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Nachdem wir alle momentanen Attraktionen durchlaufen haben – Erklimmen des kühn geschwungenen Aussichtsturms, Fahrt mit der Parkbahn Blitzschwoab und Abstimmen bei der diesjährigen Gartenschau – steht uns der Sinn nach einem adäquaten Ausklang und ich erinnere mich vage an die Existenz der hiesigen Weinstube. Sie liegt ganz am nördlichen Ende des Parks, etwas versteckt, ganz in der Nähe des Dahliengartens. Bei früheren Besuchen erwischten wir just immer einen Ruhetag, die Mittagspause oder die Sommerferien. Doch dieses Mal haben wir Glück.
Das schon etwas in die Jahre gekommene Gebäude schmiegt sich geduckt an einen Hang, doch bei bestem Septemberwetter ist die gesamte Aussenterrasse noch bestuhlt und lädt auch am späten Nachmittag zum Draussensitzen ein. Als wir näherkommen, schaut der Chef kurz zur Tür heraus, registriert unseren Besuch und verschwindet dann schnell wieder im Dunklen des Innenbereichs. Neben einem weiteren Paar sind wir derzeit die einzigen Gäste. Da erst mal kein Service erscheint und auch keine Karten ausliegen, entere ich mutig das Gebäude. Etwas düster ist es dort, doch ich bahne mir zielsicher den Weg zur Toilette und frage den sich hinter die Theke zurückziehenden Chef, ob hier Selbstbedienung angesagt sei.
Aber nein, bald darauf erscheint ein freundliches, aufgewecktes, zugewandtes Servicemädel mit der Speisekarte und nimmt die Bestellung auf. Angesichts der Karte kann man nur frohlocken: neben einer grossen Auswahl an Weinspezialitäten (zu erwarten) und Bierspezialitäten (Überraschung!) bietet die hiesige Küche alles, was man sich unter einem gediegenen schwäbischen Vesper vorstellen mag: einen halben Ring Schwarzwurst mit Gewürkgürkchen, Landjäger, Schmalzbrot, Schinkenbrot, Saitenwurst. Aber auch deftigen Hauptspeisen wie Linsen mit Spätzle, Schweinebäckchen in Trollingersauce oder Rinderbraten mit Spätzle. Dass zu manchen Speisen Butterbirnen gereicht werden, überrascht mich etwas – aber die Bäume hingen hier ja voll davon. Und nun kommt der internationale Teil, den wir hier niemals erwartet hätten. Zum Vesper gäbe es auch französische Jahrgangssardinen oder einen Comté aus dem Jura. Und neben Weinen der Region sind auch belgische, italienische oder Luxemburger Biere im Angebot. Bei der Bestellung belassen wir es aber erst mal bei einem alkoholfreien Hefe Weissen der geschätzten Wurmlinger Brauerei Hirsch (0,5 Liter für 5 Euro), einem Weissweinschorle von einem sehr trockenen hiesigen Riesling (ein echtes Viertele, zudem grosszügig eingegossen, für 4 Euro) und einem Schmalzbrot (6 Euro). Letzteres sollte laut Karte mit weissem Rettich gereicht werden und den stellen wir uns bereits ziehharmonikaartig gedrechselt auf unserem Teller vor. Gross ist die Enttäuschung, als stattdessen nur zwei schnöde Tomatenachtel als Deko erscheinen. Dafür sind die Getränke herrlich gekühlt und werden sehr rasch serviert.
Bequem sitzen wir an einem Tisch nahe der Hauswand, zufällig direkt unter dem offenen Küchenfenster. Und werden so unfreiwillig (und eher peinlich berührt) Zeuge der nicht gerade sehr unterhaltsamen Diskussionen in der Küche. Darauf möchte man lieber verzichten. Doch wir sind begeistert von diesem ansonsten ruhigen Ort, der sehr netten, kundenorientierten Bedienung und den vielen kostenlosen Parkplätzen in der Nähe. Fazit: diese Weinstube zählt noch zu den verwunschenen, verborgenen Orten in einem Dornröschenschlaf, die es neu zu entdecken gilt. Inzwischen scheint das Lokal auch von Mittwoch bis Sonntag schon mittags ab 12 geöffnet zu haben. Auch für Gruppen, Freundes- und Familienkreise ist hier mehr als genügend Platz.