Wir verwenden Cookies
Wenn Sie unsere Webseiten besuchen, kann Ihre Systemsoftware Informationen in Form von Cookies oder anderen Technologien von uns und unseren Partnern abrufen oder speichern, um z.B. die gewünschte Funktion der Website zu gewährleisten.
Den Wagen hatten wir in Diersburg abgestellt und waren mit öffentlichen Verkehrsmitteln nach Freiburg gefahren. Dort ging es am nächsten Morgen in die erste Etappe ins Glottertal. Etappe Nummer 2 führte uns nach Mundingen bei Emmendingen. Etappe 3 führte uns von Mundingen dann nach Nordweil, und weil es in dem kleinen Dorf keine Unterkunft gab für uns, bogen wir westwärts vom ab und packten noch 4,5 Kilometer drauf für den (Um)weg nach Kenzingen.
In Kenzingen war mir ein vom Guide Michelin empfohlener Gasthof aufgefallen. Scheidels Restaurant im Gasthaus zum Kranz, dass sich mit einem Bib Gourmant schmücken darf. Dafür wandert man ja gerne ein paar Meter extra. Auch bei slow food engagiert man sich. Zumindest in Sachen Abendessen versprach ich mir einen schönen Abend, als wir dann eintrafen.
Frau Scheidel nahm uns in Empfang und wir hatten die freie Zimmerwahl am 2. Oktober 2024. Die Gäste übernachten in liebevoll modernisierten Zimmern, die mit Bedacht versuchen, den Charme des 250 Jahre alten Gasthauses zu erhalten. Viel Platz hatten sie auch, und so war schon mal sicher gestellt, dass wir eine erholsame Nacht haben würden. Für den Abend hatten wir einen Tisch zu viert reserviert, denn der Bruder meiner Frau war mit seiner Gattin unser abendlicher Tischgenosse, er lebt nicht weit entfernt von Kenzingen.
Um 19 Uhr ging es runter in den zweigeteilten Gastraum, der sich über den Abend fast vollständig füllen würde. Die erste Gaststube mit der Theke liegt direkt am Zugang in der Toreinfahrt des Gasthauses.
Nach hinten raus hinter einer Durchgangstür lag ein weiterer, etwas schickerer Raum, in dem wir an unseren Tisch geführt wurden. Frau Scheidel hatte an unserem Besuchsabend Unterstützung durch ein paar junge Damen, die sich mit ihr um den Service kümmerten.
Die Speisekarte lässt sich auf der Homepage einsehen. Eine wohlsortierte Weinkarte wird auch auf den Tisch gelegt. Frau und Herr Scheidel haben sich auf ihren Wanderjahren durch die gehobene Gastronomie kennen und lieben gelernt und führen das Gasthaus zum Kreuz als Landgasthof mit gehobenem Anspruch. Die Karte ist wohltuend reduziert im Umfang und verspricht Handwerksküche. Es dauerte ein wenig, bis eine der jungen Damen die Speisenwüsche an unserem Tisch aufnehmen konnte. Ich stelle hier die Speisen meiner Wahl vor. Mea culpa, weil es ein Familienabend war, bin ich meinen Rezensenten-Pflichten nur unvollständig nachgekommen, und es gibt nicht zu allen Speisen ein Foto. Letztendlich entschied ich mich für das 4 Gang Haus (Maison) Menü zu 69 EUR.
Buntes Salatvergnügen mit gebratener Geflügelleber war in diesem Menü Gang Nummer eins. Innereien mag ich sehr, aber ich bin sehr vorsichtig beim Verzehr außerhalb meiner eigenen Küche, weil man sich dann vollständig auf den hoffentlich vorhandenen Anspruch an die Qualität der Zutaten beim Koch verlassen muss. Aber wir hatten Familie Scheidel ja schon im Vorfeld beim einchecken und einem Kaffee dazu ein bisschen kennengelernt und hier war genug vertrauen für diese Order. Tadellos frischer Salat begleitete die Geflügelleber. Die war genau auf den Punkt gegart, ein schlichter, aber guter Auftakt. Weiter ging es ganz klassisch mit einer Suppe.
Rinderkraftbrühe mit Kräuterflädle hatte die Küche als Gang zwei auserkoren. Diese Suppe wurde auch von den drei Schwaben am Tisch als Bestandteil ihres Abendessens bestellt und über alle Maßen gelobt. Wer bin ich als Münsterländer, dass ich da was anderes als ein ebenso gutes Urteil fälle. Auch der zweite Gang auf hohem Niveau. Es folgte der Hauptgang.
Lammfilets provençale, Gratin dauphinois (leider ohne Foto) und grünen Bohnen hatte Herr Scheidel als Hauptgang auserkoren. Dieser Gang war dann ein Beweis seiner guten Ausbildung und seines hohen Anspruchs. Allergrößte Freude bereitete die Sauce im Verbund mit den Gratin. Das Gratin alleine war schon sehr gut, aber mit der Jus war das ein Genuss. Perfekt auf den Punkt medium die zarten Filets und das Gemüse. Ein ebenso schlichter, wie genussvoller Höhepunkt des Menüs.
Schokoladentrüffeltarte mit Himbeersorbet war ein angemessener Abschluss dieser 4 Gänge auf hohem Niveau. Keine Küche mit Chichi oder Sterneanspruch, aber eine Küche mit hohem Anspruch an Handwerk und Zutaten. So wie man es sich wünscht in einem Familiengeführten Landgasthof.
Verlockend die wohlsortierte Weinkarte mit Schwerpunkt auf Breisgauer, Ortenauer und Markgräfler Erzeugern, sowie einigen bekannten Namen vom Kaiserstuhl und aus dem Elsass. Aber klar war, am Mittag unseres Abends im Kreuz hatten wir über die Weinberge in Malterdingen auf das Weingut Bernhard Huber geschaut und beschlossen, wenn nicht hier, wo dann seine Weine zu verkosten? Spontanen Besuch im Weingut wehrt Familie Huber leider Konsequent ab, siehe deren HP. Irgendwo wurde in GG Kreisen dieser Chardonnay schon mal über alle Maßen gelobt, aber auch der nicht fotografierte 2013 Malterdinger Spätburgunder von Huber war ein wahrer und auch noch sehr fair bepreister Genuss.
Tja, komm ich mal zum Fazit. Sollte ich jemals in der Gegend nördlich von Freiburg noch mal übernachten müssen, dann wird das sehr sicher in Kenzingen bei Familie Scheidel sein! Mehr Empfehlung geht dann nicht bei mir! Schickes Gasthaus, tolle Küche und sehr sympathische Betreiber.