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* Nach Fischkonsum und Weihnachtsmarkt-Bummel reicht es dann auch nach gut zwei Stunden. Zwar keine Sehnsucht oder Bedarf nach einem umfangreichen Abendessen, aber so ganz magenfüllend waren die Snacks aus dem Meer nun doch nicht. Insofern bietet sich nun etwas rustikales an, also vielleicht noch ein paar rustikale Snacks. Wir trafen auf das Reissdorf (Kölsche Biermarke) Brauhaus im Hotel Mondial. Ganz nahe an der Domplatte, da wo 24 Stunden am Tag und 365 Tage im Jahr die kölsche Lebensart auf Touristen aus aller Welt trifft. Das Hotel Mondial gab es hier schon immer. Gestalterisch wenig aufregend, aber eben vis a vis vom Dom. Und das bedeutet in Köln enorm viel.
* Wir betraten das Brauhaus. Wer jetzt das typische Brauhaus-Ambiente erwartet, ist tief enttäuscht. Hier handelt es sich quasi um ein Brauhaus 4.0. Sehr zeitgemäßes, stilistisches Bistro-Design. Anhänger der robusten Brauhaus-Atmosphäre wenden sich sicher geschockt ab. Wir fanden es nach einer anfänglichen Eingewöhnungsphase in Ordnung. Der Köbes war schnell zu Stelle, brachte die Karten und servierte danach leckeres Kölsch. Wer hier die Rustikalität vermisst, findet diese ganz schnell in der Karte. Quallmänner (Pellkartoffeln), rheinischer Sauerbraten ( vom Rind, nicht vom Pferd), gebratene Blutwurst (nichts für mich), Reibekuchen mit und ohne Lachs, ein paar Salate und Frikadellen. Dazu - abseits vom kölschen Brauhaus-Essen - ein Wiener Schnitzel und ein argentinisches Rumpsteak. Wem die kölsche Küche nicht zusagt, findet hier wenig passendes. Wir konnten damit gut leben, vor allem weil wir ja bereits vorher etwas kulinarisches sehr gutes verzehrt hatten. Unsere drei Damen taten sich etwas schwer, das richtige zu finden. Macht nichts dachten die drei Herren. Solange die Damen noch suchen, brachte der Köbes frisches Kölsch.
* Endlich hatten die Damen sich entschieden. Hasimausi beschränkte sich auf einen Salat mit Gambas (schon wieder Gambas) für knappe 15,- Euro, während ich die Reibekuchen mit Lachs (12,50 Euro) vorzog. Die beiden anderen Herren am Tisch wählten das Wiener (Kalb) Schnitzel (18,50 Euro) und den Sauerbraten (ebenso 18,50 Euro). Die beiden Damen auch Salate, aber mit Ziegenkäse bzw. einer Brust vom Gockel. Am Tisch wurde nochmals das Essen vom Freiluft-Meeresbuffet diskutiert, fast ein einstimmiger Lobgesang. - Das Reissdorf Brauhaus war zu 75% gefüllt, der Kölsch-Nachschub funktionierte reibungslos. Wir fühlten uns wohl.
* Zeitgleich wurden alle sechs bestellten Gerichte serviert. Meine mir angeborene und sehr ausgeprägte Neugier erfasste schnell die sechs servierten Teller, alles machte optisch einen guten Eindruck. Aber nicht nur die Optik stimmte. Bei meinen Reibekuchen dominierte der Kartoffelgeschmack, nicht fettig, nicht ölig und vor allem frisch. Dazu wirklich überzeugender Räucherlachs und Schwarzbrot. Anstatt des Meerrettich hätte ich mir zwar lieber eine Senf-Dillsauce gewünscht, aber so stand es nun mal auf der Karte. Das ich nicht bei der Bestellung nach einer Alternative zum Meerrettich gefragt habe - selber Schuld. Hasimausi blickt überrascht auf meinen Teller und bemerkte: "Du und Meerrettich ? Isst Du doch bestimmt nicht". Es gibt im Leben manchmal Kommentare, die man einfach nicht braucht. Hätte ich meine Dame jetzt fragen sollen:"Du und Gambas ? Hast Du doch erst vor einer Stunde gegessen." - Nein, ich stellte die Frage nicht. Es ist Weihnachtszeit, Fest der Liebe. Jetzt am Tisch nicht provozieren. Stattdessen erkundigte ich mich nach dem Essen. Die Gambas waren wohl okay (aber ohne Jubelschrei) und der Salat "soweit ganz lecker", so der O-Ton meiner Dame. Unsere Freunde schienen insgesamt zufrieden gewesen zu sein. Hier hatte niemand Geschmacksexplosionen erwartet. Es wurde handwerklich gut gekocht. Die Produkte machten einen frischen Eindruck. Kein Grund zur Kritik !
* Der Service arbeitet weiter kaum spürbar, immer zu Stelle wenn es notwendig war. Dessert ? Die Damen entschieden sich für eine Apfeltarte. Die Speisekarte versprach, "frisch aus dem Ofen". Die Herren gelüstete es nicht nach Produkten "frisch aus dem Ofen", sondern nach "Köbes-Kräuterbitter", der sich mit 32% im alkoholischen Rahmen hielt. Da der Hausarzt gerne auf die gesundheitsförderliche Wirkung von Kräutern hinweißt, unterwarfen wir uns der Heilbehandlung. Der Köbes sprach den Damen dazu noch die Empfehlung aus, doch mal den milden (15%) "Nubbel-Kirschlikör" zu probieren. Nun die Damen gaben der Empfehlung nach. Die inzwischen servierte Apfeltarte wurde hoch gelobt. Ob allerdings die dazu servierte Vanillesauce sich gut mit dem Kirschlikör verträgt - ich weiß es nicht. Ich will es auch nicht wissen. Allerdings klagte keine der Damen über Beschwerden. Liegt vielleicht daran, dass man mit zunehmenden Alter widerstandsfähiger wird. Man spricht dann bestimmt von der so genannten Kirsch-Likör-Resistenz.
Fazit: Vor dem Besuch im Reissdorf-Brauhaus lecker bei Dirk Sicks schnabuliert. Im Brauhaus bürgerlich gut gegessen. Dafür 4 Sterne (ob kölsch: Stääne). Dazu einen fast schon perfekten Service, wie man in in solchen gastronomischen Häusern nicht immer antrifft. Dafür überzeugte 4,5 Sterne. Beim Ambiente gingen unsere Meinungen weit auseinander. Von "schickes Bistro" bis hin zu "nicht passend für ein Brauhaus" war das Meinungsspectrum sehr breit gefächert. Insofern schwer zu bewerten. Mit 3,5 Sternen ein Kompromiss. Da das Essen insgesamt überzeugte und der Service sehr aufmerksam um den Gast bemüht war, bleibt schlussendlich doch ein Gesamteindruck von 4 Sternen.
"Wenn am Himmel die Stääne danze, un der Dom sing Jlocke spillt" (Song von den Kölner Klüngelkoepp)
www.kluengelkoepp.de