"So soll es sein - und es war so!"
Geschrieben am 05.10.2021 2021-10-05 | Aktualisiert am 05.10.2021
"Mittagessen in Odenthal - also der Herzogenhof"
Geschrieben am 27.09.2021 2021-09-27 | Aktualisiert am 27.09.2021
"Ausflugsort und Nostalgie pur"
Geschrieben am 21.09.2021 2021-09-21 | Aktualisiert am 21.09.2021
Eine kleine Familienfeier stand an. Wir lieben den Lunch. Doch die Lokale, die ich ausgesucht bzw. die engere Wahl genommen hatte, öffnen seit einiger Zeit wohl nicht mehr mittags.
Ich habe dann einfach einige Restaurants angerufen und nachgefragt, ob eben eine kleine geschlossene Gesellschaft trotzdem buchbar wäre.
Nur in der Post in Odenthal bekam ich sofort eine positive Rückmeldung: Natürlich sei das möglich.
Es wurde also für uns geöffnet und für elf Erwachsene und drei Kinder der Gastraum hergerichtet.
Sogar das Menü und die Weine konnten wir im Vorfeld besprechen bzw. zusammen zusammenstellen.
Das war Service – es gibt eben noch „Gasthäuser“. Die Sternköche Wilbrand gehen eben auf ihre Gäste ein.
Modern scheint zur Zeit aber eher das Motto „Friss oder stirb!“ zu gelten: Es gibt nur ein Menü und das wird nicht geändert – selbst wenn es ein „Überraschungsmenü“ ist.
Der Koch ist Künstler bzw. Prophet und der Gast Fan bzw. Jünger. Es geht also nach meiner Beobachtung vermehrt um Bewunderung oder eine demütige Haltung, an den Entwicklungen teilhaben zu dürfen, geradezu eine Gnade.
Doch in der Post ist davon nichts zu spüren.
Ambiente
Die Tische waren zu einer Tafel zusammengestellt worden. Die Plätze waren festlich eingedeckt. Für die Kinder gab es zusätzlich „Spielmöglichkeiten“ und Platz zum Bewegen. Eine Schüssel mit frischen Obst stand bereit für sie.
Service
Die beiden Damen, die uns überwiegend versorgten, trugen zur guten Stimmung bei. Sie versorgten besonders alle Anwesenden stets mit Getränken oder erfüllten kleine Wünsche.
Die Gäste waren gespannt auf das Menü. Wir unterhielten uns noch kurz im Stehen und begrüßen uns gegenseitig. Ein Glas Schaumwein bzw. PriSecco für Autofahrer und Kinder leitete die Feier dann ein. Dann fanden alle einen Platz (keine Sitzordnung). Und schon konnte das Mahl beginnen.
Grüße aus der Küche
Die Brotscheiben und zwei Aufstriche wurden aufgetragen und die fünf Grüße aus der Küche folgten direkt darauf. Sie standen unter dem Motto Herbsttrüffel, Sellerie mal 3 und Apfel.
Zwei Kreationen waren als Happen für die Hand angerichtet. Sie waren in essbaren Körbchen bzw. auf einer knusprigen Unterlage Eine Essenz aus Sellerie war in Glasröhrchen abgefüllt. Eine Rote-Bete-Creme befand sich in einen kleinen Glas und konnte gelöffelt werden. Den Abschluss bildete ein Gericht in einer kleinen Schale und wurde ebenfalls mit einem Löffelchen gereicht.
Das schmackhafte dieser Grüße bestand in der Kombination von cremigen, knackigen und würzigen Zutaten. Die suppenartigen Kleinigkeiten überzeugten durch die Kraft der verwendeten Wurzelgemüsen.
Die verkosteten Speisen
Trilogie vom arktischen Saibling – Orange – Fenchel – Karotte
Saibling gehört zu meinen Lieblingsfischen. Hier war er gebraten, konfiert und als Tatar eingesetzt. Kräuter, Salatblättchen und Gemüse rundeten den Teller ab. Es gab ein Spiel aus leicht süßen Aromen durch Möhre, Fenchel und Orange und kleinen pikanten Saucen bzw. Cremes. Der helle Kaviar war dann eine gelungene Abrundung.
Suppenapotheke – Kokos-Kürbissuppe – Pilzconsommé – Ochsenschwanz – Tomatenessenz – Kaninchen-Zimtsuppe - Sauerampfersuppe
In einem Reagenzglasständer befanden sich die verschiedenen Suppen. Einige waren klar wie zum Beispiel die Tomatenessenz, andere hatte eine dunkle Färgung, weitere waren cremig und gebunden wie zum Beispiel die Kürbissuppe. Sie hatte auch spürbare Kokos-Elemente. Auf jeden Fall war die Kaninchen-Zimtsuppe besonders ausgefallen, weil diese Gewürzkombination schon recht eigenwillig auf uns wirkte. Am besten kamen die Klassiker Pilz, Tomate und Sauerampfer an. Die Kinder hatten Gefallen an der klaren Tomatenessenz.
Jedenfalls überzeugte uns die Breite und Vielfalt der Suppen.
Konfiertes Störfilet von der Fischzucht Hahn – Aubergine – Kichererbse – Kombu – Erdnuss – Kaviar
Das Störfleisch war fest in der Konsistenz und dazu herrlich aromatisch. Dieser Fisch hat schon ganz eigene Aromen. Sie kamen genial zur Geltung und mundeten sehr. Dazu noch etwas dunkler Kaviar – das hat schon etwas. Der Erdnuss-Hack und das Erbsenpüree bildeten die Beilage. Die Seetang-Sauce oder Suppe brachte salzige und krautige Elemente ins Spiel. Ein Stück Aubergine befand sich unter dem Störfilet. Es war relativ fest und nicht besonders gewürzt. Erst im Zusammenspiel mit Püree und Sauce bildete sich ein besonderer Geschmack heraus.
Sorbet von schwarzen Johannisbeeren
Das Eis war weich und cremig (also optimal zum Verzehr) und machte mit seinen leicht herben Aromen den Gaumen frei für den Hauptgang. Etwas kühler Knusper in der Art von
Granité brachte besonders Frische in den Mund.
Bergischer Hirschrücken unter der Walnusshaube – Friaulischer Raviolo – Wirsing-Birnen- Lasagne – Mandel – Holunderjus
Das Wildfleisch war köstlich gegart und saftig. Die Kruste obenauf war aromatisch, aber von der Konsistenz her eher eine Haube, was dem Geschmack keinen Abbruch tat. Die Beilagen waren äußerst abwechslungsreich und auch für mich neu bzw. ungewöhnlich. Die kleine Lasagne aus Obst und Gemüse war interessant durch das Spiel von krautig-herb und leichter Süße. Das wiederum gut zu Wild passt. Der Raviolo war mit Nüssen und Früchten gefüllt, was ich ebenfalls so nicht kannte. Die Sauce war gut gebunden, dunkel und kräftig im Geschmack. Auf einigen Tellern gab es als Gemüse Pak Choi, weil einige Gäste nicht Nüsse, Mehl oder Milchprodukte vertragen. Dadurch konnte Unwohlsein gut vermieden werden. Natürlich war diese Zutat nicht so „aufregend“ wie auf den anderen Tellern.
Dessertvariationen „Zur Post“
Wie bei den Grüßen zu Anfang gab es nun eine große Anzahl von kleinen Speisen – diesmal natürlich süß und aromatisch: In einem Glas eine geschichtete Mousse bzw. Creme; in einem Töpchen eine Crème brûlée, ein Lutscher, Fruchteis, Kuchen, Donut und ein Schokoladentörtchen mit flüssigem Kern.
Da war für jeden etwas dabei – auf die Zutaten wurde hingewiesen, damit niemand etwas verkostet, das ihm vielleicht nicht bekommen könnte.
Es war jedenfalls eine köstliche Vielfalt: Herzhaft und süß – kein Gemüse oder andere experimentelle Zutaten. Sicher bin ich auch für diese Varianten offen, aber heute wollte ich davon nichts wissen bzw. haben. Bei den Wilbrand-Brüdern können wir sicher sein, dass die Desserts wirklich Süßspeisen sind.
Zum Kaffee wurden noch einige Plätzchen, Schokoladennusspralinen und Macarons gereicht.
Wir hatten tolle Gespräche und köstliche Speisen und ansprechende Getränke. Ich hoffe, dass es allen so gut gefallen hat wie mir. Jedenfalls äußerten sich die Gäste durchweg mit viel Lob.
Getränke
Taunusquelle medium
Apfelschorle
Veltins Pils alkoholfrei
Franziskaner Weizenbier alkoholfrei
PriSecco
Deutz brut
Huber Malterer 2015 (Cuvée aus Weißburgunder und Freisamer)
Chateau Canon La Gaffeliere 2010
Loosen Erdener Prälat 2007 Riesling Auslese
Über die Getränke hatte ich im Vorfeld mit dem dritten Wilbrand-Bruder gesprochen. Er arbeitet im Hintergrund und ist auch für die Getränke verantwortlich.
Zum Lunch sollten es nicht besonders schwere Wein sein. Zum Anstoßen war es ein trockener Deutz-Champagner, der auch durch seine Frische und einfache Struktut überzeugte.
Weine vom Gut Bernhard Huber gehören zu meinen absoluten Lieblingen. Diese Cuvee kannte ich noch nicht. Die Rebsorte Freisamer habe ich bisher wohl wissentlich noch nie verkostet. Es handelt sich um eine Neuzüchtung aus Silvaner und Grauburgunder. Zusammen mit Weißburgunder ergab sich eine frische, leichte Note. Dadurch konnte dieser Wein gut beide Fischgänge begleiten. Zwei verschiedene Weiße wären sicher auch möglich gewesen, doch Herr Wilbrand meinte, dass mittags zu viele verschiedene Aromen auch den Magen und den Sinn belasten könnten. Ich bin fest überzeugt, dass die Wahl tatsächlich genau richtig war.
Zum Fleisch wollte ich gerne einen gereiften Bordeaux haben – natürlich wäre auch ein deutscher Spätburgunder möglich gewesen.
Wir einigten uns auf einen Saint-Émilion. Frühzeitig dekantierte die Restaurantleiterin den Wein und so war er herrlich geschmeidig und rund. Da musste noch eine zweite Flasche geöffnet werden.
Zum Abschluss folgte eine Auslese von Dr. Loosen. Auch diese Flasche war ein guter Griff in meinen Augen.
Fazit
5 – unbedingt wieder
(1 – sicher nicht wieder, 2 – kaum wieder, 3 – wenn es sich ergibt wieder, 4 – gerne wieder, 5 – unbedingt wieder – nach „Kuechenreise“)
Datum des Besuchs: 02.10.2021 – 14 Personen - Lunch
Meine Genießer-Erlebnisse stehen auch bei http://kgsbus.beepworld.de/archiv.htm