Wir verwenden Cookies
Wenn Sie unsere Webseiten besuchen, kann Ihre Systemsoftware Informationen in Form von Cookies oder anderen Technologien von uns und unseren Partnern abrufen oder speichern, um z.B. die gewünschte Funktion der Website zu gewährleisten.
Mit der von Susanne Meyer seit mittlerweile 25 Jahren betriebenen Hofschänke in der ca. 1100 Einwohner zählenden, primär von der Landwirtschaft geprägten Ortsgemeinde Winden, würden wir uns auf sicherem Karnivoren-Terrain bewegen, so jedenfalls die eindeutige Absicht des gastronomisch versierten Clubmitglieds, der seine drei übrigen „Fleischfellas“ mit gutbürgerlicher Hausmanns- und Regionalkost erfreuen wollte.
Auf der Fahrt nach Winden wurden Erinnerungen an die Zeit im Nachbardorf Steinweiler wach, wo ich immerhin 13 Jahre meines Lebens verbrachte. An der Hofschänke angekommen, stand uns die Vorfreude über das zu erwartende Rumpsteakvergnügen bereits ins Gesicht geschrieben.
Denn der als kleines Gartenlokal Ende der 90er Jahre eröffnete und danach sukzessiv erweiterte Gasthof ist genau für diese Art der Rindverkostung seit Jahren bekannt. Nicht nur in der Südpfalz, sondern – dem regen Durchgangsverkehr in Richtung Pfälzerwald sei „Dank“ – auch sicherlich auf der badischen Rheinseite, wie man an den Kennzeichen der an der Hauptstraße parkenden Pkws ablesen kann.
Der Genusskollege, der uns dorthin chauffierte, hatte sich auch um das Reservieren eines Vierertisches gekümmert, der sich im hinteren Teil des ehemals landwirtschaftlich genutzten Anwesens befand. Die kühle Witterung Ende April ließ ein Abendessen unter freiem Himmel leider noch nicht zu. Schade, denn der mediterrane Innenhof ist in den wärmeren Monaten ein Freisitz par excellence.
Aber auch in der aufwendig umgestalteten, ehemaligen Scheune saß es sich sehr kommod.
In der ehemaligen Scheune ging es ganz gemütlich zu
Umgeben von knorrigen Fachwerkbalken, die noch immer tragende Funktion hatten, wertigem Bistromobiliar und einem dunklen Fliesenboden saßen wir in dem seit 2008 fertig gestellten Schlemmerschuppen, den die von der hohen Decke baumelnden, zylinderförmigen Pendelleuchten zwar sehr behaglich, aber auch nicht allzu hell ausleuchteten.
Zeitgemäßes Weinstubenambiente
Da mussten wir uns später beim Fotografieren der Speisen etwas einfallen lassen.
Auf den sehr bequemen Polstersesseln saß es sich ganz ausgezeichnet.
Modern aber dennoch behaglich
Der Gastraum füllte sich so allmählich und wir orderten die ersten Durstlöscher. Die Flasche Mineralwasser der Marke „Bellaris Classic“ belief sich auf 5,20 Euro, eine große Bitter Lemon Schorle (0,5 Liter) schlug dagegen mit 5,50 Euro zu Buche. Für das gut gekühlte Bellheimer Lord-Pils aus der 0,33l-Flasche wurden 3,80 Euro verlangt. Der halbe Liter Hefeweizen aus der gleichen Brauerei war mit 4,20 Euro ebenfalls noch erträglich bepreist.
Später gönnte ich mir zu meinem Rumpsteak ein Achtel von der „Mensch-Meyer-Cuvée“ vom Weingut Marius Meyer aus Rhodt, das mit 4,20 Euro auf der Rechnung stand. Nun, das Viertel wäre nur unwesentlich teurer gewesen, aber selbst schuld, wer in einer ausgewiesenen Schoppenregion wie der Pfalz auf homöopathische Mengen zurückgreift.
Die Spargelzeit hatte bereits ein paar Wochen zuvor die ersten Spitzen aus dem mit Folie bedeckten Boden getrieben und das beliebte Gemüse von der Stange stand in den gängigen Varianten auf der saisonal gefärbten Empfehlungskarte. Da ließen sich doch glatt drei Leute am Tisch auf ein Spargelcrèmesüppchen (5,20 Euro) vorweg ein. Beim Hauptgang regierte dann – wie erwartet – „König Rumpsteak“.
Nur in Bezug auf Gargrad und Garnitur unterschieden sich die Meinungen am Tisch. Unser Präsident, mittlerweile ein Anhänger der reinen Rinderlehre, wollte es so nackt wie am FRK-Strand, während der Mann aus Böbingen, der gerne für Drachen und Einhörner Futter sucht, die Whisky-Saucen-Keule schwang. Mich gelüstete es dagegen ganz konventionell nach einem 300 Gramm schweren, mit pikanter Pfefferrahmsauce veredelten Stück aus dem argentinischen Rinderrücken.
In dem Preis von 27,90 Euro, die pro Steak abgerufen wurden, war außerdem eine Beilage nach Wahl (Pommes, Bratkartoffeln, Spätzle oder Kroketten) sowie ein Salatteller enthalten. Ich k(r)okettierte – wie so oft – mit den frittierten Rollen aus industriell gefertigter Kartoffelmasse.
Während die Kollegen ihr Fleisch medium gebraten vorgesetzt bekommen wollten, entglitt mir ein schneidiges „medium-rare“ bei der Garstufenabfrage durch die junge Servicedame, die da bereits einen leicht überforderten Eindruck auf uns machte. Dieser sollte sich im Laufe des Abends noch verfestigen. Unter einem präsenten, die Gäste umsorgenden Service stelle ich mir jedenfalls etwas anderes vor. Auch wenn die Mitarbeiterin (oder Aushilfe?) aus Susanne Meyers Team keineswegs unfreundlich agierte, häuften sich doch die kleinen Fehler, die ein paar ungewohnte Schwächen beim Essen nach sich zogen.
Einer am Tisch sprengte allerdings den einvernehmlichen Rumpsteak-Rahmen und orderte ganz verwegen den Saumagen-Burger (13,50 Euro) mit Pommesbeilage. Dem ebenfalls auf diesem Portal angemeldeten Freund etwas gewollt wirkender kulinarischer Kombinationen waren wohl die „Pälzer Flääschknepp“ mit Meerrettichsoße und der aus Leberknödel, Saumagen und Bratwurst bestehende „Winzerschmaus“ schlichtweg zu ordinär.
Nach angenehmer Wartezeit, die wir mit der Auslosung verschiedener „Gaumen-Mottos“ für zukünftige Clubtreffen nutzten, kamen unsere drei Spargelsuppen, bei denen weder an leicht bissfester Einlage, noch am Sahneanteil gespart wurde.
Die Einlage stimmte...
Mit ein wenig Schnittlauch garniert, war das ein absolut schmackiger Auftakt, den wir ruckzuck aus den Tiefen unserer Terrinen löffelten.
Das erste Spargelsüppchen des Jahres
Da konnte ja dann nicht mehr viel schiefgehen, so mein Gedanke nach dem sämigen Wonnesüppchen vom Königsgemüse.
Doch ich sollte bald eines Besseren belehrt werden. Die Rumpsteaks sahen wie immer klasse aus. Whisky- und Pfefferrahmsauce bedeckten die stattlichen Fleischquader ihrer Verzehraspiranten.
Rumpsteak "Bourbon Style"
Mein Rumpsteak mit Pfefferrahmsauce
Der Purist erfreute sich hingegen an seinem lediglich mit etwas Pfeffer und Salz gewürzten Stück aus dem Roastbeef.
Das Puristen-Steak
Die annoncierten Beilagensalate hatte die Servicedame anscheinend vergessen. Aber egal, die würden wahrscheinlich nachgeliefert werden.
Wurden sie auch. Aber leider mit derartiger Zeitverzögerung, dass unsere Fleischgerichte zu diesem späten Zeitpunkt bereits nahezu verputzt waren. Wahrscheinlich wurden sie fertig am Pass stehend vergessen. Die matschige Konsistenz der eigentlich hier immer sehr frischen Salatblätter ließ darauf schließen.
Matschsalat
Natürlich hätten wir diese zurückgehen lassen müssen, aber unser Mahl war schon derart fortgeschritten, dass wir uns gegen drei frisch angemachte Salatteller zum Nachtisch entschieden.
Der nächste Fauxpas passierte dann ausgerechnet bei meinem Rumpsteak. Da hatte die Küche wohl etwas falsch verstanden und mir mein Fleisch in äußerst blutigem Zustand – also „rare“ – auf den Teller gelegt. Da unsere Bedienung nach dem Servieren der Hauptgerichte länger nicht mehr im Gastraum gesichtet wurde, sparte ich mir die Beanstandung – wer läuft schon gern mit seinem Hauptgang direkt in die Küche? – und begnügte mich mit der noch langsam nachziehenden „Fast-Rohware“.
Ich kostete von der intensiv nach Whisky schmeckenden Sauce meines Gegenübers,
Rumpsteak für Whisky-Freunde
der mit seiner Wahl sehr zufrieden schien und spülte die Enttäuschung mit der erwähnten Rotwein-Cuvée hinunter. „Mensch Meyer!“ nannte sich der Tropfen und war im Hinblick auf die gleichnamige Chefin der Hofschänke in diesem Moment tatsächlich Programm. Die wie immer sehr gut abgeschmeckte Pfefferrahmsauce half mir letztlich über diese etwas zu „blaue“ Steakerfahrung hinweg.
Unser Clubpräsident lobte unterdessen sein perfekt medium gebratenes Rumpsteak südamerikanischer Provenienz. Und auch der Kollege mit dem in eine frisch frittierte Pommes-Landschaft integrierten, mehrlagigen „McSaumagen“ wirkte gut versorgt.
McSaumagen mit Gefolge
Warum in seinem Burger ein Frankreichfähnchen steckte, lässt mich allerdings bis heute rätseln.
Trotz der kleinen Schwächen war es in der Summe ein gelungener Gaumenvierer bei deftiger Fleischküche und sehr guter Gesellschaft. Dass unsere Bedienung das Rumpsteak mit Whisky-Sauce vergessen hatte zu bongen, passte irgendwie ins schwache Bild, das der Service an diesem Abend abgab. Selbstverständlich merkten wir dies noch vor dem Bezahlen und wiesen darauf hin, so dass am Ende wenigstens die Abrechnung stimmte.
Beim nächsten Besuch in der Hofschänke probiere ich dann entweder den Lendenspieß oder den Jägertoast und erspare mir damit jegliches Garstufendilemma. Apropos ersparen: die üppigen Fleischportionen ließen uns dankend auf ein Dessert verzichten. Ein Schnäpschen aufs Haus hätten wir indes als kleine „Wiedergutmachung“ für die drei Matschsalate wohl kaum abgelehnt…