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Am Nordrand des Sees etwas abseits von den touristischen Hotspots hatten wir zu dritt einen gastronomischen Abend voller Leidenschaft, denn eben das soll „eshram“ auf Farsi (persisch) heißen. Ob die persische Ehefrau des ehemaligen Beluga-Reeders Niels Stolberg bei der Namensgebung mitwirkte, wissen wir nicht. Jedenfalls gehörte das Lokal ehedem zu den auch gastronomisch vielfältigen Interessen des Selfmade-Mannes und geriet wie die anderen Aktivitäten (die Bremer Gourmets seufzen hier ein leises „Outer roads“) nach der Insolvenz von Unternehmen und Privatperson in schweres Fahrwasser. Nach etlichem Hin und Her wird jetzt wieder ruhig und mit Tiefgang gekocht. Die eine oder andere Schaumkrone könnte zwar noch aufgesetzt werden. Aber da das Apicius im Jagdhaus Eiden gerade erst wieder aus dem selbst gewählten Dornröschenschlaf erwacht, ist das Eshramo eine sichere Adresse für Liebhaber gehobener Küche ohne Sterne-Erwartungen.
Das Restaurant ist teilweise barrierefrei, wenn auch eng, die Toiletten im Keller leider nicht.
Bedienung:
Da am Freitagabend nur 3-4 Tische besetzt waren, konnte die junge, engagierte und freundliche Dame den Service alleine gut stemmen. Durch den recht verwinkelten Innenraum schien sie in der Tat gelegentlich „irgendwo“ zu sein, so dass wir uns beim Kommen mit der Garderobe selbst behalfen und uns auch im Lauf des Abends häufiger einen aktiven Blick zu unserem Tisch gewünscht hätten. Den hatte dann aber der Chef aus der offenen Küche, in der er mit einem Kollegen sehr ansprechend zu Werke ging. Der Service erläuterte die Karte und auch das Tagesgericht. Ein Aperitif wurde sogleich angeboten, nachdem wir unsere Akklimatisierungszeit durchgesetzt hatten, überraschten wir die Dame allerdings mit unserem Champagnerwunsch: „Klar, können Sie auch ein Glas haben!“ Auch Weinempfehlungen konnten nicht gemacht werden, ebenso kam nur die Frage nach einem Kaffee, zu einem Digestif mussten wir uns erneut selbst durchfragen. Ansonsten alles professionell, von den Wartezeiten, dem Anreichen, dem klaren Annoncieren bis zu den Fragen nach der Zufriedenheit. Auch meine Extrawünsche beim Dessert wurden freundlich aufgenommen.
Essen:
Vorweg vier Sorten Brot, darunter Früchtebrot und dickes Knäcke mit Körnern. Dazu ein Kräuterdip, eingelegte Tomaten und Butter mit Fruchtsalz, das auf Nachfrage als Hibiskus bezeichnet wurde, mir aber doch wie Himbeere vorkam. Alles original aus dem Outer roads übernommen, ebenso wie die vier Zuckersorten zum Kaffee einschließlich der mit Karamell und der (wun-der-bar) mit Malz aromatisierten. Hier merkt man noch deutlich die Handschrift von Sven Niederbremer, der nach der Schließung in Bremen kurze Zeit im Eshramo wirkte – und die schmerzliche Lücke, die sein Abgang in den Südwesten hinterließ.
Als Amuse gueule zwei Mini-Mozzarella mit zurückhaltendem grünen und roten Pesto und eine glasierte Kirschtomate. Alles nett, besonders die süße Tomate, aber auch nicht berauschend.
Einheitlich hatten wir uns als Vorspeise für die Trilogie von der Garnele für 13€ entschieden: Im Speckmantel auf Chutney, gebraten in Knoblauchsauce, pochiert auf roter Beete. So auch die Reihenfolge in der Bewertung: der sehr dünne Speck war nicht zu salzig, ließ der Garnele geschmacklich noch Raum und harmonierte gut mit dem fruchtigen Chutney, auf den Punkt der gebratene Shrimp mit einer nur dezent „knoblauchisierten“ Sauce. Auch schmackhaft, aber abfallend die (gewollt?) kalte Gamba, die für meinen Geschmack keine glückliche Liaison mit den fein gehobelten Scheiben der erdigen Knolle einging (die ich ansonsten sehr schätze). Sehr ansprechend die Präsentation.
Als Hauptgang hatte ich mich das Tagesangebot Fischfilets mit dreierlei Pilzen und Risolee-Kartoffeln für 24€ entschieden. Abgesehen von der uneleganten Präsentation eines sehr voll geknallten Tellers (der für klare 5 Sterne beim PLV sorgt), gab es nichts auszusetzen. Alle Fische waren á point, überaus saftig und auf der Haut knusprig. Besonders ist hier der Seehecht zu loben, ein eher einfacher Fisch, der bisher nicht zu meinen Favoriten zählte. Auch der Kabeljau, daneben Seeteufel (!), Zander und Lachs. Die Pilze, darunter schon Steinpilze, waren frisch und fest, kein bißchen wässrig, was die leichte Senfsauce mit Schnittlauch verdorben hätte. Dazu die Kartoffeln mit schöner Röstnote und exaktem Biss (cetero censeo: Ich hasse Erd-Äpfel, die hart wie letztere schmecken!). Alle Gemüse frisch, ebenfalls auf den Punkt gebraten (der Kohlrabi ist hervorzuheben) und netterweise in verschiedenen Schnitttechniken von Scheiben und Röschen über Julienne bis zu einem angebratenen Bouquet. Auf der Vollheit des Tellers ging das leider etwas verloren. Eine einzelne Präsentation wäre hier glücklicher gewesen.
Beim Dessert wollte ich etwas zurückfahren. Anstelle der Panna cotta bat ich daher nur um etwas Fruchtsalat, auch auf die angebotene Sabayon dazu habe ich (sehr schweren Herzens) verzichtet. Das Bild sagt mehr als tausend Worte, alles Früchte sehr aromatisch. Nicht nur mit Minze dekoriert, sondern auch mit etlichen Streifen aromatisiert, gerade zu den Erdbeeren natürlich hervorragend. Dass dafür bloß 5€ auf der Kassa standen, war mir schon fast peinlich.Ich schwanke zwischen 4 und 5 Sternen. Aber geschmacklich, sieht man vielleicht von der Garnelen/Rote Beete-Kombi und dem eher uninspirierten Amuse ab, war alles wunderbar. Wahrscheinlich störe ich mich an der eher „einfachen“ Darbietung. Daher mit Schubs: 5*Getränke:
Als Champagner kam Taittinger, 12€ für das Glas mit mustergültig gekühltem Inhalt. Beim Wein musste ich Kompromisse mit meinen Fleisch essenden Begleitern eingehen. Es wurde ein weiß gekelterter, trocken ausgebauter Merlot aus der Pfalz für 29,5€, der mir trotzdem überwiegend zu fruchtig war. Aber qualitativ untadelig, nur nicht zu meinen Gerichten (oder meinem Geschmack...) ideal. Preislich eher kundenfreundlich kalkuliert, ebenso der Delaforce Red als Port für kleine 4€. Der Espresso eines Kollegen für 2,3€. Acqua Panna dagegen 6€ die 0,75l Flasche.
Ambiente:
Helles freundliches Interieur in pastellnen Erdfarben. Ebenso große Amphoren, die als einzigen dem persischen Namen Referenz erweisen. Viele Fenster mit Blick in Wiesen und Wald. Die Tische, die sich an den Wänden um die offene Küche und die Theke mäandern, sind niveauvoll eingedeckt, alles mit Qualität. Accessoires zurückhaltend. Eine Geruchsbelästigung aus der Küche konnten wir nicht bestätigen. Mit einem gläsernen Windfang werden die Gäste beiderseits der Tür vor allzu kaltem Luftschwall geschützt. Im hinteren Bereich öffnet sich ein kleinerer Raum. Ich habe schon beim Hereinkommen gedacht: „Gemütlich“, aber ohne eine puppenhaushafte Anwandlung; eher im Sinne von „warm“. Allein ein Teil des Fußbodens ist mit Sisal beklebt, der seine besten Jahre schon hinter sich hat. Die wenigen anderen Gäste gemischt. Ein Herr, der gegen Ende unseres Besuches kam, sorgte mit Hund und Smartphone für etwas ungewollte Abwechslung.
Sauberkeit:
Die Toiletten im Keller fallen etwas ab und könnten ebenso wie die steile Treppe eine Grundrenovierung brauchen. Im Gastraum bis auf den an den Ecken schon hoch kommenden Sisalteppichbelag alles in Ordnung.