""Ich habe hier so viel erlebt" - Pächter im "Landgasthof Johann-Adams-Mühle" geht von Bord ......."
Geschrieben am 06.10.2022 2022-10-06 | Aktualisiert am 06.10.2022
"Ambitionierte, kreative, gehobene, aber nicht abgehobene, mediterrane und französisch inspirierte Gourmet-Küche. 100% Weiterempfehlung"
Geschrieben am 17.09.2015 2015-09-17 | Aktualisiert am 17.09.2015
Er brauchte einen Job und ein Dach über dem Kopf. Und die Johann-Adams-Mühle in Tholey hatte beides zu bieten. Was im ersten Moment nach einer pragmatischen Lösung, einer reinen Vernunftsgeschichte klingt, wurde schnell zu einem Herzensprojekt. Seit mehr als 17 Jahren ist der Mühlen-Landgasthof Günther Haas´ Leben. Mit all den Erinnerungen, die sich in dieser Zeit angesammelt haben, könnte er wohl ganze Bücher füllen. Ein Kapitel würde die Überschrift "Abschied" tragen. Denn zum 16.10. endet das Engagement des Pächters. Mit 69 Jahren sei es an der Zeit, aufzuhören. "Dennoch: Die Entscheidung ist mir nicht leicht gefallen", gesteht er.
Sich besondere Namen für Speisen wie den "scharfen Heinz", einen Chilli-Lyonerring mit Bratkartoffeln, auszudenken hat eine gewisse Tradition in dem Gasthof. "Früher haben wir "Spitzbuben mit Speck-Kräutersoße" angeboten" blickt Haas zurück. Und jeder der Spitzbuben - das sind Kartoffelklöße in länglicher Form - habe einen Namen bekommen. Gerne werden von den Gästen Wildgerichte und Rouladen bestellt. "Für unsere Schweinebäckchen kommen die Leute extra von weit her gefahren", weiß Haas. Wanderer und Radfahrer steuern das Gasthaus sehr gerne an. "Wir haben aber auch sehr viele Stammgäste". Vor allem Frauen. "Auf meine Witfrauen lasse ich nichts kommen", sagt er. Eine, auf die Haas sich immer verlassen konnte, ist Claudia Schorr; sie gehört seit 17 Jahren zum Mühlen-Team und umsorgt die Gäste im Service zusammen mit dem Chef. Jeder Handgriff ist vertraut und sitzt. Und doch spürt Haas, dass er aktuell jeden der letzten Tage in seinem Mühlen-Gasthof bewusster als sonst erlebt. "Ich laufe durch das ganze Haus, schaue mir an, was bleibt und was ich mitnehme". Da stecke ganz viel Wehmut drin.
Bis zum 16.Oktober möchte er noch jeden Tag geniessen und freut sich darauf, mit vielen Stammgästen - einige kommen seit 17 Jahren - plauschen zu können. "Und ich warte auf die Leute mit Gutscheinen", sagt er. Neulich erst löste er einen aus dem Jahre 2005 ein. Was für Haas den wachsenden Abschiedsschmerz etwas lindert, ist die Gewissheit, dass es mit dem Landgasthof weitergeht. Es ist ein Pächter gefunden, der übernimmt. "Und fast alles wird bleiben , wie es ist", sagt Haas und lächelt. Als Gast wird der 69-jährige auf jeden Fall in die Mühle zurückkehren und auch dann, wenn er gebraucht wird. Seiner Nachfolge habe er bereits seine Hilfe angeboten.
(auszugsweise SZ vom 06.10.2022)