agierenden Servicemitarbeiter im Heavy-Metal-Shirt hat dieser ausreichend gewürdigt. Da uns dieser beim ersten Besuch auch beehrte und wir die nahezu gleichen Erfahrungen mit ihm machten, kann ich die diesbezüglich kolportierten Schilderungen des GG-Kollegen nur bestätigen.
Das Gasthaus ist riesig und bietet Platz für ganze Busladungen voller Touristen und Pilger. Das feudale Anwesen
Die auf dem „Heiligen Berg“ von Oberelchingen thronende, ehemalige Klosterkirche St. Peter und Paul – ein Wallfahrtsort nicht nur für Fleischgesinnte – liegt schließlich nur einen Steinwurf von den Klosterbräustuben entfernt und kann im Rahmen eines kleinen Verdauungsspaziergangs nach dem Essen problemlos zu Fuß erkundet werden.
Bei unserem ersten Besuch saßen wir in der rund 70 Sitzplätze fassenden Stube direkt am Fenster und blickten auf das geschäftige, sonntägliche Treiben zwischen dem Ausschanktresen und der dahinter befindlichen Küche. Die rustikale Stube
Hier inmitten der bayrisch-schwäbischen Provinz, wo der Herrgottswinkel deutlich sichtbar über der Theke hängt und man mit einem herzlichen „Grüß Gott“ begrüßt wird, scheint die Gasthauswelt noch halbwegs in Ordnung zu sein. Klassisches Wirtshausambiente
Die Preise waren es auf jeden Fall, wie mir der Blick in den übersichtlich angelegten Schmankerlkatalog gleich verriet. Die nicht nur in Solingen gerne weggelöffelte Flädlesuppe bekommt man hier noch für anständige 4,80 Euro. Und auch der legendäre Klosterbraten mit Biersoße und Semmelknödel sprengt mit 14,80 Euro keinesfalls das Urlaubsbudget. Jener kam an diesem Sonntag frisch aus dem Ofen, wie die Empfehlungstafel neben der Eingangstür frohlockte. The legendary "Klosterbraden"
Da gab es bei mir und meiner Frau dann auch kein langes Überlegen. Der wurde zweimal geordert, gegessen und – wen wundert’s – für „sau“gut befunden. ...einfach mal Schwein haben!
Außen knusprig, innen saftig. So lasse ich mir köstlich marinierte Stücke vom Schweinekamm gerne gefallen. Mit einem stattlichen Semmelknödel ausgerüstet, war das auch von der Portion her eine völlig ausreichende Hausmannköstlichkeit, deren leichte Kümmelnote sich mit der dunklen Biersoße ins beste Benehmen setzte. Schweinebraten mit Natur-Biersoße und Semmelknödel
Der kleine Beilagensalat, den sich meine Gattin noch dazu bestellt hatte, beruhigte ihr grünes Gewissen und kündete von frischem Blattwerk und soliden Rohkostbarkeiten (Weiß- und Rotkraut, Karotte, Gurke). Beilagensalat
Die Jüngste am Tisch machte derweil Bekanntschaft mit der teiggewordenen „Biene Maja“ (4,80 Euro). So jedenfalls nannte man in den Klosterbräustuben Spätzle mit Rahmsoße in der Kinderportion.
Ein großes Glas (0,4l) Augsburger Mineralwasser der Marke „Mozartquelle“ erfrischte ganz „fortissimo“ für nachvollziehbare 3,50 Euro, die kleine Apfelsaftschorle für unser Töchterchen (Lieblingsgetränk) kam in der 0,2l-Version auf den gleichen Preis. Mein Radler (0,3l für 3 Euro) war mit Bier von Augsburger Riegele Brauerei gemischt und genau das Richtige zur deftigen Schwabenkost.
Bei unserem Halt auf dem Rückweg – auch wieder an einem Sonntagmittag – platzierte man uns im nicht minder rustikal eingerichteten Nebenzimmer, das sich an die Stube anschloss. Auch hier war ganz schön was los. Der gute Ruf der Klosterbräustuben, in denen von 11.30 Uhr bis 21.30 Uhr durchgehend warme Küche angeboten wird, schien – dem Dialekt nach zu urteilen – auch bei vielen Gästen aus der näheren Umgebung Gehör zu finden.
Eine größere Gesellschaft feierte am Nebentisch, der zu einer längeren Tafel gestreckt war, Geburtstag. Die Stimmung war „typically wirtshauslike“ und wir fühlten uns mittendrin statt nur dabei. Einfach schön, wenn um einen herum zünftig zugelangt wird. Da kommt der Appetit von ganz allein.
Diesmal stand Kalbsrahmbraten mit Spätzle (21,80 Euro) auf der Schiefertafel mit den Tagesempfehlungen und natürlich griff ich den Vorschlag des Tages aus der Küche gerne wieder auf. Meine Frau wagte sich indes an das Bierkutschergeröstel (14,80 Euro) aus dem Standardrepertoire des von Otto Schweizer und Claudia Baumeister geführten Traditionsbetriebes. Unsere Kleine schulten wir in Sachen Mundraub, denn sie durfte Bekanntschaft mit einem kindgerechten Räuberteller machen. Ihr Hunger hielt sich jedoch in Grenzen.
Da mir ein wenig Koffein ganz guttat, tauschte ich diesmal den Radler gegen eine große Cola (0,4l für 4,20 Euro) ein. Die Mädels blieben stoisch bei Mineralwasser und Apfelsaftschorle. Cola ist für mich als notorischer Kaffeeverweigerer eine seltene, aber nicht ihre Wirkung verfehlende Alternative zum heißen Filtergetränk. Würde ich sogar öfter trinken, wenn da nicht der hohe Zuckergehalt wäre.
Auf dem Geröstel-Teller meiner Herzensdame ging es herzhaft zur Sache. Das Bierkutschergeröstel
In der Pfanne gegrilltes Schweinebratenfleisch (vom Nacken) kam mit Speck, Zwiebeln und Kartoffeln vermengt und mit reichlich Biersoße süffig unterfüttert auf die Platte. Dem nicht genug, besetzte ein ansehnlicher Sauerkrauthügel ein gutes Viertel der üppig gefüllten Spachtelunterlage.
Der alten Liebe der Deutschen zu reichlich Soße wurde hier mit Nachdruck entsprochen. Meiner Gattin war das dann aber doch ein „Bisschen“ zu viel des guten Schweinespecks. Ein Teil dieses großzügig portionierten Schwabenstreichs ging an ihren Ehemann, der mit seinem angenehm durchwachsenen Stück vom Kalbsrahmbraten auch keine einfache Fleischaufgabe zu bewältigen hatte. Kalbsrahmbraten mit Spätzle
Zumal auch hier die Soßenkelle großzügig zum Einsatz gekommen war. Die wahrscheinlich aus der Massenteigwarenhaltung stammenden Spätzle taten geschmacklich wenig zur Sache und stellten sich ganz in den Dienst der Sättigung. Ein echtes Schwabenschmankerl!
Diese war auch bald erreicht, weshalb auf einen süßen Nachtisch dankend verzichtet wurde. Dem Ruf der heimatlichen Pfalz folgend, verließen wir gut gestärkt dieses sympathische Gasthaus, das uns zweimal mit deftiger Hausmannskost versorgte. Unser Fleischhunger war danach für ein paar Tage gestillt.
Die Klosterbräustuben sind eine gutbürgerliche Alternative zu den üblichen Tank- und Rastgesellen. Genügend Hunger ist hier jedoch allererste Einkehrpflicht, denn die Portionen sind nicht gerade schüchtern. Der Service tut sein Bestes und das etwas altbacken wirkende Wirtshausambiente kann mit sympathischer Provinzialität punkten.
Sollte uns auf der Fahrt in den diesjährigen Pfingsturlaub, der uns mal wieder in den Bregenzerwald führen wird, der Sinn nach handfester Hausmannskost stehen, würde ich bei Oberelchingen sofort wieder den Blinker setzen und in den Klosterbräustuben zu Mittag essen.
Wo es Napoleon (Herbst 1805) und Shaneymac (Sommer 2022) geschmeckt hat, da wollten auch wir auf dem Weg nach Österreich eine gehaltvolle Mittagsrast einlegen. Immer schön, wenn Portal-Kollegen den ein oder anderen Tipp raushauen, der einem dann sogar taugt. In unserem Falle nutzten wir die gut beleumundete Einkehradresse knapp neben der A8 sogar gleich zweimal, nämlich auf dem Hin- und Rückweg zum bzw. vom Bregenzerwald, unserer Lieblingsregion in der mittlerweile nicht mehr (zu) „kurz“geratenen Alpenrepublik.
Über das ganze Drumherum des feudalen... mehr lesen
4.0 stars -
"Wenn der Hausmann zweimal kostet…" marcO74Wo es Napoleon (Herbst 1805) und Shaneymac (Sommer 2022) geschmeckt hat, da wollten auch wir auf dem Weg nach Österreich eine gehaltvolle Mittagsrast einlegen. Immer schön, wenn Portal-Kollegen den ein oder anderen Tipp raushauen, der einem dann sogar taugt. In unserem Falle nutzten wir die gut beleumundete Einkehradresse knapp neben der A8 sogar gleich zweimal, nämlich auf dem Hin- und Rückweg zum bzw. vom Bregenzerwald, unserer Lieblingsregion in der mittlerweile nicht mehr (zu) „kurz“geratenen Alpenrepublik.
Über das ganze Drumherum des feudalen
Geschrieben am 19.02.2024 2024-02-19| Aktualisiert am
20.02.2024
Besucht am 18.08.2023Besuchszeit: Abendessen 3 Personen
Rechnungsbetrag: 76 EUR
Diese in Leuchtschrift ans rustikale Mauerwerk aus Sandstein genagelte Aufforderung an die Gäste ist nur eine von vielen Besonderheiten der seit 1988 an der Weinstraße 66 existierenden, urgemütlichen Weinstube Mathis. Pfälzer Motto für mehr Frieden in der Welt
Fast könnte man meinen, dass der sympathische Betreiber Jakob Mathis, Sohn des mittlerweile im verdienten Ruhestand befindlichen Pfälzer Urgesteines Wilfried Mathis, die Welt mit den hauseigenen Weinen ein Stück weit besser machen möchte. Wer kann ihm das in Zeiten wie diesen verdenken?
Wer jemals in diesem weinseligen Südpfälzer Vorzeigefamilienbetrieb zu Gast war, kommt höchstwahrscheinlich wieder oder denkt zumindest noch eine ganze Weile gerne daran zurück. Denn solche hausmannsköstlichen Lokalitäten, die den Charme vergangener Zeiten ausstrahlen, werden auch in der „Toskana Deutschlands“ immer weniger.
Nicht nur weinaffine Pfalztouristen vermissen solch liebgewonnene Einkehradressen wie beispielsweise den „Kommerzienrat“ (Neustadt-Gimmeldingen), die Weinstuben „Jede“ und „Zum Mandelpfad“ (Rohrbach), die „Alte Kelter“ (Landau-Mörzheim) oder die Weinstube „Hahn“ (Landau-Arzheim). Die Liste der mittlerweile nicht mehr existierenden Weinlokale mit kulinarischem Anspruch und entsprechender Qualität ließe sich noch weiter fortsetzen.
Sie fehlen auf der gastronomischen Landkarte unserer Region und gestalten die Suche nach authentischer Pfalzkost mit Niveau nicht gerade einfacher. Klar, kann man sich in eine von vielen, zumindest am Wochenende noch bewirtschafteten Pfälzerwaldhütten begeben und dort für kleines Geld dem üppigen Pfälzer Teller die hungrige Stirn bieten. Aber wer eine etwas gediegenere Atmosphäre bei Saumagen und Leberknödel bevorzugt, der muss sich schon ein wenig auskennen. Oder einen kennen, der sich auskennt.
In diesem Fall kannten die beiden Pfalztouristen aus dem Bergischen jemanden. Und so kam es, dass wir an einem warmen Freitagabend Mitte August nach zuvor getätigter telefonischer Reservierung zu dritt in Klingenmünster an der legendären „Wine-Route Sixty-Six“ haltmachten Get your kicks - on wine route sixty-six!
und nur zu gerne auf der hübsch angelegten Weinterrasse der Familie Mathis Platz genommen hätten. Da es auf jener noch zuging wie auf einem gut besuchten Weinfest, mussten wir uns kurz gedulden und wurden in der nostalgischen Stube „geparkt“. Drinnen in der urgemütlichen Stube Lauschiges Eck neben dem nostalgischen Kaminofen
Diese hätte mir als altem Weinstubengänger natürlich auch zugesagt, aber meine beiden Solinger Gäste wollten unbedingt unter freiem Himmel dinieren. Nur ein nichtrauchender Schelm wie ich, vermutete später, dass dieser Wunsch wohl auch in unmittelbarem Zusammenhang mit dem regelmäßigen Nikotinkonsum meiner beiden Begleiter stand.
Besonders von dem gestandenen Kulinaristen zu meiner Rechten hätte ich da mehr Rücksichtnahme erwartet. Aber da man auch in der Pfalz seine Gäste wie Könige behandelt, versuchte ich geflissentlich darüber hinwegzuatmen, was mir nur leidlich gelang.
Nun gut, später beim nicht ganz so flachen Anstieg durch den Wald auf die Madenburg – dort spielte noch zu später Stunde die Musik – rächten sich die vielen Inhaliersünden meiner beiden Begleiter. Besonders Häuptling „Rauchender Rezensent“ keuchte ganz schön beim 30minütigen Fußmarsch auf die Burg meiner schönsten Erinnerungen. Vielleicht sollte er dieses Hobby irgendwann aufgeben, so jedenfalls mein Gedanke während unserer kurzen Wanderetappe im dunklen Eschbacher Wald.
Das Speisenangebot zeigte sich angenehm reduziert ohne dabei auf Traditionsgerichte früherer Tage gänzlich zu verzichten. Mit dem Königskotelett in Rotwein und den nach altem Hausrezept hergestellten Bratwürsten mit Sansibar-Pfeffer hatte man nach wie vor zwei echte Mathis-Klassiker auf der im Klemmbrett steckenden Liste.
Der mit den üblichen drei Schweinereien (Bratwurst, Saumagen und Leberknödel) bestückte „August-Becker-Teller“ von einst hieß jetzt „Pälzer Platt“ und konnte gegen Aufpreis um Bratkartoffeln oder Kartoffelstampf erweitert werden. „Mooshammer’s Lieblingsgericht“ – zwei gebratene Leberknödel mit Dornfelder Zwiebeln, Sauerkraut und Bratkartoffeln – fiel wahrscheinlich genau wie der „Schiefe Sack“ und das mit Münsterkäse gefüllte Cordon Bleu durchs zeitgeistige Raster.
Na wenigsten hatte Oma’s Schweinebraten mit Gemüse, Spätzle und Pfefferrahmsoße überlebt. Dagegen wurden das Winzersteak und die Rinderrouladen von König Rumpsteak mit Schmorzwiebel- oder Pfefferrahmgefolge aus der Speisensammlung verdrängt. Dafür hätten wir uns an jenem lauschigen Abend im August geschmorte Ochsenbäckchen mit Karottengemüse, Zwiebelmarmelade und Kartoffelstampf schmecken lassen können.
Doch für eine solch kräftige Schmorspeise war es schlicht und ergreifend zu sommerlich. Zumal sich die ständige Begleitung des Herrn aus Solingen schnell mit Roter Beete und Büffelmozzarella in Honig-Senf-Sauce (10 Euro) anfreundete, während der einstige Verfasser unterhaltsamer Rezensions-Romane (auf diesem Portal) das mit Thunfischsauce und Kapern kredenzte „Bullen-Tonnato“ (10 Euro) vorweg und die „Pälzer Platt“ mit Sauerkraut, deftiger brauner Soße und Brotbeilage (16 Euro) als Hauptgericht für sich proklamierte.
Ich hatte mal wieder einen Rückfall in Sachen kulinarischer Vergangenheitsbewältigung und orderte „der guten alten Zeiten wegen“ das Bratwurst-Duo mit Bratkartoffeln, Sauerkraut und Apfelmeerrettichsoße (16 Euro). Getrunken wurde natürlich auch etwas. Eine kalte Riesling-Schorle aus dem Dubbeglas wurde schnell zur obersten Terrassenpflicht erklärt.
Der Wein stammt hier übrigens ausschließlich von Ingo Mathis, dem älteren Bruder von Jakob, dessen Weinberge in den Lagen Maria Magdalena (Klingenmünster) und Heuchelheimer Herrenpfad beheimatet sind. Ingo Mathis versteht sein Weinhandwerk und baut seine guten Tropfen am liebsten „trocken“ aus. Mein Gegenüber probierte das ein oder andere Gläschen in weiß und lobte die Qualität der verkosteten Rebsäfte.
Zum gekochten Jungbullenfleisch mit Thunfischcrème und Kapern-Topping Der übersichtlich angelegte Tonnato-Teppich
gesellten sich ein paar Scheiben eines rustikalen Roggensauerteigbrots, das aller „Ähren“ wert war. Gutes Roggensauerteigbrot
Der mit etwas Zitronenabrieb veredelte Tonnato-Teppich sah ansprechend aus und mundete meinem Tischgenossen ganz vorzüglich wie er mir mehrfach versicherte. Das Bullen-Tonnato
Unsere Hauptgerichte ließen trotz voller Hütte auch nicht mehr lange auf sich warten. Mit meinen beiden aromatischen Pfefferwürsten war ich hochzufrieden. Auch das Sauerkraut und die Bratkartoffeln gelangen tadellos. Letztere hatten eine angenehme Majoran-Note. Sie kamen dezent knusprig und mit der richtigen Portion Salz aus der Butterpfanne. Gut gepfefferte Bratwürste mit Bratkartoffeln, Sauerkraut und Apfel-Meerrettichsoße
Der mit Apfelstücken gespickten Meerrettichsoße hätte dagegen etwas mehr „Wumms“ gutgetan – ich mag es einfach, wenn die Schärfe vom Kren das Stammhirn kitzelt –, konnte aber als süffiger Beiguss zu den gut gepfefferten Würsten dennoch überzeugen. Tolle Kombi, die gut sättigte!
Der Mann neben mir erfreute sich indessen an seinem schweinernen Pfalztrio, das von reichlich dunkler Soße überzogen war. Die heilige Dreifleischigkeit aus der Pfalz!
Auch hier trafen erstklassige Fleischerei-Erzeugnisse auf fachkundig zubereitetes Sauerkraut, das nach ausreichend langem Verbleib im Topf schmeckte. Die in der Pfanne angebratene Saumagenscheibe kam mit ordentlichem Kartoffelgehalt aufs Porzellan und hatte auch ihre knusprigen Momente.
Ein besonderes Highlight war jedoch der hoch oben auf dem Sauerkrauthügel kauernde Leberknödel, der geschmacklich und texturell keinerlei Wünsche offenließ. Der Pfalztourist mit dem lustigen Elsass-T-Shirt schnalzte mehrfach mit der Zunge und genoss jeden einzelnen Happen seines deftigen Regionaltellers, der ihm, zusammen mit einem trockenen Riesling genossen, völlig ausreichte, um rundum zufrieden festzustellen, dass es sich hier an der Weinstraße doch ganz gut leben lässt. Die urige Weinstube am Abend
Lebhaft ging es übrigens auch später noch auf der Madenburg zu. Zu den einfallsreich interpretierten Cover-Versionen des lediglich mit akustischer Gitarre auftretenden Künstlers wurde natürlich noch der ein oder andere Rieslingschorle „gepätzt“. Mit einem fantastischen Ausblick auf die Rheinebene by night und guten Gesprächen über unsere musikalischen Vorlieben ging der Abend entspannt zu Ende. Mit Handylampen und Headlamp bewaffnet, meisterten wir den Rückweg zum Parkplatz problemlos.
Diese in Leuchtschrift ans rustikale Mauerwerk aus Sandstein genagelte Aufforderung an die Gäste ist nur eine von vielen Besonderheiten der seit 1988 an der Weinstraße 66 existierenden, urgemütlichen Weinstube Mathis.
Fast könnte man meinen, dass der sympathische Betreiber Jakob Mathis, Sohn des mittlerweile im verdienten Ruhestand befindlichen Pfälzer Urgesteines Wilfried Mathis, die Welt mit den hauseigenen Weinen ein Stück weit besser machen möchte. Wer kann ihm das in Zeiten wie diesen verdenken?
Wer jemals in diesem weinseligen Südpfälzer Vorzeigefamilienbetrieb zu Gast war,... mehr lesen
4.0 stars -
"Trinkt Wein und liebt euch!" marcO74Diese in Leuchtschrift ans rustikale Mauerwerk aus Sandstein genagelte Aufforderung an die Gäste ist nur eine von vielen Besonderheiten der seit 1988 an der Weinstraße 66 existierenden, urgemütlichen Weinstube Mathis.
Fast könnte man meinen, dass der sympathische Betreiber Jakob Mathis, Sohn des mittlerweile im verdienten Ruhestand befindlichen Pfälzer Urgesteines Wilfried Mathis, die Welt mit den hauseigenen Weinen ein Stück weit besser machen möchte. Wer kann ihm das in Zeiten wie diesen verdenken?
Wer jemals in diesem weinseligen Südpfälzer Vorzeigefamilienbetrieb zu Gast war,
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In den Hardtwald geht man, wenn man sich etwas Besonderes gönnen möchte, ohne dabei die eigene kulinarische Komfortzone zu verlassen – und das im bestbürgerlichen Sinne. Dass nach wie vor sein bei Rheinzabern gelegenes Zweitlokal namens „Gehrleins Alte Mühle“ nur als Landhauskaffee genutzt wird, hat die allseits bekannten personellen Gründe. Wir hoffen seit geraumer Zeit auf eine Wiedereröffnung und sind diesbezüglich sehr gespannt, ob sich da nochmal etwas tut.
Die Tatsache, dass sich unsere Kleine unter der Woche bis zum Nachmittag in der KiTa austobt und ich dienstags schon relativ früh zu Hause bin, erlaubt es meiner Frau und mir, hin und wieder einen Mittagslunch zu zweit einzunehmen. Zugegeben, seit der Geburt unserer Tochter ist das eine recht seltene Angelegenheit geworden. Auch weil an einem Dienstagmittag nur wenige gute Einkehradressen in unserer Region zu Tisch bitten.
Da auch meine Frau von Martin Gehrleins Kochkünsten stets begeistert ist, nutzten wir letzten Dezember gleich zweimal die Chance auf ein entspanntes „Lunch-Date“ im Hardtwald, wo der sympathische Fernsehkoch aus „Kaffee oder Tee“ seit fast 20 Jahren das Sagen hat. Unseren Tisch reservierte ich ein paar Tage im Voraus, was auch ratsam ist, denn der Laden brummt nach wie vor. Und das nicht nur am Abend.
Vom nasskalten Dezemberwetter ging es rein in die behagliche, holzvertäfelte Stube, wo uns neben der Chefin hinter dem Tresen – die Frau von Martin Gehrlein leitet hier seit Jahren den Service auf sehr herzliche Art und Weise – ein neuer Kellner begegnete. Irgendwie kam mir der sympathische junge Mann bekannt vor. Später stellte sich heraus, dass er vor etlichen Jahren an „meiner“ Schule in Wörth seine Mittlere Reife erlangt hatte. Man sieht sich halt doch immer zweimal im Leben…
Wir waren gespannt, welche Leckereien das mit Bedacht zusammengestellte Speisenangebot für uns bereithalten würde. Die Karte ließ dann auch nicht lange auf sich warten und uns wurde schnell bewusst, dass Genosse Spätherbst beim Gehrlein’schen Köchelverzeichnis ein gehöriges Wörtchen mitreden durfte. Wer den Küchenchef kennt, weiß dass dieser auch gerne Produkte aus der näheren Umgebung verwendet und sich in den allermeisten Fällen – von ein paar in Dauerschleife laufenden „Unterschriftsgerichten“ einmal abgesehen – von den Jahreszeiten seinen Speisenplan diktieren lässt.
Bereits bei der abwechslungsreichen Auswahl an Vorspeisen geriet ich doch arg in Entscheidungsnot. Gebackene Süßkartoffelterrine mit Kalbszunge an rotem Zwiebelsalat klang bereits ziemlich „extraordinaire“, wohingegen die Kombi aus Maronencrèmesüppchen und geröstetem Rindertartar geradezu verblüffte. Keine einfache Aufgabe, da sich ein Vorabschmankerl köstlicher las als das andere.
Während meine holde Gattin beim ersten Besuch den bunten Herbstsalat mit karamellisierten Nüssen (8 Euro) für sich entdeckte, wagte ich mich vorweg an das Beuschel-Ragout mit Gänseleber, Kartoffelknödel, Molkebrösel und Schnittlauch (14 Euro). Eine Woche später zog meine Herzensdame dann frech die Maronensuppe mit Rinderrösttartar (8 Euro), während ich der Pasta mit frischem Trüffel (19 Euro), die mir der nette Servicemann zuvor als Tagesempfehlung souffliert hatte, anheimfiel.
Jede dieser vier Vorspeisen war ihre Bestellung absolut wert. Das feine Joghurtdressing aus dem Hause Gehrlein adelte das frische Blattgrün meiner Frau, das von Knack und Knusper aufgewertet wurde.
Herbstlicher Salatteller
Die Röstaromen des kurz in der Pfanne angerösteten Rindertartars setzten sich mit der süßlichen Kastaniensuppe, die zusätzlich von etwas Frühlingszwiebel aufgefrischt wurde, ins beste Benehmen.
Geröstetes Rindertartar zur Keschdesupp
Das rohe, würzig angemachte Rindfleisch markierte dabei den perfekten Gegenpart zur fein abgeschmeckten, erdigen Herbstterrine. Die Begeisterung meiner Gattin war da durchaus nachvollziehbar.
Aus der Terrine grüßte Toni Maroni...
Die lustige, einem dicken Steinpilz nicht unähnliche Konstruktion aus einem fluffigen Kartoffelknödel, cremiger Gänseleber und gut gebutterten Molkebröseln, thronte über dem schmackig-süffigen Lungen-Ragout, das mit seiner präsenten Essigsäure und der knackigen Gemüsebrunoise meine frankophile Seite hervorragend bediente.
Beuschel-Ragout mit Gänseleber und Kartoffellnödel
Der Teller lebte von den Kontrasten „süß-sauer“ bzw. „cremig-fest“. Und noch wichtiger: er beinhaltete eine zum Porzellan Sauberlecken animierende Sauce, die meine erste Erfahrung in Sachen Lungenragout zu einer durchweg positiven machte. Würde ich bei Martin Gehrlein sofort wieder bestellen, keine Frage.
Auch die mit frisch darüber gehobeltem Trüffel übernobelte Pasta, an der ich mich eine Woche später delektierte, war von einer gehörigen Portion Überschmeck gesegnet.
Pasta mit Trüffel geht immer!
Dieses nicht übersahnte, von feiner Trüffelwürze dominierte Nudelnest hatte durchaus das Potential, einem kalten, trüben Herbsttag den kulinarischen Mittelfinger zu zeigen.
Solche Tagesempfehlungen darf man nicht ablehnen...
Bei meinen Hauptgängen warf ich bei beiden Besuchen die Angel aus. Klar, dass ich auf das panierte Zanderfilet (21 Euro) – das erklärte Lieblingsgericht meiner verstorbenen Mutter – nicht verzichten wollte. Zumal man mir gerne den serienmäßig dazu servierten Kartoffelsalat durch hausgemachte Karoffelkrapfen ersetzte.
Der panierte Zander mit Kartoffelkrapfen
Mein liebster Backfisch kam wie immer ausreichend gewürzt unter Fischmesser und Gabel. Außen knusprig, innen Geschmack! Gleiches galt für die zarten Nobelkroketten, die, in die separat mitgelieferte Schale mit Remouladensauce getunkt, sogar noch mehr „konnten“. Manchmal braucht es gar nicht viel, um glücklich satt zu werden.
Panierte Hommage an meine verstorbene Frau Mama...
Eine Woche später sollte es dann aber ein wenig ausgefallener zugehen, was mir den gebratenen Seeteufel mit gegrilltem Fenchel, Zuckerschoten, Chorizo und selbstgemachten Gnocchi (33 Euro) einbrachte. Für diesen Teller hatte die Küche sichtlich mehr Aufwand betrieben.
Seeteufel mit gegrilltem Fenchel, Zuckerschoten und Chorizo an Safran-Beurre-Blanc
Die unter reichlich Zuckerschoten-Gestrüpp und bissfest gegrilltem Fenchel versteckten Stücke vom Seeteufel lagen im perfekten Gargrad in den hübsch geriffelten Tiefen der schicken, dunklen Keramik. Ein Teller, der bereits durch seine Optik beeindruckte.
Einwandfreier Fischteller!
Die aufgeschäumte, mit etwas Safran veredelte Beurre-Blanc fiel mal wieder zum Niederknien fein aus. Die angebratenen Chorizo-Scheiben sorgten mit ihrer würzigen Schärfe für die richtige Portion Heftigkeit auf der Platte, denn sie verliehen dem prinzipiell auf Aromenharmonie ausgelegten Fischgericht ein paar interessante (weil pikante) Ecken und Kanten. Spätestens da fiel auf, mit welchem Feingefühl Martin Gehrlein die einzelnen Elemente auf dem Teller zueinander in Bezug setzte.
Das alles jedoch völlig unverkrampft und ohne wirklich herauszufordern. Weit weg von allzu kräftigen Gaumenattacken wie man sie beispielsweise von Christian Knefler aus der auf gleichem Niveau köchelnden Weinstube Brand (Frankweiler) her kennt. Dass dazu die selbstproduzierten, kurz zuvor in der Butterpfanne gebrutzelten Gnocchi eine mehr als gute Figur abgaben, wusste ich als Freund fachmännisch zubereiteter Kartoffelbeilagen sehr zu schätzen.
Best Gnotschis ever!
Bei der geschmorten Gänsekeule mit Rotkraut, Maronen, Preiselbeer-Apfel und Kartoffelknödel (28 Euro), für die sich bei der ersten Einkehr meine Herzensdame entschieden hatte, trumpfte das Küchenteam aber mal so richtig „geil“ auf. Auf einem rustikalen Holztablett wurden ihr diverse, akkurat zubereitete „Keulenkollegen“ in kleinen Schälchen serviert.
"Keulenkollegen" unter sich
In der einen thronte stolz ein weiterer Kartoffelknödel der Marke Eigenbau – schließlich sollte Frau auch satt werden. Aus der anderen grüßten glasierte Maronen, die ebenfalls von einer gehörigen Portion Mut zur Sättigung kündeten.
Herbstliche Entourage zur Gänsekeule
Eine gehaltvolle Gänsejus durfte da natürlich nicht fehlen. Die knusprig-zarte Keule vom edlen Herbstgeflügel wollte schließlich ausreichend süffig unterfüttert werden.
Gänsekeule auf Rotkraut mit Kartoffelknödel und Preiselbeer-Apfel
Wobei dies auch ohne separaten Beiguss funktioniert hätte, da das im besten großmütterlichen Sinne geköchelte Rotkraut und die von leichter Sahnesauce überzogenen Rosenkohlröschen keine Liquiditätsprobleme auf der Keramik zuließen.
Gans klasse!
In der Summe ergab das ein äußerst abwechslungsreiches Gänse-Erlebnis, das nicht nur von seiner akkurat in die Schalen gebrachten Beilagen-Vielfalt lebte, sondern bei dem auch die Fleischqualität und die handwerklich tadellose Zubereitung des Protagonisten stimmte. Meine Frau jedenfalls genoss ihre einzige Gänsekeule der längst abgelaufenen Saison in vollen Zügen. Bei der üppigen Portion musste ich ihr allerdings ein wenig helfen. Aber ein fürsorglicher Ehemann, der tut ja immer, was er kann...
Auch bei ihrem vegetarischen Herbstteller, dem gegrillten Hokkaido-Kürbis mit Ziegenkäse, Maronen, Rosenkohl, Datteln und Endiviensalat (20 Euro), welchen sie sich die Woche darauf schmecken ließ, hatte sie nicht das Geringste auszusetzen.
Vegetarisches Tête-à-tête von Kürbis und Ziege
Ganz im Gegenteil, sie war von den verschiedenen Aromen, Konsistenzen und Temperaturen dieses farbenfroh zusammengebastelten Tellers mit klarem Saisonbezug sehr angetan.
Für einen Veggie-Teller schon sehr spannend arrangiert
Nicht minder entzückt waren wir von den beiden Desserttellern, die wir uns hier im Abstand von einer Woche teilten. Hier zeigte die Pâtisserieabteilung auf beeindruckende Art und Weise, dass auch sie ihr Handwerk versteht.
Mascarponebombe an Portweinbirne mit High-End-Schokosorbet
Da wurde eine fluffige Mascarponemousse in weiße Kuvertüre gepackt, eine mit Schokoganache gefüllte Birne zuvor fachmännisch in Portwein ertränkt und ein intensives Schokoladensorbet komplett ohne Milchanteil auf die dezent gecrumblete Keramik gebracht.
Helmut-Kohl-Gedächtnis-Dessert
Dagegen wirkte die Nocke Sauerrahmeis, an der sich meine Frau zu schaffen machte, regelrecht bescheiden.
Eine Nocke Sauerrahmeis kann dir hier den Tag retten!
Deutlich exotischer ging es eine Woche später beim Maracujatörtchen mit marinierter Ananas, Schokocrumble und hausgemachtem Kokoseis zu.
Exotisch ging das Mahl zu Ende...
Auch diesen sauber zubereiteten, süßen Abschluss wussten wir sehr zu schätzen.
Das Maracujatörtchen mit Gefolge
Auch die Tatsache, dass diese beiden süßen Leckereien mit jeweils nur 10 Euro zu Buche schlugen, spricht für die gastfreundliche Attitüde dieses durch und durch sympathischen Landrestaurants.
Ohne Übertreibung lassen sich unsere beiden „ohne Anhang“ getätigten Besuche im Dezember als uns persönliches, kulinarisches „Herbsterwachen“ bezeichnen. Unseren kindfreien Dienstagmittag nutzten wir in der Folge noch ein paar Mal, um in trauter Zweisamkeit zu speisen. Seltsamerweise schafften wir es seitdem nicht mehr, in unserem Neupotzer Lieblingslokal aufzuschlagen. Keine Ahnung warum, denn solche Gaumenfreuden darf man sich ruhig auch mal mittags gönnen…