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"Kulinarischer Heimatausflug"
Geschrieben am 14.09.2017 2017-09-14
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In diesem Kleinstadtidyll bin ich aufgewachsen, habe das Gymnasium besucht und all das gemacht, was man eben so macht von der Jugendgruppenarbeit in der Kirche bis zum Musikzug der Freiwilligen Feuerwehr. Nun ja, nicht alles war immer freiwillig. Aber so ist das eben. Entweder man mag das und richtet sich auf immer so ein oder man sucht irgendwann den Weg in die weitere Welt. Ich habe mich für letzteres entschieden.
Von Zeit zu Zeit natürlich besuche ich meine Heimatstadt immer noch. Schließlich gibt es auch familiäre Gründe dafür. Heute allerdings komme ich vor allem aus kulinarischen Gründen. Und in der Tat ist dies etwas besonderes. Denn mein Ziel ist „Der Schwan“. So lange ich mich erinnern kann, war der „Schwan“ immer das erste Haus am Platze. Wenn man etwas besonderes zu feiern hatte und es sich leisten konnte, ging man dorthin. Meine Familie konnte es sich damals nicht leisten und mein eigenes kulinarisches Interesse war noch nicht ausgeprägt, als ich dort noch lebte. So hatte es sich nie ergeben, dass ich im „Schwan“ essen war. Mittlerweile haben wir das Betreiber-Ehepaar, Ute und Horst Wicke, über die sozialen Medien kennen gelernt und daraus ergab sich nun diese, wenn auch späte Premiere.
Außenansicht
Das Hotel wie auch das Restaurant atmen etwas Jugendstil, sind insgesamt etwas nostalgisch eingerichtet mit viel altrosa als dominierender Farbe. Aber das passt durchaus zum Stil des Hauses und zu dieser Stadt. Nicht ganz unwichtig zu erwähnen ist, dass Ute und Horst Wicke das Haus seit 1965 betreiben, sie in der Küche, er im Service. Da beide auch damals dem Kinderalter durchaus schon entwachsen waren, kann sich jeder selbst ausrechnen, dass die Debatte über das Renteneintrittsalter hier völlig ignoriert wird.
Innenansicht
Ute Wicke ist Autodidaktin, die sich im Laufe der Jahre und Jahrzehnte durch viele Besuche und Kurse bei namhaften Köchen die Neugier auch für moderne Techniken erhalten hat.
Das wird bereits beim ersten Amuse Bouche deutlich, einem Dreierlei, bei dem neben einem recht konventionellen Tomate-Mozzarella-Oliven-Spieß vor allem eine schöne Bloody Mary-Version mit Espuma in Erinnerung bleibt.
Amuse Bouche #1
Auch beim zweiten Amuse grüßt die Küche noch mal mit einem Dreierlei, diesmal mit Rote Bete und Gänseleber, Forellenfilet auf Kartoffelsalat und etwas Forellenkaviar.
Amuse Bouche #2
Ihre Vorliebe für mehrteilige Gerichte lebt Ute Wicke auch bei der Vorspeise aus, die neben Ikarimi-Lachs und roter Garnele auch ein Gemüse-Sushi auf Glasnudelsalat präsentiert. Mittig im Glas dazu noch etwas Salat mit sehr gutem Dressing. Das ist alles für sich sehr ordentlich, könnte aber für meinen Geschmack etwas Fokussierung vertragen, denn Lachs, Garnele und der Salat sind sehr gut. In diesem Allerlei drohen sie aber etwas unterzugehen.
Ikarimi-Lachs, rote Garnele, Sushi
Mit dem Kokos-Chili-Süppchen und zwei knusprigen Wan Tan-Röllchen begibt sich die Küche auf asiatische Spuren. Die Suppe hätte für meinen Geschmack noch etwas beherzter gewürzt sein können. Aber für meine Mutter war sie offenbar genau richtig. Also nichts zu meckern.
Kokos-Chili, Wan-Tan
Wie gut Ute Wicke auch die Fokussierung auf das Wesentliche beherrscht, zeigt sie mit den nächsten zwei Gängen. Pellkartoffeln mit kräutrig abgeschmeckter Crème fraîche und Desietra-Kaviar sind eine unschlagbare Kombination und gemeinsam mit dem kleinen Radieschen-Salat ganz stimmig und hervorragend. Manchmal braucht es gar keine großen kreativen Extravaganzen, um zu überzeugen.
Neue Pellkartoffel, Crème fraîche, zweierlei Kaviar
Deutlich kreativer, aber ebenso konzentriert auf den Hauptdarsteller auch der nächste Gang. Jakobsmuscheln mit Macadamianuss-Kruste sind von Perlgraupen und einem intensiven Hummercurry begleitet. Als Knusperelement ein ausgebackenes Wan Tan-Blatt. Für mich konzeptionell und geschmacklich der stärkste Gang des Abends.
Jakobsmuschel, Macadamia-Nuss, Perlgraupen, Hummercurry
Ute Wicke meint es an diesem Abend besonders gut mit uns. Daher kommen auch beim Hauptgang noch mal alle saisonalen Edelzutaten zum Einsatz. Die ersten Steinpilze aus dem Solling und Trüffel haben den Weg in die Küche gefunden und dürfen die Medaillons vom iberischen Eichelschwein begleiten. Die Sauce dazu ist gut gemacht und das alles alleine hätte mir völlig gereicht, um ein stimmiges, herbstliches Gericht abzugeben. Vielleicht ist es den kleinstädtischen Essgewohnheiten geschuldet, dass es nicht ohne klassische Sättigungsbeilagen abgehen darf und so findet sich auch noch diverses, akkurat zubereitetes Gemüse sowie ein paar Nudeln auf dem Teller. Das alles schadet zwar nicht, aber Gemüse und Nudeln hätte ich – auch angesichts des fortschreitenden Sättigungsgrades – nicht benötigt.
Iberico Schwein, Pilze, Trüffel
Zum Dessert fährt die Küche noch mal groß auf, erneut mit einem mehrteiligen Ensemble aus Eis, Parfaits, Espumas und Saucen. Modernistische Nachtische mit Gemüse oder Kräutern sollte hier niemand erwarten. Nachtisch ist hier noch das, was es sein soll: ein üppiges und vor allem süßes Vergnügen.
Tutti Frutti, Himbeere, Schokolade
Zahlreiche Petits Fours, vor denen unser Tisch weitestgehend kapitulieren muss, beenden ein opulentes Menü.
Petits Fours
Es war mir völlig klar, dass ich an diesen Abend nicht die gleichen Maßstäbe ansetzen würde wie an andere Restaurants. Ute Wicke steht alleine in der Küche, nur unterstützt von einer Kraft, die auch beim Servieren unterstützt. Unter diesem Aspekt ist die Leistung nicht hoch genug zu würdigen. Die Gerichte beeindruckten mit zahlreichen Komponenten und der Aufwand ist dem deutlich anzumerken. Dass einige Gerichte mich dabei mehr überzeugen als andere, ist jetzt nicht überraschend. Stark fand ich tatsächlich die Pellkartoffel und die Jakobsmuschel, aber auch alles andere war schmackhaft, wenngleich ich mir da in der Tat ab und zu ein wenig mehr Beschränkung gewünscht hätte.
Aber wer bin ich, ein Konzept, das seit so vielen Jahren funktioniert, verbessern zu wollen? Und, auch wenn sich das eigentlich nicht gehört, über das Alter von Ute und Horst Wicke muss man dabei eben doch sprechen. Zumindest ein wenig, da ich weiß, dass sie es eigentlich selbst nicht gerne machen. Wenn man in der Küche steht und die 70 passiert hat und im Service gar die 80, dabei aber immer noch vor Kraft und Elan strotzt, dann verbieten sich kleinliche Kritteleien. Dann verneigt man sich nur noch in Bewunderung vor dieser Lebensleistung und dem Spaß, den beide immer noch haben, ihre Gäste glücklich zu machen.