"Hier im "Käsbüro" bin ich mit meinem Schatz nicht nur auf den Spuren meiner Speyerer Vorfahren gewandelt...."
Geschrieben am 10.11.2022 2022-11-10 | Aktualisiert am 11.11.2022
"Gastfreundschaft im Schatten der Burgkirche ......."
Geschrieben am 09.11.2022 2022-11-09 | Aktualisiert am 09.11.2022
"Wir hatten das größte Fass der Welt beide größer in Erinnerung..........."
Geschrieben am 08.11.2022 2022-11-08 | Aktualisiert am 08.11.2022
"Eine solch mickerige "Speisekarte" habe ich noch nie zuvor gesehen ........"
Geschrieben am 07.11.2022 2022-11-07 | Aktualisiert am 08.11.2022
"Italiener in Deutschlands Toskana"
Geschrieben am 27.09.2022 2022-09-27
Der Empfang durch Frau Kolley war ausgesprochen herzlich, hatte ich doch in meinem Mail-Reservierungswunsch (telefonische Reservierungsanfrage geht hier nicht; man bekommt nur Frau Kolleys Stimme auf Band, die auf den Mail-Weg verweist), anklingen lassen, dass ich schon vor Jahrzehnten mit meinen Speyerer Großeltern mehrfach "Käsbüro"-Gast gewesen sei und schon allein deshalb gesteigerten Wert darauf legen würde, am letzten Abend unseres Urlaubs hier mit meiner Frau zu speisen.
Frau Kolley führte uns in die Nonnenstube (das ganze Gebäude stammt aus dem 11.Jahrhundert, war zunächst ein Äbtissinnenhaus und später dann eine Zehnscheuer, bevor es um 1800 schliesslich zur Weinstube bzw. zum Restaurant wurde, was es bis heute geblieben ist und ), wo sie uns den Eckbanktisch zuwies. Am Tisch gegenüber sassen zwei mittelalte pfälzische Pärchen, die sich angeregt über ihre Patienten-Erlebnisse in der Heidelberger Uniklinik und anderen Krankenhäusern austauschten. Das ein und andere Gläschen musste bereits ihre Kehlen befeuchtet haben, denn die Schilderungen waren teilweise recht drastisch/sarkastisch. Der letzte Tisch in der Nonnenstube wurde besetzt, als wir bereits bei den Vorspeisen waren; ein recht schnöselig wirkender Herr in deutlich jüngerer weiblicher Begleitung, der aber nicht weiter störte.
Meine Frau wünschte einen Aperitiv und entschied sich auf Empfehlung von Frau Kolley für das "Fräulein Käsbüro", eine 0,1l- Mischung aus Secco, Rhabarbersirup und Mineralwasser für EUR 7,00, die bei Mme.Simba sehr gut ankam; mein Aperitiv bestand aus purem Rothaus Tannenzäpfle-Pils (0,33l EUR 3,80). Zum Essen trank sie Taunusquelle medium (0,25l EUR 3,00). Leider musste ich zum Essen ohne den von mir in den letzten Tagen favorisierten und als ausgesprochen süffig erlebten Grauburgunder der Bad Dürkheimer Winzergenossenschaft Vier Jahreszeiten auskommen; er stand nicht auf der Karte. "Ersatzweise" bot mir Frau Kolley einen Grauburgunder des Bad Dürkheimer Weinguts Hensel für EUR 8,50 pro 0,25l an. Ein auch sehr ordentlicher Wein, wie ich meine, aber nicht ganz so gut wie mein VJ-Favorit. Als Vorspeise wählte wir beide "Rinderconsommé mit Markklößchen und feinem Gemüse (je EUR 8,50). Als Hauptgericht hatte sich meine Dauergeliebte für das Tagesangebot "Nudeln mit Mischpilzen" (EUR 24,00) entschieden, ich hätte mich durchaus für das von den marcO74´s schwer gelobte Kalbslebergeschnetzelte erwärmen können, entschied mich dann aber doch dagegen. Beim Geschnetzelten bin ich allerdings konsequent geblieben; es wurde "Geschnetzeltes vom Hirschrücken mit Preiselbeersauce, gebuttertem Rosenkohl und gebratenen Semmeltalern" für EUR 29,50.
Vor dem Servieren der Vorspeise kam zunächst der Küchengruß in Form eines Curry-Tomatensüppchens, wie Frau Kolley uns erklärte. Den gleichen Küchengruß hatten die marcO74´s vor über zwei Jahren auch schon gehabt, wobei damals die Beilage aus einer Blätterteigstange bestand, während es heutzutage eine angeröstete Scheibe von selbstgebackenem Brot ist. Tomatensuppe über die Lippen des Königs der Tiere ? Never. Doch Frau Kolley liess nicht locker, bis sie schlussendlich den Inhalt des kleinen Gläschens buchstäblich in mich hineingeschwätzt hatte. Nicht dass ich daran gestorben wäre. Auch müsste ich lügen, wenn ich behaupten würde, es hätte mir nicht geschmeckt. Trotzdem ist mein Bedarf an Tomatigem jetzt wieder auf Jahrzehnte hinaus gedeckt.
Ganz klar, dass eine Rinderconsommé schlanker und eleganter daherkommt als die Rinderkraftbrühen, die ich in den letzten beiden Tagen zu mir genommen habe. Geschmacklich wirklich gut, die an der Oberfläche schwimmenden Suppengemüse-Würfelchen hätte ich allerdings nicht gebraucht und unter den drei "Rindersuppen" mit Einlage hat mir die im "Dürkheimer Fass" mit ihrer Kraft eine Spur besser gefallen, während die der "Marktschänke" hinter der Consommé einen ehrenvollen dritten Platz in meiner Bewertung belegt.
Absolute Kracher waren die beiden Hauptgerichte. Auf dem Teller befanden sich neben der Pasta, dem Aussehen nach etwas Tagliatelleartiges, viele Pilze. Bestimmen könnte ich, eher Pils- als Pilzexperte, ihre Arten jetzt nicht; Pilzsammeln ist mir absolut fremd. Hauptsache, meine Frau war selig mit ihrer Wahl, und das war sie wirklich. Auch mein vormals stolzer Geweihträger, auch bekannt als König des Waldes, legte auf dem Teller Ehre ein. Schöne aus dem Rücken geschnittene Streifen, top gegart und bestens abgewürzt,umrahmt von einer ganz tollen Preiselbeersauce und von gebuttertem zarten Rosenkohl. Dazu die gebratenen Semmeltaler; insgesamt ein ganz tolles Gericht, in sich absolut stimmig. Ganz großes Kino, Herr Kolley, und absolut sternewürdig. Ein wirklich toller letzter Derkem-Abend für uns; vielen Dank dafür, natürlich auch an Frau Kolley im Service. Wir werden wiederkommen! Und jetzt tue ich einmal etwas, was ich hier schon lange nicht mehr getan habe: fünf Sterne für den Bereich "Essen". Weil sie gerechtfertigt und verdient sind.
P.S. Hier soll auch der frühere pfälzische Minipräser und spätere Puntzkanzler Kohl, der Mann ohne "sch", häufiger mit seine Hofstaat eingefallen sein, wenn er mal keinen Bock auf Saumagen hatte und wenn er nahe bei den "Menchen draussen im Lande" sein wollte, während ihn ansonsten im politischen Geschäft "der Mantel der Gechichte" umflatterte.