"Dieser Geheimtipp rund um italienische Teig-Expertise bereitete nun auch mir zum ersten Mal eine große Freude in jeglicher Hinsicht.."
Geschrieben am 23.03.2025 2025-03-23

"Das "Pad Thai" zeigte mir mit seiner Kulinarik, warum sich das kleine, unscheinbare Lokal schon so lange hält."
Geschrieben am 21.03.2025 2025-03-21 | Aktualisiert am 21.03.2025

"Wo sonst gibt es Wolfsbarsch-Sashimi? Lecker!"
Geschrieben am 01.03.2025 2025-03-01 | Aktualisiert am 02.03.2025

2017 wurde dieses Bistro von Jemandem ins Leben gerufen, dessen Namen allein schon nicht besser passen könnte. Germano Alfarano klingt nicht nur auf der einen Seite schon klar italienisch, sondern sein Vorname schien auch bereits sein Kommen nach Deutschland vorherbestimmt zu haben.
Schnell erfreute sich der Geheimtipp großer Beliebtheit und konnte damit wohl ein gutes Fundament aufbauen, denn bis heute hält sich das Lokal standhaft. Daran konnte auch die Corona-Pandemie nichts ändern, in der das Angebot um einen Liefer- und Abholservice erweitert wurde, der bis heute Gültigkeit hat.
So wie es sich hier fast um eine gastronomische One-Man-Show handelt, so gestaltet sich auch die dazugehörige Größe des Lokals, welches nur einen, hinter einem großen Schaufenster befindlichen Gastraum umfasst. Im Inneren dieses roten Backsteinhaus mit weiß verputztem Erdgeschoss ergibt sich eine Raumgröße, die wohl manches großes Wohnzimmer ebenfalls bereithalten würde.
An dessen Ende befindet sich sogleich die Küche und auf der rechten Wandseite nach dem Eingang hat sogar eine Bar Platz. L-förmig verteilen sich darum dann 4 kleine Tischpartien am Fenster und zwei größere Tafeln rechts und links im hinteren Bereich konnten hier untergebracht werden, ohne dabei einen freien Gang vom Eingang zur am Ende befindlichen Toilette und dem direkten Übergang zur Küche zu blockieren.
Diese bestehen zumeist aus farblich zueinander passenden weißen Holzstühlen mit grauen Stoffkissen und ebenfalls weißen Tischen mit einer weißgrau grundierten Holzoptik auf deren Platte. Die verschiedenen Formen der Stühle sorgen dabei schon für ein auflockerndes Maß an Abwechslung.
Optimiert wird die Nutzung des begrenzten Platzangebotes auch durch eine lange Bank an der linken Wandseite.
Eine Holzoptik spiegelt sich dann auch unter den Füßen der Gäste wieder und die Wände erstrahlen ebenfalls in hellen Farben. So wirkt das Interieur also bereits in seiner Grundgestaltung sowohl stimmig, als auch gemütlich und sympathisch.
Weitere Accessoires für das italienische Flair sind in Form von ein paar Schwarz-Weiß-Bildern, sowie zusätzlich noch Phiolen und Weinflaschen in der richtigen Menge im Raum verteilt.
Zwei große Schirmlampen reichen komplett aus, um bei fehlendem Tageslicht den gesamten Gastraum in ausreichend warmes Licht zu hüllen.
Bei vollgefülltem Gastraum, was mit Sicherheit der Normalzustand bei dieser geringen Anzahl an Plätzen sein sollte, wird es da schnell etwas lauter, aber in gewissem Maße gehört das doch auch zum italienischen Gastro-Feeling dazu. ;-)
Als ich an diesem frühen Freitagabend eintrat, erwartete der Inhaber schon die ersten Gäste und schließlich auch mich mit seinem sympathischen deutsch-italienischen Akzent. Natürlich war das winzige Platzangebot im Übergang zum Wochenende reserviert, doch erfreulicherweise gewährte er mir die Möglichkeit, mich für mein kurzes geplantes Mahl an einem Tisch am Fenster niederzusetzen. In der Küche schien er noch eine weitere Kraft zu haben und als der Gastraum nach 30 Minuten schon komplett voll war, half ihm auch eine junge Dame hier noch mit dem Service. Beide agierten dabei stets freundlich und zugewandt. Sie waren auch regelmäßig im präsent und aufmerksam, sodass auch ich neben den größeren Gesellschaften nie vergessen wurde.
Zum Abschied wurde mir sogar noch ein Digestif aufs Haus angeboten, was die Gastfreundlichkeit nochmals unterstreicht.
Ein Zitat der Website verdeutlicht meiner Meinung nach am prägnantesten, welchen kulinarischen Fokus sich der Inhaber in seinem kleinen selbsternannten "Pizzabistro" setzt: "Pizza aus Dinkelmehl, Sauerteige & Amore". 72h soll der Dinkelmehlteig in der Küche von Germano Alfarano stets an Ruhezeit erhalten und der verwendete Stamm-Sauerteig wird bereits seit 2010 geführt. Das lässt schon aufhorchen und soll sich laut Inhaber nicht nur in einem "buonissima" Geschmack, sondern auch in einer guten Bekömmlichkeit der Speisen widerspiegeln.
Eine weitere Besonderheit ist, dass die Pizza hier nicht in der weltweit bekannten runden Form aus dem Steinofen daherkommt, sondern nach Art "Teglia alla Romana" zubereitet wird, was sich als "auf dem Blech nach römischer Art" übersetzten lässt. Gerade die Liebhaber des prägnanten, luftigen Randes, z.B. der neapolitanischen Art, wären hier also zunächst wohl zunächst etwas verwundert.
Bei diesen Pizze wird grundsätzlich in "Rosso"- und "Bianche"-Varianten unterschieden. Während die "rote" Variante natürlich die übliche Tomatengrundierung prägt, ist es bei der "weißen" Variante ein anderes Nachtschattengewächs, dass die Basis darstellt, nämlich die Kartoffel.
Für beide Kategorien wird dabei eine wirklich große Auswahl an jeweils über einem Duzend verschiedener Belag-Kombinationen gewährt, die zumeist auf kurze Namen wie "Hanna"; "Marta"; "Salvatore" oder auch "Mika" hören. Die Vielfältigkeit bleibt dabei aber stets im italienischen Zutatenregal und dürfte damit alle Pizza-Traditionalisten sehr erfreuen.
Auch beim Preisniveau erwartet den Gast mit einer Reichweite von 10,5 € für die simple "Margherita" bis hin zu 17,5 € für die ausgefallene "Bianche: Königreich Sizilien" mit u.a. Nduja-Wurst, Cima-di-rapa-Kohl und Ricotta, keine ausufernden Kosten.
Natürlich findet der wir erwähnt mit Liebe und Profession geführte Dinkel-Sauerteig nicht nur in den römischen Pizzen seine Veredelung. Auch gefüllte Dinkel-Foccaciabrote namens "Focacce Ripiene" gehören zum Umfang der Mehlspeisen.
Zu guter Letzt muss mit einem klassischen Tiramisu, sowie verschiedenen Salaten, Antipasti-Mischungen und sogar Vitello Tonnato bei Auftakt und Abschluss eines Menüs auf Nichts verzichtet werden.
Auch wenn das nicht mein persönliches Metier ist, so sei abschließend doch noch erwähnt, dass auch norditalienische "Craftbiere", sowie Weine des regional bekannten und nur einen Steinwurf entfernten "Weinhaus H.F von Melle" zum Spirituosen-Repertoire des "Fermenti" gehören.
Zur Probe des heiß erwarteten Dinkel-Focaccia wählte ich noch einen "Insalata mista mit Garnelen", was zusammen einen Preis von 17,5 € nach sich zog. Nach kurzer Wartezeit von 15 Minuten konnte ich mich auch bereits an das erhoffte stillen dieser Vorfreude machen.
In einer sehr schönen Schale lachten mich 10 rötliche Garnelenschwänze an, womit hieran schon einmal nicht gegeizt wurde. Verschönert war dieses ansprechende Bild noch mit einem Basilikum-Chip, der auch geschmacklich einen netten Pfiff gleich zu Beginn bereitete.
Unter den Garnelen machten verschiedene Blattsalate, Rucola, Kirschtomaten, Zwiebeln, Radieschen, Gurke, rote Bete und Oliven den wahrlich vielfältigen „Insalata mista“ aus.
Das alles erfreute schon an sich mit seiner Frische und Knackigkeit, doch der Glanz des auf dem Foto bereits zu sehenden Dressings war nicht nur ein schöner Schein. Dabei handelte es sich wohl um ein Honig-Senf-Dressing, was eine tolle Überraschung und Abwechslung zur meist üblichen Balsamico-Malerei darstellte und zudem vortrefflich abgeschmeckt war.
Dem ganzen standen die Garnelen mit Biss und trotzdem saftig glasigen Kern qualitativ in nichts nach.
Schon Anblick des Herzstücks der hier gebotenen Cuisine, in diesem Fall dem Dinkel-Focaccia, war ein Genuss. Selten habe ich so eine luftige Krume gesehen, die in diesem Fall von einer herrlich krachenden Kruste umschlossen war, die mit Kräutern und etwas Öl noch zusätzlich erfreuende Aromatik erhielt.
Es mag übertrieben klingen, aber für mich war das wirklich in Brot verwandelte Hingabe und Liebe.
Mein persönliches Fazit zu dieser ersten Einkehr im "Little Home of Italian Sauerteig" lautet also folgendermaßen.
Mir gefiel das Ambiente des kleinen Restaurants mit den zueinander passenden Farben sehr, bei der zudem jegliche steril wirkende Homogenität durch in gutem Maße verteilte Bilder und Accessoires, sowie verschieden geformte Stühle aufgebrochen wird.
Diese sympathische Atmosphäre unterstützte auch die Gastfreundschaft des Inhabers und seiner jungen Servicedame, die trotz des prompt rappelvollen Lokals immer freundlich entspannt und umsichtig waren.
Seine Leidenschaft und vor allem Expertise für die herzhafte italienische Backkunst konnte mir der Besitzer des "Fermenti" schon mit seinem "normalen" Dinkel-Focaccia eindrucksvoll in Form von herrlicher Konsistenz und Geschmack beweisen.
Auch beim begleitenden Salat mit Garnelen stimmte für jede Komponente hinsichtlich Geschmack und Qualität für mich alles.
17,5 € scheinen dafür auf den ersten Blick im Vergleich zu anderen italienischen Lokalen sehr hoch gegriffen zu sein. Doch für mein Empfinden war dieser geforderte Preis angesichts der erwähnten Qualitäten von Zutaten und Zubereitung, die beim Focaccia ja auch noch die Zeit mit beinhaltet, gerechtfertigt.
Als Tipp in Sachen italienischer Back- und Teigkunst im Bereich der Innenstadt bleibt das "Mulino" für mich nach dieser Einkehr im "Fermenti" also definitiv nicht allein, denn auch letztgenanntes Lokal konnte mich sehr begeistern.