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Die Gans erwacht´ im fremden Forst; sie lag in einem Adlerhorst. Sie sah sich um und sprach betroffen: "Mein lieber Schwan, war ich besoffen!"
Meine liebe Frau hatte schon vorab für den 25.12. in diesem Landgasthaus einen größeren Tisch reserviert; wir werden dann dort en famille speisen. Mir ist dieser Betrieb bisherr völlig unbekannt gewesen, Mme.Simba war vor zig Jahren zuletzt dort und so bot sich für uns an, vorab ein Probeessen abzuhalten. Dieses fand am Mittag des 1.Novembers sprich zu Allerheiligen statt. Der Hof hat jeden Monat auf seiner Speisekarte ein anderes Motto; der November ist der Gans gewidmet und der Dezember läuft unter dem Motto "Wild und Weihnachten" . Vorbestellung in Sachen Gans war gewünscht und deshalb orderte mein Schatz bei ihrem Reservierungstelefonat für sich die Gänsekeule und für mich die Gänsebrust.
Der "Erbeldinger Landgasthof" liegt im Naherholungsgebiet Saarbrücker Almet direkt vor den Toren der Stadt. Man startet in Richtung Klinikum Saarbrücken, nimmt dann aber am Kreisverkehr Tabaksweiher nicht die Ausfahrt hinauf zum Winterberg, sondern die nächste und dann geht es etliche Kilometer auf einer wenig gepflegten Strasse mit maximal 20 km/h vorbei an Pferdekoppeln, einer Zucht von Deutschen Angus / Aberdeen Angus-Rindern und einer Alpakafarm, die Erlebniswanderungen mit den Alpakas und im zugehörigen Hofladen unter anderem Alpakawolle zum Kauf anbietet. Wenn man glaubt, die Strasse ginge völlig in die Ödnis und Pampa, ist man irgendwann auch am "Erbeldinger Landgasthof" mit Blick auf die nicht weit entfernte Stadtautobahn angelangt. Gegen 13 Uhr kamen wir dort an und zu unserem Erstaunen sassen trotz der herrschenden niedrigen Temperatur von knapp 12°C an etlichen Tischen im Biergarten Wanderer bzw. Radfahrer und liessen es sich schmecken. Für uns war das nichts und wir strebten so schnell es eben ging ins Lokalinnere. Dort wurden wir sehr freundlich begüsst und es wurde uns ein freier Tisch zugewiesen. So weit wir es überblicken konnten wurde an den bereits besetzten Tischen überall fleißig Gans gespachtelt.
Gans gab es in meinem Elternhaus am ersten Weihnachtsfeiertag immer im Wechsel mit Karpfen und das letzte Gänseessen dort ist mir, obwohl es doch sehr lange zurückliegt, noch in lebhafter Erinnerung. Die damalige Gans war dermassen zäh gewesen, dass meine Mutter sich irgendwann nicht mehr anders zu helfen wusste, als das Tier von seinen Knochen zu befreien und es durch den Fleischwolf zu drehen; als Gansfrikadellen war es wenigstens einigermassen geniessbar. Und zuletzt ass ich Gans vor etlichen Jahren im Saarbrücker Restaurant "Zur wilden Ente" (dort gibt es in der Vorweihnachtszeit auch Gans) anlässlich eines Weihnachtsessens vom "Weissen Ring". Vor allem die Gänsesuppe mit Gänsehals und Gänseinnereien ist mir noch in allerbester Erinnerung; eine bessere ass ich nie und es ist nicht zu erwarten, dass ich eine solche noch einmal vorgesetzt bekomme. Aber schön wäre es schon, und die heutige lag immerhin nicht viel dahinter !
Dass in einem Lokal wie diesem Landgasthof als Hintergrundmusik Barjazz vom Band bzw. von der CD läuft hat mich schon ein wenig verblüfft; hier hätte ich viel eher Heino, die Herzbuben, den Wendler oder die Tiroler Schlüpferstürmer erwartet. Mir hats gefallen.Die für unseren Tisch zuständige Bedienung mit russischem oder ukrainischem Zungenschlag war freundlich und kompetent; kaum sassen wir, da war sie auch schon flinkfüßig mit den Speisekarten da und erfragte unsere Getränkewünsche. Meine liebe Frau bestellte eine Rhabarbersaftschorle (0,4l EUR 3,90) und ich ein helles Benediktiner-Weizen vom Fass (0,5l EUR 4,20); nach Wein war es mir diesmal nicht. Wir erklärten der Service-Maid, dass wir einmal Gänsekeule und einmal Gänsebrust vorbestellt hätten. Ich bestellte für mich zusätzlich als Vorspeise die "Essenz von der Gans mit Gänseklein" für EUR 6,20; Mme.Simba wollte keine Vorspeise, hätte aber ganz gerne zu dem per Körbchen angereichten Brot, einer Art von "Spar-Küchengruß", etwas Gänseschmalz gehabt. Mit diesem Wunsch wäre sie allerdings im kostenpflichtigen Bereich, nämlich bei der Vorspeise Brot mit Gänseschmalz (der Preis ist mir nicht mehr genau in Erinnerung, lag aber irgendwo zwischen vier und fünf Euro) gelandet. Sie verzichtete.
Meine Gänseessenz war makellos, gut gewürzt mit ein bisschen sehr dünn gestiftetem Suppengrün; die Gänseklein-Einlage bestand aus einem Stück Gänsehals, Gänsefleisch und Innereien. Eine ganz vortreffliche Wahl. Auch unsere Hauptgerichte ("Gebratene Gänsebrust mit Rotkraut, Gänsejus und wahlweise Servietten oderr Kartoffelknödeln" bzw. "Geschmorte Gänsekeule" mit den gleichen Beilagen und zum Preis von jeweils EUR 29,90) konnten glänzen. Eine winzige Kritik kam von meiner besseren Hälfte: ihre geschmorte Gänsekeule sei ein wenig trocken gewesen. Dafür lobte sie die Kartoffelklöße und das Rotkraut umso mehr. Meine formidable dicke Gänsebrust war saftig und zart, hätte sich allerdings mit einem Steakmesser besser schneiden lassen als mit dem stumpfen Teil, das ich zur Verfügung hatte. Na ja.
Fazit: Insgesamt waren wir sehr zufrieden; das Weihnachtsessen im "Erbeldinger Landgasthof" kann kommen. Gottseidank gibt es kein Weihnachts-Pflichmenü, sondern wir können à la carte essen, wobei es zumindest für mich auf Wild hinauslaufen wird.
P.S. Ein Satz mit "Gänsefleisch" ? "Gänsefleisch mal ä bissele rücken ?"