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Der Besuch hat gewaltige Spuren bei uns hinterlassen: Wir waren überwältigt.
Es war das komplette „Paket“, das für uns neue Leitbilder setzte.
Schon der erste Gruß (damals) mit dem Namen „Steingarten“ war der Hammer.
(„Der Steingarten“, so Wissler in einem Interview, „erinnert mich an den Garten meiner Mutter. Zwischen den Findlingen, auf den kleinen Terrassen, wuchsen Wildkräuter. Die bringen faszinierenden neuen Geschmack hervor: würzig-pfeffrig, blumig-scharf, erdig-bitter oder prickelnd wie Brause.“)
Aber auch jeder weiterer Gang war ein Erlebnis.
Dazu der großartige Service, das ungewohnte Ambiente und die köstliche Weinbegleitung.
Das schlägt sich bei mir in vielen erfreulichen Erinnerungen nieder. Neben der Küche haben eben auch mehrere Kräfte des Hauses (über die Jahre gesehen) für mich Maßstäbe gesetzt (aber auch jede andere Mitarbeiter*in war in sich perfekt in der jeweiligen „Rolle“ des Hauses):
- Maitre: Miguel Calero
- Sommelière/Sommelier: Romana Echensperger; Markus Berlinghof; Marco Franzelin
Fast „natürlich“ habe ich mir auch das Kochbuch (2010 herausgebracht) von Joachim Wissler angeschafft. Dabei ging es mir vor allem auch um die wunderschönen Bilder der Gerichte. Mit dem Kauf hat man allerdings auch Zugriff auf die Rezepte (die überhaupt nicht im Buch abgedruckt sind) im Internet.
Ich koche sehr gerne selber, aber hier werden mir meine Grenzen aufgezeigt: Mir fehlen die Geräte, die Zutaten – und auch das Talent. Das ist schmerzlich – aber es erdet mich auch: Neidlos erkenne ich die Meisterschaft an.
Restaurants teilt der Journalist Philipp Mausshardt in drei Kategorien ein: „1 (kann ich besser), 2 (kann ich auch), 3 (kann ich nicht).“
Kategorie 1 ist zu oft anzutreffen und ärgert mich. Stufe 2 ist für mich ein Anreiz ein Gericht nachzukochen.
Im Vendome gehören für mich aber alle Speisen in den Rang 3. - Oder: eine vierte Stufe (will ich gar nicht erst versuchen) trifft es vielleicht noch besser.
Wenigstens bei den Getränken kann ich die vorzüglichen Angebote nicht nur genießen, sondern sie im Handel selber nachkaufen. Ich danke daher den oben genannten „Suffmeister*innen“ für ihre Leistungen und Anregungen.
Das alles hat aber auch seinen Preis und wir können uns das daher (leider) nicht oft leisten.
Aber John Ruskin (1819-1900) hat schon geschrieben: „Es gibt kaum etwas auf dieser Welt, das nicht irgendjemand ein wenig schlechter machen kann und etwas billiger verkaufen könnte. Die Menschen, die sich nur am Preis orientieren, werden die gerechte Beute solcher Machenschaften. Es ist unklug, zu viel zu bezahlen, aber es ist noch schlechter, zu wenig zu bezahlen. Wenn Sie zu viel bezahlen, verlieren Sie etwas Geld, das ist alles. Wenn Sie dagegen zu wenig bezahlen, verlieren Sie manchmal alles, da der gekaufte Gegenstand die ihm zugedachte Aufgabe nicht erfüllen kann. - Das Gesetz der Wirtschaft verbietet es, für wenig Geld viel Wert zu erhalten. Nehmen Sie das niedrigste Angebot an, müssen Sie für das Risiko, das Sie eingehen, etwas hinzurechnen. Und wenn Sie das tun, dann haben Sie auch genug Geld, um für etwas Besseres zu bezahlen.“
Darf ich überhaupt in der heutigen Zeit mit all der Not und Problemen mich dem Genießen hingeben, weil es mich glücklich macht?
Wissenschaftler der Victoria University of Wellington in Neuseeland schreiben unter anderem in der Zeitschrift Journal of Happiness Studies dazu: „Manche Menschen glaubten, dass sie das Glücklichsein zu einem schlechteren Menschen macht und andere nehmen an, dass sie von ihren Mitmenschen als selbstsüchtig, langweilig oder oberflächlich wahrgenommen werden, wenn sie glücklich sind.“
„Hätte ich mich doch gefreut, als ich es noch konnte! Vorbei! vorbei!“ (aus „Der Tannenbaum“ von Hans Christian Andersen)
Mein Zwischenfazit lautet daraus abgeleitet:
Ich werde ohne schlechtes Gewissen mein eigenes Leben weiterhin genießen - so lange ich kann; aber ich werde auch alle meine Mitmenschen (im Sinne des Art. 1 GG) stets ernst nehmen (so gut ich eben kann).
Ich weiß eben, dass es ein unverdientes Privileg ist, so leben zu können – aber jetzt genug dazu gesagt (denn: Sei nicht zu fromm, und übertreib es nicht mit deiner Weisheit! Prediger 7,16).
Ambiente
Es gibt Kritiker, die die Einrichtung für nüchtern oder kalt halten. Mir gefällt es so wie es ist: genug Platz für jeden, Abstand zu anderen Gästen, bequeme Drehsessel, riesige Stoffservietten u.s.w.
Sauberkeit
Vorbildlich
Sanitär
Im Keller (Treppe oder Aufzug) gelegen. Großzügig angelegt.
Service
Jede Kraft erfüllt gekonnt die zugewiesenen Aufgaben. Für uns war eine junge Kellnerin hauptsächlich zuständig. Der Restaurantleiter und der Sommelier waren bei Bedarf ebenfalls zur Stelle. Die Souveränität der ganzen Brigade überzeugt uns immer wieder.
Die verkosteten Speisen
GOURMETLUNCH VON JOACHIM WISSLER IM RESTAURANT VENDÔME
B E N S B E R G 2 0 1 6 - M E N Ü 1 3 5 € - I N K L U S I V E G L A S
C H A M P A G N E R Z U M A P E R I T I F - W A S S E R U N D K A F F E E
Dieses Menü wird nur tischweise serviert.
AUFTAKT
T O F F E E
Dieser Gruß ist typisches Beispiel für die Handschrift von Joachim Wissler. Er übernimmt das Aussehen von bekannten Lebensmitteln und wandelt sie in Überraschungen. Die kleine Köstlichkeit besteht überwiegend aus Gänseleber.
L I A I S O N I N W E I ß
Dieser Teller ergibt ein wunderschönes Bild. Auf der Platte befinden sich unendlich viele Komponenten, die alle prächtig munden: Kleine Pilze, Alba-Trüffel, Wachtelei, Vogelbeeren, diverse Cremes aus Gemüse der Saison, grüne Jus.
Verschiedene kleine Brötchen und schmale Fladen bilden ein breites Spektrum an Backwaren zum Naschen zwischen den Gängen. Die köstliche leicht gesalzene Butter auf dem Brotteller steigert noch die Aromen. Aber auch zum Aufnehmen von Saucen und Jus sind einige Brotteile sehr geeignet.
MENU
T H U N F I S C H B A U C H Z I T R O N E N G R A S – M I N Z V I N A I G R E T T E
Die Avocadocreme und die verarbeiteten Rettichstückchen sind keine Nebensächlichkeiten, sondern sehr aromatische Komponenten zur Abrundung des Thunfischs. Mir kamen beim Verspeisen auch Räucheraromen in den Sinn.
F R E I L A N D S C H W E I N & B E T E
Das Schweinefleisch war saftig und mit einem herrlichen Gelee überzogen. Das krosse Blatt mit eingearbeiteten Gewürzen, das auf dem Braten lag, rundete den Geschmack ab. Der Rosenkohl war perfekt verarbeitet und ergab verschiedene Geschmacksvariationen.
H A S E N R Ü C K E N
Der Hauptgang war ein Wildgericht. Die Fleischstücke waren sanft gegart und die Sauce eine passende Begleitung. Die Schwarzwurzelstückchen waren noch gut im Biss und dadurch noch knackig im Mund. Dazu gesellten sich kleine Zwiebelchen und das Nadelbaummarmelade.
K A R A M E L L I S I E R T E R A R M E R R I T T E R
Die Nachspeise kann ebenfalls überzeugen. Im Mittelpunkt steht der süße Biskuit. Aber auch das Eis und das Kompott daneben angeordnet, erfreuen die Geschmacksnerven im Mund. Die Ausgewogenheit der dezenten lieblichen Noten machte diese Komposition aus.
SÜSSER ABSCHLUSS
L I T S C H I
M A C A R O N
M A G N U M R O Y A L
Z U C K E R S C H N Ä U Z C H E N
Die letzten vier Einzelgerichte nehmen wieder Ideen von bekannten Naschereien auf wie die Magnumform oder das Popcorn oder Marshmallow und Macaron.
Der eigentliche Abschluss ist dann der Kaffee zu dem noch einmal meisterliche Pralinen angeboten werden. Man kann aus einem großen Angebot wählen.
Getränke
- Gerolsteiner medium
- Ruinart Rosé
- 2006 Trittenheimer Altärchen Riesling Kabinett trocken - Franz-Josef Eifel - Mosel
- 2014 Fleurie - Julien Sunier – Beaujolais
- 2013 Willamette Valley Pinot Noir - J.Christopher by Ernie Loosen – Oregon
- 2010 Cuvée Hügelland Beerenauslese - Weingut Seehof - Rheinhessen
- Plantation Rum Barbados XO 20th Anniversary Rum
- Kaffee
Preis-Leistungs-Verhältnis
Die Qualität ist einfach überzeugend.
Fazit
5 – unbedingt wieder. Nach jedem Besuch, weiß ich mehr, was mir in der Zwischenzeit seit dem letzten Aufenthalt dort an Perfektion gefehlt hat.
(1 – sicher nicht wieder, 2 – kaum wieder, 3 – wenn es sich ergibt wieder, 4 – gerne wieder, 5 – unbedingt wieder – nach „Kuechenreise“)
Datum des Besuchs: 24.01.2016 – 3 Personen - mittags