"Vier Höhen, eine Tiefe, aber insgesamt keine Werbung für das Gourmet-Restaurant"
Geschrieben am 28.09.2023 2023-09-28 | Aktualisiert am 29.09.2023
"Fantasievoll, technisch perfekt, voller Überraschungen, und mehr Gänge als Finger an zwei Händen"
Geschrieben am 09.09.2020 2020-09-09
"Ein Fest, gefeiert wie gefallen"
Geschrieben am 01.12.2019 2019-12-01 | Aktualisiert am 01.12.2019
"Sehr zu empfehlen"
Geschrieben am 23.08.2016 2016-08-23
Montag: | Ruhetag |
Dienstag: | Ruhetag |
Mittwoch: | 11:30 - 22:00 Uhr |
Donnerstag: | 11:30 - 22:00 Uhr |
Freitag: | 11:30 - 22:00 Uhr |
Samstag: | 11:30 - 22:00 Uhr |
Sonntag: | 11:30 - 22:00 Uhr |
Warme Küche durchgehend bis 21:30, sonn- und feiertags bis 20:30 Uhr
"zentral gelegen"
Geschrieben am 31.01.2016 2016-01-31
Im weiträumigen Bereich des ehemaligen Gourmet-Restaurants befindet sich jetzt das Pur, das sich der mediterranen Küche verschrieben hat. Dort waren wir (noch) nicht, ebenso wenig wie in Schwitzer’s Bistro & Beach in der Albtherme, ungefähr einen Kilometer entfernt vom Hotel gelegen. Zur Zeit ist der Weg wegen einer einjährigen Straßengroßbaustelle um ein mehrfaches länger, wie wir jetzt feststellen mussten.
Unser Navi hatte uns etwa 4 Kilometer durch die Eingeweide der Stadt geschleust, als wir von einem Termin in der Nähe der Albtherme in Richtung Hotel fuhren. Dort nebenan liegt nämlich das Kurhaus, in welchem man Schwitzer’s Brasserie & Lounge findet, die wir auch noch nicht kannten. Das galt es jetzt mal zu ändern, und damit bin ich auch beim Thema.
Von der Straße aus geht es eine breite Treppe herunter, man erreicht die Brasserie aber auch ebenerdig (siehe ganz unten). Eine junge Dame, die, wie wir später erfuhren, noch relativ neu war, empfing uns am Eingang zum Gastraum. Wir hatten nicht reserviert, Platz nach Wahl war trotzdem, auch für Calvin. Wir suchten nicht lange rum und setzten uns an einen Zweiertisch am Fenster, gleich hinter dem Eingang.
Versuch's mal mit Gemütlichkeit!
Drinnen dominiert massiv aussehendes Holz. Wer will, kann auch auf ähnlich gebauten Bänken sitzen, muss dann allerdings auf eine Lehne verzichten. Das geht schon in Richtung Bierbank, was die Bequemlichkeit angeht, zu einem Essen auf diesem (Preis)niveau passt das nicht. Zum Glück gibt es aber vor allem an den Zweiertischen ausgesprochen bequeme Sessel, von denen man ungern wieder aufsteht.
Die Decke ist relativ niedrig mit Glas abgehängt, das erhöht den Lärmpegel beträchtlich, vor allem wenn, wie bei unserem Besuch, eine gut gelaunte Gruppe zugegen ist.
Auf der Terrasse sitzt man ausschließlich auf Holzbänken.
Die internationale Karte hat mediterrane und asiatische Schwerpunkte, von Bistroküche bis relatively fine dining ist alles vertreten. (Preislich kann man das „relatively“ dann streichen.)
Wir entschieden uns gegen das wöchentlich wechselnde, dreigängige „Azubi-Menü“ für 39 Euro und stellten uns selbst was zusammen. Meine Liebste blieb beim Fisch: Zur Vorspeise Drei im Panko-Tempura gebackene Riesengarnelen mit Safranmayonnaise, Paprika-Tomaten-Salsa und Salzzitrone (16,90 €), danach Gegrilltes Thunfischsteak „bleu“ mit asiatischem Gemüse, Wasabi, Ingwer & Soja (29,90 €). Über das Für und Wider eines Desserts wollten wir später nachdenken.
So konsistent sollte es bei mir nicht zugehen: Mich reizte Cédric Schwitzer’s Bouillabaisse mit Safran und gebratenen Edelfischen (15,90 €), gefolgt vom „Kulinariker“ Burger vom Nordschwarzwälder Weiderind im Brioche Bun, mit Cheddarkäse, Tomaten, Bacon, roten Schmorzwiebeln, Trüffelmayonnaise, gebackenem Kartoffelrösti, und jungem Blattspinat, Trüffelöl-Parmesan-Pommes Frites (19,90 € für 160 Pattygramm, 25,90 € für 320). Nackte Gier ließ mich Variante 2 wählen.
Zu trinken gab es eine zitronige Tonic-Essenz mit Chinarinde für meine liebe Frau (5,20 €) und ein großes alkfreies Hoepfner-Weizen für mich (5,50 €). Wasser für Calvin hatten wir dabei; angeboten wurde ihm keines.
Auch wenn wir schon riesigere Riesengarnelen gesehen haben, waren die drei Vertreterchen ihrer Gattung äußerst schmackhaft. Die Pankonade leicht, knusprig und würzig, die Garnelen auf den Punkt gegart und keine Sekunde drüber. Für die Salzzitronen konnte sich meine Frau nicht recht begeistern, für die fruchtig-süße Salsa dafür umso mehr.
Bouilla...was?
Schwitzer’s Bouillabaisse hingegen war, um es vorsichtig auszudrücken, etwas ungewöhnlich. Ich kenne diese Suppe eigentlich als buntes Spektakel, bei der saftige Fischstücke aus einer kräftig safranfarbenen Brühe herausschauen.
Beige is the new orange
Die Brühe war hier ziemlich blass, und den Fisch musste ich unter einer dicken Schaumschicht suchen. Dort fand ich dann Stücke von Seeteufel und Thunfisch sowie eine ganze Riesengarnele, die alle viel zu groß waren, um sie auf einmal in den Mund zu befördern. Wenn das schon so beabsichtigt ist, dann sollten sich die Brocken wenigstens mit dem Löffel zerteilen lassen. Das ging aber nicht, weil Seeteufel und Garnele ziemlich durch und deswegen hart geworden waren, und mit Messer und Gabel in der undurchsichtigen Brühe zu operieren, war keine einfache Aufgabe. Nur der Thunfisch, den man wegen seines Hangs zum Bröseln in einer Bouillabaisse eher selten findet, war so durch, dass er dem Löffel nichts entgegenzusetzen hatte.
Die Brühe schmeckte ok mit einer leichten Tendenz zur Fischigkeit. Das Safranaroma war recht dezent, was angesichts der Farbe nicht überrascht. Die Rouille, die auf eine hauchdünne, getoastete Scheibe deutschen Graubrots gesetzt war, hinterließ aber einen schönen, knofligen Akzent. Trotzdem insgesamt beaucoup de l‘air vers le haut, wie man in Marseille sagt, und Werbung für die Restaurants im Haupthaus macht man hiermit nicht.
Bevor ich’s vergesse, es gab auch Brot dazu, was aber so schmeckte, wie es aussah, und deshalb weitgehend übrigblieb.
Calvin war unterdessen etwas aufmüpfig geworden und interessierte sich sehr für das, was auf dem Tisch so ablief. Auch wenn er sich vergeblich bemühte, beschlich uns doch das Gefühl, dass wir seine Erziehung in der letzten Zeit etwas hatten schleifen lassen.
Dem Thunfisch im Hauptgericht meiner Frau war es bedeutend besser ergangen als dem in der Suppe. Wir finden beide, dass man ihn sowieso am besten roh essen sollte, oder allenfalls, wie hier, als Tataki („bleu“ musste ich – Asche auf mein gräuliches Haupt – erst mal googeln). Ein wahrhaft schönes, großzügiges Stück ruhte auf einem Bett, das auf den ersten Blick nach Ratatouille aussah, sich aber als Paprikagemüse herausstellte, das in Teriyakisauce geschmort war. Stand ja auch sinngemäß so in der Speisekarte.
Als Beigabe die Dreifaltigkeit aus Sojasauce, Ingwer und Wasabi, die der Sashimiliebhaber kennt und schätzt, und die auch hier gut passte, denn wie jeder weiß, ist das Tataki dem Sashimi sein Cousin, und das Wasabi war ein echter Stirnhöhlenputzer.
And now for something completely different. Very different, indeed. Der Burger, eigens kreiert für den Kulinariker, lachte mich von der Speisekarte derart unverschämt an, dass jeglicher Widerstand zwecklos war. Das Arrangement, das mir auf einem Holzbrett kredenzt wurde, hatte es aber auch in sich.
Allem voran natürlich der Hauptdarsteller selbst – sieht der nicht einfach zum Reinbeißen aus? Das versuchte ich allerdings gar nicht erst, sondern griff gleich zu Messer und Gabel. Das ist bei Burgern nie ein einfaches Unterfangen und wurde hier durch die tiefe und, wie ich finde, überflüssige Riffelung des Holzbretts noch erschwert. Doch der Mühe ward Lohn: Allein das grob gewolfte Fleisch von Nordschwarzwälder Weiden, auf Wunsch medium, hob dieses lukullisch belegte Brötchen auf das erhoffte Niveau. Und ein Bett aus Babyspinat statt Eisbergsalat hat auch nicht jeder Burger. Über den Röstitaler kann ich nichts mehr sagen, der fiel irgendwie nicht auf. Umso mehr dafür die Trüffelmayonnaise, die man oben unter dem Deckel hervorlugen sieht.
Die Parmesanpommes waren perfekt, allerdings einzeln nicht leicht zu essen, dank der adhäsiven Kraft des Käses. Und einzeln musste man sie zu fassen kriegen, um sie in die von mir zusätzlich georderte Trüffelmayo (0,90 €) zu stippen. Trüffelölmayo, um genau zu sein, aber alles andere wäre bei dem Preis auch zu viel verlangt gewesen.
Um der Fleischlastigkeit entgegenzuwirken, hatte ich mir noch einen Krautsalat dazugewünscht (erstaunliche 0,70 €), der allerdings so cremig war, dass er den Gesundheitsaspekt beinahe konterkarierte. Aber trotzdem verdammt lecker…
Mittlerweile waren Chinarinden-Tonic und Bier ausgetrunken, aber Durst war noch reichlich vorhanden. Eine große Flasche stillen Teinachers (6,50 €) wurde geordert und alsbald geliefert. Öffnen und Eingießen wurde zu unserem Erstaunen allerdings uns überlassen; vor allem das Öffnen war mit Käsepommesfingern keine leichte Aufgabe, denn der Schraubverschluss saß ganz schön fest. Ich denke, auch in einer Brasserie sollte man das nicht selber müssen. Ansonsten hatte die junge Kellnerin ihren Job aber sehr aufmerksam und schnell gemacht.
Jeder wird verstehen, dass ich nach dieser Gourmandise die Frage nach einem Dessert energisch verneinte.
Meine Frau dagegen, die mit ihrer vergleichsweise leichten Speisefolge noch einen freien Regalplatz in ihrem Kalorienlager hatte, verspürte Lust auf Crêpes apricot mit marinierten Aprikosen und Schwitzer’s Vanilleeis (9,90 €). Bewaffnet mit einem zweiten Löffel eilte ich ihr heroisch zu Hilfe; allein die aromatischen, leicht angedünsteten Aprikosen waren den Einsatz wert.
Das sehr reichlich bemessene Vanilleeis schmeckte ebenfalls hervorragend, allerdings wurde es so kalt serviert, dass man mit dem Löffel erst mal nicht reinkam. Aber wir hatten ja Zeit.
Irgendwann war auch der Nachtisch geschafft und wir verließen die Brasserie in Richtung der talwärts gelegenen Terrasse, um in der heimischen Lounge dieses am Ende ziemlich gewaltige Mittagsmahl mit einer längeren Siesta angemessen ausklingen zu lassen.