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Am Utersumer Strand in den Räumlichkeiten des ehemaligen Strandkiosk, der mehr rustikal als anziehend daherkam, haben die Betreiber Levke und Lars Gaffron ein Kleinod geschaffen, das für Föhr in Lage und Flair wohl seinesgleichen sucht. Die Inneneinrichtung ist wundervoll gelungen, viele maritime Elemente, gepaart mit modernen Leuchtelementen. Viel Licht, viel helles und weiß getöntes Holz und ausreichend Raum. Dazu ein Ausblick, der atemberaubend ist. Der erste Eindruck also klasse, besonders auch, weil wir sehr sehr herzlich vom Barkeeper begrüßt wurden, der sich auch gleich unser annahm und die Reservierung abglich und uns zum Tisch führte. Gut!
Die Karte liest sich etwas unstimmig. Man bleibt teils regional. Teils mediterran fusioniert - das verstehe ich noch, weil es sommerlich daherkommt. Jedoch auch ein paar Ausreißer ins Asiatische, die ich absolut nicht nachvollziehen kann (Rotbarsch mit Glasnudeln und Thai-Kokos-Sud, Chicken-Curry). Aber auf Föhr ist diese Asia-Fusion wohl z.Z. ein Must-have, warum auch immer. Ein Teil der Karte besteht aus hochwertigen Fleisch-Stücken (Bio-Sattelschwein-Kotelett, Herford-Ochse, Salzwiesenlamm-Kotelett, Kalbsfiletscheiben) vom Grill, in Kombination mit Salat und Fritten bzw. selbstgemachten Wedges. Außerdem gibt es Caesar Salad und eine Brotzeit auf der Karte. Und nicht zu vergessen einige pur regionale Gerichte. Insgesamt ist mir das zu wenig klare Linie und zu viel Durcheinander. Aber ich nehme an, das ist der touristischen Lage geschuldet - man will es eben jedem Recht machen.
Die Inhaberin selbst bediente uns und nahm alle Bestellungen auf. 2 x Kalbsfilet gegrillt auf Rucola mit Parmesan im Stile einer Tagliata. Für meinen Vater und mich zum Teilen vorweg ein Vitello Tonnato und die Tomatensuppe mit geräuchertem Inselkäse (endlich was regionales, yes!). Danach für mich Sattelschwein-Kotelett vom Grill mit o.g. Beilagen. Für ihn Zander (leider aus, stattdessen Rotbarsch) mit Kartoffel-Rahmsauerkraut. Dass der Zander aus ist, hätte man ruhig schon bei der Ausgabe der Karten kommunizieren dürfen und nicht erst bei der Bestellung.
Ansonsten gestaltete sich Bestellung und Wartezeit sehr angenehm. Mein Aperitif, "Sehliebe-Prosecco" war erfrischend und schön trocken (Prosecco, Orange-/Zitronenzeste, Angostura-getränkter Würfelzucker). Die Vorspeisen waren insgesamt gut. Die Tomatensuppe fruchtig, mir etwas zu süß, aber gerade in der Kombi mit dem geräucherten Weißkäse lecker (4,5/5) Das Vitello war schön mild (Sauce), das Kalb hätte (wie in der Karte angekündigt) rosafarbener sein können, war leicht trocken, in Kombi mit der Sauce aber ganz lecker (3/5). Der Rotbarsch meines Vaters war sehr überzeugend (4,5/5), mein Kotelett ebenfalls gut, wobei das Bio-Sattelschwein nicht wirklich viel Marmorierung zeigte, lediglich ein dicker Fettrand fiel auf, der aber gut abzutragen war. Hätte etwas saftiger sein können, war aber lecker (3,5/5). Ein Iberico-Kotelett, das ich ein paar Tage später in Wyk aß, gefiel mit besser!
Die Kalbsfiletscheiben (recht dünn und auf dem Grill in der Schichtdicke nicht rosa zu bekommen) waren gut und lecker mariniert, aber nur mittelmäßig zart. 5-6 dünne Scheiben von 20g finde ich bei dem Preis (21,50) noch gerade so in Ordnung (3,5/5) Beim Vitello hatten wir eine ähnliche Menge (wenn auch dünner) auf dem Teller, für die Hälfte des Preises.
Insgesamt war das Essen handwerklich gut (bis auf das was gleich folgt), nicht wirklich ausgefallen (außer des geräucherten Käses in der Tomatensuppe) und für das Gebotene etwas zu teuer.
Ein Hinweis noch: Die Teller für die Grillgerichte sind zu klein. Wenn man zwei Koteletts auf Wedges bettet und der Rest des Tellers total voll ist, kann man das Kotelett nicht mehr schneiden. Aber in die Hand nehmen kann auch nicht die Lösung sein. Vorschlag: Serviert doch bitte den Salat in einer Schüssel separat!
Dann kam das Manko: Die Wedges. Meine waren in Ordnung, gut mariniert, schön süßlich und lecker. Die Schale, die sich meine Mutter und meine Freundin teilten, enthielt 3-4 Wedges, die aus einer nicht richtig gesäuberten Kartoffeln geschnitten waren. Es knirschte, Erde im Mund. Ärgerlich. Noch ärgerlicher aber war die Reaktion der Besitzerin. "Das kann nicht sein.", was sie noch 2 mal wiederholte, um sich dann zu besinnen, dass sie lieber ein paar neue Wedges bringen sollte, anstatt weiter zu diskutieren. Wir waren dem Laden gegenüber absolut positiv und wohlwollend eingestellt - ich sowieso, da ich ihn vorgeschlagen hatte. Aber das war absolut nicht in Ordnung.
Natürlich dauerte es etwas, aber die neuen Wedges waren dann gut. Umso erstaunlicher, dass Frau Gaffron noch einmal an den Tisch kam, um uns zu erklären, ihr Mann (der Küchenchef) und sie hätten nochmal von den Wedges probiert und könnten das keineswegs nachvollziehen (Natürlich nicht, die betroffenen 3-4 Stücke lagen ja auch noch auf unseren Tellern, der Rest und die frischen Wedges waren ja gut - es war wohl nur eine Kartoffel beim putzen durchgerutscht). Lapidar erklärte sie uns, wir hätten wohl das verwendete Meersalz für Erde gehalten (sic!). Ich widersprach, sauer über diesen Quatsch. Es mag sein, dass viele Gäste Rosmarin für Tannennadeln halten, aber das muss man deshalb ja nicht jedem Gast unterstellen. Darf es vielleicht denken..naja. Etwas Erde an den Kartoffeln oder auch am Salat ist ärgerlich, aber für uns kein Weltuntergang. Ein Gast würde sich den Hinweis (der wirklich nur gut gemeint war, damit man das Problem beheben kann!) ja nicht ausdenken. Der Umgang mit Kritik aber war hier (durch die Inhaberin - und das macht es eigentlich noch schlimmer..) katastrophal. Anstatt einer Entschuldigung Lamentieren und hanebüchene Erklärungsversuche. Das geht gar nicht in dieser Preisklasse. Es hört sich vllt. kleinlich an, aber mit diesem Gerede und einer solchen Reaktion hat man alles eingerissen, was vorher positiv aufgefallen war. Ich verstehe es bis heute nicht, habe aber versucht objektiv und fair zu bewerten. Um 2 Punkte Abzug im Service komme ich nicht herum.
Auf ein Dessert und ausuferndes Trinkgeld verzichteten wir und gingen, auf dass die abendliche Nordseebrise den Ärger kühlen mochte. Schade! Es hätte so schön werden können.